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Veröffentlicht am 25.10.2019

Guter Ratgeber, auch wenn hier das Rad nicht neu erfunden wird.

No Plastic!
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Vorab muss ich sagen, dass ich schon einiges zu diesem Thema gelesen habe und mich fortlaufend so gut wie möglich informiere. Daher brachte dieser kleine Ratgeber nicht wirklich viel Neues für mich.
Es ...

Vorab muss ich sagen, dass ich schon einiges zu diesem Thema gelesen habe und mich fortlaufend so gut wie möglich informiere. Daher brachte dieser kleine Ratgeber nicht wirklich viel Neues für mich.
Es beginnt mit einer kurzen Einführung über das Plastik-Problem und die Folgen des extremen Plastikkonsums unserer Zeit. Da geht es um Zerfallzeiten von Plastikmüll, Verschwendung von Ressourcen und um die tragischen Auswirkungen für unsere Umwelt.
Auch findet man eine übersichtliche Liste zu den verschiedenen Kunststoffen und den jeweiligen Recycling-Möglichkeiten. Dieses Kapitel ist knapp aber sehr informativ gehalten. Es folgen mehrere Abschnitte mit diversen Ideen zur Plastikvermeidung. Diese sind nach Bereichen aufgeteilt: Plastik im Badezimmer, im Haushalt, unterwegs und „besondere Anlässe“.
Im Kapitel „Badezimmer“ wird auf Mikroplastik in Kosmetik allgemein hingewiesen. Außerdem findet man viele Tipps, wie man auf nachhaltigere Produkte umsteigen kann. Die meisten Ideen waren für mich nicht wirklich neu und werden zum großen Teil von mir bereits umgesetzt, und auch das Thema Microplastik in Kosmetik ist mir bereits bekannt. Microplastik ist mittlerweile allgemein ein „Reizthema“, und wenn auf einem Duschgel angegeben ist „Microplastikfreie Rezeptur“, wird dies von den meisten Konsumenten wohlwollend zur Kenntnis genommen. Dass Microplastik allerdings immer noch in vielen Produkten (Peelings, dekorativer Kosmetik, Shampoo und sogar Zahncreme) schlummert, ist noch nicht hinreichend bekannt.
Auch im Haushalt kann man viel ändern, und auch hier gibt es einige gute Beispiele, wobei ich hier sagen muss, dass sich in meinem Haushalt für einige Bereiche bereits bessere und wirksamere Rezepte bewährt haben. Ideen, das Geschirr nur mit ganz normaler, geraspelter Seife zu waschen, ergeben für mich kein befriedigendes Ergebnis und scheitern spätestens an eingebrannten Pfannen und Töpfen. Einige Themen, beispielsweise „Bienenwachstücher statt Frischhaltefolie“, werden angerissen, beschränken sich aber hier erst einmal darauf, die Vorteile aufzuzeigen. Dass man sich diese Tücher auch gut selbst herstellen kann, wird dann erst im Upcycling-Kapitel am Ende des Buches erklärt, ebenso wie einige Rezepte aus dem Kosmetik- oder Reinigungsmittelbereich. Hier hätte ich mir schon bei den Erklärungen in den vorherigen Kapiteln einen Querverweis gewünscht.
Auch für unterwegs findet man im Buch viele gute Vorschläge, um Alufolie oder Frischhaltefolie zu vermeiden und vieles mehr. Schöne Ideen gibt es zu den Themen „Geschenke und Feste“. Hier liest man über gute Alternativen für herkömmliche Geschenkverpackungen, Einweggeschirr etc.
Es folgt ein Ausführliches Kapitel über diverse Organisationen und Einrichtungen, die Hilfe und Möglichkeiten anbieten. Diese sind jedoch für viele nur mit Einschränkungen nutzbar, denn nicht überall gibt es beispielsweise einen Unverpacktladen in der Nähe.
Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit der Herstellung von Reinigungsmitteln, Kosmetika und mit dem Upcycling. Auch hier war mir vieles bereits bekannt, und bei einigen Bastelvorschlägen muss ich gestehen, dass mir Bilder gefehlt haben, da sie so nur schwer nachvollziehbar sind.

