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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2018

Lesezeit zum Entschleunigen

Das Geräusch der Dinge, die beginnen
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Seit Ada im Alter von 3 Jahren von ihrer Mutter verlassen wurde, ist sie bei ihrer Großmutter Teresa aufgewachsen, die im Laufe der Jahre zu ihrem Lebensmittelpunkt geworden ist. Das Geräusch der Dinge, ...

Seit Ada im Alter von 3 Jahren von ihrer Mutter verlassen wurde, ist sie bei ihrer Großmutter Teresa aufgewachsen, die im Laufe der Jahre zu ihrem Lebensmittelpunkt geworden ist. Das Geräusch der Dinge, die beginnen - darauf zu achten hat Ada von Teresa gelernt und auch mit offenen Augen durch das Leben zu gehen, um jede Kleinigkeit aufzunehmen.

Nachdem Teresa schwer erkrankt ins Krankenhaus gebracht werden muss und bald sterben wird, verbringt Ada ihre Tage bei ihr. Dort lernt sie Giulia, eine Krankenschwester, sowie Matteo, einen Vertreter für medizinische Produkte kennen.

Die gesamte Geschichte kommt mit diesen 4 Personen aus und den Netzwerken, die sich zwischen ihnen aufbauen.

Es ist ein Buch der leisen Töne, sehr detailreich, bei dem vermeintlich kleine Dinge gewürdigt und wahrgenommen werden. Die Handlung ist eher minimalistisch und kommt ohne große Ereignisse aus und besteht oftmals nur aus Abwarten - damit habe ich mich zu Beginn etwas schwer getan, wie auch mit dem Charakter von Ada - aber wenn man sich erst einmal darauf eingelassen hat, wird man belohnt mit dem Schreibstil, der Ausdrucksweise und der Möglichkeit, dabei zu entschleunigen und einen Gang herunter zu schalten, zumindest war das bei mir der Fall. Außerdem enthält die Geschichte einige wirklich zutreffende Lebensweisheiten.

Obwohl mir das Ende dann leider doch zu märchenhaft war gibt es eine Leseempfehlung für alle, die die leisen Töne lieben und sich selbst etwas Gutes tun wollen und 4 Sterne.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Eine ganz spezielle Wohngemeinschaft

Das Haus ohne Männer
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Eine ganz spezielle Wohngemeinschaft, ja, das sind die 5 Frauen im Haus ohne Männer oder der Casa Celestine, wie sie es liebevoll nennen.

Vom Cover etwas in die Irre geführt habe ich an und für sich einen ...

Eine ganz spezielle Wohngemeinschaft, ja, das sind die 5 Frauen im Haus ohne Männer oder der Casa Celestine, wie sie es liebevoll nennen.

Vom Cover etwas in die Irre geführt habe ich an und für sich einen amüsanten chick-lit-Roman erwartet. Daher war ich zunächst etwas verwirrt von den ersten Kapiteln und musste mich zum Weiterlesen tatsächlich selbst anschubsen, aber es hat sich am Ende doch gelohnt.

5 ganz unterschiedliche Frauen bewohnen das Haus der "Königin", die keine Männer darin duldet, und ihre 4 Mitbewohnerinnen haben sich bislang daran gehalten. Als Juliette für kurze Zeit eine der Wohnungen übernimmt, kommt frischer Wind in die Hausgemeinschaft und alte Strukturen fangen an zu bröckeln.

Als roter Faden zieht sich Juliettes Alltag durch die gesamte Geschichte. Sie hat eine sehr erfrischende Art und dadurch wird das Geschehen lebendig. Unterbrechungen gibt es bei den Rückblicken auf das Leben jeder einzelnen Mitbewohnerin . Jede einzelne der Frauen hat ein Päckchen zu tragen, das sie letztendlich zum Entschluss, ein Leben ohne Mann zu führen, gebracht hat. Aber nach Juliettes Einzug und vllt. aufgrund ihrer unkonventionellen Art stellt sich bei Giuseppina, Simone, Carla und selbst der Königin die Frage, ob sie mit diesem Lebensmodell überhaupt noch glücklich sind. Denn irgendwie ist doch jede/r von uns auf der Suche nach Glück, Geborgenheit, Liebe und einer Schulter zum Anlehnen.

Mir hat das Buch gut gefallen, denn es verbindet humorvolle Szenen, nachdenklichen Passagen, ungeschminkte Wahrheiten und ein tragisches Lebensresumee´. Dafür eine Leseempfehlung und 4 Sterne.


Weniger

Veröffentlicht am 09.04.2018

Lesegenuss über starke Frauen

Die Oleanderfrauen
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"Irgendwie ist es seltsam: Einerseits muss ich wissen, wie es ausgeht, und gleichzeitig habe ich große Angst davor. Weil dann ja alles vorbei ist." (Seite 357, 2. Absatz)

Genau so ist es mir gegangen. ...

"Irgendwie ist es seltsam: Einerseits muss ich wissen, wie es ausgeht, und gleichzeitig habe ich große Angst davor. Weil dann ja alles vorbei ist." (Seite 357, 2. Absatz)

Genau so ist es mir gegangen. Geflutet von Emotionen nachdem sich alle noch offenen Fragen gelöst hatten und mit einem riesigen „wow-Gefühl“ im Bauch über diese berührende und mitreißende Geschichte, aber zuklappen mochte ich das Buch einfach noch nicht...

Aber der Reihe nach:

Der Prolog war bereits ein gelungener Einstieg in das Buch, der bei mir nicht nur einen Kloß im Hals zurückgelassen sondern auch Neugierde geweckt und viele Fragen aufgeworfen hat. Und im Laufe der Handlung spielt er noch eine große Rolle.

Die Geschichte gliedert sich in 2 Handlungsstränge, die beide in Hamburg spielen: der erste Mitte der 30-er Jahre, der zweite in der Gegenwart.

Im Hamburg der Vorkriegszeit lernen wir die junge Sophie kennen, die als Tochter eines Kaffeebarons das privilegierte Leben in einer Villa mit allen seinen Vorzügen genießt. Aus der Kinderfreundschaft zu Hannes, dem Sohn der Köchin, entwickelt sich eine große Liebe, die nicht ohne Folgen bleibt. Der Standesdünkel ist dabei das kleinste Problem des jungen Paares, denn es gibt ein dunkles Familiengeheimnis, das nun offenbart werden muss.

In der Gegenwart kämpft die chaotische Jule, Cafebetreiberin mit Leidenschaft und dem Herz am rechten Fleck, mit finanziellen Problemen. Da sie auch Spaß am Schreiben und historischer Recherche hat verfasst sie nebenbei noch unter dem Motto „Ich schreib dir dein Leben“ Biografien.

Einen solchen Auftrag erhält sie von Johanna, einer liebenswerten älteren Dame, die ihr einen Dachbodenfund aus dem Haus ihrer Mutter übergibt. An dieser Stelle gelingt es Teresa Simon auf raffinierte Weise beide Handlungsstränge zu verbinden, handelt es sich bei dem Gegenstand doch um Sophies Tagebuch. Mit einem fesselnden Schreibstil gelingt es der Autorin, den Spannungsbogen konstant hoch zu halten. Die Handlung bleibt dabei immer lebendig, die Personen sind authentisch; Teresa Simon versteht es meisterhaft, Spuren zu legen, streut dezent Hinweise, die immer wieder das Kopfkino in Gang setzen, verrät aber dabei nie zu viel. Als Leserin sind meine Gefühle Achterbahn gefahren;, ich habe mich mit gefreut, aber genauso mit gelitten.

Bisher haben mir in ähnlichen Büchern immer die Handlungsstränge in der Vergangenheit besser gefallen. In diesem Roman ist eine Trennung gar nicht möglich, da der eine nicht ohne den anderen bestehen kann, und das hat mir auch sehr gut gefallen.

Gleich zu Beginn des Jahres an so ein Lesehighlight zu gelangen, ist ein echter Glücksgriff und die Latte für alle Bücher, die ich noch lesen werde, hängt jetzt sehr hoch.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch und 5 Sterne (mehr gibt es leider nicht zu vergeben)

Veröffentlicht am 09.04.2018

Die Magie der Stille

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
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Es war einmal … ein Plattenladen in einer kleinen Strasse Ender der 80-er Jahre: Lebensinhalt von Frank und gleichzeitig Treffpunkt für Freunde und Nachbarn.

Frank ist nicht nur überzeugter Vinylliebhaber ...

Es war einmal … ein Plattenladen in einer kleinen Strasse Ender der 80-er Jahre: Lebensinhalt von Frank und gleichzeitig Treffpunkt für Freunde und Nachbarn.

Frank ist nicht nur überzeugter Vinylliebhaber sondern auch dafür bekannt, dass er in jedem Menschen die Musik hören kann, die dieser gerade benötigt und er auf diese Weise vielen bei Entscheidungen oder in Lebenskrisen hilft. Musik spielt in Frank Leben die bedeutendste Rolle, bis ihm eines Tages Ilse quasi „vor die Füße fällt“. Einerseits ist er sofort von ihr fasziniert, andererseits auch total verunsichert, denn in ihr hört er nur eins: Stille. Auf Ilses Wunsch, ihr Musik näher zu bringen, verbringen beide regelmäßig Zeit miteinander und es entwickelt sich eine unaufgeregte, leise aber auch etwas merkwürdige „Beziehung“ zwischen den beiden.

Unterbrochen wird dieser Erzählstrang immer wieder durch Rückblenden in die Kindheit und Jugendzeit von Frank, aus denen man erfährt, wie er zu seiner Liebe zur Musik gekommen ist.

Rachel Joyce verwendet wieder ihren ganz eigenen Erzählstil, der sofort eine Wohlfühlatmosphäre verbreitet und von dem man sich treiben und mitnehmen lassen kann. Ihre Charaktere sind allesamt liebevoll beschrieben und es fällt nie schwer, sich davon gleich ein Bild zu machen.

Besonders gut hat mir anfänglich der rote Faden der besprochenen Musikstücke gefallen – diese Kombination von gelesenem Wort und Hörgenuss haben für mich ein harmonisches Ganzes ergeben, wobei ich mir auch endlich wieder einmal die Zeit genommen habe, diese Stücke bewusst anzuhören und nicht nur als Hintergrundmusik.

Leider geht diese Harmonie im Lesefluss mit Ilses Geständnis abrupt verloren und Frank „Abstieg“ war für mich das absolute Stimmungstief.

Der Zeitsprung über 20 Jahre war für mich auch nicht nachvollziehbar und die folgende Handlung viel zu komprimiert, konstruiert und realitätsfern.

Aber dann.--- was für ein Finale!!!

Franks derzeitiges Leben war geprägt von Stille – aber aus der Stille kommt die Musik – und wie sie daher kommt war so großartig beschrieben und hat mich so mitgerissen, dass ich trotz der Schwächen eine Leseempfehlung gebe und 3,5 Sterne.

Weniger

Veröffentlicht am 09.04.2018

Gute-Laune-Buch mit karibischem Flair

Mit Hanna nach Havanna
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„Aber ich genieße jede Sekunde Glück, denn ich weiß ja nicht, wie viele ich davon noch haben werde.“ (Zitat S. 230 Ende 1. Absatz)


Weder Heiratsantrag noch Beförderung oder Auszeichnung – stattdessen ...

„Aber ich genieße jede Sekunde Glück, denn ich weiß ja nicht, wie viele ich davon noch haben werde.“ (Zitat S. 230 Ende 1. Absatz)


Weder Heiratsantrag noch Beförderung oder Auszeichnung – stattdessen die Zwangsversetzung zum Seniorenprogramm.

Für Moderatorin Katrin tut sich ein Abgrund auf, denn ihre Arbeit ist ihr Leben.

Über einen Leserbrief lernt sie die fast 80-jährige Hanna kennen. Diese schätzt ihre journalistischen Fähigkeiten und möchte sie für eine Reise nach Kuba gewinnen, um dort ihre großen Liebe Julius aufzuspüren. Obwohl Katrin sich weder für Land und Leute begeistern kann sieht sie für sich doch eine Möglichkeit, ihrem Karriereknick entgegenzuwirken.


Mit den beiden Frauen treffen zwei Personen aufeinander, die gegensätzlicher gar nicht sein könnten, aber gerade diese Kombination macht die Reise erst spannend. Katrin, verbohrtes Arbeitstier und dröge Wissenschaftlerin, für die Gefühle ein Fremdwort sind und nur die Logik zählt und Hanna, lebenslustig, weltoffen und Genußmensch in jeder sich bietenden Situation. Es folgt ein Roadtrip durch Kuba der besonderen Art, der bestens unterhält und das nicht nur aufgrund des rosa Cadillacs. Es gibt natürlich einige spektakuläre Vorfälle; insbesondere bei der Urwaldrallye habe ich mit Katrin und Hanna Blut und Wasser geschwitzt und jede Bodenwelle mitgenommen.


Im Laufe der Fahrt lernt man ganz im „Vorbeifahren“ viel über Land und Leute.


„Sieh dir das an! Wir sind mitten in einer Fototapete!“ (Zitat S. 189 oben)


Wundervollen Landschaftsbeschreibungen folgen kleine Städtetrips, aber vor allem spürt man diese herzliche und entspannte Lebenseinstellung der Kubaner und hört zwischen den Seiten förmlich den Rhythmus des Salsa. Man merkt deutlich die Faszination, die diese Insel bei der Autorin, Theresia Graw, während ihres Urlaubs hinterlassen hat. Und wer sich beim oder nach dem Lesen etwas kubanischen Flair holen möchte kann das mit Hilfe der Rezepte in fester oder flüssiger Form erledigen.


Wer nun wissen möchte, ob Hannas Suche erfolgreich ist und was sich sonst noch so ereignet hat, sollte das Buch unbedingt selbst lesen. Es ist lebendig, humorvoll, romantisch und immer für eine Überraschung gut, ein absolutes Gute-Laune-Buch, das mir im Winter ein bisschen Sonne ins Herz gebracht hat.