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Veröffentlicht am 26.02.2024

Originelle Geschichte mit österreichischem Flair

Dunkelgrün fast schwarz
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2017: Moritz verbringt mit seiner schwangeren Freundin einen gemütlichen Abend in der gemeinsamen Wohnung, als überraschend sein (ehemals?) bester Freund Raffael vor der Tür steht. Seit sechzehn Jahren ...

2017: Moritz verbringt mit seiner schwangeren Freundin einen gemütlichen Abend in der gemeinsamen Wohnung, als überraschend sein (ehemals?) bester Freund Raffael vor der Tür steht. Seit sechzehn Jahren haben sie einander nicht mehr gesehen. Sein Auftauchen wird letztlich dazu führen, dass Moritz sich Erinnerungen an seine Jugend stellen muss und einige schmerzhafte Wahrheiten erfährt.
Gleichzeitig ist die psychisch angeschlagene Jo auf der verzweifelten Suche nach Raffael, der plötzlich verschwunden ist.
1986: Die 25jährige Marie zieht mit ihren zwei kleinen Kindern in ein altes Haus in einem abgelegenen Dorf am Dürrnberg. Ihr Mann wird die nächsten Jahre überwiegend in Wien verbringen und so ist Marie allein mit den Kindern an einem Ort, wo sie niemanden kennt und schwer Anschluss findet. Dennoch reagiert sie skeptisch, als ihr dreijähriger Sohn Moritz sich mit dem gleichaltrigen Raffael anfreundet und dessen Mutter auch ihre Nähe sucht.

Von all dem wird abwechselnd aus den Perspektiven von Moritz, Marie und Jo erzählt, wobei viel zwischen den verschiedenen Zeiten herumgesprungen wird. Trotzdem hatte ich keine Probleme damit, der Geschichte zu folgen und es wird durch verschiedene Andeutungen auch etwas Spannung erzeugt.
Die Handlung als solches ist zwar nicht gerade spektakulär, aber doch originell und hebt sich vom sonstigen Einheitsbrei auf dem Buchmarkt ab. Deswegen konnte ich leicht darüber hinwegsehen, dass manches unlogisch oder schwer nachvollziehbar ist und ein paar Fragen offen bleiben.
Wirklich überzeugen kann der Roman aber mit den interessanten Protagonisten und dem gut gezeichneten Ambiente. So nimmt Moritz die Welt und die Menschen um ihn herum auf ganz spezielle Weise wahr, sieht beispielsweise bei jedem eine farbige Aura. (Daraus erklärt sich auch der Titel.) Besonders gut hineinversetzen konnte ich mich aber in Marie, die unter schwierigen Bedingungen immer ihr Bestes gibt.
Man kann hier nachempfinden, was das Aufwachsen in einem kleinen Dorf bedeutet, wie Erlebnisse aus Kindheit und Jugend das ganze weitere Leben beeinflussen, oder auch, wie schwer es für Mütter ist, alles richtig machen zu wollen und ihre Kinder dennoch nicht vor allem Übel bewahren zu können.

Ein weiterer großer Pluspunkt ist das österreichische Flair, insbesondere auch die Verwendung einer erkennbar österreichischen Sprache, was heutzutage leider auch bei Büchern von österreichischen Autor(inn)en keine Selbstverständlichkeit ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2024

Oberflächliche Zusammenstellung von Worst-Case-Szenarien

Erstkontakt
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Die Erkenntnis, dass es sich bei der Erde nicht um den einzigen belebten Ort im Universum handelt, dass es gar technisch weiter fortgeschrittene Zivilisationen gibt als die Menschheit, wäre zweifellos ...

