Cover-Bild Marseille 1940
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Literatur: Geschichte und Kritik
  • Genre: Sachbücher / Film, Kunst & Kultur
  • Seitenzahl: 351
  • Ersterscheinung: 05.04.2024
  • ISBN: 9783406814907
Uwe Wittstock

Marseille 1940

Die große Flucht der Literatur
AUF DER FLUCHT VOR HITLER: ALS DIE SCHRIFTSTELLER EUROPA VERLIEßEN

Juni 1940: Hitlers Wehrmacht hat Frankreich besiegt. Die Gestapo fahndet nach Heinrich Mann und Franz Werfel, nach Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger und unzähligen anderen, die seit 1933 in Frankreich Asyl gefunden haben. Derweil kommt der Amerikaner Varian Fry nach Marseille, um so viele von ihnen wie möglich zu retten. Uwe Wittstock erzählt die aufwühlende Geschichte ihrer Flucht unter tödlichen Gefahren.

Es ist das dramatischste Jahr der deutschen Literaturgeschichte. In Nizza lauscht Heinrich Mann bei Bombenalarm den Nachrichten von Radio London. Anna Seghers flieht mit ihren Kindern zu Fuß aus Paris. Lion Feuchtwanger sitzt in einem französischen Internierungslager gefangen, während die SS-Einheiten näherrücken. Sie alle geraten schließlich nach Marseille, um von dort einen Weg in die Freiheit zu suchen. Hier übergibt Walter Benjamin seinen letzten Essay an Hannah Arendt, bevor er zur Flucht über die Pyrenäen aufbricht. Hier kreuzen sich die Wege zahlreicher deutscher und österreichischer Schriftsteller, Intellektueller, Künstler. Und hier riskieren Varian Fry und seine Mitstreiter Leib und Leben, um die Verfolgten außer Landes zu schmuggeln. Szenisch dicht und feinfühlig erzählt Uwe Wittstock von unfassbarem Mut und größter Verzweiflung, von trotziger Hoffnung und Mitmenschlichkeit in düsterer Zeit.

"Lieber Feuchtwanger, wir brauchen Mut heute. Wie viel Prozent Hoffnung geben Sie uns?" "Wie viel Hoffnung? Fünf Prozent."

  • Über die Flucht von Heinrich Mann, Anna Seghers, Franz Werfel, Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger, Walter Benjamin und vielen anderen
  • Eine szenisch dichte Chronik von Mut, Verzweiflung und Mitmenschlichkeit
  • Marseille 1940: Wo sich die Wege zahlreicher Schriftsteller und Intellektueller kreuzten

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2024

Eine andere Seite der Geschichte

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Varian Fry war mir ein Begriff aber auch wieder nicht. Nachdem ich 'Marseille 1940' gelesen habe, ist es mir unbegreiflich, warum er in der Öffentlichkeit nicht viel bekannter ist. So vielen deutschen ...

Varian Fry war mir ein Begriff aber auch wieder nicht. Nachdem ich 'Marseille 1940' gelesen habe, ist es mir unbegreiflich, warum er in der Öffentlichkeit nicht viel bekannter ist. So vielen deutschen Künstler*innen hat er zur Flucht verholfen. Teilweise ohne offizielle Unterstützung.

Uwe Wittstock bringt es fertig ein Sachbuch zu schreiben, dass so spannend und mitreißend geschrieben ist, dass ich selbst das Gefühl hatte in Marseille zu sein.

Interessant für mich war es die Verflechtungen diverser Persönlichkeiten waren, aber vor allem wie schwierig die Ausreise auch aus unbesetzten Gebieten war. Varian Fry hat nicht als Einzelner gehandelt, er hat einen ganzen Stab um sich rekrutiert. Menschen denen Menschlichkeit das oberste Gebot ist, trotz aller Gefahren denen sie sich damit stellten. Nebenbei erfährt man etwas über die Vichy-Regierung und somit die französische Sicht auf den Faschismus

Ein wunderbar recherchiertes Buch, dass meinen Wissensdrang , mehr zu erfahren und die Erlebnisse aus anderen Blickwinkeln zu lesen, entfacht hat.
Das Buch hat mich berührt und bewegt und ich weiß, dies wird eins der Bücher sein, in die noch einmal reinlesen werde. Wir sollten nie müde werden, Berichte aus der Zeit des Nationalsozialismus zu lesen und aktiv bleiben, dass diese dunklen Zeiten sich nie wiederholen.

