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Veröffentlicht am 20.08.2025

✎ Sarah Opitz - Levken in den Wolken

Levken in den Wolken
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„Levken in den Wolken“ von Sarah Opitz hat meine 7-Jährige begeistert - ein Buch, das sich wunderbar für ihre kurzen, etwa zehnminütigen Leseeinheiten eignet. Obwohl die Schrift recht klein ist, hat sie ...

„Levken in den Wolken“ von Sarah Opitz hat meine 7-Jährige begeistert - ein Buch, das sich wunderbar für ihre kurzen, etwa zehnminütigen Leseeinheiten eignet. Obwohl die Schrift recht klein ist, hat sie sich davon nicht stören lassen. Etwas schwieriger waren die winzigen schwarzen Punkte im Graspapier, die manchmal mitten im Text auftauchen. Doch gerade dadurch sind wir ins Gespräch gekommen, haben Wörter genauer betrachtet und Lesemomente intensiver erlebt.

Die Geschichte selbst hat uns schnell in ihren Bann gezogen. Besonders erfrischend war für mich, dass hier nicht die Erwachsenen oder Fantasiewesen dem Kind Mut zusprechen, sondern Levken selbst den Traumwesen Zuversicht schenkt. Diese Umkehrung der üblichen Rollen verleiht der Erzählung eine besondere Wärme. In den Traumwelten begegnet sie Fantasiegestalten, sieht deren Stärken und findet immer einen positiven Blickwinkel. Dadurch entstehen herzerwärmende, manchmal auch richtig witzige Szenen, die uns beide zum Lachen gebracht haben.

Die Illustrationen wirken anders als in klassischen Kinderbüchern. Sie sind ungewöhnlich, regen aber genau deshalb zum Nachdenken und Austauschen an. Manche waren uns „nicht sofort gefällig“, doch gerade diese Eigenart eröffnete spannende Gespräche zwischen meinem Kind und mir.

Ein besonderer Aspekt, den ich persönlich sehr schätze, ist die Herstellung des Buches. Der Verlag Matabooks produziert vegane Bücher aus Graspapier. Das macht „Levken in den Wolken“ nicht nur zu einer schönen Geschichte, sondern auch zu einem nachhaltigen Produkt. Für uns war das ein Anlass, über Klimaschutz und umweltfreundliche Alternativen zu sprechen. Allein dadurch hat dieses Buch für uns einen festen Platz im Regal verdient.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 20.08.2025

✎ Judith Kerr - Rosa Kaninchen 2 Warten bis der Frieden kommt

Rosa Kaninchen-Trilogie, Band 2 - Warten bis der Frieden kommt
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Als ich „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ las, war ich anfangs unsicher, ob mich die Erzählweise packen würde. Doch schon bald ließ ich mich auf Annas Fluchtgeschichte und den besonderen Blick der ...

Als ich „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ las, war ich anfangs unsicher, ob mich die Erzählweise packen würde. Doch schon bald ließ ich mich auf Annas Fluchtgeschichte und den besonderen Blick der Autorin Judith Kerr ein, die ihre eigenen Kindheitserfahrungen in Romanform festhielt.

Während der erste Teil durch die Verfilmung und den großen Bekanntheitsgrad immer wieder ins Rampenlicht rückt, bleiben die beiden Folgebände fast unsichtbar. Umso neugieriger war ich, wie sich „Warten bis der Frieden kommt“ anfühlen würde.

Der Verlag empfiehlt den Band ab zwölf Jahren, doch für mich passt diese Alterseinstufung nicht mehr wirklich. Anna ist inzwischen erst eine Jugendliche und zum Schluss eine junge Erwachsene, die mit existenziellen Themen konfrontiert wird: das Erwachsenwerden im Schatten des Krieges, das Bangen um Angehörige, die Suche nach einem Platz in einer von Unsicherheit geprägten Welt.
Außerdem werden Themen behandelt, mit denen 12-Jährige hoffentlich noch nicht so viel anfangen können.

Stark fand ich, wie eindringlich Judith Kerr den Luftkrieg über England beschreibt. Die Bombennächte, die bedrückende Atmosphäre, die ständige Angst vor Verlust - all das verleiht der Geschichte eine greifbare Dichte. Gleichzeitig spürt man erneut die Nähe zur Familie, die Kerr mit viel Einfühlungsvermögen zeichnet. Doch trotz dieser Momente des Mitfühlens geriet ich beim Lesen immer wieder ins Stocken. Manche Abschnitte ziehen sich, es passiert wenig, und ich ertappte mich dabei, dass ich kurz davor war, das Buch zur Seite zu legen. Während der erste Band regelrecht fesselt, wirkt dieser zweite Teil zu langatmig.

Vielleicht liegt gerade darin aber auch eine besondere Ehrlichkeit. Der Alltag im Krieg besteht eben nicht nur aus spektakulären Ereignissen, sondern aus Warten, Hoffen und Aushalten. Für mich persönlich war es dennoch eine Herausforderung, über die Längen hinweg motiviert zu bleiben. Der Mittelteil der Trilogie bietet wichtige Einblicke in Annas Weg ins Erwachsenenleben, doch er verlangt auch Geduld - eine Geduld, die nicht jedem gefallen wird.

