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Veröffentlicht am 25.05.2018

Die nicht ganz so störrische Braut

Die störrische Braut
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Meinung

Der Roman Die störrische Braut ist eine Neuerzählung Shakespeares Stücks Der Widerspenstigen Zähmung. Insgesamt wurden acht seiner Werke durch internationale Autorinnen und Autoren in moderner ...

Meinung



Der Roman Die störrische Braut ist eine Neuerzählung Shakespeares Stücks Der Widerspenstigen Zähmung. Insgesamt wurden acht seiner Werke durch internationale Autorinnen und Autoren in moderner Weise interpretiert. Anne Tylers Werk Die störrische Braut erzählt von einer leicht schrägen Amerikanischen Familie und deren Umgang mit- und untereinander. Da ich das Original nie gelesen habe, kann ich darauf nicht eingehen und betrachte den Roman daher als eigenständiges Werk.

Es gibt nüchterne Figuren, die durch ihre Art witzig, bissig und unterhaltsam wirken. Am besten funktionieren sie, wenn sie für sich allein stehen und sich so von den anderen Charakteren abzuheben wissen. In dem Fall der Störrischen Braut trifft diese Eigenschaft nahezu auf jede Person zu, was das Lesen schwieriger macht. Kates sarkastische Art, die sonst sehr abwechslungsreich gewesen wäre, ging dadurch komplett unter, da nahezu alle Personen ähnlich reagieren und ihre Handlungen somit auch ungünstig berechenbar sind.
Das was Kate und den anderen den lieben langen Tag passiert ist einfach zu banal, als das es gerne an den Roman fesseln lässt. Zumal die Geschichte sehr vorhersehbar ist, egal ob man mit dem Ablauf des Originalstückes nun vertraut ist oder nicht.
Figuren müssen nicht immer eine komplexe Entwicklung durchleben, um interessant zu wirken. Sie dürfen auch rückständig und ihre Aktionen müssen zum Romanende hin nicht nachvollziehbar sein. Allerdings macht es die Identifizierung mit ihnen nicht unbedingt einfacher. Warum hat Kate sich schlussendlich so entschieden? Was ist passiert, was mir als Leserin anscheinend entgangen ist, dass sie ihrem Vater nachgibt? In einem sehr kleinen Fenster gibt sie einen Einblick in ihr Inneres und doch fehlte da auf Dauer das gewisse Etwas, was normalerweise dazu führen sollte, dass Kate menschlich wirkt.

Die Idee, berühmte Geschichten in einem in der Gegenwart angelegten Setting neu arrangiert auferstehen zu lassen, ist reizvoll und wurde unter anderem auch in einem ähnlichen Konzept mit den Jane Austin Romanen umgesetzt. Bei Die störrische Braut wollte sich allerdings nie so ganz das Gefühl einstellen, einen Roman zu lesen. Man merkt auch dieser neuen Fassung an, dass es sich eigentlich um ein Stück handelt und daher bin ich mir ziemlich sicher, dass Anne Tylers Version als Film eine deutlich bessere Wirkung erzielen würde.

Die störrische Braut ist kein schlechtes Leseerlebnis. Hier bitte den Satz mit dem nicht ausgeschöpften Potenzial hindenken - eigentlich möchte ich solche Floskeln nur ungern verwenden, doch hier würde er sich wahrlich gut machen. Bis zum Schluss hin könnte der Roman als gut lesbar bewertet werden. Vielleicht als Urlaubslektüre passend. Doch der schmierig süße Epilog weiß das Gesamtbild komplett niederzureißen und liest sich wie ein absurdes Plädoyer für arrangierte Ehen. An diesem Punkt hatte mich Anne Tyler komplett verloren. Da ihre anderen Bücher allerdings in den höchsten Tönen gelobt werden, bin ich nicht abgeneigt, mir diese beizeiten anzusehen.

