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Veröffentlicht am 03.11.2025

Am Anfang

Palineas: Erstes Buch - Aufbruch
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Palineas ist ein ganz normaler Junge - oder er glaubt es zu sein. Klar, er hat seine Träume, große Träume, in denen er die Welt bereist, aber am Ende ist er doch nur der Sohn des Wirtes - oder so war ...

Palineas ist ein ganz normaler Junge - oder er glaubt es zu sein. Klar, er hat seine Träume, große Träume, in denen er die Welt bereist, aber am Ende ist er doch nur der Sohn des Wirtes - oder so war es, ehe auf dem Dorfplatz ein eigenartiges Tor erscheint ...

Vor einigen Tagen besprach ich das zweite Buch der Reihe. Dank des Autors Mario Hackel, erhielt ich daraufhin die Möglichkeit, den ersten Teil seiner Triologie zu lesen. Dafür erst einmal einen großen Dank! Es war die Lektüre mehr als wert.

Hackel selbst schreibt im Vorwort, dass diese Story schon alt ist und er wenig daran geändert hat bevor der Veröffentlichung. Das geht einigen so, mir selbst inklusive. Vor einigen Jahren holte ich ein uraltes Manuskript hervor, das ich mit 13 schrieb, und ich war bas erstaunt darüber, welche Qualität ich damals bereits mein eigen nannte. Noch polieren und aufhübschen, das eine oder andere ändern, dann wäre es vielleicht bereit für eine weitere Runde durch die Verlage (seinerzeit hatte es schon mehr als 20 Verlage gesehen und wurde immer abgelehnt). Und ich denke, es ist immer richtig, wenn man sich auf seine alten Ideen verlässt. Die größte Kreativität besitzen wir Menschen in der Kindheit und Jugend. Warum also nicht die alten Ideen neu aufgreifen? Den Zyklus, an dem ich jetzt schreibe, fand seine Geburt, als ich 15 war.

Anyway, zurück zum Buch. Was mich in Teil 2 überwältigte waren die ganzen Figuren, mit denen Hackel aufwartete. Ich war froh um das Personenregister am Ende, sodass ich dort nachsehen konnte, wer welche Rolle spielt. Mit Band 1 haben sich da für mich noch offene Fragen geschlossen, die ich hatte. Ich bleibe dabei, man kann Band 2 lesen ohne die Kenntnis von Teil 1, aber es wird um einiges leichter, WENN man "Aufbruch" gelesen hat.

Die Welt, in die Hackel seine Leser entführt, ist keine märchenhafte, wenn aber doch bunte Weltt. Es herrscht ein Kalter Krieg zwischen Menschen und Elfen, letztere gewannen die letzte heiße Phase und schoben die Menschen in Gebiete ab, die sie für richtig hielten. Die Menschen wiederum sind alles andere als begeistert, doch die meisten wollen einfach nur ihr Leben leben. Da die Elfen sich weitestgehend aus den menschlichen Belangen heraushalten ist das kein zu großes Problem. Nur dort, wo beide Rassen aufeinandertreffen gibt es immer wieder böses Blut.

Hackel spart nicht an Blut, wenn auch nur bedingt in Schlachtenform. Die Spannungen und das Leben in Städten ist immer zu einem gewissen Maße auch gefährlich. Schade ist es, dass es vor allem Palineas trifft - oder auch nicht? So erhält sein Charakter die Chance zu wachsen und erwachsen zu werden, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Charaktere sind interessant und teilweise mysteriös. Man muss einfach weiterlesen, weil man hinter die Masken sehen will, die die meisten in der Öffentlichkeit tragen. Nicht jeder, der gut ist, ist in seinem Herzen gut. Gerade bei Palineas trifft das auf doppelte Weise zu. Wie wir aus Buch 2 wissen, oder zu wissen glauben, ist da nicht nur Finsternis in ihm, doch er kann kaum gegen die dunkle Seite seiner Seele ankämpfen. Das macht ihn zu einem faszinierenden Charakter, der eigentlich nur die Wahl hat zwischen schlecht und richtig schlecht. Dennoch bleibt irgendwie die Hoffnung, dass er das Dunkle in sich bekämpfen kann so wie er sich auch einen Teil Naivität erhalten konnte.

Über das System der Drachen sprach ich bereits in meiner Rezension zum zweiten Teil, doch ich finde es immer noch faszinierend. Palineas, der keine Ahnung hat, wer dieser alte Greis ist, zu dem er geschleppt wird, weiß trotzdem, was sich unter der Verkleidung versteckt. Die größte Überraschung dagegen erlebt der Leser am Ende des letzten Kapitels. Auch wenn ich es wusste, es hat mich trotzdem überrascht. Diese Enthüllung war hervorragend gemacht!

