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Veröffentlicht am 23.08.2019

Teil 2!

Die Ärztin: Stürme des Lebens
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München 1890: Ricarda hat die Ausbildung als Ärztin abgeschlossen und merkt jedoch, dass nach wie vor die Bevölkerung Deutschlands skeptisch gegenüber einer Frau in diesem Beruf eingestellt ist. Zum Glück ...

München 1890: Ricarda hat die Ausbildung als Ärztin abgeschlossen und merkt jedoch, dass nach wie vor die Bevölkerung Deutschlands skeptisch gegenüber einer Frau in diesem Beruf eingestellt ist. Zum Glück ermöglicht ihr Mann ihr eine eigene Praxis. Rica kämpft an vorderster Front gegen die Krankheit Diphtherie, die die Kleinsten aller Schichten dahinrafft. Das neue Heilmittel, dass die Diphtherie bekämpfen soll, muss Ricarda auch der eigenen Familie schmackhaft machen. Bei der Bestellung von genau diesem Medikament, läuft sie jemandem über den Weg, der fest in ihren Erinnerungen verankert ist. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse….

" Stürme des Lebens " ist der zweite Teil rund um die junge Ärztin Ricarda. Es sollte unbedingt davor Teil 1 gelesen werden. Denn ich kann mir schwer vorstellen, dass man der Geschichte ansonsten folgen kann. Auch sollte man im Leseplan schon Teil 3 haben.... denn dieser zweite Teil, endet mit einem mehr als offenen Ende und ist ganz und gar nicht in sich abgeschlossen.


Wie auch im ersten Teil dreht sich hier viel um Emanzipation und die Rechte der Frauen. Allerdings etwas weniger ausgeprägt als im vorderen Teil. Ricarda hat ihr Ausbildung vollendet, ist verheiratet mit einem Mann, der zu ihr steht und sie unterstützt. Was beileibe nicht bei allen Männern so war zu der damaligen Zeit. So hat sie weit weniger Kämpfe auszufechten als noch zuvor. Deswegen wirkte sie auf mich auch sanfter und abgeklärter als in Teil 1.
Da ich beide Teile nahtlos nacheinander gelesen habe, brachte das enorm viel Abwechslung ins Spiel. Allerdings bedeutet das auch, dass Gefühle, Liebe und Themen wie Freundschaft und Muttergefühle vermehrt zur Sprache kommen. Meiner Meinung nach ist dieser Teil um Längen emotionaler.
Immer wieder geschehen überraschende Wendungen um ganz am Schluss des Buches habe ich gestaunt, dass bei 614 Seiten keine Längen oder Langeweile entstanden sind. Mit Ricarda ist man an vorderster Front bei der Bekämpfung der " Würgengel - Krankheit " dabei, reist nach Afrika, bangt um ihre Kinder und trauert um Verstorbene. Sehr abwechslungsreich das Ganze!


Und immer wieder war ich entsetzt über " Gesetze ", das über das Leben der Frauen bestimmt, von Männern für Männer gemacht. Ein Hoch der heutigen Emanzipation!
In diesem zweiten Teil rückt die Geschichte auch eine Generation weiter. Und so wird für Ricardas Tochter Henny selbstverständlich, was in der Generation vor ihr noch ausgeschlossen war. Frauen dürfen in Deutschland Medizin studieren. Diese Entwicklung wurde gerade in Gesprächen zwischen Mutter und Tochter sehr gut ausgearbeitet .

Veröffentlicht am 23.08.2019

Ein Buch reicht...

Blutschatten
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Sunday Night lebt abgeschieden auf Goat Island. Seit sie unehrenhaft aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist, versteckt sie sich auf der kleinen Insel. Kontakt hat sie nur ab und zu mit Beau Beaumende, ...

Sunday Night lebt abgeschieden auf Goat Island. Seit sie unehrenhaft aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist, versteckt sie sich auf der kleinen Insel. Kontakt hat sie nur ab und zu mit Beau Beaumende, der Polizist, der Sunday gross gezogen hat.
Nun wird sie von Beau gebeten, Stella Drucker zu finden. Das Mädchen ist nach einer Bombenexplosion vor ihrer Schule spurlos verschwunden. Stella's Mutter und der Bruder starben bei der Explosion. Ihre Grossmutter Opaline hat nicht nur Geld, sondern auch grossen Einfluss. Und so bringt sie Sunday dazu, nach Stella zu suchen.


