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Veröffentlicht am 03.10.2022

Eine berührende Geschichte von Treue und Verzicht

Ein Kind namens Hoffnung
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Die Pfarrerstochter Elly ist Köchin im Berliner Haushalt der jüdischen Familie Sternberg. Als deren Sohn Leon geboren wird, schließt Elly ihn in ihr Herz.

1938 wird das Ehepaar verhaftet und Elly kann ...

Die Pfarrerstochter Elly ist Köchin im Berliner Haushalt der jüdischen Familie Sternberg. Als deren Sohn Leon geboren wird, schließt Elly ihn in ihr Herz.

1938 wird das Ehepaar verhaftet und Elly kann mit dem kleinen Leon fliehen. Sie schwört, den kleinen Jungen eines Tages der Mutter unversehrt zurückzugeben. Diesem Ziel ordnet sie alles unter.

Ständig in der Furcht, dass Leon ihr genommen wird, findet sie Zuflucht auf einem Bauernhof. Immer wieder versichert sie Leon, dass seine Mutter lebt und sie beide nach ihr suchen werden, wenn der Krieg vorüber ist.

Nach Kriegsende kehrt sie mit Leon nach Berlin zurück. Leons Mutter bleibt verschwunden, aber Elly wartet weiter.

Das Buch schildert eine Geschichte, die ans Herz rührt und wütend macht ob der Grausamkeit, die die jüdische Bevölkerung erleiden musste. Elly steht für die vielen heimlichen Heldinnen, die Familienmitglieder ihrer jüdischen Dienstherren gerettet haben.

Mich hat Ellys unbedingter Wille, Leon zu retten sehr beindruckt. Sie ordnet dem Wohl des Jungen alles unter - ihr eigenes Glück und das ihrer Tochter. Diese wächst im Schatten Leons auf und steht bei Elly stets an 2. Stelle. Das hat mich aufrichtig gestört. Ich hatte den Eindruck, durch den Beschützerwillen für Leon bleibt für nichts anderes mehr Raum. Das ändert sich auch nicht, als der Krieg zu Ende ist.

Ich bewundere Elly für ihren Mut, ihr Pflichtbewusstsein und ihre Treue zu Leon und seiner Familie. Aber ich kann sie nicht dafür lieben. Ich habe verstanden, dass die politischen Umstände sie zu taktieren und lügen zwingen. Ich habe nicht verstanden, warum sie Menschen, die ihr wohl gesonnen sind und ihrer eigenen Tochter keine Zuneigung zeigen kann. Es ist, als ob Leon ihre ganze Liebe absorbiert.

Ein wenig hat auch der Schreibstil der Autorin zu meiner distanzierten Haltung beigetragen. Die erzählt die Geschichte in weiten Teilen eher emotionslos. Nur gelegentlich lässt sie mich in Ellys Gefühlswelt blicken. .

Ich fand das Buch lesenswert, weil es weniger offensichtliche Aspekte der nationalsozialistischen Terrorherrschaft ins Bewusstsein bringt und auf berührende Weise zeigt, welche Ängste und Entbehrungen Menschen auf sich genommen haben, um ein Leben zu retten.

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Ein Serientäter in Leipzig

Tödliches Allerlei
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Innerhalb von drei Tagen bekommt es Kriminalhauptkommissarin Susanne Mayer mit drei Toten zu tun. Der Mörder hinterlässt keine Spuren. Die Opfer kommen aus unterschiedlichen Bereichen. Und wäre das nicht ...

Innerhalb von drei Tagen bekommt es Kriminalhauptkommissarin Susanne Mayer mit drei Toten zu tun. Der Mörder hinterlässt keine Spuren. Die Opfer kommen aus unterschiedlichen Bereichen. Und wäre das nicht genug, muss sich Mayer auch noch mit dem miesepetrigen Gerichtsmediziner und einen undurchsichtigen neuen Kollegen auseinandersetzen.

Für mich hat der Krimi Stärken und Schwächen. Sehr gut gefallen hat mir die Erzählweise. In weiten Teilen begleite ich das Ermittlungsteam bei seiner Arbeit. Das gibt mir die Gelegenheit , eigene Überlegungen zum Täter und zum Motiv anzustellen.

Dann gibt es Kapitel, die die Gedanken des Täters wiedergeben. Das gibt mir zwar keine Hinweise auf die konkrete Person des Täters , aber zumindest legt es den Verdacht nahe, dass der Mörder psychisch krank ist. Weitere Kapitel beleuchten die Lebensumstände der Beamten. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen, weil es mein Verständnis für ihr Verhalten stärkt.

Richtig sympathisch war mir keiner der Beteiligten. Geradezu unverständlich ist mir die Rolle des neuen Kollegen geblieben.

So unsinnig die Morde erscheinen, kann ich doch Mitleid für den Täter empfinden.

Gefallen hat mir auch, dass am Ende alle Puzzleteile des Falles zusammengefügt wurden.

