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Veröffentlicht am 12.10.2018

Ein Mord macht noch keinen Thriller!

Der Abgrund in dir
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Rachel wächst ohne Vater auf. Dieser verlässt die Familie, als Rachel drei Jahre alt ist. Als Jugendliche möchte sie ihn kennen lernen, die Mutter verweigert jede Auskunft. Nach einem Arbeitseinsatz in ...

Rachel wächst ohne Vater auf. Dieser verlässt die Familie, als Rachel drei Jahre alt ist. Als Jugendliche möchte sie ihn kennen lernen, die Mutter verweigert jede Auskunft. Nach einem Arbeitseinsatz in Haiti, der Rachel sehr geprägt hat, leidet sie unter Panikattacken und hat Probleme ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Erst als sie Brian kennenlernt, kehrt so was wie Stabilität und Ruhe ein. Eines Tages erschiesst Rachel ihren Mann.

Das Buch beginnt mit dem Schluss. Rachel erschiesst ihren Mann Brian. Und da war meine Neugier auch schon geweckt. Weshalb erschiesst eine scheinbar glückliche Ehefrau ihren Mann? Doch es brauchte eine grosse Portion Geduld um diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Denn erst mal springt die Story zurück ins 1977. Rachels Vergangenheit, ihre Beziehung zu der gefühlskalten Mutter, die ihrer Tochter den Namen des Vaters vorenthält. Rachels Suche nach dem Vater und ihren Einsatz als Reporterin im mit Cholera, Erdbeben und Krisen geschüttelten Haiti. Dieser Teil enthält viele berührende Szenen. Da ist erst mal der Vater, den Rachel meint gefunden zu haben. Die Gefühle, die sie ihm entgegen bringt und die nur bedingt Anklang finden. Dann die Arbeit auf Haiti. Der Hurrikan, die Cholera, die wütet…sehr authentisch und bedrückend beschrieben.
Mich hat der Schreibstil begeistert. Zwar eher nüchtern, doch durch kurze und prägnante Sätze wunderbar zu lesen. Ohne viele und überflüssige Worte zu verlieren, kommt der Autor auf den Punkt. Perspektivwechsel gibt es keine. Daher ist die Geschichte, in der immer Rachel im Mittelpunkt steht, gradlinig und klar. Was dadurch langweilig sein könnte, hat der Autor durch viele Ereignisse in Rachels Leben wett gemacht. Zwar habe ich nicht so wirklich verstanden, weshalb, und das im Hinblick auf den Verlauf der Geschichte, Rachels Suche nach ihrem Vater, so viel Gewicht beigemessen wurde. Denn so wie es sich zum Schluss dargestellt hat, war das nur zwecks Verständnis für die Figur Rachel und ihre späteren Angststörungen. Und deshalb empfand ich, gerade diesen Aspekt, als zu viel Raum einnehmend.
Lange Zeit ist man ahnungslos, wie sich die Story entwickelt und in welche Richtung sie geht. Der "Einführungsteil" in die Figur Rachel und ihrer Vergangenheit war mir zu sehr in die Länge gezogen. Die Spannung, die nach dem Mord auf den ersten Seiten sehr schnell aufgebaut wurde, verpufft im Nichts…um dann Mitte Buch wieder in Fahrt zu kommen. Paranoia oder Misstrauen ziehen ein und man fühlt mit Rachel mit, deren Leben plötzlich komplett aus den Fugen gerät.
Im Grossen und Ganzen habe ich mich mit diesem Spannungsroman gut unterhalten. Ein Thriller ist es leider ganz und gar nicht, dafür enthielt die Geschichte zuviele Familien und/oder Eheprobleme und zu wenig psychologische Spielchen oder Gänsehaut. Oder anders gesagt : Ein Mord macht noch lange keinen Thriller!

Veröffentlicht am 10.10.2018

"Zuviel"

Der Nachtwandler
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Leon Nader erwacht eines Tages und seine Frau Natalie packt ihre Sachen und zieht aus. Sie sieht übel aus und in Leon keimt der Verdacht, dass er dafür verantwortlich ist. Seit seiner Kindheit leidet er ...

Leon Nader erwacht eines Tages und seine Frau Natalie packt ihre Sachen und zieht aus. Sie sieht übel aus und in Leon keimt der Verdacht, dass er dafür verantwortlich ist. Seit seiner Kindheit leidet er unter Somnambulie und hat nun Angst, dass er beim Nachtwandeln Natalie etwas angetan hat. Als Kind war er sogar in psychiatrischer Behandlung, da er seinen Pflegebruder während einer solchen Nacht fast erstochen hätte. Natalie ist und bleibt spurlos verschwunden und Leon hat das Gefühl, er sei dafür verantwortlich.

Wie oft in den Thrillern von Sebastian Fitzek muss man auch hier eine Auge zudrücken Punkto Glaubwürdigkeit. In "Der Nachtwandler" entdeckt Leon in der Wohnung, hinter einem Schrank einen Schacht der Unglaubliches verbirgt. Man darf einfach nicht realistisch denken und sich fragen, wie das sein kann, dass noch niemand ein Tunnel - Labyrinth unter einem ganz gewöhnlichen Wohnhaus entdeckt hat. Doch das ist eben auch typisch Fitzek, der in seinem Büchern oft mit unwirklichen Elementen spielt. Und typisch Fitzek ist auch, dass er immer wieder von Neuem mit überraschenden Wendungen aufwartet. Auch hier habe ich so manches mal gedacht, seinen Plot durchschaut zu haben. Und genau so oft, hat er mich eines besseren belehrt. Relativ schnell ist man mitten in der Geschichte um die verschwundene Natalie. Immer wieder hat der Autor Sequenzen eingeschoben, in denen man sich nicht sicher ist ob Leon das nun träumt, oder wirklich erlebt. Das geht jedoch nicht nur uns Lesern, sondern auch dem Protagonisten so. Plötzlich weiss er nicht mehr, was tatsächlich geschieht und was er geträumt hat und ist völlig verwirrt. Der psychologische Aspekt in dieser Story ist sehr gut ausgearbeitet. Auch etwas, was ich von Fitzek gewohnt bin.
Diese Geschichte hier hat Punkto Spannung trotzdem ein paar Hänger. Gerade die Passage, als der Protagonist in dem Labyrinth herumirrt, hätte gestrafft und weniger ausführlich beschrieben sein dürfen. Hier wurde buchstäblich jeder Handgriff beschrieben, das war mir zu sehr in die Länge gezogen. Ich konnte trotzdem das Buch kaum aus der Hand legen, denn ich wusste, die Auflösung wird überraschend sein. Und tatsächlich: damit (natürlich spoilere ich das) hätte ich nie gerechnet!
Die Thriller von Sebastian Fitzek sind einfach ein Garant für überraschende Wendungen und schlau ausgekügelte Plots. Wobei hier doch bei mir etwas das Gefühl aufkam, hier wurde überkonstruiert. So wirkte auch der Schreibstil auf mich etwas chaotisch und " zuviel "…weniger ist eben doch manchmal mehr. Und so gehört "der Nachtwandler" meiner Meinung nach nicht zu den besten Thrillern von Sebastian Fitzek.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Berührend!

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Als Beth, die Ehefrau von Harry stirbt, ist er tief verzweifelt. Beth war sein Leben und sein Glück und ein Leben so sinnlos ohne sie. Harry fühlte sich als Mitarbeiter bei der Forstbehörde schon immer ...

Als Beth, die Ehefrau von Harry stirbt, ist er tief verzweifelt. Beth war sein Leben und sein Glück und ein Leben so sinnlos ohne sie. Harry fühlte sich als Mitarbeiter bei der Forstbehörde schon immer zu Wäldern hingezogen, und Bäume sind seine Passion. So flieht er nach Beths Beerdigung in die Wälder Pennsylvenias. In den Endless Mountains lernt er die zehnjährige Oriana und ihre Mutter Amanda kennen, die ein Jahr zuvor den Vater und Ehemann Dean verloren haben. Oriana flüchtet sich in die Welt der Märchen, glaubt, dass ihr Vater als märchenhaftes Wesen in den Wäldern schwebt. Harry und Oriana verstehen sich von Beginn weg, denn sie haben beide Ähnliches erlebt. So planen sie gemeinsam eine grosse Mission, bei der sie mit eine wenig Magie versuchen ihren Verlust zu verarbeiten.


Es fällt mir sehr schwer zu beschreiben was ich beim Lesen von diesem Buch gefühlt habe. Hauptsächlich hat mich das Schicksal von Harry und Oriana zutiefst berührt. Der Autor beschreibt die grosse Liebe zwischen Beth und Harry sehr eindrücklich und so ist der Schock gross, als Beth bei einem Unfall stirbt. Doch auch die kleine Oriana und der Verlust ihres Daddys ist sehr traurig. Ein Kind, das sich nach einem so grossen Verlust in eine Scheinwelt, hier bei Oriana in die Welt der Märchen, flüchtet ist absolut authentisch und nachvollziehbar. Das zentrale Thema ist Verlust, Verarbeitung dieses Verlustes und schliesslich die Hoffnung, die aus der Verarbeitung entsteht. Wichtige Themen, die wohl jedem, der schon einmal einen Nahestehenden loslassen musste, bekannt vorkommen dürften. Das zweite Thema hier sind Märchen. Offenheit gegenüber märchenhaften Symbolen ist Bedingung um sich ganz auf die Geschichte einlassen zu können.
Der Schreibstil ist grundsätzlich flüssig zu lesen. Die teilweise verschachtelten und langen Sätze haben es allerdings in sich. Und so habe ich mich immer wieder dabei ertappt, einen Satz mehrere Male zu lesen, um die Bedeutung ganz erfassen zu können. Und manchmal sind sie einfach auch zu schön und bedeutungsvoll, um sie nur einmal zu lesen. Etwas weniger gefallen haben mir Harrys ausschweifende Reden, Gedanken und Handlungen zum Thema Natur, Wald und Bäume. Hier merkt man zwar die hervorragenden Recherchen des Autors in Sachen biologische Vorgänge. Doch gerade diese Passagen empfand ich als etwas trocken und einem Biologiebuch entnommen.
Das Spezielle in "die wundersame Mission des Harry Crane" ist, wie Nebenfiguren immer wieder in den Mittelpunkt rücken. Und wie das die Hauptgeschichte aufwertet und keinesfalls verdrängt, wie es manchmal vorkommt in Büchern, mit detaillierten Nebenhandlungen. Ich weiss auch nicht , wie der Autor das hinkriegt, denn trotz vieler Nebenfiguren und ihren Geschichten, habe ich nie den Faden verloren.
Mir hat das Buch gefallen, wenn auch die biologische Komponente etwas gekürzt gehört hätten.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Guter Krimi!

Alles ist lebend tot
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Barbara Aubert zieht nach dem Verkauf ihrer Firma von Wien ins beschauliche Tulln. Dort erfüllt sie sich einen Traum und kauft sich in eine Gärtnerei mit Blumenladen ein. Die Inhaberin, Leonie, ist nach ...

Barbara Aubert zieht nach dem Verkauf ihrer Firma von Wien ins beschauliche Tulln. Dort erfüllt sie sich einen Traum und kauft sich in eine Gärtnerei mit Blumenladen ein. Die Inhaberin, Leonie, ist nach dem Tod ihres Mannes alleinerziehend und arbeitet von früh bis spät, um das Geschäft behalten zu können. Das idyllische Städtchen wird erschüttert, als der Kunstsammler Erich Hickel getötet wird. Er wird nachts in seinem Haus überfallen, getötet, und dabei wird ein bedeutendes Bild gestohlen.

Wunderbar! Schon auf den ersten Seiten startet mit der Beschreibung des Überfalls auf Erich Hickel dieses Buch genregerecht. Was spannend beginnt, flacht in der Beziehung leider danach erst mal ab. Nach Überfall und Mord, wird man als Leser nämlich zuerst in die Lebensumstände von Barbara eingeführt. Zwar sind die und die Einführung in Land und Leute nicht uninteressant beschrieben. Doch für meinen Geschmack doch etwas zu sehr in die Länge gezogen. Hier hat sich zwischen den Zeilen, und erst im Nachhinein für mich verständlich, schon sehr gut herauskristallisiert, wer es nicht so gut mit Barbara meint. Tulln ist ein kleines Städtchen, in dem ordentlich getratscht wird. Manchmal war mir das etwas unübersichtlich, wer denn nun genau wer ist und in welcher Beziehung zu den anderen steht. Das Personenglossar zu Beginn des Buches hat hier Abhilfe geschaffen. Immer wieder begegnen dem Leser österreichische Ausdrücke, die anhand von Fussnoten sehr gut übersetzt wurden. Nach dem ersten Drittel nimmt der Krimi wieder Fahrt auf. Ein zweiter Mord geschieht und plötzlich war buchstäblich jeder verdächtig. Von da an hat mich das Buch nicht mehr los gelassen. Zu spannend die Frage, wer denn nun wie genau in den Taten drin hängt und was das Motiv ist.
Der Schreibstil hat mir gefallen. Sehr gut hat die Autorin die Atmosphäre in dem Städtchen, sowie die Eigenheiten der Figuren beschrieben. Gerade in den Landschaftsbeschreibungen empfand ich den Schreibstil fast poetisch. Es geht zu grossen Teilen auch um Kunst. Nämlich um den Maler Egon Schiele, seine Werke, sein Leben und sein Schaffen. Ich kannte den Maler vorher nicht. Und durch die ganz und gar nicht trockene Einführung, die zudem hervorragend in den Krimi eingewoben wurde, habe ich nun auch eine Ahnung von diesem Maler und seinem Leben. Einige Male bin ich über Details, die aus den vorderen Bänden stammen, gestolpert. Da hat mir einfach das Vorwissen gefehlt. Ebenfalls empfand ich ein, zwei Handlungssprünge, als überraschend und bei denen ich das Gefühl hatte, ein " Handlungsloch " zu haben.
Ich habe mich gut unterhalten mit " Alles ist lebend tot ", meine "Krimi - Nase " war gefordert und ich empfand bis auf die etwas lange Einführung in die Figur Barbara und das Städtchen die Story als spannend.

Veröffentlicht am 04.10.2018

Ein Wohlfühlbuch!

Die kleine Inselbuchhandlung
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Ein Schwächeanfall bei ihrer Arbeit als Flugbegleiterin bei der Lufthansa ist schuld, dass Greta Wohlert zu ihrer Tante Hilla fährt. Auf der Insel, in dem gemütlichen Haus ihrer Tante, will Greta sich ...

Ein Schwächeanfall bei ihrer Arbeit als Flugbegleiterin bei der Lufthansa ist schuld, dass Greta Wohlert zu ihrer Tante Hilla fährt. Auf der Insel, in dem gemütlichen Haus ihrer Tante, will Greta sich ausruhen und zu sich kommen. Hilla ist, wie Greta, begeisterte Leseratte und hortet tausende Bücher, die mehr und mehr zu einer Belastung werden. Was als Bücherflohmarkt beginnt, entwickelt sich zu einer neuen Geschäftsidee. Wie wäre es, auf der Insel eine Buchhandlung zu eröffnen?

Als begeisterte Leseratte hat mich der Klappentext direkt angesprochen. und tatsächlich finde ich vieles im Buch, das genau meine Begeisterung für Literatur und Bücher beschreibt. Wie Hilla, horte auch ich Bücher und kann mich stundenlang wie Greta darin vertiefen. Da geht mir das Herz auf. Greta wird sogar vom Inselarzt gebeten, für eine kranke Patientin Lesestoff zusammen zu stellen. Dass, diese beim Lesen aufblüht und eine Zeitlang die reale Welt vergesse kann, erstaunt mich ganz und gar nicht.
Doch es dreht sich nicht alles nur um Literatur. Ein altes Familiengeheimnis verspricht spannende Fragen und eine Liebesromanze mit Folgen für Greta deckt auch die romantische Seite ab.
Die Figuren empfand ich als sehr authentisch und sympathisch. Manchmal hatte ich das Gefühl, es fügt sich in deren Leben alles etwas zu einfach zusammen. Die Bewohner verlieben sich, sehen über Genehmigungen für einen gewerblichen Betrieb an Strandlage hinweg und aus Nichtlesern macht Greta im Handumdrehen begeisterte Leser. Etwas, was im realen Leben doch nicht so einfach vonstatten geht.
Die Beschreibungen der Insel sind sehr bildlich und Lust auf einen Besuch an der Nordsee kommen auf. Die Atmosphäre, das Meer, die Wetterverhältnisse wecken Sehnsucht nach Urlaub und ungestörte Lesestunden.
Ein Wohlfühlbuch, das genau das hält, wovon die Rede darin ist. Bei einem guten Buch, die Seele baumeln lassen und die reale Welt für eine Weile vergessen.