Fazit



Die störrische Braut könnte leicht als kurzweilig einzustufen sein, würde der Roman es seinen LeserInnen nicht so schwer machen, ihn richtig einordnen zu können. Auch nach reichlicher Überlegung erschließt sich mir nicht, was Anne Tyler genau mit diesem Werk auszudrücken vermochte (laut den Bewertungen anderer Rezensenten weicht die Geschichte sehr vom Original ab). Und so bleibt es am Ende für mich eine Leseerfahrung mit einer nicht all zu störrischen Braut. Allerdings würde eine Umsetzung als Fernsehfilm sicher seinen Reiz haben.

Veröffentlicht am 20.05.2018

Schweige nun still

Schweige nun still
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Inhalt
Eine junge Frau ringt mit dem Tod. Nur ein Mann weiß, was geschehen ist. Doch er kann die Wahrheit niemandem mitteilen.

Meinung
Schweige nun still fängt relativ ruhig an und lässt sich Zeit, damit ...

Inhalt
Eine junge Frau ringt mit dem Tod. Nur ein Mann weiß, was geschehen ist. Doch er kann die Wahrheit niemandem mitteilen.

Meinung
Schweige nun still fängt relativ ruhig an und lässt sich Zeit, damit die Figuren auf ihre Leseschaft wirken können. Eine Frau liegt nach einem Unfall mit Fahrerflucht im Koma. Und auch wenn sie nichts mitzubekommen scheint, schwirren doch unermüdlich Menschen um sie herum. Einige davon sind ihr gut gesonnen, andere wiederum wollen ihr schaden. Doch der einzige der weiß was wirklich vor sich geht, ist in einer ähnlichen Situation wie sie selbst.
Der wahre Horror dieser Geschichte entfaltet sich in den Kapiteln aus Franks Sicht, der unter dem Locked-in-Syndrom leidet. Nach einem Schlaganfall befindet sich sein Körper in einem völligen Zustand der Gelähmtheit. Er kann sich weder bewegen, noch sprechen und seine Augen gehen völlig unsystematisch auf und zu. Doch sein Geist funktioniert einwandfrei. Dies führt dazu, dass er mehr mitbekommt als es einigen Personen lieb ist. Dadurch begibt sich Frank unabsichtlich selbst in Gefahr. Die Art und Weise, wie durch Frank das Gefangensein im eigenen, unbeweglichen Körper beschrieben wird ist wahrlich bedrückend. Emily Elgar zeigt hier ihr Können und erschafft (nicht nur mit Frank) lebensnahe Charaktere, deren Schicksale schnell zu den eigenen werden. Insgesamt sind es hier die Figuren, die den Reiz des Thrillers ausmachen. Durch verschiedene Erzählperspektiven rücken die Ereignisse nach und nach zusammen und werden vor allem durch die involvierten Personen vorangetragen.

Viel Zeit wird dem Aufbau des Plots sowie dem Einführen der Charaktere gewidmet. Da bleibt leider wenig Raum für die Auflösung, die nur auf wenigen Seiten runtergebrochen wird. So gemächlich wie die Story am Anfang und bis kurz vor Schluss abläuft, so explosiv ist plötzlich die Stimmung auf den letzten 40 Seiten. Und auch wenn das Katz-und-Maus-Spiel seitens der Autorin recht gelungen ist und das Erraten der Person durch einige Fallen erschwert wird, sind die Begründung zu lasch und mögen von der Art und Weise der Erzählung nicht so recht zum Rest passen.

Fazit
Schweige nun still ist ein Thriller mit bemerkenswert gut inszenierten Charakteren, der wirklich Spaß macht. Ich würde allerdings nicht so weit gehen, ihn als Psychothriller zu bezeichnen, da dieser Aspekt ein wenig zu kurz gekommen ist. Was hier an Spannung fehlt, wurde durch eine bedrückende Grundstimmung wieder aufgefangen, allerdings wirkt das Ende ein wenig zu abgehackt.