Die Erkenntnis, dass es sich bei der Erde nicht um den einzigen belebten Ort im Universum handelt, dass es gar technisch weiter fortgeschrittene Zivilisationen gibt als die Menschheit, wäre zweifellos einer der bedeutsamsten Momente der Menschheitsgeschichte. Die Aussage des Untertitels, dass wir uns auf Außerirdische vorbereiten müssen, ist daher sicher nicht falsch. Wirklich konkrete Ausführungen dazu, woraus diese Vorbereitung bestehen oder wie sie ablaufen sollte, sucht man hier jedoch vergebens.
Nach allgemeinen Überlegungen darüber, welche psychologischen Faktoren bei der Begegnung mit fremdartigen Lebewesen eine Rolle spielen, einem Überblick über die Darstellung von Außerirdischen in Filmen und einer kurzen Zusammenfassung der Geschichte von SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence) und SETA (Search for Extraterrestrial Artifacts), betrachtet der Autor diverse Szenarien, wie ein Erstkontakt ablaufen könnte. Dies reicht von der bloßen Entdeckung eines außerirdischen Radiosignals ohne Inhalt bis hin zur Ausbreitung eines tödlichen außerirdischen Krankheitserregers. Ihnen allen ist gemeinsam, dass es sich um „Worst-Case-Szenarien“ handelt. Dies hat zwar eine gewisse Berechtigung, denn vorbereiten sollte man sich natürlich vor allem auf Negatives, wirkt andererseits aber doch einseitig.
Außerdem konnte ich mich während des Lesens des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor selbst über kein besonders tiefes Verständnis der Materie verfügt. Gerade seine Beschreibungen der wissenschaftlichen Hintergründe wirken oftmals als hätte er sie irgendwo abgeschrieben. Nebenbei bemerkt scheint er auch unter einer Spinnenphobie zu leiden. Zumindest ist es auffällig (und nicht besonders originell), dass immer gerade eine Ähnlichkeit mit Spinnen als Beispiel für ein möglicherwiese abschreckendes Äußeres genannt wird.

Insgesamt bleiben seine Betrachtungen jedenfalls sehr an der Oberfläche. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit juristischen, ethischen oder philosophischen Implikationen fehlt völlig.
Zwar haben die hier angestellten Gedankenspiele dennoch ihren Reiz. Was man daraus mitnehmen kann, ist aber eigentlich nur, dass alles ganz furchtbar schiefgehen wird und dass die Medien (erst recht die sozialen) alles noch schlimmer machen werden.
Viel mehr haben das Buch bzw der Autor leider nicht zu bieten und das ist angesichts des grundsätzlich interessanten Themas doch enttäuschend.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Was die griechischen Götter so alles trieben

Mythos
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Wer kennt sie nicht – die Sagen und Mythen des antiken Griechenland, die Geschichten von Göttern und Göttinnen, Nymphen und Satyrn - und Sterblichen, welche die Gunst der Götter erringen oder es wagen, ...

Wer kennt sie nicht – die Sagen und Mythen des antiken Griechenland, die Geschichten von Göttern und Göttinnen, Nymphen und Satyrn - und Sterblichen, welche die Gunst der Götter erringen oder es wagen, sich mit ihnen anzulegen? Selbst wer sich noch nie näher mit diesem Thema befasst hat, wird häufig mit daraus entnommen Motiven konfrontiert, in Werken von Kunst und Literatur ebenso wie in Medienberichten oder wissenschaftlichen Abhandlungen (etwa als Namensgeber für Tiere und Pflanzen oder medizinische Fachausdrücke). Und wenigen ist wohl bewusst, wie viele heute allgemein gebräuchliche Begriffe aus diesem Kontext stammen.

Stephen Fry hat hier eine flotte und unterhaltsame Nacherzählung der wichtigsten Mythen verfasst. Vielleicht nicht ganz originalgetreu, dafür aber umso leichter zugänglich. Gerade weil die verwendete Sprache weder göttlich noch antik wirkt.
Bei der Vielzahl an auftretenden Figuren ist es allerdings schwer, den Überblick zu behalten. Ein Personenverzeichnis wäre sinnvoll gewesen.
Davon abgesehen ist dieses Werk für jeden, der in die Welt der Mythen eintauchen möchte, empfehlenswert.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Unfreiwilliger Anwalt der Russenmafia

Zu wenig Zeit zum Sterben
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In Eddie Flynns Leben läuft es gerade nicht besonders gut: Er hat seinen Beruf als Anwalt aufgegeben, seine Frau hat sich von ihm getrennt und er hat eine Entziehungskur hinter sich. Aber seine sonstigen ...

In Eddie Flynns Leben läuft es gerade nicht besonders gut: Er hat seinen Beruf als Anwalt aufgegeben, seine Frau hat sich von ihm getrennt und er hat eine Entziehungskur hinter sich. Aber seine sonstigen Probleme verblassen, als er eines Morgens den Lauf einer Pistole in seinem Rücken spürt. Er soll gezwungen werden, den Boss der Russenmafia vor Gericht zu verteidigen und nebenbei den wichtigsten Zeugen der Anklage mittels einer Bombe auszuschalten. Und das alles innerhalb von einunddreißig Stunden. Sonst wird seine Tochter sterben. Doch was die Russen nicht wissen: Bevor er Anwalt wurde, war Eddie ein geschickter Gauner und Trickbetrüger. Wird es ihm auch gelingen, die Mafia auszutricksen? Je näher er sich mit dem Fall befasst, umso mehr Ungereimtheiten fallen ihm auf.

