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Veröffentlicht am 09.03.2022

Highlight!

Unser Glück
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Auf den ersten Blick scheint die Wohnung nahe am englischen Garten in München ein Glücksgriff für Franziska und Coordt zu sein. Endlich eine größere Wohnung und genug Platz für sie und Söhnchen Frieder!

Doch ...

Auf den ersten Blick scheint die Wohnung nahe am englischen Garten in München ein Glücksgriff für Franziska und Coordt zu sein. Endlich eine größere Wohnung und genug Platz für sie und Söhnchen Frieder!

Doch leider hat die geräumige Altbauwohnung einen Haken! Denn ein Zimmer der Wohnung ist untervermietet und die kleine Familie muss sich mit einem fremden Mann in der Wohnung arrangieren. Was gar nicht so einfach ist. Nicht für Franziska und noch weniger für Coordt.





Zwei Handvoll Figuren bestreiten die ganze Geschichte. Coordt, seine Frau Franziska, der 10 Monate alte Frieder, der seltsame Untermieter und ein paar Nebenfiguren. Natalie Buchholz hat es geschafft, mit dieser kleinen Menge an Figuren eine abwechslungsreiche und reizvolle Geschichte zu schaffen. Ich denke, der Grund dafür ist die Tiefgründigkeit der Darstellung der Figuren. Sie sind facettenreich und authentisch charakterisiert. Coordt, der in Ich Perspektive erzählt, wirft dem Leser immer wieder Details hin, die nachdenklich machen. Denn sehr schnell ist klar, dass die Ehe auf wackeligen Füssen steht und Franziska…nun sagen wir mal… ein Problem hat.



Doch Coordt sieht sich noch mit weiteren Problemen konfrontiert, die sein ganzes Leben und die Beziehung zu seinem kleinen Sohn verändern. Die Geschichte ist so unvorhersehbar, dass die vielen überraschenden Wendungen mich von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten haben. Coordt hat mir leidgetan, denn in seinem Leben gibt es so viele Baustellen, dass man förmlich zusehen kann, wie er strampelt und strampelt, um seine Beziehung, die Wohnung und seine Vaterrolle zu retten. Nicht immer habe ich auf den ersten Blick seine Reaktion auf Handlungen seiner Frau verstanden. Die Autorin hat es geschafft, dass ich oft gedanklich diesen Reaktionen nachhing, um zu verstehen, weshalb Coordt nun genau so reagiert, wie er eben reagiert.



Der Schreibstil von Natalie Buchholz ist klar, prägnant und sehr fesselnd. Mit kurzen Sätzen schafft sie es, dass ich mich nicht nur in die Figur Coordt hineinversetzen konnte, sondern auch Mitleid mit ihm empfand. Schon zu Beginn des Buches bekommt man nach wenigen Absätzen, einen guten Einblick in die kleine Familie und ihre Beziehung untereinander. Ab da war mein Interesse geweckt und hat die ganze Geschichte über nicht nachgelassen.



"Unser Glück" : Ein Highlight im Bücherangebot!

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Veröffentlicht am 07.03.2022

Würdiger Abschluss der Reihe!

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Tom Babylon von der Mordkommission 11 in Berlin erwacht in einem Krankenhaus in London. Er weiß weder wie er verletzt wurde noch seit wann und weshalb er in London ist. Erst als er in seinen Sachen ein ...

Tom Babylon von der Mordkommission 11 in Berlin erwacht in einem Krankenhaus in London. Er weiß weder wie er verletzt wurde noch seit wann und weshalb er in London ist. Erst als er in seinen Sachen ein Foto findet, kehrt die Erinnerung langsam zurück und er erinnert sich vage an den Grund für seine Reise. In einer Blechbüchse im Keller seines Elternhauses hat Tom ein Foto gefunden, das seine verschwundene Schwester Viola als erwachsene Frau zeigt. Sicher seine Schwester nun endlich zu finden, reiste er von Berlin nach London.



„Violas Versteck“ ist der vierte und letzte Teil der Serie rund um Tom Babylon und der Suche nach seiner Schwester Viola. Nach "Die Hornisse", "Zimmer 19" und " Schlüssel 17" jetzt also leider der letzte Band.

