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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.05.2021

Das gewiefteste Seniorenquartett der Krimi Literatur

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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In Choppers Chase, der luxuriösen Seniorenresidenz trifft sich jeden Donnerstag im Puzzlezimmer eine ganz besondere Bande. Der selbsternannte Donnerstagsmordclub befasst sich für gewöhnlich mit Cold Case ...

In Choppers Chase, der luxuriösen Seniorenresidenz trifft sich jeden Donnerstag im Puzzlezimmer eine ganz besondere Bande. Der selbsternannte Donnerstagsmordclub befasst sich für gewöhnlich mit Cold Case Verbrechen, doch kaum bringt Elizabeth Joyce, deren Fähigkeiten noch von Nützen sein könnte, mit ins Team, passiert plötzlich ein Mord in der Nachbarschaft. Die scharfsinnig, rüstigen Hobby Detektive, bestehend aus einer ehemaligen Geheimagentin, einer Krankenschwester, einem in die Jahre gekommenen Vollblut Gewerkschaftsführer und einem Psychologen, machen sich sofort munter auf die Suche nach Spuren. Dabei Stellen die vier so einiges auf den Kopf, dass sogar den ermittelnden Beamten bei dieser unerwartet spitzfindigen Bande kaum mehr aus dem Staunen kommen.
Der Donnerstagsmordclub ist ein „Cosy Crime“ Roman, dem es weder an Leichen, ungewöhnlichen Protagonisten und erst recht nicht an britischem Humor fehlt. Die vier hält, trotz ihres Alters absolut nichts auf, sie schleichen sich ein, manipulieren und sind im Tatsachen verbiegen mehr als geschickt. Es sind Rentner, wer denkt da schon böses? Doch ausgerechnet dieser Umstand bringt die herrlich komischen Momente dieses Falls zustande. Während also die Polizei die vier noch munter belächelt, ziehen sie im Hintergrund schon die Fäden und fördern charmant so manches zu Tage. Der Humor ist immer wieder herrlich und typisch britisch, trocken auf den Punkt, genau richtig dosiert und platziert, mit einem Hauch Sarkasmus. Doch es gibt jede Menge zu tun, die Liste der Verdächtigen wird scheinbar immer länger und allzu leicht verliert man da den Überblick. Nach und nach klärt sich jedoch auf, wer hier welchen Dreck am Stecken hat. Das meiste war unvorhersehbar, weswegen sich der Schluss auch etwas Traurig und Wehmütig für mich gestaltete. Nichtsdestotrotz bleibt das Ende aufschlussreich für restliche Fragen und versöhnlich Rund nach dem ganzen Trouble. Da die Kapitel kurz gehalten sind, lässt es sich schnell und flüssig lesen. Joyce neigt zwar in ihren Kapiteln zur Plauderei, was sich hin und wieder etwas zog, jedoch wunderbar vom Rest des Textes abhob, da ihre Auftritte Tagebucheinträge sind und sie sich somit realistisch vom Erzähler Text abgrenzen konnte. Das Hörbuch ließ sich sehr angenehm hören, da der Schreibstil nicht all zu extravagant ist und man der Story so gut nebenbei lauschen konnte. Ein absoluter Pluspunkt des Audio Books war, dass es zwei Sprecher gab. Somit wurden Joyces Kapitel von weiblicher Stimme begleitet und die restlichen von einer männlichen. Beide verfielen auch nicht dem Versuch die Stimme in ihrem Kapitel dem anderen Geschlecht anzupassen, sondern sprachen auch andere Geschlechter neutral weiter, was die angenehmen Stimmen konstant bleiben ließ.

Fazit: ein großartig humoristischer Krimi, bei dem man, dank des rüstigen Scharfsinns von vier Rentnern lachen und rätseln im gleichen Maß genießen kann. Leichte, kurzweilige Lektüre, mit jeder Menge Charme und britischem Humor, welche sich sowohl gut lesen, als auch ausgezeichnet Hören lässt.

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Veröffentlicht am 09.04.2021

Die schönsten und bedeutendsten Sagen

Die Sagen der Antike
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Bis in die heutige Zeit sind in unserem Sprachgebrauch Redewendungen aus längst vergangenen Zeiten bekannt. Doch wie kam es zu Ausdrücken wie dem „Zankapfel“ oder „bezirzen“? Der Glanz einstiger Heldensagen, ...

Bis in die heutige Zeit sind in unserem Sprachgebrauch Redewendungen aus längst vergangenen Zeiten bekannt. Doch wie kam es zu Ausdrücken wie dem „Zankapfel“ oder „bezirzen“? Der Glanz einstiger Heldensagen, Mythen und Kriege der Antike hält bis heute an und fesselt die Menschen im gleichen Maße. Heinrich Wilhelm Scholls, im 19. Jahrhundert erschienene, 2 bändige Sammlung der bedeutendsten griechischen Sagen befinden sich hier in diesem Werk. Es finden sich jedoch nicht nur die großen Epen und Tragödien dieser Zeit, wie der Trojanische Krieg, die Odysee oder das Leben des Herakles und des Theseus, sondern auch kleinere Anekdoten wie Narkissos und Echo oder die von Amor und Psyche. Die, deren Synonyme heute noch geläufig sind und deren Geschichten uns ein menschliches Spiegelbild vorhalten. Auf unserer Reise durch die Antike treffen wir auch hinterhältige Schlitzohren wie Sisyphos und vom Schicksal gebeutelte, wie Diadolos und Oidipus. Der Fokus ist also deutlich weniger auf die Götter an sich gerichtet. Scholl hält sich nicht mit Erklärungen über eben jene, deren Entstehung oder Kriege auf. Somit ist das Buch für neugierige Einsteiger gut geeignet, setzt aber einen gewissen Wissensgrundstock über griechische Gottheiten vor raus. Durch die Wiedergabe der Mythen in seinen eigenen Worten, macht Heinrich Wilhelm Scholl es für die Leser einfacher zu verstehen als die Texte der antiken Autoren, welche jedoch immer zu Beginn vermerkt sind mit dem jeweiligen Werk. Es finden sich aus diesen auch originale Auszügen, welche gut eingearbeitet wurden.
Fazit: wunderschöne Sammlung, von zum Teil chronologisch erzählten Sagen, mit Illustrationen bekannter Reliefs. Wenn auch nicht gänzlich allumfassend, ein Muss für Liebhaber griechischer Mythologie, jedoch auch ein guter Einstieg in diesen Bereich.

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Veröffentlicht am 07.04.2021

Die letzte Frau, die mich ignorierte.

Rattenkönig
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Als in Stockholm eine Frau ermordet aufgefunden wird, ist schnell ein Verdächtiger gefunden. Es liegt nahe wer es war, schließlich gibt es auch genug Indizien. Doch ist es wirklich so einfach wie es scheint? ...

Als in Stockholm eine Frau ermordet aufgefunden wird, ist schnell ein Verdächtiger gefunden. Es liegt nahe wer es war, schließlich gibt es auch genug Indizien. Doch ist es wirklich so einfach wie es scheint? Vanessa Frank stößt auf Ungereimtheiten, Widersprüche und weitere Morde an jungen Frauen. Verbissen versucht sie die Parallelen zu finden, doch gefährlicher Weise besitzt sie als Kommissarin großes Potenzial zum nächsten Opfer einer Bewegung zu werden. Die so genannten „Incels“ verbindet nicht nur eine unfreiwillige Enthaltsamkeit, sondern auch daraus resultierender, abgrundtiefer Hass auf Frauen.
Pascal Engmann ist schwedischer Journalist, Rattenkönig ist der 2. Band aus seiner Reihe um die Kriminalkommissarin Vanessa Frank. Das Buch lässt sich unabhängig vom 1. Band lesen, da relevante Details noch mal aufgeführt werden, jedoch könnte es den Ausgang des ersten Buches spoilern. Der Einstieg in die Story war für mich sehr zwiegespalten. Kurze Kapitel und der flüssige Schreibstil machen es sehr kurzweilig, jedoch erscheint die Geschichte bis zur Hälfte sehr plan- und ziellos. Mir fehlte da einfach der Bezug zu der im Klappentext erwähnten Incel Bewegung. Durch die kurzen Kapitel und die immer wieder wechselnden Blickwinkel der vielen handelnden Personen wirkte es unruhig, wirr und kaum spannend, da es gefühlt einfach nicht vom Fleck ging und der Zusammenhang fehlte. Sobald sich jedoch die Teile aufeinander zu bewegten wurde es Interessant, packend und auch schon wieder etwas zu erschreckend Realitätsnah. Diese „Incel“ Bewegung gibt es tatsächlich und deren, zum Teil durch traumatische Erfahrungen hervorgerufenen Hass, kommt der Realität öfters näher als es mir lieb gewesen wäre. Mit dem Antagonisten habe ich mich wirklich schwergetan, vor allem wegen seiner reduzierenden Einstellung Frauen gegenüber, dadurch hat er seine Wirkung als Charakter nicht verfehlt. Engmann hält uns hinter einem Krimi auch den sozialen, ethischen Spiegel, im Umgang miteinander vor Augen. Nichts rechtfertig diese Taten, doch die auslösenden Faktoren sind ebenso durch nichts zu entschuldigen. Möglicherweise wäre hier für einige Themen eine Trigger Warnung angebracht.
Fazit: alles in allem ein stimmiges Buch, was nach anfänglichem Durcheinander durchaus, auf seine Weise überzeugen konnte. Die Thematisierung über den Umgang der Menschen untereinander ist zum Teil erschreckender als der eigentliche und solide Kriminalfall, der dadurch etwas in den Hintergrund gerät.

