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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.02.2024

Was die griechischen Götter so alles trieben

Mythos
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Wer kennt sie nicht – die Sagen und Mythen des antiken Griechenland, die Geschichten von Göttern und Göttinnen, Nymphen und Satyrn - und Sterblichen, welche die Gunst der Götter erringen oder es wagen, ...

Wer kennt sie nicht – die Sagen und Mythen des antiken Griechenland, die Geschichten von Göttern und Göttinnen, Nymphen und Satyrn - und Sterblichen, welche die Gunst der Götter erringen oder es wagen, sich mit ihnen anzulegen? Selbst wer sich noch nie näher mit diesem Thema befasst hat, wird häufig mit daraus entnommen Motiven konfrontiert, in Werken von Kunst und Literatur ebenso wie in Medienberichten oder wissenschaftlichen Abhandlungen (etwa als Namensgeber für Tiere und Pflanzen oder medizinische Fachausdrücke). Und wenigen ist wohl bewusst, wie viele heute allgemein gebräuchliche Begriffe aus diesem Kontext stammen.

Stephen Fry hat hier eine flotte und unterhaltsame Nacherzählung der wichtigsten Mythen verfasst. Vielleicht nicht ganz originalgetreu, dafür aber umso leichter zugänglich. Gerade weil die verwendete Sprache weder göttlich noch antik wirkt.
Bei der Vielzahl an auftretenden Figuren ist es allerdings schwer, den Überblick zu behalten. Ein Personenverzeichnis wäre sinnvoll gewesen.
Davon abgesehen ist dieses Werk für jeden, der in die Welt der Mythen eintauchen möchte, empfehlenswert.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Unfreiwilliger Anwalt der Russenmafia

Zu wenig Zeit zum Sterben
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In Eddie Flynns Leben läuft es gerade nicht besonders gut: Er hat seinen Beruf als Anwalt aufgegeben, seine Frau hat sich von ihm getrennt und er hat eine Entziehungskur hinter sich. Aber seine sonstigen ...

In Eddie Flynns Leben läuft es gerade nicht besonders gut: Er hat seinen Beruf als Anwalt aufgegeben, seine Frau hat sich von ihm getrennt und er hat eine Entziehungskur hinter sich. Aber seine sonstigen Probleme verblassen, als er eines Morgens den Lauf einer Pistole in seinem Rücken spürt. Er soll gezwungen werden, den Boss der Russenmafia vor Gericht zu verteidigen und nebenbei den wichtigsten Zeugen der Anklage mittels einer Bombe auszuschalten. Und das alles innerhalb von einunddreißig Stunden. Sonst wird seine Tochter sterben. Doch was die Russen nicht wissen: Bevor er Anwalt wurde, war Eddie ein geschickter Gauner und Trickbetrüger. Wird es ihm auch gelingen, die Mafia auszutricksen? Je näher er sich mit dem Fall befasst, umso mehr Ungereimtheiten fallen ihm auf.

Dass ein Strafverteidiger die Hauptrolle in einem Thriller spielt,
ist interessant. Und tatsächlich werden der Ablauf eines (US-amerikanischen) Strafprozesses sowie die Vorgehensweisen und Kniffe von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gut beschrieben. Auch ist Eddie ein ganz sympathischer Protagonist, gerade kein großer Held, aber doch jemand, der über sich hinauswächst.

Die Handlung rund um die russische Mafia konnte mich jedoch weniger überzeugen. Schon die Ausgangssituation finde ich unrealistisch und das wird im Laufe der Zeit nicht besser. Es ist unglaubwürdig, was Eddie alles unternehmen kann, ohne dass seine Bewacher etwas bemerken. Auch sonst ist am Verhalten der Mafia, aber auch beispielsweise des FBIs einiges unlogisch.
Die Geschichte besteht im Wesentlichen darin, dass Eddie in eine scheinbar aussichtslose Situation nach der anderen gerät und es doch immer wieder schafft, eine Lösung zu finden. Dabei wird durchaus etwas Spannung aufgebaut und es gibt ein paar Überraschungen. Andererseits ist aber klar, dass es irgendwie weitergehen muss, weshalb das meiste zumindest in groben Zügen vorhersehbar ist.

Insgesamt bleibt daher ein eher durchwachsener Eindruck.