Vi verschwand als 10-Jährige und seit 23 Jahren sucht Tom nach seiner kleinen Schwester. Die Suche geht über alle vier Teile der Reihe. Was ziemlich langatmig tönt, ist nicht so. Denn für Tom gibt es sehr viele brisante Momente zu überstehen, Leute zu entlarven, die es nicht gut meinen und immer wieder steht er nah am Tod. Meiner Meinung sollte man unbedingt die ersten drei Teile gelesen haben, denn sonst könnte das Verständnis fehlen, da die Handlung weiterläuft.

Was mich im dritten Teil gestört hat, ist hier in diesem Buch weniger ausgeprägt. Tom führt zwar immer noch Selbstgespräche mit seiner kleinen Schwester, doch diese sind weniger ausschlaggebend für Ermittlungserfolge. Sondern stehen als das, was sie sind: Selbstgespräche.



Eine nahe Vertraute Toms, die Polizeipsychologin Sita Johanns, wird in der geschlossenen Psychiatrie „ Festung Tauenstein“ für Strafgefangene eingewiesen. Diese kursiv geschriebenen Kapitel empfand ich als sehr gruselig und beklemmend. Atmosphärisch und unterschwellig aggressiv ist die Stimmung dort in dieser geschlossenen Haftanstalt beschrieben. Sita muss regelrecht über Leichen gehen und viele brenzlige Szenen haben mich atemlos lesen lassen.

Dazu kommt, dass sie in der Klinik alte Bekannte aus vorderen Bänden wieder trifft und die meinen es nicht unbedingt gut mit ihr.

Einige Details darf man hier nicht zu sehr hinterfragen. Wie zum Beispiel die Tatsache, woher ein Patient ein Mobiltelefon von spezieller Größe hat? Das in einer penibel überwachten Spezialklinik für gefährliche Strafgefangene.



Viele Zeitsprünge, Kapitel kreuz und quer und weit entfernt von einer chronologischen Abfolge, sind eine Herausforderung und bedingen sehr konzentriertes Lesen.



Die über 600 Seiten sind wie im Flug vergangen und ich hatte das Buch in 3 Tagen gelesen. Der Grund dafür ist, dass der Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Seite sehr hoch ist und Cliffhanger bei Kapitelende oft animieren schnellstens weiterzulesen.

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Veröffentlicht am 03.03.2022

Entwickelt sich anders als gedacht!

Die Stiefmutter
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Das Haus der Familie Carmichael brennt fast vollständig nieder. Die 14-jährige Jade und ihre Stiefmutter Nathalie werden eines Abends vom Brand überrascht, Ehemann und Vater Alex weilt ausser Haus. Jade ...

Das Haus der Familie Carmichael brennt fast vollständig nieder. Die 14-jährige Jade und ihre Stiefmutter Nathalie werden eines Abends vom Brand überrascht, Ehemann und Vater Alex weilt ausser Haus. Jade erleidet schwere Verletzungen und landet im Krankenhaus. Nathalie ist wie durch ein Wunder unverletzt. Jade schwört, dass sie genau vor dem Brand einen unbekannten Mann im Haus gesehen und sich versteckt hat. Alex stellt Nathalie zur Rede, die bestreitet, dass ein Fremder im Haus war. Alex beginnt Nachforschungen anzustellen und entdeckt Brisantes aus der Vergangenheit.



Dieser Thriller beginnt mit einem absoluten Alptraum. Das Haus der Familie Carmichael brennt nieder und plötzlich ist nichts mehr in ihrem Leben, wie zuvor. Diese Stunden und Tage nach dem Brand werden in Ich-Perspektive von Alex erzählt und da findet sich mein einziger Kritikpunkt in der Geschichte. Alex erzählt und spricht so emotionslos, dass ich ihm den Schock nicht abgenommen habe. Dabei sollte er in Panik sein. Nicht nur, dass sein Hab und Gut zerstört wurde und seine Frau sich seltsam verhält ... auch seine Tochter Jade schwebt in Lebensgefahr. Hier hätte ich mir eindringliche Worte von ihm gewünscht. Doch Alex scheint das alles nicht so sehr zu berühren. So empfand ich die Figur als flach und …ja ... fast…langweilig.

