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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2024

Wunderbar kurzweilige Hommage an das Lesen

Die souveräne Leserin
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Die Queen trifft bei einem Spaziergang auf einen Bücherbus, eine fahrende Bibliothek, und obwohl sie wahrlich genug Bücher zu Hause hätte, ist es genau dieser Bus, der sie auf die Idee bringt zu Lesen. ...

Die Queen trifft bei einem Spaziergang auf einen Bücherbus, eine fahrende Bibliothek, und obwohl sie wahrlich genug Bücher zu Hause hätte, ist es genau dieser Bus, der sie auf die Idee bringt zu Lesen. Das hat sie vorher nämlich nie getan. Lesen ist ein Hobby und die Queen hat kein Hobby zu haben, weil ein Hobby zu haben immer bedeutet eine bestimmte Menschengruppe, die diesem Hobby nicht fröhnen, auszuschließen (finde ich im Übrigen ein sehr interessante Sichtweise auf das Thema Hobby). In dem Fall der Queen kommt es allerdings überaus deutlich raus, denn ob den neu lieb gewonnen Büchern, vergisst sie fast die Welt im sich herum.

Und genau hier hatte mich der Autor. Es ist eine Geschichte darüber, wie wir uns in Büchern verlieren können und wie wir über das Lesen in andere Welten abtauchen, die für Nicht-Eingeweihte nicht zugänglich sind. Eine Hommage an das Lesen, die es auf gerade einmal etwa 100 Seiten auf den Punkt bringt, warum wir so gerne lesen, was es mit uns macht und zu guter Letzt welche Auswirkungen es haben kann (das Ende ist tatsächlich ein sehr überraschendes).

Das Büchlein ist eine tolle kurzweilige Geschichte, die sich wunderbar als kleine Lektüre für den Sonntagnachmittag oder als Geschenk für Bücherfreunde eignet.

Veröffentlicht am 11.03.2024

Wunderbare Coming of Age Geschichte mit viel Humor und Herz

Der Markisenmann
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Die 15-jährige Kim muss, aus sagen wir mal erzieherischen Maßnahmen, die Sommerferien bei ihrem, ihr unbekannten, Vater verbringen. Aus der schicken Villa in Köln zieht sie also für 6 Wochen zu Ronald ...

Die 15-jährige Kim muss, aus sagen wir mal erzieherischen Maßnahmen, die Sommerferien bei ihrem, ihr unbekannten, Vater verbringen. Aus der schicken Villa in Köln zieht sie also für 6 Wochen zu Ronald Papen, der in Duisburg eine Industriehalle hat, die ihm gleichzeitig als Zuhause und Lagerort für seine Markisen dient.

Auch wenn Kim am Anfang sehr extrem auftritt, so ist sie dennoch ein liebenswerter Charakter. Sie ist einfach ein Teenager, dem meiner Meinung nach schlichtweg der Rückhalt und die bedingungslose Liebe ihres Elternhauses fehlt. Und Ronald Papen, der zurückgezogen in seiner, sich selbst auferlegten Askese lebt, hat genau das zu geben. Doch warum hat er dann die Familie verlassen, als Kim zwei Jahre alt war? Das erfahren wir erst ganz zum Schluss. Bis dahin durchlebt man einem heißen Sommer am Rhein-Herne-Kanal zwischen Beton, Schlaglöchern und Rosis Pilstreff. Und natürlich Markisen.

Dieses Buch ist eine wahrlich schöne Coming-of-Age Geschichte mit viel Humor und noch viel mehr Herz. Die Erzählung ist wunderbar flüssig und trotz dessen, dass wirklich ernste Themen (die ich nicht alle verraten kann ohne zu spoilern) aufgegriffen werden, leicht. Mich hat das Buch an Paradise Garden erinnert, auch wenn das deutlich melancholischer war, und wer dieses mochte, wird Der Markisenmann lieben. Eine ganz große Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.03.2024

Spannend, mitreißend und unglaublich atmosphärisch

Lichtspiel
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Kehlmann erzählt hier über das Leben von G.W. Papst, einem bekannten Regisseur der 30er Jahre, der während des zweiten Weltkrieges auch Filme für das nationalsozialistische Deutschland gemacht hat.
Pabst ...

Kehlmann erzählt hier über das Leben von G.W. Papst, einem bekannten Regisseur der 30er Jahre, der während des zweiten Weltkrieges auch Filme für das nationalsozialistische Deutschland gemacht hat.
Pabst wird als sympathischer Mann dargestellt, der in etwas hineingerät, das er nicht mehr kontrollieren kann.
Das Buch lebt von der Atmosphäre und hin und wieder verschwimmen Fiktion und Realität. Die Erzählweise und Sprache schafft so ein lebendiges Bild, dass man sich selbst wie im Film vorkommt. Das ganz gipfelt in der Flucht aus Prag 1945, die Pabst wie ein Filmdreh kommentiert. Grandios!

Das gesamte Thema des Filmes im Nationalsozialismus, und dabei insbesonde einzelnen Szenen, wie die Ausnutzung von KZ-Inhaftierten als Komparsen, sind schwere Kost, weil es ein Gefühl von absoluter Hilflosigkeit auslöst. Mich hat insbesondere die Figur von Jakob berührt, der Sohn von Pabst, der erst durch verschiedene Länder und von Schule zu Schule geschleift wird, versucht seinen Weg zu gehen und nicht unter die Räder zu kommen, bevor er dann in einem Internat der HJ-Gehirnwäsche anheim fällt. Er ist ein einfühlsamer und intelligenter Junge, der ein großes Talent für (abstrakte) Zeichnungen hat und dessen einzige Schuld es ist in der falschen Zeit geboren worden zu sein.

