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Veröffentlicht am 04.02.2025

Wohlführoman mit Tiefgang

Das kleine Berghotel am Wasserfall / Schreib mir einen Brief
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Sina lebt auf Sylt, sie wurde mit einer Lippen-Gaumenspalte geboren und leidet unter den Narben. Jason ist in zwar München aufgewachsen, wurde aber aus Tansania adoptiert und ist täglich Mobbing und rassistischen ...

Sina lebt auf Sylt, sie wurde mit einer Lippen-Gaumenspalte geboren und leidet unter den Narben. Jason ist in zwar München aufgewachsen, wurde aber aus Tansania adoptiert und ist täglich Mobbing und rassistischen Sprüchen ausgesetzt. Die beiden lernen sich im Internet kennen, beginnen eine Chat-, später Brieffreundschaft. Obwohl sie sich auf geistiger Ebene wundervoll verstehen, glauben sie, dass durch ein persönliches Kennenlernen alles zunichtegemacht würde. Doch das Berghotel am Wasserfall ruft, es ergibt sich, dass Sina dort Urlaub machen möchte und Jason einen Job als Buchhalter annimmt. Beide wissen nicht, dass sie sich bereits kennen ...

Es ist nicht meine erste Geschichte von Heidi Troi, auch diesmal hat sie mich nicht enttäuscht. Ein bezauberndes Setting in den Bergen Südtirols und zwei traumatisierte Protagonisten, die mit ihrem Schicksal sprich Aussehen hadern. Wie wundervoll respektvoll die Autorin mit den Narben von Sina umgeht, die sich selbst sogar als »Monster« bezeichnet und wie liebevoll ihr ein neuer Weg gezeigt wird. Auch Jason lernt, dass nicht alle Menschen mit Vorurteilen behaftet sind. Eine Schlüsselfigur ist natürlich Oma Rosie, die alles vorauszuahnen scheint, etwas Mystik und Magie ist dabei. Das Hotel ist märchenhaft gezeichnet, obwohl man einen einstündigen Fußmarsch auf sich nehmen muss um es zu erreichen, würde ich dies ohne Zögern tun. Ich kenne Band 1 noch nicht (werde ich schleunigst nachholen), dennoch hatte ich keine Probleme, das Buch zu lesen. Die Story liest sich flüssig, dank des bildhaften Schreibstils, sodass ich nur so durch die Seiten geflogen bin.
Ein Roman zum Entspannen und möglicherweise zu reflektierten, ob Äußerlichkeiten im Leben nicht wirklich nur eine unwichtige Nebensache sind. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gern romantische Geschichten lesen.

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Veröffentlicht am 01.02.2025

Auf einmal ist alles anders

MAMA SPRACHLOS
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Marie ist 17 Jahre alt, als ihre knapp 40jährige Mutter einen Schlaganfall erleidet und behindert wird. Ihr Leben krempelt sich komplett um und alles dreht sich nur mehr um die Gesundung und Rekonvaleszenz ...

Marie ist 17 Jahre alt, als ihre knapp 40jährige Mutter einen Schlaganfall erleidet und behindert wird. Ihr Leben krempelt sich komplett um und alles dreht sich nur mehr um die Gesundung und Rekonvaleszenz der Mutter. Die Familie, ihr Papa, Bruder Timo und dessen Freundin Bine halten fest zusammen, zudem bildet sich eine Community von Angehörigen Betroffener. Am meisten macht es Marie zu schaffen, dass ihre Mutter sich nicht ausdrücken kann, Worte und Gegenstände nicht mehr zusammenbringt. In dieser Situation taucht Serafino auf, der sich als ihr Schutzengel ausgibt und der auch nur für sie existiert ...