Was bleibt ist ein solider erster Teil einer Triologie, die Leser von High Fantasy eigentlich verschlingen sollten. Sicher, es gibt ein paar Schwächen im Roman, aber die schiebe ich eher auf die Tatsache, dass der Autor eben viel vom Original übrig ließ. Der Geschichte an sich tut es keinen Abbruch, wirklich nicht. Ein gutes Buch, das man kaum aus der Hand legen kann, nachdem man mit dem Lesen begonnen hat.

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Veröffentlicht am 31.10.2025

In einer magischen Kürbiswelt

Leni und die Flüsterkürbisse
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Leni ist eine aufgeweckte 7 Jährige, die gern bei ihrer Oma ist und voller Phantasie und Abenteuerlust. Ihre liebste Zeit ist rund um Halloween, denn sie mag es ein bisschen gruselig. Ihr bester Freund ...

Leni ist eine aufgeweckte 7 Jährige, die gern bei ihrer Oma ist und voller Phantasie und Abenteuerlust. Ihre liebste Zeit ist rund um Halloween, denn sie mag es ein bisschen gruselig. Ihr bester Freund ist Tim, der eher mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Bis ... ja, bis die beiden auf dem Wochenmarkt einen Kürbis hören, der leise flüstert. Und damit beginnt das Abenteuer.

Ich wünschte, zu meiner Zeit hätte es solche Bücher gegeben. Als Kind war Halloween nichts als ein Produkt aus den USA, dass man einmal im Jahr im Fernsehen sah mit Charlie Brown und seinen Freunden. Erst als ich älter war begriff ich, dass es wohl doch älter war, als es den Anschein hatte und was hinter diesem Tag (oder besser der Nacht) auf sich hatte. Der Halloween-Kult, der heutzutage herrscht, war mir als Kind vollkommen unbekannt.

Dennoch brachte die Autorin mich dazu, mich in Leni hineinversetzen zu können. Auch ich liebte als Kind den Dachboden, nur kam ich selten da hoch. Wenn, dann konnte ich dort oben Stunden verbringen zwischen zerbrochenem Spielzeug und allerlei Tand, der sich in den Jahren angesammelt hatte. Da es, wie gesagt, zu meiner Zeit noch kein Halloween wie heute gab, fand sich dort oben allerdings wenig bis gar nichts, was auf diesen einen Tag hingedeutet hätte.

Lenis magische Reise, die sie zusammen mit Tim und ihrem Kater Fauchi (besser Kinderbuchname ever!) antritt, beginnt ein wenig gruselig und überraschend. Mit dem Utensil, mit dem die drei es in die andere Welt verschlägt, hatte ich gar nicht mehr gerechnet, auch wenn es bereits im ersten Kapitel aufgetaucht war.

Die Sprecherin versteht ihren Job und bringt den Hörer mit sich in diese magische Welt, in der Leni, Tim und Fauchi ihr Abenteuer erleben. Man bangt selbst als Erwachsene mit, als Tim beinahe im Nebel versinkt oder später auf der Brücke. Da darf Fauchi als Held des Tages glänzen. Und er tut das mit der stoischen Ruhe aller Katzen. Was? Ich bin ein Held? Ich bin immer ein Held! Und putzt sich nonchalant die Pfote. Ein Bild, das ich wirklich vor Augen hatte und mich köstlich darüber amüsierte.

Der letzte Teil der Reise ist wunderbar magisch und herrlich beschrieben von der Autorin, und die Sprecherin vertont ihn sehr gut - wie sie überhaupt sehr gute Arbeit durch das ganze Buch leistet. Die Auflösung war nicht wirklich überraschend für mich als Erwachsene, doch das Kind in mir war trotzdem begeistert über den Ausgang.

Ein wunderbares kleines Hörbuch, das Kinder mit Sicherheit begeistern wird, vor allem junge Kinder. Ein Abenteuer voller Magie und genau der richtigen Würzung Grusel, der mehr spannend ist als Gänsehautcharakter besitzt. Ein herrliches Hörerlebnis!

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Veröffentlicht am 27.10.2025

Phönixasche

CROWN AND EMPIRE
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Seit 500 Jahren wacht der Phönix über den König und das Land gedeiht. Es herrscht Frieden und gibt keine zu großen Zwistigkeiten. Dies aber ändert sich schlagartig, als die Negrimanten Traumvisionen der ...

