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Veröffentlicht am 13.07.2023

Sommergefühle!

Wo die Sonne die Wellen berührt
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Hannah Leitner, Henrik Johnson und Annie Hauser treffen sich zufällig in Bonnemer an der Côte d'Azur. Annie, die in einer renommierten Kanzlei bis zum Umfallen schuftet, hat sich nach einem Debakel in ...

Hannah Leitner, Henrik Johnson und Annie Hauser treffen sich zufällig in Bonnemer an der Côte d'Azur. Annie, die in einer renommierten Kanzlei bis zum Umfallen schuftet, hat sich nach einem Debakel in der Kanzlei Urlaub genommen. Hannah hat gerade eine lebensbedrohliche Krankheit überwunden und dabei ist nicht nur ihre Beziehung und ihre Arbeit, sondern auch die Lebensfreude auf der Strecke geblieben. Henrik, der erfolgreich ein Start-up gegründet hat, wurde von seiner Geschäftspartnerin ausgebootet. Nun versucht er im Haus seines Grossvaters in Bonnmer herauszufinden, was er mit seinem Leben nun anfangen will. Die Drei freunden sich an und werden einander eine Stütze.


Eine Freundschaft zwischen drei Menschen, die komplett unterschiedliche Berufe, Lebensumstände und Ziele haben, entsteht vor den Augen des Lesers in diesem Buch. Wie so oft im Urlaub lernt man, frei von Pflichten und Aufgaben, einfacher und eher Leute kennen. Ein verirrter Federball ist für Henrik, Annie und Hannah der Startschuss in eine immer enger werdende Freundschaft. Dieses Zusammentreffen und die entstehenden Sympathien empfinde ich als gut getroffen und keinesfalls an den Haaren herbeigezogen. Denn wie auch im realen Leben, gibt es sie, die Freundschaft auf den ersten Blick. Menschen, die einem auf Anhieb sympathisch sind oder aber auch negativ auffallen.

In abwechselnden Kapiteln stellt die Autorin jede der drei Figuren in den Mittelpunkt, was die Geschichte sehr abwechslungsreich gestaltet. Das Dörfchen Bonnemer ist sehr malerisch beschrieben und die Autorin hat ein Händchen für typische französische Details, damit die Geschichte authentisch wirkt. Allerdings hätte man meiner Meinung nach etliches kürzen können. Oft wird nebensächliches, wie zum Beispiel die Bestellung von einem simplen Café o lait mit vorangehenden Diskussionen, was es denn zu trinken sein darf, sehr ausschweifend und ausdauernd erörtert.

Die Figuren wirken echt und keine von ihnen empfand ich als aufgesetzt oder künstlich. Hannah, die nach einer schweren Krankheit, versucht wieder Zutrauen in ihren Körper zu fassen, war mir nicht unbedingt sympathisch. Allerdings werte ich ihre chronische Unzufriedenheit nicht, denn sie hat so viel mitgemacht, dass ich ihr einige ihrer Launen nachsehe.

Annie ist ein Workaholic. Partnerin in der renommierten Kanzlei, in der sie sich ihre Sporen abverdient, zu werden, ist ihr erklärtes Lebensziel. Dabei verliert sie jedoch nicht den Blick für Ehrlichkeit und zeigt dabei auch mal die Zähne.

Schlussendlich ist da noch Henrik, den ich am wenigsten greifen konnte. Ich konnte sehr oft nicht verstehen, weshalb er bei der beruflichen Misere, nicht mal mit der Faust auf den Tisch gehauen und seinen Geschäftspartnern Einhalt geboten hat.

Drei Figuren und fast eine Dreiecksgeschichte. Da habe ich mich lange gefragt, ob sich da zwischen zweien nicht nur Freundschaft, sondern auch Liebe entwickelt? Die Antwort dazu verrate ich hier natürlich nicht ... die amouröse Seite der Geschichte empfand ich jedoch dann doch etwas schnell abgehandelt.

