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Veröffentlicht am 17.11.2025

Im Reich des Winters

Die Eiskinder
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Biancas kleiner Bruder wird als Eisstatue im Park aufgefunden. Sein Herz schlägt noch, doch man kann ihn nicht aufwecken, noch zeigte er irgendeine Reaktion. Bianca fühlt sich schuldig, immerhin sind ...

Biancas kleiner Bruder wird als Eisstatue im Park aufgefunden. Sein Herz schlägt noch, doch man kann ihn nicht aufwecken, noch zeigte er irgendeine Reaktion. Bianca fühlt sich schuldig, immerhin sind Finn und sie im Streit am Abend vor seinem Verschwinden auseinander gegangen. Nun will sie herausfinden, wie sie ihm helfen und heilen kann. Und dabei kommt sie vier eigenartigen Kindern auf die Spur ...

Das Buch wird angepriesen als eine Mischung aus Disney's "Frozen" und Hans Christian Andersons "Die Schneekönigin". Wobei, Frozen habe ich eigentlich kaum etwas anderes gefunden, als dass eine der Figuren es schneien lassen kann. Die Schneekönigin ist sogar höchstselbst vertreten, wenn auch nicht so herzlos, wie sie in Andersons Märchen rüberkommt.

Aber zurück zum Roman selbst. Der Band ist ein wunderschönes Hardcover mit sprayed Edges, also im Moment der letzte Schrei auf dem Büchermarkt) und wunderschönen Illustrationen von Penny Nevel-Lee, die die Geschichte bildlich unterstreichen. Da hat man sich beim Verlag wirklich was gedacht, so wie das ganze Buch aussieht ist es bereits ein Schmuckstück. Dafür schon einmal ein riesengroßes Lob.

Die Geschichte selbst erinnert, wie gesagt, mehr an Die Schneekönigin, was die Autorin auch selbst zugibt, als eine ihrer Inspirationen. Sie geht allerdings darüber hinaus und erfindet etwas eigenes aus dem doch recht düsteren Märchen - als Kind verband mich eine Haßliebe gerade mit diesem Märchen. Ich liebte die Geschichte, doch Teile davon hasste ich einfach nur.

In diesem Fall ist es Bianca, die auszieht, um das Rätsel zu lösen. Sie ist auch clever genug, um zumindest einen Teil des Geheimnisses sehr schnell aufzuklären: es muss mit dem Buch zusammenhängen, dass ihr Bruder am Tag vor seinem Verschwinden aus der Bibliothek mitgebracht hat. Doch auf Nachfrage dort erfährt Bianca, dass Finn gar kein Buch ausgeliehen hatte. Sie erinnert sich aber daran, denn dieses Buch war der Grund des Streits, dessentwegen sie so ein schlechtes Gewissen hat.

Leonard erzählt diesen Teil der Geschichte aus Biancas Sicht, was natürlich auch die Eltern einschließt und wie die plötzlich nur noch wie Roboter erscheinen und sie kaum wahrzunehmen scheinen. Die beiden sind vollkommen in ihrer Trauer und Sorge versunken, und da ist wenig Platz für ihre elfjährige Tochter, die gerade wüste Geschichten zusammenzuspinnen scheint. Für mich ist dieses Verhalten durchaus nachvollziehbar. Nicht weil Bianca nicht geliebt wird, sondern weil Finns Schicksal und sein geringeres Alter eine Rolle spielen. Wie gesagt, Bainca ist elf, Finn dagegen fünf.

Die Winterwelt, in der Bianca schließlich erwacht auf der Suche nach Finn, ist wunderschön geschildert und die Winterseelentiere ... ehrlich, wer wünscht sich kein Winterseelentier? Alle Tiere, die wir mit den Polen und Frost verbinden, sind dort vertreten, was ein bisschen verwirrend ist, wenn Eisbären plötzlich auf Pinguine treffen. Aber es ist eine Art Märchenwelt, also ist dort alles möglich.

