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Veröffentlicht am 10.01.2021

Wenn wir am dringendsten Nähe brauchen, distanzieren wir uns am meisten

Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch
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Shay Gable, die eigentlich Shannon Sofia heißt, und Landon Harrison besuchen die gleiche Highschool. Die Beiden kennen sich schon seit Jahren. Niemand weiß warum, aber sie hassen sich - sie können sich ...

Shay Gable, die eigentlich Shannon Sofia heißt, und Landon Harrison besuchen die gleiche Highschool. Die Beiden kennen sich schon seit Jahren. Niemand weiß warum, aber sie hassen sich - sie können sich nicht ausstehen und lassen das den jeweils Anderen auch immer wieder spüren. Im Normalfall gehen sie sich aus dem Weg, sie haben aber teilweise den gleichen Freundeskreis und hin und wieder trifft man dann zwangsläufig aufeinander. So auch in diesem Fall – Shay geht mit ihren Freunden zu einer Party, die unglücklicherweise bei Landon zu Hause stattfindet.

Der engste Freundeskreis von Landon hat sich in sein Zimmer zurückgezogen, um gemütlich einen Joint zu rauchen und da vorher reichlich Alkohol geflossen ist, kommt Reggie auf eine Idee. Alle kennen das Verhältnis zwischen Shay und Landon und so stellt Reggie die Wette auf, dass Landon es nicht schaffen wird, dass Shay sich in ihn verliebt. Dummerweise geht Shay gerade in diesem Moment an der offenen Zimmertüre vorbei und wandelt die Wette ab: Sie wettet, dass Landon es sein wird, der sich zuerst in Shay verliebt und nicht anders herum.

Top, die Wette gilt ………

„Wie die Stille vor dem Fall – Erstes Buch“ ist Teil der Chances-Reihe der Autorin Brittainy C. Cherry. Es gibt noch ein Buch aus der Reihe, „Wie die Ruhe vor dem Sturm“, welches ich jedoch nicht gelesen habe. Aufgrund dessen weiß ich nicht, inwieweit es zu den hier handelnden Protagonisten Erklärungen oder eine Vorgeschichte gibt.

Es handelt sich um ein Buch für junge Erwachsene, Leseempfehlung ab 16 Jahren, und befasst sich mit den Themen Depression, Suizid, sexuelle Gewalt, toxische Beziehung und Drogenmissbrauch, weswegen die Autorin eine Trigger-Warnung eingefügt hat.

Landon leidet schon seit einiger Zeit unter Depressionen. Der Vorteil ist, dass er sich seiner Situation bewusst ist. Er gehört nicht zu den Menschen, die denken, dass mit ihm alles in bester Ordnung ist. Nein, er weiß, dass er eine dunkle Seite hat, die jederzeit die Oberhand gewinnen kann und an vielen Tagen tut sie das auch.

Wenn man meine Klassenkameraden gefragt hätte, was mein Name bedeutete, so hätten sie vermutlich geantwortet: Arschloch. Und das zu Recht. […..] Ich war ein Arschloch, auch wenn ich es gar nicht sein wollte.

Sein Elternhaus ist zerrüttet, seine Eltern sind mehr im Ausland als zu Hause und so muss Landon sich, seit dem Selbstmord seines Onkels vor einem Jahr, mehr oder weniger alleine durchschlagen. Auch wenn er nach Außen hin den Großkotz und Aufreißer gibt, merkt man als Leser ziemlich schnell, dass er damit eine Schutzmauer um sich baut, damit ihn niemand verletzen kann. Eigentlich sehnt er sich nach jemandem, der ihn liebt, der ihm Geborgenheit und Wärme gibt und, der ihn so nimmt, wie er ist. Mit 17 Jahren kann man das aber leider noch nicht offen zugeben. Dann geht er diese Wette mit Shay ein und sie schaut ihm problemlos bis auf den Grund seiner Seele…..

Bei Shay ist ebenfalls nicht alles Gold, was glänzt. Auch, wenn sie nach außen hin ein perfektes Elternhaus zu haben scheint, trifft auch bei ihr das Sprichwort „unter jedem Dach ein Ach“ zu. Die Ehe ihrer Eltern ist nicht mehr die Beste, Shays Vater bestreitet den Lebensunterhalt aus dubiosen Geschäften und trotz, dass ihr das alles sehr zu schaffen macht, hat Shay noch genügend Energie, ihre Mutter permanent wieder aufzubauen und anderen Menschen zu helfen. Sie ist ein rundherum freundliches Mädchen und aufgrund dessen überall sehr beliebt. Sie glaubt bei Abschluss der Wette tatsächlich, dass sie Landon dazu bringen kann, sich in sie zu verlieben – allerdings kennt sie die dunklen Ecken seiner Seele zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Was sich zwischen den Beiden dann entwickelt, ist eine bittersüße Liebe. Für den einen Teil ist sie heilend, für den anderen Teil ist sie toxisch und zerstörend.

Ich habe das Buch als eBook gelesen. Die gedruckte Ausgabe umfasst 416 Seiten und die Geschichte wird abwechselnd in der Ich-Form von Shay und Landon erzählt. Die Autorin hat einen sehr ansprechenden Schreibstil, aber auch die Übersetzerin Katja Bendels hat hier einen guten Job gemacht.

Alle Charaktere sind liebevoll gezeichnet und entwickeln sich entsprechend der Geschichte weiter. Shays Großmutter ist ein Charakter, der sich von allen anderen abhebt. Mit Shays Mutter komme ich nicht so ganz klar, ich kann ihr Verhalten nicht nachvollziehen.

Brittainy C. Cherry benutzt eine Ausdrucksweise, die mir sehr gut gefällt, ich habe in diesem Buch sehr viele Passagen markiert, weil sie mir sehr nahe gegangen sind.

„Manchmal schießt man auf Leute, die es nicht verdient haben“

„Das Haus fühlt sich an, als hätte man ihm das Licht genommen.“

Natürlich kann auch mit dieser Geschichte das Rad der Liebesromane nicht neu erfunden werden. Die Autorin hat aber etwas geschafft, was ich tatsächlich seit langer Zeit in einem Buch vermisst habe. Sie konnte mich berühren, sie konnte mich so mitnehmen, dass ich am Ende des Buches geweint habe – und ich gehöre aufgrund meines Alters nicht unbedingt zur Leser-Zielgruppe.

Definitiv war das kurz vor Ende des Jahres noch ein Lese-Highlight für 2020.

Es ist auch nicht hier und jetzt zu Ende, es gibt ein Wiedersehen mit Shay und Landon in einem Zweiten Buch.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

Manche Erinnerungen hinterlassen Narben auf der Seele

Die Schweigende
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München, 1956

Die 16jährige Karin tut das, was alle Jugendliche in diesem Alter tun – sie trifft sich mit Freunden, geht am Baggersee schwimmen, entwickelt ihren eigenen Kleidungs- und Schminkstil und ...

München, 1956

Die 16jährige Karin tut das, was alle Jugendliche in diesem Alter tun – sie trifft sich mit Freunden, geht am Baggersee schwimmen, entwickelt ihren eigenen Kleidungs- und Schminkstil und ist deswegen ein Dorn im Auge der tugendhaften Nachbarinnen. Jegliche Ermahnungen ihrer alleinerziehenden Mutter, sie möge die beiden Damen doch bitte nicht provozieren, prallen wirkungslos an Karin ab. Sie möchte ihren Spaß haben und ihr Leben genießen. Irgendwie findet sie immer einen Weg, die Verbote ihrer Mutter zu umgehen. Wenn sie auf ihren 11jährigen Bruder Pelle aufpassen soll, besticht sie diesen mit einem Comic-Heft oder anderem, damit er die Klappe hält und sie nicht verrät. Als ihre Mutter für 2 Tage auf einer Weiterbildung ist, lässt Karin einen Freund bei sich übernachten, weil er Angst vor den Prügeln seines Vaters hat. Die beiden Nachbarinnen haben natürlich gesehen, wie Mani am Morgen das Haus verlassen hat und erstatten Anzeige gegen Karins Mutter. Ihr wird zur Last gelegt, sie habe gegen den Paragraphen 180 des Strafgesetzbuches verstoßen und sich der Kuppelei strafbar gemacht.

Dann geht alles sehr schnell: Das Jugendamt wird eingeschaltet, Karins Mutter wird das Sorgerecht für ihre beiden Kinder Karin und Pelle entzogen, die Beiden werden einem vom Gericht bestimmten Vormund unterstellt und im Erziehungsheim Sankt Marien, einer kirchlichen Einrichtung, untergebracht.

München, 2019

Jens Remy stirbt mit knapp 69 Jahren im Krankenhaus an einem Herzinfarkt. Zufällig ist gerade seine Tochter Imke bei ihm und seine vorletzten Worte gelten seiner Frau Karin. Imke soll ihr sagen, wie sehr er sie geliebt habe und dass sie das große Glück in seinem Leben war. Seine letzten Worte sind an Imke direkt gerichtet: „Such nach Peter“, dann verstirbt er.

Von den 3 Töchtern Geli, Imke und Anne hat Imke den besten Draht zu ihrer Mutter und da Karin seit dem Tod ihres Mannes zu verwahrlosen droht, geht Imke ihr ein wenig mehr als üblich zur Hand. Auf Peter angesprochen und den letzten Willen ihres Vaters, ihn zu suchen bzw. zu finden, reagiert Karin so, wie sie in all den Jahren zuvor reagiert hat, wenn eine ihrer Töchter sie auf ihre eigene Vergangenheit angesprochen hat: Sie verweigert standhaft die Auskunft und lebt nach dem Motto: „Keinen Blick zurück“.

Geli, Imke und Anne fragen sich seit Jahren, warum ihre Mutter so gefühlsarm ist. Sie war noch nie in der Lage, ihre Kinder in den Arm zu nehmen und ihnen mütterliche Wärme und Geborgenheit zu vermitteln. Außerdem hat sie verschiedene Eigenarten, die ihre Kinder nicht verstehen, so kann sie z. B. keine geschlossenen Türen ertragen. Wäre Jens nicht so ein liebevoller Vater gewesen, die 3 Mädels wären in einer emotional kalten Welt aufgewachsen. Warum Jens sie über alles geliebt hat, hat Karin auch nie wirklich verstanden.

Die Suche nach Peter ist nicht einfach, es gibt aus der damaligen Zeit keine Unterlagen mehr und wenn doch, dann könnte nur Karin die Einsichtnahme in die Akten beantragen, was sie aber vehement verweigert. Imke findet trotzdem einen Weg diese Papiere einsehen zu dürfen und während sie nach Peter sucht, findet sie eigentlich ihre Mutter.

Neben dem, dass Imke all die schrecklichen Dinge über die Zeit im Erziehungsheim Sankt Marien ans Tageslicht bringt, droht gleichzeitig ihre Familie auseinanderzufallen, denn seit dem Tod des Vaters werden die Schwestern zu Rivalinnen.

Karin wird seit dem Tod ihres Mannes wieder von Albträumen geplagt ….. findet sie irgendwann doch noch ihren Frieden oder zerbricht sie an der Tatsache, dass Imke die dunklen Seiten ihres Lebens nach oben kehrt?

Ich liebe die Bücher von Ellen Sandberg. Auch in „Die Schweigende“ verarbeitet sie wieder einen Teil der dunklen deutschen Vergangenheit, perfekt verwoben in eine fiktive Geschichte.

Die Charaktere sind so lebensecht beschrieben und die Geschichte so dicht, dass man das Gefühl hat, selbst mittendrin im Geschehen zu sein. Die Beschreibung der Vorkommnisse, die Beschreibung der Schauplätze… man hat das Gefühl alles aus einer versteckten Perspektive zu beobachten – und, was für mich das Wichtigste an einer solchen Geschichte ist - man kann es fast am eigenen Leibe mitfühlen.

Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen erzählt. Auf der einen Seite ist die Geschichte der jungen Karin, die 1956 beginnt, und ihr Leben in einem kirchlichen Erziehungsheim schildert, auf der anderen Seite ist es die Geschichte der Karin, die im Jetzt und Hier des Jahres 2019 lebt, verwoben mit der Geschichte ihrer 3 Töchter Geli, Imke und Anne, die nach dem Tod ihres Vaters ihren Zusammenhalt verlieren. Abwechselnd erzählen die einzelnen Charaktere aus ihrer Sicht.

Eigentlich mag ich von den 3 Schwestern nur Imke wirklich, denn Geli und Anne sind sehr egoistisch und was sie sich gegenseitig und ihrer Mutter antun, das ist echt nicht ohne.

Wie so oft mag ich es lieber, über die Vergangenheit zu lesen – es ist unfassbar, welche Gräueltaten damals im Namen Gottes an Schutzbefohlenen begangen wurden. Auch wenn die Geschichte im großen und ganzen Fiktion ist, bin ich sicher, dass es damals genau so zugegangen ist – nicht nur in diesem kirchlichen Kinderheim, sondern in allen Einrichtungen, in denen Menschen, egal welchen Alters, zu anderen Menschen in einem Abhängigkeitsverhältnis standen.

Manches im Verhalten der 4 Frauen ist vielleicht ein wenig überzogen geschildert, aber für mich macht genau das die Geschichte zu dem, was sie ist.

Das Buch umfasst 544 Seiten, der Schreibstil der Autorin lässt mich an den Seiten kleben, so dass ich am Neujahrstag knapp die Hälfte des Buches zusammenhängend gelesen habe.

Anmerkung:
Unter Kuppelei verstand man die Förderung und Tolerierung außerehelichen Geschlechtsverkehrs, was seit 1872 unter Strafe steht. Der Paragraph ist noch heute gültig, wurde jedoch angepasst.

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Veröffentlicht am 07.12.2020

Hamburg, Speicherstadt, 1919

Der Glanz der neuen Zeit
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Der 1. Weltkrieg ist vorbei, die Firma Kopmann & Deharde hat sowohl den Krieg als auch die nachfolgende Inflation überstanden, im Kaffeekontor befindet sich jedoch nicht mehr eine einzige Kaffeebohne. ...

Der 1. Weltkrieg ist vorbei, die Firma Kopmann & Deharde hat sowohl den Krieg als auch die nachfolgende Inflation überstanden, im Kaffeekontor befindet sich jedoch nicht mehr eine einzige Kaffeebohne. Auch wenn der Krieg vorbei und die Seeblockade der Engländer aufgehoben ist, gibt es nur wenige deutsche Handelsschiffe, die Waren liefern und da vor allen Dingen Produkte des täglichen Lebens und keine Luxusgüter wie Kaffee. Trotzdem gehen Mina und ihre Schwester Agnes jeden Tag ins Kontor um nach dem Rechten zu sehen.

In Kürze wird Frederik Lohmeyer, Minas Ehemann, aus Berlin zurückerwartet. Mina und Frederik haben kurz vor dem Tod von Karl Deharde geheiratet, weil das die einzige Möglichkeit war, die Firma in der Familie halten zu können, denn Mina hat als Frau keinen Zutritt um an der Kaffeebörse zu handeln.

Frederik Lohmeyer hält sich noch immer in Berlin bei der Armee auf, fordert jedoch regelmäßig seine ihm zustehende Apanage. Darüber hinaus interessiert er sich eher nicht dafür, wie es seiner Frau und seiner Tochter geht bzw. ob und wie die Geschäfte wieder anlaufen.

Mina möchte endlich wieder mit Kaffee handeln und so bittet sie ihren Schwiegervater in Guatemala um Hilfe. Schließlich muss es ja irgend einen Nutzen haben, dass ihr Ehemann der Sohn eines Kaffeeplantagenbesitzers ist. Frederik Lohmeyer ist über diese Kooperation nicht sehr erfreut und als ihm Mina dann auch noch den Geldhahn zudreht, zeigt sich endlich sein wahrer Charakter.

Mit Hilfe von guten Freunden schafft Mina es jedoch auch weiterhin, die Zügel der Firma nicht aus der Hand zu geben.

„Der Glanz der neuen Zeit“ ist der 2. Band der Speicherstadt-Saga. Das Buch ist Teil einer Trilogie, kann aber durchaus auch für sich alleine gelesen werden. Um die Hintergründe zu verstehen – und weil die Geschichte so schön ist - empfiehlt es sich jedoch, zuvor Band 1 zu lesen.

Die Autorin hat es auch hier wieder geschafft, den Charakter ihrer Protagonisten authentisch und lebensecht zum Leser zu transportieren.

Mina ist zu einer starken Frau herangewachsen und lässt sich kein X für ein U vormachen. Sie ist Mutter einer 20 Monate alten Tochter. Ella wird von Fräulein Brinkmann betreut, die schon die Erzieherin von Agnes und Mina war und die im Hause Deharde eine ganz besondere Stellung eingenommen hat.

Minas Vater hat immer gesagt, sie habe den Kaffee im Blut und so wundert es nicht, dass die Kooperation zwischen Vater Lohmeyer und Mina zustande kommt und Mina alle Hebel in Bewegung setzt, dass der Kaffee den weiten Weg von Guatemala nach Hamburg auf einem Schiff antreten kann. Zur damaligen Zeit war nicht nur der Handel an der Kaffeebörse für Frauen untersagt, nein, auch für Bankgeschäfte brauchten sie die Erlaubnis ihres Ehemannes. Mina schafft es auch ohne ihren Ehemann, einen Kredit zu bekommen.

Das Leben wäre jedoch sehr viel schwerer zu ertragen, wenn Mina nicht gute Freunde hätte. Da ist Heiko, der Bruder von Edo, mit dem Mina schon seit vielen Jahren in tiefer Freundschaft verbunden ist.

Irma von Gusnar, ihre beste Freundin aus dem Mädchenpensionat, quartiert sich für einige Zeit bei Mina und ihrer Familie ein und ist ihr sowohl in geschäftlichen, als auch in Herzensangelegenheiten eine große Hilfe.

Das Verhältnis zu ihrer Schwester Agnes ist sehr eng. Im Gegensatz zum 1. Buch „Der Duft der weiten Welt“ gibt es dieses Mal keine Eifersucht auf den jeweils anderen und die beiden Frauen ergänzen sich sehr gut. Agnes hat den besseren Draht zu Großmutter Hiltrud, was hin und wieder von Nutzen ist.

Auch Großmutter Hiltrud hat eine Wandlung durchgemacht. Sie ist sehr viel sympathischer als in Band 1 und sie stärkt sowohl Mina als auch Agnes den Rücken. Gerade mit ihrem Verhalten bezüglich Frederik Lohmeyer hat sie mich überrascht – aber .. die Zeiten ändern sich und damit auch die Menschen.

Auch Edo taucht wieder auf. Kurz nachdem er Deutschland verlassen hat um nach Amerika auszuwandern, wurde auch er an die Waffen gerufen. Leider war der Krieg nicht gnädig mit ihm und er kehrt als menschliches Wrack nach Hamburg zurück. Gerade der Handlungsstrang von Edo war es, bei dem ich öfter mal darüber nachdachte, ob sich das wirklich so zugetragen haben könnte. Mir erschien hier die eine oder andere Sache etwas unglaubwürdig, das kann aber durchaus auch subjektiv sein.

Alles in allem ist „Der Glanz der neuen Zeit“ wieder ein tolles Buch, geschrieben von der Autorin Fenja Lüders. Der Schreibstil ist einfach zu gut zu lesen, die Geschichte entwickelt sich fortlaufend weiter und man möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen.

Der 3. Teil „Der Traum von Freiheit“ erscheint leider erst am 25.06.2021, bis dahin muss ich mich gedulden.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Der 1. „Cold Case“-Fall für Enna Andersen und ihr Team

Enna Andersen und das verschwundene Mädchen
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Aufgrund des Unfalltodes ihres Mannes war Enna Andersen 1 Jahr lang vom Dienst beurlaubt. Vor ihrem Ausscheiden war sie stellvertretende Leiterin des Dezernats 11 der Polizeidirektion Oldenburg im Bereich ...

Aufgrund des Unfalltodes ihres Mannes war Enna Andersen 1 Jahr lang vom Dienst beurlaubt. Vor ihrem Ausscheiden war sie stellvertretende Leiterin des Dezernats 11 der Polizeidirektion Oldenburg im Bereich „Organisierte Kriminalität“, nun soll sie Leiterin einer neuen Abteilung des LKA Niedersachsens werden und sich auf die Aufklärung von Altfällen konzentrieren.

Gemeinsam mit ihren neuen KollegInnen Pia Sims (frischgebackene Kommissarin) und Jan Paulsen (degradierter Hauptkommissar) bezieht sie ein Büro in unmittelbarer Nähe zur Oldenburger Innenstadt, keine 5 Gehminuten vom Kindergarten ihres 5jährigen Sohnes Elias entfernt.

57 gefaltete Zettel – 57 ungeklärte Kriminalfälle aus den letzten 20 Jahren; Enna Andersen und ihr Team ermitteln ihren aktuellen Fall durch die Ziehung einer Nummer auf einem gefalteten Zettel.

Es handelt sich um den Fall der neunjährigen Marie Hansen, die im Jahr 2010 auf einer Klassenfahrt spurlos aus dem Wangerooger Landschulheim verschwunden ist. Die damalige „SoKo Marie“ wurde nach knapp einem Jahr aufgelöst und die Akte vorläufig geschlossen. Bis heute ist ungeklärt, was mit dem Mädchen damals passiert ist. Eine Leiche wurde nie gefunden. Besteht sogar die Möglichkeit, dass Marie Hansen noch lebt?

Enna Andersen, Pia Sims und Jan Paulsen rollen den Fall noch einmal auf.

Bei „Enna Andersen und das verschwundene Mädchen“ handelt es sich um den ersten Teil einer Krimi-Reihe, in der Kommissarin Enna Andersen und ihr Team ermitteln.

Über ihren neuen Job ist sie nicht sonderlich begeistert, sie empfindet diese Arbeit als etwas, was für alte Männer ist, die den Arsch nicht mehr hochkriegen. Ihre neuen Kollegen Pia Sims (24) und Jan Paulsen (49), die jeder für sich etwas sperrig sind, machen ihr den Job auch nicht gerade leichter, im Gegenteil..

Tatsächlich nervt mich von Anfang an, dass Sims und Paulsen es nicht 2 Sätze lang schaffen, sich wie erwachsene Menschen miteinander zu unterhalten. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit muss einer dem anderen einen Seitenhieb reinwürgen. Zum Ende hin raufen sich die Beiden dann doch noch zusammen, aber bis dahin bin ist meine Schmerzgrenze irgendwie schon überschritten. Ebenso bin ich leicht genervt von der Tatsache, dass die meisten handelnden Personen immer mit komplettem Vor- und Zunahmen betitelt werden, am häufigsten Pia Sims und Jan Paulsen.

Für die neuen Ermittlungen müssen sich die 3 Kommissare erneut alle Personen vornehmen und befragen, die auch schon im Jahr 2010 zur Sache befragt wurden. Nach 9 Jahren sind die Erinnerungen an den Vorfall getrübt oder verfälscht, erschwerend kommt hinzu, dass gegen eine Person internationale Ermittlungen durchgeführt werden und diese nicht befragt werden darf. Die Vernehmungen gestalten sich schwierig.

Da Andersen und ihr Team nicht wirklich etwas greifbares haben, an dem sie ansetzen können, werden alle möglichen Motive aufgetischt - Missbrauch von Schutzbefohlenen, Pädophilie, Mafia, Entführung …. angefangen bei der Familie von Marie Hansen, bis hin zum Lehrpersonal, das 2010 die Schüler im Landschulheim beaufsichtigt hat.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig zu lesen, der Spannungsbogen, der zu einem Krimi gehört, blieb leider aus. Die Ermittlungen bewegen sich in verschiedenen Richtungen, aber das waren mir dann doch irgendwie zu viele Richtungen und zu viel konstruiert und die Auflösung des Ganzen hat in mir dann auch nicht ein Gefühl der Zufriedenheit hergestellt. Irgendwie war alles sehr verworren.

Die Geschmäcker sind verschieden und das ist auch gut so. Für mich war dieser Krimi leider nicht das, was ich mir anhand des Klappentextes erhofft hatte. Aber, es gibt für jede Geschichte die passenden LeserInnen.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Mafia-Romance

Dark side of my heart
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Fabricio Moniz Cardozo ist der Kronprinz, der Nachfolger von Marcos Moniz Cardozo und somit der zukünftige Boss der PCC (Primeiro Comando da Capital), einer brasilianischen Mafia-Organisation. Am Tag nach ...

Fabricio Moniz Cardozo ist der Kronprinz, der Nachfolger von Marcos Moniz Cardozo und somit der zukünftige Boss der PCC (Primeiro Comando da Capital), einer brasilianischen Mafia-Organisation. Am Tag nach seinem 18. Geburtstag darf er sich endlich beweisen – er soll einen Geschäftspartner seines Vaters töten, nachdem dieser von ihm hintergangen wurde.

Als John Aston auf dem Parkdeck sein Auto verlässt, ist er in Begleitung eines Mädchens und Fabricio ist wie versteinert, der Anblick dieses „Engels“ lässt ihn sein Vorhaben vergessen und sein erster Auftrag entwickelt sich zu einem Desaster, weswegen die ganze Familie Moniz Cardozo Miami verlassen und sich in ihrem Haus in São Paulo verstecken muss.

Ein Jahr später schickt Marcos Moniz Cardozo seinen Sohn Fabricio zurück nach Miami – unter falscher Identität soll er nun endlich seinen Auftrag zu Ende bringen: Er soll John Aston töten. Die Mission wurde nun aber um eine Person erweitert, denn Fabricio soll auch Astons Tochter Anna töten.

Obwohl Aston unter Polizeischutz steht und in einem Safe House untergebracht ist, findet Fabricio ihn mit Hilfe einiger seiner Handlanger, die auf der Gehaltsliste der PCC stehen. Bevor Fabricio Aston tötet, geht er jedoch einen Deal mit ihm ein. Aston bietet ihm seine Kontaktliste, die ihn zum erfolgreichsten Waffenschieber Amerikas machen kann, im Gegenzug dazu soll Fabricio seine Tochter Anna nicht töten, sondern sie vor den Leuten des Golf-Kartells und denen seines eigenen Vaters beschützen.

Fabricio geht auf diesen Deal ein.

Bei „Dark side of my heart“ handelt es sich um eine Mafia-Romance.

Fabricio ist genau der Typ Mann, dem man als Frau besser nicht begegnen sollte. Er denkt, er ist der Nabel der Welt und nimmt sich, was er will. Dabei es ist ihm egal, ob es sich um Polizeibeamte handelt, die er mittels „Lohnzahlungen“ auf seine Seite zieht oder ob es sich um eine Frau handelt, von der er sich sexuell angezogen fühlt. Er nimmt es sich einfach, ohne Rücksicht auf Verluste. Sein Motto lautet, dass er die gleiche Frau nicht mehr als einmal vögelt und sein Selbstbewusstsein ist in der Hinsicht riesengroß

Mit meiner jugendlichen Überheblichkeit war ich der Meinung, dass die Frau, die mich nicht begehrte, erst noch geboren werden musste.

Lediglich Anna weckt ihn ihm das Begehren, eine Frau mehrmals besitzen zu wollen; leider hat Anna da andere Ansichten und so muss er zu einer ziemlich üblen List greifen, seinen Willen zu bekommen.

Aufgrund seines Verhaltens, seiner Äußerungen und seinem Umgang mit Frauen, steht Fabricio jetzt nicht auf Platz 1 meiner Sympathie-Liste. Aber es macht mich neugierig, wie es mit Anna auf lange Sicht weitergehen wird.

Anna wurde von ihrem Vater hervorragend auf das Leben als Tochter eines Waffenhändlers vorbereitet. Sie kann jede Waffe abfeuern, die es gibt. Sie kann Escrima, eine philippinische Kampfkunst, sie kann einen Angreifer nur mit einem Stock bewaffnet abwehren und sie weiß, wo ein Körper am verwundbarsten ist. Anna hat ihren Vater gleichzeitig gehasst und geliebt. Sie liebte den Teil von ihm, der ihr Zöpfe flocht und sie ins Bett trug, wenn sie auf dem Sofa eingeschlafen ist. Aber sie hasste den anderen Teil von ihm, der sein Geld mit dem Tod von Menschen verdiente, indem er mit Waffen handelte. Nach dem Tod ihres Vaters soll nun ausgerechnet der Typ auf sie aufpassen, der ihrem Vater das Leben genommen hat? Anna hat nicht vor sich kooperativ zu zeigen und Fabricio muss mehr als einmal in die Mafia-Trickkiste greifen. Durch ihren blinden Aktionismus in Sachen Tierschutz läuft sie dann auch noch Gefahr, dass ihre neue Identität aufgedeckt wird.

Als Bindeglied zwischen Anna und Fabricio fungiert Izabel, Fabricios Schwester. Auch Fabricio und Izabel sind nicht unter ihren Realnamen nach Miami zurückgekehrt, sie sind offiziell auf dem Papier ein Ehepaar und die Beiden sind sich im Klaren darüber, dass Izabel eigentlich nur mit nach Miami durfte, um für ihren Vater den Spitzel zu machen. Izabel hat aber andere Pläne, sie möchte studieren, Party machen und nachdem sie sich mit Anna angefreundet hat, begehen die zwei eine riesengroße Dummheit. Es sind zwei junge Mädels, die bisher nicht wirklich ein Leben hatten.

Das Buch ist in 27 Kapitel aufgeteilt, die abwechselnd (jedoch nicht regelmäßig wechselnd) aus der Sicht von Fabricio und Anna in der Ich-Form erzählt werden. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, flüssig zu lesen und ich wollte natürlich möglichst schnell wissen, wie sich die ganze Geschichte entwickelt. Die Autorin weist ganz am Anfang des Buches darauf hin, dass es anstößige Inhalte gibt, die manche Menschen triggern könnten. Die sexuellen Szenen sind nicht geschönt und die Ausdrucksweise entspricht genau dem Charakter des Genres. Hier wird gefickt und gevögelt und am Schwanz gesaugt und wer damit nicht umgehen kann, der sollte bitte die Finger von diesem Buch lassen.

Mir hat die Geschichte um Fabricio und Anna (Anjo) gut gefallen, es hat mir jedoch ein klein wenig an Tiefe der Protagonisten gemangelt. Wo ich mich mit den Charakteren aus Alexandra Fischers historischen Romanen absolut identifizieren konnte, war zwischen den Charakteren aus Bonnie Sharps Mafia-Romance und mir eine leichte Distanz.

Auch wenn mich das Thema nicht zu 100 % erreichen konnte, handelt es sich um ein Buch von einer Autorin, die ihr Handwerk versteht und von der ich sehr gerne lese.

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