Cover-Bild Triceratops
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kremayr & Scheriau
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 17.08.2020
  • ISBN: 9783218012294
Stephan Roiss

Triceratops

Nominiert für den deutschen Buchpreis 2020!

Ein kleiner Junge malt Monster in seine Schulhefte und spricht von sich selbst als Wir. Seine Mutter schluckt in der geschlossenen Anstalt Neuroleptika mit ungesüßtem Früchtetee hinunter. Der bibeltreue Vater kocht nur Frankfurter und die Schwester bewegt sich wie ein Geist durch das Haus. Die einzigen Vertrauten des Jungen sind die Aschbach-Großmutter und später die blauhaarige Helix, die auf ihrem Snakeboard in sein Leben fährt. Eines Tages ereignet sich eine Tragödie, die das Wir und die ganze Familie von Grund auf erschüttert.In harten Schnitten und bildhaften Szenen erzählt Stephan Roiss die Geschichte seines namenlosen Protagonisten, der dem Trauma und der Einsamkeit zu entfliehen versucht. Ein intensiver Roman, der lange nachhallt.

"Eines Tages brachen wir ein ungeschriebenes Gesetz. Wir hörten, dass Mutter zu weinen begann. Doch diesmal gingen wir nicht hinunter. Leise schlossen wir die Tür unseres Zimmers und schalteten das Radio an."

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.09.2020

Eindrücklich beschriebenes Familiendrama

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Das tolle Cover mit dem Triceratops, der scheinbar durch das Buch läuft, sollte Dinosaurierliebhaber nicht auf die falsche Fährte locken. Hier erwartet den Leser schwere Kost. Der Triceratops steht sinnbildlich ...

Das tolle Cover mit dem Triceratops, der scheinbar durch das Buch läuft, sollte Dinosaurierliebhaber nicht auf die falsche Fährte locken. Hier erwartet den Leser schwere Kost. Der Triceratops steht sinnbildlich für den Jungen, den der Autor über seine dysfunktionale Familie aus seiner Sicht sehr eindrücklich berichten lässt.

Das Drama dieser Familie zieht sich durch mehrere Generationen und verstärkt sich, ohne dass wirksame Hilfe kommt. Der Protagonist ist das jüngste Familienmitglied: ein Junge, der von sich nur als „Wir“ spricht und denkt.
Das „Wir“ des Ich-Erzählers schafft eine Distanz zu seiner Wirklichkeit, ob ihm dies ein wenig Schutz bieten soll oder er sich so dem Alleingelassensein entzieht, macht hier eigentlich keinen Unterschied mehr, es stimmt traurig und zieht den Leser mit sich in eine düstere Welt.
Die Mutter ist häufig in der Psychiatrie, zu Hause ist sie keine Stütze für den Jungen und seine ältere Schwester, sondern in ihrem Denken und Handeln stets auf sich fixiert. Der Vater versucht mit religiösem Eifer oder dem Fernsehprogramm die Realität auszublenden. Die Schwester wirkt in ihrem Verhalten verstört, sie versucht sich frühzeitig in eine eigene Familie zu flüchten. Die Großmutter und die Tante sind ebenfalls eine Spezies für sich. Die Chance hier emotional stabil entwickelt erwachsen zu werden ist gering. Nach und nach offenbart sich, wie sich die Dinge entwickelt haben. Niemand ist für den anderen da, die Personen leben nebeneinander in ihrem Dilemma und finden keinen positiven Ausweg. Ebenso wie der Junge wünschte ich mir beim Lesen den Schutzpanzer des Triceratops.

„Niemand war jemals wirklich da! Niemand“

Erzählt wird in kurzen Szenen/Kapiteln, die wie Fragmente wirken, sich aber schlussendlich zusammenfügen und damit den Scherbenhaufen dieser Familie offenbaren.
Zwischen den Zeilen steht hier mehr als in den Zeilen. Das gibt zu Denken und die Erkenntnisse sind schmerzhaft.
Das Hilfe für dysfunktionale Familien schlecht greift, diese auch schlecht erkannt werden, kommt hier sehr glaubhaft zum Vorschein.

Nichts für lockere Unterhaltungsstunden. Wer Charakterstudien mag und eine Portion Hoffnungslosigkeit aushalten kann, ist bei diesem Werk richtig.
Aufwühlend, nachhallend und besonders.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Eine schonungslose Ohrfeige, bitter, ernst und nur versüßt durch die lyrische Meisterleistung

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Das Werk "Triceratops" von Stephen Roiss ist unglaublich nachhallend, emotional und so tiefgründig geschrieben, dass die Kürze der Kapitel ohne viele Worte, ohne Verschachtelungen und Ausflüchte mehr beschreiben, ...