Dass ein Strafverteidiger die Hauptrolle in einem Thriller spielt,
ist interessant. Und tatsächlich werden der Ablauf eines (US-amerikanischen) Strafprozesses sowie die Vorgehensweisen und Kniffe von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gut beschrieben. Auch ist Eddie ein ganz sympathischer Protagonist, gerade kein großer Held, aber doch jemand, der über sich hinauswächst.

Die Handlung rund um die russische Mafia konnte mich jedoch weniger überzeugen. Schon die Ausgangssituation finde ich unrealistisch und das wird im Laufe der Zeit nicht besser. Es ist unglaubwürdig, was Eddie alles unternehmen kann, ohne dass seine Bewacher etwas bemerken. Auch sonst ist am Verhalten der Mafia, aber auch beispielsweise des FBIs einiges unlogisch.
Die Geschichte besteht im Wesentlichen darin, dass Eddie in eine scheinbar aussichtslose Situation nach der anderen gerät und es doch immer wieder schafft, eine Lösung zu finden. Dabei wird durchaus etwas Spannung aufgebaut und es gibt ein paar Überraschungen. Andererseits ist aber klar, dass es irgendwie weitergehen muss, weshalb das meiste zumindest in groben Zügen vorhersehbar ist.

Insgesamt bleibt daher ein eher durchwachsener Eindruck.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Objekte von, für und über Frauen

Die Dinge. Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten
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Die Autorin möchte eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten erzählen, und dies ist ihr alles in allem ganz gut gelungen.
Sie hat 100 Dinge aus über 30.000 Jahren zusammengestellt, wobei der Schwerpunkt ...

Die Autorin möchte eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten erzählen, und dies ist ihr alles in allem ganz gut gelungen.
Sie hat 100 Dinge aus über 30.000 Jahren zusammengestellt, wobei der Schwerpunkt aber auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegt. Dabei kommen so unterschiedliche Objekte vor wie eine Höhlenmalerei, ein Metall-Korsett, ein gläserner Dildo, ein Fahrrad oder das „Manifest der 343 Schlampen“. Ihr Hintergrund und ihre Bedeutung für Frauen bzw den Feminismus werden in jeweils drei Seiten langen Beiträgen beschrieben.
Manche Dinge haben beispielsweise dazu beigetragen, Frauen zu unterdrücken oder ans Haus zu fesseln, andere haben zu mehr Freiheiten geführt, bisweilen ist es aber auch nicht ganz klar, ob die positiven oder die negativen Aspekte eines Dinges überwiegen bzw hat sich die Bedeutung im Lauf der Zeit geändert.
Dabei zeigt sich immer wieder, dass die Rolle der Frau oder die Eigenschaften, die Frauen zugeschrieben wurden, längst nicht so eindeutig und einheitlich waren, wie es in historischen Abhandlungen oft wirkt. Sei es in der Bewertung von wiederkehrenden Themen wie Sexualität und Rollenverteilung, seien es Details wie etwa die Tatsache, dass in der Anfangszeit der Computer Frauen als besonders geeignet für die Tätigkeit des Programmierens galten.
So entsteht ein interessanter und breit angelegter Überblick, der neue Informationen und Perspektiven bereithält und zum Nachdenken anregen kann.

Es gibt aber auch ein paar Kritikpunkte: Schon auf den ersten Blick drängt sich die Frage auf, ob das Buch denn unbedingt in rosa gehalten sein muss. Ich persönlich habe absolut nichts gegen diese Farbe, allerdings hätte man dieses Klischee auch leicht vermeiden können. Wenn der Autorin bzw dem Verlag an einer hübschen Gestaltung gelegen war, wäre es sinnvoller gewesen, in eine bessere Qualität der verwendeten Bilder zu investieren. Weiters fand ich auch die häufig eingestreuten englischen oder französischen Worte oder Satzfragmente entbehrlich. Auch hier habe ich grundsätzlich nichts gegen Fremdsprachen, finde es aber angenehmer, wenn ein Text in einer einheitlichen Sprache verfasst ist. …
Außerdem sind sowohl die Auswahl der Objekte als auch die Erläuterungen dazu natürlich subjektiv gefärbt. Da dieses Werk nicht den Eindruck erweckt, eine wissenschaftliche Abhandlung zu sein, ist dies jedoch nicht allzu problematisch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil