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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2019

Ereignisreiche Reise

Neues vom Onkel Franz
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Während Klaus Ranzenbergers früheres Werk „Der Onkel Franz“ eine Zusammenstellung von Anekdoten und allgemeinen Betrachtungen war, in welchen der Onkel Franz diverse Auftritte hatte, handelt es sich hier ...

Während Klaus Ranzenbergers früheres Werk „Der Onkel Franz“ eine Zusammenstellung von Anekdoten und allgemeinen Betrachtungen war, in welchen der Onkel Franz diverse Auftritte hatte, handelt es sich hier um einen zusammenhängenden Roman, in dem diese Kunstfigur die Hauptrolle spielt.

Im Zuge einer von vielen Unterbrechungen und Umwegen gekennzeichneten Reise nach Wien macht er überraschende Erfahrungen und kommt mit den unterschiedlichsten Männern (interessanterweise sind es tatsächlich ausschließlich Männer) ins Gespräch.

Es ist zwar immer wieder spannend, mitzuverfolgen, wie so manche modernen Entwicklungen auf einen älteren Herrn aus dem Innviertel wirken.
Ich konnte mit der Person des Onkel Franz aber nicht richtig warm werden. In manchen Szenen wirkt er zu „gutmenschen-haft“, an anderen Stellen zeigt er dagegen kaum eine Bereitschaft, sich mit den Ansichten seines Gegenübers wirklich auseinander zu setzen.
Teilweise mag dies auch der Kürze des Textes geschuldet sein, alles in allem konnte mich dieser Roman aber nicht überzeugen. Dazu kommt noch, dass sowohl der Verlauf der Odyssee als auch das Ende ziemlich unrealistisch sind.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Was geschah an Bord der „Mary Russell“

Sieben Lichter
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Dieser auf einer wahren Begebenheit beruhende Roman dreht sich um ein düsteres Geheimnis der Seefahrt des Jahres 1828. Wir begegnen dem als Grönlandreisender und Forscher berühmt gewordenen William Scoresby, ...

Dieser auf einer wahren Begebenheit beruhende Roman dreht sich um ein düsteres Geheimnis der Seefahrt des Jahres 1828. Wir begegnen dem als Grönlandreisender und Forscher berühmt gewordenen William Scoresby, der inzwischen seine Profession gewechselt hat und Pastor wurde. Im Zuge eines Besuchs bei Verwandten seiner frisch angetrauten Ehefrau trifft er im Hafen von Cove zufällig auf ein Schiff, dessen Schicksal gerade für einige Aufregung sorgt: An Bord der „Mary Russell“ wurden sieben Menschen getötet und ihr Kapitän William Stewart ist geflohen.
Scoresby befragt einige Überlebende sowie den Kapitän eines anderen Schiffes, der die „Mary Russell“ auf dem offenen Meer treibend vorgefunden und zum Hafen gebracht hat. Ihre Aussagen deuten darauf hin, dass Stewart den Verstand verloren und unschuldige Männer abgeschlachtet hat. Doch ist dies die ganze Wahrheit? Scoresby ist fest entschlossen, weitere Nachforschungen anzustellen.

Diese Geschichte wird von Scoresbys Schwager in Ich-Form erzählt. Er erstattet einen eher sachlichen und objektiven Bericht, aus dem sowohl seine Bewunderung für als auch ein etwas ambivalentes Verhältnis zu diesem großen Mann erkennbar wird. Bei seinen Schilderungen der Ereignisse nimmt er sich selbst weitgehend zurück, steuert aber nichtsdestotrotz auch einige aufschlussreiche Überlegungen und Beobachtungen bei. Das Alles wirkt insgesamt sehr authentisch.
Bei einer Gesamtlänge von nur 161 Seiten schreitet die Handlung zwangsläufig flott voran.
Vor allem in den ersten Kapiteln wird viel Spannung aufgebaut. Es ist interessant, die verschiedenen Zeugenaussagen mitzuverfolgen, miteinander zu vergleichen und auf Schwachstellen und Widersprüche hin zu untersuchen.
Die Auflösung ist dann allerdings …. praktisch nicht vorhanden. Man weiß am Ende über die wahren Hintergründe der Tragödie nicht viel mehr als am Anfang. Da sich der Inhalt an der Realität orientieren musste, ist dies zwar verständlich. Es hinterlässt aber doch ein unbefriedigendes Gefühl.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Krimi mit brisantem Hintergrund

Eiskalte Spiele
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Marc Girardellis dritter Roman bietet wieder einen aufregenden Ausflug in den Skizirkus.
Eigentlich ist Marc Gassmann kurz davor, seine erfolgreiche Karriere als Profi-Skifahrer zu beenden. Doch dann ...

Marc Girardellis dritter Roman bietet wieder einen aufregenden Ausflug in den Skizirkus.
Eigentlich ist Marc Gassmann kurz davor, seine erfolgreiche Karriere als Profi-Skifahrer zu beenden. Doch dann erhält sein Trainer Hans Bischoff einen anonymen Brief, der mit einer Bestrafung während der Olympischen Spiele in Pyeongchang droht. Marks Freundin Andrea möchte undercover als dessen Bodyguard fungieren und so lässt auch er sich dazu überreden, noch eine Olympia-Teilnahme zu wagen.