Ich fand den Krimi spannend und von der Idee her mal was anderes. Was die Ermittler selbst betrifft, ist mir einiges - noch - ein Rätsel geblieben, was wohl der Tatsache geschuldet ist, dass es weitere Fälle für das Team geben soll.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

Träume, Hoffnungen, Enttäuschungen

Das Haus der Hebammen - Susannes Sehnsucht
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Die Hebammen Susanne, Carola und Ella sind genervt von ihrem Arbeitsalltag im Krankenhaus , der ihrer Ansicht nach den werdenden Müttern nicht gerecht wird. Da ist es ein Wink des Schicksals, als Susanne ...

Die Hebammen Susanne, Carola und Ella sind genervt von ihrem Arbeitsalltag im Krankenhaus , der ihrer Ansicht nach den werdenden Müttern nicht gerecht wird. Da ist es ein Wink des Schicksals, als Susanne ein leerstehendes Haus entdeckt, in das sie sich sofort verliebt.

Die drei Frauen stürzen sich in das Abenteuer Selbstständigkeit und gründen das erste Geburtshaus Kölns - gegen den Widerstand einiger Ärzte und mit der Begeisterung der schwangeren Frauen. Nicht nur der Alltag im Beruf ist turbulent, auch im Privatleben ist immer was los.

Ich habe das Buch mit Begeisterung gelesen und konnte dabei meinen Alltag vergessen.

Jede der drei Hebammen hat eine eigene Persönlichkeit und ihre ganz eigene Geschichte. Zusammen sind sie ein wunderbares Team.

Carola war mir die liebste. Vermutlich weil sie in einer ähnlichen Lebenssituation ist wie ich. Beruf und Familienalltag wollen bewältigt und unter einen Hut gebracht werden. Ich konnte Carolas Gefühle, nie den Anforderungen gerecht zu werden, gut nachempfinden.

Ella ist die jüngste und ihr stehen noch alle Wege offen. Beruf oder Ehefrau und Mutter.

Die Geschichte fokussiert sich in diesem Band auf Susanne. Ich fand es bewundernswert, wie sie die Selbstständigkeit mutig angeht. Nach einer fast schon traumatischen Erfahrung findet sie auch die Liebe und lässt sich nach anfänglichen Zögern darauf ein. Was mich aber zunehmend gestört hat, war ihr Hadern mit der Vergangenheit. Ich konnte manches nachvollziehen und sie hatte auch mein Mitgefühl, aber sie war geradezu besessen davon.

Aufgelockert wird der Roman mit den Geschehnissen im Geburtshaus, wo manchmal große Trauer, aber überwiegend große Freude zuhause sind.

Für mich war die Geschichte rundum gelungen, weil ich mich gut in die Situation der Hebammen und auch der werdenden Mütter einfühlen konnte. Und es war spannend, die drei Frauen ein Stück auf ihrem Lebensweg zu begleiten.

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Veröffentlicht am 18.09.2022

Ein Leben für die Gorillas, aber ein Leben ohne Liebe

Dian Fossey - Die Forscherin
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Hört man die Worte Gorilla und Ruanda , fällt vielen von uns sofort die Tierforscherin Dian Fossey und der Film "Gorillas im Nebel" ein. Die Erforschung und der Schutz der Gorillas waren sicher Fosseys ...

Hört man die Worte Gorilla und Ruanda , fällt vielen von uns sofort die Tierforscherin Dian Fossey und der Film "Gorillas im Nebel" ein. Die Erforschung und der Schutz der Gorillas waren sicher Fosseys Lebenswerk . Aber was für ein Mensch steckt dahinter ? Das vorliegende Buch versucht einige Antworten darauf zu geben.

Fossey wird 1936 geboren. Der Vater war Alkoholiker. Es kommt zur Scheidung, als Dian 4 Jahre alt ist. Den Stiefvater, der ein strenges, liebloses Regiment führt, verabscheut sie von Herzen. Glücklich ist sie bereits als Kind, wenn sie Tiere um sich hat. Ihr großer Traum ist eine Reise nach Afrika, die sie endlich 1963 verwirklichen kann. Hier sieht sie zum ersten Mal Gorillas in ihrer natürlichen Umgebung und verliebt sich sofort in sie. Wieder zuhause saugt sie alle verfügbaren Informationen über Afrika und die Gorillas wie eine Besessene in sich auf. Und ihre Ausdauer wird belohnt. 1967 ist sie die Leiterin der Forschungsstation im Kongo. Hier ist sie glücklich und findet einen ganz besonderen Bezug zu den Tieren. Nichts, was das Leben der Gorillas bedroht, lässt sie gelten und schafft sich dadurch viele Feinde. Was in späteren Jahren dazu führt, dass sie die Forschungsstation - mittlerweile in Ruanda - gegen ihren Willen verlassen muss. Doch sie kehrt zurück, ist wieder an ihrem Sehnsuchtsort, kann sich wieder um ihre geliebten Gorillas kümmern.

1985 wird sie ermordet.

