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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2019

Hochzeitsfotografin wider Willen

Weihnachten im kleinen Brautladen am Strand
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Wer gerne was über Hochzeiten liest, kommt in diesem Buch voll auf seine Kosten - es finden gleich mehrere statt. Wir als Leser betrachten sie aber genauso wie Protagonistin des 4. Teils der "Brautladen ...

Wer gerne was über Hochzeiten liest, kommt in diesem Buch voll auf seine Kosten - es finden gleich mehrere statt. Wir als Leser betrachten sie aber genauso wie Protagonistin des 4. Teils der "Brautladen am Strand"-Reihe rein aus Fotografen-Sicht. D.h. der ganze Stress um Kleiderkauf, Tortenauswahl und sonstige benötigten Requisiten wird komplett ausgeblendet. Trotzdem kommt die Atmosphäre gut rüber. Und am Ende dieser ganzen Hochzeiten im Dezember gibt es auch noch eine schöne Weihnachtsfeier der Einheimischen.

Was für mich nicht so gelungen ist, ist alles was mit dem Thema Liebe zu tun hat. Zum einen war es für mich unerklärlich, wieso Holly offensichtlich noch an ihrem Ex hing - wo doch sie diejenige war, die letztes Weihnachten bei seinem Heiratsantrag weggerannt ist. Und das aus nachvollziehbaren Gründen, die sich mittlerweile ja kaum geändert haben werden. Trotzdem redet bzw. denkt sie ständig, dass ihr Herz gebrochen und ihr Glück zerstört wurde etc. etc.
Dann trifft sie in ihrer Heimat St. Aidan auf ein Typen aus ihrer Jugend, der sie damals natürlich immer nur geärgert hat und sich jetzt aber doch als ganz sympathisch entpuppt. Für mich waren die beiden aber schon schnell so sehr in der "friends zone", dass ich sie mir später nicht mehr als Liebespaar vorstellen konnte. Ich habe null Knistern gespürt!
Auch manche Dialoge - und zwar nicht nur zwischen Holly und Rory, sondern generell - klangen komisch (d.h. ergaben manchmal insgesamt wenig Sinn), was vielleicht an einer schlechten Übersetzung liegen könnte.

Somit haben wir hinter dem wunderschönen Cover eine zwar leicht lesbare Winter-Hochzeits-Geschichte mit ein bisschen Liebe wie Glitzer drübergestreut. Allerdings gibt es von dieser Sorte auch zahlreiche bessere Bücher, so dass ich diese Reihe um Jess und ihre Freundinnen im Brautladen wohl nicht weiter verfolgen werde (nachdem dieses hier nach "Winter im kleinen Brautladen am Strand" mein 2. Buch der Serie war).

Veröffentlicht am 18.10.2019

Viele Fäden zu einem großen Teppich verwoben

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
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Das Buch knüpft nicht unmittelbar an den 11. Teil an (wie ich es aufgrund des Cliffhangers im letzten Buch erwartet hatte) sondern rund 1,5 Jahre später. Harry Hole wurde von seiner Frau rausgeschmissen, ...

Das Buch knüpft nicht unmittelbar an den 11. Teil an (wie ich es aufgrund des Cliffhangers im letzten Buch erwartet hatte) sondern rund 1,5 Jahre später. Harry Hole wurde von seiner Frau rausgeschmissen, ist nun endgültig wieder dem Alkohol verfallen und steht beruflich auf dem Abstellgleis. Dann rüttelt ein Messermord ihn so richtig wach, und er ermittelt auf eigene Faust. Zum Glück hat er noch ein paar Freunde, die ihn dabei unterstützen...

Ein packender Krimi, der diesmal weniger auf die Polizeiarbeit fokussiert ist als vielmehr auf Harry Hole als (Privat-)Person. Er ist der Dreh- und Angelpunkt dieses Falls, und nicht nur einfach Protagonist. Zusätzlich lernen wir diverse Verdächtige und ihre Biographien teils recht ausführlich kennen. Dadurch kam mir das Buch zwischenzeitlich sehr langatmig und ausschweifend vor, und die Spannung ging mir definitiv verloren. Andererseits waren diese 'Exkurse' inhaltlich auch wieder wichtig, denn mit Hilfe vieler einzelner Fäden strickt Jo Nesbo hier einen ebenso grausamen wie interessanten Fall zusammen. So manches Mal glaubte ich schon zu wissen, wer der Täter war - um am Ende dann doch komplett überrascht zu werden! Das war definitiv gut gemacht, allerdings fand ich die finale Auflösung in punkto Täter und Motiv enttäuschend. Das passte doch überhaupt nicht zusammen mit dem, wie diese Person vorher charakterisiert wurde!

Auch um den Fall Svein Finne, der am Ende des 11. Teils aus der Haft entlassen wurde und nun auf einem Rachefeldzug ist, hätte ich mir sehr viel mehr erwartet. Nicht dass ich scharf drauf bin, grausige Szenen zu lesen wie er über Opfer herfällt. Aber dass er hier nur eine kleine (wenn auch nicht unwichtige) Nebenrolle spielt hätte ich auch nicht gedacht. Und das Mordwerkzeug aus Teil 11, von dem er sich extra eine teure Kopie hat anfertigen lassen, wird nicht mal erwähnt.

Insgesamt vergebe ich für diesen Teil nur 4 Sterne, wobei die Langatmigkeit im Mittelteil am stärksten dazu beigetragen hat. Dennoch hat mich das Buch neugierig gemacht, auch die vorangegangenen Teile mal zu lesen!

Veröffentlicht am 09.10.2019

Zurück in ein selbständiges Leben

Fünf Wörter für Glück
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Nur ein kleiner falscher Schritt beim Joggen kann soo große Auswirkungen haben. Heidi verdreht ihr Bein beim Ausrutschen leider derart unglücklich, dass die Blutzufuhr abgeschnürt ist und der Unterschenkel ...

Nur ein kleiner falscher Schritt beim Joggen kann soo große Auswirkungen haben. Heidi verdreht ihr Bein beim Ausrutschen leider derart unglücklich, dass die Blutzufuhr abgeschnürt ist und der Unterschenkel schließlich amputiert werden muss. Genau dasselbe ist übrigens auch der Autorin passiert, wie sie im Interview am Ende des Buches erzählt.

Weite Teile des Romans sind also ihre eigenen Erlebnisse. Andere Dinge (wie die Nebenfiguren) hat sie verändert bzw. hinzugedichtet. Leider erwähnt sie in dem Interview nicht, ob sie auch einen 'Jack' kennengelernt hat. Zu wünschen wäre es ihr, denn für Heidi wird Jack eine wichtige Unterstützung auf ihrem Weg zurück in ein neues Leben, dass sie so selbständig wie nur möglich führen möchte. Dass das mit harter Arbeit und auch vielen Schmerzen verbunden ist, macht Ella Dove eindrucksvoll deutlich.

Ich fand es toll, auch mal so eine Geschichte zu lesen, das hat man ja nicht so oft (obwohl ich zufälligerweise erst vor ein paar Wochen mit "Wir von der anderen Seite" ein Roman gelesen habe, in dem die Autorin ebenfalls ihre Rekonvaleszenz nach einer plötzlichen heftigen Erkrankung verarbeitet hat).
Trotz des ernsten Themas und der Ehrlichkeit, mit der sie von all den Schwierigkeiten berichtet, erschuf die Autorin hier einen Roman, den man wirklich gerne liest.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Mission: Rettung der Spielzeuge

Waldo Wunders fantastischer Spielzeugladen
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Eigentlich soll Lenni nur auf Herrn Wunders Spielzeugladen aufpassen, solange der verreist ist. Doch plötzlich passieren dort allerhand merkwürdige Dinge: Nachts dringen seltsame Geräusche aus dem Laden, ...

Eigentlich soll Lenni nur auf Herrn Wunders Spielzeugladen aufpassen, solange der verreist ist. Doch plötzlich passieren dort allerhand merkwürdige Dinge: Nachts dringen seltsame Geräusche aus dem Laden, Spielzeuge liegen nicht mehr da, wo sie noch am Vortag waren, und ein magisches Kribbeln erfüllt die Luft. Werden die Spielzeuge etwa in der Nacht lebendig? Und was hat die dritte Schublade im Ladentisch damit zu tun, die Lenni auf keinen Fall öffnen darf?

Ein wunderschönes Kinderbuch, das von der Grundidee wie eine Mischung aus 'Toy Story' und 'Nachts im Museum' ist, mit einem Hauch von 'Doc McStuffins'. Denn in dem Laden von Waldo Wunder werden die Spielzeuge des nachts 'lebendig' (und müssen ab und an auch mal kuriert und repariert werden). Das erstaunt Lenni, der eigentlich nur ab und an mal nach dem rechten sehen soll, anfangs sehr - bevor er dann doch begeistert und ausgiebig mit seinen neuen Freunden spielt. Doch als die Spielzeuge nach und nach Probleme bekommen, überhaupt wach zu werden, weil ihr Zauberpulver zur Neige geht, muss Lenni schnell und beherzt eingreifen.

Meine Söhne - große Fans von Toy Story - hatten auch an dieser Geschichte viel Freude. Nicht zuletzt auch wegen der Tatsache, dass sie nicht zu sehr düster-spannend-gruselig war wie so manch andere Kinderbücher, die wir in letzter Zeit gelesen haben. Und dennoch nicht langweilig!
Die Kapitel haben eine super Länge zum Vorlesen oder selber lesen, und die liebevollen Illustrationen runden dieses schöne Kinderbuch wunderbar ab.

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Veröffentlicht am 06.10.2019

Schokotrüffel-Hygge

Die kleine Chocolaterie am Meer
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So schön wie der Schokoladen von Emma in dem kleinen Küstenort in Northumberland beschrieben ist würde ich da selbst gerne arbeiten. Oder zumindest mal zum naschen vorbei schauen. Manche der Kreationen, ...

So schön wie der Schokoladen von Emma in dem kleinen Küstenort in Northumberland beschrieben ist würde ich da selbst gerne arbeiten. Oder zumindest mal zum naschen vorbei schauen. Manche der Kreationen, die zahlreich und oft erwähnt werden im Verlauf des Buches, klingen wirklich köstlich!

Dagegen fällt die Handlung leider nur sehr durchschnittlich aus. Sie plätschert so vor sich dahin, mit kleinen Höhen und Tiefen, die manchmal arg konstruiert wirken. Das erste Treffen von Emma und Max, ihr darauffolgendes Sehnen nach dem Unbekannten während sie sich gleichzeitig einredet, dass es ja nun nicht so ungewöhnlich ist dass man mal jemanden begegnet, stürmisch küsst und dann nie wiedersieht. Ja, ne, überhaupt nicht! Als sich später einer der beiden doch wieder zurückzieht wirkt das auch sehr aufgesetzt, und fungierte wohl nur als 'Spannungsgenerator' für die Story - zündet aber in dieser Funktion eh nicht.

Spannung oder auch Spaß fand ich in diesem Buch nicht. Die Geschichte hat eher einen leicht melancholischen Touch, weil Emmas Herz immer noch an ihrer verlorenen großen Liebe hängt. Diese wird mehrfach erwähnt, ohne aber genau zu erzählen was genau geschehen ist. Ständig werden nur Andeutungen gemacht - wahrscheinlich auch um Spannung aufzubauen. Klappte aber auch hier nicht, es wird mit der Zeit nur nervig und man möchte ihr am liebsten zurufen "Jetzt erzähl es doch endlich!". Vor allem weil die 'Auflösung' am Ende dann auch eher in die 08/15 Kategorie fällt.

Trotz all dieser Kritik habe ich mich beim Lesen dennoch wohl gefühlt. Behaglich! Neudeutsch würde man wohl "hygge" sagen. Genau in diese Kategorie fällt dieser Roman für mich, und damit findet er ganz sicher auch sein Lesepublikum.