Für Freunde von sich langsam aufbauenden Spannungsbögen sehr zu empfehlen. Dunkle, menschliche Abgründe finden sich hier allerdings nicht.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Kim & Liam

Kim & Liam – Für immer Du
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Meinung

Erwartungen und die tatsächliche Umsetzung könnten teilweise nicht unterschiedlicher sein. Habe ich als Leserin die falsche Entscheidung mit einem von mir ausgewählten Roman getroffen, oder wurden ...

Meinung



Erwartungen und die tatsächliche Umsetzung könnten teilweise nicht unterschiedlicher sein. Habe ich als Leserin die falsche Entscheidung mit einem von mir ausgewählten Roman getroffen, oder wurden mir die falschen Erwartungen durch, zum Beispiel, andere Rezensionen geweckt? Dies sind die Fragen, die ich mir vor jeder Rezension stelle, hat mir ein Roman nicht gefallen. Sie sind wichtig für jede Bewertung, da sie beeinflussen, wie viel Objektivität ich in einen Beitrag legen kann. Ich möchte an dieser Stelle deswegen direkt mit der Empfehlung anfangen, um danach genauer ins Detail zu gehen, warum mich Kim & Liam nicht überzeugen konnte.

Der Roman ist genau richtig, wenn schnelle Unterhaltung für einen Leseabend gesucht wird, bei der der Fokus auf der Instant Love liegt. Damit ist die Liebe auf den ersten Blick gemeint, die sich direkt zu Beginn eines Romans entwickelt. Normalerweise trifft dies besonders auf das Genre New Adult zu, da die Paare in den klassischen Liebesromanen erst kurz vor Ende der Geschichte zusammen kommen. Kim & Liam verbindet beide Genre miteinander, da die Protagonistin und ihr Love Interest Anfang dreißig sind. Wem Liebesromane per se zu trocken sind und wer außer Liebesschwüren noch jede Menge Dramatik sucht, wird hieran Freude haben. Durch den jugendlichen und leichten Schreibstil ist es wirklich einfach, das Buch innerhalb eines Abends oder Wochenendes zu beenden. Zu der flotten Erzählweise gehören allerdings auch kleine Ungereimtheiten. Es sind nicht viele Kleinigkeiten, jedoch fallen diese schnell auf, wenn man sich ein wenig mit der jeweiligen Materie auskennt.

Laut dem Klappentext erwartete mich in Kim & Liam – Für immer du ein junges Liebesglück zwischen zwei unglücklichen Seelen die zunächst zueinander finden, bis ein größeres Ereignis dafür sorgt, dass ihre Liebe auf die Probe gestellt wird. Bekommen habe ich allerdings etwas anderes. Ein Roman der ein Paar beinhaltet, das sich nach dem ersten Kennenlernen direkt ewige Treue schwören möchte, sollte vor allem eines sein: glaubwürdig. Wieso fühlen sich die beiden zueinander hingezogen? Was macht sie aus? Charakter, Eigenschaft, wahrscheinlich auch Aussehen? Es reicht für mich nicht aus, dass beide wahnsinnig gut aussehen und sich sexuell anziehend finden und dann im darauffolgenden Atemzug von Liebe sprechen. Es können sich liebend gern Konstellationen gefunden werden, in denen sich die Protagonistin zum Beispiel eher für offene Beziehung ausspricht und so flüchtige Bekanntschaften pflegt. Es kommt immer auf den Umstand der Situation an. Aber wenn es genau wie in diesem Fall abläuft und sich zwei Menschen in einem Club kennenlernen, den ganzen Abend nicht miteinander sprechen, etwas rummachen, sich dann wochenlang nicht sehen um sich dann zufällig wieder zu treffen und quasi sofort zusammen kommen: ja dann fehlt es mir eindeutig an unterhaltendem Inhalt. Die Beziehung von Kim und Liam basiert darauf, dass sie sich ansprechend finden. Romantik ist nicht zu spüren. Anziehungskraft? Ja, davon gibt es reichlich. Allerdings will es einfach nicht zu den Schwüren passen, die zwischen den beiden regelmäßig ausgetauscht werden.

