Packender Historienschmöker um eine imposante, keinesfalls fiktionale Buchdruckerin
Die Herrin der LetternTübingen, im Jahre 1554:
Der Drucker Ulrich Morhart erhält einen wichtigen aber auch äußerst geheimen und lukrativen Auftrag. Er soll das von Herzog Christoph verfassten neuen Gesetzbuch, in großer Stückzahl ...
Tübingen, im Jahre 1554:
Der Drucker Ulrich Morhart erhält einen wichtigen aber auch äußerst geheimen und lukrativen Auftrag. Er soll das von Herzog Christoph verfassten neuen Gesetzbuch, in großer Stückzahl auf Papier drucken. Doch nur wenig später stirbt Ulrich an den Folgen eines Infarkts und so ist es nun an Ulrichs tapferer und zupackender Gattin Magdalena, die Druckerei in Ulrichs Sinne weiterzuführen. Dessen ältestem Sohn aus einer früheren Ehe, der ebenfalls als Miterbe benannt wurde, ist Magdalena ein Dorn im Auge. Er will Magdalena und ihre Kinder, die ebenfalls im Betrieb mitarbeiten unbedingt loswerden und schmiedet daher finstere Pläne. Seine nach außen hin gespielte Freundlichkeit zeigt zunächst Wirkung. Die Witwe ist überglücklich darüber, dass ihr der Stiefsohn helfen will und sie, während einer Geschäftsreise nach Straßburg vertreten möchte. Doch das böse Erwachen folgt auf dem Fuße und Magdalena muss, nachdem ihr vorgeworfen wird unerlaubte Papiere gedruckt zu haben, alle Register ziehen, um die Druckerei weiterhin behalten zu dürfen.
Immerhin hat sie ihre Kinder und die fleißigen Lehrlinge im Betrieb, die ihr zu Seite stehen. Allerdings gibt es unter ihnen scheinbar ebenfalls ein „faules Ei“ und dessen Verrat könnte die Witwe teuer zu stehen kommen.
Die Obrigkeiten der Universität, haben ebenfalls große Zweifel daran, dass Magdalena ihren Auftrag zur Zufriedenheit aller, erledigen wird. Schließlich ist sie lediglich ein einfaches „Weib“, dem man in diesen Zeiten nicht viel zutraut und hat das Handwerk nicht von der Pike aus gelernt. So manch einer aus dem einfachen Volk, glaubt sogar die üblen Gerüchte und Verleumdungen über Magdalena, die mit dem Teufel im Bunde sein soll. Als Tübingen auch noch von der Pest heimgesucht wird, muss die Familie daher fest zusammenhalten. Wird sie ihren wichtigen Auftrag dennoch erfüllen können?
Da ich nicht nur eine begeisterte Historienschmökerin bin, sondern dazu auch noch ein paar Jahre in einer Druckerei arbeiten durfte, horchte ich gleich auf, als ich die Neuerscheinung der Autorin Sophia Langner entdeckte und wollte ihren Roman, über die mutige und clevere Buchdruckerin Magdalena Morhart, dann auch unbedingt lesen. Magdalena Morhart ist eine historisch verbriefte Persönlichkeit, von der ich, sehr zu meinem Leidwesen, bis dato noch nicht gehört oder gelesen hatte. Die Autorin zeichnet hier das vielschichtige Bild einer starken, couragierten Frau, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten musste. Die vielen Rückschläge und Steine, die Magdalena dabei in den Weg gelegt wurden, ließen sie dennoch nicht verzweifeln, was mir beim Lesen sehr imponiert hat.
Magdalenas Werdegang wird packend erzählt, genauso wie ich die Beschreibungen die der Herstellung der Druckerzeugnisse gelten, interessant dargeboten empfinde. Der Erfindergeist der Menschen ist nach wie vor erstaunlich, gerade wenn es um die Druckkunst geht und wie sich die Welt dadurch rapide veränderte. Zwar geht Sophia Langner auch auf die politisch verzwickten Zustände der damaligen Zeit ein, doch steht im Fokus des Romans ganz klar der Überlebenskampf der Buchdruckerin Magdalena, die erbittert um ihren Broterwerb kämpft. Man erfährt also viel über das Alltagsleben der Menschen von damals, insbesondere das des Druckers. Und all das spielt sich in der heute noch wunderschönen Stadt Tübingen ab, die ich selbst schon einmal besuchen durfte.
Zugegeben, ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin, dann und wann, noch ein wenig mehr auf das Privatleben ihrer Romanfiguren eingegangen wäre, nicht so vieles nur kurz angerissen hätte und vor allem, dass sie ihren Akteuren noch ein wenig mehr Dialoge auf den Leib geschrieben hätte- trotzdem, in Anbetracht der Tatsache, dass es sich hier um einen Debütroman handelt, konnte ich diese kleinen Schwächen leicht verschmerzen, da der Romanstoff sehr spannend und kurzweilig erzählt wurde und vergebe, weil ich das Buch praktisch in einem Rutsch gelesen und nicht zwischenzeitlich weglegen konnte, trotzdem die volle Punktzahl.
Kurz gefasst: Packender Historienschmöker um eine imposante, keinesfalls fiktionale Buchdruckerin.