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Veröffentlicht am 08.07.2023

Selbstjustiz!

Ein mörderisches Paar - Das Versprechen
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Der Drogenhändler, der dem Schüler Finn-Leandro Begger Drogen verkauft hat, soll nicht so einfach davon kommen. Darin sind sich Dr. Bernhard Sommerfeldt und seine Verlobte Frauke Winterberg einig. Denn ...

Der Drogenhändler, der dem Schüler Finn-Leandro Begger Drogen verkauft hat, soll nicht so einfach davon kommen. Darin sind sich Dr. Bernhard Sommerfeldt und seine Verlobte Frauke Winterberg einig. Denn schliesslich starb der 13-jährige Junge an einer Ueberdosis und dafür soll Lodwik van Eeden büssen.

Sommerfeldt, der der ostfriesischen Polizei schon mehr als einmal durch die Lappen ging, mordet gegen die Ungerechtigkeiten Ostfrieslands an.





Selbstjustiz ist das zentrale Thema in diesem Krimi. Ein zweischneidiges Schwert und eine heikle Angelegenheit. Klar ist, dass Sommerfeldt, der als moderner Robin Hood Ostfrieslands die Strafe von Kriminellen selbst in die Hand nimmt, damit selbst kriminelle Handlungen begeht. Klar ist auch, dass er damit ein paar Sympathien geniesst. Sei es bei der Polizei oder aber bei den Geschädigten. Sommerfeldt als Rächer der Schwachen und Verletzlichen. Mit diesem Thema und dem Mix aus komisch - witzigen Situationen und Dialogen hätte dieser Krimi ein Knaller werden können.

Immer wieder habe ich gestaunt, wie gut der Autor den Spagat zwischen Satire und Krimigeschichte hinkriegt. Leider hapert es oft am Schreibstil. Ich denke da an Passagen, in denen zum Beispiel die Aufzählung der einzelnen Mitglieder des Polizeistabs trocken und langatmig sind. Oder aber die sterotypartig erwähnten Themen, um die Geschichte realitätsbezogen zu machen. Im Hinterkopf hatte ich immer, dass Klaus - Peter Wolf hier eine Liste abgehakt hat. "Thema Gendern": erwähnt. Thema "Feminismus": eingeflochten. Thema "Internet und Handyabhängigkeit": abgehakt. So erhebt er immer wieder den Mahnfinger zu den verschiedensten Themen, vergisst dabei aber oft, dass das erwähnte oder abgehakte Thema auch zu der Geschichte passen muss. Diese Themen wirken dann leider sehr oft willkürlich eingeworfen.

Am laufenden Band tauchen neue Figuren auf, haben ein kurzes Gastspiel und tauchen dann wieder ab. Auch hier ähnelt das wieder einer Aufzählung oder einem Abhaken.

Es gibt ja schon etliche Ostfriesenkrimis von Klaus - Peter Wolf, die ich alle nicht kenne. Ich denke, das ist bei der eher seichten Unterhaltung auch nicht nötig. Was ich absolut nicht verstehe, ist, dass dieses Buch als Start in eine neue Serie vermarktet wird, jedoch ( wieder) Figuren aus anderen Krimis des Autors im Mittelpunkt stehen. Das heisst, dass die Geschichte des Serientäters Sommerfeldt weitergeht.

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Veröffentlicht am 04.07.2023

Spannungsroman!

Weil du lügst
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In den Familienferien auf Korsika stirbt die 13-jährige Dee Dee an einer Vergiftung. Ihre zukünftige Stiefmutter Emily hatte dem Teenager ein Kopfschmerzmittel gegeben, kurz nach der Einnahme liegt der ...

