Platzhalter für Profilbild

Highlander1312

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Highlander1312 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Highlander1312 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2020

Wieviel Leid verträgt eine Familie?

Triceratops
0

Klarer Fall von Coverliebe. Dieses Buch wollte ich einfach nur haben, weil der Triceratops mein Lieblingsdino ist...



Das Buch ist aus der Sicht des männlichen, jugendlichen Protagonisten erzählt, der ...

Klarer Fall von Coverliebe. Dieses Buch wollte ich einfach nur haben, weil der Triceratops mein Lieblingsdino ist...



Das Buch ist aus der Sicht des männlichen, jugendlichen Protagonisten erzählt, der allerdings von sich als "Wir" spricht. Wie in einem Tagebuch gewährt er in kurzen Kapiteln Einblicke in das Leben seiner Familie sowie seine eigene Gefühlswelt. Mutter, Schwester und er selbst leiden an unterschiedlich starken Psychosen und Depressionen. Der Protagonist wird dafür in der Schule gemobbt, findet aber für sich Linderung bei seiner Oma bzw. später im Wald, beim Sport und durch seine Freundin Helix. Besonders der Zustand der Schwester hingegen verschlechtert sich dramatisch. Der Vater hat längst jede Hoffnung aufgegeben und so nimmt das Unglück, das über der Familie zu schweben scheint, seinen Lauf.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven und durchaus anspruchsvoll. Die meist kurzen Kapitel lassen das Buch noch kürzer wirken als es ohnehin ist. Im Gegensatz zu einem Tagebuch fehlt leider manchmal der Übergang bzw. die Kapitel enden zu abrupt.

Triceratops hat mich entfernt an Kompass ohne Norden erinnert, nur als hoffnungslosere Erwachsenenversion. Auch hier geht es um psychische Krankheiten, nur wird hier vor allem gezeigt, was das mit einer Familie macht. Das zu lesen stimmt sehr traurig.

Stephan Roiss schreibt sehr kühl und packt Ungeheuerlichkeiten auch gern mal in einen Nebensatz.
Gerade die Waldaffinität des Protagonisten erinnerte mich an den Mann, der vor einigen Wochen in Baden-Württemberg vier Polizisten entwaffnete und dann in den Wald floh. Von Bekannten wurde er später als Waldmensch bezeichnet. So ungefähr habe ich mir hier den Protagonisten vorgestellt.

Triceratops lebt nicht von seiner Spannung, sondern von seiner ungeschönten Sicht auf das Innere einer Familie und die Entwicklung der Mitglieder. Das Buch ist nicht gerade etwas für traurige Tage, aber ansonsten echt lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2020

Jakob schweigt, der Leser weiß

Jakobs Schweigen
0

Nachdem ich mit den letzten Büchern aus dem dtv-Verlag so viel Freude hatte, hatte ich an das neue Buch von Anja Goerz, Jakobs Schweigen, große Erwartungen. Ein Krimi, dazu noch inspiriert von einem wahren ...

Nachdem ich mit den letzten Büchern aus dem dtv-Verlag so viel Freude hatte, hatte ich an das neue Buch von Anja Goerz, Jakobs Schweigen, große Erwartungen. Ein Krimi, dazu noch inspiriert von einem wahren Fall, der im schönen Bremen spielt, die Neugier war schnell geweckt.

Ziemlich schnell geht die eigentliche Handlung los, denn der bekannte und erfolgreiche Rechtsanwalt Michael Ahlendorf wird in seiner eigenen Kanzlei erschossen und schnell wird sein Sohn Jakob verdächtigt. Größtenteils wird die Geschichte aber aus Sicht der Mutter des Opfers/Großmutter des Tatverdächtigen Dora geschildert, die nach dem Tod ihres Mannes eigentlich damit beschäftigt ist, sich nach und nach einen geregelten Alltag aufzubauen. Das ist natürlich jetzt erst einmal passé. Es werden noch ein paar weitere Charaktere hinzugefügt und dann geht es auch schon in die Ermittlungsarbeit, denn Dora ist überzeugt von der Unschuld ihres Enkels und will diese zügig beweisen.