Kurzum ein absolut fesselnder Roman, der mich berührt hat und vor allem durch seine Atmosphäre besticht. Ganz große Empfehlung für alle, die Winter der Welt oder Das Neunte Gemälde so sehr mochten, wie ich.

Veröffentlicht am 03.03.2024

Fesselnd und aufklärend

Marseille 1940
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Uwe Wittstock nimmt uns mit in das besetzte Frankreich 1940 und erzählt die Geschichten vieler Künstler, Literaten und anderer kluger Köpfen, die Ende der 30er Jahre dort ins Exil gingen. Man könnte denken ...

Uwe Wittstock nimmt uns mit in das besetzte Frankreich 1940 und erzählt die Geschichten vieler Künstler, Literaten und anderer kluger Köpfen, die Ende der 30er Jahre dort ins Exil gingen. Man könnte denken hier wären sie in Sicherheit gewesen. Was mir in diesem Ausmaß (und vor allem unter diesen unsäglichen Bedingungen) nicht klar war: mit der Besetzung Frankreichs mussten deutschstämmige Personen sich in Internierungslagern melden, weil die Franzosen Angst hatten, dass unter den Deutschen auch Kollaborateure der Nazis waren. Das muss man sich mal vorstellen: aus Deutschland aus Angst um das eigene Leben geflohen mussten diese Menschen nun fürchten, dass man sie verdächtigt mit denen zusammenzuarbeiten, aufgrund derer man das Land mal verlassen hat.

Abenteuerlich, man kann es gar nicht anders sagen, waren die Wege, die die Exilanten daher raus aus Europa genommen haben. Varian Fry spielt hierbei die Hauptrolle, da der Amerikaner als Dreh- und Angelpunkt des Emergency Rescue Committee in Frankreich maßgeblich für die Rettung vieler Flüchtlinge verantwortlich war. Dass man kaum etwas über ihn gehört hat, liegt vielleicht daran, dass er es sich, zurück in Amerika, mit einigen wichtigen Leuten verscherzt hat weil er wohl ein gewisses Autoritätsproblem hatte.

Auch wenn es sich hier um ein Sachbuch handelt und der Autor Wert auf die korrekte Wiedergabe der Geschehnisse legt, liest es sich wie ein Roman. Mir hat es den Hals zugeschnürt zu lesen was diesen Menschen passiert ist und welche Ängste sie ausstehen mussten. So in den Bann gezogen fliegt man durch die Seiten und wagt es kaum zu atmen. Dies war mein erstes Buch von Uwe Wittstock und bestimmt nicht mein letztes. Eine große Leseempfehlung kann ich daher für alle Literaturinteressierten aussprechen und diejenigen, die auch bereits Florian Illies Erzählungen kennen und mögen.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Spannende Geschichte, klug vernetzt

Die Halbwertszeit von Glück
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Holly, Mylène und Johanna tragen, jede für sich, von jetzt auf gleich eine große Bürde mit sich, die ihr Leben, wie sie es bisher kannten, auf eine harte Probe stellt.

Dabei wird die Geschichte der drei ...

Holly, Mylène und Johanna tragen, jede für sich, von jetzt auf gleich eine große Bürde mit sich, die ihr Leben, wie sie es bisher kannten, auf eine harte Probe stellt.

Dabei wird die Geschichte der drei Frauen in drei verschiedenen Handlungssträngen erzählt die sich am Ende kreuzen. Eine dieser Verbindungen ist relativ schnell klar, wie der Rest zusammenhängt, da bin ich nicht drauf gekommen, egal wie viel ich nachgegrübelt habe. Die Erzählstränge wechseln von Kapitel zu Kapitel. Da jedes Kapitel mit einem Mini-Cliffhanger endet und die Länge genau richtig ist, ergibt sich ein wirklich toller Lesefluss.

Die Hauptprotagonistinnen sind nicht alle gleich sympathisch und ein paar wenige, wenn auch wichtige, Entscheidungen fand ich ziemlich drüber. Aber gut, das Drama spitzt sich dadurch relativ schnell zu und das Leiden der Frauen (die eine leidet mehr, die andere weniger) damit ebenfalls.
Wo ich anfänglich mit Hollys und Mylènes Verhalten nicht so recht warm geworden bin, wandelt sich ihre emotionale Lage und ihre Sichtweise auf die Dinge, was es wiederum nachvollziehbar und auch irgendwie authentisch macht (treffen wir aus manchen Situation raus nicht alle auch mal undurchdachte Entscheidungen?!). Schlussendlich fügt sich alles sehr passend und stimmt einen irgendwie auch versöhnlich. Es ist ein wirklich schönes Buch; was mir defacto unter dem Strich aber gefehlt hat ist das Alleinstellungsmerkmal. Irgendwie hat man das Gefühl, das alles schonmal gelesen zu haben.

Dennoch gibt es von mir eine Leseempfehlung für alle, die beispielsweise Der späte Ruhm der Mrs Quinn oder Das Licht zwischen den Schatten mochten.

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