Wie gesagt, für mich hatte dieses Buch kaum Neues zu bieten, und das wird vielen, die sich bereits länger mit dem Thema Plastik und Vermeidung beschäftigen. Vieles, was hier angesprochen wird, ist für mich selbstverständlich, zum Beispiel Stofftaschen mit zum Einkaufen zu nehmen, statt sich unterwegs immer wieder neue Plastiktüten zu besorgen. Aber bei Informationen, dass der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch rund 76 Einweg-Tragetaschen pro Jahr beträgt, zeigt, dass sich noch nicht viele Menschen Gedanken zu diesem Thema machen. Da gibt es dringend Nachholbedarf an Informationen, und gerade für Einsteiger ist dieses Buch wirklich gut und hilfreich. Das Thema Plastikmüll ist sehr weitreichend, und kaum einer wird von jetzt auf gleich alle Lebensbereiche vollständig umstellen können. Aber schon viele kleine Schritte von vielen Menschen werden in ihrer Summe etwas verändern.
Letztendlich muss sich jeder aktiv mit dem Gedanken auseinandersetzen und für sich selbst entscheiden, was individuell machbar ist.

Veröffentlicht am 21.10.2019

Stille Wasser sind tief!

Stille Havel
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Endlich gab es ein „Wiedersehen“ mit Toni Sanftleben und seinem Ermittlerteam. Wie man es von Tim Piepers Krimis gewohnt ist, gibt es auch diesmal einen Prolog, der gleich neugierig auf die Geschichte ...

Endlich gab es ein „Wiedersehen“ mit Toni Sanftleben und seinem Ermittlerteam. Wie man es von Tim Piepers Krimis gewohnt ist, gibt es auch diesmal einen Prolog, der gleich neugierig auf die Geschichte macht. Die Handlung spielt abwechselnd in zwei verschiedenen Zeiten. Da gibt es einmal den Erzählstrang in der Gegenwart, wo Toni Sanftleben mit dem Mord an einem Kunstsachverständigen konfrontiert wird. Der zweite Handlungsstrang führt in die Zeit des 2. Weltkriegs. Hier lernt man Lydia kennen, eine junge Frau aus ärmsten Verhältnissen, die sich fest vorgenommen hat, etwas aus ihrer Zukunft zu machen und dem gewalttätigen Vater zu entfliehen. Lydia möchte Schauspielerin werden und nimmt entsprechenden Unterricht. Der Weg nach oben, zum gefragten Star, erweist sich als eine Gratwanderung, denn auch die Filmwelt und die UFA werden von den Nazis beeinflusst, und nur der kann etwas in seinem Leben erreichen, wer sich den Spielregeln anpasst.
Lydias Geschichte in der Vergangenheit ist sehr komplex und ihr Weg alles andere als geradlinig. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der damaligen Zeit sind mit viel Hintergrundwissen dargestellt. Man begegnet vielen dominanten Persönlichkeiten aus der Hitlerzeit, sowohl aus der Filmszene als auch aus der Politik. Die lebendigen und sehr authentisch geschilderten Ereignisse zeugen von einer gründlichen und tiefgehenden Recherchearbeit und haben mir so manche Gänsehaut beschert.
Was die damalige Geschichte mit dem aktuellen Mordfall zu tun hat, wird erst nach und nach klar, wenn sich die Handlungsstränge annähern und zuletzt miteinander verschmelzen. Wieder einmal ist es Tim Pieper gelungen, mich von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln, zum einen mit einer spannenden Krimihandlung, aber auch mit vielschichtigen Charakteren und einem dunklen Geheimnis, das entdeckt werden will. Ganz nebenbei habe ich in diesem Krimi einiges über die dunkelste Zeit deutscher Geschichte erfahren, was ich bisher noch nicht wusste.
Dies ist bereits der vierte Havel-Krimi des Autors. Ich habe sie alle gelesen und dabei auch mit regem Interesse Toni Sanftlebens persönliches Schicksal verfolgt, denn auch hier gibt es immer wieder überraschende Wendungen. Bei jeder Neuerscheinung aus dieser Krimi-Reihe war ich bisher begeistert, und jedes Mal dachte ich, es könne keine Steigerungen mehr geben. Aber dieses Buch ist noch besser als seine Vorgänger, und Tim Pieper hat sich wieder einmal selbst übertroffen.
Obwohl die Handlung der einzelnen Havel-Krimis chronologisch fortlaufend angelegt ist, kann man jeden Band auch für sich lesen, denn der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Auch für diejenigen, die erst mit dem aktuellen Band eingestiegen sind, lohnt es sich, die vorherigen Bände noch nachzuholen, denn jeder für sich bietet fesselnden Lesegenuss.

Veröffentlicht am 14.10.2019

Die Wege der Liebe

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Der letzte Teil der Trilogie um die Ärztin Ricarda Thomasius und ihre Familie spielt in der Zeit des ersten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre, genau genommen umfasst die Handlung einen Zeitraum von sechs ...