Die Geschichte wurde in sechs Teile gegliedert. Im ersten Teil erfährt man vom Brand und sieht auch hinter die Kulisse des Familien - und Ehelebens. Hier kamen bei mir erste Zweifel auf, ob alles im Leben der Carmichaels so abläuft, wie Alex erzählt und es sieht. Dann liest man in einem starken zweiten Teil, was in der Vergangenheit einer Schlüsselperson geschehen ist.

Ab hier entwickelt sich die Geschichte ganz in eine andere Richtung als gedacht und hat mich positiv überrascht. Dieser Teil endet mit einem Cliffhanger und ab da konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen. Was man ab da zu lesen bekommt, ist Psychothriller vom feinsten. Etliche Plot Twists haben die Spannung immer wieder neu entfacht und schlussendlich habe ich mir insgeheim gedacht: Was kommt denn da noch? Es kommt noch einiges an überraschenden Wendungen und die nicht nur unvorhersehbar, sondern auch sehr schlüssig.

So habe ich eben das Buch zugeklappt und mich gefragt, warum ich diese Wendungen nicht habe kommen sehen? Die Antwort ist, dass ich mich vom Klappentext habe täuschen lassen. Wirklich clever gemacht, den Leser mit einer Fassung einzulullen und dann in eine ganz andere Richtung die Geschichte laufen lassen!

Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin längere Passagen in derselben Perspektive oder Zeit erzählt und auf hektisches Hin und her verzichtet. Auch die Anzahl Figuren wurde nicht künstlich in die Höhe geschraubt, was einen guten Ueberblick erlaubt. Statt mit vielen Nebenfiguren die Handlung „aufzumotzen“ laufen genau so viele Figuren mit, wie es benötigt.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Witzig und romantisch!

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
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An der biologischen Fakultät in Stanford geht Olive Smith völlig in ihrem Studium auf. Sie ist mit Leib und Seele Wissenschaftlerin und mit Beziehungen oder gar der Liebe hat sie es nicht so. Wer könnte ...

An der biologischen Fakultät in Stanford geht Olive Smith völlig in ihrem Studium auf. Sie ist mit Leib und Seele Wissenschaftlerin und mit Beziehungen oder gar der Liebe hat sie es nicht so. Wer könnte denn auch eine graue Labormaus wie sie mögen? Um ihrer besten Freundin Anh zu einem Date mit deren Traummann zu verhelfen, küsst Olive den erstbesten Mann und das ist ausgerechnet der von allen Studenten gefürchtete Dozent Adam Carlsen. Die beiden gehen eine Zweckbeziehung ein und spielen dem ganzen Campus die grosse Liebe vor.





Was für eine witzige, romantische und tolle Geschichte. Als Leser spürt man von Beginn weg die Verbindung zwischen Olive und Adam und es knistert ganz schön zwischen den Buchseiten. Klar ist, dass die beiden sich mögen und anziehend finden. Doch keiner will es wahrhaben und auch zugeben. Das ergibt immer wieder mal sehr romantische Situationen, die die Autorin stimmungsvoll und ohne Kitsch beschrieben hat. Allerdings hätte die „Hotelszene“ sehr gekürzt werden dürfen.

Olive mochte ich unheimlich gerne. Sie ist oft gehemmt und sieht „soziale Interaktion schwierig“ für sich (Seite 13). Doch Olive ist auch leicht chaotisch und sehr unterhaltsam. Warum sie ausgerechnet den unfreundlichsten Dozenten der ganzen Universität küsst, spricht für ihr großes Herz und passt zu ihr. Den Grund dafür verrate ich natürlich nicht. Nur soviel: Ich fand ihn nachvollziehbar.

Adam ist eine Figur, die nicht nur positiv beschrieben wurde. Er ist attraktiv, groß, kann aber auch übellaunig und bärbeißig sein. Zuerst habe ich mich gefragt, wie Olive so einen Stinkstiefel nur aushält? Doch Adam entwickelt sich und wird sympathischer und auch netter. So kann man den beiden zusehen, wie sie beginnen, sich sympathisch zu finden. Ob schlussendlich die Liebe einzieht?

