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Veröffentlicht am 27.05.2019

Was geschah 1977?

Mörderische Schärennächte
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Eine Studentin entdeckt im Zimmer des Studentenheims der Universität Stockholm ihren Kommilitonen Marcus Nielson. Tot! Alles deutet auf Selbstmord hin .... doch seine Mutter fleht Kommissar Thomas Andreasson ...

Eine Studentin entdeckt im Zimmer des Studentenheims der Universität Stockholm ihren Kommilitonen Marcus Nielson. Tot! Alles deutet auf Selbstmord hin .... doch seine Mutter fleht Kommissar Thomas Andreasson an, den Fall zu untersuchen. Sie ist überzeugt, dass ihr Sohn niemals Selbstmord begangen hätte. Thomas, der auch einmal ein Kind verloren hat, verspricht der Mutter, dass er der Sache auf den Grund geht. Als ein zweiter Mord geschieht, weisen die beiden Fälle Parallelen auf, die in das Jahr 1977 reichen. Zu der Zeit wurde in den Schären die Elitetruppe " Küstenjäger " der schwedischen Armee ausgebildet.



Normalerweise sind schwedische Krimis eher düster und melancholisch. Deshalb schrecke ich oft davor zurück, sie zu lesen. Viveca Sten beweist, dass es auch anders geht und hat in mir nun einen neuen Fan gefunden. Mir gefiel ihr angenehm zu lesender Schreibstil sehr gut. Die Perspektivenwechsel, die zu Beginn des Buches den Leser fordern, sind gut strukturiert und klar. Ich kann mir vorstellen, dass es für mich eine Herausforderung bedeutete, weil ich keinerlei Vorwissen hatte, denn dies ist bereits der vierte Band rund um den Ermittler Thomas Andreasson. Obwohl ich die Vorgänger nicht kenne, konnte ich problemlos folgen.
Immer wieder wurden Tagebucheinträge von 1977 eingefügt, die aus der Sicht eines Küstenjägers in Ausbildung geschrieben wurden. Viele Male empfand ich die als sehr bedrückend und trotzdem faszinierend. Sehr gut wurde die psychologische Seite der Gruppendynamik sowie blindes Gehorchen gegenüber einem Vorgesetzten deutlich. Die Kameradschaft, die dort in dieser Gruppe herrschte, hat mich berührt.
Ich habe einiges über die Schären erfahren, auch über die mythenumworbene Insel Korsö, die früher Sperrgebiet für Soldaten in Ausbildung war. Diese Insel als Schauplatz und als Grund einer Serie an Morden zu nehmen, ist sehr geschickt. So wird nur schon durch das Setting die Story fesselnd und atmosphärisch dicht. " Mörderische Schärennächte " ist ein spannender und zugleich gut aufgebauter Krimi. Die Autorin verzichtet auch komplizierte Ver- und Entwicklungen. Dies empfand ich als sehr erholsam. Das Privatleben von Thomas Andreasson sowie von einer Freundin von ihm wird zwar thematisiert, doch da es dabei aus meiner Sicht äusserst interessant zu und her geht, hat mich das nicht gestört. Und die Morde sowie die Ermittlungen stehen meist im Mittelpunkt.
Dies war ganz sicher nicht der letzte Krimi, den ich von Viveca Sten gelesen habe!

Veröffentlicht am 25.05.2019

Auf nach Island!

Das Versprechen der Islandschwestern
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Pia, ihre Grossmutter Margarete, und Tochter Leonie, reisen nach Island. Dort lebt Margaretes Schwester Helga, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr pflegt. Doch zu Helgas 90. Geburtstag will Margarete ...

Pia, ihre Grossmutter Margarete, und Tochter Leonie, reisen nach Island. Dort lebt Margaretes Schwester Helga, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr pflegt. Doch zu Helgas 90. Geburtstag will Margarete persönlich gratulieren, auch wenn in der Vergangenheit etwas geschehen ist, das die Schwestern entzweit hat.
1949 reisten Margarete und Helga nach Island, um ein Jahr lang dort als Landarbeiterinnen Geld zu verdienen. Doch was ist damals geschehen, dass die Schwestern den Kontakt nicht aufrecht gehalten haben? Und weshalb lebt Helga immer noch dort und Margarete ist damals alleine zurück in Deutschland gereist?

Die Geschichte wird abwechslungsweise in zwei Erzählsträngen geführt. Erst einmal ist man als Leser hautnah dabei, wie die Schwestern aus dem Nachkriegsdeutschland nach Island reisen. Zuerst wird das karge, von Hunger und Armut geprägte Deutschland skizziert. Und da wird rasch klar, warum die Schwestern sich entschliessen, nach Island auszuwandern. Die Landarbeit schien absolut verlockend zu sein und die Frauen freuen sich auf eine neue und bessere Zukunft. Einmal angekommen , wird das Leben auf einer abgelegenen Farm, ganz und gar nicht idealisiert. Heimweh macht sich breit, bis neue Ereignisse diese wegspülen. Immer wieder hat die Autorin isländische Wortfetzen, die nicht übersetzt wurden, eingeflochten. Das macht das Ganze authentisch und hat mir gut gefallen.
Neben dem Strang um 1949 erlebt man als Leser auch die Reise nach Island in der Gegenwart. Dieser Strang hat mir weit weniger gefallen, denn die Handlung wirkte flach, die Dialoge hölzern und die Entwicklung vorhersehbar. Zuerst einmal, war bei den ersten Kontakten der Schwestern nichts von der Entzweiung zu spüren. Hier kam der wenige Kontakt während all den Jahren nicht zur Geltung. Da hätte ruhig besser ausgearbeitet werden dürfen. Pia lernt in Island den Nachbarn von Helga kennen. Und schon nach wenigen Sätzen war klar, in welche Richtung die Geschichte sich entwickelt. Und damit ja auch jeder Leser darauf kommt, hat die Autorin noch eine Schule für verhaltensauffällige Schüler eingeflochten. Zufall, dass Pia genau in diesem Metier arbeitet? Ragnar, der Nachbar, ist übrigens eine etwas langweilige Figur. Durch seine Exfrau beziehungstraumatisiert, ist jede seiner Gedanken und jede seiner Handlungen kalkulierbar. Ob es wohl an Ragnars mangelnden Englischkenntnissen oder an Pias überschaubaren Isländischwörtern liegt, dass die beiden sehr einfach gehaltene und hölzerne Dialoge führen?
Fesselnd fand ich, dass das Geheimnis, was genau 1949 geschehen ist, immer in der Story mitwabert. Das ergibt eine ordentliche Portion Spannung und hat mich auch durch das Buch getrieben.
Der Schreibstil ist einfach gehalten und teilweise holperig, wie die oben angesprochenen Dialoge. Daneben hat es die Autorin geschafft, die Atmosphäre von Island zum mir zu transportieren.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Enttäuscht!

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Die Journalistin Stephanie Mailer ist sich sicher, dass 20 Jahre zuvor ein Unschuldiger als Mörder von vier Menschen verurteilt wurde. 1994 wurde in Orphea, in den Hamptons, der Bürgermeister, seine Frau ...

Die Journalistin Stephanie Mailer ist sich sicher, dass 20 Jahre zuvor ein Unschuldiger als Mörder von vier Menschen verurteilt wurde. 1994 wurde in Orphea, in den Hamptons, der Bürgermeister, seine Frau und sein Sohn, sowie eine Joggerin getötet. Nun scheint die Journalistin über Beweise zu verfügen, dass die damaligen Ermittler, Jesse Rosenberg und Derek Scott, den Falschen verhaftet haben. Doch dann verschwindet Stephanie Maier spurlos. Obwohl Rosenberg in 4 Tagen in Pension gehen soll, nimmt er die Ermittlungen noch mal auf und untersucht die schwarze Nacht von Orphea erneut.