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Eine Story, gleich einem erbitterten Schachspiel

Das Geheimnis von Zimmer 622
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Das Ereignis des Jahres, im Hotel Palace de Verbier. In den Alpen treffen sich mittlerweile schon traditionell einmal im Jahr die Angestellten einer angesehenen Schweizer Bank. Doch ein Mord der zu einem ...

Das Ereignis des Jahres, im Hotel Palace de Verbier. In den Alpen treffen sich mittlerweile schon traditionell einmal im Jahr die Angestellten einer angesehenen Schweizer Bank. Doch ein Mord der zu einem ungelösten Fall wird, wirft einen tiefen Schatten über das Hotel und die Bank. Als einige Jahre später der Bestseller Autor Joël Dicker in eben jenem Hotel die aufgeschlossene Scarlett Leonas kennenlernt, ahnt er nicht, dass die Neugierde der beiden sie bald zu Mordermittlern werden lässt. Was geschah nur im Zimmer 622, welches offiziell im Hotel nicht einmal existiert.
Eine mysteriöse Geschichte der anderen Art. Wir starten mit Joël Dicker höchst selbst als Protagonisten in die Geschichte und Überraschung, er schreibt ein Buch. Doch dabei bleibt es nicht lange, denn er stürzt ungewollter Weise während seiner Auszeit vom Schreiben mit seiner charmanten und energischen Zimmernachbarin in einen Fall, der seines gleichen sucht. Mord, gescheiterte Ermittlungen, Neid, Missgunst und das in den höchsten Kreisen, ein Machtspeil der Superlative. Die vielen einzelnen Fäden, die zu Beginn noch sehr wirr wirken fügen sich am Ende zu einem großen Ganzen zusammen. Dabei hat man während des Lesens schon das ein oder andere misstrauische Gefühl, doch Dicker lenkt den Fokus wunderbar ab und wenn man denkt etwas durschaut zu haben kam es im wahrsten Sinne des Wortes noch dicker. Einem Schachspiel gleich bewegten sich die Charaktere, wie Spielfiguren auf dem Brett veränderten sie ihre Positionen. Den nächsten Zug voraus zu ahnen war schier unmöglich, da bis zum Schluss nicht ersichtlich war, wer die Figuren setzte, wer König, Läufer oder lediglich Bauer war. Trotz der ein oder anderen Vorahnung war es jedes Mal wie ein Hammerschlag der Wahrheit näher zu kommen. Zum Ende wurden die Sprünge etwas wirr, da man sich immer auf den Wissensstand der gerade erzählenden Person einlassen muss, was als „mehrwissender Leser“ Verwirrung stiften kann. Mit diesem Buch nimmt er auf wirklich spektakuläre Weise Abschied von seinem, 2018 verstorbenen Verleger. Dessen enge Beziehung zu ihm auch ihren Platz in der Geschichte findet. Man spürt den Hauch von Verlust, den Dicker verarbeitet, nach dem Tod eines geliebten Menschen. In vielem spiegelt er eigene Züge wieder, hebt die Endlichkeit des Lebens hervor, ohne jedoch in die Melancholie abzurutschen. Die Quintessenz eben jener Szenen ist es, das Leben zu schätzen, es auszuschöpfen und zu feiern. Ich war begeistert was für ein geschicktes Spiel er mit seinen Figuren getrieben hat. Obwohl es zu keiner Zeit actionreich war, war dieses Buch ab einem gewissen Punkt doch sehr fesselnd. Man musste einfach wissen was hinter all dem steckt und seine unglaublichen Enthüllungen haben in keinem Kapitel enttäuscht.
Fazit: ein fesselndes Buch, welches Dank einer fulminant gestrickten Story ganz eigene Spannungsmomente erzeugte. In diesem Buch stecken sowohl viel Herz-, als auch Kopfarbeit.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Die Zeit heilt nicht alle Wunden