Am Ende bleibt ein wunderschönes Buch mit einer märchenhaften Geschichte und sehr klar definierten Figuren, einer kleinen Heldin, die über sich hinauswächst und einer Phantasiewelt, in der jeder gern noch einmal Kind sein möchte. Der erhobene Zeigefinger ist mir persönlich ein bisschen zu hoch, aber die Geschichte ist in sich schlüssig geschrieben und auch mitreißend erzählt.

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Veröffentlicht am 14.11.2025

Nicht alles ist Gold was glänzt

Miez Marple und die Tatze der Verdammnis
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Urlaub hätte Miez Marple sich so ganz anders vorgestellt, als von ihrer Zweibeinerin entführt zu werden an einen unbekannten Ort. Doch die schnurrige Ermittlerin hat zumindest hier das große Los gezogen: ...

Urlaub hätte Miez Marple sich so ganz anders vorgestellt, als von ihrer Zweibeinerin entführt zu werden an einen unbekannten Ort. Doch die schnurrige Ermittlerin hat zumindest hier das große Los gezogen: sie darf im Bellagio einige Tage verbringen, während ihre Dösenöffnerin auf Wanderschaft geht. Doch dann passiert ausgerechnet in diesem Luxushotel der reichen und schönen Haustiere ein Mord. Und Miez Marple steckt mitten in den Ermittlungen ...

Katzenkrimis sind seit "Feldidae" aus der Krimiliteratur nicht mehr wegzudenken. Und irgendetwas hat gerade dieses Untergenre an sich, was sich von anderen Tierrassen abhebt. Katzen haben etwas an sich, was sie für einen Autor zu einem sehr interessanten Charakter macht, gerade wenn es um das Kriminalistische geht. Sie sind ohnehin natürliche Ermittler, und wenn sie auf einer Spur sind, dann lassen sie sich höchstens vom Rascheln der Leckerlitüte ablenken, aber von sonst nichts.

Die Welt, in die Navarro seine Leser hier entführt, ist die der Haus- und Stadttiere, sprich alles, was Mensch sich als tierischen Begleiter hält und auch das, was Mensch nicht unbedingt in seiner Umgebung, vor allem einer städtischen, sehen will. Die Tiere können miteinander sprechen, dabei gibt es offensichtlich kaum eine Grenze, von Ratte über Taube bis Hund und Katze, alles kann sich untereinander verständigen.

Das Bellagio als Ort der Handlung ist interessant und beinahe ist es schade, dass dem Gebäude und dem ganzen Anwesen nicht noch mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Als Leser wird man entführt in ein Haustierhotel der Sonderklasse, in dem alles was Rang und Namen hat in der Haustierszene, sich versammelt. Miez Marple ist darin ein ... kleiner Farbtupfer, der nicht so ganz ins Bild passen will. Das erfährt sie auch recht schnell.

Navarro hält dem Promileben den Spiegel vor, und das auf sehr humorige Weise. Showkatzen, häsische Spitzensportler, kätzische Schlagersänger - alles, was der Yellow-Press Herz begehrt, sogar der Adel ist vertreten, wenn auch nur durch Aussagen der Anwesenden. Die Gesellschaft der Tiere in diesem Roman verhält sich wie die menschliche Gesellschaft, oder wie man es sich vorstellt, wie es in einem solchen Etablissement wohl zugeht. Intrigen und Lügen und Show, alles gehabt, aber alles neu auf seine eigene tierische Weise.

Der Kriminalfall, den Miez Marple untersucht, ist verwirrend. Navarro ist hier wirklich ein Meisterstück gelungen, denn als Leser ist man wirklich bis zum großen Finale verwirrt darüber, wer denn nun eigentlich hinter all dem steckt, was im Bellagio vor sich geht. Und das ist nicht allein Mord, sondern es werden auch noch mehrere Anschläge verübt. Miez springt von einer Theorie zur nächsten und scheint ebenso ratlos wie der Leser. Und am Ende ... da ist es dann doch plötzlich ganz anders.