Es gab auch Männer in ihrem Leben, aber wer hätte gegen ihre wahre Liebe, die Gorillas bestehen können ? Im Naturfotografen Bob Campbell glaubt sie endlich ihren Seelenverwandten gefunden zu haben. Drei glückliche Jahre verbringen die beiden auf der Forschungsstation und Dian glaubt, es ist für immer. Aber genauso wie ihr Vater verlässt er sie und stürzt sie in eine tiefe Depression. Zu viel Alkohol, zu viele Zigaretten und weitere gesundheitliche Probleme machen aus Fossey ein körperliches Wrack.

Nach der Lektüre des Buches kann ich sagen, ich mag Dian Fossey nicht. Ihr Leben ist von klein auf geprägt von Verlusten und Kränkungen. das hat mich durchaus berührt. Ich habe auch verstanden, dass sie deshalb von diesen sanften Riesen geradezu besessen ist, da die Gorillas sie nie enttäuscht haben. Aber ich empfinde sie als wenig empathisch gegenüber Menschen. Sie bemüht sich nicht, die Situation und Gefühle anderer zu verstehen. Man achtet sie. Man fürchtet sie, aber man liebt sie nicht. Für mich hat sie dadurch ihre Einsamkeit - und einsam war sie - zu großen Teilen selbst verschuldet.

Was ich auf jeden Fall empfinde , ist Achtung und Bewunderung für ihre Liebe und aufopferungsvolle Hingabe zu den Gorillas. Ohne sie wären diese vermutlich bereits ausgestorben .

Der Roman ist auf jeden Fall lesenswert. Ich finde es wichtig, eine Frau, die meine Hochachtung für ihr Lebenswerk verdient, nicht romantisch zu verklären, sondern sie auch mit ihren Schwächen zu zeigen. Das schmälert nicht ihre Verdienste

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Veröffentlicht am 17.09.2022

Mord im historischen London und eine Dämonin in göttlicher Mission

Kitty Carter – Dämonenkuss
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Kitty Carter, 49, aus Überzeugung ledig, ist mit ihrem Leben zufrieden. Sie arbeitet als Schreibkraft bei der Polizei und ist heimlich in ihren Chef verliebt.
Da reißt sie ein tödlicher Unfall aus ihrem ...

Kitty Carter, 49, aus Überzeugung ledig, ist mit ihrem Leben zufrieden. Sie arbeitet als Schreibkraft bei der Polizei und ist heimlich in ihren Chef verliebt.
Da reißt sie ein tödlicher Unfall aus ihrem unscheinbaren Dasein und katapultiert sie ins Jenseits, das so ganz anders ist, als es ihren christlichen Vorstellung entspricht. Kitty ist nicht gewillt, ihren Tod hinzunehmen und handelt einen Deal mit Gott aus. Sie soll einen mordenden Dämon im Diesseits aufspüren und gefangen nehmen. Dafür darf sie zurück in ihr altes Leben.
Die Sache gestaltet sich schwieriger als gedacht. Zum einen sind mit dem neuen Dämonendasein unerwartete Schwierigkeiten verbunden, zum anderen gibt es zwar weitere Leichen, aber keine Spur zum Mörder. Um so mehr Kitty über ihr neues Leben erfährt, um so undurchsichtiger wird das Ganze. Wer lügt ? Wem kann sie trauen.
Ich fand die Idee, einer Dämonin auf Mörderjagd zu folgen, spannend und habe deshalb das Buch gelesen.
Mir ging es wie Kitty - auch für mich war einiges nicht so wie erwartet.
Kitty als Person fand ich überzeugend und sympathisch. Auch ihre Lebensumstände im Diesseits waren realistisch und anschaulich geschildert. Ihr Schattendasein als ledige Schreibkraft und dazu mit fast 50 nicht mehr jugendlich und trotzdem noch abhängig vom Wohlwollen des Vaters machen sie für mich zur Heldin, die auf wohltuende Weise ausgetretene Pfade verlässt.
Als sie nach ihrem Ableben feststellt, dass das Jenseits nicht der Bibel entspricht, emanzipiert sie sich in meinen Augen. Befreit von willkürlich auferlegten Zwängen wird sie mutiger, selbstbewusster - auch in sexueller Hinsicht . Das hat mir gut gefallen und führt auch zu einigen komischen Szenen. Die Jagd nach dem Mörder war packend. Kitty trifft dabei auf zwei weitere Dämoninnen - Rose und Eliza. Beide sind in meinen Augen undurchsichtig.
Die Auflösung des Falles war für mich völlig überraschend und war nicht das, was ich erwartet hatte. Dennoch ar es folgerichtig und entspricht dem von der Autorin entwickelten Jenseits. Die Autorin wirft jede christliche Vorstellung über Bord. Es gibt keinen Himmel, keine Hölle. Zum Teil empfand ich ihre Ausführungen sehr philosophisch und hätte gerne darüber diskutiert. Dem einen oder anderen Leser mögen diese Gedankenspiele zu weit gehen.
Trotzdem fand ich den Roman lesenswert und unterhaltsam. Ich kann mir gut vorstellen, zusammen mit Kitty erneut auf göttliche Mission zu gehen.

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