In den Familienferien auf Korsika stirbt die 13-jährige Dee Dee an einer Vergiftung. Ihre zukünftige Stiefmutter Emily hatte dem Teenager ein Kopfschmerzmittel gegeben, kurz nach der Einnahme liegt der Teenager tot in seinem Bett. Jed, der zukünftige Mann von Emily und Vater des Teenagers, glaubt an eine Verunreinigung bei der Produktion. Als Emily eine Nachricht bekommt, dass das Gift für sie bestimmt war, kommen plötzlich Verdächtigungen hoch. Denn auf Korsika waren nicht nur die verstorbene DeeDee, Emily und Jed, sondern noch weitere Familienmitglieder zugegen. Wer wollte Emily vergiften?




In lose eingeflochtenen Tagebucheinträgen wird ein Teenager skizziert, der unglücklich mit seiner Figur und von Cybermobbing betroffen ist. Diese Zeilen, die die 13-jährige Dee Dee schreibt, empfand ich als sehr authentisch. Effektvoll dabei, die regelmässigen Wörter in Grossbuchstaben!

Sophie McKenzie versteht es zudem ausgezeichnet, das Leben einer Patchworkfamilie, die sehr privilegiert ist, mit einer Kriminalgeschichte zu verweben. Manchmal kam mir der Gedanke hoch, dass dieser Thriller eher ein Spannungsroman ist, da durchwegs eine softe und familiäre Komponente mitschwingt. Oft gibt es Familienstreitigkeiten, wie die Trennung von Jed und seiner Exfrau, der die Affäre zwischen ihm und Emily vorangegangen ist. Ebenso oft wird die rehäugige Emily mit ihrer schlanken Statur erwähnt. Etwas, was die Autorin ohnehin ständig andeutet, ist das attraktive Aussehen einer Figur und seinen oder ihren Hang zu schöner Kleidung. Die Autorin legt den Fokus weniger auf falsche Fährten oder Perspektivwechsel, sondern auf Details wie eben beschrieben.

Die Handlung springt von der Gegenwart zur Vergangenheit und dies nicht chronologisch geordnet. Dazu kommen die erwähnten Tagebucheinträge und damit wird die ganze Geschichte ab und zu chaotisch. Ich habe durch die einfach gestrickte Handlung und die überschaubaren und prägenden Figuren trotzdem nie den Ueberblick verloren.

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Veröffentlicht am 02.07.2023

Deprimierend!

Der finstere See
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Nach einer lieblosen Kindheit mit einer Mutter, die diesen Namen nicht verdient hat, spürt Jeremy Horton keine Trauer, als diese stirbt. Er lebt mit seiner Familie in London und fährt in das Haus seiner ...

Nach einer lieblosen Kindheit mit einer Mutter, die diesen Namen nicht verdient hat, spürt Jeremy Horton keine Trauer, als diese stirbt. Er lebt mit seiner Familie in London und fährt in das Haus seiner Kindheit, um dieses zu räumen und zu verkaufen. In diesem Haus hat er in der Kindheit viele Sommerferien verbracht und die Erinnerungen gehen ihm nahe.

Es sind nicht nur gute Erinnerungen, denn im angrenzenden Wald starb seine kleine Schwester Emily. Jeremy war damals noch ein kleiner Junge, die Schuldgefühle wegen Emilys Tod begleiten ihn jedoch schon ein Leben lang.


Der Auftakt, der Prolog in dieses Buch ist märchenhaft und ziemlich gruselig. Was gut beginnt, betreffend Gänsehaut, flacht dann leider weitgehend ab. Denn über viele Kapitel wird zwar einerseits immer wieder das einschneidende Ereignis in Jeremys Kindheit angedeutet, das den Tod seiner kleinen Schwester Emily nach sich zog. Andererseits werden endlos Jeremys Gefühle mit sich, zu seiner Frau und den beiden Kindern thematisiert. Dadurch stockt die Handlung und wird sehr langatmig.

