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Veröffentlicht am 11.08.2022

Ein verhängnisvolles Beziehungschaos, das sich viel zu schnell offenbart

Nur du und ich
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Das gut geplante Wochenende in einem einsam gelegenen Haus in Long Island soll die Liebe zwischen dem Literaturprofessor Steven und seiner jungen Collegestudentin Ellie krönen. Nur sie beide, Liebesspiele ...

Das gut geplante Wochenende in einem einsam gelegenen Haus in Long Island soll die Liebe zwischen dem Literaturprofessor Steven und seiner jungen Collegestudentin Ellie krönen. Nur sie beide, Liebesspiele am Kamin und Zeit, sich näher kennenzulernen. Doch was als romantischer Ausflug an den Ozean beginnt, endet schon bald in einer Katastrophe. Denn ein Schneesturm zieht auf und schneidet sie von der Außenwelt ab, während im Inneren des Hauses ein Kampf um Leben und Tod beginnt.

„Nur du und ich“ ist der Debüt-Thriller der in London lebenden Autorin Laure van Rensburg, der mit einer bedrückenden Atmosphäre und gut gehüteten Geheimnissen seinen Anfang nimmt. Allerdings nur für eine gewisse Zeit. Denn kaum ist das ungleiche Paar in seinem idyllisch gelegenen Liebesnest angekommen, wendet sich das Blatt. Die erhoffte Nervenspannung plätschert plötzlich nur noch vor sich hin und wirkliche Geheimnisse gibt es auch nicht mehr. Hier wurde einfach zu früh verraten, worum es in dem verhängnisvollen Beziehungschaos zwischen dem begehrenswerten Universitätsprofessor und seiner ihn anbetenden Studentin geht.

Der Schreibstil von Laure van Rensburg ist angenehm flüssig. Die sich wechselnden Passagen aus der Sicht von Steven und Ellie lesen sich zügig weg. Ihre Handlungsweisen sind zwar nicht immer nachzuvollziehen. Aber wer steckt schon in den Köpfen der ihm nahestehenden Menschen drin? Dafür wird nicht mit Aktionen gespart, einige unerwartete Wendungen und Rückblicke in die Vergangenheit gibt es auch. Insgesamt eine Geschichte, die viel von den Charakterzügen und Gefühlen seiner beiden Hauptprotagonisten verrät, in Sachen Spannung aber etwas zu schwach geraten ist.

Fazit und Bewertung:
Nach einem gelungenen Einstieg lässt der Thriller merklich nach und driftet letztendlich in ein unschönes Gemetzel ab. Schade. Eine subtilere Herangehensweise und ein bis zum Schluss geheimnisvoller Verlauf hätten dem Thriller besser getan.

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Veröffentlicht am 07.08.2022

Ein spannender und atmosphärisch dichter Sylt-Krimi

Düsteres Watt
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An einem heißen Sommertag wird in den Wanderdünen auf Sylt eine männliche Leiche gefunden, die ertrunken ist. Liv Lammers und ihre Kollegen von der Kripo Flensburg übernehmen den seltsamen Fall. Und schon ...

An einem heißen Sommertag wird in den Wanderdünen auf Sylt eine männliche Leiche gefunden, die ertrunken ist. Liv Lammers und ihre Kollegen von der Kripo Flensburg übernehmen den seltsamen Fall. Und schon bald steht fest, dass der Tote Karl von Raboisen ist, dessen adelige Familie eine Villa in List besitzt. Aber nicht nur er ist auf der Insel hinlänglich bekannt. Auch seine Frau Charlotte hat sich als aufstrebende Politikerin einen Namen gemacht. Als kurz darauf eine weitere Tote verdurstet im Watt auftaucht, geraten Liv und ihr Team immer mehr unter Druck. Haben die Fälle miteinander zu tun und wieso weichen die Todesursachen von den Orten ihres Auffindens ab?

„Düsteres Watt“ ist der sechste Band der Krimireihe um Liv Lammers, die mit ihrem Lebenspartner dem Rechtsmediziner Sebastian derzeit auf Sylt im Urlaub weilt. Dass sie trotzdem erste Ermittlungen zu dem toten Adelsspross übernimmt, ist nicht ungewöhnlich. Denn sie ist schneller am Tatort als die Kollegen, die erst aus Flensburg anreisen müssen. Doch auch später gibt sie nur ungern das Zepter ab und versucht, ihre privaten Vorhaben mit den Ermittlungen unter einen Hut zu bringen. Eine aufreibende und zweifelhafte Angelegenheit. Denn Sebastian trifft auf Sylt seine Exfrau mitsamt seinem Sohn und Liv kämpft plötzlich mit ihrer aufkommenden Eifersucht.

