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Veröffentlicht am 20.05.2019

Interessanter historischer Roman zur italienischen Geschichte, jedoch sprachlich etwas sperrig

Bella Ciao
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Guilia Masca wächst in Borgo di Dentro in ärmlichen Verhältnissen Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts auf. Zusammen mit ihrer Freundin Anita arbeitet sie schon als Kind unter härtesten Bedingungen ...

Guilia Masca wächst in Borgo di Dentro in ärmlichen Verhältnissen Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts auf. Zusammen mit ihrer Freundin Anita arbeitet sie schon als Kind unter härtesten Bedingungen in der Seidenfabrik im Ort.
Schon immer war klar, dass Guilia den langjährigen Freund Pietro heiraten sollte, doch als sie mitbekommt, dass er und ihre beste Freundin Anita sich ineinander verliebt haben, verlässt sie Borgo di Dentro und wandert nach New York aus.

Nach Ende des 2. Weltkriegs kehrt Guilia schließlich mit ihrem Sohn Michael für einen Besuch nach Borgo di Dentro im stark zerstörten Europa zurück. Wird es zu einem Wiedersehen mit Anita kommen?


Meine Meinung:
Das Buch ist in drei große Teile aufgeteilt und erzählt die Geschichte von Guilias und Anitas Familien über diverse Generationen hinweg. Es spielen sehr viele Personen mit und die Autorin bedient sich zahlreicher Perspektivwechsel, die ich am Anfang nicht immer leicht nachvollziehbar fand.
Sehr gut gefallen hat mir, dass es um Teile der italienischen Geschichte ging, die ich in diesem Detail nicht gut kannte. Man hat sich wirklich gut in den Alltag der handelnden Personen versetzen können und vieles gelernt, was man noch nicht wusste.

Allerdings hatte ich von Anfang an Schwierigkeiten, dem Erzählfluss gut zu folgen. Nicht nur wegen der vielen Perspektivwechsel, auch wegen der teils sperrigen, sehr umständlichen Sprache hat sich beim Lesen für mich kein richtiges Wohlfühlgefühl eingestellt. Meines Erachtens wäre es besser gewesen, die Geschichte etwas zu verschlanken, ein paar Personen wegzulassen, die nicht richtig zum Fortgang der Handlung beigetragen haben und manch umständliche Formulierungen etwas klarer und direkter zu fassen.

Es gab viele sehr nette Episoden; ganz witzig waren z.B. Stellen, die aus der Sicht eines Hundes geschrieben waren. – Aber auch diese hätte man sicherlich etwas kürzen können.

Besonders schön fand ich auch, dass unter den handelnden Personen viele starke Frauen waren. Als Leser muss man wirklich den Hut ziehen vor ihrem Durchhaltevermögen, ihrer Hartnäckigkeit, ihrem Einfallsreichtum und ihrer Zähigkeit.
Das in Kombination mit der sehr interessanten und eindringlichen Darstellung der geschichtlichen Details machen das Buch zu etwas Besonderem.


Fazit:
Für mich zeigte das Buch Licht und Schatten. Es hat mich wirklich beeindruckt aufgrund der tollen Darstellung der handelnden Personen und der sehr dichten Vermittlung der historischen Details, aber auf der anderen Seite konnte die Erzählweise meine Erwartungen nicht ganz erfüllen, da es etwas sperrig zu lesen war.

Veröffentlicht am 09.05.2019

Wunderbares Hörbuch zu einem immer noch berührenden und kraftvollen Buch

Effi Briest
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Oliver Rohrbeck liest das Buch „Effi Briest“ von Theodor Fontane.
Effi wächst behütet als einzige Tochter liebevoller Eltern in Hohenkremmen auf. Bereits mit 17 Jahren heiratet sie den wesentlich älteren ...

Oliver Rohrbeck liest das Buch „Effi Briest“ von Theodor Fontane.
Effi wächst behütet als einzige Tochter liebevoller Eltern in Hohenkremmen auf. Bereits mit 17 Jahren heiratet sie den wesentlich älteren Baron von Instetten und zieht mit ihm in das abgelegene Örtchen Kessin an der Ostsee. Die aufgeweckte und abenteuerlustige Effi fühlt sich von Anfang an in dem kleinen Ort und dem düsteren Haus nicht ganz wohl.
Ihrem tristen Alltag entflieht sie für eine Zeit mit dem attraktiven Major Crampas. Viele Jahre später findet ihr Mann dies durch Zufall heraus und das Unglück nimmt seinen Lauf…


Meine Meinung:
Ich habe das berührende und emotionale Buch „Effi Briest“ vor vielen Jahren mit großer Begeisterung gelesen. Ich fand es ganz erstaunlich, wie emotional Theodor Fontane – in solch hohem Alter – eine Geschichte über eine so junge Frau wie Effi erzählen kann.
Das Buch gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern unter den Klassikern.