Veröffentlicht am 26.02.2024

Objekte von, für und über Frauen

Die Dinge. Eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten
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Die Autorin möchte eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten erzählen, und dies ist ihr alles in allem ganz gut gelungen.
Sie hat 100 Dinge aus über 30.000 Jahren zusammengestellt, wobei der Schwerpunkt ...

Die Autorin möchte eine Geschichte der Frauen in 100 Objekten erzählen, und dies ist ihr alles in allem ganz gut gelungen.
Sie hat 100 Dinge aus über 30.000 Jahren zusammengestellt, wobei der Schwerpunkt aber auf dem 19. und 20. Jahrhundert liegt. Dabei kommen so unterschiedliche Objekte vor wie eine Höhlenmalerei, ein Metall-Korsett, ein gläserner Dildo, ein Fahrrad oder das „Manifest der 343 Schlampen“. Ihr Hintergrund und ihre Bedeutung für Frauen bzw den Feminismus werden in jeweils drei Seiten langen Beiträgen beschrieben.
Manche Dinge haben beispielsweise dazu beigetragen, Frauen zu unterdrücken oder ans Haus zu fesseln, andere haben zu mehr Freiheiten geführt, bisweilen ist es aber auch nicht ganz klar, ob die positiven oder die negativen Aspekte eines Dinges überwiegen bzw hat sich die Bedeutung im Lauf der Zeit geändert.
Dabei zeigt sich immer wieder, dass die Rolle der Frau oder die Eigenschaften, die Frauen zugeschrieben wurden, längst nicht so eindeutig und einheitlich waren, wie es in historischen Abhandlungen oft wirkt. Sei es in der Bewertung von wiederkehrenden Themen wie Sexualität und Rollenverteilung, seien es Details wie etwa die Tatsache, dass in der Anfangszeit der Computer Frauen als besonders geeignet für die Tätigkeit des Programmierens galten.
So entsteht ein interessanter und breit angelegter Überblick, der neue Informationen und Perspektiven bereithält und zum Nachdenken anregen kann.

Es gibt aber auch ein paar Kritikpunkte: Schon auf den ersten Blick drängt sich die Frage auf, ob das Buch denn unbedingt in rosa gehalten sein muss. Ich persönlich habe absolut nichts gegen diese Farbe, allerdings hätte man dieses Klischee auch leicht vermeiden können. Wenn der Autorin bzw dem Verlag an einer hübschen Gestaltung gelegen war, wäre es sinnvoller gewesen, in eine bessere Qualität der verwendeten Bilder zu investieren. Weiters fand ich auch die häufig eingestreuten englischen oder französischen Worte oder Satzfragmente entbehrlich. Auch hier habe ich grundsätzlich nichts gegen Fremdsprachen, finde es aber angenehmer, wenn ein Text in einer einheitlichen Sprache verfasst ist. …
Außerdem sind sowohl die Auswahl der Objekte als auch die Erläuterungen dazu natürlich subjektiv gefärbt. Da dieses Werk nicht den Eindruck erweckt, eine wissenschaftliche Abhandlung zu sein, ist dies jedoch nicht allzu problematisch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 30.06.2023

Auf den Spuren der (alten) DNA

Hybris
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Dieses Buch handelt davon, wie sich die Menschheit von ihren Ursprüngen in Afrika aus in zahlreichen Wellen um die ganze Welt verbreitet hat. Es erzählt von Begegnungen mit Neandertalern und Denisovanern, ...

Dieses Buch handelt davon, wie sich die Menschheit von ihren Ursprüngen in Afrika aus in zahlreichen Wellen um die ganze Welt verbreitet hat. Es erzählt von Begegnungen mit Neandertalern und Denisovanern, den diversen Einwanderungswellen, die Europa prägten, der Ausbreitung der Landwirtschaft, der Besiedlung von Amerika, Australien oder Polynesien, dem Einfluss der Steppe und vielem mehr. Es geht um großartige Triumpfe, aber auch um Tragödien wie Klimakatastrophen oder Epidemien.
Beschrieben wird dies alles auf eine Weise, die vor wenigen Jahren noch nicht möglich gewesen wäre. Erst seit Methoden zur Sequenzierung und Analyse von aus fossilen Knochen gewonnener DNA entwickelt wurden, wobei das Institut, an dem Johannes Krause arbeitet, eine Vorreiterrolle eingenommen hat, können beispielsweise DNA-Fragmente einer 50.000 Jahre alten Neandertalerin, eines 15.000 Jahre alten Marokkaners oder eines 1500 Jahre alten Awaren mit der DNA früherer und heutiger Bevölkerungsgruppen verglichen werden. So kann man Jahrtausende alte Wanderungsbewegungen nachvollziehen und beobachten, wie sich Menschen und Kulturen um den Erdball bewegten.

Die Ausführungen sind dabei allgemein verständlich gehalten. Teilweise zwar eher oberflächlich, die wesentlichen Punkte werden aber jedenfalls klar und nachvollziehbar dargestellt. Die Autoren verhehlen auch nicht, dass noch nicht alle Fragen zur Menschheitsgeschichte beantwortet werden können.
Außerdem gibt es am Beginn jedes Kapitels eine Landkarte, welche die dort beschriebenen Fundstellen und Routen illustriert.

Der Titel ist allerdings nicht ganz passend: Die Hybris des Menschen wird erst im letzten Kapitel thematisiert.
Insgesamt wird hier ein interessanter Überblick über den aktuellen Forschungsstand der Archäogenetik geboten. Es ist schon faszinierend, wie viele neue und teilweise überraschende Erkenntnisse durch deren Methoden innerhalb relativ kurzer Zeit gewonnen werden konnten.

Veröffentlicht am 30.06.2023

Zeitreisen durch Hunderte Jahrmillionen der Geschichte des Lebens

Urwelten
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Dieses Buch enthält eine Zusammenstellung von informativen und unterhaltsamen Ausflügen zu lang vergangenen Landschaften und Lebensgemeinschaften. Vom Alaska des Pleistozäns geht es rückwärts in der Zeit ...

Dieses Buch enthält eine Zusammenstellung von informativen und unterhaltsamen Ausflügen zu lang vergangenen Landschaften und Lebensgemeinschaften. Vom Alaska des Pleistozäns geht es rückwärts in der Zeit bis hin ins Ediacarium, aus dem die ältesten Fossilien mehrzelliger Tiere stammen.
Die jeweils ca 20 Seiten langen Kapitel befassen sich immer mit einem ganz bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit und stellen die Lebewesen vor, welche die damalige Welt prägten. Ausgewählt wurden die Orte, entweder weil ihre Fossilien besonders gut erhalten sind oder weil sie bedeutsame Entwicklungsstufen illustrieren. Der Autor ist denn auch darauf bedacht, die Lebensgemeinschaften in ihrer Gesamtheit darzustellen. Er beschreibt nicht nur ihre spektakulärsten Mitglieder, sondern holt auch unscheinbarere Lebewesen vor den Vorhang, die für die weitere Entwicklung aber oft weitaus wichtiger waren. So kommen in den Kapiteln zum Mesozoikum relativ wenige Dinosaurier vor, dafür beispielsweise frühe Säugetiere, Lebensgemeinschaften in den Meeren des Jura oder die ersten Blütenpflanzen.

Es ist interessant, durch die Zeit zu reisen und zu beobachten, wie unterschiedliche Klimaverhältnisse und sonstige Rahmenbedingungen sich auf die Tier- und Pflanzenwelt auswirkten, mit welchen Problemen bis hin zu Massenaussterben das Leben zu kämpfen hatte und wie es sich immer wieder davon erholte und an neue Gegebenheiten anpasste.
Man hat das Gefühl, hautnah mit dabei zu sein, wenn sich etwa auf dem Gebiet des ausgetrockneten Mittelmeers im Miozän Zwerge und Riesen bilden, Huftiere durch das Grasland im Chile des Oligozäns streifen, Räuber in den Wüsten des Perm auf Beutejagd gehen oder im Kambrium die ersten Augen entstehen. Dabei sorgt die Vielfalt an Schauplätzen für Abwechslung und es werden spannende Hintergrundinformationen zu den Mechanismen der Evolution eingestreut.

Ich hätte mir nur etwas mehr Bilder gewünscht, um mir die beschriebene Fauna und Flora besser vorstellen zu können. Außerdem ist die verwendete Zeitform bisweilen missverständlich. Bei manchen im Präsens verfassten Sätzen war zumindest für mich nicht auf Anhieb klar, ob der Autor die gerade beschriebene Epoche oder die Gegenwart meint.

Für an Paläontologie oder Evolution Interessierte dennoch eine klare Leseempfehlung!