Der Roman orientiert sich an der klassischen Rollenverteilung nach amerikanischen Vorstellungen. Auch wenn Kim hier und da etwas Gegenwehr durchblicken lässt, wird sie im Großen und Ganzen als das klischeehafte schwache Weibchen dargestellt, dass ihrem Freund das Bier hinterherträgt und ständig sauer auf ihn ist, weil sie seine Gefühlsausbrüche nicht deuten kann. Warum? Weil sie nicht miteinander kommunizieren, siehe oben. Die wahren Probleme werden erst nach der (wahnsinnig schnell herbeigeführten) Hochzeit ausgegraben, die anscheinend auch das einzig wahre Ziel im Leben der Protagonistin ist (Krankheit hin oder her). Selbst ihr persönliches Umfeld – sprich Eltern, Bruder und beste Freundin – wünschen ihr nichts anderes für die Zukunft, als endlich einen Mann zum heiraten zu finden. Hier kommt wieder die bereits erwähnte Rollenvorstellung ins Spiel.

Zwei Drei Dinge die mich richtig geärgert haben betreffen sowohl das Timing des Romans, als auch Liam, den Astronauten sowie Kims Verhalten.

Das ganz große Drama beinhaltet gerade mal die letzten 15 %, als ob die Geschichte schnell zum Ende gebracht werden musste. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass sich das Buch mit mehr Zeit und Kapazitäten auch in eine ganze andere Richtung hätte entwickeln können. Vielleicht hätte ich die weiteren beiden Punkte dann auch ganz anders wahrgenommen.

Bad Boys sind immer noch die Book Boy Friends Nr. 1 in der Art von Literatur, die in erster Linie Frauen ansprechen soll. Selbst wenn Liam sicher nicht als solcher gedacht gewesen ist, hat er bei mir diesen Eindruck hinterlassen. Es ist keiner Weise in Ordnung, seiner Freundin den Sex vorzuenthalten, nur weil man sich als Mann in seiner Maskulinität eingeschnitten fühlt, weil die Angebetete auf ein Kondom besteht. Vor allem wenn sie dies auch noch damit begründet, dass sie in der Vergangenheit schwer krank gewesen ist und Angst hat, sich bei einem etwas einzufangen (wie soll man dies auch wissen, wenn man eigentlich nichts voneinander weiß?). „Ich werde nur mit der schlafen, wenn ich dich auch richtig fühlen kann“? Also bitte.

Kim bekleckert sich in meinen Augen auch nicht gerade mit Ruhm, wenn sie wissentlich einen Astronauten heiratet und dann vom ihm verlangt, die von immer erhoffte Mission nicht anzutreten.

Fazit



Kim & Liam kennen sich kaum, wollen sich gefühlt auch gar nicht richtig kennenlernen und entdecken dann all die kleinen Geheimnisse an einem Punkt, an dem es bereits zu spät ist. Abgesehen davon wollen sie Probleme des anderen lösen, die nich in ihren Aufgabenbereich gehören, sondern in professionelle Hände. Dies stört mich nicht nur in diesem Liebesroman, sondern auch in anderen Büchern der Art mit am meisten. Krankheitsbilder und Traumata werden in den Raum geworfen, kaum richtig wiedergegeben und der neue Partner soll nun all diese, seit Jahren angehäuften, Probleme lösen. Das funktionier so nicht.

Leider hat sich der Roman nicht so entwickelt, wie der Klappentext es angedeutet hat und die Spannung kam erst im letzten Drittel so richtig auf. Das Charakterdesign der beiden Hauptfiguren hat mir in seiner Ausarbeitung nicht gefallen, jedoch haben mir die Nebencharaktere gefallen und sie zeigen das Potenzial, das hier nicht ausgeschöpft worden ist.

Für Fans der Liebe auf den ersten Blick und New Adult Romanen ist Kim & Liam – Für immer du mit Sicherheit eine gute Abendunterhaltung. Mir hat es leider nicht zugesagt, allerdings würde ich mich noch einmal von Madlen Schaffhausers Können überzeugen lassen.

