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Veröffentlicht am 27.08.2021

Von Geistern, Geschichten, Magie und Liebe

Wie man einen Tiger fängt
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„Geschichten gehören niemandem. Sie sind dazu da, erzählt zu werden.“

Lily kann sich unsichtbar machen. Na ja, fast. Viel mehr fühlt sie sich mit ihrem ruhigen und sensiblen Charakter von ihrer Mutter ...

„Geschichten gehören niemandem. Sie sind dazu da, erzählt zu werden.“

Lily kann sich unsichtbar machen. Na ja, fast. Viel mehr fühlt sie sich mit ihrem ruhigen und sensiblen Charakter von ihrer Mutter und ihrer Schwester nicht richtig gesehen. Während sie mit ihrer Schwester Sam früher eng verbunden war, versucht diese nun ihre Kindheit abzulegen und geht auf Distanz. Einzig ihre Großmutter, ihre extravagante und willensstarke Halmoni, wie die Großmutter in koreanischen Familien genannt wird, blickt ihrer Enkelin direkt ins Herz und erzählt ihr magische Geschichte über Geister und Tiger. Diese Geschichten üben eine starke Anziehungskraft auf Lily aus. Als sie eines Tages einen Tiger sieht, weiß sie nicht, ob sie sich das nur einbildet oder selbst ein Teil einer Geschichte ihrer Halmoni geworden ist.

Ein bisschen gruselig, ein bisschen lustig und sehr geheimnisvoll erzählt Tae Keller vor allem einfühlsam Lily’s Geschichte in der Ich-Perspektive: darüber, wie sie mutig und tapfer einen Tiger fängt, sich in ihrem neuen Zuhause zurecht findet und dabei kostbare und schwere Zeiten durchlebt. Das Buch steckt voller Weisheiten, rührender Momente und Geschichtenmagie, in ihrer schönsten Form. Es geht darum, ein krankes Familienmitglied gehen zu lassen und sich selbst dabei nicht zu verlieren. Darum, wie andere einen wahrnehmen, aber man wirklich ist und wie man in schweren Zeiten zusammenhält.

„Wie man einen Tiger fängt“ ist eine emotionale Geschichte über familiäre Beziehungen, die sich im Laufe der Zeit verändern; und über das Chaos aus Hoffnung, Angst und Ungewissheit, wenn es darum geht, schmerzhafte Wahrheiten akzeptieren zu müssen. Dieses außergewöhnliche Buch ist der Beweis für die Stärke und Kraft von Geschichten, und ihre machtvollen Konsequenzen, die helfen, niemals aufzugeben und sich die eigene Magie zu bewahren. Wer den grandiosen Roman „Sieben Minuten nach Mitternacht“ auch so liebt wie ich, dem empfehle ich sehr dieses tolle Buch. Es gehört für mich zu den Büchern, die man als Kind entdeckt, liebt und später als Eltern seinen eigenen Kindern vorliest.

Veröffentlicht am 27.08.2021

Originelle weihnachtliche Geschichte um 1890, die in Erinnerung bleibt

Unsichtbar im hellen Licht
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„Über dem Heiligen Abend liegt ein Zauber, den kein anderer Tag zu verströmen vermag - voller Träume, Hoffnungen und Wünsche in einer Winterwelt, die den Atem anhält.“

Das zwölfjährige Mädchen Celeste ...


„Über dem Heiligen Abend liegt ein Zauber, den kein anderer Tag zu verströmen vermag - voller Träume, Hoffnungen und Wünsche in einer Winterwelt, die den Atem anhält.“