Dazu kommt, dass Jeremy konstant gereizt, nah an der Grenze von Arroganz, agiert. Sein Verhalten zu seinen beiden Kindern Jack und Lucy schrammt an emotionaler Misshandlung vorbei. Durch das ganze Buch ist Jeremy im Mittelpunkt, nur seine Sicht wird beschrieben, was mich oft durch seine Persönlichkeit richtiggehend heruntergezogen hat. Jeremys notorisch gereizte Art wird nur getoppt von Jeremys fieser Art und Weise in der Vergangenheit. Ich denke da an eine Szene, in der er einen Besuch im Krankenhaus bei seinem sterbendem Onkel Ian macht. Oft hat mir dadurch die Geschichte manchmal keinen Spass gemacht, sondern mich deprimiert.

Zum Glück ist der dunkle Punkt in der Familiengeschichte Horton einigermassen spannend. Ich war schon sehr neugierig, was genau damals in der Vergangenheit mit Emily geschehen ist. Die Auflösung ist sehr überraschend und schlussendlich schlüssig. Die Autorin hat es dem Leser mit Rätseln nicht leichtgemacht. Verschiedene falsche Fährten sei Dank!

Der Schreibstil von Julie Cameron empfand ich oft als theatralisch und etliche Wiederholungen begünstigen die Langatmigkeit. Sie hat es jedoch geschafft, mit der Frage, was in der Vergangenheit geschehen ist, Spannung in die Geschichte zu bringen.

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Solider Thriller!

Schneetod
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Mitten im bevorstehenden Winter in Islands Weiten wird Polizeikommissar Herjolfur im Dienst angeschossen und stirbt an seinen Verletzungen. Sein Kollege Ari Thor Arason hatte die Grippe, war also krankgeschrieben ...

Mitten im bevorstehenden Winter in Islands Weiten wird Polizeikommissar Herjolfur im Dienst angeschossen und stirbt an seinen Verletzungen. Sein Kollege Ari Thor Arason hatte die Grippe, war also krankgeschrieben und deshalb war sein Chef alleine unterwegs. Die Bevölkerung ist entsetzt. Im beschaulichen Dorf Siglufjördur, wo die Kriminalität sehr tief ist, wird ein Polizist im Dienst erschossen?

Ari Arason beginnt mit der Hilfe von Tomas, eines Kollegen, der sich nach Reykjavik hat versetzen lassen, zu ermitteln und stösst auf viele kriminelle Handlungen.


Dieses Buch ist ein weiterer Teil der "Dark Island" Reihe von Ragnar Jonasson. Obwohl "Schneetod" der fünfte Fall der Polizei in Siglufjördur ist und ich nur ein weiteres Buch der Reihe kenne, hatte ich keinerlei Verständigungsprobleme. Der Grund dafür ist, dass dieser neue Fall in sich abgeschlossen ist und die private Seite der Ermittler oft mit ein, zwei Sätzen in Erinnerung gerufen, beziehungsweise für Neuleser erklärt werden.

Richtig gut gefällt mir, wie die Kälte, der Wind und die frostige Landschaft in Islands Weiten dem Leser anschaulich beschrieben wird. Oft hat es mich gefröstelt, obwohl in meiner realen Welt gerade Sommer mit knallblauem Himmel ist.

Ragnar Jonasson konzentriert sich zudem auf eine Handvoll Protagonisten und einigen Nebenfiguren und schraubt so die an der Handlung teilnehmenden Personen nicht künstlich hoch. Zum Glück, denn oft musste ich rasch gedanklich all die fremd klingenden Namen und Orte überschlagen.

Der Fall rund um den toten Polizeikommissar ist nicht weltbewegend oder ausserordentlich clever inszeniert. Die Ermittlungen dazu solide und gehen oft gemächlich über die Bühne. Auch hier keine weltbewegenden Ermittlungsansätze, sondern gründliches Checken der Telefonlisten, Zeugenbefragungen und Schnüffeln bei Siglufjörders Bevölkerung. Die Auflösung empfand ich als überraschend, das Motiv gut in die Geschichte eingebettet.

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