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Veröffentlicht am 12.01.2022

Pageturner aber überkonstruierter Plot

Perfect Day
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Romy Hausmann ist für mich persönlich das am hellsten leuchtende Thriller-Sternchen des deutschen Buchmarkts! Nach ihrem preisgekrönten ersten Thriller „Liebes Kind“, der es auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste ...

Romy Hausmann ist für mich persönlich das am hellsten leuchtende Thriller-Sternchen des deutschen Buchmarkts! Nach ihrem preisgekrönten ersten Thriller „Liebes Kind“, der es auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste schaffte, hat sie mich auch mit dem Nachfolger „Marta schläft“ begeistern können. Ich liebe BEIDE Bücher und BEIDE Bücher wurden kontrovers besprochen. Umso gespannter bin ich natürlich nun, wie mir und anderen Lesern ihr dritter Thriller gefallen wird.

Bevor ich etwas zum Inhalt sage, möchte ich das erneut so gelungene Cover loben. Ich finde es toll, dass das Design an die bereits erschienen Bücher angepasst wurde und so ein Wiedererkennungswert bleibt. 😊

In Romy Hausmanns neuestem Werk begleitet der Leser Ann Lesniak durch eine sehr schwierige und emotionale Zeit. Ihr Vater Walter Lesniak wurde vor ihren Augen verhaftet. Der Vorwurf: Er ist der Schleifenmörder, der seit 14 Jahren in Berlin sein Unwesen treibt, kleine Mädchen entführt und tötet. Ann kann es nicht fassen. Ihr Vater ist doch kein Monster! Sie setzt alles daran, seine Unschuld zu beweisen.

Wie in den vorangegangenen Büchern der Autorin bedient sie sich auch hier verschiedener Erzählstränge und Perspektiven. Der Hauptteil des Buchs ist aus Anns Sicht geschildert und spielt in der Vergangenheit. In diesen Kapiteln kommen zusätzlich Gefühlsbeschreibungen hinzu, die Ann in ihrer Kindheit verfasst hat. Außerdem findet man die Aufnahme eines Interviews im Buch. Dabei unterhält sich eine dem Leser unbekannte Person mit dem vermeintlichen Täter. Parallel dazu gibt es einen Erzählstrang, der nur mit „WIR“ überschrieben ist und für mich die Täterperspektive darstellte.

Die unterschiedlichen Perspektiven, die Romy Hausmann auch hier wieder genutzt hat, mag ich beim Lesen sehr gern, da sie Abwechslung und Vielseitigkeit bedeuten. In „Perfect Day“ habe ich mich besonders über die Passagen gefreut, in denen der Täter befragt wurde. Ich hatte gehofft, durch die eine oder andere Aussage auf seine Identität schließen zu können #Pustekuchen Ich konnte anhand der Befragung keine Rückschlüsse ziehen. Ich fand es sehr schade, dass die Autorin ihren Plot diesmal so stark konstruiert hat, dass es (in meinen Augen) absolut unmöglich war, die Auflösung in Gänze zu erraten. (Einen Teil der Lösung hatte ich jedoch ca. 100 Seiten vorm Ende "emtschlüsselt".) Ich weiß: Beim diesem Thema scheiden sich die Geister. Es gibt sicherlich eine Vielzahl von Leserinnen und Lesern, die genau das lieben: Einen innovativen Plot, den sie so noch nirgends zuvor entdeckt hatten. Aber es gibt auch mich: Die überkonstruierte Stories nicht so lieben kann wie andere, die mehr aus dem Leben gegriffen sind oder sein könnten. Hier muss ich also leider sagen, hätte ich mir mehr Authentizität in der Handlung gewünscht. Versteht mich nicht falsch: „Perfect Day“ ist immer noch ein Pageturner! Aber der Plot war nicht wirklich nach meinem Geschmack. Für mich kommt das Buch da nicht an die beiden Vorgänger heran.