Der letzte Teil der Trilogie um die Ärztin Ricarda Thomasius und ihre Familie spielt in der Zeit des ersten Weltkriegs und der Nachkriegsjahre, genau genommen umfasst die Handlung einen Zeitraum von sechs Jahren, beginnend an Weihnachten 1914 und endend an Weihnachten 1920.
Ich empfehle auf jeden Fall, mit dem ersten Band anzufangen, denn die Geschichte der Familie Thomasius ist ziemlich „kurvenreich“, und es würden unweigerlich wichtige Informationen fehlen, wenn man gleich beim dritten Band einsteigen würde. Weitgehend spielt die Handlung in Berlin, aber da Ricardas Sohn Georg und ein Teil der Familie in München lebt, gibt es auch einige Kapitel, die dort stattfinden. Außerdem verfolgen wir einen Handlungsstrang in Amerika, denn dorthin ist Ricardas älteste Tochter Henny übersiedelt.
Ricarda hat sich weiter entwickelt. Mit den Jahren ist sie reifer und nachdenklicher und auch weicher geworden. Vieles, was sie in der Vergangenheit erlebt hat, hinterfragt sie inzwischen, vor allem wenn es um ihre drei Kinder geht. Henny, Georg und Antonia haben ihre eigenen Vorstellungen von ihrer Zukunft, und da wird so manches durchgesetzt, ohne Rücksicht auf Verluste. Alle machen Fehler und gehen ihren Weg, aber das ist ja nichts Ungewöhnliches, denn auf diese Weise grenzen sich Kinder von ihren Eltern ab, und das ist der Lauf der Welt. Ricardas Mann Siegfried wirkt dabei wie ein ruhender Pol. Er ist der eher besonnene Ratgeber im Hintergrund und für Ricarda der Hafen in der Brandung. So weit könnte es eine ganz normale Familiengeschichte sein, die hier erzählt wird. Aber die historischen Ereignisse sind außergewöhnlich. Es herrscht Krieg, und daraus resultiert das Elend und der Hunger in der Bevölkerung. Sie Stimmung im Land wird sehr anschaulich wiedergegeben, und man kann den Unmut der Menschen nachvollziehen. Auch die Ereignisse bei Kriegsende sind dramatisch und so lebendig geschildert, dass man fast meint, mit dabei zu sein.
Es ist interessant, über die historische und auch über die wissenschaftliche Entwicklung zu lesen. Die Welt ist im Umbruch. Man erfährt viel über die damalige Stellung der Frauen und ihre Rechte, und es wird sehr deutlich, dass trotz des Fortschritts auch Ricardas Töchter mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie sie selbst vor vielen Jahren. Zwar haben Frauen inzwischen das Wahlrecht, aber in den Köpfen der Männer ist diese Veränderung noch nicht wirklich angekommen.

Wie bereits erwähnt, läuft bei Ricardas Familie nicht alles harmonisch. Bei der Familie Thomasius wird an allen Fronten gekämpft, nicht nur im Krieg, denn hier jagt eine Katastrophe die nächste. Ich muss gestehen, dass es mir manchmal etwas zu viel wurde mit den dramatischen Ereignissen. Hier kommt es wirklich an allen Ecken und Enden knüppeldick, was mir nicht immer ganz glaubwürdig erschien. Einige Situationen aus Ricardas Vergangenheit wiederholen sich bei ihren Kindern, so dass ich nicht nur einmal das Gefühl hatte, ein Déjà-vu zu erleben.
Trotzdem fand ich auch den dritten Band angenehm zu lesen, und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Wenn man bereits zwei Bände gelesen und die Familiengeschichte verfolgt hat, möchte man ja schließlich wissen, wie alles ausgeht. Diesmal gab es keinen Cliffhanger, wie beim zweiten Band, sondern alles hat einen runden, zufriedenstellenden Abschluss gefunden, und ich bin auf jeden Fall froh, die Trilogie gelesen zu haben.

Veröffentlicht am 05.10.2019

Glück ist eine Geisteshaltung

Und mit Polly kam das Glück
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Als Annie im Krankenhaus ihre Mutter besucht, kreuzt Polly ihren Weg. Die beiden jungen Frauen sind so unterschiedlich wie man nur sein kann. Während Annies Leben trostlos erscheint und immer mehr aus ...