Das Werk "Triceratops" von Stephen Roiss ist unglaublich nachhallend, emotional und so tiefgründig geschrieben, dass die Kürze der Kapitel ohne viele Worte, ohne Verschachtelungen und Ausflüchte mehr beschreiben, als das geschriebene Wort einfangen könnte. Ich habe selten ein Buch gelesen, dass sich so brutal, ehrlich, ungeschönt und ungekünstelt mit einer familiären Tragödie beschäftigt, die sich über Generationen erstreckt.

"Wir" sind der Hauptprotagonist, ein kleiner Junge, der Drachen liebt und Monster, die ihn für einen Augenblick sein zerrüttetes Umfeld vergessen lassen. Seine Mutter schluckt lieber Pillen, als den Problemen auf den Grund zu gehen und sein Vater findet Antworten zumeist in der Bibel, oder im Fernsehprogramm, je nachdem. Seine Schwester ist mehr Schein als Sein und so verbringen "Wir" ein recht isoliertes Leben, bis "Wir" auf weitere Ausgestoßene treffen. „Wir“ beginnen das Leben nach unseren Regeln zu leben, ohne abschätzen zu können, welche Tragödien das Leben noch für uns bereithält.

Der Roman überzeugt vor allem durch teilweise verstörende, aber zutiefst wahre, visuell gut vorstellbare Situationsbeschreibungen, skurrile Dialoge und dem bedrückenden Gefühl, dass in dieser Welt jeder für sich alleinsteht. Ich war zutiefst berührt, angewidert und teilweise sprachlos ob hin der lyrischen Kraft gepaart mit der brutal geschilderten Zerrüttung dieser Familienverhältnisse, die das alles relativiert, so fern erscheinen lässt als würde es niemanden tangieren. Worte sind nicht kongruent mit Taten. Fragezeichen, die sich im Leser auftürmen werden zum Schluss wunderbar resümiert, gar reflektiert und die Frage, die zum Ende hin bleibt, ist die, wo alle waren, als es geschehen ist und das im Grunde genommen wir alle in der Masse, die wir darstellen doch komplett vereinsamte, unverstandene und alleingelassene Wesen sind. Stephan Roiss hat sich diesem Thema so wunderbar angenähert, so respektvoll und zugleich ehrlich, dass mir teilweise die Sprache fehlte, die Worte, um zu beschreiben, was das Buch eigentlich ausdrücken kann. Die Geschichte ist so echt wie ein Spiegelbild, jedoch zu Boden geworfen, in einzelne Scherben zersprungen, die krampfhaft zusammengefügt werden sollen, es jedoch nicht ohne Blut, Kratzer und Tränen funktioniert. Und selbst wenn die Teile sich fügen bleibt es immer der gesprungene Spiegel, egal wie es betrachtet wird. Es ist so viel mehr, als Sprache je beschreiben könnte. Eine nachdrückliche Empfehlung für alle, die tiefgründige Lyrik lieben, nahbare Charakterstudien, detailverliebte Formulierungen schätzen und sich nicht davor scheuen eine Ohrfeige zu erhalten, denn die Welt, die sich hier eröffnet ist nicht nur fiktiv sondern für viele Familien eine traurige, aber beständige Realität.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Überlebensbericht eines Kindes

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Meine Meinung und Inhalt

“Nachdem sich der Fluss beruhigt hatte, standen wir auf und stellten uns auf die unterste der steinernen Stufen, die neben uns ins Wasser führten. Das gegenüberliegende Ufer konnten ...

Meine Meinung und Inhalt

“Nachdem sich der Fluss beruhigt hatte, standen wir auf und stellten uns auf die unterste der steinernen Stufen, die neben uns ins Wasser führten. Das gegenüberliegende Ufer konnten wir im Nebel bloß erahnen. Wir schlossen die Augen. Langsam kippten wir vornüber.” (ZITAT)

Ein kleiner Junge malt Monster in seine Schulhefte und spricht von sich selbst als Wir. Seine Mutter schluckt in der geschlossenen Anstalt Neuroleptika mit ungesüßtem Früchtetee hinunter. Der bibeltreue Vater kocht nur Frankfurter und die Schwester bewegt sich wie ein Geist durch das Haus. Die einzigen Vertrauten des Jungen sind die Aschbach-Großmutter und später die blauhaarige Helix, die auf ihrem Snakeboard in sein Leben fährt. Eines Tages ereignet sich eine Tragödie, die das Wir und die ganze Familie von Grund auf erschüttert.

Roiss erzählt sehr bildhaft, beklemmend und hart, sodass mich der Roman an einigen Stellen innehalten lies und mir noch lange in Erinnung bleiben wird.

Der Roman kann durchaus als anspruchsvoll und fesselnd eingestuft werden.

Der Erzähler spricht in der Wir-Form von sich, was hier keineswegs wirkt wie eine Mehrzahl – ganz im Gegenteil. Daraus spricht eine tiefe Verwundung, eine bodenlose Haltlosigkeit, auch wenn man als Leserin nur spekulieren kann.