Ich war sehr gespannt, wie die von Oliver Rohrbeck gelesene Hörbuchfassung mir gefällt, da ich ihn als Sprecher in sehr guter Erinnerung von den ???-Hörspielen habe.
Seine Sprechweise fand ich sehr gelungen und fesselnd für „Effi Briest“, und sie hat mich überhaupt nicht an ??? erinnert.
Von Anfang an war ich total gefangen in der Lesung. Die Eigenschaften der handelnden Personen, allen voran Effi, kommen sehr gut rüber. Es ist sehr gut nachvollziehbar, wie unbeschwert und empfindsam Effi ist und wie sie unter ihrem trüben Alltag in Kessin leidet.
Auch das geflügelte Wort des alten Briest „Das ist ein weites Feld“ wird an den jeweiligen Stellen sehr gekonnt in Szene gesetzt und bleibt im Gedächtnis.

Das Buch ist an sich schon sehr bewegend und anrührend, aber durch die sehr passende und abwechslungsreiche Lesung hat es mich in dieser Hörbuchfassung fast noch mehr gepackt.
Ich habe auf jeden Fall beim Hören auch einige Aspekte anders wahrgenommen als beim Lesen des Buches.


Fazit:
Insgesamt finde ich diese Hörbuchfassung von „Effi Briest“ extrem gelungen und kann sie wirklich wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 06.05.2019

Netter Roman über ein ungewöhnliches junges Paar – mir fehlte jedoch das gewisse Etwas

Glück am Morgen
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Annie kommt aus Brooklyn und ist gerade volljährig geworden, als sie ihr Zuhause verlässt, um ihren Freund Carl (Jurastudent im mittleren Westen) zu heiraten.
Im ersten Jahr ihrer Ehe versuchen die beiden ...

Annie kommt aus Brooklyn und ist gerade volljährig geworden, als sie ihr Zuhause verlässt, um ihren Freund Carl (Jurastudent im mittleren Westen) zu heiraten.
Im ersten Jahr ihrer Ehe versuchen die beiden sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten, aber oft genug fehlt das Geld für den täglichen Bedarf und sie müssen mit jedem Dollar, jedem Cent sehr haushalten. Nichtsdestotrotz stehen sie zueinander und zu ihrer Beziehung, und Annie schafft es sogar, dass sie in der Universität zu Literaturkursen aufgenommen wird, an denen sie sich sehr erfolgreich beteiligt.


Meine Meinung:
Der kurze Roman umfasst die erste Zeit von Annies und Carls Ehe. Ihr tägliches Leben ist aufgrund von Geldmangel nicht leicht, wie in der Beschreibung durchgängig herauskommt.
Von daher muss man als Leser wirklich Hochachtung vor den beiden haben, wie sie mit harter Arbeit ihren Alltag organisieren und dabei über die Runden kommen.

Die beiden Protagonisten werden (auch in ihren Motiven) glaubwürdig und stimmig dargestellt und man lernt als Leser ihre kleinen Eigenheiten schätzen. Bei Annie war mir z.B. sehr sympathisch, wie sie es schafft, ihre Mitmenschen für sich zu gewinnen, weil sie für jeden ein nettes Wort hat und ihnen aufrichtig zuhört. Vor allem aber ihre Lust am Lesen und Schreiben ist einfach bezaubernd. Ich fand es ganz großartig, mit welcher Hartnäckigkeit sie sich ihrer Leidenschaft widmet, so dass sie schließlich sogar an Literaturkursen an der Universität teilnehmen kann. Umso beachtlicher fand ich dies, weil sie keine klassische Schulbildung genossen und sich vieles selbst oder mit Carls Hilfe beigebracht hat.

Aufgefallen ist mir die ungewöhnlich direkte Schreibweise des Romans, durch die er sehr leicht und schnell zu lesen ist. Auch ist er daher recht eindringlich geschrieben.

Allerdings muss ich einschränkend sagen, dass ich etwas andere Erwartungen an den Roman hatte. Zum einen war ich davon ausgegangen, dass der Roman einen etwas längeren Zeitraum umfassen würde, zum anderen hatte ich mir noch etwas „Besonderes“ erhofft, das mir ggf. länger in Erinnerung bleiben würde. Das Buch hat mich zwar einigermaßen gut unterhalten, aber es hat mich nicht so berührt oder bewegt, wie ich es erwartet hatte. Es plätschert manchmal doch sehr stark dahin, weil es eben nur vom Alltag der beiden jung Verheirateten berichtet.
Auch eine Verbindung des Inhalts zum – schönen – Titel „Glück am Morgen“ fehlte mir.


Fazit:
„Glück am Morgen“ ist ein gut zu lesendes Werk, das jedoch meine (hohen) Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. Ich hätte mir noch etwas mehr gewünscht, was mich auch über die Lesezeit hinaus bewegt und beschäftigt.