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Veröffentlicht am 11.03.2024

Ein wirklich beeindruckendes Buch

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Mit Beginn des Vormarsches der deutschen Wehrmacht gegen Frankreich im Jahr 1940, war bei den vorwiegend deutschen emigrierten Künstlern jeglicher Couleur nichts mehr wie zuvor – das Gefühl der Sicherheit ...

Mit Beginn des Vormarsches der deutschen Wehrmacht gegen Frankreich im Jahr 1940, war bei den vorwiegend deutschen emigrierten Künstlern jeglicher Couleur nichts mehr wie zuvor – das Gefühl der Sicherheit wich und nahm unberechenbare Züge an. Somit bot sich vielen Exilanten kein anderer Ausweg als erneut zu fliehen und zugleich das nun gewohnte Leben bereits zum zweiten Mal aufzugeben.
Anhand ausgewählter Schicksale, u.a. von Heinrich und Golo Mann, Lion und Marta Feuchtwanger, Franz und Alma Mahler-Werfel sowie Anna Seghers und ihrer Familie schildert Uwe Wittstock präzise die unterschiedlichen Facetten der Flucht.

Zugleich gibt das Buch einem gewissermaßen den Glauben an die Menschlichkeit in Zeiten der Inhumanität zurück. Dafür in erster Linie verantwortlich ist der amerikanische Journalist Varian Fry, der, zusammen mit seinem späteren Team und hilfsbereit-unterstützenden Franzosen, mehren hundert Menschen die Flucht aus dem besetzten Frankreich arrangierte.

Uwe Wittstock hat mit diesem Werk ein großartiges Sachbuch geschrieben, welches dem Leser ermöglicht, sich in den einzelnen Geschichten zu verlieren. Aufgrund der enormen Fülle an Informationen, auf Basis von Tagebüchern, Briefen, Autobiografien, etc., ist es eine beachtliche Leistung, die Geschichten einzelner Persönlichkeiten so detailliert und mitreißend aufzubereiten.

Somit ist dieses Buch sowie wie dessen Vorgänger „Februar 33“ eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die sich für die Literatur sowie den Leben der ins Exil getriebenen Schriftsteller zur Zeit des Nationalsozialismus interessieren, damit beschäftigen und mehr darüber wissen möchten.

Wer sich darüberhinaus noch mit der Thematik befassen möchte, dem sei die inhaltlich ähnliche Kurzserie „Transatlantic“ von Netflix sehr ans Herz gelegt.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Fesselnd und aufklärend

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Uwe Wittstock nimmt uns mit in das besetzte Frankreich 1940 und erzählt die Geschichten vieler Künstler, Literaten und anderer kluger Köpfen, die Ende der 30er Jahre dort ins Exil gingen. Man könnte denken ...

Uwe Wittstock nimmt uns mit in das besetzte Frankreich 1940 und erzählt die Geschichten vieler Künstler, Literaten und anderer kluger Köpfen, die Ende der 30er Jahre dort ins Exil gingen. Man könnte denken hier wären sie in Sicherheit gewesen. Was mir in diesem Ausmaß (und vor allem unter diesen unsäglichen Bedingungen) nicht klar war: mit der Besetzung Frankreichs mussten deutschstämmige Personen sich in Internierungslagern melden, weil die Franzosen Angst hatten, dass unter den Deutschen auch Kollaborateure der Nazis waren. Das muss man sich mal vorstellen: aus Deutschland aus Angst um das eigene Leben geflohen mussten diese Menschen nun fürchten, dass man sie verdächtigt mit denen zusammenzuarbeiten, aufgrund derer man das Land mal verlassen hat.