Sabine Weiss hat in ihrem Krimi tief in die Strukturen einer Adelsfamilie geblickt, die nach Außen hin perfekten und prunkvoll erscheint, im Inneren aber marode und konfliktgeladen ist. Schon nach kurzer Zeit tun sich Abgründe auf und lang gehegte Traditionen werden auf den Prüfstand gestellt. Zwei Morde lassen die Fassade bröckeln und einen Vermisstenfall gibt es auch. Dazu halten überraschende Wendungen, zwielichtig agierende Figuren und abwechselnde Verdächtige den Spannungsbogen hoch und so ist lange Zeit nicht klar, wer oder was hinter den verübten Verbrechen steckt. Eine Krimihandlung, die gut zum Mitraten einlädt und neben einen Blick in das Leben einer nach alten Mustern funktionierenden Adelsgeschlechtes viel von der mondänen Schönheit der beliebten Nordseeinsel verrät.

Fazit und Bewertung:
Liv Lammers sechster Fall hat alles, was das Herz eines Krimilesers höherschlagen lässt und spannende Lesestunden verspricht.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Ein bewegender Thriller, der nur so über die Seiten fliegen lässt

Kaltherz
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Nur acht Minuten war die fünfjährige Marie allein im Auto. Acht Minuten, in denen ihre Mutter sie in Sicherheit wähnte. Doch es waren acht Minuten zu viel. Als Clara nach einer dringenden Angelegenheit ...

Nur acht Minuten war die fünfjährige Marie allein im Auto. Acht Minuten, in denen ihre Mutter sie in Sicherheit wähnte. Doch es waren acht Minuten zu viel. Als Clara nach einer dringenden Angelegenheit zurück zu ihrem Auto kommt, ist dieses leer. Und während sie seit dem Verschwinden ihrer kleinen Tochter in Selbstvorwürfen versinkt, kämpft ihr Mann Jakob darum, sein geordnetes Leben aufrechtzuerhalten. Ein brisanter Fall, den die angeschlagene Kommissarin Kim Lansky von einem verstorbenen Kollegen übernimmt und schon bald in Ermittlungen steckt, die sie tief in die eigene Vergangenheit führen.

„Kaltherz“ ist, wie der Titel bereits verrät, ein bewegender Thriller, der emotional verstörende Handlungsweisen thematisiert. Ein kleines Mädchen wird hier zum Spielball menschlichen Versagens, während ihren Eltern eigene Interessen wichtiger sind. Es fällt schwer, manche Passagen zu lesen, da die Wut und das Unverständnis überhandnehmen. Doch gleichzeitig keimt die Hoffnung, dass alles gut ausgeht und Marie gesund aufgefunden wird. Gekonnt inszeniert Henry Faber ein Spiel mit wechselnden Gefühlen und lässt dabei schonungslos in menschliche Abgründe schauen. Tief in das Leben der Figuren führt er seine Leser hinein und während diese abwechselnd als Ich-Erzähler fungieren werden Gedanken und Emotionen schonungslos offengelegt.

Kurze Kapitel, ein fesselnder Schreibstil und viele Cliffhanger treiben die Story voran, die mit einer eigenwilligen Kommissarin ausgestattet ist. Kim Lansky, die mit den Ermittlungen zum Verschwinden von Marie ihre letzte Chance erhält, sich im Polizeidienst Fuß zu etablieren, ist eigenwillig, unkonventionell und rüpelhaft. Ohne Rücksicht zu nehmen, überschreitet sie bestehende Grenzen und verbeißt sich wie ein Pitbull in den für sie wichtigen Fall. Und tatsächlich kommt sie einem Komplott auf die Spur, das es in sich hat und weitere Verbrechen offenbart. Ein Ermittlungsmarathon, der viele überraschende Wendungen in sich birgt und trotz überzeichneter Figuren und fragwürdiger Handlungsweisen fesselnd in Erscheinung tritt.

Fazit und Bewertung:
Ein Thriller, der nur so über die Seiten fliegen lässt und auf menschlicher Ebene schockiert und bewegt.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Ein amüsanter und spannender Regionalkrimi mit vielen Verwicklungen und einem handfesten Fall

Die MörderMitzi und der Sensenmann
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Nach der Trennung von ihrem Freund muss sich Mitzi nach einer eigenen Wohnung umsehen. Da kommt ihr das Erbe der verstorbenen Großmutter gerade recht, die ein gut gelegenes Grundstück hinterlassen hat. ...

Nach der Trennung von ihrem Freund muss sich Mitzi nach einer eigenen Wohnung umsehen. Da kommt ihr das Erbe der verstorbenen Großmutter gerade recht, die ein gut gelegenes Grundstück hinterlassen hat. Und während Mitzi Kontakte zu einem potenziellen Käufer aufnimmt, wird ihre schwangere Freundin Agnes Kirschnagel in den Innendienst gesteckt. Eine Entscheidung, die der agilen Inspektorin überhaupt nicht gefällt. Kurzerhand nimmt sie sich eines eingemauerten Leichenfundes an und fährt zur ersten Inaugenscheinnahme vor Ort. Aber auch Mitzi erfährt von dem Fall und wittert zwischen diesem und ihrem Vorhaben, das Grundstück zu verkaufen einen engen Zusammenhang. So kommt es, wie es kommen muss. Agnes gerät in große Gefahr und Mitzi, die sie retten will, auch.

