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Veröffentlicht am 15.01.2022

Wird Mord überbewertet!

Die Gerechte
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In der Business Lounge des Heathrow Airport wartet Ted Sverson auf seinen Flug nach Boston. Er erzählt einer Frau, die zufällig neben ihm sitzt, dass er den Verdacht hat, von seiner Frau Miranda betrogen ...

In der Business Lounge des Heathrow Airport wartet Ted Sverson auf seinen Flug nach Boston. Er erzählt einer Frau, die zufällig neben ihm sitzt, dass er den Verdacht hat, von seiner Frau Miranda betrogen zu werden. Ted und Miranda haben ein Grundstück an der Südküste von Maine gekauft und bauen darauf ein Wochenendhaus. Nun liegt der Verdacht nahe, dass Miranda eine Affäre mit dem zuständigen Bauunternehmer begonnen hat. Die fremde Frau bietet an, Ted dabei zu helfen, seine Frau umzubringen. Ted ist zuerst entsetzt, begeistert sich jedoch immer mehr für die Idee. Aber wie und wo soll dieser Mord über die Bühne gehen? Wird er sein Ziel erreichen?





Wird Mord überbewertet?

Wenn man dieses Buch liest, könnte man fast zu dieser Schlussfolgerung gelangen. Es wird gelogen, betrogen, gehasst und auch gemordet. Jede und jeder hat irgendwo Leichen vergraben. Einige mehr als andere.

Da der Autor in wechselnden Kapiteln immer wieder eine andere Person in den Mittelpunkt rückt, sieht man die Absichten einer jeder Figur. Was schlussendlich in der Summe eine abwechslungsreiche und vor allem brisante Handlung ergibt.

Da ist zuerst einmal die geheimnisvolle Frau vom Flughafen. Sie spricht Ted an und bietet relativ schnell ihre Hilfe bei seinem Problem an. Sofort habe ich mich gefragt, warum und ob die Frau fähig ist, den angekündigten Mord zu planen und durchzuführen? Die anschließenden Kapitel, aus ihrer Vergangenheit, beantwortet diese Frage vollumfänglich. Eine sehr überraschende Wendung zeigt dann auch den wahren Charakter dieser Figur. Der Buchtitel passt wie die Faust aufs Auge und mich hat dieser Thriller nicht nur sehr gut unterhalten, sondern auch tief in die psychologischen Vorgänge bei Menschen blicken lassen.



Ich bin ein Fan von Peter Swanson. Ihm ist auch hier gelungen, was ich in seinen Büchern so mag. Ohne langatmige Beschreibungen strickt er um eine an und für sich alltägliche Szene, einen Thriller, der fesselt und unterhält. Dabei setzt er nicht auf Gewaltbeschreibungen oder viel Blut, sondern auf psychologische Spannung. Der regelmäßige Wechsel der Figuren empfand ich zu keiner Zeit verwirrend, denn hier zeigt sich das zweite Können von Peter Swanson: Die hervorragende Charakterisierung der Figuren, die man auch nach seitenlanger Abstinenz sofort „wiedererkennt“. Gegen Schluss zieht sich die Geschichte doch noch etwas und wird künstlich in die Länge gezogen. So sind zum Beispiel Limericks, die der Ermittler spontan erfindet, abgebildet. Die sind einzig dazu da, um seine Gefühlslage gegenüber der Verdächtigen, darzustellen. Das hätte man anders lösen können, um begreiflich zu machen, was er denkt und fühlt.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Gut mit Schwächen!

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Die Lektorin Heike Wersch ist verschwunden, kurze Zeit später wird sie tot gefunden. Im Verlagswesen, allem voran in dem Verlag, in dem sie angestellt war, hatte sie sich nicht nur Freunde gemacht. Nicht ...

Die Lektorin Heike Wersch ist verschwunden, kurze Zeit später wird sie tot gefunden. Im Verlagswesen, allem voran in dem Verlag, in dem sie angestellt war, hatte sie sich nicht nur Freunde gemacht. Nicht nur, dass sie als alteingesessene Lektorin mit ihrem neuen Chef Carl Winterscheid nicht zurechtkam. Sie hat zudem Plagiatsvorwürfe gegen einen ihrer unter Vertrag gestellten Autoren erhoben und liegt mit den Nachbarn in einem lange dauernden Nachbarschaftsstreit. Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein von der Kripo in Hofheim sind doppelt gefordert, als ein weiterer Toter gefunden wird. Auch er war in dem Winterscheid Verlag angestellt.