Dafür, dass laut Klappentext viele Plottwists enthalten sein sollen, war für mich der verwirrendste Teil das erste Kapitel. Denn dort spricht Jakob von Dad und Papa, augenscheinlich zwei Personen. Bis ich verstanden hatte, dass er eben zwei Väter hat, war schon ein bisschen Zeit rum. Erstaunlich, wie festgefahren man doch manchmal ist… Leider war dieser Krimi für mich danach ein offenes Buch. Nach 50 Seiten war ich mir ziemlich sicher, wer den Rechtsanwalt erschossen hat. Dora, die ziemlich durch den Wind ist, steht oft kurz vor einer Erkenntnis, kommt aber dann nicht drauf. Mir ist das dafür meistens gelungen, sodass meine Theorie schnell Futter bekam und sich schlussendlich auch bestätigte. Ich glaube, so vorhersehbar war noch kein Krimi, den ich bisher gelesen habe. Der Schreibstil hingegen macht einiges wieder wett, es ist angenehm geschrieben und das Buch liest sich sehr flüssig. Die Dialoge sind allerdings oft etwas konstruiert, denn einerseits werfen sich die Gesprächspartner so einiges an den Kopf, um andererseits kurz darauf wieder für meine Begriffe zu stark zur Diplomatie zurückzukehren. Gerade Dora ist dermaßen blauäugig und wankelmütig, dass ich manchmal schier verzweifelt bin, wenn doch die richtige Frage (oder Antwort) eigentlich auf der Hand liegt.

Als dann auch die Protagonisten eine Ahnung hatten, wer verantwortlich ist, war das Buch leider auch schon zu Ende. Auf das große Finale habe ich also umsonst gewartet, aber in der Familie Ahlendorf war wohl schon vorher genug Drama. Denn das ist wirklich gut dargestellt: Wie zerrüttet eine Familie sein kann und wie sehr Vorurteile und das gegenseitige Verurteilen zu regelrechtem Hass führen können. Im Großen und Ganzen ist das Buch ein Plädoyer für mehr Toleranz und Akzeptanz. Als packender Krimi konnte es für mich nicht herhalten, da ich aber den Schreibstil und den regionalen Aspekt sehr gelungen fand, werde ich zeitnah ein weiteres Buch der Autorin lesen. Vielleicht hatte ich dieses Mal mit meiner Spürnase ja auch einfach nur Glück…

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.09.2020

Numb

Nur mit dir
0

Was bedeutet es eigentlich, etwas so Grundlegendes wie das Gehör plötzlich zu verlieren? Um diese Frage kreist das Buch Nur mit Dir von Emilie Turgeon, die in Deutschland noch ziemlich unbekannt ist. Auch ...

Was bedeutet es eigentlich, etwas so Grundlegendes wie das Gehör plötzlich zu verlieren? Um diese Frage kreist das Buch Nur mit Dir von Emilie Turgeon, die in Deutschland noch ziemlich unbekannt ist. Auch wenn der Klappentext viel Lovestory vermuten lässt, bin ich sehr froh, dass ich mich für dieses Buch entschieden habe, denn die Geschichte um die 16-jährige Roxanne reicht so viel tiefer.

Ein ohnehin schon introvertiertes Mädchen verliert buchstäblich von heute auf morgen ihren Hörsinn. Eine physische Erklärung gibt es nicht und so lernte ich in diesem Roman auch, was denn eine psychogene Taubheit ist. Faktisch bedeutet das, dass Roxannes Gehör grundsätzlich funktioniert, aber irgendetwas dazu führte, dass sich ihr Gehör von der Außenwelt abschottet. Klingt ausgedacht, ist aber gar nicht so selten.
Roxanne lebt nun schon einige Jahre so, allerdings würde sie selbst wohl kaum von „Leben“ sprechen, denn für sie ist kein Tag „normal“ und „lebenswert“ empfindet sie ihr Dasein auch nicht. Sie kämpft noch immer mit ihrer Taubheit und verzweifelt immer mehr.

Zum Glück gibt ihr die Autorin zwei liebevolle Brüder an die Hand, die sie nach Kräften unterstützen. Und auch der Rest der Familie gibt sich redlich Mühe. Durch Roxannes zurückhaltende Art erfahren wir sehr viel über ihr Innenleben, da sie doch häufig ihren Gedanken nachhängt und Dialoge eher rar sind. Es ist kaum vorzustellen wie sich Roxanne fühlen muss, nachdem kein Geräusch mehr zu ihr durchdringt. Hoffnung keimt auf, als sie Liam trifft, in dessen Gegenwart sie meint wieder hören zu können. Wie kann das sein? Langsam aber sicher, beginnt ein Notausgangslicht in Roxannes ganz eigenem Tunnel zu flackern…

Die Autorin zaubert hier eine wundervolle, traurige, romantische Geschichte aufs Papier, die erschreckend real und auch zum Ende überhaupt nicht konstruiert wirkt. Mit viel Fingerspitzengefühl gibt sie den Charakteren den entscheidenden Tiefgang und obwohl das Buch kein Thriller ist, wird es durch die zwischenmenschlichen Beziehungen und die immer wieder aufkeimende Hoffnung zu einem echten Pageturner.

Schon die Details zur psychogenen Taubheit sind sehr lesenswert. Mein einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass mir das Leben in Taubheit – auch wenn es hier natürlich erst spät zu der Taubheit selbst kam – zu schlecht, ja fast schon sinnlos, dargestellt wurde. Ob nun physisch oder psychisch bedingt, Taubheit ist eine ernsthafte Behinderung, aber nicht wenigen Menschen gelingt es auch damit, ein glückliches Leben zu leben.

Das mindert meinen Gesamteindruck aber nicht im Geringsten und ich empfehle das Buch gerne weiter. Ich hoffe auf mehr Bücher der Autorin und möchte im Hinblick auf das Finale des Romans resümieren: Es ist nicht alles Gold, was glänzt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2020

Wir sind nicht allein!

Aus schwarzem Wasser
0

Puuh, dieses Buch musste ich erst einmal sacken lassen.
1. Ich war extrem gespannt auf das Buch, da es von DER Jugendbuchautorin geschrieben ist, aber nun als „Erwachsenenbuch“ und eben richtiger Thriller ...

Puuh, dieses Buch musste ich erst einmal sacken lassen.
1. Ich war extrem gespannt auf das Buch, da es von DER Jugendbuchautorin geschrieben ist, aber nun als „Erwachsenenbuch“ und eben richtiger Thriller gilt.
2. Ich hatte so einiges erwartet nach dem Klappentext und Richtung Marc Elsberg geschätzt. Wie man sich doch irren kann…
3. Ein bisschen muss man sich auf die doch ziemlich abgefahrene Handlung einlassen, aber dann ist es genial.

Aber von vorne:
Ein dramatischer Unfall ereignet sich in Berlin. Die Innenministerin rast mit ihrer Tochter Maja in die Spree und stirbt. Wie durch ein Wunder stirbt Maja aber nicht, obwohl sie auch schon eine ziemlich lange Weile unter Wasser war und bestimmt auch nicht zufällig in einem Leichensack gelandet ist. Völlig verwirrt gelingt Maja die „Flucht“ aus dem Krankenhaus und sie besucht ihren Freund Daniel. Durch zahlreiche Perspektivwechsel angeheizt, entwickelt sich sehr rasch eine hochkomplexe, geheimnisträchtige Handlung, die schnell viele Fragen aufwirft und spannende Charaktere ins Spiel bringt. Gerade Efrail hat mir von Anfang an sehr gut gefallen, aber auch BND-Chef Robert Stein ist hervorragend inszeniert und gibt einen besorgniserregenden Eindruck in die Hinterkammern der Politik und die Ströme der Macht.

Doch hier geht es nicht nur um einen Politthriller mit Hang zum Umweltschutz. Nein, Anne Freytag fügt mit viel Gefühl ein – ich gehe stark davon aus – fantastisches Element hinzu, dass unser „normales“ Weltbild doch gehörig auf den Kopf stellt. Daher finde ich die Parallelen des Buchs zu Schätzings Der Schwarm doch deutlich naheliegender als zu Elsbergs Blackout. Mit beiden Büchern gemein sind die regelmäßigen Ortswechsel sowie die sympathischen Protagonisten und die herrlich dusseligen Politiker. Allerdings erschafft Freytag mit den Marin etwas sehr Beeindruckendes, denn diese „Meermenschen“, mit denen sich die Menschheit in einer Art „Kalten Krieg 2.0“ befinden soll, sind nicht nur technologisch weit fortgeschritten, sondern liefern auch sehr viel an Unterhaltungswert für den Leser/die Leserin. Viel mehr möchte ich aber auf diese Spezies gar nicht eingehen, denn das darf und soll doch jede und jeder selbst in diesem spannenden Buch nachlesen. Zugegeben, für manche, die eben doch eine Art dystopischen Near Future-Thriller erwarten, mag es zu abgespaced sein, aber alleine die ausgereiften Ideen, die hinter dieser Story stecken, gepaart mit dem einmaligen Schreibstil rechtfertigen die 5 Sterne!

