Manchmal muss der Zufall nachhelfen
Die Liebe kommt auf ZehenspitzenSchriftstellerin Lucy und Arzt Ben treffen sich zufällig, als sie eine Mitfahrgelegenheit zu Weihnachten sucht. Auf der Schneefahrbahn bleiben sie prompt stecken und verbringen so unfreiwillig gemeinsam ...
Schriftstellerin Lucy und Arzt Ben treffen sich zufällig, als sie eine Mitfahrgelegenheit zu Weihnachten sucht. Auf der Schneefahrbahn bleiben sie prompt stecken und verbringen so unfreiwillig gemeinsam das Weihnachtsfest bei der alten Dorle auf ihrem einsamen Bauernhof. Einige Monate später erfahren sie, dass diese ihnen ihr Haus gemeinsam vermacht hat. Überrascht, aber in ihren jeweiligen Leben ohnehin einsam und unglücklich sind die beiden schnell überredet und ziehen gemeinsam aufs Land. Es stellt sich heraus, dass beiden das Dorfleben ausnehmend gut tut und ganz langsam schleicht sich auch die Liebe in die ungewöhnliche WG…
Insgesamt hat mir dieser Roman sehr gut gefallen und selten hat ein Buchtitel so gut zum Inhalt gepasst wie bei diesem Roman. Man schließt die hilfsbereiten Nachbarn, Hund Helmut und überhaupt die ganze Dorfidylle schnell ins Herz. Auch, dass Bens Panikattacken einfühlsam und unkitschig thematisiert werden, hat mir gut gefallen. Dass die eigentliche Liebesgeschichte mehr und mehr in den Hintergrund der Handlung gerät, hat mich persönlich nicht gestört, aber das kann man natürlich auch anders sehen.
Ben und Lucy sind zwar beides sympathische Charaktere, aber irgendwie auch schwache, inaktive Figuren. So arbeiten sie beispielsweise Dorles Liste eines mutigen Lebens ab oder leben monatelang ohne Spiegel, weil‘s im Haus keine gibt. Anstatt sich selbst zu überlegen, was sie wollen und warum, ohne die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Ben, obgleich selbst Arzt, braucht ewig um sich einzugestehen, dass er eine Therapie machen muss und Lucy verzweifelt an ihrem Roman, um dann schwuppdiwupp plötzlich und problemlos in einem anderen Genre zu landen. Das ist teilweise nicht wirklich nachvollziehbar bzw. wäre es schön gewesen, wenn man gerade über Bens Geschichte noch viel mehr erfahren hätte. Was ich aber wirklich viel zu dick aufgetragen finde, ist der obligatorische Heiratsantrag am Ende des Buches – das hätte dieser Text echt nicht nötig gehabt. Vor allem da beim Lesen der Eindruck entsteht, dass Ben diesem aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus macht – was zu meiner Gesamteinschätzung dieser Figur passt, aber eigentlich nicht der Grund für eine Heirat sein sollte. Soweit meine Kritikpunkte, aber dennoch ist die Geschichte empfehlenswert und ein Wohlfühlbuch, das ich auch verschenken würde. Ich vergebe daher 5 Pfotenabdrücke und sage danke für mein Rezensionsexemplar und die tolle Leserunde.