Seit 500 Jahren wacht der Phönix über den König und das Land gedeiht. Es herrscht Frieden und gibt keine zu großen Zwistigkeiten. Dies aber ändert sich schlagartig, als die Negrimanten Traumvisionen der vier Götter empfangen: Der Phönix muss geopfert werden, sonst wird das Reich, nein, der gesamte Kontinent, zerstört in einem gewaltigen Vulkanausbruch.

Der Negrimant Taco stiehlt den Vogel und macht sich auf die Reise, davon überzeugt, das richtige zu tun. Aber ist es wirklich der Wille der Götter, dass der unsterbliche Phönix sterben muss?

Als Inspiration diente der Autorin der Doppelkontinent Amerika, so ist es in ihrer Vita zu lesen. Aber ehrlich, mehr als eben, dass es zwei miteinander verbundene Landmassen sind, auf denen die Geschichte spielt, ist da wenig von Amerika zu bemerken. Anfangs dachte ich, dass sie sich vielleicht inspiriert gefühlt hat durch die doch sehr reiche Geschichte der beiden Amerikas, die ja über Jahrhunderte untereinander Handelsbeziehungen führten, oder die Großmächte, die sich gerade in Süd- und Mittelamerika formten mit der Zeit. Aber es scheint tatsächlich nur die Form gewesen zu sein.

Eine 500 Jahre alte Dynastie, die durch einen Phönix sozusagen bestätigt wird. In dieser langen Zeit kann sich einiges an Unrat ansammeln, und so ist es auch hier. Aus den einst ideellen Werten ist purer Machthunger geworden, aus den aufrechten Königen Depoten und Intriganten. Also, ich als Phönix hätte da auch keine Lust mehr.

Was mich faszinierte war das Magiesystem, das Luis hier entwickelt hat. Statt den Zauberstab zu schwenken oder Magie zu "weben" sind es die Negrimanten selbst, die besondere Fähigkeiten besitzen und nichts darüber hinaus. Taco, der mit dem armen Phönix Felix durch die Weltmeere schippert, ist ein Telekinet, und nichts mehr. Er kann Dinge bewegen, was teils sehr eindrucksvoll ist. Sein Mitbruder Ordo dagegen kann Feuer aus seinen Händen werfen. Ebenfalls sehr eindrucksvoll, und das von Beginn an. Als besondere Regel gilt: kein Zauberer darf seine Fähigkeiten öffentlich machen. Man muss nicht Einstein sein um schnell herauszufinden, zumindest die beiden hier genannten können dieses Versprechen nicht allzu lange halten.

Das Verschleiern der übernatürlichen Kräfte hat allerdings in den letzten Jahrhunderten auch dazu geführt, dass die "Mächtigen" die Negrimanten vollkommen unterschätzen. Ein Plus für letztere, denn dadurch sind sie in einem offenen Kampf (den wir hier allerdings nicht sehen) haushoch überlegen. Und ich tippe darauf, dass dieser Konflikt kommen wird, er deutete sich schon an.

Ich wünschte allerdings, dass Luis ebenso klare Regeln für den Schwertkampf aufgeführt hätte. Lara, die verfolgte einzige Überlebende des einen Zweigs der Königsfamilie, der vernichtet wurde, lernt diesen nämlich und wendet ihn an gegebener Stelle auch kurzzeitig an - d.h. sie sticht einmal zu. Ich hätte mir da ein bisschen mehr gewünscht, gerade über ihre Lehrzeit, die mit 4 Monaten ja doch recht kurz ist. Ein kleines Geheimnis von mir, das ich an dieser Stelle teile, als Kind war ich Mitglied in einem Fecht-Club. Das bedeutet bis heute, dass ich Schwert-, Säbel- und Degenkämpfe sehr gut nachvollziehen kann in Romanen. Ein Grund, warum ich die Kämpfe an einer Stelle lobe, an anderer nicht.

Das Konzept des Phönix stammt eher aus der östlichen Mythologie denn aus dem Westen. Daher interessierte es mich sehr, wie die Autorin den Vogel hier umgesetzt hat. Und dieses Konzept, zumindest soweit ich es begriffen habe (oder glaube begriffen zu haben) ist interessant. Ich möchte an dieser Stelle nicht zuviel verraten, doch ich habe große Hoffnungen für den/die Folgebände der Reihe.

