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Veröffentlicht am 23.10.2018

Kopf gegen Körper

Verschieben wir es auf morgen
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Miriam leidet seit frühester Kindheit an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose. Die Krankheit bestimmt ihr Leben und das ihrer Brüder und Eltern. Trotzdem lässt sich Miriam nicht unterkriegen, die Eltern ...

Miriam leidet seit frühester Kindheit an der Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose. Die Krankheit bestimmt ihr Leben und das ihrer Brüder und Eltern. Trotzdem lässt sich Miriam nicht unterkriegen, die Eltern suchen immer wieder nach Möglichkeiten ihr das Leben so erträglich und normal wie möglich zu machen. Sie ist sehr eingeschränkt, die lebensbedrohende Krankheit allgegenwärtig. Trotzdem schafft sie das Studium an einer Schauspielschule, zieht zusammen mit Freundin Jana in eine WG und versucht ein normales Leben zu führen.

Der Prolog ist schon sehr intensiv. Ein passendes Organ für die Autorin, die hier ihre Geschichte erzählt, muss gefunden werden. Ein packender Einstieg in eine intensive und berührende Geschichte. Zwar war mir das erste Drittel des Buches zu langatmig. Hier werden Kindheitserinnerungen von Miriam beschrieben. Ab und zu schleichen sich ernste Zwischentöne darunter, und man realisiert, dass hier doch nicht alles so heiter war, wie beschrieben. Probleme bereitete mir gerade im ersten Drittel die sachliche Erzählweise. Es schien mir, als ob hier einfach Kindheitserinnerungen aneinander gereiht wurden, ohne einen verbindenden Handlungsstrang erkennen zu können. Und da machte sich etwas Enttäuschung breit, denn damit habe ich ganz und gar nicht gerechnet. Nach den ersten 60 Seiten wird die Story wieder auf das Thema gelenkt, weswegen ich dieses Buch lesen wollte. Die Krankheit Mukoviszidose wird nicht nur für Laien verständlich erklärt, sondern man spürt nun auch, wie das Leben der Autorin dadurch beeinflusst wird. Wie sehr sie zu kämpfen hat. Mich berühren Schicksalsberichte aus erster Hand sehr! Und genau das ist dieses, als Sachbuch vermarktetes Buch.
In Ich - Perspektive erzählt Miriam das ganze Buch über, was sie fühlt, denkt, wie sie leidet. Jedoch auch versucht, das Leben trotz lebensbedrohender Krankheit zu geniessen. Mir haben da Perspektivwechsel gefehlt. Toll wäre vielleicht gewesen, ab und zu die Sicht der Brüder, der Freundin oder der Eltern zu lesen. Denn eine Krankheit beeinflusst ja nicht nur das Leben der Person, sondern auch das des Umfeldes. Ein wenig sauer aufgestossen ist mir, dass der Vater die Krankheit als Entschuldigung oder Anlass nimmt, dass der Direktor die Noten auf dem Gymnasium aufpoliert, um nicht das Jahr wiederholen zu müssen. Ich vermute, dass Miriam einfach zu krank war, um ordentlich arbeiten zu können....leider war gerade dieser Punkt zu wenig beschrieben. Und so hat kann ich nur spekulieren, was genau der Grund für die schlechten Noten sind.
Der Schreibstil ist einfach gehalten und ab und zu holperig. Gerade Übergänge sind nicht rund, sondern wirken abgehackt. Eindrücklich ist jedoch, wie Notsituationen beschrieben werden. Hier spürt man gut, dass die Autorin genau beschreibt was sie erlebt hat.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Solider Krimi!

Das Mädchen, das schwieg
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Ein Jahr nachdem der Prediger Peder getötet wurde, wird im selben Haus seine Tochter Sissel tot aufgefunden. Kurz nachdem die Ermittlungen anlaufen, wird das Nachbarmädchen, die 14jährige Tonne entführt. ...

Ein Jahr nachdem der Prediger Peder getötet wurde, wird im selben Haus seine Tochter Sissel tot aufgefunden. Kurz nachdem die Ermittlungen anlaufen, wird das Nachbarmädchen, die 14jährige Tonne entführt. Die Journalistin Kajsa Coren wird von der lokalen Tageszeitung beauftragt über den Fall zu berichten. Ihr Mann wurde als Polizist, nach einer Schussverletzung, frei gestellt und so ergreift Kajsa die Gelegenheit aus der düsteren Atmosphäre zu Hause zu flüchten und wieder zu arbeiten.