Die Handlung spielt größtenteils im Verlagswesen und / oder in seinem Umkreis. Die Autorin kennt ja diese Welt sehr gut und so bekommt man als Leser einen sehr guten Einblick vom Weg eines Buches als Manuskript bis zu seinem Verkauf in einer Buchhandlung.

Weiter haben wir es als Leser auch in diesem neusten Band mit dem eingespielten Ermittlerteam zu tun. Ich lese die Reihe mit den Ermittlern der Kripo in Hofheim bunt durcheinander und so manches Mal hatte ich hier in diesem zehnten Band einige Aha - Erlebnisse aus früheren Bänden, die ich schon gelesen habe.

Allerdings hätte sich die Autorin meiner Meinung nach mit diesen Rückblicken zurückhalten können. Denn oft fühlte ich mich im Lesefluss des aktuellen Falles, unterbrochen mit den andauernden Andeutungen und Erklärungen zu vergangenen Taten der Ermittler. Ansonsten habe ich Wiedersehen gefeiert mit Pia, Oliver, Tariq, Henning und Co.

Es geht nicht nur um den Mord an der Lektorin, auch das Privatleben von Oliver von Bodenstein birgt so einiges an Konfliktpotenzial. Ich fand seine Auseinandersetzungen mit seiner Frau und Stieftochter Greta ebenfalls "Krimi".

Erst hatte ich geschluckt, als ich das ellenlange Personenglossar gesehen habe. Aber die Figuren sind so gut skizziert, dass ich nicht durcheinander geraten bin. Die Handlung wird zudem gegen Ende sehr komplex und mehrere Male musste ich rasch im Glossar nachschauen, wie genau denn nun die Beziehungen untereinander sind. Sehr lange ist offen, wer für das Verschwinden der Frau verantwortlich ist. Weiter vermischen sich die aktuellen Geschehnisse mit der Vergangenheit. Die Verbindung empfand ich als sehr gut gemacht. Der Plot ist überlegt und sehr gut ausgearbeitet.


Auf einige Wiederholungen hätte Frau Neuhaus verzichten können. Wenn ich nur schon daran denke, wie oft eine gewisse Mülltonne erwähnt wird. Auch wenn diese Tonne zentral für die Ermittlung ist, hätte man nicht mehrere Male deren Leerung und Inhalt erwähnen müssen. Etwas zäh wird es kurz vor der Auflösung. Denn als mehrere Zeugen befragt werden, bekommt man als Leser denselben Inhalt aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Das macht diese Befragungen doch langatmig.

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Veröffentlicht am 28.12.2021

Neunter Band!

Himmelhorn
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Kommissar Kluftinger hat zum Geburtstag ein E-Bike geschenkt bekommen, das er mit Doktor Langhammer bei einer Radtour ausprobiert. Auf dieser Tour in den Allgäuer Alpen entdecken sie drei Tote. Es stellt ...

Kommissar Kluftinger hat zum Geburtstag ein E-Bike geschenkt bekommen, das er mit Doktor Langhammer bei einer Radtour ausprobiert. Auf dieser Tour in den Allgäuer Alpen entdecken sie drei Tote. Es stellt sich heraus, dass die drei Männer einen Dokumentarfilm gedreht haben und dabei ermordet wurden. Doch auch privat hat Klufti alle Hände zu tun. Denn Sohn Markus und seine hochschwangere Frau Yukiama sind vorübergehend wieder bei Kluftingers eingezogen.



„Himmelhorn“ ist der neunte Band der Kultreihe rund um Kommissar Kluftinger. Ich lese die Reihe kunterbunt durcheinander, was dem Lesegenuss nicht im Weg steht. Denn die privaten und beruflichen Details von Klufti verändern sich von Band zu Band nicht groß. Was ebenfalls bleibt, da die Autoren ihrer Linie treu bleiben, sind die humorvollen Dialoge zwischen Klufti und seinem Umfeld. Mit Ehefrau Erika zum Beispiel oder Sohn Markus. Aber auch mit seinen Arbeitskollegen bei der Kriminalpolizei Kärnten.