Die Charaktere wachsen, allerdings überschreiten sie die Grenze ihres Archetypen hier noch nicht. Die Möglichkeit besteht, je nachdem, was die Autorin für die Fortsetzung plant und was nicht. Zumindest gegen Ende des Romans hatte ich das Gefühl, dass sich ein, zwei Figuren diesen Grenzen nähern und bereit sind zu wachsen. Wir werden sehen in den Folgebänden.

Es ist ein guter Einstieg in einen neuen Fantasy-Zyklus. Nicht überragend, aber mit viel Potenzial. Leicht zu lesen und eine gemütliche, teils auch sehr spannende Lektüre.

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Veröffentlicht am 23.10.2025

Als die Erde noch Luzzor hieß

Mondfesseln
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Nefeyja ist eine Zouren. Sie ist es gewohnt, weit oben in den Bäumen zu leben in ihrem Dorf mit anderen Zouren. Doch eines Tages findet sie ein düsteres Geheimnis ihres Dorfes und flieht gemeinsam mit ...

Nefeyja ist eine Zouren. Sie ist es gewohnt, weit oben in den Bäumen zu leben in ihrem Dorf mit anderen Zouren. Doch eines Tages findet sie ein düsteres Geheimnis ihres Dorfes und flieht gemeinsam mit dem Lurd Acron. Etwas verbindet die beiden. Etwas tiefes und geheimnisvolles. Gemeinsam ziehen Nefeya und Acron aus, um die Welt zu ändern, obwohl sie nichts anderes wollen, als zusammen zu bleiben ...

Es ist der erste Versuch, einen Fantasy-Roman zu schreiben, so erklärte Russ dieses Buch. Und ich muss sagen, der Versuch ist gelungen. Die Welt Luzzor, die sie als eine Art sehr frühe Erde sieht, ist tatsächlich sehr phantastisch, und das beginnt bereits mit den beiden Völkern, den Zouren und den Lurd. Beide sind menschlich, ja. Aber dennoch sind sie grundverschieden. Zudem mißtrauen sie einander. Nicht soweit, dass Blut fließt, aber immerhin. Dieses Mißtrauen hat dazu geführt, dass es keine (oder kaum) Misch-Partnerschaften gibt.

Doch da gibt es noch eine dritte Gruppe Menschen: die Grauäugigen. Seit altersher ist es den Zouren und den Lurd verboten, grauäugige Kinder aufzuziehen. Diese gelten als verflucht oder schlimmeres. Statt dessen werden die Säuglinge nahe eines Berges ausgesetzt. Doch diese Kinder verschwinden, sie sterben weder an der Umwelt noch werden sie von wilden Tieren gerissen, wie Nefeyja weiß. Statt dessen sind sie einfach fort. Dass es da ein Geheimnis gibt, das finden die beiden Liebenden mit der Zeit heraus - und was für ein düsteres Geheimnis dies ist!

Der Roman ist gut geschrieben, enthält allerdings ein paar kleine Fehler. Nichts großartiges, doch vielleicht sollte es an dieser Stelle erwähnt werden. Ich meine, wenn schon Großverlage den Fehlerteufel nicht von sich fernhalten können, dann drücke ich bei Kleinverlagen gern beide Augen zu.

Der Stil ist flüssig, man kommt gut in die Geschichte hinein. Die Figuren gut gezeichnet, die Charaktere wachsen. Und selbst wenn ich diesen Roman im groben der Romantasy zuordnen würde, immerhin begleitet man als Leser ein Liebespaar, so ist mehr als genug Handlung da, packende Handlung. An den Actionszenen dagegen könnte die Autorin noch ein bisschen arbeiten, ich fand sie sehr statisch und weit weg vom Leser. Aber man kennt mich, ich mag meine Schlachten mittendrin statt nur dabei.

Was diesen Roman von Romantasy allerdings unterscheidet ist das BDSM-Thema. Ja, Nefeyja und Acron lieben sich auf sehr spezielle Art. Das geht allerdings nicht hinein in Toture, weit davon. Es ist einfach eine andere Art als der übliche Blümchen-Sex. Diese Szenen hat Russ in meinen Augen sehr gut geschrieben, meist aus Nefeyjas Sicht, dass der Leser mit ihr mitfühlt - und vielleicht selbst ein wenig erhitzt an den richtigen Stellen. Hier möchte ich eine Szene hervorheben, als zwei der Grauaugen, die Nefeyja und Acron beobachtet haben, sich selbst daran versuchen. Es war irgendwie ... süß. Ein wenig unbeholfen aber offensichtlich haben die beiden Helden auch anderen den Weg des "dunklen" Sex geebnet, wer weiß?