Die Ausbildung an der Universität, die Seminare und Arbeiten nehmen einen zentralen Punkt der Geschichte ein und haben mir gut gefallen. Frauen, die sich in männerdominierten Lehrgängen durchsetzen müssen, Dozenten, die Studenten zur Schnecke machen und immer wieder Nächte, die gefüllt sind mit Laborarbeiten.... Studentenleben wie im realen Leben.

Den Schreibstil empfand ich als locker, leicht und amüsant. Oft musste ich schmunzeln und ich habe mich einfach gut unterhalten gefühlt.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Ene, mene muh und tot bist du!

Das Chalet
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Snoop ist ein Start-up-Unternehmen, das sich für eine Woche in einem Chalet im exklusiven Skiort St.-Antoine in den französischen Alpen eingemietet hat. Die Chefin Erin und der Koch Danny sorgen für das ...

Snoop ist ein Start-up-Unternehmen, das sich für eine Woche in einem Chalet im exklusiven Skiort St.-Antoine in den französischen Alpen eingemietet hat. Die Chefin Erin und der Koch Danny sorgen für das Wohl der Gäste des Resorts, zu dem sechs Chalets gehören. Auf 2000 Metern ist die Gruppe in dem Haus nach einem Lawinenniedergang plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten, was umso schrecklicher ist, da danach eine Person der Gruppe vermisst wird. Als eine zweite und danach eine dritte Person tot aufgefunden wird, wird klar, dass ein Mörder sein Unwesen treibt.



Zwar nicht neu als Idee, aber abwechslungsreich präsentiert sich „Das Chalet“. Nicht neu, da ich doch einigen Thrillern mit ähnlicher Idee in letzter Zeit begegnet bin. Eine Gruppe Menschen harrt wahlweise an einem abgeschiedenen Ort oder auf einem Schiff auf dem Meer, abgeschnitten von der Aussenwelt aus. Ein Mörder geht um und bringt einen nach dem anderen um die Ecke. Hier in Ruth Ware‘s Geschichte ist der abgeschiedene Ort mitten in den französischen Alpen, ein Chalet eingeschneit im Jahrhundert -Schneesturm. Der Rest folgt dem engen Schema "Ene, mene Muh und tot bist du“. Relativ schnell habe ich geahnt, wer der Mörder ist. Denn die Autorin hat so viele Andeutungen gestreut, dass es fast offensichtlich war. Zudem war die Figur betont unbedarft und negativ beschrieben. 100 Seiten vor Schluss wurde damit ordentlich an Spannung herausgenommen, da das Geahnte nun offensichtlich und eindeutig wurde.

Die Atmosphäre dort in dem Haus mitten in den Schneemassen ist sehr gelungen beschrieben. Ich konnte die Panik sehr gut nachvollziehen, die die Gruppe hat. Nicht nur, dass sie sich durch den Schnee kämpfen müssten, um in Sicherheit zu gelangen. Sie müssen sich dabei auch noch vor einem Mörder in Acht nehmen, der scheinbar wahllos einen nach dem anderen umbringt. Zwei Tote und die Verdächtigungen der Anwesenden beginnen. Wer hat welchen Grund, um zu töten? Nach diesem Buch hat garantiert niemand mehr Lust auf ein Wochenende in einem lauschigen Häuschen in den Bergen.

Sehr gefallen hat mir der Aufbau der Geschichte. Abwechslungsweise erzählen einzelne Figuren die Handlung weiter. So entsteht eine Art „Stabsübergabe“, indem eine Figur in einem Kapitel erzählt und dann nahtlos im darauffolgenden Kapitel die nächste Figur den Faden aufnimmt. Die Figuren sind schwarzweiss charakterisiert. Was hier nicht ein Nachteil ist, da man sich gleich zu Beginn mit den neun Mitgliedern des Start-ups und den zwei Angestellten des Resorts auseinandergesetzt sieht. Die Mitglieder der Firma Snoop sind teilweise sehr exzentrisch und als reiche Schnösel beschrieben. Dabei hat jeder und jede ein paar Eigenheiten, mit denen ich sie ziemlich gut auseinanderhalten konnte.

Mich hat Ruth Ware wieder mal bestens unterhalten und wenn nun noch die Andeutungen, wer der Mörder ist, später erfolgt wären, wäre der Rätselfaktor bei mir auch höher gewesen.

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