Veröffentlicht am 20.04.2018

Abbruchrezension

Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen
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Der kitschige Titel sowie das frühlingshafte Cover haben mich sofort angesprochen. Romane, deren Handlung zu bestimmten Jahreszeiten spielen und deren Marketing genau darauf ausgelegt ist, sind so ein ...

Der kitschige Titel sowie das frühlingshafte Cover haben mich sofort angesprochen. Romane, deren Handlung zu bestimmten Jahreszeiten spielen und deren Marketing genau darauf ausgelegt ist, sind so ein Art Guilty Pleasure meinerseits. Besonders die Frühlings- und Sommerromane sind dabei meine große Schwäche. Die Durchfallquote ist leider sehr hoch, wenn man sich nicht auf bestimmte Autorinnen festlegt, mit denen man einmal gute Erfahrungen gemacht hat. Da ich aber immer wieder gerne von mir unbekannten Autorinnen Bücher zulege, muss ich diese Reinfälle leider in Kauf nehmen. Spoiler: Mir hat Frühlingsküsse und Erdbeerkuchen überhaupt nicht gefallen.

Es kommt selten vor, dass mir an einem Roman so gar nichts gefallen mag. Hier vereinen sich mehrere Faktoren. Angefangen bei einem recht einfachen Schreibstil, der jedoch gut die Gemüter der Figuren widerspiegelt, hat sich ein unangenehmer Gesamteindruck bereits früh festgesetzt. Zu keiner der Figuren war es mir auch nur Ansatzweise möglich, Zugang zu finden. Lookismus und Unfreudlichkeit zählen zu den Charaktereigenschaften aller Beteiligten. Sie wären daher kaum auseinanderzuhalten, hätten sie zum Glück nicht unterschiedliche Namen. Protagonistin Doro unterscheidet sich in dieser Hinsicht ausschließlich von ihrer Mutter, dass Doro die Outfits von Menschen, die „sich zurecht machen“ kritisiert. Es steckt jedoch die gleiche Systematik dahinter, mit der auch Doros Mutter Gundula die Kleiderwahl ihrer „langweiligen“ Tochter bewertet.

Doro selbst ist die Unschuld vom Lande, unscheinbar und zum Erbrechen tollpatschig. Hier wurde ganz tief in die Klischeekiste gegriffen, um eine Protagonistin zu schaffen, wie man sie aus den ChicLit Romanen der 2000er Jahre kennt. Wer es hingegen romantisch findet, wenn die Protagonistin in einer Tour dem Love Interest vor die Füße oder in die Arme fällt, wird meine Kritik sicher nicht nachvollziehen können. Obwohl Dorothee ein recht unscheinbares Leben führt, hat ihre bloße Präsenz im Roman ein andauerndes Bedauern meinerseits heraufbeschwört. Es scheinen sich alle um sie herum gegen sie verschworen zu haben, besonders eben ihre Mutter und Felix. Das ärgert sie so sehr, dass ihr auch mal „die Augäpfel vor Empörung unschön hervortreten“ (Pos. 117). Ich kann dies vollkommen nachvollziehen, Doro.

Felix ist ein echter Traummann. Das erste was ihm in den Sinn kommt, als er Doro sowie ihren Wagen erblickt ist, ob das Nummernschild passend zu ihrer Oberweite sein könnte.

„Ob das Doppel-D des Kennzeichens wohl ein Hinweis auf ihre Oberweite sein sollte?“
– Pos. 134

Leider versteckt Doro sich in weiten Kleidern, aber immerhin kann die üppige Oberweite (sie passt zu Felix Freude doch zum Nummernschild) auch durch diese erahnt werden. So viel Glück für Felix!