“Wir sagten Mutter, dass wir sie lieben. Es war nicht wahr. Wir wollten nichts sagen, sie nicht berühren, nicht alleine mit ihr sein.“ (ZITAT)


Das Cover finde ich sehr speziell.


Für mich ein wirklich ein sehr gelungenes Buch, das vollkommen zu Recht für den deutschen Buchpreis 2020 (Longlist) nominiert wurde.

Stephan Roiss wurde 1983 in Linz geboren. Studium (Kunstwissenschaft und Philosophie) an der KTU Linz. Lebt und arbeitet in Linz als Autor, Musiker (Bands: Fang den Berg, Äffchen & Craigs, et al.), Journalist und Radiomacher (Radio FRO).

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Veröffentlicht am 25.09.2020

Wieviel Leid verträgt eine Familie?

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Klarer Fall von Coverliebe. Dieses Buch wollte ich einfach nur haben, weil der Triceratops mein Lieblingsdino ist...



Das Buch ist aus der Sicht des männlichen, jugendlichen Protagonisten erzählt, der ...

Klarer Fall von Coverliebe. Dieses Buch wollte ich einfach nur haben, weil der Triceratops mein Lieblingsdino ist...



Das Buch ist aus der Sicht des männlichen, jugendlichen Protagonisten erzählt, der allerdings von sich als "Wir" spricht. Wie in einem Tagebuch gewährt er in kurzen Kapiteln Einblicke in das Leben seiner Familie sowie seine eigene Gefühlswelt. Mutter, Schwester und er selbst leiden an unterschiedlich starken Psychosen und Depressionen. Der Protagonist wird dafür in der Schule gemobbt, findet aber für sich Linderung bei seiner Oma bzw. später im Wald, beim Sport und durch seine Freundin Helix. Besonders der Zustand der Schwester hingegen verschlechtert sich dramatisch. Der Vater hat längst jede Hoffnung aufgegeben und so nimmt das Unglück, das über der Familie zu schweben scheint, seinen Lauf.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven und durchaus anspruchsvoll. Die meist kurzen Kapitel lassen das Buch noch kürzer wirken als es ohnehin ist. Im Gegensatz zu einem Tagebuch fehlt leider manchmal der Übergang bzw. die Kapitel enden zu abrupt.

Triceratops hat mich entfernt an Kompass ohne Norden erinnert, nur als hoffnungslosere Erwachsenenversion. Auch hier geht es um psychische Krankheiten, nur wird hier vor allem gezeigt, was das mit einer Familie macht. Das zu lesen stimmt sehr traurig.

Stephan Roiss schreibt sehr kühl und packt Ungeheuerlichkeiten auch gern mal in einen Nebensatz.
Gerade die Waldaffinität des Protagonisten erinnerte mich an den Mann, der vor einigen Wochen in Baden-Württemberg vier Polizisten entwaffnete und dann in den Wald floh. Von Bekannten wurde er später als Waldmensch bezeichnet. So ungefähr habe ich mir hier den Protagonisten vorgestellt.

Triceratops lebt nicht von seiner Spannung, sondern von seiner ungeschönten Sicht auf das Innere einer Familie und die Entwicklung der Mitglieder. Das Buch ist nicht gerade etwas für traurige Tage, aber ansonsten echt lesenswert!

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Veröffentlicht am 05.09.2020

Auf der Longlist des Deutschen Buchpreis

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Triceratops, dieses urzeitliche Nashorn, der letzte Dinosaurier, ist Sinnbild und titelgebend für diesen Roman, der von einem Jungen in einer dysfunktionalen Familie erzählt.
Der Großvater, ehemaliger ...



Triceratops, dieses urzeitliche Nashorn, der letzte Dinosaurier, ist Sinnbild und titelgebend für diesen Roman, der von einem Jungen in einer dysfunktionalen Familie erzählt.
Der Großvater, ehemaliger Kriegsteilnehmer, hat sich erhängt, der Vater sitzt stoisch trinkend und teilnahmslos meistens vor dem Fernseher und die labile Mutter ist ständig auf dem Weg aus der Psychiatrie und wieder rein. Das lässt den Jungen und seine Schwester in eine schwierige Situation zurück und er spricht konsequent immer von einen wir um das alleinsein zu überwinden.

Auch die Schwester wird mit dem Leben nicht fertig und folgt den Weg der Mutter.
Eine tragische Geschichte, unbarmherzig erzählt.

Literaturkritiker Jörg Magenau bringt den Vergleich mit Das große Heft von Agota Kristof ins Spiel. Das finde ich etwas hoch gegriffen, aber die Richtung stimmt.

Die sprachlichen Mittel des österreichischen Autors Stephan Roiss sind radikal.

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