Das zwölfjährige Mädchen Celeste weiß nicht, wie ihr geschieht, als sie auf einem unheimlichen Passagierschiff, in der Höhle der Träumer, erwacht und ein Mann in einem smaragdgrünen Anzug sie zu einem Spiel ohne Regeln herausfordert, um die unschuldigen Schlafenden und sich selbst zu retten. Ohne aufschlussreiche Erklärungen landet Celeste in der Stadt K. in einem Opernhaus, mitten in eine Kostümkorb. Die Menschen dort scheinen sie zu kennen und sind begeistert von ihren Tanzkünsten. Doch nur Celeste scheint zu wissen: sie kann überhaupt nicht tanzen. Nach und nach ergibt sich ein Bild, Erinnerungen und Träume vermischen Realität und Fiktion. Celeste begreift, dass alles davon abhängt, bei diesem Spiel als Gewinnerin hervorzugehen. Sie muss das Unvermeidliche aufhalten und die Zukunft finden. Zum Glück ist sie dabei nicht allein…

Der mysteriöse Anfang hat mich sofort gepackt. Völlig irritiert wollte ich unbedingt wissen, was es mit dem bedrohlich wirkendem Mann im smaragdgrünen Anzug auf sich hat und wer all die Menschen sind, die Celeste zu kennen scheinen. Die eingefangene historische Atmosphäre von 1890 hat mich sehr begeistert. Das wuselige Treiben im Opernhaus und die elegante Ausdrucksweise, die winterliche Stimmung und wärmende Gemütlichkeit - der weihnachtliche Funke ist gleich auf mich übergesprungen. Was es mit dem mysteriösen Spiel auf sich hat, klärt sich nach und nach; man deckt als Leser zeitgleich mit Celeste die Hintergründe auf. Wie das Schicksal es will, lichtet sich der geisterhafte Nebel und gibt immer mehr Antworten preis - aber irgendwie bliebt es immer geheimnisvoll, ganz nach dem Motto: Es bleibt ganz dir überlassen, was du daraus machst. Das mochte ich sehr, weil es Raum für die eigene Vorstellungskraft lässt, aber einem alles an die Hand gegeben wird, was man brauchst, um die Puzzleteile zusammenzusetzen. Passend für die Zielgruppe wird in erklärenden Dialogen auch das Wichtigste zusammengefasst, sodass man der Handlung gut folgen kann. Seefahrergeschichten, alte Mythen, durch mündliche Erzählungen weitergegeben, treffen auf fantastische Elemente und die Kultur einer Theaterwelt, in der sich Talente tummeln, schöne Kleider genäht werden und alte Bräuche bestand haben.

Besonders die herzerwärmende Entwicklung der Kinder hat mich begeistert. Hildegard hat sich hier hervorgetan. Die Beziehung zu ihrer Mutter und ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung hat mich sehr berührt. Ich habe richtig mit ihr gelitten. Ganz typisches Element von Märchen ist, dass Gut und Böse deutlich erkennbar sind. In dieser Geschichte führen aber vor allem schlechte Taten, zu guten Taten - alles ist in einem Schicksalskreis miteinander verbunden. „… im Rinnstein der Zeit. In einer Welt unbegrenzter Möglichkeiten.“ Erzählt wird aus Sicht von Celeste, wobei es immer wieder Ausnahmen gibt, wenn der Fokus auf anderen Personen liegt, um die Spannung zu erhöhen. Das Buch lädt förmlich dazu ein, nochmal gelesen zu werden. Mich hat die Geschichte nachhaltig beeindruckt. Manches macht nachdenklich und man spürt, das war tiefsinniger, als es auf den ersten Blick schien.

Fazit: Diese märchenanmutende Geschichte voller Wunder, Zauberei und Lichtpunkte, die sich mit Protagonisten voller Güte und Liebe, die sich tapfer und klug der boshaften Macht- und Geldgier widersetzten, in mein Herz geschlichen hat. Die poetischen Metaphern und spannenden Ereignisse bieten genau die richtig Mischung aus Anspruch und Unterhaltung. „Unsichtbar im hellen Licht“ hatte alles, was eine schöne (Weihnachts-) Geschichte für mich ausmacht: Stimmungsvolle Atmosphäre, Herzensgüte, dramatische und rührende Momente und eine außergewöhnliche Handlung. Ich könnte mir vorstellen, dass es sowohl Erwachsene als auch junge Leseratten begeistert.

„Und das Leben hat mich gelehrt, dass nur diejenigen gewinnen, die mutigen Herzens sind.“

Veröffentlicht am 20.08.2021

Das Abenteuer geht weiter

Auf fliegender Mission 4 - Malas geheime Insel
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Die Geschwister Stella, Matteo und Hanna starten in ihr viertes Abenteuer: gemeinsam mit dem fliegenden Teppich Kasimir und dem tropischen Tukan Kainu sind sie auf dem Weg zu Malas geheimer Insel. Allerdings ...

Die Geschwister Stella, Matteo und Hanna starten in ihr viertes Abenteuer: gemeinsam mit dem fliegenden Teppich Kasimir und dem tropischen Tukan Kainu sind sie auf dem Weg zu Malas geheimer Insel. Allerdings haben sie Schwierigkeiten, die Insel zu finden, und landen schließlich in einer brenzligen Lage, im scheinbar endlosem Ozean.

Wenn man sich einen Überblick verschaffen will, gibt es eine kurze Rückschau, was bislang geschehen ist. Dadurch kann man das Buch auch gut lesen, selbst wenn man die andere Teile nicht kennt. Diesmal finden sich die Freunde in einem paradiesischen Setting wieder, werden sich ordentlich gruseln und neue Tiere und Menschen kennenlernen. Natürlich gibt es Hinweise darauf, wie es weitergeht und Kasimir erhält wichtige Erkenntnisse über den weiteren Verlauf der Mission.

Ein Abenteuerroman mit gut überschaubarer und spannender Handlung, die zum Weiterlesen animiert, bild- und dialogreicher Sprache und vielen Illustrationen, die durchgehend in Blau-Grau gehalten sind. Die Figuren sind liebenswert und simpel gestaltet. Im Zentrum steht Hilfsbereitschaft und Freundschaft. Die Abenteurer unterstützen sich gegenseitig und pflegen einen wertschätzenden und ermutigenden Umgang. Der vierte Band konnte vor allem mit neuen Freunden, einer paradiesischen Insel und neuen Geheimnissen überzeugen. Ohne zu viel verraten zu wollen, stecken sie zu Beginn in einer nervenaufreibende Situation fest und es wird wieder spannend. Mala hat uns besonders gut gefallen, weil sie eine geheimnisvolle Aura der Weisheit umgibt. Seit gespannt!

Eine toller Mix aus Abenteuer, Spannung, Magie und Freundschaft für Kinder ab 8 Jahren. Die Gestaltung des Buches ist zudem hochwertig: als Hardcover enthält das Buch, neben farbigen Illustrationen, ein blaues Lesebändchen und ein Inhaltsverzeichnis.
Ich würde das gemeinsame Lesen bzw. das Vorlesen empfehlen, weil ein paar Begriffe zum Thema Umweltschutz fallen, über die man direkt sprechen könnte. Für ältere Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben, eignet sich das Buch zum Selberlesen, wegen der vielen Illustrationen, die Abwechslung bieten, der gut lesbaren Schrift und kürzeren Textmenge, die schnelle Erfolge beim Vorankommen sichert. Übrigens eine tolle Geschenkidee und ein Ende der Mission ist auch noch nicht in Sicht.

Veröffentlicht am 20.08.2021

Ausgefallene mittelalterliche Geschichte - Mein Highlight im August

Junge mit schwarzem Hahn
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„Junge mit schwarzem Hahn“ ist eine düstere und märchenhafte Geschichte über einen klugen Jungen, mit einem Herzen aus Gold, unzertrennlich verbunden mit einem sprechendem schwarzen Hahn, hineingeboren ...

„Junge mit schwarzem Hahn“ ist eine düstere und märchenhafte Geschichte über einen klugen Jungen, mit einem Herzen aus Gold, unzertrennlich verbunden mit einem sprechendem schwarzen Hahn, hineingeboren in eine grausame mittelalterliche Zeit fehlender Bildung, Ahnungslosigkeit, Tyrannei und Aberglaube, der vom Schicksal gebeutelt, zu einer gefährlichen Reise aufbricht, um begangenes Unrecht aufzuklären und zu retten, was Liebe und Hoffnung bringt.

Der elfjährige Hauptprotagonist Martin ist klug, hat eine scharfe Beobachtungsgabe und wird von den Dorfbewohnern mit Argwohn und schwankender Bewunderung beäugt. Doch er hat auch Verbündete: die zauberhafte Franzi und den Maler - stets an seiner Seite ist der Hahn, versteckt unter seinem Hemd oder auf seiner Schulter sitzend. Ein sprechendes Tier, das ihm gut zuredet und ihm dem Weg zu seiner Bestimmung weist. Er bricht auf zu einem gefährlichen Abenteuer, ohne genau zu wissen wohin. Er weiß nur eins: er muss die von den mysteriösen Reitern gestohlenen Kinder finden.

Kurze Sätze lassen Raum für das handlungsreiche Geschehen. Umso älter Martin wird, umso mehr verändern sich auch die genutzten Stilmittel, die Spannung verdichtet sich und die Sprache wird bildreicher. Eine literarisch herausragende Vorgehensweise, eine unvergessene Geschichte über Wahnsinn, Abhängigkeit, den Mut nicht aufzugeben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen und daraus Hoffnung wachsen zu lassen. Die Atmosphäre ist düster und packend, die Armut und der Hunger allgegenwärtig - so spielt es vermutlich etwa um das 14. Jahrhundert, als die Pest grassierte.

Dieses Buch war eine echte Überraschung für mich und in der Tat ein Geniestreich. Die skurril anmutenden Figuren und verrückten Situationen haben mir besonders gut gefallen. Man wusste nie, was als nächstes passiert und wie die Figuren agieren würden. Am Ende fügten sich alles zusammen, wie man es nicht hätte erahnen können. Der sprechende Hahn gab dem Ganzen noch etwas Zauberhaftes. Für mich ein ausgefallenes Debüt und eine echte Entdeckung, die mich bestens unterhalten hat. Ein kluges und ausgefallenes Buch, dem ich eine große Leseschaft wünsche. Ich bin sehr gespannt auf weitere Werke von Stefanie vor Schulte.

Veröffentlicht am 15.08.2021

Emotionale Bilderbuchgeschichte in Reimen

Arno und sein Pferd
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Ein Junge namens Arno verliert sein Holzpferd, sein liebstes Spielzeug, dass er immer und überall dabei hat. Alle seine Freunde helfen bei der Suche, aber das Pferd bleibt verschwunden. Arno ist über den ...

Ein Junge namens Arno verliert sein Holzpferd, sein liebstes Spielzeug, dass er immer und überall dabei hat. Alle seine Freunde helfen bei der Suche, aber das Pferd bleibt verschwunden. Arno ist über den Verlust sehr traurig und erinnert sich daran, was ihm das Holzpferd bedeutet.

Die außergewöhnlichen Illustrationen zeigen fünf Kinder, die draußen in der Natur spielen, auf einen Baum klettern und in den Wald gehen, um Arnos Pferd zu suchen. Bis nur noch Arno im Zentrum steht und die schönen Erinnerungen an seinen Großvater. Die natürlichen Farben und der Zeichen- und Gestaltungsstil lassen Arnos schmerzhaften Verlust glaubhaft nachempfinden. Der reimende Text und die Zeichnungen ergeben ein einfühlsames Gesamtbild, dass den emotionalen Wert des Holzpferdes herausarbeitet und zeigt, worum es eigentlich geht, als Arno sich erinnert. Die Darstellungen von Traum und Erinnerung waren besonders beeindruckend und bieten Raum für kindliche Fantasien. Zudem erweitert die Geschichte den Horizont, weil ein handgemachtes Spielzeug aus Holz, einen Kontrast zu dem bietet, womit Kinder heutzutage normalerweise spielen.
Ein besonderes und hochwertiges Bilderbuch, das sich über den schmerzlichen Verlust eines geliebtes Spielzeugs, für Kinder verständlich, Gefühlen der Trauer nährt, und zu Gesprächen anregt. Sehr empfehlenswert für Kinder und auch für alle interessant, die schöne Bilderbücher mögen.