„Die Mördermitzi und der Sensenmann“ ist ein amüsanter und spannender Regionalkrimi mit vielen Verwicklungen und einem handfesten Fall. Auch diesmal gehen die ungleichen Freundinnen Mitzi und Agnes, jede auf ihre eigne Art und Weise auf Verbrecherjagd, und geraten prompt in ein riesiges Schlamassel hinein. Denn kaum hat Agnes erste Recherchen angestellt, wird sie mit einem Tötungsdelikt aus der Vergangenheit konfrontiert, das ihrem aktuellen Fall in entscheidenden Punkten gleicht. Ein Auftritt in der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY“ folgt und Agnes wird dem skrupellosen Mörder ungewollt auf dem Silbertablett präsentiert. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse, es lauert ungeahnte Gefahr und mit dem spaßigen Geplänkel ist es erst einmal vorbei.

Isabell Archan hat mit der einfältigen Mitzi und der unerschrockenen Agnes ein Ermittlerduo ins Rennen geschickt, das auf der ganzen Linie überzeugt. Sei es durch die gut herausgearbeiteten Charaktere, die Leben in das Geschehen bringen, durch den clever konstruierten Fall, der beiden Frauen alles abverlangt oder dem dazu passenden Humor, der sich in heiteren Szenen und Dialogen niederschlägt. Der Unterhaltungswert beim Lesen ist groß und fesselnd ist die Suche nach einem perfiden Mörder auch. Dazu sind die Figuren ans Herz gewachsen und so leidet und lacht der Leser Seite für Seite mit, lernt immer wieder neue Facetten von ihnen kennen und würde gerne behilflich sein. Das allerdings geht leider nicht. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass alles gut ausgeht und ein Mörder seine gerechte Strafe erhält.

Fazit und Bewertung:
Ein rundum gelungener vierter Fall mit Mitzi und dem Sensenmann und mit der schwangeren Agnes, die in seine Tod bringenden Hände fällt.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Ein subtil gestrickter Pageturner rund um die Machenschaften eines perfekten Ehepaares von nebenan

Meine wunderbare Frau
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Millicent und ihr Mann sind seit fünfzehn Jahren verheiratet. Zwei wundervolle Kinder und gut gehende Jobs gehören zu ihrem Leben, das inzwischen ein wenig öde geworden ist. Um neuen Schwung hineinzubringen, ...

Millicent und ihr Mann sind seit fünfzehn Jahren verheiratet. Zwei wundervolle Kinder und gut gehende Jobs gehören zu ihrem Leben, das inzwischen ein wenig öde geworden ist. Um neuen Schwung hineinzubringen, haben sie sich ein aufregendes Hobby gesucht. Allerdings ist ihnen klar, dass ihr gut gehütetes Geheimnis auch einen Haken hat. Denn sollte ihnen jemand auf die Schliche kommen, ist es mit der häuslichen Idylle vorbei. Nicht nicht nur die Strafe für ihr verhängnisvolles Tun ist enorm hoch. Auch ihre gut funktionierende Familie bricht dann entzwei.

„Meine wunderbare Frau“ ist ein subtiler Psychothriller der aus der Sicht von Millicents Mann, die unglaublichen Machenschaften der Eheleute erzählt. Doch bevor die ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung des Ehepaares ans Tageslicht tritt, lernen die Hörer zunächst einmal die Familie kennen. Sie nehmen an einem gut strukturierten Alltag teil, setzen sich mit den Problemen der aufwachsenden Kinder auseinander und erhalten einen tiefen Einblick in die Vergangenheit. Und erst als merkwürdige Dinge ahnen lassen, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, wird das Ungeheuerliche offenbart.

Gelesen wird der mit einer subtilen Spannung fesselnde Thriller von Matthias Hofer, der es gut versteht, dem namenlosen Ehemann eine ganz eigene Stimme zu verleihen. Sei es als verständnisvoller Partner, der die Wünsche seiner Frau mit Hingabe erfüllt oder als berechnender Casanova, der auf die Jagd nach potenziellen Opfern geht. Stets präsentiert er dessen wandlungsfähige Art und sorgt mit stimmlichen Mitteln dafür, dass er trotz der zu verurteilenden Vorkommnisse sympathisch erscheint.

Demgegenüber wirkt seine Ehefrau Millicent berechnend und kalt. Sie nimmt die Rolle der Unberechnbaren und Schuldigen ein. Deshalb braucht es einige Zeit, um zu verstehen, warum das Zusammenspiel der Eheleute trotz ihrer Verschiedenartigkeit so gut funktioniert. Ein sehr wendungsreiches Thriller-Debüt, das die US-amerikanische Autorin Samantha Downing mit einer tiefen Authentizität und spürbaren Bedrohung geschrieben hat und das zum Ende hin mit einem unerwarteten Finale überrascht.

Fazit und Bewertung:
Ein subtil gestrickter Pageturner rund um die Machenschaften eines perfekten Ehepaares von nebenan und ein spannend inszeniertes Hörbuch, das tief in die kranken Seelen zweier Psychopathen blicken lässt.

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