Veröffentlicht am 03.05.2019

Sehr berührender Roman über ein wichtiges Thema

Mehr als tausend Worte
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Berlin, 1938. Die Jüdin Aliza wächst als Tochter eines Arztes in der Hauptstadt auf. Das Leben der Familie wird zunehmend durch die Nazi-Herrschaft beeinträchtigt; die 17jährige Aliza darf z.B. nicht mehr ...

Berlin, 1938. Die Jüdin Aliza wächst als Tochter eines Arztes in der Hauptstadt auf. Das Leben der Familie wird zunehmend durch die Nazi-Herrschaft beeinträchtigt; die 17jährige Aliza darf z.B. nicht mehr zur Schule gehen.
Als die Familie davon erfährt, dass englische Familien jüdische Kinder aufnehmen, wird Aliza über diesen „Kindertransport“ nach England geschickt, auch wenn sie lieber bei ihrem Verlobten Fabian in Berlin geblieben wäre.


Meine Meinung:
Der Roman war mein erstes Buch der Autorin Lilli Beck, wird aber sicherlich nicht das letzte Buch sein, das ich von ihr gelesen habe. Dank der flüssigen und klaren, sehr gut zu lesenden Erzählweise war ich sofort in der Handlung.
Mit Aliza als Protagonistin konnte ich mich sehr gut identifizieren, denn sie war mir aufgrund ihrer engagierten, offenen und fürsorglichen Art gleich sympathisch.

Die Geschichte dieses historischen Romans ist nach meinem Empfinden sehr gut gewählt, denn sie verbindet geschickt Themen mit wahrem Hintergrund (wie die Kindertransporte nach England) mit fiktiven Elementen der Familiengeschichte Alizas. Die Handlung wird so plastisch erzählt und ist so gut und konkret aufgebaut, dass man sich sehr gut hineinversetzen kann. Ich werde mich sicherlich noch lange an diese einprägsame Geschichte erinnern.

Aufgrund des realen Hintergrunds des Dritten Reiches und der konkreten Auswirkungen der Taten der Nazis auf Aliza und ihre Familie hat mich der Roman richtig mitgenommen. An vielen Stellen hätte ich weinen können, weil ich mich aufgrund der Nazi-Verbrechen geschämt habe, Deutsche zu sein.

Die Geschichte hat mich sehr berührt und es sollte m.E. viel mehr solche Bücher zu diesem wichtigen Thema geben.


Fazit:
Das Buch wird mich selbst sicherlich noch lange in Gedanken begleiten. Ich kann es jedem nur wärmstens ans Herz legen und hoffe, dass viele Leute es lesen, damit die Themen rund um das Dritte Reich niemals vergessen werden.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Gut erzählte melancholische Geschichte über zwei sehr verschiedene Halbschwestern

Gelateria Paradiso
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Francesca und Susanne sind beide Anfang 50, als sie zufällig aufeinandertreffen. Die Flugbegleiterin Francesca braucht dringend Geld und möchte daher die alten noch eingelagerten Möbel aus dem Eiscafé ...

Francesca und Susanne sind beide Anfang 50, als sie zufällig aufeinandertreffen. Die Flugbegleiterin Francesca braucht dringend Geld und möchte daher die alten noch eingelagerten Möbel aus dem Eiscafé ihrer Eltern verkaufen und Susanne wittert als Tischlerin eine interessante Gelegenheit besondere Möbel aufzuarbeiten. Susanne, die bei kaltherzigen Adoptiveltern aufgewachsen ist, staunt nicht schlecht, als sie ein altes Foto von Francescas Vater findet und feststellt, dass sie selbst ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist…
Sind die beiden so unterschiedlichen Frauen tatsächlich Halbschwestern?
Wird es Susanne gelingen, ihre wirklichen Eltern zu finden…?


Meine Meinung:
Der Roman greift ein sehr interessantes und vielschichtiges Thema auf und hat mir gut gefallen, da ich Familien- und besonders Generationengeschichten sehr mag. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und auf unterschiedlichen zeitlichen Ebenen erzählt, so dass man als Leser(in) ein rundes Bild bekommt. Auch dies fand ich sehr gelungen.
Dank der stimmig konzipierten Figuren kann man die Motive der handelnden Personen gut nachvollziehen, auch wenn mir nicht unbedingt alle Personen direkt von Anfang an sympathisch waren…
Die Geschichte an sich hat mich oft traurig gestimmt, denn sie ist teilweise sehr melancholisch und handelt von verpassten Chancen. (Man sollte sich nicht von einem vermeintlich bunten Cover täuschen lassen und meinen, es ginge um Dolce Vita o.ä.).

Besonders gelungen fand ich die Tatsache, dass viele Elemente der Geschichte auf wahren Begebenheiten beruhen. Daher haben mich die Schicksale der Protagonisten nochmal zusätzlich berührt.


Fazit:
Ich habe den neuen Roman von Stefanie Gerstenberger wieder sehr gerne gelesen, da er mich bewegt und berührt hat.