Wer schon mal ein Buch von Joel Dicker gelesen hat, weiss, dass es ausschweifend wird. Auch hier, hat der Autor nicht gekleckert, sondern geklotzt. In der Personenzahl … in der Handlung mit den vielen Strängen … in der Seitenzahl ….. und im Schreibstil. Für mich war das alles zu detailliert, zu ausschweifend und sehr in die Länge gezogen.
Die Geschichte dreht sich nicht nur um das Verschwinden der Journalistin, sondern auch um viele andere nebeneinander laufenden Geschichten. Diese Nebengeschichten, bei denen die Figuren und die Handlung sich entwickelt, sind sehr zahlreich. Einige, wie die familiäre Situation von Jerry Eden, dem Generaldirektor von Chanel 14, hat mich gefesselt. Denn, Eden kämpft gegen und um seine 19jährige Tochter, die Drogen und alkoholabhängig ist. Gerade diese Geschichte hat mich schlussendlich bei der Stange gehalten. Andere, wie die des untalentierten Schauspielers und Regisseurs und die langatmigen Passagen über sein Theaterstück, eher gelangweilt. Die Story ist sehr, sehr komplex. Denn eine Hauptperson gibt es nicht wirklich. Stattdessen hat Joel Dicker eine grosse Anzahl Figuren in die Geschichte eingeflochten, die ein Eigenleben entwickeln und meilenweit von der Hauptsstory abweichen. Den Ueberblick zu behalten, trotz Personenglossar, viel mir öfters schwer. Hier hätte Herr Dicker straffen dürfen.
Einige der Handlungen empfand ich als abstrus. So, wie die, dass sich plötzlich etliche Figuren bei dem Theaterstück des nervigen Regisseurs versammeln. Dass, eine Jugendliche, als Strafe für ihren Drogenkonsum, von der Polizei die Teilnahme an einem Theaterstück aufgebrummt wird …. na ja. Oder, dass ein Anwalt dem Vater des Mädchens rät, als " Wiedergutmachung " für eine Tat, ihr Ferienhaus anzubieten, ist sehr, sehr weit hergeholt. Solche Beispiele gibt es etliche, die komplett überkonstruiert und überzeichnet wurden.
Die Story springt bunt durcheinander, durch Zeiten, die nicht chronologisch geordnet sind. Grundsätzlich ist die Idee gut, in diesem Durcheinander, über den Kapiteln klar zu deklarieren, wer denn nun im Mittelpunkt steht. Hier wirkt das Ganze trotzdem chaotisch, da die Perspektivwechsel so zahlreich sind.
Ich habe mich zeitweise zwingen müssen, weiter zu lesen. Bei der Stange haben mich, die an und für sich interessanten Charakterisierungen der Figuren, gehalten. Es gibt Figuren, die mir ans Herz gewachsen sind. Wie der Ermittler, Jesse Rosenberg, der sehr viel Biss zeigt und vor seiner Pensionierung noch diesen einen Cold Case lösen will. Oder Dakota, die aufmüpfige und drogenabhängige Tochter von Jerry Eden. Aber auch Steven Bergdorf, der Chefredakteur der New Yorker Review, der sich in einer schier ausweglosen privaten Lage befindet.
Interessanterweise haben mich diese Figuren mit ihren Geschichten weit mehr gefesselt als die Hauptstory, das Verschwinden der Journalistin.

Veröffentlicht am 20.05.2019

Wohlfühlroman!

Sommerzauber auf der kleinen Insel
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Britta Hoffmann liebt ihren Job bei SE&P und ist begeistert, als sie als Projektleiterin in Dänemark ein Projekt übernehmen soll. Mit ihrem Kollegen Daniel, reist sie auf die Insel Laeso, wo ein Ferienpark ...

Britta Hoffmann liebt ihren Job bei SE&P und ist begeistert, als sie als Projektleiterin in Dänemark ein Projekt übernehmen soll. Mit ihrem Kollegen Daniel, reist sie auf die Insel Laeso, wo ein Ferienpark entstehen soll. Die Bewohner der Insel, nehmen sie seltsam auf. Britta hat den Eindruck, dass sie sehr vertraut mit ihr umgehen. Eines Tages, bei einem Spaziergang am Meer, wird auch klar weshalb die Menschen dort auf der Insel so vertraulich mit ihr umgehen.


Schade, schade … hier haben wir wieder mal ein Buch, bei dem ich mich vom Klappentext stark gespoilert fühle. Es wäre nämlich beim Lesen viel spannender gewesen, nicht zu wissen, wen Britta dort auf der Insel zufällig trifft und kennen lernt. So hat es leider, im ersten Drittel des Buches, eine Menge Spannung und Schwung aus der Geschichte genommen.
Abgesehen davon ist " Sommerzauber auf der kleinen Insel ", ganz wie der Titel verspricht ein zauberhafter Wohlfühlroman. Die kleine Insel dort in Dänemark ist toll. Das Setting sehr stimmungsvoll beschrieben und macht so richtig Lust auf Urlaub in Dänemark. Die Bewohner der Insel schauen auf und zueinander und kämpfen gegen das Projekt " Ferienpark ", das ihre Lebensqualität beschneiden würde. Und so erreicht das Autorenduo mit der Handlung auch jede Menge Realität. Wie viele Inseln und beschauliche Orte werden heutzutage mit Touristenghettos zugepflastert? Bis zum grossen Eklat zwischen Inselbewohnern und profitgierigen Investoren verläuft die Handlung Punkto Emotionen eher ruhig. Da kam die Figur Daniel gerade richtig. Seine naive und unselbstständige Art hat meine Emotionen beschäftigt, bis es auch in der Handlung emotionaler zur Sache ging. Es wird nämlich auch noch richtig romantisch. Und das ohne kitschig zu werden.
Ich will nicht zu viel verraten … aber eines ist sicher. Auch Fans von Liebesgeschichten kommen auf ihre Kosten.
Ich habe mich mit diesem Roman sehr gut unterhalten gefühlt. Denn ich empfand ihn als abwechslungsreich und die Handlung zu grossen Teilen nicht vorhersehbar. Ab und zu ergaben sich Handlungsdetails etwas zu leicht. So wie zum Beispiel Britta dort auf dieser Insel aufgenommen wird. Und die Bekanntschaften, die ich hier auch wieder spoilere, die sie schliesst. Oder wie sich beruflich für sie immer wieder ein neues Törchen öffnet. Ab und zu hatte ich da das Gefühl es geht für Britta zu glatt. Doch dies hat der guten Unterhaltung nicht geschadet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 18.05.2019

