"Hell & High Water" entführt uns in eine faszinierende, veränderte Gegenwart. Die Geschichte basiert auf einer genialen Prämisse: Während des Vietnamkrieges breitete sich das tödliche Melanoe-Virus aus, eine biologische Waffe, die unzählige Menschenleben forderte und noch mehr infizierte. Die Entwicklung eines Impfstoffs aus tierischem Genmaterial hatte eine unerwartete Nebenwirkung: Einige Menschen mutierten zu Gestaltwandlern, den sogenannten Therianern. Die Idee dieser Reihe ist großartig und angesichts der aktuellen Weltlage wirkt sie erstaunlich realitätsnah und weniger absurd als noch vor einigen Jahren.
Die Erzählung lebt von ihren kontrastreichen und dennoch fesselnden Protagonisten. Dexter, ein 33-jähriger Mensch und eine wahre Frohnatur, versucht stets, das Positive zu sehen und das Richtige zu tun. Er ist mit einem Therianer-Bruder aufgewachsen und steht fest zu seiner Überzeugung, dass er als Mensch nicht besser ist als andere. Seine Empathie für die schwierige Lage der Therianer in der Gesellschaft und die Vorurteile, mit denen sie kämpfen, ist spürbar.
Ihm gegenüber steht Sloane, ein mürrischer und verschlossener Felidae (Katzen)-Wandler. Er ist derjenige im Team, der am schwersten mit dem Verlust seines letzten Partners und Teamkollegen umgeht. Sloane ist bereits sehr jung zu den "Thirds" (einer speziellen Einheit) gekommen, was vermutlich mit seiner noch weitgehend unbekannten Vergangenheit zusammenhängt.
Die Anziehungskraft zwischen Dexter und Sloane ist von Anfang an spürbar, und ihre Entwicklung ist wunderbar zu verfolgen. Das Knistern zwischen ihnen ist greifbar, ebenso wie ihre Bedenken und Ängste. Besonders reizvoll ist, wie sich die beiden verändern, sobald sie unter sich sind: Sloane taut auf und lässt Nähe zu, während Dexter vom schelmischen Typen zum ernsten und tiefsinnigen wird, wenn Sloane ihn braucht. Diese Entwicklung ist wirklich schön gezeichnet.
Auch die anderen Charaktere des "Destructive Delta" (Sloanes und Dex' Abteilung) sind gut ausgearbeitet, und man erfährt bereits in diesem Band einiges über sie. Man darf gespannt sein, wie es mit dem gesamten Team weitergeht.
Die Mordfälle und Ermittlungen sind gut durchdacht und bieten dem Leser die Möglichkeit, selbst mitzurätseln, wer dahintersteckt. Die interne Organisation der "Thirds" ist ebenfalls gut aufgebaut, und das Buch bietet am Ende ein praktisches Verzeichnis der Personen sowie ein Glossar für spezifische Begriffe – sehr hilfreich!
"Hell & High Water" bietet eine gelungene Mischung aus Mordfällen, Geheimnissen und heißen, "spicy" Momenten, die nie übertrieben wirken. Es werden auch ernste Themen wie Mobbing und Ausgrenzung angesprochen, was der Geschichte Tiefe verleiht. Vor allem aber ist das Buch urkomisch. Man lacht oft, besonders über Dexters Art, andere aufzuziehen und Witze zu machen, womit er vor allem Sloane zur Weißglut treibt.
"Hell & High Water" ist ein packender Auftakt, der durch seine originelle Welt, vielschichtige Charaktere und eine perfekte Balance aus Spannung, Emotionen und Humor besticht. Ein absolutes Lesevergnügen für alle Fans von Urban Fantasy, Krimi und Romantik.