„Die Frau war ein wenig kleiner als er selbst. Ihre Figur konnte er, abgesehen von ihrer üppigen Oberweite, durch die weiten Klamotten nur erahnen. Aber diese Farbe! Beiger Schlabberpulli und schlammfarbene Hose.“
– Pos. 136

Am meisten hat mir die Stelle gefallen, in dem Felix Doro aufgrund ihrer Frisur mit einem Clown verglichen hat.

„Ihre Kurzhaarfrisur erinnerte ihn ein bisschen an einen Clown. Es fehlte nur noch die knallrote Haarfarbe und die obligatorische rote Nase […] Hatte er nicht noch die rote Schaumstoffnase im Auto, die er einmal bei einem Auftritt von Dr. Hirschhausen erhalten hatte?“
– Pos. 136

Es tut mir wirklich leid, aber mehr als 20% dieses Romans konnte ich einfach nicht hinter mich bringen. Es war mir völlig egal ob (und wie) die beiden zusammenkommen, wie sich das Mutter-Tochter-Verhältnis auf der gemeinsamen Reise entwickeln und an welcher Stelle der Erdbeerkuchen eine tiefere Bedeutung finden wird. Bei all den Büchern, die ich auf meiner aktuellen Leseliste und dem Stapel ungelesener Bücher habe, tut mir der Abbruch von diesem Roman auch nur bedingt leid. Und dass, obwohl es sich um Rezensionsexemplar handelt. Für diesen Umstand muss man bei mir schon einiges erreicht haben. Herzlichen Glückwunsch.

Ich bin mir sicher, dass dieser Roman als lustige Urlaubslektüre auf Unterhaltung und Abschalten der jeweiligen Leserinnen gerichtet ist, diese Art von Humor erschließt sich mir allerdings in keiner Weise. Und dabei gehe ich zum Lachen noch nicht mal in den Keller, sondern nur ins Erdgeschoss. Und wer weiß, vielleicht verpasse ich im weiteren Verlauf die großartigen Entwicklungen der Figuren die endlich erkennen, dass sie sich am Anfang der Geschichte äußert merkwürdig verhalten haben. Aber dies ist dann mein persönlicher Verlust.

Hab ihr den Roman bereits vor Erscheinen gelesen? Wie hat er euch gefallen? Allen, die trotz meiner Kritik Lust auf das Buch bekommen haben, können es ab dem 11.05. erwerben oder wie ich bei Netgalley anfragen. Trotz der Enttäuschung geht wie immer mein Dank an das Team von Forever. Der nächste Roman wird das sicher wieder rausreißen. Da bin ich mir sicher.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Magic Academy

Magic Academy - Das erste Jahr
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Meinung

Über die Welt, in der Ryiah lebt, dringt kaum etwas durch. Es gibt Ryiahs Heimatort, einen Wald den sie und ihr Bruder Alex durchqueren mussten und dann eben die Akademie. Aufgrund des Fehlens ...

Meinung



Über die Welt, in der Ryiah lebt, dringt kaum etwas durch. Es gibt Ryiahs Heimatort, einen Wald den sie und ihr Bruder Alex durchqueren mussten und dann eben die Akademie. Aufgrund des Fehlens von Elektrizität und des Vorhandenseins von Badezubern wird Magic Academy wahrscheinlich in Zeit, ähnlich unseres Mittelalters spielen. Bis auf wenige Beschreibungen innerhalb der Akademie beschränkt sich der Weltenbau in diesem ersten Band lediglich auf die Natur, in der sich die Erstklässler häufiger für Prüfungen sowie Kämpfen aufhalten müssen. Auch wenn der Fokus auf Ryiah und ihrer Entwicklung auf der Akademie liegt, fehlten mir schlicht Informationen, um ein runderes Bild heraufbeschwören zu können. Die Nutzung von vielerlei Gegenständen, wie etwa den Glasflaschen die den Schülern zum Training gegeben werden, passen auch nicht ganz in diesen Bild. Ich erwarte von einem phantastischen Jugendroman sicher keine historisch korrekte Wiedergabe einer Welt. Allerdings ist es mir dennoch wichtig zumindest das Gefühl zu haben, die Autorin hätte sich ein paar Gedanken zum Weltenbau gemacht. Dieses Fehlen an Details schlägt sich leider auch auf die Figuren und deren Fähigkeiten nieder.

