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Veröffentlicht am 18.11.2022

Abweschslungsreich!

Ein kalter Strom
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Ein Serientäter ermordet auf brutalste Weise Menschen, die als Psychologen arbeiten. Die Spur seiner Morde geht von Leiden in Holland über Heidelberg bis nach Bremen. Für den Profiler Tony Hill weist das ...

Ein Serientäter ermordet auf brutalste Weise Menschen, die als Psychologen arbeiten. Die Spur seiner Morde geht von Leiden in Holland über Heidelberg bis nach Bremen. Für den Profiler Tony Hill weist das Profil des Mörders Parallelen zu seinen Taten auf.

Neben diesen Ermittlungen unterstützt Tony Hill auch noch Detective Inspector Carol Jordan, die dem internationalen agierenden Drogenbaron Tadeusz Radecki auf den Fersen ist. Dazu muss sie in die Rolle seiner verstorbenen Freundin Katerina schlüpfen.

Eine gefährliche Aufgabe, die ihr alles abverlangt.




«Ein kalter Strom» lag sehr lange auf meinem SuB, denn die Dicke mit 617 Seiten hat mich lange Zeit abgeschreckt. Doch einmal damit begonnen las es sich innerhalb von vier Tagen, was schon mal auf eine fesselnde Lektüre hindeutet. Die Geschichte ist temporeich und es geschieht immer etwas. Die Autorin hat zwei nebeneinanderlaufende Fälle, einmal die Suche nach dem Serientäter und dann auch noch die Überführung des Drogenbosses, in einer Geschichte verbunden. Dies so übersichtlich, dass man immer wusste, wo man gerade steckt in der Handlung.

Mit viel Hintergrundwissen und Recherchen zu den verschiedensten Themen wie Autopsien, Polizeiarbeit, Täterprofil, aber auch Kriminalität im Drogen und Bandenmilieu hat Val McDermid mich überzeugt. Dazu eingewobene Passagen, die in der Kindheit des Serienmörders handeln, haben mir Gänsehaut beschert. Hier spielt die Autorin die Karte Kindheitstrauma aus und ich konnte das Motiv des Täters nachvollziehen. Gerade diese Rückblicke habe ich mit einem Schaudern gelesen und es ist geschehen, was ich eigentlich nicht dachte. Verständnis und Mitleid mit dem Täter sind bei mir hochgekommen. Nur schon durch diese Passagen sollte auf dem Cover der Zusatz «Thriller « stehen, denn die sowie die Beschreibungen des Serienmörders in Aktion sind brutal.

Gefallen hat mir, dass verschiedene Ermittler, wie zum Beispiel in Holland, aber auch in Berlin und Heidelberg an einem Strang ziehen und man als Leser das Resultat dieser Zusammenarbeit nachvollziehen kann. Durch diese verschiedenen Ermittlungsansätze und zwei unterschiedlichen Fälle empfand ich diesen Thriller sehr abwechslungsreich und fesselnd.

Obwohl "Ein kalter Strom" Band Nummer 3 einer Reihe ist, kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Ich kenne die Vorderbände nicht und hatte zu keiner Zeit Verständigungsprobleme.

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Viele Perspektivwechsel

Ein langes Wochenende
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Es soll ein verlängertes Wochenende unter Freunden werden, zu dem Emily, Jayne und Ruth einen Tag vor ihren Ehemännern anreisen. Edie, die vor kurzem Witwe wurde, hat abgesagt. Zu früh ist es, um ohne ...

Es soll ein verlängertes Wochenende unter Freunden werden, zu dem Emily, Jayne und Ruth einen Tag vor ihren Ehemännern anreisen. Edie, die vor kurzem Witwe wurde, hat abgesagt. Zu früh ist es, um ohne ihren verstorbenen Mann am traditionellen Wochenende teilzunehmen.

Paul, Mark und Toby werden am nächsten Tag in die zum Ferienhaus umgebauten Scheune der Elliot Farm anreisen. Deshalb ist die Panik gross, als ein Brief im Ferienhaus die Frauen erwartet. Darin steht nämlich geschrieben, dass einer der Ehemänner ermordet wurde.

Keiner der Männer ist erreichbar und schon bald eskaliert die Situation in der abgelegenen Scheune.