Diese Geschichte wird unter anderem aus den Perspektiven von Andrea, Marc sowie dem Chefermittler Alberto Passini erzählt. Daneben werden auch immer wieder längere Abschnitte aus Tätersicht geschildert. Letzteres geschieht jedoch bisweilen etwas zu ausführlich bzw mit zu „auffällig unauffälligen“ Andeutungen, sodass ich relativ schnell erahnen konnte, wer der Bösewicht ist.
Anders als es bei so gut wie jedem anderen Krimi der Fall gewesen wäre, hat mich dies hier aber kaum gestört. Denn interessanterweise bleibt die Handlung trotzdem bis zum Schluss spannend und es sind doch einige überraschende Wendungen eingebaut.

Außerdem wird mit dem Doping ein sehr brisantes Thema angesprochen. Die diesbezüglichen Ausführungen bieten nicht nur viele erhellende Informationen zu einem sonst im Dunklen agierenden Bereich. Durch das Ausleuchten verschiedener Standpunkte wird auch deutlich, dass einfache Lösungen und Schuldzuweisungen dieser komplexen Problemstellung nicht gerecht werden.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Heitere Zusammenstellung von Anekdoten und Faken

Das gibt's nur bei uns
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Wie die übrigen Bücher von Georg Markus bietet auch dieses eine kurzweilige Zusammenstellung von Fakten und Anekdoten zu (mehr oder weniger) prominenten Österreichern.
Er berichtet hier unter anderem ...

Wie die übrigen Bücher von Georg Markus bietet auch dieses eine kurzweilige Zusammenstellung von Fakten und Anekdoten zu (mehr oder weniger) prominenten Österreichern.
Er berichtet hier unter anderem von tragischen Liebschaften und überbordendem Ehrgeiz, beschreibt aufsehenerregende Kriminalfälle, die inzwischen leider in Vergessenheit geraten sind, enthüllt Insider-Informationen zu Kaiser Franz Josef und Kronprinz Rudolf, beleuchtet die Entstehung des Fiaker-Liedes und die Dramen im Privatleben von dessen erstem Interpreten oder geht der Frage nach, wer die echte Tante Jolesch war.
All dies wird in lockerem Tonfall erzählt. Die Lektüre ist daher sowohl unterhaltsam als auch informativ und lässt stellenweise vergangene Zeiten wiederauferstehen.

Einziger Nachteil: Ein Großteil des hier verarbeiteten Inhalts wurde bereits in anderen Werken des Autors oder seinen Zeitungs-Beiträgen veröffentlicht. Spektakuläre Neuigkeiten darf man also nicht erwarten.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Interessante Darstellung mit einigen Mängeln

Warum wir sesshaft wurden und uns seither bekriegen
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Bis vor einiger Zeit wurde die Erfindung der Landwirtschaft in der Regel als großartigstes Ereignis der Menschheitsgeschichte und als Ausgangspunkt für einen stetigen Aufschwung hin zu immer höher entwickelten ...

Bis vor einiger Zeit wurde die Erfindung der Landwirtschaft in der Regel als großartigstes Ereignis der Menschheitsgeschichte und als Ausgangspunkt für einen stetigen Aufschwung hin zu immer höher entwickelten Zivilisationen dargestellt, sodass man sich fragte, warum die Menschen nicht schon viel früher auf diese tolle Idee gekommen waren.
In den letzten Jahren hat diesbezüglich allerdings ein Umschwung stattgefunden. Die neolithische Revolution sowie die darauf folgende Entstehung von Städten wird nun vielfach als „Wurzel allen Übels“ gesehen, insbesondere von falscher Ernährung und diversen Krankheiten. Weshalb sich inzwischen eher die Frage stellt, wie eine derart blöde Idee sich überhaupt durchsetzen konnte.

Die Bioarchäologin Brenna Hassett beleuchtet diesen Themenkomplex hier in verschiedenen Aspekten. Sie besucht diverse Orte (insbesondere im nahen Osten, Europa und den USA), an denen sich bedeutsame Änderungen der menschlichen Lebensweise ereignet haben und beschreibt, welche Erkenntnisse sich aus den dortigen Funden gewinnen lassen. Dabei ist es immer wieder faszinierend, wie viel aus ein paar Knochen und vor allem Zähnen über die Lebens- und Sterbensumstände der damaligen Bevölkerung abgeleitet werden kann.
Die Autorin verhehlt aber auch nicht, dass die derzeitigen Methoden Schwächen haben und wir vieles noch nicht wissen.
Durch die häufigen Schauplatzwechsel wirkt die Darstellung allerdings bisweilen etwas zerfahren und es ist nicht leicht, den Überblick zu behalten.
Jedenfalls wird durch die Lektüre aber deutlich, dass der Verlauf der sogenannten neolithischen Revolution sowie auch ihre Folgen weitaus facettenreicher und komplexer waren, als häufig – insbesondere in Medienberichten (beispielsweise zum Thema „Paläo-Diät“) - angenommen wird und dass viele Fragen in diesem Zusammenhang nicht eindeutig beantwortet werden können.
Nach vielen Seiten über Krankheit, Gewalt und Ungleichheit bietet dieses Buch außerdem nichtdestotrotz zumindest einen positiv gestimmten Abschluss.

Der Inhalt ist also sehr interessant, es gibt aber doch auch zwei wesentliche Kritikpunkte:
Zum einen ist die Autorin zu sehr darum bemüht, ihren Text mit flapsigen Bemerkungen und „witzigen“ Anekdoten aufzupeppen. Vor allem die vielen eigentlich überflüssigen Fußnoten unterbrechen immer wieder der Lesefluss.
Zum anderen ist die deutsche Übersetzung ausgesprochen mangelhaft. Einige Sätze sind nicht nur grammatikalisch falsch, sondern so entstellt, dass es schwer ist, zu erkennen, was sie eigentlich aussagen sollen.