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Veröffentlicht am 22.09.2016

Nur für Feinmotoriker und solche, die es werden wollen

Mein phantastischer Ozean
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Broschiert: 88 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 3 (22. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596035793
Originaltitel: Lost Ocean
Größe: 25 x 1,1 x 25,1 cm
Preis: 12,00 €

Nur für Feinmotoriker ...

Broschiert: 88 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 3 (22. Oktober 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596035793
Originaltitel: Lost Ocean
Größe: 25 x 1,1 x 25,1 cm
Preis: 12,00 €

Nur für Feinmotoriker und solche, die es werden wollen

Malbücher für Erwachsene sind ja gerade schwer in Mode. Und die Bücher von Johanna Basford sind eine wahre Augenweide, so auch ihr neuestes Werk „Mein phantastischer Ozean“, in dem es rund um das Thema „Meer“ vieles zu entdecken gibt. Einen ersten Überblick kann man sich in der Leseprobe des Verlags verschaffen.

Wahnsinnig detailreiche Zeichnungen, die es auszumalen gilt, stellen selbst für Erwachsene eine Herausforderung dar. Hier ist ein gespitzter Stift absolutes Muss, um ein schönes Ergebnis zu erzielen. Ich bin ja Fan von Holzfarbstiften, habe deshalb auch nur diese ausprobiert. Mit feinen Filzstiften von Stabilo o. Ä. sollte es aber auch möglich sein, die winzigen Flächen auszumalen.

Die einzelnen Bilder sind ganz unterschiedlich. Mal befinden sich nur wenige Gegenstände auf einer Seite, mal ist die ganze Seite bedeckt oder ein Bild erstreckt sich gar über eine Doppelseite. Manche Bilder sind kreisförmig wie Mandalas angeordnet, andere nicht. So ergibt sich eine ausgewogene Abwechslung.

Das Bearbeiten des Malbuchs macht einerseits Spaß, entsteht doch ein wirklich tolles Kunstwerk dabei. Andererseits wirkt es entspannend, fördert aber auch die Konzentration. Denn man muss schon sehr genau hinschauen und sich überlegen, welche Fläche man in welcher Farbe ausmalen will.

Auf den ersten Blick war ich ganz begeistert von diesem Malbuch. Doch beim Ausmalen tauchten dann doch Probleme auf. Manche Details sind wirklich so winzig, dass man kaum dran kommt. Und bei einigen Seiten ist das Bild ohne Rand über die gesamte Fläche verteilt, sodass man zwangsläufig über den Papierrand hinaus malt, was besonders bei Filzstiften ärgerlich werden könnte. Zum anderen kommt man bei diesen Bildern nicht an den inneren Rand, der sich im Buchfalz versteckt, ohne die gegenüberliegende Seite versehentlich mit anzumalen.

★★★★☆

Veröffentlicht am 22.09.2016

Hochspannend und voller Überraschungen

Sieben minus eins
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Inhalt:
Sam Berger, Kripo Stockholm, sucht nach einem entführten Mädchen. Hinweise aus der Bevölkerung führen die Polizei zu einer Hütte in Märsta. Doch kommt die Polizei offenbar zu spät. Von dem Mädchen ...

Inhalt:
Sam Berger, Kripo Stockholm, sucht nach einem entführten Mädchen. Hinweise aus der Bevölkerung führen die Polizei zu einer Hütte in Märsta. Doch kommt die Polizei offenbar zu spät. Von dem Mädchen gibt es nur Blutspuren. Berger ist überzeugt, dass dieser Fall mit zwei älteren Vermisstenfällen zusammenhängt, doch sein Chef verweigert sich der Serientäterthese vehement. So bleibt Berger nichts anderes übrig, als auf eigene Faust zu ermitteln. Schon bald wird klar, dass er persönlich in den Fall verwickelt ist.

Meine Meinung:
Nachdem ich von Arne Dahl alle Bände mit den Eliteeinheiten A-Gruppe und Opcop-Gruppe gelesen habe, war ich nun gespannt auf sein neuestes Werk, von dem ich erwartete, es mit einem ganz normalen Kriminalkommissar und seinen ganz normalen Mitarbeitern zu tun zu bekommen. Mit dem „normal“ ist es dann doch nicht so weit her, denn mit einer überraschenden Wendung schlägt die Handlung vollkommen um.

Und es bleibt nicht bei dieser einen Wendung. Kaum hatte ich eine Theorie, wie alles zusammenhängen könnte oder auch nur, wo ein bestimmtes Puzzleteilchen einzuordnen ist, wurde diese mit dem nächsten Fakt, den Berger erfuhr, wieder komplett über den Haufen geworfen. Dabei überschlugen sich die Ereignisse von Zeit zu Zeit so, dass mir beim Lesen fast schwindlig wurde. Man muss sich schon ordentlich konzentrieren, um den verschiedenen Vermutungen und Schlussfolgerungen folgen zu können. Das fand ich einfach herrlich.

Von den verschiedenen Charakteren bekam ich schnell eine gute Vorstellung, doch haftet den meisten noch etwas Mysteriöses, Ungeklärtes an. Das macht sie umso interessanter.