Ich benötigte einige Zeit, bis ich all die erwähnten und an der Handlung beteiligten Figuren sortiert hatte. Da sind erst mal die Vermieter der Scheune, in der die drei Frauen das Wochenende verbringen. Dann sind die drei Frauen, die jeweils verheiratet sind und über deren Männer oft gesprochen wird. Hier musste ich öfters überlegen, welcher Mann denn nun zu wem gehört. Immer wieder werden die Lebensumstände der einzelnen Pärchen erwähnt und es wird fleissig hin und her gewechselt.

Dazu kommt noch eine Freundin, Edi, die jüngst Witwe wurde und eine Tochter hat, die jedoch an dem Wochenende nicht teilnimmt. Das alles empfand ich als komplex und hat mir den Einstieg schwer gemacht. Ich kam und kam nicht in die Geschichte rein.

Doch auch gegen Schluss des Buches wird es hektisch. Denn praktisch auf jeder Seite werden die Figuren und ihre Lebensumstände gewechselt. Klar ist, dass die Geschichte von Perspektivwechseln und Figuren, die gleichberechtigt an der Handlung teilhaben, lebt. Trotzdem habe ich diese vielen Wechsel als hektisch und oft unübersichtlich empfunden.

Je länger man liest, je mehr die Geschichte voranschreitet, je mehr Verbrechen kommen an das Tageslicht. Verbrechen, die die Clique betreffen, aber auch einzelne Figuren. Im Mittelpunkt steht nämlich die «Gang», wie sie genannt wird, die sich seit der Schulzeit kennt und deren Frauen nun eine Zweckgemeinschaft durch die Freundschaft ihrer Männer bilden müssen.

Da ist Ruth, die als junge Mutter schwer an der Verantwortung für Baby Alfie, trägt. Ihre Flucht in den Alkohol wird eindrücklich beschrieben. Die Zweite im Bunde ist Jayne, die sich trotz wenig Selbstbewusstsein einen der attraktivsten Männer geangelt hat. Schlussendlich ist am Wochenende auch noch Emily dabei, die sehr viel jünger als die anderen Frauen und Ehemann Paul ist. Was sie unweigerlich in die Rolle des fünften Wagenrads drängt. Die zwischenmenschlichen Belange zwischen den drei Frauen empfand ich, gerade beim Einstieg in die Story, als zu viel Platz einnehmend.

Spannend empfand ich die immer wieder eingeschobenen Passagen, die in Ich Perspektive erzählt werden und deren Identität lange im Dunkeln bleibt. Diese Figur hat mich zum Rätseln animiert und meine Neugier angekurbelt. Denn sehr schnell wird klar, dass sie Böses vorhat.

Das ist das vierte Buch, das ich von der Autorin lese. Wieder hat mich der klare und schnörkellose Schreibstil überzeugt. Allerdings muss ich hier als Kritik anbringen, dass mir die Einführung der Figuren, sowie die Perspektivwechsel zu wenig strukturiert waren.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Ich hätte es wissen müssen...

Frau mit Messer
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Hornclaw arbeitet als Auftragskillerin und dies seit 45 Jahren sehr erfolgreich. Niemand würde vermuten, dass hinter der älteren Frau eine knallharte Killerin steckt.

Einzig ihr 12- jähriger Hund Deadwight ...

Hornclaw arbeitet als Auftragskillerin und dies seit 45 Jahren sehr erfolgreich. Niemand würde vermuten, dass hinter der älteren Frau eine knallharte Killerin steckt.

Einzig ihr 12- jähriger Hund Deadwight lässt sie weich werden. Nun merkt Hornclaw aber, dass sie nachlässiger wird. Keine gute Ausgangslage in ihrem Beruf!





Eigentlich sollte «Frau mit Messer» ein Krimi sein. Meiner Meinung nach ist dieses Buch eher eine Art Lebensbeichte einer älteren Frau, die einen ungewöhnlichen Beruf ausübt. Zudem hat sie, auch bedingt durch ihren Beruf, Probleme mit dem älter werden. Körperliche Zipperlein stellen sich ein und sie ist nicht mehr so reaktionsschnell wie früher.

Ich fand diese Geschichte mehr oder weniger langweilig, langatmig und spannungslos. Ein paar wenige Passagen haben mich gefesselt und mich bei der Stange gehalten. Doch die sind leider sehr dünn gesät.