Oft habe ich laut gelacht, so tollpatschig wie Klufti sich gibt. Wie in anderen Büchern der Reihe, kämpft Klufti wieder mit der Technik. Vor allem sein neues Arbeitstablet macht, was es will. Auch sein Erzfreund, der Doktor Langhammer, ist wieder ein Reizthema für ihn. In diesem Band versucht sich Klufti sogar in Aktiengeschäften und wird Serien-süchtig. Lacher garantiert!

Also nicht viel Neues an der privaten Front. Der Fall, der Mord an den drei Männern, wird allerdings über weite Teile des Buches völlig außen vor gelassen. Doch einen Krimi mit Kommissar Kluftinger liest man ja auch nicht nur wegen Mord und Totschlag und den folgenden Ermittlungen. Ich mag die Figur Klufti unheimlich gerne und da gehört auch eine ordentliche Prise Tollpatschigkeit und Humor dazu.

Sehr gefallen hat mir, wie schnell man sich wieder mitten im Allgäu wähnt. Ich bin normalerweise kein Fan von Dialekt in Büchern. Die Autoren streuen diese Brocken jedoch sehr zurückhaltend ein, was ich sehr schätze.

Mich hat dieser neunte Band wieder sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 16.12.2021

Bettelarmbänder mit Bedeutung!

Für immer in deinem Herzen
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Ein Geschenk ist der Auslöser dafür, dass Arden und ihre Tochter Lauren Job und Studium an den Rand stellen und nach Scoops, Michigan, fahren. Die 70-jährige Lolly, Mutter und Großmutter der beiden, schickt ...

Ein Geschenk ist der Auslöser dafür, dass Arden und ihre Tochter Lauren Job und Studium an den Rand stellen und nach Scoops, Michigan, fahren. Die 70-jährige Lolly, Mutter und Großmutter der beiden, schickt ihnen einen Anhänger für ihr Bettelarmband. Diese Armbänder sind es, die die drei Frauen, trotz unterschiedlicher Leben, verbinden.





Der rote Faden in dieser Geschichte rund um Großmutter, Tochter und Enkelin sind ihre Bettelarmbänder. Was nun sehr sachlich tönt, ist eigentlich eine wunderbar aufgebaute Geschichte. Das Buch ist in elf Teile gegliedert, die gemeinsam haben, dass sie jeweils unter dem Motto eines Talismans stehen. Da findet man zum Beispiel Sternschnuppe oder Seetaucher bei Kapitelbeginn und das Kapitel steht unter diesem Thema. Eine der drei Frauen, meist Großmutter Lolly, erzählt aus ihrem Erinnerungsschatz über den Anhänger, der gerade im Mittelpunkt steht.



Diese Erinnerungen unterbrechen die Hauptgeschichte immer wieder und zeitweise hatte ich danach Mühe, wieder in den Hauptstrang einzufinden. Die Erinnerungen sind oft sehr tiefgründig. Tiefgründiger als die Hauptgeschichte. Da findet man berührende und nachdenklich machende Aussprüche wie: „Umarmungen sind wie Heftpflaster für die Seele „ ( Seite 156) oder „Wenn du liebst, was du tust, wirst du keinen Tag deines Lebens arbeiten“. (Seite 272)

Die Hauptgeschichte dreht sich um den Besuch von der Tochter und der Enkelin bei Großmutter Lolly in Scoops, Michigan. Die Frauen haben sich auseinandergelebt, lange nicht gesehen und ein Ereignis animiert Arden und Lauren zu einem Besuch. Die drei Frauen finden wieder sehr schnell den Zugang zueinander, was mir zu reibungslos ging. Vor allem, da mehrere Male betont wird, wie jede ihr eigenes Leben lebt und sie sich lange nicht in Scoops haben blicken lassen. Ich hatte mehrere Male den Eindruck, dass viel Gehabe um nichts gemacht wird. Wie zum Beispiel bei Arden, die Jahrzehnte nach ihrer ersten Liebe noch tieftraurig wird, wenn sie an ihn denkt.



Die drei Frauen sind tolle Figuren und die Autorin hat nur wenige Nebenfiguren eingefügt. Damit bekommen Lolly, Arden und Lauren sehr viel Platz und machen sich gut auf der großen Bühne. Lolly ist eine ältere Dame, die vor Energie nur so sprüht. Doch sie muss auch mit einer beginnenden Krankheit zurechtkommen, die mir zu wenig überzeugend eingeflochten war. Ab und zu wird die Krankheit erwähnt und ein Arztbesuch bringt Klarheit diesbezüglich. Doch in der Handlung merkt man nicht viel davon, was bei der Krankheit, unter der Lolly leidet, eigentlich der Fall sein muss. Arden liebt ihre Mutter und ihre Tochter, kann das aber nicht immer so recht zeigen. Sie fordert betreffend Ausbildung Lauren viel ab und will die in ihren Augen richtige Ausbildung erzwingen. Lauren ist die blasseste der Frauen, liebt ihre Großmutter abgöttisch und man spürt förmlich, wie sie an ihr hängt und sich sorgt. Lauren ist kreativ, malt und möchte eigentlich Kunst studieren. Eigentlich! Denn ihre Mutter hat einen anderen Plan für sie.

Die drei Frauen raufen sich zusammen und das zentrale Thema "Familie" wird anschaulich beschrieben. Mit all seinen Höhen und Tiefen.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

So einen Nachbarn? Nicht geschenkt!

Wo kommen wir denn da hin (Der Offline-Opa 1)
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Günter Habicht wird pensioniert und er, der als Busfahrer 43 Jahre lang Schicht arbeitete, sieht sich plötzlich mit viel Freizeit konfrontiert, die er füllen muss. Auch die Beziehung zu Ehefrau Brigitte, ...

Günter Habicht wird pensioniert und er, der als Busfahrer 43 Jahre lang Schicht arbeitete, sieht sich plötzlich mit viel Freizeit konfrontiert, die er füllen muss. Auch die Beziehung zu Ehefrau Brigitte, die er plötzlich den ganzen Tag sieht, wird auf eine harte Probe gestellt. Denn Günter hat nichts zu tun, steht seiner Angetrauten im Weg rum und kontrolliert vor lauter Langeweile Nachbarn und den Glascontainer.





Günter und Brigitte machen das durch, was viele Rentner erleben. Von einem Tag zum anderen ist der frisch Pensionierte den ganzen Tag zu Hause und die Rollen müssen neu verteilt werden. Sie entdecken die Tücken des Rentnerlebens und es knirscht ganz ordentlich in der Beziehung.



Auf witzige Weise dokumentiert Günter Habicht das „neue“ Leben fernab von Pflichten und Berufsleben.

Torsten Rohde, der schon die Kultbücher der Online Omi, Renate Bergmann, geschrieben hat, landet nun mit Günter einen weiteren Treffer. Bei Renate war vorwiegend die weibliche Sicht im Mittelpunkt.

Jetzt sieht man durch die Augen von Günter ohne h den männlichen Aspekt. Da wird schon mal der Skatabend thematisiert oder über Fußball schwadroniert. Auch ein Besuch bei IKEA, um Brigitte einen Gefallen zu tun, wird auf die Schippe genommen.



Sehr oft habe ich laut gelacht oder geschmunzelt. Wenn ich da nur an Günters Badezusatz denke, ziehen sich meine Mundwinkel wieder Richtung Stirn.

In Altherrenmanier kaut Günter öfters mal seine Wehwehchen durch und versteht nicht, dass Brigitte seine Krankheiten so gelassen sieht. Denn er könnte ja schliesslich sterben an dem Schnupfen.

Günter entwickelt sich aus lauter Langeweile mehr und mehr zum Blockwart. Er kontrolliert Abfallkübel, Gartenlauben und mit Vorliebe den Glascontainer. Er ist exakt der Nachbar, den man nicht geschenkt neben sich wohnen haben möchte.


Günter ist ein einziges großes Klischee und der Autor lässt auch nichts aus. Wie Renate Bergmann fand ich auch Günter nach der Hälfte des Buches mehr und mehr anstrengend. Es war gut! Ich würde aber nicht gleich anschließend ein zweites Buch über ihn lesen. Ein paar Monate Pause, dann schließe ich auch eine neue Geschichte nicht aus. Wobei Geschichte... „ Wo kommen wir denn da hin?“ beeinhaltet nur in weiten Zügen eine fortlaufende Handlung. Es ist eher so, dass Günter quer durch sein Leben quasselt und erzählt, was ihn beschäftigt, stört und nervt.

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