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Veröffentlicht am 27.10.2020

Dümmlich, ausufernd und seicht!

Ewig sollst du schlafen
1

Detective Pierce Reed wird zu einem Tatort gerufen. In einem Waldstück finden zwei Jugendliche einen Sarg, darin sind zwei Leichen. Alles deutet darauf hin, dass eine Person lebendig begraben wurde, die ...

Detective Pierce Reed wird zu einem Tatort gerufen. In einem Waldstück finden zwei Jugendliche einen Sarg, darin sind zwei Leichen. Alles deutet darauf hin, dass eine Person lebendig begraben wurde, die andere wohl schon ein Weile tot ist. Im Sarg liegt ein Papier mit einer Botschaft an Detective Reed.
Journalistin Nikki Gillette vom Savannah Sentiel bekommt Wind von dem Leichenfund und beginnt zu recherchieren. Ohne zu ahnen, dass der Mörder es auch auf sie abgesehen hat.


Das Buch beginnt mit einer grauenvollen Szene. Vor allem für Menschen, die unter Klaustrophobie leiden, müsste der Gruselfaktor sehr hoch sein. Da hatte auch ich Gänsehaut. Leider stellte sich diese Gänsehaut jedoch auch nur bei der Anfangsszene ein. Was dann kommt, war vor Langeweile nicht zu überbieten.

Ermüdend detailliert kommt die Autorin vom Hundertsten ins Tausendste. Da man als Leser die Taten detailliert miterlebt, würde das eigentlich schon an Informationen was geschehen ist, reichen. Die Autorin wiederholt aber dann das Ganze noch mal aus der Sicht von Detective Reed und ein weiteres mal aus der Sicht der Journalistin Nikki Gillette. Beim dritten Mal zu lesen, was geschehen und was ermittelt wurde, ist da einfach nicht mehr fesselnd, sondern einfach nur noch langweilig. So habe ich zum Beispiel unzählige Male lesen müssen, was für eine Verbindung Reed mit dem Opfer hatte. Deshalb wird er dann auch irgendwann vom Fall abgezogen. Was die Autorin sich hätte sparen können, denn das ändert absolut nichts. Er ermittelt munter weiter. Solche künstliche "Verlängerungen" des Buches gibt es etliche. Es wird was aufgegleist und verläuft dann im Sande.
Dafür hat die Autorin beim ganzen Liebesgeturtel kräftig in die Tasten gehauen. Detektiv Reed ist ein Macho wie er im Buche steht und einer schnellen Nummer nicht abgeneigt. Ich kann absolut nicht verstehen, was die Frauen an ihm finden. Journalistin Nikki Gillette ist da ganz und gar nicht meiner Meinung. Sie steht auf harte Männer mit Machoallüren und einem Hang zu Abenteuern. Na ja, jeder wie er mag.

Eigentlich sagt das Cover schon sehr viel aus. Ein Thriller mit einer Frau im Halbseidenen …. ich hätte es eigentlich ahnen müssen, in welche Richtung es geht.
Die beiden Protagonistin sind sehr klischeehaft und die Dialoge zeitweise sehr seicht. Überraschungen gibt es praktisch keine, denn Reed und Gillette bleiben eng in ihrer Charakterisierung und agieren, handeln und sprechen absolut dümmlich.

Der Schreibstil ist ausufernd und mit Fäkalausdrücken bestückt. Immer wieder werden künstlich Nebensächlichkeiten aufgebauscht. Wohl um die Seitenzahl von 600 Seiten zu erreichen?

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Mutiger Autor!

Ihr Königreich
1

Roy lebt alleine und zurückgezogen in Os, einem kleinen Dorf in den Bergen Norwegens und betreibt eine Tankstelle. Roy ist mehr oder weniger zufrieden mit seinem Leben, auch wenn sein jüngerer Bruder nach ...

Roy lebt alleine und zurückgezogen in Os, einem kleinen Dorf in den Bergen Norwegens und betreibt eine Tankstelle. Roy ist mehr oder weniger zufrieden mit seinem Leben, auch wenn sein jüngerer Bruder nach dem Unfalltod der Eltern Hals über Kopf aus Os verschwunden ist. 15 Jahre später taucht Carl wieder auf und ist in Gesellschaft von seiner Freundin Shannon und einer tollkühnen Idee!