Abenteuerlich, man kann es gar nicht anders sagen, waren die Wege, die die Exilanten daher raus aus Europa genommen haben. Varian Fry spielt hierbei die Hauptrolle, da der Amerikaner als Dreh- und Angelpunkt des Emergency Rescue Committee in Frankreich maßgeblich für die Rettung vieler Flüchtlinge verantwortlich war. Dass man kaum etwas über ihn gehört hat, liegt vielleicht daran, dass er es sich, zurück in Amerika, mit einigen wichtigen Leuten verscherzt hat weil er wohl ein gewisses Autoritätsproblem hatte.

Auch wenn es sich hier um ein Sachbuch handelt und der Autor Wert auf die korrekte Wiedergabe der Geschehnisse legt, liest es sich wie ein Roman. Mir hat es den Hals zugeschnürt zu lesen was diesen Menschen passiert ist und welche Ängste sie ausstehen mussten. So in den Bann gezogen fliegt man durch die Seiten und wagt es kaum zu atmen. Dies war mein erstes Buch von Uwe Wittstock und bestimmt nicht mein letztes. Eine große Leseempfehlung kann ich daher für alle Literaturinteressierten aussprechen und diejenigen, die auch bereits Florian Illies Erzählungen kennen und mögen.

Veröffentlicht am 03.03.2024

Denkmale

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Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30.01.1933 nimmt das Unheil seinen Anfang. Grundrechte werden abgeschafft, Regimekritiker schikaniert, verfolgt, verhaftet. Angst um Leib und Leben ...

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30.01.1933 nimmt das Unheil seinen Anfang. Grundrechte werden abgeschafft, Regimekritiker schikaniert, verfolgt, verhaftet. Angst um Leib und Leben greift um sich. Zahllose Intellektuelle verlassen daraufhin Deutschland, viele von ihnen suchen Zuflucht in Frankreich. Doch was anfangs als sicherer Hafen erscheint, erweist sich spätestens nach dem nationalsozialistischen Einmarsch und der Auflösung der Dritten Französischen Republik durch das Vichy-Regime als Illusion. Die Lage ist für die Emigranten dramatisch, spitzt sich zu, ihre Sicherheit ist in Gefahr. Wenn sie ihr Leben retten wollen, müssen sie auf dem schnellsten Weg das Land verlassen.

Hier setzt Uwe Wittstocks Chronologie „Marseille 1940. Die große Flucht der Literatur“ an, denn es ist die französische Hafenstadt im Süden, die Anna Seghers, Hannah Arendt, Lion Feuchtwanger, Walter Benjamin, Heinrich und Golo Mann, und noch viele andere hoffen lässt, dieser ausweglosen Situation zu entkommen. Nicht zuletzt, weil es von dort aus Fluchtrouten Richtung Westen gibt. Zu Fuß über die Pyrenäen, Spanien durchquerend nach Portugal, oder im direkten und besten Fall mit einem Schiff nach Amerika.

Hilfestellung dabei leisten dabei der amerikanische Journalist Varian Fry und das von ihm gegründete „Emergency Rescue Committee“. Fry kümmert sich mit seinen Helfern vor Ort um die Exilanten, besorgt Pässe, Transit- und Aus- und Einreise-Visa, auch wenn das amerikanische Konsulat ihm immer wieder Steine in den Weg legt und die Hilfe verweigert, weil sie panische Angst davor haben, Linksintellektuelle ins Land zu lassen.

Nicht alle konnten gerettet werden, und dennoch, trotz aller Widerstände und Schwierigkeiten können Varian Fry und seine Helfer weit über 2000 Menschen die Flucht ermöglichen und sie so vor dem sicheren Tod bewahren.