Dieses Buch ist nach " Totensommer " der zweite Band rund um die Journalistin Kajsa Coren. Ich habe den ersten Band nicht gelesen und kam trotzdem problemlos mit. Eigentlich, wird nur ab und zu Bezug zum vorderen Band genommen, und umfasst eher Erklärungen zu der Figur Kajsa Coren.
Das Buch beginnt mit einem Leichenfund und so habe ich mich gefreut, einen Krimi vor mir zu haben, in dem man ohne grosses Vorgeplänkel direkt in den Fall geworfen wird. Allerdings steht danach erst mal das Privatleben der Journalistin im Mittelpunkt und es wird ruhig. Die Handlung plätschert etwas vor sich hin und nimmt erst wieder im letzten Drittel an Fahrt auf. Wie oft in nordischen Krimis, findet man auch hier eine eher düstere Atmosphäre. Mir hat in all den problematischen Beziehungen und Ermittlungen etwas die Spritzigkeit gefehlt. Zur besseren Unterhaltung hätte ja zum Beispiel mal eine der Figuren einen Witz machen können, oder eine sarkastische Anmerkung. Alle wirken so biederernst und verbissen.
Die Rückblenden in die Kindheit des Opfers verstärken diese Düsterheit noch. Denn das Grundthema in dieser Vergangenheit ist alles andere als leichte Kost. Das vermisste Nachbarmädchen erlebt zudem Mobbing von der übelsten Sorte. Sie hat unter anderem eine Gaumenspalte, die die Autorin bis auf ein einziges Mal korrekt als solche betitelt. Allerdings ist auch einmal der Ausdruck " Hasenscharte " mit durch gerutscht. Da dieser Ausdruck seit Jahrzehnten als unkorrekt und beleidigend gilt, nehme ich an, er ist dem Lektor durch die Lappen gegangen. Die Passagen, in dem Mobbing sehr real beschrieben werden und die vorhin erwähnten Rückblicke in die Kindheit des Opfers haben mich berührt.
Der Schreibstil gefiel mir an und für sich gut. Wenn auch die Autorin in den ersten beiden Dritteln das Gewicht weniger auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und etwas mehr auf die Ermittlungen hätte legen dürfen. Gegen Schluss wird es noch richtig spannend und die Geschichte endet in einem tollen Finale!

Veröffentlicht am 18.10.2018

Eines der besten Bücher...

Das Leuchten unserer Träume
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Sophie Winter, traumatisiert durch einen Verlust in ihrer Jugendzeit, hat sich geschworen, dass das einzige männliche Wesen in ihrer Nähe Kater Fred bleiben wird. Als sie vor einem Feuer, das in ihrer ...

Sophie Winter, traumatisiert durch einen Verlust in ihrer Jugendzeit, hat sich geschworen, dass das einzige männliche Wesen in ihrer Nähe Kater Fred bleiben wird. Als sie vor einem Feuer, das in ihrer Wohnung ausbricht, von Ben gerettet wird, ist es um sie geschehen. Sie fühlt, dass auch Ben sich zu ihr hingezogen fühlt, und trotzdem wahrt er Abstand. Es braucht sehr viel Zeit um zu verstehen, weshalb er einerseits in sie verliebt scheint, und andererseits auf Abstand geht. Bis er sein Geheimnis offenbart….das Sophies ganzes Leben durcheinander wirbelt.