Ein humorvoller Kriminalroman, der zur Kurzweil und zum Rätseln einlädt. Sehr gut geschrieben mit viel Wortwitz, der zum Schmunzeln einlädt.

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Veröffentlicht am 07.11.2025

Ein kleines Buch mit großer Wirkung

Neun Leben
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Ginger verbraucht ihr achtes Leben, als sie von einem Auto angefahren wird. Doch sie ist nicht das einzige Opfer dieses Unfalls. Da gibt es noch das Mädchen Julia, das danach im Koma liegt und vielleicht ...

Ginger verbraucht ihr achtes Leben, als sie von einem Auto angefahren wird. Doch sie ist nicht das einzige Opfer dieses Unfalls. Da gibt es noch das Mädchen Julia, das danach im Koma liegt und vielleicht sterben wird. Kann Ginger Julia helfen?

Als ich dieses Buch bei Lovelybooks sah war es keine Frage für mich, mich auf die Leserunde zu bewerben. Und käme Hölle und Feuer, ich WOLLTE dieses Buch lesen! Ich wurde nicht enttäuscht.

Was den Leser erwartet ist kein normales Buch, es ist ein Bilderbuch mit einer kurzen Geschichte darin. Kein Kinder-Bilderbuch, sondern eher für Heranwachsende und Erwachsene gedacht. Etwas ungewöhnlich, gewiss, aber warum nicht etwas ungewöhnlichem eine Chance einräumen? Enttäuscht wird man bei diesem kleinen Buch sicher nicht.

Das Märchen wird aus Gingers Sicht berichtet. Es ist herzzerreißend, wie die Sanitäter sich um die schwer verletzte Julia kümmern, aber die Katze am Straßenrand liegenlassen. Tiere sind nach der deutschen Rechtssprechung noch immer "Dinge", etwas worüber ich mich schon seit Jahrzehnten aufrege. Tiere sind mehr als Dinge, es sind Lebewesen, und als solche haben sie etwas besseres verdient, als am Straßenrand elendig zu verrecken. Sicher, in der realen Welt hätte die Polizei sich vielleicht gekümmert und Ginger entweder zu einem Tierarzt gebracht oder es beendet. So ist es hier aber nicht. Ginger bleibt zurück, unfähig sich zu regen und muss zusehen, wie Autowrack und Verletzte abtransportiert werden, ehe sie allein in ihrem Schmerz zurückbleibt.

Die Rettung kommt in Form einer Frau, die Ginger mit zu sich nach Hause nimmt und ihr hilft. Die Frau ist mehr als nur eine Frau, sie ist magisch und sie weiß Dinge. Dinge wie, dass Ginger nun ihr letztes, ihr neuntes Leben lebt. Dinge wie, dass das Mädchen am Straßenrand Julia heißt und im Krankenhaus um ihr Leben kämpft. Und sie weiß, dass Ginger und Julia miteinander verbunden sind. Ginger wird vor eine Wahl gestellt. Für einen Menschen eine schreckliche Wahl.

Wie weit würden wir gehen für einen Wildfremden, dessen Leben zu retten. Für Familienmitglieder ist es leicht(er). Es ist einerseits eine Pflicht zu helfen, andererseits wird man vielleicht vom Rest der Familie für den Rest seines Lebens schief angesehen, weil man eben nicht das entscheidene getan hat, um jenem Angehörigen zu helfen. Aber darum geht es nicht. Es geht um jemanden, den man nicht kennt, es geht um zwei Leben. Wer wäre wirklich bereit, sein Leben zu geben, um jemanden, den man einmal gesehen, nie ein Wort gesprochen hat? Wer würde dieses Opfer bringen? Und ich meine es hier ehrlich. Sehe in dein Herz, Leser, sehe tief hinein und stelle dir diese Frage: Würdest du dein Leben beenden, damit ein Wildfremder leben kann?