Der Roman ist absolut spannend aufgebaut, geht es doch darum, das Leben einer 15-Jährigen zu retten und evtl. noch frühere Fälle aufzuklären. Dass Berger und weitere Polizisten dabei in Lebensgefahr geraten, sorgt auch nicht gerade für Langeweile. Mich fesselte dieser Kriminalroman von der ersten bis zur letzten Seite.

Am Ende wird der Fall geklärt und trotzdem ist noch einiges offen. Ein genialer Ausgangspunkt für den nächsten Band dieser Reihe, auf den ich schon sehr gespannt bin.

Fazit:
Ein raffinierter und absolut spannender Auftakt einer neuen Reihe. Eine relativ undurchsichtige Geschichte, die sich aber am Ende als gut durchdacht erweist und noch viel Potenzial für die Folgebände bietet.

Veröffentlicht am 21.09.2016

Die Kälte der Ära Stalin und wie die Liebe leidet

Kinder des Winters
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Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (24. September 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596031863
Originaltitel: One Night in Winter
Preis: 10,99 €

Die Kälte der Ära Stalin ...

Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (24. September 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596031863
Originaltitel: One Night in Winter
Preis: 10,99 €

Die Kälte der Ära Stalin und wie die Liebe leidet

Inhalt:

Moskau, Juni 1945. Stalin lässt mit einer Siegesparade das Ende des Zweiten Weltkriegs feiern, als an der Steinernen Brücke zwei Schüsse fallen. Die achtzehnjährige Serafima muss entsetzt feststellen, dass zwei ihrer Freunde tot sind, ebenso wie sie die Kinder von hochgestellten Persönlichkeiten. Bald befindet sie sich mit anderen Jugendlichen und auch den Eltern in einem Strudel von verstörenden Ereignissen.

Meine Meinung:
Zwar sind einige der vorkommenden Figuren oder Familien aus einem früheren Roman Montefiores, „Saschenka“, bereits bekannt, doch ist „Kinder des Winters“ keine Fortsetzung davon, sondern als eigenständiger Roman zu lesen. Für mich war es das erste Buch des Autors, da ich eigentlich nicht gerne Historisches lese, mir haben aber keine Informationen gefehlt.

Ich hatte anfangs meine Probleme, mich mit dem angestaubten Plot und dem etwas älter anmutenden Schreibstil anzufreunden. Es wurden wahnsinnig viele Personen eingeführt und in allen Details beschrieben, was ich ziemlich ermüdend fand und der Geschichte viel Tempo nimmt. Im Anhang findet sich zwar ein Personenverzeichnis und ein kurzer Abriss der historischen Details. Das wäre für mich aber nicht einmal nötig gewesen, denn eigentlich findet man die wichtigen Dinge im Text gut erläutert.

Irgendwann gelang es Simon Montefiore dann sogar, mich zu fesseln. Ab diesem Zeitpunkt hatten mich zumindest einige der Protagonisten für sich eingenommen und ich wollte Anteil an ihrem Schicksal haben. Außerdem wurde es dann auch richtig spannend und dank der Willkürherrschaft Stalins absolut unvorhersehbar, was mit den Helden der Geschichte geschehen würde.

Andrei kam die Entwicklung dieses Falls mehr und mehr wie ein Theaterstück vor. Nichts daran war wahr, und er hatte keine Ahnung, wie das Stück ausgehen würde. Aber diese tödliche Phantasie konnte schon durch ein Wort zu viel oder einfach nur durch Pech in die eine oder andere Richtung kippen. (S. 270)

Auch die in diesem Roman enthaltenen Liebesgeschichten haben mein Herz erreicht. Ich fand es schöner, von reinen Gefühlen zu lesen als von brutalen Verhörmethoden und Drohungen. Und doch machte wohl ebendiese Brutalität die Eiseskälte der Ära Stalin aus, was Simon Montefiore in seinem Roman gut zum Ausdruck bringt.

★★★★☆

Veröffentlicht am 21.09.2016

Zwanzig Jahre DDR-Geschichte satirisch verpackt

Helden wie wir
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Format: E-Book
Dateigröße: 1095 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 336 Seiten (FISCHER Taschenbuch; Auflage: 16 (1. April 1998), ISBN-13: 978-3596133314, Preis: 8,95 €)
Verlag: FISCHER E-Books; Auflage: ...

Format: E-Book
Dateigröße: 1095 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 336 Seiten (FISCHER Taschenbuch; Auflage: 16 (1. April 1998), ISBN-13: 978-3596133314, Preis: 8,95 €)
Verlag: FISCHER E-Books; Auflage: 1 (6. September 2015)
Sprache: Deutsch
Preis: 8,99 €

Zwanzig Jahre DDR-Geschichte satirisch verpackt

Inhalt:

Nach dem Fall der Mauer beansprucht Klaus Uhltzscht dies als sein Verdienst. Einem Journalisten von der New York Times spricht er aufs Band, wie es dazu kam. Angefangen bei seinen Eltern, einem Stasi-Mitarbeiter und einer Hygienefanatikerin, und deren Auswirkungen auf die Entwicklung des kleinen Klaus, begleiten wir den jungen Mann und seine Triebe über etwa zwei Jahrzehnte durch Ostberlin.

Meine Meinung:
Sehr passend ist hier das Cover gewählt, der Ausschnitt einer Statue, in dessen Mittelpunkt das männliche Geschlechtsorgan steht. Denn genau das ist es, was Klaus Uhltzscht – wie wohl die meisten jungen Männer – vordergründig bewegt. In seinem Elternhaus ist Sex ein Tabuthema wie vieles andere auch. Dadurch ist Klaus immer derjenige, der alles als Letzter erfährt, anfangs meist im Sommerlager. Dabei hat es Klaus nicht leicht mit seiner überfürsorglichen Mutter, die überall nur Keime und sonstige Gefahren sieht. Für seinen Vater ist er einfach ein Versager. Und so lernt Klaus schnell die selbsterfüllende Prophezeiung kennen. Er ist ein Sachenverlierer, ein Flachschwimmer, ein Nichtskönner. Als Leser hat man Mitleid mit ihm, muss aber auch immer wieder schmunzeln ob der Hindernisse, die ihm das Leben schwer machen. Er ist ein liebenswerter Antiheld, der naiv und unbedacht durchs Leben stolpert.

Wir bewegen uns beim Lesen zwischen satirischer Betrachtung der Gesellschaft und Politik in der DDR und dem außergewöhnlichen Sexualleben von Klaus Uhltzscht. Dieses hat aber in keiner Weise etwas mit Erotik zu tun. Es ist wunderbar in die übrige Handlung eingebettet und sehr humorvoll beschrieben. Normalerweise kann ich mich für Romane, in denen Sex welcher Art auch immer, eine so große Rolle spielt, nicht besonders begeistern. Thomas Brussig hat aber eine ganz besondere Art, mit diesem Thema umzugehen.

Zuweilen hätte ich mir eine etwas straffere Erzählung gewünscht, aber im Großen und Ganzen gibt es an diesem unterhaltsamen Roman nicht viel auszusetzen.

Fazit:
Eine herrliche Satire über das Ende der DDR mit einem wahrhaft bemitleidenswerten, aber sympathischen Helden. Der Roman wurde zum 10. Jahrestag des Mauerfalls 1999 auch verfilmt.

★★★★☆

Veröffentlicht am 20.09.2016

Eine gelungene Kombination von Fakten und Fiktion

Alles, was ich bin
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Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (26. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596193288
Originaltitel: All that I am
Preis: 9,99 €

Eine gelungene Kombination von Fakten ...

Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (26. März 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3596193288
Originaltitel: All that I am
Preis: 9,99 €

Eine gelungene Kombination von Fakten und Fiktion

Dieser Roman beruht auf langen Gesprächen der Autorin mit Ruth Blatt (im Roman Ruth Becker bzw. Ruth Wesemann), der Cousine und engen Freundin Dora Fabians. Dora Fabian wiederum war die Sekretärin und zeitweise Geliebte des berühmten Schriftstellers und Revolutionärs Ernst Toller und wie er und auch Ruth im Widerstand gegen die Nazis aktiv. Im vorliegenden Buch geht es vor allem um diese drei Persönlichkeiten. Dabei hat die Autorin Anna Funder historische und biografische Tatsachen geschickt mit Fiktion verbunden, sodass ein authentischer und gut lesbarer Roman entstanden ist.

Dabei ist Dora Fabian die tragende Figur. Zwar wird abwechselnd aus den Perspektiven von Ernst Toller und Ruth Becker erzählt, doch im Mittelpunkt von deren Erzählungen steht fast immer Dora. Sie ist diejenige, die die anderen zusammenhält, die den Überblick hat, die grandiosen Mut beweist.

Sprachlich ist der Roman hervorragend. Die Atmosphäre der 1930er Jahre lebt dadurch in einer einzigartigen Weise auf, wie ich sie noch nie erlebt habe. Ich muss zugeben, ich bin geschichtlich nicht besonders interessiert, aber Anna Funder konnte mich fesseln und mir diese schlimme Zeit der deutschen Geschichte nahebringen, indem sie mich dicht an der Seite der Protagonisten durch die Handlung führte.

Mit den Perspektivwechseln hatte ich zuweilen leider meine Probleme – es waren mir einfach zu viele und teilweise zu abrupte Wechsel. Funder springt von Toller zu Ruth, von der Gegenwart in die Vergangenheit, und in der Vergangenheit auch wieder in verschiedene Zeiten. Oft brauchte ich nach einem Wechsel einige Zeit, um mich beim Lesen wieder zurechtzufinden. Manche Teile der Erzählung hätte man vielleicht auch ein wenig straffen können.

Fazit:
Ein wichtiger und lesenswerter Roman, der dem Leser den deutschen Widerstand und die brutale Vorgehensweise der Nazis vermittelt, dabei aber die Einzelpersonen und -schicksale hervorhebt.

★★★★☆