Als Annie im Krankenhaus ihre Mutter besucht, kreuzt Polly ihren Weg. Die beiden jungen Frauen sind so unterschiedlich wie man nur sein kann. Während Annies Leben trostlos erscheint und immer mehr aus den Fugen gerät, wirkt Polly daneben wie die Lebensfreude in Person. Dass aus dieser Begegnung eine Freundschaft entsteht, liegt einzig und allein an Polly, denn die lässt nicht locker. Als sie merkt, wie deprimiert Annie ist, schlägt sie ihr eine Idee vor. Es handelt sich um eine Art Challenge, um in hundert Tagen, Schritt für Schritt, wieder glücklich zu werden, indem man lauter kleine Dinge tut, die die Welt ein wenig besser und froher machen. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Annie darauf ein. Sehr bald merkt sie, dass sich hinter Pollys farbenfroher, heiterer Fassade und hinter ihrem Vorhaben für die nächsten hundert Tage viel mehr verbirgt als im ersten Augenblick offensichtlich ist. Je weiter die Challenge fortschreitet, umso stärker spürt Polly, dass ihr eigenes Leben nicht so trostlos ist wie es schien. Sie muss nur das Glück beim Schopf ergreifen, denn sie hat eine Zukunft.
In diesem Roman geht es zum Teil um verpasste Chancen und unsichere Zukunftsaussichten, um Krankheit und Tod, aber auch um Freundschaft und Glück um Hoffnung und Liebe. Pollys und Annies Geschichte ist sehr emotional und berührend und geht in die Tiefe. Manche Aufgaben der 100-Tage-Challenge klingen im ersten Moment banal, aber die Resonanz auf manche kleine Geste ist erstaunlich. Da wären zum Beispiel Punkte wie „Mach das Beste aus deiner Mittagspause“, „Nimm dir Zeit für einen Plausch“ oder „Mach Tee für deine Kollegen“. Aber es gibt auch ziemlich heftige Aufgaben, zum Beispiel „Probier einen Extremsport aus“ oder „Hänge deinen Job an den Nagel“.
Der Roman ist kurzweilig geschrieben und eben in die bereits erwähnten hundert kleinen Abschnitte gegliedert. Trotz aller Heiterkeit, welche die Geschichte oberflächlich verströmt und sich manchmal in rabenschwarzem Galgenhumor äußert, hat mich der Roman teilweise ganz schön deprimiert, muss ich gestehen. Neben einigen humorvollen Abenteuern, die die Freundinnen zusammen bestehen, gibt es auch jede Menge trauriger Ereignisse. Nachdem ich die Vita der Autorin gelesen habe, bin ich der Meinung, dass vieles in dem Buch aus ihrereigenen Lebenserfahrung entstanden ist.
Viele Szenen im Buch, die auf den ersten Blick extrem wirken, kann man verstehen, wenn man Pollys und Annies Situation kennt, aber einige Ereignisse fand ich dann doch etwas überspannt, vor allem aufs Ende zu. Es ist ein tiefgründiger Roman, der nachdenklich macht, wobei dieser ernsthafte Effekt dann wieder durch stark überzogene Szenen zunichte gemacht wird, so dass ich das Buch ein wenig zwiegespalten beendet habe.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Grandioser Blick zurück in die frühere Geschichte der Waringhams zur Zeit von Richard Löwenherz und John Ohneland

Teufelskrone
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Dies ist der sechste Band von Rebecca Gablés Waringham-Saga. Im Gegensatz zu den vorherigen Bänden schließt sich die Handlung diesmal aber nicht chronologisch an, sondern sie spielt fast zweihundert Jahre ...

Dies ist der sechste Band von Rebecca Gablés Waringham-Saga. Im Gegensatz zu den vorherigen Bänden schließt sich die Handlung diesmal aber nicht chronologisch an, sondern sie spielt fast zweihundert Jahre früher als „Das Lächeln der Fortuna“. Genau genommen erleben wir die letzten Jahre der Regierungszeit von Richard Löwenherz und im Anschluss die Krönung und Herrschaft seines Bruders John „Ohneland“. Ein zweites Brüderpaar steht im Mittelpunkt des Romans, und das sind Guillaume und Yvain of Waringham. Im Gegensatz zu den königlichen Brüdern, die mehr oder weniger verfeindet sind, ist die Beziehung der Waringham-Brüder von Zuneigung geprägt, obwohl sie verschiedenen Seiten dienen. Während der ältere Guillaume seinen Herrn, Richard Löwenherz, auf einem Kreuzzug begleitet hat und sehr betroffen über Richards Gefangennahme kurz nach der Rückkehr aus dem heiligen Land ist, steht dem jüngeren Yvain etwas ganz anderes bevor, denn sein Vater, Lord Jocelyn of Waringham, hat für ihn eine Laufbahn bei den Templern vorgesehen. Doch es kommt alles ganz anders, denn er tritt bei Prinz John seinen Dienst als Knappe an. Fortan stehen Yvain und Guillaume auf verschiedenen Seiten, was durchaus zu kritischen Situationen und sogar zu einem Zerwürfnis führen könnte, aber die Brüder schließen einen Pakt, dass, ganz egal was zwischen König Richard und Prinz John geschehen wird, dies nicht zu einer Fehde zwischen ihnen selbst führen soll. Und doch gibt es eines, was die Brüder einerseits gemeinsam haben, was auch einen Keil zwischen sie treiben könnte, und das ist die Liebe zur selben Frau.