Es ist eine tiefgehende Frage, die sich hier stellt. So tiefgehend und ergreifend, dass es mir beim Lesen die Kehle zusammengeschnürt hat. Nein, nicht für jemanden, den ich nicht kenne. Nicht solange ich lebe. Ich habe einen Organspendeausweis, mit Ausnahme meiner rechten Augenhaut (weil erkrankt seit Kindertagen) können sich die Mediziner nach meinem Tod bedienen. Danach. Und dann ist es mir herzlich gleich, an wen meine Organe gehen. Ich werde dann hoffentlich auf dem Weg in ein besseres Leben sein. Aber vor die Frage gestellt zu werden, ob man geht, um einen anderen zu retten? Nein, diese Frage beantworte ich klar mit Nein. Und das von jemanden, der immer noch mit Suizidgedanken kämpft, wenn auch nicht mehr täglich.

Um von diesem schweren Thema wegzukommen noch einige Worte über die Bilder in diesem Bilderbuch: Sie wurden gemalt von einer 15 Jährigen. Jawohl, 15 Jahre ist die Künstlerin jung, und sie hat ihre Arbeit herausragend getan. Die Bilder sind wunderschön gestaltet, die Farben brillant, die Figuren erkennt man eindeutig. Sie machen einen guten Teil des Reizes und des Zaubers des Bandes aus und ich drücke der jugendlichen Künstlerin beide Daumen für ihren Lebensweg. Schon allein für die Bilder lohnt es sich, das Buch zu kaufen.

Ein wunderschöner kleiner Band, der aber harte Fragen in einer kleinen magischen Geschichte aufwirft. Das Buch ist für Kinder nicht oder nur bedingt geeignet, aber für Heranwachsende und Erwachsene sicherlich eine wunderschöne Erweiterung ihrer Bibliothek - und ein Band, zu dem man sicher immer einmal wieder greifen wird.

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Veröffentlicht am 06.11.2025

Am Ende des Krieges

Opalus
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Eigentlich sollte doch alles im reinen sein, jetzt, da Georg seinen Titel und sein Land zurück hat. Eigentlich. Doch da ist die Ungewißheit über seine Halbschwester Pascale. Georg hätte sie gern an seiner ...

Eigentlich sollte doch alles im reinen sein, jetzt, da Georg seinen Titel und sein Land zurück hat. Eigentlich. Doch da ist die Ungewißheit über seine Halbschwester Pascale. Georg hätte sie gern an seiner Seite, wäre wieder eine Familie, doch Pascale ist verschwunden und niemand weiß, wo sie steckt.

Dabei müsste man gar nicht so weit weg nachsehen, nämlich im Lager der Kaiserlichen ...

Dies ist der dritte Teil einer Saga. Die Autorin war so nett und hat mir eine Zusammenfassung der ersten beiden Bände zukommen lassen, sodass ich auf dem Laufenden war. Zunächst war es doch ein klein wenig verwirrend, zugegeben, aber ich kam gut ins Buch hinein und die Verwirrung war spätestens auf Seite 20 Geschichte.

Bernhardi schreibt sehr gut, die Figuren sind lebendig und man bibbert die ganze Zeit mit ihnen mit. Gerade Pascale, die den Großteil des Romans im Mittelpunkt steht, ist gut herausgearbeitet und eine interessante Frau, und das nicht nur, weil sie einen guten Teil ihrer Geschichte in Männerkleidern verbringt. Pascale wurde von den Kaiserlichen Soldaten als möglicher Spion gefangen genommen, so spielt also ein nicht unwesentlicher Teil der Handlung in eben diesem Lager und der Leser erlebt dort ihr Leben mit. Gerettet von einem alten Bekannten, dem Soldaten Reisinger, wird sie von ihm unter seine Fittiche genommen. Er bringt ihr das Fechten bei und befiehlt ihr, sich selbst zu verteidigen. Nicht dass er nicht hilft, oh nein. Und so kommt es mit der Zeit, wie es kommen muss.

