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Veröffentlicht am 18.08.2020

Der Alptraum des Ermittlers Major Vierziger

Kollateralschaden
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"Kollateralschaden" ist der dritte Fall des Linzer Ermittlerduo Vierziger / Glück von Joseph Lemark. Als Major Vierziger mit seiner Freundin Conny auf dem Heimweg von deren Geburtstagsfeier ist, wird auf ...

"Kollateralschaden" ist der dritte Fall des Linzer Ermittlerduo Vierziger / Glück von Joseph Lemark. Als Major Vierziger mit seiner Freundin Conny auf dem Heimweg von deren Geburtstagsfeier ist, wird auf offener Straße auf sie geschossen. Dabei wird ein ebenfalls anwesender Journalist tödlich getroffen, Conny muss nach einer Not-OP ins künstliche Koma versetzt werden. Einzig Major Vierziger bleibt wie durch ein Wunder unverletzt. Es stellt sich die Frage wem der Anschlag galt: Rache eines Kriminellen an Major Vierziger oder steckt ein anderes Motiv dahinter? Denn der tote Journalist war anscheinend einem ganz anderen Verbrechen auf der Spur. War der Schuss auf Vierziger's Freundin praktisch ein Kollateralschaden? Gemeinsam mit Chefinspektorin Glück versucht er Licht ins Dunkel zu bringen. Joseph Lemark setzt hier einen Kriminalfall auf, bei dem der Ermittler unmittelbar selbst betroffen ist. Ohne das ich die Vorgängerbände kenne, war es als Leser aber keinerlei Problem in die Geschichte hineinzukommen. Sind anfangs zwei mögliche Tatmotive im Raum, gesellen sich im Laufe des Buches andere hinzu. Doch die Ermittlungen laufen dann schnell in eine gewisse Richtung. Der Leser lernt die Figur Vierziger gut kennen, sowohl seine private Seite als auch sein langjähriges Ermittlerdasein. Man merkt ihm seine gewisse "Müdigkeit" nach den vielen Dienstjahren an, gepaart mit dem Eifer seiner jungen Kollegin. Der Krimi beginnt spannend, macht dann eine kleine Atempause und steigert sich gegen Ende wieder immer mehr bis zum Finale. Hier hält der Autor nochmal eine Wendung parat, die ein wenig überraschend kommt. "Kollateralschaden" ist für mich ein lesenswerter Krimi, teilweise mit einer Portion österreichischem Schmäh in den Dialogen und gutem Lokalkolorit.

Veröffentlicht am 13.08.2020

Und ich sah einen Engel vom Himmel herabsteigen ...

Ein neuer Himmel
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"Ein neuer Himmel" ist der erste Roman von Margit Steinborn. Sie erzählt die Geschichte der jüdischen Musiklehrerin Hannah Rosenberg, die mit ihrer kleinen Tochter Melina vor den Nazis flüchten muss. Auf ...

"Ein neuer Himmel" ist der erste Roman von Margit Steinborn. Sie erzählt die Geschichte der jüdischen Musiklehrerin Hannah Rosenberg, die mit ihrer kleinen Tochter Melina vor den Nazis flüchten muss. Auf einem abgelegenen Bauernhof bei Würzburg findet sie Unterschlupf, während der Vater ihrer Tochter eine steile Karriere als SS-Mann im Reichsministerium macht. Als sich während der Kriegsjahre die Situation zuspitzt, muss Hannah Rosenberg versuchen ins Ausland zu kommen, aber die Flucht scheitert. Während die kleine Melina gerade noch vor der Gestapo gerettet werden kann, führt Hannahs Weg nach Ausschwitz. Doch sie überlebt und nach dem Krieg beginnt eine verzweifelte Suche nach der verlorenen Tochter. Margit Steinborn verwebt hier ihre fiktiven Figuren und die Story mit tatsächlichem geschichtlichen Hintergrund. So ist der Rahmen der Ereignisse historisch, aber die Erzählung ein reiner Roman. Die Kapitel sind dabei immer kurz gehalten und mit dem jeweiligen Handlungsort und Datum übertitelt. Der Leser kann damit den verschiedenen Handlungssträngen gut folgen. Dieser Roman ist berührend, denn er zeigt zum einen die unglaubliche Spirale der Gewalt gegen Juden im dritten Reich, zum anderen aber auch den Mut von Menschen sich im Geheimen für Flüchtende einzusetzen. Nicht jeder war Nazi und das Leid, das durch das Regime über die Menschen gebracht wurde ist unsagbar. Dieses Buch habe ich zügig gelesen, die Story hat mich ergriffen. Immer wieder bangte ich mit Hannah und ihrer kleinen Tochter um deren Leben, hoffte das Ihnen das Schicksal gnädig ist. Zwar war mir die Zusammenführung im zweiten Teil des Romans ein klein wenig zu überspitzt mit den Ereignissen in Rom, dies schmälert das Buch aber in keiner Weise. Margit Steinborn hat ein ergreifendes und emotionales Erstlingswerk geschrieben, dass mir gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 08.08.2020

Das Geheimnis von Red Eagle und dem Lockdown

Red Bird - Ava Canary
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"Red Bird: Ava Canary" ist ein Actionthriller von Roland Hebesberger. Die junge Ava Canary durchläuft die Ausbildung zur CIA-Agentin. Dabei stößt sie immer wieder auf Widerstände, doch sie setzt sich erfolgreich ...

"Red Bird: Ava Canary" ist ein Actionthriller von Roland Hebesberger. Die junge Ava Canary durchläuft die Ausbildung zur CIA-Agentin. Dabei stößt sie immer wieder auf Widerstände, doch sie setzt sich erfolgreich durch und nimmt an ihrem ersten Außeneinsatz als Analystin teil. Doch dieser wird ein totaler Fehlschlag und ein Koffer mit hochbrisantem Inhalt gerät in falsche Hände. Wem kann sie trauen innerhalb der CIA? Es scheint es gibt einen Maulwurf, der die Welt aus den Fugen bringen könnte. Wer ist Freund und wer ist Feind? Der Thriller ist flüssig zu lesen, die Story ist immer wieder mit Rückblenden aufgebaut. Geschehnisse in der Gegenwart werden durch diese immer wieder unterstützt und dadurch dem Leser die Zusammenhänge verdeutlicht. Eine interessante Komponente ist, das der Autor ein klein wenig SciFi à la Stargate in diese Geschichte hineinbringt. Das Buch ist actionreich und spannend, allerdings hat Ava manchmal einen Touch von Superheldin auf Mission Impossible. Das ist mir eine Nuance zuviel amerikanischer Stil aus Hollywood. Grundsätzlich ist Red Bird: Ava Canary aber ein guter Thriller mit spannenden Wendungen und interessanter Story.

Veröffentlicht am 02.08.2020

Trügerische Idylle am Bostalsee

Zappeduschder
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"Zappeduschder" ist der zweite Band der Kristina-Herbich-Reihe von Jacqueline Lochmüller. Einen Mord in einer Tanzbar in Bayreuth gilt es für die Kommissarin gemeinsam mit dem Kollegen Breuer aufzuklären. ...

"Zappeduschder" ist der zweite Band der Kristina-Herbich-Reihe von Jacqueline Lochmüller. Einen Mord in einer Tanzbar in Bayreuth gilt es für die Kommissarin gemeinsam mit dem Kollegen Breuer aufzuklären. Doch dann verliebt sie sich ausgerechnet in einen der anwesenden Zeugen. Der Saarländer Philipp, gerade noch zur Kur in Franken, lädt sie ein zu im ins Saarland an den Bostalsee zu kommen. Ihr Urlaub steht bevor, Kollege Breuer muss alleine weiter ermitteln und so folgt sie ihrem Herzen. Doch dann überschlagen sich auch dort für sie die Ereignisse. Eine junge Frau wird ermordet aufgefunden, die noch bei Kristina Herbich als Anhalterin mitfahren wollte. Mehrfach verschwanden schon junge Anhalterinnen, scheint es einen Autobahnmörder zu geben? Jacqueline Lochmüller erzählt diesen Krimi in mehreren Erzählsträngen, teils auch den verschiedenen Örtlichkeiten geschuldet. In diesem zweiten Band widmet die Autorin aber auch etliche Seiten nicht nur dem Kriminalfall, sondern dem Privatleben der Kommissarin. Grundsätzlich eine gute Kombination, aber bisweilen war mir das diesmal ein wenig zuviel im Mittelteil des Buches. Aber geschickt führt die Autorin dann den Leser wieder auf's eigentliche zurück, den Mordfällen. Als im Saarland sich die Situation zuspitzt, ist beste Spannung geboten. Nach und nach fügen sie für den Leser die Puzzleteile zusammen und es kommt Licht ins "Zappeduschder". Am Ende gelingt die Schleife zurück vom Saarland nach Franken, so dass diesmal ein übergreifender Regionalkrimi entstand. In Summe für mich ein gelungener zweiter Band und eine würdige Fortsetzung der Reihe.

Veröffentlicht am 29.07.2020

Die "weiße Maus" in der Résistance

Die Spionin
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"Die Spionin" ist ein Roman nach einer wahren Geschichte von Imogen Kealey (einem gemeinsamen Pseudonym der Autorin Imogen Robertson und des Drehbuchautors Darby Kealey). Frankreich ist 1940 im zweiten ...

"Die Spionin" ist ein Roman nach einer wahren Geschichte von Imogen Kealey (einem gemeinsamen Pseudonym der Autorin Imogen Robertson und des Drehbuchautors Darby Kealey). Frankreich ist 1940 im zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzt. Nancy Wake riskiert ihr Leben immer wieder bei Befreiungsaktionen der Résistance, man nennt sie "die weiße Maus". Die Nazis setzen ein Kopfgeld auf sie aus und machen Jagd nach dem Phantom. Als die Gestapo ihren Ehemann Henri verhaftet, entkommt Nancy nur mit knapper Not nach England, wo sie zur Geheimagentin ausgebildet wird. Per Fallschirm gelangt sie zurück in die Wälder der Auvergne und übernimmt das Kommando über die Einheit der Partisanen. An deren Seite kämpft sie gegen die Deutschen. Denn es gilt alles erdenkliche vorzubereiten für die Invasion der Alliierten und die Deutschen in ihrem Nachschub zu schwächen. Dem Autorenduo ist mit diesem Spionageroman eine fesselnde Lektüre gelungen. Eindrucksvoll wird die Person Nancy Wake dargestellt mit all ihren Facetten. Zum einen eine Frau die ihren Henri über alles liebte, aber auch während der Zeit des französischen Widerstands eiskalt töten musste. Sie muss eine sehr willensstarke Persönlichkeit gewesen sein, aber auch durchsetzungsfähig in der damals schrecklichen Kriegszeit. Und dennoch ging sie an ihre absoluten Grenzen bis zur totalen Erschöpfung. Berühmt ist dabei ihre Fahrradfahrt von ca. 500km in 72h quer durch die feindlichen Linien , um ein Funkgerät zu beschaffen und den Kontakt nach England wieder herzustellen. Manches wurde von Imogen Kealey ein wenig für die Dramaturgie des Romanes angepasst, dies erläutern sie aber dem Leser im historischen Nachwort. An der letzten Seite dieses Romans angekommen, war ich einfach nur ergriffen. Ergriffen von der Person Nancy Wake, ihren Mitstreitern im Widerstand und einer Geschichte des zweiten Weltkrieges, die als Roman fesselt aber auch sehr bewusst macht, was damals alles geschah und wieviel Leid die Menschen erlebten. Ein Roman über eine der vielen Frauen von damals, die einem nur großen Respekt abverlangen. Für mich eine klare Leseempfehlung.