Zur Handlung, die sich von 1193 über die folgenden 23 Jahre erstreckt, möchte ich gar nicht allzu viel sagen, denn die Ereignisse sind so vielfältig, umfangreich und fesselnd, dass ich dem nicht in wenigen Sätzen gerecht werden könnte. Es wäre auch gar nicht Sinn der Sache, viel zu verraten, denn gerade das Buch selbst zu lesen und gefühlsmäßig mittendrin zu sein, ist eine Erfahrung, die jeder für sich machen sollte. Vieles was geschildert wird, gerade die unglaublichsten Ereignisse, sind wirklich passiert. Realität und Fiktion hat Rebecca Gablé auch in diesem Buch kunstgerecht verschmolzen. Die Grenzen zwischen Wahrheit und erfundener Geschichte sind fließend, und es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, wie es der Autorin gelingt, stets die richtigen Worte zu finden und ihre Leser mitzureißen. Auch dieses Buch ist wieder eine tolle Mischung aus englischer Geschichte, Abenteuer, Ritterleben und Romantik. Bei einigen wichtigen historischen Ereignissen hat man das Gefühl, selbst dabei zu sein, so plastisch und lebendig sind sie erzählt, beispielsweise erlebt man die Entstehung der Magna Carta hautnah mit.

Neben ihrem fundierten Wissen und dem packenden Erzählstil sind es die vielschichtigen Charaktere, die mir an Rebecca Gablés Büchern besonders gefallen. Mit Yvain of Waringham hat sie auch diesem Roman einen charmanten, sympathischen Protagonisten gegeben, der über viele ritterliche Tugenden verfügt, zugleich aber das Herz auf der Zunge trägt und sich manchmal dadurch selbst in Gefahr bringt. Yvain ist einerseits ein tapferer Held, der viele Schlachten zu schlagen hat, wobei ich nicht nur die mit dem Schwert meine, bei denen er für den König kämpft. Sehr oft gewährt uns die Autorin aber auch einen tiefen Blick in seine Gedanken und seine Seele, und da wird schnell klar, dass sich hinter seiner harten Schale ein sensibles Herz verbirgt und dass auch dieser tapfere Ritter nicht gegen Angst und Sorgen gefeit ist. Viele von Yvains Eigenschaften und Vorlieben erkennt man wieder, wenn man die Waringham-Saga von Anfang an verfolgt hat, denn der Ritter und seine Familie haben ihren Nachfahren so manches vererbt, sei es die besondere Liebe zu Pferden oder die „gläsernen Träume“, ganz besonders aber die unerschütterliche Loyalität ihren weltlichen Herrschern gegenüber. Bei Yvain ist das König John, der seinem Bruder Richard, nach dessen Tod, auf den Thron folgt. John ist eine facettenreiche Persönlichkeit, die ich hier noch einmal neu kennengelernt habe. Während sein Bruder Richard Löwenherz stets als Held gefeiert wird, ist John meist als abgrundtief böse dargestellt.

Wie es damals wirklich war, welche Charaktereigenschaften und welches Verhältnis zueinander die königlichen Brüder hatten, können wir heutzutage nur vermuten bzw. uns auf die Überlieferungen stützen. Letztendlich müssen wir uns aus den vorhandenen Fakten selbst ein Bild zurechtlegen. Die Eindrücke, die ich von Richard Löwenherz und seinem Bruder John bisher hatte, haben durch Rebecca Gablés Roman viele neue Facetten dazu bekommen, denn hier wird gezeigt, dass auch Richard ein brutaler Herrscher war und falsche Entscheidungen traf und dass auch John, trotz seiner vielen negativen Eigenschaften, durchaus auch menschliche Regungen zeigen konnte, wenn auch eher selten.

Ich könnte hier noch ewig so weiter erzählen, denn es gäbe noch so viel zu erwähnen, was bei einem Roman mit über 900 Seiten nicht verwundert. Zum Abschluss bleibt mir eigentlich nur zu sagen, dass es wieder ein wundervoller, lebendiger und mitreißender Roman ist, der seinen Vorgängern in nichts nachsteht.

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