Die rar eingesetzten Dialoge verstärkten den Eindruck einer reinen Erzählung. Es geschieht kaum was und wenn was geschieht, ist es spannungsarm. Einzig der beschriebene Umgang von Hornclaw mit ihrem alternden Hund haben mir gefallen und waren damit die Highlights in diesem Buch. Seltsam fand ich das Gendern eines einzigen Arbeitskollegen / einer einzigen Arbeitskollegin von Hornclaw.

Die Firma, bei der Hornclaw arbeitet, vermittelt Killer und rühmt sich damit Schädlingsbekämpfung zu betreiben. Direktor Son ist seltsam, die Arbeitskollegen sind seltsam und Hornclaw ist ebenfalls seltsam. Die Figuren sind so unnahbar und nüchtern beschrieben, dass ich einfach keinen Zugang gefunden habe. Einzig die Schwierigkeiten, die die 65 Jahre alte Killerin aufgrund ihres Alters hat, konnte ich nachvollziehen.

Die Autorin schreibt in langen Sätzen und schafft es diese oft so in die Länge zu ziehen, dass seitenweise sehr wenig geschieht.

Ich hätte es ja eigentlich wissen müssen, Bücher, die im asiatischen Raum handeln, sind einfach nicht mein Ding. Hier kommt dazu, dass weder eine Stadt noch Ortskolorit genannt oder beschrieben werden. So ist die Geschichte austauschbar und könnte sich überall abspielen.

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Konstruiert!

Mimik
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Hannah Herbst lebt mit Mann Richard, Sohn Paul und Stieftochter Kyra in Berlin und hat eine seltene Gabe. Sie kann in der Mimik ihrer Mitmenschen Gefühle, Aengste, aber auch Unsicherheiten lesen. Immer ...

Hannah Herbst lebt mit Mann Richard, Sohn Paul und Stieftochter Kyra in Berlin und hat eine seltene Gabe. Sie kann in der Mimik ihrer Mitmenschen Gefühle, Aengste, aber auch Unsicherheiten lesen. Immer wieder mal wird sie bei der Polizeiarbeit eingesetzt, denn sie kann sofort bestimmen, ob ein Täter lügt oder die Wahrheit sagt. Zusammen mit Fadil Matar von der Mordkommission und ihrer besten Freundin Telda Sahms, die in der Rechtsmedizin arbeitet, konnte sie schon manchen Täter überführen.

Als Hannah von einem Serientäter, der als "der Chirurg" bekannt ist, entführt wird, legt dieser ihr ein Video vor. Darin gesteht eine Frau den Mord an ihrer Familie. Hannah ist entsetzt, denn die Frau in dem Video ist sie selbst.



Das in Titel und Klappentext erwähnte Thema hat mich schon länger fasziniert. Mittlerweile gibt es ja auch Seminare, in denen man diese Kunst erlernen kann. Mimikresonanz, darüber habe ich schon gelesen und deshalb habe ich mich sehr gefreut, dieses spannende Thema in einer Handlung eingeflochten zu erleben. Leider wird jedoch Mimikresonanz nur sehr spärlich erwähnt und abgesehen von zwei, drei Passagen aussen vor gelassen. Ich hatte mir definitiv mehr erhofft und gewünscht. Ausser in ihrer Kindheit, als entdeckt wird, dass Hannah eine ...sagen wir ...Begabung dafür hat und in der Gegenwart, als sie versucht herauszufinden, was geschehen ist, gibt es wenig Berührungspunkte zwischen der Handlung und dem Thema.

Sebastian Fitzek hat ohne Frage wieder einen aussergewöhnlichen Thriller mit einem raffinierten Plot konstruiert. Ja, genau: konstruiert! Fitzek ist Fitzek und eine konstruierte Handlung gehört bei ihm wohl einfach dazu. Damit muss man als Leser rechnen. Oft werden den Figuren Dinge angedichtet, damit die Handlung aufgeht. So ist Fadils Frau krank und man findet Parallelen zu der Tat, die auch Hannah vorgeworfen wird.

Die Geschichte ist nicht chronologisch geordnet und springt zeitlich öfters hin und her. Oft empfand ich die Geschichte durch diese Zeitwechsel, zu denen auch noch Perspektivwechsel kommen, wirr. Immer wieder musste ich mich orientieren, wo genau der Autor nun mit der Handlung anknüpft.

Sehr schnell habe ich mich, genau wie die Protagonistin Hannah Herbst, gefragt, ob sie wirklich ihre ganze Familie umgebracht hat. Diese Frage hat mich durch das Buch getragen.

Etwas seltsam mutete die Zusammenarbeit zwischen Hannah und dem verurteilten und geflüchteten Serienmörder an. Auch hier hat Fitzek arg tief in die Kiste der konstruierten Handlung gegriffen. Natürlich gerät ausgerechnet Hannah an den Serientäter und zieht mit ihm los. Dann ist da noch ihre Freundin, die natürlich auch noch involviert sein musste und und und. Was nicht passt, wird passend gemacht. Der Autor hat so viele Gegebenheiten, Eigenarten und Zufälligkeiten den Figuren angedichtet, dass ich irgendwann gedacht habe, dass es nun genug sei. Gleich mehrere Figuren sind psychisch gestört. Hannah leidet nicht nur nach jeder Narkose unter langanhaltendem Gedächtnisverlust und ihr Leben lang unter Spektrophobie. Sie ist auch seit einem Erlebnis in der Kindheit tief traumatisiert und hat einen Vater, der als Psychiater arbeitet. Das neben der Sache mit der Mimikresonanz.

Für die Charakterisierung seiner Figuren hat der Autor ohne Zweifel ein gutes Gespür und sie überzeugen. Wie oben schon erwähnt, hätte ich mir gewünscht, dass Hannah vermehrt ihre aussergewöhnliche Wahrnehmung einsetzt und Gefühle in den Gesichtern liest.

Normalerweise sind die Thriller von Sebastian Fitzek auch bekannt für seine aussergewöhnlichen Cover. Mimik sticht da heraus, das Cover wirkt blass und fade.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Unvorhersehbar!

Die Wunschliste
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June ist voller Schuldgefühle, denn Marissa, eine entfernte Bekannte, stirbt durch ihre Schuld.

Als June eine Wunschliste von der Toten findet, beschliesst sie, die darauf notierten Punkte an Marissas ...

June ist voller Schuldgefühle, denn Marissa, eine entfernte Bekannte, stirbt durch ihre Schuld.

Als June eine Wunschliste von der Toten findet, beschliesst sie, die darauf notierten Punkte an Marissas Stelle zu erfüllen. Einige Punkte scheinen einfach, wie «küsse einen wildfremden Mann».

Die Liste enthält jedoch auch knifflige Aufgaben. So zum Beispiel «verändere das Leben eines anderen» oder «meinem Bruder zeigen, wie dankbar ich ihm bin».






Die Idee einer Liste, die von einer Figur abgearbeitet muss, ist ja in Büchern nicht unbedingt neu. Neu, oder jedenfalls von mir noch nie so gelesen, ist, dass eine Figur die Liste einer anderen Person abarbeitet. Zu Beginn hatte ich oft das Gefühl der Holprigkeit in der Handlung. Es schien so, als ob die einzelnen Punkte auf der Liste wie in Kurzgeschichten aneinandergereiht wurden. Verbindung war dabei jedoch immer June. Erst gegen Mitte des Buches wurde die Handlung flüssiger.

Die Aufgaben, die June an Marissas Stelle erledigen möchte, sind sehr vielfältig. Von einfach, über schwierig zu erfüllen, findet man einiges. Einige Aufgaben sind ganz schön kniffelig und bescheren June schöne, aber auch traurige Erlebnisse. Diese Geschichte ist keinesfalls nur eine Friede Freue Eierkuchen Story, sondern enthält auch tiefgründige Passagen.

Einige Abenteuer, die June durch diese Aufgaben auf der Wunschliste erlebt, hätten kürzer ausfallen dürfen. Dafür hätte die Autorin der Liebesgeschichte, die entsteht, mehr Raum geben können. Denn die wurde doch etwas rasch abgehandelt, nachdem der betreffende Mann immer mal wieder aufgetaucht ist während Junes Anstrengungen rund um die Wunschliste.

Gefallen hat mir, dass man lange Zeit nicht sicher ist, wer denn schlussendlich Junes Herz erobert. Es gibt da mehr als eine Möglichkeit und die Liebesgeschichte wird da unvorhersehbar.

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