Ähnlich wie dem Rezenten Bentley auf Goodreads kam auch mir die Frage auf, was für Konsequenzen ein Rauswurf – oder das freiwillige Aufgeben – noch im ersten Schuljahr für die Schüler mit sich zieht. Denn die Quote der Abbrecher ist hoch, egal in welcher Magiekategorie sie sich sehen. Neben Kämpfern wie Ryiah werden Alchemisten sowie Heiler auf der Akademie ausgebildet. Das Niveau der Anfänger fällt dabei recht unterschiedlich aus. Wer es sich leisten kann, zieht vor dem Besuch der Schule einen Lehrer zur Hand. Menschen aus niedrigeren Kreisen, zu denen auch die Protagonistin zählt, die ihre Magie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht entdeckt haben, wird der Einstieg umso schwerer gemacht. Aber was ist nun mit den adligen Schülern, die bereits ein großes Vorwissen angehäuft haben, denen aber die barbarischen Zustände auf der Akademie zu wider sind? Nach all den Jahren Unterricht sowie einem Jahr dort sollten sie genug Wissen summiert haben um als Heiler oder Alchemist tätig werden zu können. Und auch all die Krieger die nicht zur königlichen Armee geschickt werden, denn das Kontingent ist (warum auch immer) stark begrenzt, müssen ebenfalls irgendwo untergebracht werden. Ich hoffe wirklich sehr, dass dies in den weiteren Büchern näher erläutert wird, ansonsten wäre mir die Erklärungen im Roman einfach zu dürftig.

„It’s never explained what happens if they fail and have to leave. Does their magic just disappear? Why can’t those individuals go on to try and hone their powers on their own? What makes the academy so necessary? It’s not like Ryiah was really taught anything by her teachers. In fact, the majority of learning she does in this book is because of hints other students, like Darren, give her.“
– Bentley auf goodreads.com

Die Art und Weise, wie die Schüler in der Akademie ausgebildet werden, erschließt sich mir nicht. Gerade von Menschen, die auf die Schlachtfelder geschickt werden sollen, erwarte ich Teamgeist und keinen Alleingang. Der ganze Roman ist zusammengefasst allerdings eine Abfolge von Prüfungen, die stets als die härtesten angekündigt werden (nur um dann bei der nächsten noch fordender zu werden) und in denen von den Anwärtern erwartet wird, ihren Mitstreitern in den Rücken zu fallen. Die Botschaft zwischen den Zeilen schreit danach, dass Egoismus das einzige Mittel ist welches die Schüler zum Erfolg bringen kann. Auch wurde mir der Sinn der Abschlussprüfung der Alchemisten nicht klar. Alle beteiligen Schüler bekommen in dieser Prüfung ein Halluzinogen verabreicht und müssen, so wird es immerhin dank einer Unterrichtsstunde von Ryiah einige Kapitel vorher erklärt, gegen Schemen ankämpfen um nicht freiwillig die Akademie zu verlassen. In Bezug auf diese Vorkenntnis, mag diese Prüfung eines Sinn machen. Betrachtet man sie jedoch genau so, wie sie vor allen Augen der Eltern und des Königshauses stattfindet, macht sie reichlich wenig Sinn. Alle Schüler liegen benommen auf einer Wiese und wer am längsten benommen herumliegt, gewinnt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass derjenige, der auf dem Schlachtfeld als erstes wieder auf den Beinen steht, die besseren Überlebenschancen erhält.