Dafür kann die Autorin aber mit etwas anderem punkten, dass vieles wettmacht und zwar mit Emotionen, jeder Menge Emotionen! Romy Hausmann hat für mich perfect (kleines Wortspiel) vermittelt, wie sich Ann fühlt. Ich habe wirklich mit ihr mitgelitten! Ann und ihre Gefühle wirken sehr authentisch und greifbar. In all ihrer Verzweiflung, Wut, Ohnmacht und Angst konnte ich sie verstehen. Ihre Sturheit hat mich hin und wieder zwar etwas genervt, aber wer kann es ihr in dieser Situation übelnehmen?! Die anderen Figuren im Buch bleiben tatsächlich überwiegend blass. Das ist jedoch nicht als Kritik zu verstehen. Als Leser nimmt man alles aus Anns Sicht wahr. Man weiß bei anderen Personen nicht in dem Umfang, was sie denken oder fühlen, wie man es bei Ann tut. Dadurch hat man jedoch genügend „Freiraum“ andere Figuren als Täter zu verdächtigen.

Die Spannung steigert sich in „Perfect Day“ langsam aber stetig. Einige gut gesetzte Twists haben mich wirklich überraschen können. Toll fand ich außerdem den Showdown, der wirklich einlud an den Fingernägeln zu knabbern. Der, „aus der Jackentasche gezogene Beweis“, wer der wahre Täter ist, hat mich allerdings wieder gar nicht überzeugt und fällt für mich wieder in die Kategorie „überkonstruiert“. (Ich kann hier leider nicht mehr schreiben, ohne zu spoilern.)

Was Romy Hausmann aber fabelhaft beherrscht und von dem ich nicht müde werde, es zu betonen, ist der Umgang mit unserer Sprache. Der Schreibstil ist so bildgewaltig und emotional. Hach, einfach brachial schön! Beispiel gefällig?

„Das Leben bahnt sich seinen Weg. Es nutzt die kleinste Ritze, um selbst unter widrigsten Umständen hervorzutreten, wie ein Pflänzchen zwischen Asphalt. Ein Lachen, das erst zwickt, weil man die entsprechenden Muskeln lange nicht mehr bewegt hat, eins, das leise und verhalten und vielleicht ein wenig gekünstelt klingt. Und dann lacht man eines Tages eben doch wieder, laut und schallend und so heftig, dass einem der Bauch wehtut. Dann zwingt sich das Glück einem auf, es fragt nicht nach Schuld und Recht; Glück ist blind und taub, und das ist gut so.“ Seite 391

Es gab so viele weitere schöne Zeilen, die ich euch gern als Zitat aufgeführt hätte, aber ich möchte euch natürlich die Chance geben, diese tollen Zeilen selber zu entdecken. Das Ende, aus dem übrigens das ausgewählte Zitat stammt, versöhnte mich wieder mit „Perfect Day“. Ich mag es zu wissen, wie es mit den Figuren weitergeht, die ich mit dem Zuklappen des Buchs verlasse und freue mich sehr, dass die Autorin ihr Ende auserzählt hat. Übrigens müsst ihr euch das titelgebende Lied von Lou Reed wirklich einmal anhören. Es bildet – für mich – den Soundtrack zum Buch und vermittelt eine wunderbar melancholische Stimmung.

Was kann ich nun abschließend zum Buch sagen?

✒ Es war wieder unfassbar toll geschrieben.
❤ Es erzeugt beim Lesen jede Menge Gefühle und Gänsehaut.
😱 Es baut langsam Spannung auf, die dann im „Showdown“ gipfelt.
🧐 Der Plot war innovativ, aber für mich zu konstruiert.
🥰 Es lohnt sich also auf jeden Fall, „Perfect Day“ selbst zu lesen und herauszufinden, wie es euch gefällt.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Eine Geschichte, die nachhallt

Wenn du mir gehörst
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Hach, Leseratten. Dieses Buch hat mich ziemlich aufgewühlt zurückgelassen. Ich weiß gar nicht genau, wann das passiert ist, aber auf einmal steckte ich so tief in der Geschichte, dass ich ständig an die ...

Hach, Leseratten. Dieses Buch hat mich ziemlich aufgewühlt zurückgelassen. Ich weiß gar nicht genau, wann das passiert ist, aber auf einmal steckte ich so tief in der Geschichte, dass ich ständig an die Figuren und den Fortgang der Story denken musste.

„Wenn du mir gehörst“ wird dabei komplett aus der Sicht von Philomena, kurz Phil, McCarthy erzählt und es fiel mir aufgrund des klaren und flüssigen Schreibstils des Autors leicht, mich in ihre Gedanken und Lage zu versetzen.

Es ist toll zu sehen, wie es doch auch ohne Perspektivwechsel und andere stilistische Mittel möglich ist, einen spannenden und mitreißenden Thriller zu schreiben. Phil ist noch recht jung, hochmotiviert und hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der ihr zum Verhängnis werden soll, als sie auf Tempe trifft. Ich konnte Phil total gut verstehen. Wie kann es sein, dass jemand, nur weil er im Polizeidienst ist, rechtlich nicht verfolgt wird, wenn er seine Geliebte schlägt? Entgegen anderer Anweisung verfolgt Phil den Fall also weiter und verstrickt sich dadurch immer tiefer in Probleme. Tempe wiederum ist sehr dankbar für Phils Hilfe und wird ihr eine enge und gute Freundin, die ihr sogar bei den Hochzeitsvorbereitungen hilft. Nach und nach häufen sich jedoch seltsame Vorfälle um Tempe und man weiß als Leser schnell nicht mehr, ob Phil ihr wirklich trauen kann.

Michael Robotham verwebt hier in seinem Roman toll mehrere (gesellschafts-)kritische Themen: Im Mittelpunkt stehen besonders Clan-Kriminalität, häusliche Gewalt, toxische Beziehungen und Korruption. Das klingt jetzt allerdings dramatischer als es ist. Alle Themen werden angesprochen, das Buch wirkt aber keinesfalls daran überladen.

Besonders spannend zu lesen fand ich, wie sich das Verhältnis zwischen Tempe und Phil (aber auch zwischen Phil und ihrem Vater) während des Buchs weiterentwickelt hat. Hier schlug Robotham nämlich eine ganz andere Richtung ein, als ich vermutete. Langsam und bedächtig erhöht der Autor hier die Spannung und Dinge, die zuvor unwichtig erschienen, bekommen nach und nach immer mehr Bedeutung bis sie sich zu einer Bedrohung für die Protagonistin entwickelt haben.

Die Atmosphäre gefiel mir während des kompletten Buchs richtig gut. Mich hat die Story unterhalten und gegen Ende auch wirklich gefesselt. Ich musste wissen, was tatsächlich passiert war. Ich musste wissen, ob Phil ihre Zukunft retten kann. Ich musste wissen, was Tempe getan hat. Und als ich es dann erfahren habe, war ich schockiert und irgendwie zerrissen. 😰

Ach, ich könnte noch so viel schreiben, mehr möchte ich aber gar nicht verraten. Mich hat das Buch, emotional gepackt, berührt; nachdenklich, traurig und wütend gemacht UND genau das machte es für mich aus.
Ich muss einfach mehr Robotham lesen und ihr auch! 😅💪❤📚
Von mir bekommt ihr eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Mega Twists

Das Therapiezimmer
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Toller Klappentext oder? Auch ich wollte lauschen, die Geheimnisse der Patienten erfahren und Skandale entdecken. 🤫

Bereits der Prolog gefiel mir richtig gut und machte mich auf das Buch unheimlich neugierig. ...