Wittstock hat sich in seiner chronologischen Darstellung an die Fakten gehalten und auf die Quellen gestützt (siehe dazu auch die umfangreiche Bibliografie am Ende des Buches). Und obwohl es ein Sachbuch ist, hat es durch die Vielzahl der beschriebenen Schicksale fast schon romanhafte Züge und ist wegen der anschaulich und feinfühlig beschriebenen Schicksale sehr anrührend, aber gleichzeitig auch unglaublich spannend. Das Buch schafft ein literarisches Denkmal für Varian Fry und seine Helfer, beschreibt deren Tatkraft, Mut und Menschlichkeit. Aber es ist auch ein Denkmal für alle diejenigen, die ihre Heimat verlassen mussten und zu einem Neuanfang gezwungen waren, sowie eine Erinnerung an all die Literaten, Künstler, Intellektuelle, an die Menschen, denen dies nicht gelungen ist. Ganz große Leseempfehlung!

Ergänzend dazu empfehle ich Jean Malaquais‘ Roman „Planet ohne Visum“ und die siebenteilige Miniserie „Transatlantic“, aktuell bei Netflix verfügbar.

Veröffentlicht am 22.03.2024

Unbekannte Fluchthelfer

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Schon vor dem zweiten Weltkrieg erlebt der amerikanische Journalist Varian Fry auf einer Reise nach Berlin das Naziregime in seiner Unverblümtheit hautnah. Als die Nazis im Krieg Frankreich überfallen, ...

Schon vor dem zweiten Weltkrieg erlebt der amerikanische Journalist Varian Fry auf einer Reise nach Berlin das Naziregime in seiner Unverblümtheit hautnah. Als die Nazis im Krieg Frankreich überfallen, ist ihm klar, dass die ehemalige Fluchtburg von Dissidenten nicht mehr lange Schutz bieten wird. Deshalb will er unbedingt zurück nach Europa, um möglichst vielen Flüchtlingen aus Frankreich hinaus in die USA oder in andere Länder zu helfen. Doch zunächst muss er eine Organisation gründen und das nötige Geld auftreiben. Und es wird eine Liste aufgestellt von Personen des kulturellen oder politischen Lebens, denen höchste Gefahr droht und die deshalb bevorzugt Einreisevisa erhalten sollen.

Schon lange verstehen sich die Vereinigten Staaten nicht mehr unbedingt als Einwanderungsland. Das bekommen auch Fry und seine Mitstreiter zu spüren, wenn sie darangehen die geforderten Papiere für ihre Schützlinge zu besorgen. Noch sehen manche der in Not geratenen Menschen ihre Situation etwas sorglos, schließlich hat ihren Frankreich lange als sicherer Unterschlupf gedient. Doch so langsam wird jedem klar, unter dem Nazi-Regime wird es irgendwann kein Entkommen mehr geben. Für Fry und sein Team geht es also nicht nur darum, gründlich zu arbeiten. Sie müssen auch schnell sein.

Die Geschichte dieser Fluchthilfe steht stellvertretend für weitere, die anderen Menschen geholfen haben. Zwar werden hier vornehmlich die Schicksale von eher auch aus heutiger Sicht prominenten Flüchtlingen behandelt, doch auch sie oder gerade sie schwebten in großer Gefahr. Wahrscheinlich kann die Welt dankbar sein, dass sich ein Amerikaner ihrer angenommen hat, der nimmermüde gegen alle Hindernisse um jedes Leben gekämpft hat. Nicht immer hatte er Erfolg. Dennoch ist ihm und seinem Team einiges zu verdanken. Und manche der Schilderungen sind geradezu mitreißend und sehr berührend. Bedrückend ist dagegen, wie die Helfer mitunter ausgebremst werden und wie wenige Länder sich bereit erklärten, die Flüchtigen aufzunehmen. Wie viele hätte man retten können, hätte es mehr Großzügigkeit gegeben. Hoffnung geben aber die, die gerettet wurden. Ein herausragendes wichtiges Buch, das auch als Mahnung dienen kann.