Ich habe während der Lektüre mehrere Male nachgesehen : Es steht Kriminalroman auf dem Cover! Passender wäre meiner Meinung nach "Familiendrama" gewesen. Es dreht sich praktisch alles um die Familie Opgard, die beiden Brüder Roy und Carl, die nach dem Unfall der Eltern zurückbleiben. Gefühle, Beziehungen untereinander und Erlebnisse aus der Kindheit werden laufend thematisiert. Durch die vielen Andeutungen schlich sich nach und nach ein Verdacht, der die Beziehung zwischen den Brüdern betrifft, ein. So kommt doch noch ein Hauch Spannung ins Buch. Ansonsten ist der einzige Krimi auf den ersten Seiten ein Dialog zwischen zwei Frauen, die sich absolut nichts schenken. Die Genreeinteilung weckt Erwartungen in dieses Buch, das es einfach nicht halten kann.

Ganz abstrus wird es, als es nach 150 Seiten doch noch um einen alten Todesfall geht. Roy kann sich tatsächlich daran erinnern, dass 16 Jahre zuvor irgendwo bei irgendwem …. die Details verrate ich hier natürlich nicht … eine Tasche und ein Handy in eine Schlucht gefallen sind. Er fährt mit Carl hin und beginnt zu suchen und ..... Überraschung! …findet die Tasche. In einer Schlucht! Nach 16 Jahren!
Mutig von Jo Nesbo uns Lesern solche abstrusen Zufälle zu verkaufen.
Wenn man gerne wissen möchte, wie es sich als Tankwart in den Bergen von Norwegen so lebt und arbeitet, ist man mit diesem Buch gut bedient. Ueber mehrere Seiten erfährt man die "nötigen" Details: Vom Aufbacken von Brötchen bis zu dem Bedienen des Würstchenwärmers ( O-Ton)!
Und dabei hatte das Buch so gut begonnen! Denn auf den ersten Seiten erfährt man, wie die Brüder ticken. Dies anhand einer abscheulichen Szene, in der auch Dog, der Familienhund involviert ist. Danach verliert sich der Autor in Nebensächlichkeiten, die vor Langweile kaum zu überbieten sind.

Sorry, Herr Nesbo. Aber das können Sie besser!

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Wenn Technik zur Gefahr wird!

Die Stimme
1

Jo ist 33 Jahre alt, geschieden und in der Wohnung ihrer besten Freundin als Untermieterin untergekommen. Ihre Freundin Tabitha ist wohlhabend und hat eine Vorliebe für technische Spielereien. So erleichtert ...

Jo ist 33 Jahre alt, geschieden und in der Wohnung ihrer besten Freundin als Untermieterin untergekommen. Ihre Freundin Tabitha ist wohlhabend und hat eine Vorliebe für technische Spielereien. So erleichtert zum Beispiel eine digitale Home Assistentin, Electra genannt, das Leben der Frauen. Von der Wettervorhersage bis zur Organisation von Einkäufen, Lichteinstellungen und dem täglichen Weckruf organisiert Electra den Alltag.
Als eines Tages Electra Dinge sagt, die Jo in Bedrängnis bringen, weiss Jo nicht mehr, wem sie noch trauen kann? Ihre Freunde sind jedoch überzeugt, dass Jo diese Dinge unbewusst selbst verschuldet oder auslöst. Mehr und mehr hat Jo Angst, an derselben Krankheit zu leiden, an der ihr Vater verstorben ist.

Als grosser Fan von S.K Tremayne war für mich klar, dass ich auch sein neues Werk "Die Stimme" lesen muss.
Allerdings fiel mir der Start in diese Geschichte erst mal schwer, den die ersten 40 Seiten beinhalten sehr viele Gefühle, Erinnerungen und Gedanken der Protagonistin. Die Handlung kommt dabei nur schleppend voran und trat zeitweise auf der Stelle. Dann erfolgt ein Perspektivwechsel und Janet, Jo's Mutter, rückt in den Mittelpunkt. Ab da nimmt die Handlung an Fahrt auf und ich habe wieder den subtilen Thrill gefunden, den ich bei den Büchern von S.K Tremayne so mag und schätze.

Gespenstige Situationen, die atemlos weiterlesen lassen, machen das Buch zu einem wahren Pageturner. Der teilweise abgehakte Schreibstil intensiviert das atemlose Lesen noch zusätzlich.
Sehr oft habe ich mich gefragt, ob Jo diese gruseligen Situationen wirklich erlebt oder ob sie ihrer Einbildung geschuldet sind? Abstecher in die Vergangenheit, als Jo ein grosses Trauma erlitten hat, sowie Informationen zu ihrer Kindheit, haben diese Fragen noch zusätzlich angekurbelt.

Lange Zeit wusste ich nicht, in welche Richtung die Story sich entwickeln wird und das war so was von fesselnd.
Vieles handelt in diesem Buch von Technik und Social Media. Obwohl ich nicht gerade ein Technikgenie und in sozialen Medien nur beschränkt unterwegs bin, konnte ich problemlos folgen. Sehr gefallen hat mir, dass hier über soziale Medien auch kritische Aspekte aufgezeigt werden. Versaut Technik und Social Media unser soziales Leben? Auch die Abhängigkeit und die Gefahren, denen man sich aussetzt, wenn man (zu) viel preisgibt über sich, werden in die Geschichte rund um Jo eingeflochten.

Jo empfand ich als eine ungeheuer spannende Figur. Zwar oft etwas leichtgläubig und wehrlos, doch mit ihrem Hintergrund aus der Vergangenheit empfand ich das als nachvollziehbar. Ich denke auch, dass es nicht einfach ist, finanziell von einer wohlhabenden Freundin abhängig zu sein und deshalb oft gute Miene zum Spiel zu machen.
Dadurch, dass wechselnde Perspektiven die Geschichte vielfältig machen, bekommt die Handlung auch Tiefe. Ich empfand es zum Beispiel als ungeheuer spannend, die Sicht von Jo's Exmann auf die Handlung rund um Jo zu erfahren.

S. K Tremayne hat mit "Die Stimme" wieder einen subtilen Thriller mit sehr viel Aktualität abgeliefert, der Gänsehaut auslöst und mich durch das Buch hat fliegen lassen.

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Veröffentlicht am 10.10.2020

Gegen Schluss hochemotional!

Mein Wunsch für dich
1

Seit 49 Jahren findet Elisabeth, jedes Jahr im September, eine Botschaft von Tom mit einem blauen Krokus vor ihrer Haustüre. So besitzt Elisabeth eine ganze Sammlung mit Wünschen aus 49 Jahren. Wie zum ...

Seit 49 Jahren findet Elisabeth, jedes Jahr im September, eine Botschaft von Tom mit einem blauen Krokus vor ihrer Haustüre. So besitzt Elisabeth eine ganze Sammlung mit Wünschen aus 49 Jahren. Wie zum Beispiel zusammen Champagner trinken oder einen Berg besteigen, eine Familie gründen oder einem Klavierkonzert lauschen. Die Wünsche sind vielfältig und machen deutlich, dass Tom nie aufgehört hat, Elisabeth zu lieben. Die beiden waren vor 49 Jahren für kurze Zeit ein Paar, bevor sie sich trennen mussten. Als ausgerechnet am 50. Jahrestag nichts vor ihrer Haustüre liegt, beginnt Elisabeth nach Tim zu suchen.



Die Geschichte um Elisabeth und Tom wird auf zwei Zeitebenen geführt. Abwechselnd erfährt man die Liebesgeschichte im "Damals" und "Heute". Einmal als die beiden sich in Jugendjahren verlieben und gemeinsam versuchen gegen Standesdünkel anzugehen. Tom als Sohn eines Alkoholikers und aus ärmlichen Verhältnissen hat bei Elisabeths Vater, der reich und bekannt ist, nicht gross Chancen als Schwiegersohn akzeptiert zu werden. Hier hatte ich das Gefühl, das schon oft so gelesen zu haben und dadurch habe ich mich leicht gelangweilt und das hin und her als langatmig empfunden.

Weit besser hat mir der Strang in der Gegenwart gefallen. Erst da habe ich Romantik gespürt und gefunden. Zudem hat mich berührt, dass man mit fast 70 Jahren so vieles im Leben bereut. Ein schrecklicher Gedanke!
Den Schreibstil habe ich als nüchtern und sachlich empfunden. Vielleicht ist deswegen der Funke, die Verbindung zu den Figuren, lange Zeit nicht rübergesprungen?