2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 20.08.2025

✎ Katharina von der Lane - Haribo 1 So schmeckt das Glück

Haribo - So schmeckt das Glück
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Das Buch über Hans Riegel, den Gründer von Haribo, hat mich von Anfang an neugierig gemacht. Besonders spannend fand ich, wie detailreich sein Leben geschildert wird. Man merkt, dass hier gründlich recherchiert ...

Das Buch über Hans Riegel, den Gründer von Haribo, hat mich von Anfang an neugierig gemacht. Besonders spannend fand ich, wie detailreich sein Leben geschildert wird. Man merkt, dass hier gründlich recherchiert wurde, und so bekommt man einen lebendigen Eindruck davon, wie alles begann. Die Figur Hans Riegel wirkt sehr authentisch und seine Entschlossenheit hat mich wirklich beeindruckt. Gerade diese Charakterstärke macht ihn zu einem Protagonisten, den man gern begleitet.

Was mir ebenfalls positiv aufgefallen ist: Jedes Kapitel startet mit einem klaren Hinweis zu Zeit und Ort, sodass man sich sofort orientieren kann. Auch die abschließende Erklärung der Autorinnen, welche Teile historisch belegt sind und welche fiktiv, schafft Transparenz und gibt Lesenden ein gutes Fundament, die Geschichte richtig einzuordnen.

Besonders interessant fand ich den Einblick in Hans Riegels Familie, auch wenn die eigentliche Bonbonproduktion nur am Rande thematisiert wird. Wer also tiefergehende Details zur Entstehung der berühmten Goldbären erwartet, könnte etwas enttäuscht sein. Dafür überzeugt die Schilderung des damaligen Alltags, die sehr atmosphärisch geraten ist.

Trotzdem gab es Punkte, die mich gestört haben. Manche Formulierungen wirkten unpassend für die damalige Zeit. So stolperte ich über das Wort „heuer“, das im Rheinland eigentlich nicht gebräuchlich ist - das hat meine eigene kleine Recherche bestätigt.
Einzelne Redundanzen empfand ich zudem als unnötig. Sie schmälerten gelegentlich den Hörgenuss.

Überrascht war ich schließlich vom Ende. Die Geschichte bricht mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs ab - was zunächst etwas unvollständig wirkt. Erst später erfuhr ich, dass es einen zweiten Band gibt, der die Handlung fortführt. Für mich wirkte der erste Teil dadurch nicht ganz rund, aber genau das steigert nun die Neugier auf die Fortsetzung.

Insgesamt hat mir „Haribo 1 So schmeckt das Glück“ trotz kleiner Schwächen gefallen. Es ist eine gelungene Mischung aus Roman und biografischer Erzählung, die Hans Riegel greifbar macht und Lust darauf weckt, mehr über seine Geschichte zu erfahren.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 19.08.2025

✎ Vanessa Walder - Nightmore: Das gruseligste Internat der Welt 1 Plötzlich Werwolf

Nightmore - Das gruseligste Internat der Welt (Band 1) - Plötzlich Werwolf
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Meine Tochter ist sieben Jahre alt und liebt alles, was ein bisschen gruselig ist. Am liebsten würde sie Horrorfilme schauen - was wir natürlich nicht erlauben. In den Ferien wollte ich ihr aber etwas ...

Meine Tochter ist sieben Jahre alt und liebt alles, was ein bisschen gruselig ist. Am liebsten würde sie Horrorfilme schauen - was wir natürlich nicht erlauben. In den Ferien wollte ich ihr aber etwas in diese Richtung ermöglichen und wir haben uns für „Nightmore: Das gruseligste Internat der Welt 1 Plötzlich Werwolf“ von Vanessa Walder entschieden. Die Autorin war meiner Tochter schon durch eine Lesung („Wie zähmt man einen Drachen“) an ihrer Schule bekannt, und so schien das Buch wie eine spannende Entdeckung.

Meine Tochter wollte das Abenteuer zunächst alleine auf dem Kobo starten - ihr erster Versuch, auf einem E-Reader zu lesen. Doch die Begeisterung hielt nicht lange an. Schon nach wenigen Seiten meinte sie, die Handlung sei zu unverständlich und langweilig. Auch die vielen Wörter auf einer Seite haben sie als Leseanfängerin eher abgeschreckt.

Also habe ich das Buch selbst gelesen, um zu sehen, ob es einfach nur der Lesesituation geschuldet war. Tatsächlich ist die Grundidee spannend: Fynn, der ungewollt zum Werwolf wird, muss sich in einer geheimnisvollen und düsteren Welt zurechtfinden. Für mich als Erwachsene wirkte das durchaus unterhaltsam, kindgerecht und originell. Dennoch merkte ich, dass es nicht unbedingt leicht zugänglich ist - vor allem für Kinder, die noch nicht so geübt in diesem Genre sind.