Der erste Teil des Buchs las sich für mich wie eine Krankengeschichte. Die Autorin hat sich mit dem Thema Schlaganfall befasst und die Auswirkungen bis ins kleinste Detail beschrieben, das war für mich oft (zu) emotionslos. Die Geschichte ist in Ich-Form aus Sicht der Tochter Marie verfasst, sie wird von Anfang an mit einbezogen, ich habe sie bewundert, dass sie nicht an der Überforderung zerbricht. So hat beispielsweise der Pfleger vor den Angehörigen eine Intimwäsche durchgeführt und ihrer Mutter das Höschen heruntergezogen. Da ich selbst Krankenschwester bin, hat mich das schockiert, denn uns wurde beigebracht, dass man Patienten niemals in entwürdigende Situationen bringt. Die Emotionen der Mutter wurden detailliert bildlich beschrieben, wie sie zornig wird, dass ihr Körper nicht so will, wie sie möchte oder zu weinen beginnt, weil sie sich nicht ausdrücken kann. Mir haben die Gefühle von Marie gefehlt, sie schildert vieles nüchtern, hat für eine 17jährige Massen an Verständnis, sogar dass ihr 18. Geburtstag nur am Rande gefeiert wird.
In der zweiten Hälfte nimmt die Story ein wenig an Fahrt auf. Maries Gefühle kommen besser heraus, sie geht auf Klassenfahrt und der Druck wird ihr zu viel.
Auf die Begegnungen mit dem »Schutzengel« Serafino, dessen Grab sie entdeckt, konnte ich mich nicht wirklich einlassen. Dafür, dass er nur in Maries Fantasie besteht, waren viele Dinge zu real, beispielsweise küssen sie sich, sie kuscheln zusammen im Bett und er gibt ihr einen Auftrag, seine Witwe glücklich zu machen.
Mein Fazit: Eine bewegende Geschichte, wie sich von jetzt auf gleich das Leben ändern kann, mit einem mystisch fantasievollen Anteil, der möglicherweise für andere Lesende durchaus seinen Reiz haben kann. Auf jeden Fall ein berührendes Thema, unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 28.01.2025

Vom Versuch, junge Leute für die Politik zu motivieren

Die Politik von morgen
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Dieses Sachbuch beschäftigt sich im ersten Teil mit der Ist-Situation, beleuchtet den Frust, der sich gegenüber der Politik breitgemacht hat, Wut, Hassreden und das zunehmende Fehlen von Diskussionsdisziplin. ...

Dieses Sachbuch beschäftigt sich im ersten Teil mit der Ist-Situation, beleuchtet den Frust, der sich gegenüber der Politik breitgemacht hat, Wut, Hassreden und das zunehmende Fehlen von Diskussionsdisziplin. Dem schlechten Ruf, der in der Bevölkerung im Allgemeinen über Politiker herrscht, sollen aufstrebende Neo-Politiker entgegentreten. Aus diesem Grund wurde die Organisation JoinPolitics gegründet, die das Potenzial und Talente in jungen Leuten für die Politik erkennen und fördern soll. Im zweiten Teil des Buches werden nun junge Politikerinnen und Politiker vorgestellt, die diese Förderung erhalten. Mir gefiel, dass es Leute aus verschiedenen Parteien sind, hier geht es um eine gute Politik und nicht um parteipolitische Ziele.
Der dritte Teil befasst sich mit der Zukunft, Visionen eines politisch konstruktiven Miteinanders. Natürlich wäre es erstrebenswert dahin zu kommen, leider klingt es zu märchenhaft, um wahr zu werden. Sachliche Diskussionen zu führen, ohne populistisch zu sein, gelingt nur dann, wenn man nicht eigene Machtpositionen im Kopf hat. Der Weg zu einem solch gepflegten Umgang ist steil und weit, der wird aber hier leider ausgeklammert. Man soll sich hohe Ziele setzen und den Autoren ist bewusst, dass es im Kleinen anfängt. Trotzdem hätte ich mir in diesem Teil konkretere Vorstellungen erwartet und nicht nur das extrem hochgesteckte Ziel in paradiesischen Farben ausgemalt.
Auf jeden Fall wünsche ich JoinPolitics alles Gute und Erfolg.

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Veröffentlicht am 11.01.2025

Eine Lebensgeschichte, die im Gedächtnis bleibt

Für Polina
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Im Urlaub wird Fritzi schwanger und trotz der schwierigen Begleitumstände ihres Elternhauses und die anstrengende Geburt stellt sie ihren Sohn Hannes fortan in den Mittelpunkt ihres Lebens. Noch im Krankenhaus ...

Im Urlaub wird Fritzi schwanger und trotz der schwierigen Begleitumstände ihres Elternhauses und die anstrengende Geburt stellt sie ihren Sohn Hannes fortan in den Mittelpunkt ihres Lebens. Noch im Krankenhaus lernt Fritzi eine andere Mutter kennen: Günes. Ihre Tochter Polina ist ebenfalls neugeboren und die beiden Frauen werden Freundinnen. Hannes‹ Kindheit ist wundervoll, er wächst in einer alten Villa im Moor auf, in der neben Fritzi auch der alte Herr Hildebrandt wohnt. Bald zeigt sich das Talent von Hannes: Er ist hochmusikalisch und kann auf Anhieb Klavier spielen. Hildebrandt unterrichtet ihn. Hannes und Polina entwickeln eine tiefe Freundschaft, die auch bleibt, als Polina sich in einen Mitschüler verliebt. Die Idylle wird durch den Tod der Mutter zerstört ...

Takis Würger hat einen ausgeprägt speziellen Schreibstil und kommt fast ohne Dialoge aus. Er versteht es, trotz nüchterner Schreibweise Gefühle zu transportieren, das gefiel mir gut. Meist ist die Story kurzweilig geschrieben und man lernt die Charaktere zum Angreifen nahe kennen, hin und wieder driftet die Geschichte ein wenig ab und verweilt in einer Nebenhandlung, die es für mich nicht gebraucht hätte. Der erste Teil befasst sich mit Fritzi und der Kindheit von Hannes, wobei Fritzi für mich der eindrücklichste Charakter ist. Hannes ist bereits in seiner Jugend schwerfällig und verträumt, diese Eigenschaften ziehen sich weiter. Durch den Tod seiner Mutter wird er aus seinem beschaulichen Dasein gerissen, sein Leben dreht sich komplett. Er zieht zu seinem Vater, getrennt von Herrn Hildebrandt und Polina, verliert seine Musik und arbeitet in einem Job, der so gar nicht für ihn geeignet scheint. Teil 2 befasst sich mit diesem neuen Leben in Hamburg, in dem es ebenfalls einen Anker für ihn gibt: Bosch, sein neuer Freund. Fast nebenher führt Hannes eine Beziehung mit Leonie, einer ein paar Jahre älteren Frau, die ihm ein Zuhause bereitet. In Teil 3 findet er zur Musik zurück. Er klären sich einige Ungereimtheiten, der Schluss ist versöhnlich jedoch ungewiss, passt in seiner Offenheit zur Geschichte.
Eine starke Geschichte, die sich einprägt und im Gedächtnis bleibt, ein Autor, der es versteht, mit wenigen Worten viel Inhalt zu transportieren und Informationen zwischen den Zeilen zu verstecken. Beeindruckend und lesenswert.

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Veröffentlicht am 25.12.2024

Medienhetze vom Schlimmsten

Meistgeklickt
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Nach einer politischen Feier hat eine junge Neo-Politikerin einen Filmriss und sucht mit Unterleibsbeschwerden die Ambulanz des örtlichen Krankenhauses auf. Obwohl sie gleich vermutet, Drogen erhalten ...

Nach einer politischen Feier hat eine junge Neo-Politikerin einen Filmriss und sucht mit Unterleibsbeschwerden die Ambulanz des örtlichen Krankenhauses auf. Obwohl sie gleich vermutet, Drogen erhalten zu haben, werden keine Blut- oder Urinproben genommen. Bei der gynäkologischen Untersuchung findet sich eine (wahrscheinliche) Bisswunde am Oberschenkel sowie ergeben später DNA-Proben, dass zwei Männer mit ihr in Berührung gekommen sind. Eine DNA-Probe kann zugeordnet werden, einem verheirateten Politiker von der Gegenpartei, die andere bleibt unbekannt. Es werden zahlreiche Fehler in Untersuchung und Aufklärung des Falles gemacht, sodass bis heute nicht geklärt werden konnte, was in dieser Nacht wirklich vorgefallen ist. Die junge Politikerin wird von den Medien gejagt und vorverurteilt, muss sich beschimpfen und demütigen lassen. Die Journalisten und (leider auch) Journalistinnen sind nicht zimperlich in der Wortwahl, werden übergriffig und stellen Behauptungen auf, die später eindeutig widerlegt werden können. Einzig ihre Familie gibt Frau Spieß-Heggli Halt, die zu ihr steht.

Das Buch befasst sich hauptsächlich mit dem Geschehen nach den Vorfällen auf der politischen Feier. Ich habe die Geschichte von damals nur vage in Erinnerung. Obwohl ich im Grenzgebiet wohne, war das wohl bei uns nicht das große Thema wie in der Schweiz. Der Inhalt hat mich erschüttert, unglaublich was die Autorin hat mitmachen müssen und welche Stärke sie dabei entwickelt hat, da kann ich nur sagen: Respekt und Hut ab. Die Medienhetze nach der Landammannfeier kann man nur als widerlich bezeichnen.
Vor zehn Jahren durfte sich die Presse leider ungestraft einiges erlauben,

metoo war noch nicht geboren. Victim Blaming und Rape Culture waren auf dem Höhepunkt. Offenbar war für alle klar, dass Frau Spieß ihre Vergewaltigung unter Drogen nur vorgetäuscht hätte um dem Politiker der Gegenpartei ans Bein zu pinkeln. Die peinlich indiskreten Schlagzeilen, Beschimpfungen, Morddrohungen sogar an ihre Kinder, Stalking und vieles mehr – das alles ist unwürdig und demütigend. Dieser Teil nimmt den Elefantenanteil des Buches ein und war für mich hart zu lesen. Mittlerweile hat die Autorin eine Institution

netzCourage ins Leben gerufen und auch einen Prozess gegen einen führenden Schweizer Medienverband gewonnen. Eine überragende Leistung. Die Autorin ist bewundernswertes Durchhaltevermögen und Courage gezeigt, und durch ein erstmalig da gewesenes Urteil Wiedergutmachung von seiten der Presse erreicht.
Was mir leider fehlte, war die Vorgeschichte. Die Autorin ist zwar gegen das skandalös aufdringliche Verhalten der Presse vorgegangen, hat jedoch die zahlreichen Ermittlungsfehler – so scheint es – emotionslos akzeptiert. Das Buch beginnt gleich mit dem hinterher, der (haarsträubend nachlässigen) Untersuchung im Krankenhaus. Aber was war davor? Wie lief die Feier ab? Was war das Letzte, woran die Autorin sich erinnert? Hat sie sich mit dem Politiker der Gegenpartei unterhalten? Gab es einen offiziellen Teil, waren die Teilnehmer sich freundlich gesonnen oder gab es Diskussionen?
Wer hatte Gelegenheit ihr etwas ins Glas zu geben? Später machen die Zeugen offenbar widersprüchliche Aussagen, warum wurde nicht mehr nachgehakt? Falschaussagen sind strafbar. Die exorbitanten Fehler, die bei der Ermittlung gemacht wurden, erzeug Wut beim Lesen. Ich hätte alles daran gesetzt, um Licht ins Dunkel dieses Abends zu bringen. Möglicherweise hat die Autorin das getan, es kommt aber im Buch nicht heraus.
Dass ein Verbrechen vorliegt, das ist für mich klar. Andernfalls hätte Frau Spiess-Heggli das Krankenhaus am nächsten Tag gar nicht aufgesucht. Eine fragwürdige Rolle spielt für mich der Mann, dessen DNA identifiziert wurde, der zuerst auch einen »Filmriss« erwähnte und plötzlich nur mehr von »fremdküssen« redete. Er wurde freigesprochen, weil er umschwenkte und von »einvernehmlich« sprach. Die Autorin vermutet, dass ihm das von seinen Anwälten geraten wurde, sie gibt ihm keine Schuld. Hallo? Da wäre dann noch der dritte Mann – weshalb wurde die zweite DNA nicht mit den Anwesenden der Feier abgeglichen? Und die Zeugen härter befragt, denn teilweise haben sie nachweislich gelogen.
Das Buch lässt also viele Fragen offen. Es ist gut, dass die Autorin sich einiges von der Seele hat schreiben können, und zumindest Erfolg hatte, dass die Medien (zum Teil) Wiedergutmachung leisten mussten. Dass man jedoch den Fall selbst zu den Akten gelegt hat und er ungeklärt bleiben wird, ist unbefriedigend. Der Schreibstil der Autorin liest sich flüssig und angenehm, der Aufbau des Buches ist teilweise verwirrend und einiges wiederholt sich, 3,5 Sterne, da ich keine halben Sterne geben kann, runde ich auf.

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