Potential verschenkt!

Als Grace verschwand
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Als die 6 Monate alte Helena bei einem Spaziergang im Park verschwindet, stürzt das Leben von Simone und Matt wie ein Kartenhaus zusammen. Das Baby wird nie gefunden und die Porters trauern 18 Jahre lang ...

Als die 6 Monate alte Helena bei einem Spaziergang im Park verschwindet, stürzt das Leben von Simone und Matt wie ein Kartenhaus zusammen. Das Baby wird nie gefunden und die Porters trauern 18 Jahre lang um die verlorene Tochter. Bis sich eines Tages die 18jährige Grace bei Simone meldet und sagt, sie glaube, sie sei die verschwundene Helena. Als Beweis hat sie das Kuscheltier, das damals mit dem Baby verschwunden ist, dabei. Verraten, dass sie als Baby entführt wurde, hat ihr ein Freund ihrer Mutter Ginny. Aus Notwehr hat Grace ihn erschlagen. Simone ist hin und her gerissen, denn kurz nach dem DNA Test ist Grace spurlos verschwunden.


Das Thema, ein Baby wird aus einem Park entführt, während die Grossmutter mit ihm spazieren geht, ist etwas, was wohl jedem von uns unter die Haut geht. Auch mir. Und so konnte ich kaum glauben, wie trocken und emotionslos, das hier erzählt wird. Und ich denke, das Wort " Erzählung " hat hier ihre Berechtigung. Denn, mit grosser Distanz und absolut oberflächlich, wird diese Szene beschrieben. Erst mit der Zeit kam ich dahinter, weshalb das so ist. Und damit begannen auch gleich meine Probleme mit diesem Buch. Denn, der Schreibstil ist sehr sachlich, mit kurzen und teilweise knappen Sätzen, hatte ich ständig das Gefühl, die Autorin kratzt nur an der Oberfläche. So wirkten die Figuren auf mich, als spielen sie eine Rolle. Die Handlung ist teilweise an den Haaren herbei gezogen. So war ich mehr als erstaunt, wer da alles auf hinterhältige Tricks hin, Simone das Herz ausschüttet. Sie trifft sich kurz nach einer Tat, und nachdem sie sich bei der Familie mit Vorspiegelung falscher Tatsachen eingeschleimt hat, mit einem Opfer. Ob ein Opfer einer Gewalttat sich wohl kurz danach mit einer fremden Frau zum Gespräch zusammensetzt? Auch eine Leiterin eines Pflegedienstes lässt sie seelenruhig in die Karten blicken. Datenschutz lässt grüssen. Und da gibt es noch eine ehemalige Patientin, die völlig übergangslos aus der Vergangenheit ihrer Pflegerin plaudert. Die Entführung selbst, stellt sich schlussendlich als sehr konstruiert heraus, da musste ich Punkte für den Plot abziehen.
Die erste Hälfte des Buches ist langatmig und beherrscht von Gefühlen à la " was wäre gewesen, wenn unser Baby nicht entführt worden wäre". Dazu kommen viele Gespräche zwischen Grace und Simone, die absolut zäh zu lesen sind. Erst ab der Mitte nimmt die Story an Fahrt auf , wird fesselnd und spannend. Dies auch, weil immer wieder mal kursiv geschriebene Kapitel eingeschoben wurden, die aus der Sicht eines Verdächtigen geschrieben sind. Umgehauen hat mich das Ende, das mich völlig kalt erwischt hat. Damit hat die Autorin doch noch einiges gut gemacht … wenn der Weg dahin auch ziemlich steinig war. Am Ende habe ich auch gemerkt, dass trotz aller Unnahbarkeit, die Figuren mir leid tun und ich mit ihnen fühle.
Meiner Meinung nach hat hier Kathryn Croft durch ihren Schreibstil sehr viel Potential dieser Story mit emotionalen Thema verschenkt.