Um meiner Tochter entgegenzukommen, haben wir die Hörbuchversion ausprobiert. Das hat schon deutlich besser funktioniert. Der Sprecher macht einen tollen Job, bringt Stimmen abwechslungsreich ein und verleiht den Figuren Leben. Begleitend haben wir im eBook die Illustrationen angesehen, die wirklich gelungen sind und bei manchen Wesen sehr geholfen haben. Besonders die Darstellung der Dämonin fanden wir stark, auch wenn die Stimme aus dem Hörbuch nicht recht zu unserem Bild passen wollte. (und dennoch absolut passend ist)

Weniger gut kamen die grau hinterlegten Einschübe an, in denen englische Wörter erklärt und kleine Witze eingebaut werden. Meine Tochter verstand den Humor nicht, und auch ich fand manche Stellen eher ermüdend. Bestimmte Hinweise werden so oft betont und wiederholt, dass sie irgendwann ihre Wirkung verlieren. Auch Begriffe wie „Banshee“ oder „Dämonin“ blieben für meine Tochter unverständlich - auch, wenn erklärt wird, dass es sich um eine Todesfee handelt. Hier hätte ein kleines Glossar am Ende sicher geholfen, um jüngeren Leser*innen, die noch keine Berührungspunkte mit solchen Wesen hatten, den Einstieg zu erleichtern.

Am Ende bleibt für uns der Eindruck: Für Kinder, die schon etwas älter sind oder sich in der Fantasy-Welt besser auskennen, kann „Nightmore“ eine spannende Lektüre sein. Meine Tochter, die mit ihren 7-Jahren und ihren Interessen genau die Zielgruppe darstellt, fand es nur „okay“, vor allem weil sie den Anfang ein bisschen zu zäh und die Erklärungen nicht immer nachvollziehbar fand. Aber die Kombination aus Hörbuch und eBook hat uns dann doch noch gemeinsame Momente geschenkt - und manchmal zählt genau das mehr als die perfekte Geschichte.

©2025 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 17.08.2025

✎ Joy Fielding - Lauf, Jane, lauf!

Lauf, Jane, lauf!
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„Lauf, Jane, lauf“ von Joy Fielding hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Vor vielen Jahren habe ich das Buch mit einer Freundin im Schulunterricht vorgestellt - wahrscheinlich war das der Moment, ...

„Lauf, Jane, lauf“ von Joy Fielding hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Vor vielen Jahren habe ich das Buch mit einer Freundin im Schulunterricht vorgestellt - wahrscheinlich war das der Moment, in dem meine Liebe zu Psychothrillern geweckt wurde. Seitdem begleitet mich dieses Genre, und immer wieder lande ich bei Joy Fielding.

Ich habe inzwischen 24 Bücher der Autorin gelesen, und wenn ich mich nicht irre, fehlen mir nur noch die drei neuesten Übersetzungen. Natürlich waren nicht alle auf demselben Niveau. Manche Geschichten wirkten für mich etwas konstruiert oder verloren nach einem starken Beginn an Intensität.

Das vorliegende Buch habe ich inzwischen mehrfach gelesen, doch zwischen den Rereads liegen oft mehr als zehn Jahre. Dadurch erlebe ich jedes Mal eine Mischung aus Vertrautheit und Spannung, weil ich mich an die großen Wendungen zwar noch erinnere, aber kleine Details immer wieder verblassen. Besonders neugierig war ich daher darauf, wann Jane begreift, wer sie eigentlich ist. Dass sie ihr Gedächtnis verloren hat und warum, wusste ich noch - nicht jedoch, was den entscheidenden Auslöser für ihre Erinnerung darstellt. Gerade dieses Warten erzeugt bei mir jedes Mal ein unterschwelliges Gefühl der Beklemmung, das den Reiz des Thrillers ausmacht.

Dennoch lässt mich das Werk etwas zwiegespalten zurück: Auf der einen Seite gibt es diese fesselnde Atmosphäre und die psychologische Tiefe, während auf der anderen Seite bestimmte Szenen zu vorhersehbar sind. Für mich überwiegt dennoch der Sog, den Fielding durch ihre psychologischen Spiele entfaltet.

Im Gegensatz zu klassischen Thrillern setzt die Autorin selten auf blutige Schockeffekte. Stattdessen konzentriert sie sich auf das Innenleben ihrer Figuren, ihre Ängste, Verdrängungen und die Manipulationen, denen sie ausgesetzt sind. Gerade das macht „Lauf, Jane, lauf“ so intensiv – es packt Lesende nicht durch Splatter, sondern durch den schleichenden Horror, der sich in der Psyche abspielt. Wer psychologische Spannung liebt, findet hier eine Geschichte, die nicht leicht loslässt. Aber man sollte sich bewusst sein: für schwache Nerven ist dieses Buch definitiv nicht geschrieben.

©2025 Mademoiselle Cake