Was habe ich mit Sophie gelitten, gezittert, mich gefreut und auch ein paar Tränen verdrückt. Dieses Buch ist eines dieser Bücher, die man atemlos und am liebsten am Stück liest, weil sie so wunderbar sind. Und dann traurig ist, wenn man es ausgelesen hat. Ein Bücher-Juwel, wie sie heute Seltenheitswert haben.
Die Geschichte ist romantisch ohne kitschig zu sein. Berührend ohne ins Lächerliche abzurutschen und ich kann eine volle Leseempfehlung aussprechen. Mich hat die Geschichte um Ben und Sophie mitten im Herzen berührt !!!
Eigentlich beginnt das Buch mit einer düsteren und schwermütigen Note. Und springt dann vier Monate zurück, zum Kennenlernen von Sophie und Ben. Obwohl sie so manche Klippe meistern müssen, merkt man sehr gut, dass sie einfach füreinander bestimmt sind. Die Autorin hat das sehr gut und gefühlvoll ausgearbeitet. Und trotzdem spürt man, dass da noch was kommt, dass ein grosser Knall auf einen und das Paar wartet. Und der hat mich regelrecht umgehauen….trotz subtiler Andeutungen, die ich wohl einfach nicht wahr haben wollte. Die jedoch immer wieder meine Neugier angestachelt haben.
Ich habe noch nie ein Buch von Dani Atkins gelesen, das mir nicht gefallen hat. Sie ist eine Meisterin von Geschichten, die einerseits romantisch, gefühlvoll sind und andererseits sehr tiefgründig auch ernste Themen behandeln. Hier zum Beispiel der Verlust eines nahen Familienangehörigen und der Versuch der Familie, das Leben nach diesem Verlust irgendwie zu meistern. Dann der zweite Punkt, lebensbedrohende Krankheiten, die immer wieder mal eine Rolle spielen und die sehr authentisch und berührend beschrieben sind. Über den Schreibstil muss ich mich gar nicht gross auslassen…wenige Autoren schaffen es, die Szenen zwischen den Protagonisten regelrecht knistern zu lassen. Bei Ben und Sophie habe ich es nicht nur knistern gespürt, sondern ganze Lichtermeere gesehen. " Das Leuchten unserer Träume " ist eines dieser Bücher, die einem beim Lesen ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, trotz des ernsten und bedrückenden Hintergrundthemas. Und das so überraschend endet, dass man erst mal denkt: Das kann doch einfach nicht sein. Und erst nach längerem Nachdenken zum Schluss kommt, dass es genau so wie es ist, gut ist. Denn so wird das Buch noch länger nachhallen.
Eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.10.2018

Einfach nur langweilig!

Das Kind im Wald
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Cody Chevrier vom Aroostock County Sheriff Departement hat es geschafft: Er bekommt eine Stellvertreterin. Lizzie Snow hat sich für die Stelle in Bearkitt beworben, weil sie einen anonymen Hinweis bekommen ...

Cody Chevrier vom Aroostock County Sheriff Departement hat es geschafft: Er bekommt eine Stellvertreterin. Lizzie Snow hat sich für die Stelle in Bearkitt beworben, weil sie einen anonymen Hinweis bekommen hat. Nicolette, die kleine Tochter ihrer verstorbenen Schwester, die seit 6 Jahren vermisst wird, soll in der Gegend um Bearkitt gesehen worden sein.

Eines vorneweg: noch selten hat mich ein Kriminalroman so gelangweilt wie dieser hier. Was hier als Krimi durchgeht ist eine Zumutung. Ich hatte den Eindruck, die Autorin will zu viel "Krimi- Material" in das Buch hineinpressen. Da ist erst mal der Fall um die verstorbene Nichte der Protagonistin. Der wird ab und zu mal erwähnt, obwohl er als Hauptgrund für den Stellenwechsel angekündigt wird. Abstruse Spuren werden aufgebauscht. Wie die, dass ein Hobbyjäger ein Mädchen mitten in der Wildnis gesehen haben soll….und da natürlich sofort klar sein muss, dass es sich hier nur um die Nichte der Stellvertreterin des Sheriffs handeln kann. Da frage ich mich, wie ein Hobbyjäger weiss, dass vor 6 Jahren die kleine Nicolette verschwunden ist und sie die Nichte von Lizzie ist, die ja gerade erst von Houston nach Bearkitt gezogen ist?
Dann erfährt Lizzie, dass in der letzten Zeit vier Ex Corps rund um Bearkitt gestorben sind. Und Lizzie ist seltsamerweise die Erste, die da Verdacht schöpft. Also muss auch dieser Fall bewältigt werden. Dann muss Lizzie auf sage und schreibe sieben( 7!) Ebookseiten ein ausgebüxtes Schwein einfangen. Hätte man das nicht straffen können? Dazu kommt ein Teenager mit Drogenproblemen, der von Lizzie engagiert wird, zu streichen und Böden zu verlegen. Denn die Gute ist da von ihrem letzten Job her Besseres gewohnt.
Natürlich verliebt sich die neu Zugezogene noch ordentlich, und muss sich dazu noch einen Ex- Liebhaber, den sie verlassen hat, weil er verheiratet ist, vom Leib halten. Warum sie in dieses Kaff zieht und sich dann wundert ihm stets zu begegnen, verstehe ich nicht unbedingt. Seitenlang turtelt Lizzie mit dem Tierarzt und jammert über ihren verflossenen Liebhaber. Erstaunlicherweise kam mir auch mit so viel Privatem die Figur nicht unbedingt näher. Im Gegenteil!
Der Schreibstil ist detailliert, und damit meine ich wirklich ausschweifend. So ist nicht nur die Arbeit eines Sheriffs in dem County sehr langatmig beschrieben, auch die Anzahl Straftaten( 600) und Unfälle ( 400) pro Jahr und die Anzahl Betten im Bezirksgefängnis (72 Stück) werden erklärt. Ach ja, und ich weiss nun auch, welche Parfümsorte die Protagonistin mit Vorliebe benutzt. Immer wieder erlebt man Handlungssprünge, deren Übergänge entweder holperig oder schlichtweg nicht vorhanden sind. Da ist man zum Beispiel in einem Supermarkt und Lizzie überlegt, was sie einkaufen muss. Und im Satz danach ist sie in einer Bar mit einer geladenen Waffe vor dem Kopf.
Irgendwann gegen Mitte Buch habe ich die Lust verloren und das Buch abgebrochen.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Raffinierter Plot!

Bösland
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Ben ist 13 Jahre alt, als er in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingeliefert wird. Er wird beschuldigt, ein gleichaltriges Mädchen auf dem Dachboden seines Elternhauses erschlagen zu haben. Auf ...

Ben ist 13 Jahre alt, als er in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingeliefert wird. Er wird beschuldigt, ein gleichaltriges Mädchen auf dem Dachboden seines Elternhauses erschlagen zu haben. Auf dem Dachboden, auf dem sich sein tyrannischer Vater 3 Jahre zuvor das Leben genommen hat. Ben verbringt seine Jugendzeit in der Psychiatrie, 30 Jahre später ist er wieder frei. Er versucht zusammen mit seiner Therapeutin Therese Vanek und seinem besten Freund aus Kindertagen, Felix Kux, das Erlebte zu verarbeiten. Als Therese Vanek erschlagen in ihrer Praxis aufgefunden wird, gerät Ben in Verdacht auch für diesen Mord verantwortlich zu sein.

Ich habe schon mehrere Bücher von Bernhard Aichner gelesen und "Bösland" finde ich eines der besten, die er geschrieben hat. Der Autor zeichnet sich auch hier durch einen ausgekügelten, einfallsreichen und neuen Plot, bei dem alles schlüssig aufgeht, aus. Dazu kommt, dass er sehr viel Gewicht auf psychologische Spielchen legt. Sehr schnell verführt Aichner zudem die Leser durch subtile Andeutungen, die man oft erst viel später als solche versteht, zu den wildesten Spekulationen. Betreffend der Tat an dem Mädchen und der Schuldfrage für diesen Mord ist man lange nicht auf der sicheren Seite. Hat Ben diesen Mord begangen? Wenn ja, weshalb? Dazu kommt der zweite Mord an Therese Vanek. Hat Ben seine Therapeutin umgebracht? Und aus welchem Grund, um nach 30 Jahren erneut zu morden? Doch auch als diese Fragen gegen Mitte Buch beantwortet werden, geht es spannend weiter. Die Handlung entwickelt sich in eine Richtung, die zu Beginn absolut unvorhersehbar und unvorstellbar erschien. Von Seite zu Seite habe ich gestaunt, auf was für spannende und überraschende Wendungen der Autor gekommen ist.
Immer wieder wurden Dialoge, zwischen Ben und seinem besten Freund, der Therapeutin, aber auch zwischen Ben und der Ehefrau von Kux eingeflochten. Die sind sehr aufschlussreich und spannend, obwohl sie sehr nüchtern und trocken geschrieben sind. Der Schreibstil von Bernhard Aichner ist speziell und anders. Eher sachlich gehalten, abgesehen von den Dialogen wird die direkte Rede sehr rar eingesetzt. Und trotzdem zaubert er das düstere und schockierende Bild eines misshandelten Jungen, der versucht sich zu wehren. Sehr eindringlich und teilweise an der Grenze des für mich Erträglichen habe ich nicht nur mit Ben als Kind, sondern auch mit Ben als erwachsenen Mann mitgelitten. Der Autor hat es sehr gut verstanden, meine Emotionen zu wecken und so hat diese Geschichte für mich einen regelrechten Sog entwickelt.
Ich denke, der Schreibstil von Bernhard Aichner polarisiert, entweder man mag ihn oder eben nicht. Mir gefällt er sehr und für mich ist Aichner zudem ein Meister der sehr gut ausgearbeiteten Handlung.