" Blutschatten " ist der erste Fall von Kathy Reichs, in dem Sunday im Mittelpunkt steht. Wohl als aussergewöhnliche Charakterisierung im Dschungel der Ermittler in Krimis und Thrillern gedacht, wurde Sunday sehr problembeladen gezeichnet. Leider weckte das in mir den Eindruck, dass in letzter Zeit die Ermittler nicht kaputt, zynisch und traumatisiert genug sein können. Und so habe ich mich (einmal mehr) durch Komplexe, persönliche Probleme und teilweise nicht angebrachte Reaktionen gelesen.
Sunday hat zudem noch ein Händchen für einsilbige Dialoge, die mich teilweise amüsiert haben. Sunday ist nicht auf den Kopf gefallen, wurde aber durch eine Sache in der Vergangenheit arg gebeutelt. Kursiv eingeschobene Kapitel haben in mir die Neugier geweckt, was genau geschehen ist.

Eine lange Einführung zu Beginn, und das spannungsarme erste Drittel, wird durch einen witzigen Schreibstil überbrückt. Je länger ich las, je detaillierter wurde dieser, und ich habe oft fast den Faden verloren in dem Gewusel von Beschreibungen der Kleidung, den Örtlichkeiten und Einrichtungen der Wohnungen und Häuser.
Als langweilig empfand ich auch, dass Strassennamen und Namen von Plätzen immer wieder erwähnt und eingeflochten werden. Da ich die Stadt, in der die Geschichte spielt, absolut nicht kenne, muss ich ja nicht wissen, dass Szene X an der Kreuzung von Strasse A und Strasse B spielt. Einige unlogische Szenen sind mir aufgefallen. Als Beispiel: durch einen winzigen Spalt der Hoteltür kann Sunday lesen, was auf den Namenschildchen, die die Angestellten des Hotels tragen, steht. Diese stehen viele Meter von ihrer Zimmertüre weg, und Sunday ist auf einem Auge praktisch blind (Ebookseite 105).
Oder die Tatsache, dass sie mehrmals mit ihrer Waffe und dazugehörenden Munition eine Flugreise unternimmt. Und das, obwohl sie nicht mehr im Polizeidienst tätig ist, und keine Berechtigung für eine Waffe hat. Ich frage mich, wie sie da durch die strenge Sicherheitskontrollen gekommen ist?

Der Schreibstil ist einfach gehalten und emotionslos, und hat mir an und für sich gut gefallen. Immer wieder musste ich schmunzeln, meist bei den sarkastischen Dialogen zwischen Sunday und ihrem "Zwillingsbruder" Gus.

Ein Krimi, der trotz einigen Ungereimtheiten doch eine Grundspannung aufweist. Einen zweiten Fall von Sunday Night würde ich allerdings nicht mehr lesen.
Anmerkung: In meinem Ebook wurde der Name der Protagonistin einmal " Sunny ", einmal "Sunnie" und dann wieder "Sunday" geschrieben.....

Veröffentlicht am 23.08.2019

Böser Spoiler des Verlages!

Show me the Stars
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Liv ist 22 Jahre alt und hofft am Anfang einer steilen Karriere als Journalistin zu sein, als sie den Job verliert. Spontan meldet sie sich auf eine Anzeige als Housesitterin. Ihr neues Zuhause für ein ...

Liv ist 22 Jahre alt und hofft am Anfang einer steilen Karriere als Journalistin zu sein, als sie den Job verliert. Spontan meldet sie sich auf eine Anzeige als Housesitterin. Ihr neues Zuhause für ein halbes Jahr ist ein Leuchtturm am Nordatlantik.
In Irland will sie zur Ruhe kommen, und sich überlegen, wie es beruflich weitergehen soll. Doch dann werden ihre Gefühle und ihr Leben ganz schön durcheinander gewirbelt.

Die Geschichte um Liv hat mir sehr gefallen. Zwar ist der Plot eher einfach, so gibt es zum Beispiel Punkto Liebe keine grosse Überraschungen. Denn von Beginn weg ist klar, wer schlussendlich Liv's Herz gewinnt. Der Grund dafür ist, dass der Verlag ordentlich spoilert.
Auf der Innenklappe des Covers sind die drei Bücher der Leuchtturm Trilogie aufgeführt. Bei jedem Buch stehen in einer grossen Farbblase die Namen der Liebespärchen des jeweiligen Buches. Und so wusste ich schon beim Öffnen des Buches, wer denn Liv's Herzbube wird. Sowie, wer in Band 2 und Band 3 zueinander findet. Schade! Da hat der Verlag es wohl zu gut gemeint.

Auch die Kündigung bei der Redaktion, und wer daran die Hauptschuld trägt, war keine grosse Überraschung. Trotz dieser Vorhersehbarkeit bin ich von der Geschichte, die der Auftakt für eine Reihe sein soll, begeistert. Denn der Grund ist der wunderbare Schreibstil der Autorin.
Sie bringt es zum Beispiel fertig, einen Sturm dort rund um den Leuchtturm so zu beschreiben, dass man (fast) den Wind heulen, die Regentropfen gegen die Scheiben peitschen, hört. Atmosphärisch sehr gelungen!

Das zweite grosse Plus ist die Charakterisierung der Figuren. Liv ist süss ohne naiv zu sein. Mit einer Phobie, die mich überzeugt hat. Die Figur wirkt dadurch verletzlich, aber auch sehr tiefgründig und vielschichtig. Gerade die Überlegungen dort in diesem Leuchtturm, wohin ihr Lebensweg sie führen soll, konnte ich nachvollziehen. Auch hier drückt die manchmal melancholische Stimmung voll durch.
Doch auch die anderen Figuren, von denen zwei Nebenfiguren in den nächsten Büchern zu Protagonisten werden, haben mich überzeugt. Die Idee, drei Bücher mit denselben Figuren, doch mit unterschiedlichem Stellenwert zu schreiben, finde ich genial. Und so werde ich sicher auch Band 2 und Band 3 nach der Veröffentlichung lesen.

" Show Me The Stars " ist romantisch, ohne kitschig zu sein. Mir hat dieser Auftakt in die Leuchtturm Trilogie sehr gefallen!

Veröffentlicht am 28.07.2019

Tolle Thematik!

Ewige Schuld
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Joseph King, der seit zwei Jahren im Gefängnis sitzt, bricht aus und taucht im Städtchen Painters Mill auf. King soll vor zwei Jahren seine Frau Naomi ermordet haben und seine fünf Kinder wachsen seither ...

Joseph King, der seit zwei Jahren im Gefängnis sitzt, bricht aus und taucht im Städtchen Painters Mill auf. King soll vor zwei Jahren seine Frau Naomi ermordet haben und seine fünf Kinder wachsen seither in dem Städtchen bei Verwandten auf. King ist in der nächsten Nachbarschaft von Chief of Police, Kate Burkholder aufgewachsen, und beteuert unschuldig zu sein. Kate soll seine Unschuld beweisen, und er nimmt sie und seine fünf Kinder als Geisel um Druck zu machen.
Kate rollt den alten Fall wieder auf und entdeckt Unglaubliches.


Dies ist der neunte Fall rund um Polizeichefin Kate Burkholder. Obwohl ich über keinerlei Vorwissen verfügte, kam ich hier in " Ewige Schuld " problemlos mit. Ich denke ein Grund dafür ist, dass sehr zurückhaltend Privates der Ermittler eingesetzt wurde. Wenn überhaupt, ist es auf den Fall bezogen und thematisiert vor allem die Kindheit von Kate und ist somit relevant für den Fall.
Die Story spielt in der Welt der amischen Bevölkerung. Eine Welt, in der Kate Burkholder aufgewachsen ist. Die täuferisch - protestantische Glaubensgemeinschaft interessiert mich von der Thematik sehr und war mit ein Grund, weshalb ich dieses Buch lesen wollte. Die Autorin gibt einen guten Einblick in die Regeln, Verhaltens - und Denkweisen der amischen Gemeinde. Ab und zu hätte es noch etwas tiefer und eindringlicher sein dürfen, der Ansatz hat mir jedoch gefallen. Der Dialekt dieser Menschen, das "Deitsch" wird brockenweise eingesetzt. Und stets direkt übersetzt. Dadurch wirkt das Ganze sehr authentisch ... hat mir gut gefallen.
Mir gefiel auch die Mischung aus Cold Case, Ermittlungen aus aktuellem Anlass und die persönliche Verstrickung der Ermittlerin.
Sehr fesselnd ist, dass man als Leser sich immerzu fragt, ob King seine Frau getötet hat oder nicht. Die Autorin hat immer wieder falsche Spuren eingewoben, bei denen ich oft zweifelte, was ich noch ein paar Seiten vorher angenommen hatte. Gerade diese Knobelei empfand ich als sehr spannend.
Mir hat die Protagonistin Kate Burkholder ausserordentlich Eindruck gemacht. Meiner Meinung nach ist Linda Castillo mit dieser Charakterisierung ein grosser Wurf gelungen. Ich bin beeindruckt, und werde sicher noch die vorderen Teile auch noch nach und nach lesen.
Der Schreibstil ist gradlinig, Linda Castillo entführt uns Leser nach Ohio und lässt den Leser sehr bildlich an dem Geschehen teilhaben. Ohne abzuschweifen oder die Story endlos in die Länge zu ziehen, taucht man Stück für Stück ein in die Welt der Amish People, ihren Werten und den Folgen dieser Werte.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Darf man nicht zu ernst nehmen...

Millionär
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Der 32 jährige Simon Peters lebt als Sozailhilfeempfänger in Köln und scheint nicht so richtig was auf die Reihe zu kriegen. Mit seinen Freunden trifft er sich nicht mehr gerne, da diese alle erfolgreich ...

Der 32 jährige Simon Peters lebt als Sozailhilfeempfänger in Köln und scheint nicht so richtig was auf die Reihe zu kriegen. Mit seinen Freunden trifft er sich nicht mehr gerne, da diese alle erfolgreich bis beruflich etabliert sind. Seine Tage verbringt er mehr oder weniger in seinen vier Wänden. Zu seinen Lieblingsbeschäftigung gehört es, Beschwerdemails an die verschiedensten Firmen zu schreiben, um damit Dinge des täglichen Bedarfs zu schnorren. Mit seiner Ruhe ist es vorbei, als eine reiche Trulla über ihm einzieht. Denn sie macht viel Lärm, und zeigt Simon deutlich, dass sie ihn für einen Looser hält. Simon hat sich in den Kopf gesetzt, die Liegenschaft zu kaufen, damit er die verhasste Nachbarin los wird. Eine Million soll das Haus kosten...eine gewinnbringende Geschäftsidee muss her.

Simon Peters ist eine Figur, die ich von Beginn weg nicht mochte. Er schlängelt sich durchs Leben, dies mit Betrügereien und unlauteren Mitteln. Arbeit, Freunde, Nachbarn, Vermieter .... immer sind die anderen schuld an seiner Misere. Ich hätte ihn gerne ab und zu mal geschüttelt, um diese Null Bock Manier aus ihm rauszukriegen. Und so habe ich mich durch das Buch genervt, und konnte so manches Mal kaum fassen, dass ein 32 jähriger so pubertär sein kann. Vielleicht hat er mich auch genervt, weil notorische Nörgeler so ganz und gar nicht mein Ding sind. Und Simon ist ein chronisch schlechtgelaunter und an allem etwas auszusetzender Zeitgenosse.
Klar ist, dass die Figur und auch die Situationen, in die er gerät, sehr oft sehr überspitzt, beschrieben sind. Hier war mir das oft zu viel des Guten. Ich hatte das Gefühl, der Autor wollte auf Biegen und Brechen «lustig sein». Oft musste ich ganze Sätze zwei mal lesen um die Bedeutung zu erfassen. So empfand ich den Schreibstil als ineinander verschachtelt und oft leicht wirr. Gerade die kölnischen Dialektbrocken von Vermieter Zwirbeljupp waren für mich schwer zu verstehen. Und so konnte ich die Bedeutung oft nur erahnen.
Ich kenne von Tommy Jaud schon «Hummeldumm», ein Buch, das mich begeistert hat. Ich denke hier in «Millionär» war meine grosse Baustelle die Figur, die mir nicht zugesagt hat. Das Ende und die Auflösung von Simons Problemen war etwas einfach gestrickt, aber wenigstens phantasievoll!Ich denke, den Plot zu diesem Buch darf man nicht zu ernst nehmen. So unterhält "Millionär" auf eine eher seichte, wenn auch abwechslungsreiche Art.