Toller Klappentext oder? Auch ich wollte lauschen, die Geheimnisse der Patienten erfahren und Skandale entdecken. 🤫

Bereits der Prolog gefiel mir richtig gut und machte mich auf das Buch unheimlich neugierig. Die Autorin spielt den ganzen Roman über nämlich sehr gekonnt mit unserer Fantasie und erzeugt genau dadurch einige Plottwists, die ich wirklich gelungen fand. Immer wieder wechselt Aimee Molloy die Erzählperspektive und bringt so Abwechslung in ihren Roman, der in drei Teile gegliedert ist.

Am Ende des ersten Teils überrollte mich ein Plottwist wie eine riesige Lawine, die ich überhaupt nicht habe kommen sehen und die mich eiskalt erwischte. Danach hatte ich lauter Fragezeichen im Kopf und habe tatsächlich erst einmal zurückgeblättert und Absätze erneut gelesen, um die Plausibilität zu prüfen. Und ja, tatsächlich, ich konnte keine Logiklücke finden. 😅 Äußerst geschickt gemacht Mrs. Molloy. 👏 Auch die weiteren Teile des Romans enthielten immer wieder kleine überraschende Wendungen, die mir sehr gut gefielen und mich toll unterhielten. Im Mittelteil gab es dann hier und da ein kleines Spannungstief. Da hätte ich mir etwas mehr Tempo gewünscht. Langweilig wurde mir aber auch hier trotzdem nicht.

Die Autorin versteht es nämlich trotz mangelndem Tempo im Mittelteil, den Leser immer wieder auf neue Abwege zu führen. Das Ganze funktioniert natürlich nur, weil man die Figuren nicht nah genug kennengelernt hat. (Hat mich aber überhaupt nicht gestört.)

Ziemlich gelungen fand ich übrigens auch, dass die Autorin im Buch über unzuverlässige Erzähler/innen schreibt, wobei sie dieses Stilmittel parallel förmlich zelebriert. 😅 Auch die Vergleiche, die Molloy hier zu Stephen Kings „Sie“ eingeflochten hat, fand ich toll. "Das Therapiezimmer" wirkte auf mich wie eine Hommage an den Großmeister. 🙇‍♀️

Im dritten Teil entwickelt sich dann auch der versprochene Thrill, den man bei einem Psychothriller erwartet. Das Ende hatte entgegen der vorangegangen Zeilen keine großen Überraschungen mehr zu bieten, beendete das Buch in meinen Augen aber rund.

Ich empfehle das Buch sehr gern weiter und verstehe die teils sehr kritischen Rezensionen gar nicht. Es ist vermutlich wie immer Geschmackssache.

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Wer ist der Klügere?

Thirteen
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Können wir bitte zuerst über dieses Cover sprechen? Es ist absolut nach meinem Geschmack! Es passt zum Titel, es passt zur Story,  es ist schlicht, aber nicht langweilig!
Ich liebe es! ❤ Allein die Schreibweise ...

Können wir bitte zuerst über dieses Cover sprechen? Es ist absolut nach meinem Geschmack! Es passt zum Titel, es passt zur Story,  es ist schlicht, aber nicht langweilig!
Ich liebe es! ❤ Allein die Schreibweise des Titels, indem ein „I“ durch eine „1“ und ein „E“ durch eine „3“ ausgetauscht wurden. Einfach toll durchdacht!

Und der Inhalt ist definitiv nicht weniger ansprechend als die Verpackung! Ich mag ja schon immer Filme, die vor Gericht spielen und ganz besonders das amerikanische Justizsystem hat es mir angetan. „Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil“ ist ja tatsächlich bei den Amerikanern und dem dortigen Geschworenensystem viel treffender als bei uns. Dass ich Gerichtsthriller nun auch lese, ist tatsächlich eine noch recht frische Liebe. Dieses Werk hier ist jedoch nicht einfach nur ein Gerichtsthriller mit einem gewieften Anwalt, es ist gleichzeitig auch ein Buch über die Psyche eines mehr als cleveren Serienmörders. Die beiden Kontrahenten sind absolut ebenbürtig und liefern sich ein packendes Duell! Mittendrin – wie im Klappentext bereits erwähnt – der Angeklagte Bobby Solomon, für den es in diesem Prozess mehr als düster aussieht, sprechen doch alle Indizien dafür, dass er des Mordes schuldig ist. Die Charaktere fand ich alle total spannend und gut gezeichnet. Es war genau das richtige Maß an Details zu jeder Figur da, um ihnen die nötige Tiefe zu geben und aber auch genug offene Fragen zu lassen, um die Spannung zu halten.