Mordsand
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Ein 30 Jahre altes, gefesseltes Skelett taucht am Strand einer Elbinsel auf. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ermitteln, doch stehen sie vor einem Rätsel als kurz darauf in der Nähe die Leiche eines ...

Ein 30 Jahre altes, gefesseltes Skelett taucht am Strand einer Elbinsel auf. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn ermitteln, doch stehen sie vor einem Rätsel als kurz darauf in der Nähe die Leiche eines Hamburger Baulöwen gefunden wird. Niemand ahnt, dass die Spuren in die ehemalige DDR führen, deren Grausamkeiten vielleicht von vielen verdrängt, jedoch von einigen nie vergessen wurde.
Romy Fölck, die deutsche Bestseller Autorin mit einem Abschluss in Jura wurde durch ihre Kriminalromane in der Elbmarsch bekannt. „Mordsand“ ist der 4. Band der Reihe um das Ermittlerduo Frida Paulsen & Bjarne Haverkorn. Ein Teil des Buches spielt in der ehemaligen DDR, in der Romy Fölck selbst aufwuchs. Ihr Motiv für die Story war, geschehenes nicht vergessen zu lassen und mit festgesetzten Vorurteilen aufzuräumen. Sie versucht, zu Unrecht erlittene Traumata aus dieser Zeit einfließen zu lassen, kommt jedoch über deren Erzählung nicht hinaus. Hier fehlte leider, ihr sonst so gutes Händchen für Atmosphäre und Emotionen, um es den Leser wirklich fühlen zu lassen. Nüchtern blieb bedauerlicherweise auch der Kriminalfall, denn mehr als im Trüben fischen war den größten Teil des Buches nicht drin. Weder der Leser, noch die Ermittler konnten sich wirklich auf den Fall konzentrieren, da gefühlt an jeder Ecke ein privates Schauspiel ausbrach, welche insgesamt einfach zu viel Raum einnahmen und zum Teil an Theatralik kaum zu übertreffen waren. Der Schreibstil war gut und flüssig zu lesen, wobei einige kurz gehaltene Sätze eher wie Füllmaterial wirkten und die wesentliche Handlung zusätzlich unterbrachen. Ihr sehr gutes Gespür dem Leser Umgebung zu vermitteln blieb diesmal gänzlich auf der Strecke. Das wurde an jeder passenden, wie unpassenden Stelle eingestreut. Auch das Gefühl für Atmosphäre scheint leider ertrunken zu sein, die war nämlich zu meinem Bedauern zu keiner Zeit vorhanden. Immer, wenn sich etwas Neues ergab und man Hoffnung auf Spannung schöpfte kam wieder eines der vielen außerdienstlichen Dramen dazwischen. Zum Ende sorgten noch „Hilfssheriff Zufall“ und ein äußerst geständiger Täter für eine schnelle Auflösung des Ganzen. Gerade noch rechtzeitig um zum nächsten privaten Höhepunkt der Geschichte zu flitzen. Nach der langen Fahrt mit angezogener Handbremse, jeder Menge Stopps im Privatleben und dem Schnellschuss um das Ziel zu erreichen, war wenigstens die Auflösung Rund und ohne größere Lücken. Wirklich schade, Romy Fölck kann ganz anders und vor allem viel besser.
Fazit: enttäuschender 4. Band, der neben einer guten Grundidee nicht mehr als private Kriegsschauplätze zu bieten hat. Musste er wahrscheinlich auch, da der Fall und die Ermittlungen mehr als dürftig waren.

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