Die Fechtszenen sind sehr gut erzählt und meist authentisch. So wurde gekämpft, mit Rapier und Dolch, nicht wie heute mit nur einer Waffe. Man nannte es das "dreckige" Fechten und es wurde überwiegend eben von Soldaten und Söldnern angewandt, aber auch von den meisten, die am Leben bleiben wollten. Man setzte eine Reihe schmutziger Tricks ein, damit man den Gegner besiegen konnte. Also ja, hier stimmt alles.

Was ein bisschen hochgegriffen ist, ist die eine Folterszene im Roman. 50 Peitschenhiebe. Eigentlich hätte Pascale bewusstlos sein müssen, da die wenigsten mehr als 20 bei Bewusstsein überstehen können, wenn überhaupt. 50 ist sehr hoch gegriffen und mir ist kein Fall bekannt, in dem so viele Peitschenschläge "verordnet" wurden. Aber das nur am Rande.

Was ich ebenfalls erwähnen sollte an dieser Stelle: Der Roman ist bebildert an verschiedenen Stellen. Sehr schöne Zeichnungen der Autorin selbst. Man erlebt es selten, dass Erwachsenen-Bücher so geschmückt werden, es ist also mehr als erwähnenswert und um einiges Mehrarbeit, die Bernhardi sich hier gemacht hat. Mein Kompliment dafür!

Die Zeit, gegen Ende des 30 Jährigen Krieges, wird gerade im Bereich des Heerlagers ein wenig ausführlicher geschildert, während die Handlung in und um Nirnberg dagegen vom Krieg nicht zuviel mitbekommen zu haben scheint. Es finden dort keine Plünderungen und Raubmorde statt, oder zumindest werden sie im Roman nicht erwähnt. Der eine Graf, der sich den Kaiserlichen Verbänden anschließen möchte, ist Wochen unterwegs, was darauf schließen lässt, dass die Kriegshandlungen tatsächlich weiter entfernt statt finden. Gerade hier hätte ich mir ein wenig mehr erwartet über den Schrecken des Krieges und die Entvölkerung der Landstriche. Aber der Schrecken des Lagerlebens wird anschaulich und nachvollziehbar dargestellt.

Ein solider Roman, flüssig zu lesen, mit nachvollziehbaren Figuren. Wer historische Romane mag, der wird mit Opalus auf seine Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 03.11.2025

Am Anfang

Palineas: Erstes Buch - Aufbruch
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Palineas ist ein ganz normaler Junge - oder er glaubt es zu sein. Klar, er hat seine Träume, große Träume, in denen er die Welt bereist, aber am Ende ist er doch nur der Sohn des Wirtes - oder so war ...

Palineas ist ein ganz normaler Junge - oder er glaubt es zu sein. Klar, er hat seine Träume, große Träume, in denen er die Welt bereist, aber am Ende ist er doch nur der Sohn des Wirtes - oder so war es, ehe auf dem Dorfplatz ein eigenartiges Tor erscheint ...

Vor einigen Tagen besprach ich das zweite Buch der Reihe. Dank des Autors Mario Hackel, erhielt ich daraufhin die Möglichkeit, den ersten Teil seiner Triologie zu lesen. Dafür erst einmal einen großen Dank! Es war die Lektüre mehr als wert.

Hackel selbst schreibt im Vorwort, dass diese Story schon alt ist und er wenig daran geändert hat bevor der Veröffentlichung. Das geht einigen so, mir selbst inklusive. Vor einigen Jahren holte ich ein uraltes Manuskript hervor, das ich mit 13 schrieb, und ich war bas erstaunt darüber, welche Qualität ich damals bereits mein eigen nannte. Noch polieren und aufhübschen, das eine oder andere ändern, dann wäre es vielleicht bereit für eine weitere Runde durch die Verlage (seinerzeit hatte es schon mehr als 20 Verlage gesehen und wurde immer abgelehnt). Und ich denke, es ist immer richtig, wenn man sich auf seine alten Ideen verlässt. Die größte Kreativität besitzen wir Menschen in der Kindheit und Jugend. Warum also nicht die alten Ideen neu aufgreifen? Den Zyklus, an dem ich jetzt schreibe, fand seine Geburt, als ich 15 war.

Anyway, zurück zum Buch. Was mich in Teil 2 überwältigte waren die ganzen Figuren, mit denen Hackel aufwartete. Ich war froh um das Personenregister am Ende, sodass ich dort nachsehen konnte, wer welche Rolle spielt. Mit Band 1 haben sich da für mich noch offene Fragen geschlossen, die ich hatte. Ich bleibe dabei, man kann Band 2 lesen ohne die Kenntnis von Teil 1, aber es wird um einiges leichter, WENN man "Aufbruch" gelesen hat.

Die Welt, in die Hackel seine Leser entführt, ist keine märchenhafte, wenn aber doch bunte Weltt. Es herrscht ein Kalter Krieg zwischen Menschen und Elfen, letztere gewannen die letzte heiße Phase und schoben die Menschen in Gebiete ab, die sie für richtig hielten. Die Menschen wiederum sind alles andere als begeistert, doch die meisten wollen einfach nur ihr Leben leben. Da die Elfen sich weitestgehend aus den menschlichen Belangen heraushalten ist das kein zu großes Problem. Nur dort, wo beide Rassen aufeinandertreffen gibt es immer wieder böses Blut.

Hackel spart nicht an Blut, wenn auch nur bedingt in Schlachtenform. Die Spannungen und das Leben in Städten ist immer zu einem gewissen Maße auch gefährlich. Schade ist es, dass es vor allem Palineas trifft - oder auch nicht? So erhält sein Charakter die Chance zu wachsen und erwachsen zu werden, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Charaktere sind interessant und teilweise mysteriös. Man muss einfach weiterlesen, weil man hinter die Masken sehen will, die die meisten in der Öffentlichkeit tragen. Nicht jeder, der gut ist, ist in seinem Herzen gut. Gerade bei Palineas trifft das auf doppelte Weise zu. Wie wir aus Buch 2 wissen, oder zu wissen glauben, ist da nicht nur Finsternis in ihm, doch er kann kaum gegen die dunkle Seite seiner Seele ankämpfen. Das macht ihn zu einem faszinierenden Charakter, der eigentlich nur die Wahl hat zwischen schlecht und richtig schlecht. Dennoch bleibt irgendwie die Hoffnung, dass er das Dunkle in sich bekämpfen kann so wie er sich auch einen Teil Naivität erhalten konnte.

Über das System der Drachen sprach ich bereits in meiner Rezension zum zweiten Teil, doch ich finde es immer noch faszinierend. Palineas, der keine Ahnung hat, wer dieser alte Greis ist, zu dem er geschleppt wird, weiß trotzdem, was sich unter der Verkleidung versteckt. Die größte Überraschung dagegen erlebt der Leser am Ende des letzten Kapitels. Auch wenn ich es wusste, es hat mich trotzdem überrascht. Diese Enthüllung war hervorragend gemacht!

Was bleibt ist ein solider erster Teil einer Triologie, die Leser von High Fantasy eigentlich verschlingen sollten. Sicher, es gibt ein paar Schwächen im Roman, aber die schiebe ich eher auf die Tatsache, dass der Autor eben viel vom Original übrig ließ. Der Geschichte an sich tut es keinen Abbruch, wirklich nicht. Ein gutes Buch, das man kaum aus der Hand legen kann, nachdem man mit dem Lesen begonnen hat.

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