Ich habe erst nach dem Lesen erfahren, dass „Thirteen“ tatsächlich Teil einer Reihe um den Strafverteidiger Eddie Flynn ist und ich befürchte, dass ich die anderen Teile wohl unbedingt auch lesen muss. „Thirteen" ist aber ohne Probleme ohne Vorkenntnisse lesbar, also keine Sorge! Eddie Flynn verdient meines Erachtens einfach noch mehr Aufmerksamkeit. Er vertritt nur Mandanten, die er für unschuldig hält. Eine Maxime, die ich durchaus für mehr als ehrenhaft für einen Anwalt halte. Natürlich bringt Flynn aber auch die typischen Probleme mit: Unter seinem Job leidet die Familie und seine Frau hat sich von ihm getrennt. Das Privatleben spielt jedoch nur eine Nebenrolle.

Obwohl man den Killer in diesem Buch von Anfang an kennt, ist es sehr spannend! Man fragt sich nicht nur einmal, was Joshua Kane und Eddie Flynn da aushecken. Beide sind definitiv mit allen Wassern gewaschen. Allein der Beginn, der aufzeigt, wie Kane in die Jury gekommen ist, war genial. Clever und eiskalt setzt er seine Ziele um. Die Idee, dass der Täter in der Jury sitzt, gefiel mir ausgesprochen gut und machte das Katz- und Maus-Spiel perfekt.

Der Schreibstil von Steve Cavanagh ist sehr angenehm und flüssig. Die Kapitel hatten eine angenehme Länge. Die Absätze aus Eddies Sicht wurden in der Ich-Perspektive geschrieben und lassen den Leser somit nah an ihn heran. Die Kapitel, die Joshua Kanes Handlungen und Gedanken wiedergeben, werden hingegen durch einen neutralen Erzähler übernommen. Ich mochte die Abwechslung beim Lesen. Das einzige Manko, was ich am Buch sah, ist tatsächlich, dass es mir zu lange dauerte, bis der Prozess begann #MeckernaufhohemNiveauEnde. Lobend erwähnen muss ich auf jeden Fall noch, dass Steve Cavanagh dem Leser sehr unauffällig und geschickt Wissen vermittelt. Zum Beispiel wusste ich nicht, dass es "Geschworenen-Berater" gibt, die den Anwälten bei der Auswahl der Jury helfen. Passend dazu gab es zwischen den Kapiteln Steckbriefe der Geschworenen zu entdecken, die Interessen, Alter, politische Neigungen, den Familienstand und andere interessante Fakten über die Personen enthielten, die für die Jury in Frage kämen.

Die Handlung spitze sich mehr und mehr zu und es war klar, dass es ein spannendes Finale geben wird. Und ja, es war spannend, action- und wendungsreich und hat mir richtig, richtig gut gefallen - der Prozess selbst war hier mein absolutes Highlight. Ein wahrer Pageturner!
Ich hatte auch tatsächlich keine Vermutung, wie es ausgehen wird.

544 Seiten, in denen nie Langeweile aufkam! Die Story ist komplex, detail- und wendungsreich. Ich war restlos begeistert und lege jedem Thrillerfan, der toll durchdachte, spannende Bücher liebt, ans Herz das Buch zu lesen! 📚👨‍⚖️

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Veröffentlicht am 26.12.2021

Zu verwirrend

Reality Show
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"Reality Show“ von Anne Freytag hat bei mir hohe Erwartungen erzeugt: Ein tolles Cover, das etwas an ein gestörtes Sendebild beim Fernsehen erinnert und ein Plot, der jede Menge Action und Spannung verspricht. ...

"Reality Show“ von Anne Freytag hat bei mir hohe Erwartungen erzeugt: Ein tolles Cover, das etwas an ein gestörtes Sendebild beim Fernsehen erinnert und ein Plot, der jede Menge Action und Spannung verspricht. Geschrieben ist das Buch überwiegend in der dritten Person, es gibt allerdings auch ein paar Passagen aus der Ich-Perspektive. Die Kapitel sind überwiegend kurz und knackig, genau wie ich es mag. Ort, Zeit und Perspektive variieren sehr häufig. Prinzipiell gefällt es mir, wenn ich etwas Abwechslung beim Lesen habe, hier jedoch war es einfach zu viel des Guten! Die ständigen Wechsel erschwerten die Orientierung im Buch ungemein. Außerdem konnte man zu keinem der Charaktere eine Bindung aufbauen. Das lag zum Beispiel daran, dass man manche Figuren nur ein einziges Kapitel lang begleitet hat und dass es tatsächlich keine (oder kaum) Charakterbeschreibungen gab (von einer -entwicklung ganz zu schweigen). Noch schlimmer fand ich jedoch, dass ich manchmal gar nicht mehr wusste, um welche Person es sich eigentlich handelt, was ich da gerade lese. Die Entführer haben nämlich während ihrer „Operation“ Decknamen, die sie nutzen. In den Kapiteln, die jedoch die Entstehung und Planung ihrer Mission erläutern, werden ihre Rufnamen verwendet – und das sind dann leider einfach eine Menge Namen, zu viele Namen! Die Namen der Entführungsopfer, ihrer Familienmitglieder, Freunde und ihr anwesendes Personal kommen dann auch noch namentlich hinzu und komplettieren das Chaos. Ach und natürlich gab es auch noch die Fernsehzuschauer! Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hätte hier definitiv ein Personen-Decknamen-Namen- Funktionsregister gebraucht, um zu wissen, mit wem ich es in den jeweiligen Absätzen zu tun habe. Die Verwirrung und die fehlende Bindung zu den Charakteren hat mir tatsächlich jeglichen Spaß am Lesen genommen und erzeugte jede Menge Frust. Inhaltlich dauerte es auch bis die Reality Show startete, denn zunächst wurden ja alle Entführungen beschrieben - wie schon erwähnt, waren das eine Menge. Übrigens wurden wirklich alle Opfer vorgestellt, auch die, die für die spätere Handlung keine Bedeutung mehr hatten, denn der spannende Teil, die Verurteilungen durch die Zuschauer an den TV-Geräten, wurde nur für zwei oder drei Personen beschrieben… meines Erachtens hätte hier das Lektorat zuschlagen müssen. Wozu noch mehr Figuren, wenn sie danach nie wieder eine Rolle spielen?! Das Ende (ja, ich habe es echt zu Ende gelesen, keine Ahnung, was mich da geritten hat) gefiel mir übrigens auch nicht. Ich habe es teilweise gar nicht richtig verstanden (

Namensgedächtnis) und es war mir auch einfach viel zu offen. Ich bin ja kein großer Freund davon, wenn ich mir selbst denken soll, wie das Buch ausgeht.

Dankefürnichts Fazit: Sorry, aber das war leider gar nicht nach meinem Geschmack. Als Drehbuch für eine TV-Produktion könnte ich es mir gut vorstellen und sicher würde es als Film gut funktionieren. Immerhin weiß man dann anhand der Stimmen, Statur und des Aussehens der Figuren, mit wem man es zu tun hat. Im Buch hat das einfach nicht funktioniert. Von mir gibt es deswegen keine Leseempfehlung für euch.

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