Zu den Figuren muss ich sagen, dass ich oft ihre Reaktionen nicht nachvollziehen konnte. Zwar habe ich verstanden, aus welchen Gründen Tom und Elisabeth in ihrer Jugendzeit die Beziehung abgebrochen haben. Auch nach 10 oder 20 Jahren waren da triftige Gründe, die ich natürlich hier nicht verrate. Doch spätestens nach 30 Jahren kann ich das nicht mehr nachvollziehen. Ausser, dass es halt zugunsten der Idee dieses Buches sein musste. Zudem empfinde ich es als nicht glaubhaft, dass jemand es schafft, 49 Jahre lang Botschaften vor eine fremde Haustüre zu legen, ohne jemals überrascht zu werden. Dazu kommt, dass man ja auch persönlich verhindert sein könnte. Durch einen Urlaub, berufliche Absenz, Fest, Krankheit, Umzug oder Unfall. Da bin ich wohl einfach zu sehr Realist um hier ein Auge zuzudrücken.

So hat mir diese Liebesgeschichte nur mässig gefallen, da ich immer im Hinterkopf hatte, dass vieles an den Haaren herbeigezogen wirkt.

Gegen Schluss hat mich die Geschichte doch noch fesseln können. Hochemotional wird da die Liebesgeschichte zwischen Elisabeth und Tom und das Ende des Buches hat mich sehr berührt.

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Klatsch und Tratsch!

Das Haus
1

Mieter eines typisches Mietshaus mit vielen Mietwohnungen werden erschüttert durch den Tod des Studenten Enis Al Agha. Die Nachbarn, allen voran die Parapsychologie Nadja Knoll, sind verunsichert. Wer ...

Mieter eines typisches Mietshaus mit vielen Mietwohnungen werden erschüttert durch den Tod des Studenten Enis Al Agha. Die Nachbarn, allen voran die Parapsychologie Nadja Knoll, sind verunsichert. Wer hat den jungen Studenten ermordet? War die Tat rassistisch motiviert?
Die Stimmung kippt, als kurz nach dem ersten Mord wieder eine Leiche gefunden wird und wieder ein Nachbar ermordet wird. Die verbliebenen Mieter beginnen auf eigene Faust zu ermitteln und verlieren sich in Verdächtigungen und Gerüchten. Bis ein erneuter Mord das Haus erzittern lässt…



Sobald Enis Al Agha getötet wird, geht es so richtig rund im Haus. Da hecheln drei Frauen ihre Nachbarn durch und die nebenan wohnenden Menschen werden Tag und Nacht bespitzelt. Immer wieder gibt es Schuldzuweisungen und Gerüchte, denen man praktisch zusehen kann, wie sie wachsen und sich vermehren. Einerseits empfand ich das als zutiefst abstossend, anderseits hat es mich leicht gelangweilt. Es war auch so, dass mich die Atmosphäre, die in der Geschichte immerzu mitschwang, schlichtweg genervt hat. Tratschende Nachbarn, Klatsch, der sich in Windeseile verbreitet, hat mich heruntergezogen.

In der Gestalt von Frau Rauhaar, einer Beobachterin der Nachbarschaft, bekommen Albträume einer stalkenden Nachbarin Nahrung. Sie ist das Klischee schlechthin und überzeichnet charakterisiert. Frau Rauhaar ist sich nicht zu schade, nachts zu beobachten, was sich im Treppenhaus tut. Dafür bezieht sie sogar Stellung in der Besenkammer.

Dann erfährt man in Ich Perspektive das ganze Buch über die Sicht von Nadja Kroll. Die arbeitet als Parapsychologin und die Passagen über Parapsychologie wirken aufgesetzt, und passen nicht so richtig zum Rest der Geschichte. Hier hatte ich den Eindruck, dass eine Figur als speziell beschrieben werden musste, um all den Klatsch und Tratsch aufzuwerten. Die Autorin verknüpft die Ereignisse mit der Parapsychologie, indem Nadja Kroll diese in ihre Arbeit einfliessen lässt. Jedoch spürt man die guten Recherchen zum Thema paranormale Ereignisse.
Ansonsten liest sich der Schreibstil sehr flüssig …. Abgesehen von den Ausschweifungen über Parapsychologie, die ich grob überlesen habe.

Ab Mitte des Buches wird es spannend und ich habe gerätselt, wer der Mörder ist. Die Auflösung wurde etwas schnell herbeigeführt, doch erschien mir schlüssig.

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