Alles in allem bleibt ein solider Roman, der auch gute Spannung, jenseits der Bettspiele, zu bieten hat. Eine gute Lektüre für alle, die die Nase voll haben von Dreiecksgeschichten und Liebesgeschmachte. Hier geht's zur Sache, in mehr als einer Hinsicht.

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Veröffentlicht am 21.10.2025

Wenn man nur die Augen öffnet

Windholm-Saga / Windholm Das Nebelkind
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Nachdem Arics Vater stirbt, bleiben dem jungen Mann nur zwei Dinge: das Schwert seines Vaters und ein versiegelter Brief seiner unbekannten Mutter. Die letzten Worte seines Vaters drängen Aric in den ...

Nachdem Arics Vater stirbt, bleiben dem jungen Mann nur zwei Dinge: das Schwert seines Vaters und ein versiegelter Brief seiner unbekannten Mutter. Die letzten Worte seines Vaters drängen Aric in den Wald, denn dort soll es ein magisches Reich geben. Ein Reich, in dem seine Mutter lebt. Also macht er sich auf die Suche nach seiner Mutter. Doch diese Suche gestaltet sich vollkommen anders als Aric dachte ...

Es gibt Bücher, die strotzen vor Action und lauter Abenteuer und bieten kurzweilige Unterhaltung. Und es gibt Bücher, deren Abenteuer leiser ablaufen, deren Inhalt auch den Leser nachdenklich stimmen und ihn mit auf eine Reise in sein Inneres nehmen. Das Nebelkind gehört zu dieser zweiten Kategorie.

Die Autorin hat eine verwunschene, doch wunderschöne Welt erschaffen, die aus kaum etwas anderem als Wald besteht. Verschiedene Abschnitte des Waldes, um genau zu sein. Da gibt es Teiche, Bäche, reißende Flüsse, Lichtungen und so dichten Wald, dass selbst das Sonnenlicht nicht bis zum Boden reicht. Uralte Bäume neben neuen Trieben. Als Leser meint man, den Duft nach Moos und feuchter Erde einzuatmen während des Lesens.

Arics Suche nach seiner Mutter wandelt sich in eine Suche nach sich selbst. Er lernt über seine eigene Seele, fühlt Dinge, die ihm unangenehm sind, aber auch solche, die er nicht mehr missen möchte. Letztere überwiegen im Verlauf der Geschichte. Doch da ist ein Teil von ihm, dem er sich nicht nähern, den er nicht zulassen will.

Ich kann sagen, dass ich mich in dieser Hinsicht mit ihm identifizieren kann. Auch ich habe eine Seite in mir, die ich ungern zulasse und meist verschweige. Und ich denke, wenn man tief in sich selbst hineinblickt, dann hat so gut wie jeder diese Seite. Wir mögen uns lieber im guten Licht zeigen als etwas negatives zu bekennen. Für Aric wird dieser Kampf ein Kampf ums schiere Überleben.

Was ich besonders mochte an diesem herrlichen kleinen Roman sind die Charakterisierungen, gerade die der Gnomen. Aric trifft auf seinem Weg Brambelfeet, einen schrulligen Gnom, der ihn fortan begleitet und zu ihm steht. Was habe ich diesen kleinen Kerl ins Herz geschlossen! Brambelfeet hat selbst an sich zu schleppen, doch er hält tapfer durch, stellt sich seinen Dämonen, und ist am Ende der gleiche, nur ein bisschen besser. Der ewig positive Brambelfeet, der für jede Szene die passende Zusammenfassung hat. Es war einfach herrlich. Und auch wenn ihm ein Gutteil der Handlung zukommt, es tauchen auch andere Gnome auf, die nicht weniger skuril sind für sich genommen, und doch eine wunderbare Gemeinschaft bilden in ihrem kleinen Dorf.

Und dann ist da noch Lyra, die Sylphe, die sich ebenfalls Aric anschließt. Lyra ist ätherisch im besten Sinne. Einerseits verwurzelt im Boden, andererseits sehnt sie sich nach ihren Flügeln, die sie ablegte auf eigenem Wunsch. Sie bringt das Gleichgewicht zwischen Aric und Bumbelfeet und wird schnell zu einem integralen Teil der kleinen Gruppe.

Was bleibt ist ein wunderbarer kleiner Roman (oder besser erster Teil eines Mehrteilers), in dem nicht nur die Figuren wachsen und ihre Welt immer größer wird, sondern der Leser mit ihnen, so er es denn zulässt.

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