Denn das ist es, was ich Euch mit dem obigen Text eigentlich vermitteln will. Anne Freytag beweist hier, dass sie nicht nur Jugendbuch kann, sondern wir noch so einiges von ihr auch für Erwachsene erwarten können. Vielleicht gibt es ja auch eine Fortsetzung oder Ergänzung zum Marin-Universum. Besonders schön fand ich ihre Erklärung im Nachwort, dass sie sich mit diesem Buch einen absoluten Traum erfüllt hat und das Buch schon seit einigen Jahren schreiben wollte. Da ist es super, dass am Ende auch wirklich so eine spannende Geschichte herausgekommen ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.08.2020

Alle Macht den Maschinen

Paradise City
0

Große Teile meines Lebens habe ich in Frankfurt verbracht. Wenn es nicht gerade der Mainbook-Verlag ist, spielen allerdings nur wenige Bücher in Frankfurt. Hamburg, Berlin oder München sind da deutlich ...

Große Teile meines Lebens habe ich in Frankfurt verbracht. Wenn es nicht gerade der Mainbook-Verlag ist, spielen allerdings nur wenige Bücher in Frankfurt. Hamburg, Berlin oder München sind da deutlich häufiger literarisch vertreten. Gerade deswegen hatte mich das neue Buch von Erfolgsautorin Zoe Beck angesprochen, die ja selbst in Berlin lebt und wirkt. Gleichzeitig ist eben auch das Genre - dystopischer Thriller - genau meins.

Ähnlich wie bei Transfusion von Jens Lubbadeh steht hier eine Investigativjournalistin im Fokus. Liina kommt durch einen vermeintlichen Unfall/Selbstmordversuch ihres Chefs auf die Spur einer tiefgreifenden Verschwörung. Nur ist Fragen stellen im Deutschland der Zukunft nicht wirklich gern gesehen, ist doch der Kreis der Mächtigen auf ein Minimum zurückgegangen und längst bestimmen Algorithmen das Leben der Bürgerinnen. Die Bevölkerung reagiert auf weitere Updates zur maximalen Transparenz des Individuums bestenfalls lethargisch oder eben gar nicht mehr. Nur wenige Mutige stellen sich dem System entgegen und eben dazu gehören Liina, ihr Chef und der Rest ihres kleinen Zeitungsverlags.

Die Dystopie, die skizziert wird, ist realistisch und dementsprechend beängstigend. Gänzlich neu ist sie dabei aber nicht bzw. fehlen dafür die Details. Das ist auch ein Punkt, den ich anmerken möchte. Bei unter 300 Seiten hätten dem Buch sicher noch 100 Seiten mehr gutgetan, um a) die Umstände in dieser Zukunftswelt herauszuarbeiten und b) den Charakteren mehr Tiefgang zu geben. Bis auf Liina sind die allermeisten doch eher blass und wecken wenig Anteilnahme.
Gut gefallen hat mir das ambivalente Verhältnis zwischen Liina und ihrer Schulfreundin Simona, der jetzigen Gesundheitsministerin, das sich auf spannende Art und Weise entwickelt. Auch die Thematik rund um KOS, das intelligente, personalisierte Gesundheitssystem, das für gläserne Bürger
innen einerseits und optimale, gesundheitliche Versorgung andererseits sorgt.
Auch der Kontakt zu den "Wilden" und ihre Integration in den Lauf der Geschichte waren willkommene Abwechslungen zu dem sehr gut in Worten dargestellten Grau der Städte.
Wie oben gesagt, gibt es ein paar geografische Schmankerl für Rhein-Main-Fans, so ist beispielsweise Bad Vilbel nun einzig den Museen gewidmet.

Zum Schreibstil bleibt nicht viel zu sagen, außer das Zoe Beck zu Recht mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde. Und das Ende gibt mir zumindest Hoffnung auf eine Fortsetzung, in der dann hoffentlich mehr Seiten dem Setting an sich gewidmet werden.

Fazit: Eine gute Dystopie mit leichtem Allerweltscharakter aufgrund der geringen Details mit einer fabelhaften Protagonistin und einer spannenden Handlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere