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Veröffentlicht am 17.04.2020

Rettung für die „Tessitura di Asenza“

Die Seidenvilla
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2 Jahre hat der Kampf ihres Mannes gegen seine Erkrankung gedauert. 2 Jahre, in denen Angela Steeger zusehen musste, wie der Mensch, den sie mehr liebte als ihr eigenes Leben, nach und nach immer weniger ...

2 Jahre hat der Kampf ihres Mannes gegen seine Erkrankung gedauert. 2 Jahre, in denen Angela Steeger zusehen musste, wie der Mensch, den sie mehr liebte als ihr eigenes Leben, nach und nach immer weniger wurde. Mit gerade einmal 45 Jahren ist sie nun Witwe und am Abend nach Peters Beerdigung, fühlt sie sich fremd im eigenen Haus. Unter den vielen Kondolenzkarten findet Angela einen persönlichen Brief von Tess, einer Jugendfreundin ihrer Mutter, die für Angela immer wie eine Tante war.

Tess, die eigentlich Teresa heißt, hat vor 10 Jahren ein Haus im italienischen Veneto gekauft und verbringt nun dort ihren Lebensabend. Damit Angela auf andere Gedanken kommt, lädt Tess sie ein, nach Asenza zu kommen und ein paar Tage zu bleiben. Nathalie, Angelas 19jährige Tochter, bestärkt ihre Mutter darin, dieses Angebot anzunehmen, da sie selbst für ihre Seminararbeit in Kunstgeschichte dringend in der Institutsbibliothek in München recherchieren muss. Angela wird also schon kurz nach der Beerdigung wieder alleine in ihrem großen Haus sein. Sie erledigt all die bürokratischen Dinge, die einem Todesfall unweigerlich folgen, dann packt sie ihre Koffer und fährt nach Asenza.

Natürlich besuchen Angela und Tess die ortsansässige, 200 Jahre alte, Seidenweberei und kurze Zeit später erfährt Angela, dass die Weberei verkauft werden soll. Da sie vor der Geburt von Nathalie Angewandte Kunst mit Schwerpunkt Textildesign studiert hat, wächst in ihr der Wunsch, die „Seidenvilla“ zu retten. Als ihr dann auch noch der Kompagnon ihres verstorbenen Mannes vorschlägt, die Baufirma zu verkaufen, verfügt sie über die finanziellen Mittel und so trifft sie sich mit dem Besitzer, Lorenzo Rivalecca, um ihm ein Angebot zu unterbreiten. Der schrullige Rivalecca verknüpft ein paar ungewöhnliche Auflagen an den Verkauf, aber schon bald ist Angela die „Tedesca“ (die Deutsche), die neue Besitzerin der „Tessitura di Asenza“.

Mit Dario Monti, dem Architekten, der Tess‘ Villa renoviert, verbindet sie schon nach kurzer Zeit eine lockere Freundschaft, über ihn lernt sie seinen besten Freund Vittorio Fontarini kennen, der ihr erster Auftraggeber in Sachen Seidenstoffe ist.

Kann Angela mit ihrem neuen Konzept die Seidenweberei vor der Pleite retten? Angela beginnt in Italien ein neues Leben, sie steht vor neuen Herausforderungen und der Frage, ob sie schon wieder bereit ist, einen neuen Mann in ihr Leben zu lassen.

Nach der Trilogie um die Kamelien-Insel ist das Buch „Die Seidenvilla“ der Auftaktband zur „Seidenvilla-Saga“ der Autorin Tabea Bach, die ebenfalls als Trilogie erscheinen wird.

Wie gewohnt ist der Schreibstil der Autorin angenehm und flüssig zu lesen. Die Charaktere sind so schön ausgearbeitet, dass sie einem regelrecht ans Herz fliegen.

Angela und ihre Tochter Nathalie haben ein sehr schönes Verhältnis zueinander und auch wenn Angela in Italien ist, verlieren die Beiden nicht den Kontakt zueinander – im Gegenteil, Nathalie verlegt sogar einen Teil ihres Studiums nach Italien, damit sie sich nahe sein können.

Tess ist eine liebenswerte ältere Frau, die ganz genau weiß, wie Angela sich nach dem Tod ihres Mannes fühlt und sie lässt ihr den Raum, den sie braucht, um wieder ins Leben zurückzufinden.

Die Weberinnen sind natürlich nicht gleich Feuer und Flamme über ihre neue Chefin und hier hat mir insbesondere Lidia sehr gut gefallen, die sich zuerst einmal vehement gegen Angela stellt. Aber jede der Weberinnen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen und diese Schicksale wurden von der Autorin wunderbar mit der Geschichte von Angela verwoben.
Auch der alte Rivalecca ist nicht ganz so bärbeißig, wie es am Anfang den Anschein erweckt.

Dario Monti und Vittorio Fontarini sind mir ebenfalls beide sehr sympathisch. Aber es erschließt sich mir gleich, dass 2 neue Männer in Angelas Leben nicht unbedingt Ruhe sondern eher Unruhe bringen. Ob sich mein Verdacht bestätigt?

Jedem einzelnen Charakter kommt eine ganz besondere Bedeutung zu und nur wenn alle an einem Strang ziehen, wird sich das Schicksal der Seidenweberei zum Guten wenden können.

Interessant finde ich die Hintergrundinformationen, die sich mit der Verarbeitung der Seide befassen. Hier kann man spüren, dass die Autorin eine sehr ausführliche Recherche betrieben hat. Die Informationen, die sie an ihre Leser weitergibt, sind in meinen Augen so gut dosiert, dass ich interessiert, aber nicht gelangweilt den Ausführungen folgen kann.

Alles in allem ist „Die Seidenvilla“ ein gelungener Auftakt zu einer neuen Buch-Reihe aus der Feder der Autorin Tabea Bach. Der 2. Band „Im Glanz der Seidenvilla“ erscheint am 29. Mai 2020. Der 3. Band „Das Vermächtnis der Seidenvilla“ folgt auch noch in diesem Jahr, nämlich am 28. Juli 2020.

Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und bin gespannt, wie es Angela in Italien ergehen wird und ob sie sich mit den doch teuren Seidenprodukten auf dem Markt behaupten kann.

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Veröffentlicht am 06.04.2020

Was passiert, wenn das Internet ausfällt?

Influence – Fehler im System
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Heute ist Amirs großer Tag. Der Tag, auf den er sich seit Wochen vorbereitet hat. Sein halbes Leben lang hat er davon geträumt, ein Mal etwas wichtiges zu tun. Gemeinsam mit dem Instagram-Influencer Habakuk ...

Heute ist Amirs großer Tag. Der Tag, auf den er sich seit Wochen vorbereitet hat. Sein halbes Leben lang hat er davon geträumt, ein Mal etwas wichtiges zu tun. Gemeinsam mit dem Instagram-Influencer Habakuk soll ein Internet-Leak (eine undichte Stelle) öffentlich gemacht werden. Es geht um eine Firma, die gigantische Mengen an Metadaten sammelt und diese an eine ausländische Stiftung verkauft, um in Deutschland die öffentliche Meinung – bis hin zur Manipulation von Wahlen – zu beeinflussen.

Ausgerechnet heute, an diesem großen Tag, bricht das Internet vollkommen zusammen.

Auch ohne Google-Maps schafft Amir es letztendlich, den Treffpunkt in Köln zu finden, dort trifft er jedoch nicht auf Habakuk sondern auf Kalliope, die ebenfalls eine sehr bekannte Instagram-Influencerin ist. Bevor die Beiden klären können, warum Kalliope und nicht Habakuk am Treffpunkt erschienen ist, rast ein Auto auf sie zu, die Absicht ist eindeutig, die Frage ist jedoch: Galt dieser Anschlag Kalliope oder sollte es Amir treffen? Hat der Komplettausfall des Internets und der versuchte Anschlag etwas mit dem Datenchip zu tun, der sich in Amirs Besitz befindet?

Eine Antwort auf diese Fragen wird vermutlich nur die Person haben, die die Informationen für den Leak gesammelt hat. Also machen Kalliope und Amir sich auf den Weg in die Eifel, um einen Mann namens Manfred zu finden.

Mit seinem Thriller „Influence – Fehler im System“ hat der Autor Christian Linker ein sehr brisantes Thema aufgegriffen: Was passiert, wenn das Internet ausfällt?

Abgesehen davon, dass es dann die ganzen Social Media-Kanäle wie Facebook, Instagram, YouTube etc. nicht mehr geben würde, wären die Auswirkungen auf unsere Wirtschaft fatal. Die weltweite Vernetzung untereinander funktioniert fast ausschließlich über das Internet und selbst Maschinen werden von extern gesteuert. Die volle Funktionalität des Internet ist also unabdingbar.

Wenn ich da nur an meinen eigenen Bereich denke, dann könnte ich ohne Internet nicht mehr telefonieren, das Bestellwesen unserer Firma bei den Großhändlern läuft ausschließlich online, unseren Terminkalender synchronisieren sich über das Internet, das Terminal für die bargeldlose Zahlungsübermittlung würde nicht mehr funktionieren ….und wohl dem, der noch eine Satellitenschüssel am Haus hat. Wir sind vollkommen abhängig von der Funktionsfähigkeit des Internet.

Der Autor bedient sich einer Sprache, die für die „Generation Internet“ angemessen ist (meine Mutter würde ein Buch mit dieser Thematik gar nicht lesen wollen).

„Irgendwie war es Hirnwichserei,
über solche Sachen zu schreiben“…..

Der Schreibstil selbst ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, ich habe mich aber schnell hineingefunden, dann lässt das Buch sich flüssig lesen. Auch die technischen Dinge waren (für mich) verständlich beschrieben. Allerdings hat mich die Story selbst leider nicht abgeholt.

Amir empfinde ich als sympathisch, Kalliope kann mich mit ihrem überzogenen Gehabe überhaupt nicht berühren, weswegen ich die Fahrt bis in die Eifel zwar mitgemacht habe, aber eher so als distanzierter Beobachter, nicht als ich-bin-mittendrin-im-Geschehen-Leser. Keine Szene, die die Beiden erleben, hat mich emotional wirklich berührt, leider.

Ich empfinde vieles, was im Laufe der Geschichte passiert, als überzogen. Wobei, wenn ich gerade aktuell sehe, dass im Corona-Zeitalter die Menschen binnen 2 Tagen sämtliches Mehl und Toilettenpapier aus den Geschäften hamstern, Desinfektionsmittel aus Krankenhäusern stehlen, dann kann es tatsächlich so sein, dass sich innerhalb kürzester Zeit nach dem Ausfall des Internet Bürgerwehren formieren, Tankstellen kein Benzin mehr haben, der komplette Lebensmittelsektor zusammenbricht und Krankenhäuser so überfüllt sind, dass die Verletzten auf der Straße behandelt werden müssen.

In „Influence – Fehler im System“ bricht das komplette System jedoch schon innerhalb weniger Stunden zusammen. Ich weiß nicht …..

Warum Kalliope am Treffpunkt erscheint und nicht Habakuk, geht aus der Geschichte ziemlich schnell hervor und nach dem Anschlag vor dem Kinoeingang geht es auch gleich rasant weiter. Die Beiden werden verfolgt, gekidnappt, gefesselt und bedroht und auch bei Manfred in der Eifel angekommen, ist die wilde Jagd nicht zu Ende.

Macht die ganze Aktion aber überhaupt noch Sinn? Wie kann man einen Leak über das Internet verbreiten, wenn selbiges ausgefallen ist? Alle Daten auf dem Speicherchip sind doch nun eigentlich wertlos, oder?

Das Buch ist im Genre „Thriller“ eingeordnet, der erwartete Thrill blieb - bei mir auf jeden Fall – jedoch aus. Auch die Auflösung, warum das Internet offline ist, kann der Geschichte keine wirkliche Wendung mehr geben.

Für mich persönlich dürfte es gerne weniger Internet geben, denn dann würde man sich mal wieder auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. Weniger WhatsApp, weniger Facebook, weniger Interaktion mit Menschen, die man virtuell als „Freunde“ bezeichnet, diese aber in Wirklichkeit noch nie gesehen hat – dafür etwas mehr Zwischenmenschlichkeit mit den Personen im direkten Umfeld. Es hilft uns nicht, Kontakt mit Menschen auf der anderen Seite der Erde zu haben, wenn die Menschen direkt neben uns emotional verhungern, weil wir ständig danach streben online zu sein.

„Influence – Fehler im System“ zeigt uns auf, dass wir uns nicht allzu abhängig vom Internet machen sollten; wobei wir abhängig gemacht werden, ohne unser Zutun.

Bei dieser Rezension handelt es sich um meine Meinung; Dir kann das Buch ja durchaus besser gefallen.

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Veröffentlicht am 25.02.2020

Stigmata – nichts bleibt verborgen

Stigmata
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Emma Bergmann, 17, lebt gemeinsam mit ihrer alleinerziehenden Mutter. Agnes arbeitet als Krankenschwester und ist in ihrem Job sehr beliebt. Nach einem Streit mit Emma verlässt sie aufgebracht und wütend ...

Emma Bergmann, 17, lebt gemeinsam mit ihrer alleinerziehenden Mutter. Agnes arbeitet als Krankenschwester und ist in ihrem Job sehr beliebt. Nach einem Streit mit Emma verlässt sie aufgebracht und wütend die Wohnung. Ein paar Stunden später wird ihr Auto in einem Fluss gefunden – auf dem Beifahrersitz eine unbekannte weibliche Person mit einem markanten Ring am Finger; die Leiche von Agnes Bergmann bleibt jedoch verschwunden.

Da Emma glaubt, dass ihre Mutter durch ihr Verschulden in den Tod gerast ist, vergräbt sie sich in der gemeinsamen Wohnung. Sie isst nicht, sie pflegt sich nicht, sie dümpelt einfach so durch die Tage, bis sie ca. 14 Tage nach dem Tod ihrer Mutter ein Päckchen erhält. In diesem Päckchen befindet sich ein Fotoalbum. Alle Seiten sind leer, bzw. wurden die Fotos herausgenommen, nur auf der letzten Seite befindet sich ein Baby-Foto und der Satz „Wenn Du wissen willst, wer die Mörder deiner Mutter sind, dann meldest Du dich an. Am besten heute noch.“

Endlich etwas, das Emma aus ihrer Lethargie reißt und so meldet sie sich – wie aufgefordert – zum „Qualifikationscamp der Transnational Youth Foundation“ an. Ihre erste Qualifikationsaufgabe ist es, den Weg zum Schloss, in dem das Camp durchgeführt wird, alleine zu finden.

Empfangen wird sie von Dr. Michael Becker, den BetreuerInnen Nicoletta und Sebastian, die für die Transnational Youth Foundation arbeiten sowie den Jugendlichen Sophia, Philipp und Tom, die ebenso wie Emma das Camp absolvieren.

Das Schloss entpuppt sich als Ruine oder besser gesagt, als Bruchbude, denn überall bröckelt der Putz und findet sich Schimmel an den Wänden und Emma fragt sich, warum gerade hier ein so wichtiges Auswahlcamp durchgeführt wird. Aber … sie möchte die Mörder ihrer Mutter finden….sie hat keine andere Wahl, als hier zu bleiben.

Von Anfang an hat Emma das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt. Es passieren permanent merkwürdige Dinge, Emma findet im Haus verteilt Fotos, ähnlich dem, das im Fotoalbum war, die Jugendlichen müssen Herausforderungen bestehen, die sie an den Rand ihrer Kräfte bringen und immer haben die BetreuerInnen logischer Erklärungen für die Dinge, die sich im Schloss abspielen. Egal, wie schräg diese Vorkommnisse sind.

Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich beim Lesen ganz oft gedacht „Hau ab, Emma!! Lass die Mörder Deiner Mutter sein wo sie sind und verlasse schnellstmöglich dieses Haus!“.

Emma verlässt das Schloss natürlich nicht und so kommt sie nach und nach der Wahrheit um den Tod ihrer Mutter tatsächlich immer näher. Auf dem Weg dorthin stellt sie fest, dass sie ihre Mutter nie wirklich gekannt hat.

Bei „Stigmata – Nichts bleibt verborgen“ handelt es sich um einen Jugendroman der Autorin Beatrix Gurian. Empfohlenes Lesealter: 14 – 17 Jahre. Ich habe von Beatrix Gurian schon das Jugendbuch „Sommernachtsfunkeln“ gelesen, ebenso einige historische Romane, die die Autorin jedoch unter ihrem Pseudonym „Beatrix Mannel“ veröffentlicht hat.

Die Atmosphäre in diesem Roman ist ziemlich düster. Mich hätten in diesem Schloss und bei diesen Vorkommnissen keine 10 Pferde halten könne, ich hätte schnellstmöglich das Weite gesucht.

Die Figur der Emma ist sehr sympathisch angelegt worden, alle weiteren handelnden Personen stoßen bei mir eher auf Misstrauen und sogar auf Ablehnung. Es ist ziemlich hart, was Emma alles durchmachen muss, um den Tod ihrer Mutter aufzuklären, aber sie ist selbstbewusst und lässt sich nicht einschüchtern und macht durch die ganze Geschichte eine fortschreitende Entwicklung durch. Sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den BetreuerInnen weiß man nicht, wie man sie einschätzen soll. Mal sieht es so aus, als ob sie Emma helfen wollen, dann wiederum passiert etwas und es zeigt sich ein ganz anderes Bild. Die ganze Zeit über bleibt es spannend und die Autorin schafft es immer wieder, der Geschichte eine total andere Wendung zu geben.

Es gibt zwei Handlungsstränge. Die Geschichte von Emma spielt in der Gegenwart, die Geschichte von Agnes in der Zeit, als Agnes selbst noch ein Kind war und was ihr damals in diesem Haus widerfahren ist. Die Kapitel von Agnes beginnen immer mit einem zum Inhalt des Abschnitts passenden Bibelspruch. Zum Ende des Buches sind beide Handlungsstränge miteinander verknüpft und alle Fragen bezüglich des Todes von Agnes Bergmann aufgeklärt.

Die Illustrationen im Buch wurden von Erol Gurian angefertigt. Die Aufmachung der Fotos – sie sind alle grün eingefärbt – verleiht der Geschichte zusätzlich etwas schauriges.

Hier zeigt sich einmal wieder, dass man Jugendbücher auch durchaus spannend finden kann, wenn man dem Jugendalter entwachsen ist.

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Veröffentlicht am 05.02.2020

Wohin verschwand Violetta Hartwig?

Tod und kein Erbarmen
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In Pöhla, einem kleinen Ort im Erzgebirge, wird die 8jährige Violetta entführt. Auf ihrem täglichen Weg zur Schule, wird sie in einen Kleinlaster gezerrt und verschwindet spurlos. Alle Ermittlungen der ...

In Pöhla, einem kleinen Ort im Erzgebirge, wird die 8jährige Violetta entführt. Auf ihrem täglichen Weg zur Schule, wird sie in einen Kleinlaster gezerrt und verschwindet spurlos. Alle Ermittlungen der Polizei verlaufen im Sande.

10 Jahre später befindet sich Kriminalhauptkommissar Erik Donner in Pöhla. Er weiß gar nicht so genau, wie er dort hingekommen ist – es ist aber auch egal, er möchte nur die Trauer um seine verstorbene Freundin in Alkohol ertränken. Da er aktuell außer Dienst gestellt ist, kann er sich dieser Aufgabe in vollem Umfang widmen. Als er abends im örtlichen Gasthaus sitzt, wird er von Linda Groß angesprochen, der Cousine von Violetta Hartwig. Sie bittet Donner darum, den Fall neu aufzurollen, da es neue Erkenntnisse gäbe.

Da Donner ziemlich angetrunken ist und er mit diesem Fall auch überhaupt nichts zu tun haben möchte, gerät er mit Linda Groß in einen Streit. Als er am nächsten Morgen in seinem Pensionszimmer wach wird, kann er sich an den vorhergehenden Abend nicht erinnern – problematisch an der Sache ist: Er liegt in einer ziemlich großen Lache aus Blut, sein komplettes Bettzeug sieht aus wie nach einem Schlachtfest – und Linda Groß wird tot in einem Biomüll-Container gefunden.

KHK Donner steht unter Mordverdacht.

Das eBook „Tod und kein Erbarmen“ habe ich im Rahmen des NetGalley Adventskalenders erhalten und da eine befreundete Bloggerin die Bücher von Elias Haller sehr mag, freute ich mich auf einen spannenden Thriller.

Es handelt sich hier um den 7. Band einer Reihe, in dem Kriminalhauptkommissar Erik Donner ermittelt. Aus den Umschreibungen geht hervor, dass Donner aufgrund einiger Geschehnisse, die in den vorherigen Büchern passiert sind, am Kopf und/oder im Gesicht ziemlich entstellt sein muss, weswegen man ihn auch „Kommissar Monster“ nennt. Nichts desto trotz soll er ein hervorragender Ermittler sein. Nun den … ich war gespannt.

Leider hat dieses Buch meine Erwartungen so gar nicht getroffen, im Gegenteil.

Heutzutage ist es leider gang und gäbe, dass die Ermittler in einem Krimi, Thriller oder auch Psychothriller eigene Probleme haben, die mitunter Auswirkungen auf die Ermittlungsarbeit oder auf die Zusammenarbeit mit Kollegen haben. In diesem Buch haben leider alle Ermittler irgend ein Problem, es gibt nicht einen Charakter, der sich im Normalzustand befindet. Jeder ist mit sich selbst beschäftigt, mit den Animositäten untereinander, was die Ermittlungen nicht gerade vorwärts treibt, und kämpft gegen die eigenen Dämonen. Aufgrund meiner eigenen beruflichen Tätigkeit in Verbindung mit der Polizei weiß ich, dass dort auch nicht alles immer in geraden Bahnen läuft – aber SO …… wenn Polizei so funktionieren würde…. gute Nacht, Deutschland!

Keine der Personen erweckt meine Sympathie, durch ihre skurrilen Handlungen und Dialoge habe ich ein gesundes Maß an Abstand zwischen den Protagonisten und mir. Nur deswegen habe ich das Buch tatsächlich bis zum letzten Satz gelesen, ich wollte wissen, was vor 10 Jahren mit Violetta passiert ist.

Die Story selbst ist eigentlich ganz gut, es gibt immer wieder Hinweise auf einen anderen Täter und nach und nach eröffnet sich dem Leser, wie die Entführung vor 10 Jahren stattgefunden hat und wer der Entführer ist – und natürlich weiß der Leser von Anfang an, dass Donner sicherlich nicht der Täter ist. Allerdings steht sein Leben mehr als ein Mal auf der Kippe.

Der Autor bedient sich eines flüssigen Schreibstils, was das Lesen sehr angenehm gestaltet und ich das Buch – nachdem ich einmal drinnen war – in kurzer Zeit gelesen habe.

Kopfschüttelnd habe ich jedoch die Szenen gelesen, in denen beschrieben wird, dass in der Abteilung K77 (die es offiziell auch gar nicht gibt) ein stummer Beamter Namens Semmler am Telefon sitzt und die Mitarbeiterin von KHK Sokrates Vogel (was ein Name !!) sich ihren Job mehr oder weniger erschlichen hat und nicht über offizielle Wege in den Fall hineingerutscht ist.

Und dann ….

„Sie dürfen sich einen Putzlappen und einen Eimer besorgen und vor uns alten Männern mit ihrem süßen Hintern wackeln“

„Bitte schön, Herr Stark“, vernahm er Hentschels Stimme hinter sich. „Kräftig gezuckerter Zitroneninstanttee. Vorschriftsmäßig auf vierundzwanzig Grad erwärmt, zum Schutz vor Verbrennungen im Rachenraum“.

„Unzweifelhaft war die Textstelle ein eindeutiger Hinweis auf Jesus‘ herausragende Karriere als Elektroinstallateur. Auch wenn seine Kunden mit der Handwerkerleistung weniger zufrieden gewesen waren und ihn daraufhin ans Kreuz geschlagen hatten“.


Ich hätte gerne einen guten Thriller gelesen, gefunden habe ich eher etwas, was mich stark an eine Komödie oder an eine Persiflage erinnert hat.

Gott sei Dank sind die Geschmäcker verschieden,sonst hätte es Kommissar Erik Donner sicherlich nicht schon in seinen 7. Fall geschafft. Für mich war dieses Buch leider überhaupt nichts.

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Das Erbe

Das Erbe
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Mona Lang ist ziemlich erstaunt, als sie eines morgens ein Einschreiben vom Amtsgericht erhält. Es geht um die Nachlasssache Klara Benedicte Hacker, die im Alter von 94 Jahren in München verstorben ist. ...

Mona Lang ist ziemlich erstaunt, als sie eines morgens ein Einschreiben vom Amtsgericht erhält. Es geht um die Nachlasssache Klara Benedicte Hacker, die im Alter von 94 Jahren in München verstorben ist.

Mona hat ihre „Tante Klara“ (die eigentlich eine Großcousine ihrer Mutter ist), beim 70. Geburtstag ihres Vaters vor 4 Jahren zum letzten Mal gesehen und der Kontakt zwischen den Beiden war nie sehr eng. Umso erstaunlicher, dass Klara ausgerechnet sie, Mona, zu ihrer Alleinerbin bestimmt hat.

Bei einem Termin mit dem Nachlassverwalter erfährt Mona dann, um was genau es sich bei ihrem Erbe handelt: Eine Villa in München, aufgrund eines Schwanenpaares, welches sich am Giebel des Jugendstilhauses befindet, „Schwanenhaus“ genannt – 12 Wohnungen auf 4 Etagen plus eine Gewerbefläche -, ein ziemlich wertvolles Gemälde von Corinth und ein gut gefülltes Rücklagenkonto. Mona ist von jetzt auf gleich eine reiche Frau.

In Zusammenhang mit dem Erbe des Hauses gibt es 2 Aussagen, die Mona in große Verwirrung stürzen. Tante Klara sagte gegenüber dem Nachlassverwalter „Mona wird das Richtige damit tun“ und Monas Mutter ließ in einem Streit mit Mona den Satz fallen „Na, dann viel Spaß mit diesem Erbe. Es wird dir keine Freude machen. Ausgerechnet Dir nicht“.

Beim Räumen in Klaras Schränken fallen Mona dann auch noch Briefe in die Hände, die von einer gewissen Mirjam Roth, der Tochter des früheren Hausbesitzers Jakob Roth, geschrieben wurden und nun fängt Mona an, die Geschichte des Hauses und seiner früheren Bewohner zu recherchieren.

Wird sie das Ergebnis ihrer Recherchen dazu bewegen, „das Richtige“ zu tun??

„Das Erbe“ ist der 3. Spannungsroman der Krimi-Autorin Inge Löhnig, geschrieben unter ihrem Pseudonym Ellen Sandberg. Wie auch schon in „Die Vergessenen“ greift die Autorin erneut das Thema Nationalsozialismus auf. Dieses Mal geht es um die Arisierung, die Verfolgung und Enteignung der Juden, aber auch um die spätere Rückgabe, Entschädigung oder Rückerstattung dieser Vermögenswerte an eventuelle Nachkommen.

Der Roman wird auf 2 verschiedenen Zeitebenen, jedoch aus der Sicht von 3 Personen erzählt. Zum einen erfährt der Leser die Geschichte von Klara Hacker und ihrer Familie sowie der Familie Jakob in den Jahren 1938 und nachfolgend, zum anderen wird im Hier und Jetzt die Geschichte von Mona und ihrem millionenschweren Erbe erzählt, aber auch die von Sabine, die in einem Tagebuch ihrer Großmutter einen Hinweis darauf findet, dass eine ihr nahestehende Person nicht die ist, die sie zu sein scheint.

Ich muss gestehen, ich rolle schon mit den Augen, wenn die Hauptprotagonistin mal wieder vor den Scherben ihrer Beziehung steht, weil gefühlt jedes Buch so beginnt, so auch hier. Mona lebt mit ihrem Lebensgefährten Bernd, der gleichzeitig ihr Arbeitgeber ist, in Berlin. Sie arbeitet in Bernds Büro als Bauzeichnerin und ihre Beziehung ist in den letzten Wochen/Monaten irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Da kommt ihm das Erbe von Mona gerade recht, um sie aus seinem Leben zu werfen, denn er hat sich – schon vor einiger Zeit – ein eine andere Frau verliebt.

Mona, die eigentlich gebürtige Münchnerin ist, mit Bernd aber seit Jahren in Berlin lebte, zieht also erst mal in die Wohnung von Tante Klara, die sich im 4. Stock des Schwanenhauses befindet, um sich mit dem Erbe zu befassen, aber auch um räumliche Distanz zwischen sich und ihr altes Leben zu bringen.


Bekanntermaßen findet sich ja immer die Verwandtschaft ein, sobald man über mehr finanzielle Mittel verfolgt als üblich, so auch hier ….. die Schwester, die Mutter, der Bruder, der Ex …. sie alle melden sich und möchten ein Stück vom Kuchen haben. In diesem Zusammenhang findet Mona dann auch noch für sich selbst heraus, warum sie sich schon immer als Außenseiterin in ihrer eigenen Familie gefühlt hat; ungeliebt, ungewollt, fremd.

Natürlich lernt sie dann auch noch einen anderen Mann kennen: Tim Jablonski. Ob es Zufall ist oder Kalkül, dass Tim und Mona sich kennenlernen, ergibt sich aus der weiteren Geschichte.

Und dann treten zu guter Letzt noch Sabine und ihre Familie auf den Plan. Hier bedient die Autorin jedes Klischees, dass man irgendwo finden kann. Hartz IV-Empfänger, träumen vom großen Geld durch Lottogewinn, arbeiten schwarz …. Sabine erfährt per Zufall, dass sie wahrscheinlich jüdische Wurzeln hat und dann wird alles daran gesetzt herauszufinden, ob ihnen nicht auch ein Stück von Monas Reichtum zustehen könnte; vielleicht sogar ja alles.

Einzig der Hausverwalter, Oliver Sander, scheint keine Spielchen mit Mona zu spielen.

Der Erzählstrang der Gegenwart ist für mich in vielen Teilen etwas überzogen. Es interessiert mich sehr, wie Mona letztendlich herausfindet, welche Geschichte das Haus birgt und auf welche Weise es in den Besitz ihrer Tante Klara gekommen ist. Die Querelen mit Monas Familie und alles um Sabine und ihre Familie, war mir stellenweise viel zu viel.

Die Geschichte um das Schwanenhaus nahm 1938 seinen Anfang. Das Haus gehört zu diesem Zeitpunkt der jüdischen Familie Roth. Im Zuge der Arisierung wollten diese, gemeinsam mit ihrer Tochter Mirjam, schnellstmöglichst nach Amerika auswandern und so wurde zwischen Ernst-Friedrich Hacker, seines Zeichens Staatsanwalt, und Jakob Roth ein Vertrag über den Verkauf des Hauses geschlossen. Das Schicksal der Roths wird dem Leser in den Erzählungen aus Klaras Sicht aber auch aus den Briefen von Mirjam Roth näher gebracht. Ging hier damals alles mit rechten Dingen zu oder hat E.-F. Hacker J. Roth eventuell übers Ohr gehauen? Hat jemand anderer als Mona ein Recht auf dieses Haus?

Die einzelnen Puzzleteile, die sich aus den Recherchen von Mona und Sabine ergeben sowie die Erzählungen von Klara und die Briefe von Mirjam ergeben am Ende ein komplettes Bild, was sich damals im Nazi-Deutschland abgespielt hat und welches Geheimnis sich um den Verkauf bzw. den Besitz des Schwanenhauses rankt.

Wie auch schon in den vorhergehenden Büchern, ist der Schreibstil der Autorin angenehm zu lesen. Alle Charaktere wurden gut angelegt und beschrieben, trotzdem konnte ich keine wirkliche Beziehung zu einem der Protagonisten aufbauen.

Das Buch umfasst 512 Seiten, die es meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte, um ein gutes Buch zu werden. Auf viele Beschreibungen bei Mona und Sabine hätte gut und gerne verzichtet werden können. Manches war zwar für die Geschichte selbst wichtig, aber manches – meiner Meinung nach – eben auch nicht.

Mich interessiert das Thema des Buches und auch wenn ich „Das Erbe“ nicht als das beste Buch von Ellen Sandberg betrachte, hat die Autorin hier wieder ein sehr brisantes Thema unserer deutschen Vergangenheit angepackt und gut in eine fiktive Geschichte verpackt - die sich wahrscheinlich tausend-/millionenfach so abgespielt hat…….

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