Ryiah ist es wahnsinnig wichtig, eine Kriegerin zu werden. Es ist alles was sie will und dafür gibt zugegebenermaßen alles. Tatsächlich würde sie auch lieber ein Körperteil verlieren, als einen Kampf. Bei all dem Elan ist mir nicht deutlich geworden, warum dies ihr Ziel ist. Es gibt weder einen Mord zu rächen, noch einen Krieg zu gewinnen (es gibt lediglich eine Königsfamilie, über die kaum etwas bekannt ist, außer dass deren Söhne heiß sind). Ryiah möchte auch nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern oder einem anderen Vorbild treten. In den Folgebänden sollte daher auf jeden Fall ein Motiv auftauchen. Der pure Kampfeswillen ist mir leider nicht ausreichend genug.

„Ich würde lieber einen Arm oder ein Bein verlieren als einen Kampf.“
– Seite 396

Über all das Vorgenannte könnte ich hinwegsehen, gäbe es nicht die sich anbahnende Liebesgeschichte. Jugendbuchfantasy ist, so könnte man meinen, nicht ohne das Vorhandensein einer Love Story möglich. Egal wie Fehl am Platz sie wirken mag, sie muss untergebracht werden, ansonsten scheint das jeweilige Buch nicht verkaufbar zu sein. Unabhängig davon, dass die Protagonistin in diesem ersten Band mit ihren 15 Jahren noch relativ jung ist und man ihr eine hormonbedingte Naivität zuschreiben könnte, fühlt sich hier vieles einfach falsch an. Leider hat Carter kaum ein Klischee ausgelassen, um den Love Interest von Ryiah zu Papier zu bringen. Der Prinz ist aus diesem Grunde natürlich nicht nur wahnsinnig gutaussehend, sondern zudem auch extrem borniert, mysteriös (weil er sich immer zurückzieht und kaum Aufmerksamkeit auf sich lenkt) und die meiste Zeit ziemlich gemein zu seiner (wahrscheinlich) Zukünftigen. Hier wird die klassische Liebesgeschichte erzählt, in der sich die beiden Beteiligten zu erst überhaupt nicht ausstehen konnten und dann aufgrund der vielen, gemeinsam verbrachten, Zeit doch zusammenfinden. Der Großteil dieser Zeit behandelt der Prinz Ryiah allerdings wie den Dreck, der sich unter seinen Schuhen angesammelt hat. Und natürlich wird dies damit begründet, dass er sie vor den Quälereien der anderen Schüler schützen möchte. Wenn ich nur einmal eine solche Geschichte lesen dürfte, in dem der Love Interest zu der Protagonistin hält und sich an ihre Seite stellt. Und wer hätte es gedacht, natürlich taucht auch die wirklich hübsch, dafür aber auch ziemlich böse, Konkurrentin auf.

Das Cover passt erstaunlich gut zur Geschichte, allerdings mag ich es einfach nicht, wenn Figuren vorgegeben werden, um die sich eigentlich mein Kopfkino kümmern soll. Es ist immer eine Geschmacksache, ich bevorzuge es einfach, wenn nicht versucht wird, eine oder mehrere der Charaktere auf dem Cover abzubilden.

Fazit



Grundsätzlich mag ich das Konzept. Jugendfantasy, die auf einer außergewöhnlichen Schule spielt, spricht mich seit ich als Kind Harry Potter gelesen habe an. Die Art, wie Magic Academy ausgearbeitet wurde, sagt mir in erster Linie auch zu. Wären nicht all die Kleinigkeiten, die sich (in der Menge betrachtet) zusammengefasst zu einem unguten Gefühl zusammenschließen.

Das Original ist in einer Zeit (2014) erschienen, in der sich eine gewisse Art von Jugendliteratur – gerade im Bereich der Fantasy – gut verkauft hat. Der späte Start hier in Deutschland führte leider zu einem Wiedererkennen von bestimmten Mustern, die bereits eine Menge Romane zuvor zusammenhielten.

Fantasyunterhaltung die an der Oberfläche kratzt und kein komplexes Worldbuilding enthält: genau dies ist Magic Academy. Für zwischendurch komplett in Ordnung, einen großen Mehrwert stellt es in meiner Sammlung allerdings nicht dar.