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Liselottchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2025

Wenn Trauer lähmt

Memories So Golden Like Us (Blue Eternity 2)
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Blair ist nach dem Tod ihres Bruders Sam komplett durch den Wind. Sie kann nicht mehr malen, ist jeden Tag auf Party, betrinkt sich und landet fast täglich im Bett eines anderen Mannes. Im Internet wird ...

Blair ist nach dem Tod ihres Bruders Sam komplett durch den Wind. Sie kann nicht mehr malen, ist jeden Tag auf Party, betrinkt sich und landet fast täglich im Bett eines anderen Mannes. Im Internet wird boshaft über sie hergezogen, vor allem als sie sich mit einem bekannten verheirateten Mann einlässt und seine Ehe zerbricht. Ihre Eltern setzen ihr ein Ultimatum: Sie soll sich ins Strandhaus ihrer Mutter zurückziehen und eine Bildserie malen, andernfalls muss sie aus der (von den Eltern finanzierten) Wohnung ausziehen. Sie geht widerwillig darauf ein und trifft im Ferienhaus auf den Filmemacher Connor, den besten Freund ihres verstorbenen Bruders, für den sie damals schon ein Faible hatte. Doch er ist schon lange in einer Beziehung mit ihrer ehemaligen Freundin Elle, einer bekannten Schauspielerin. Dass ausgerechnet er einen Film über ihr Schaffen und die Geburt der Bildserie anfertigen soll, geht ihr gegen den Strich. Zudem ändert sich nichts an ihrem Zustand: Sie ist unfähig, ein Bild zustande zu bringen.
Die Story ist abwechselnd aus Sicht von Blair und Connor geschrieben, dazwischen kommen Auszüge aus einem Internetblog mit entsprechenden Kommentaren. Dies ist der zweite Teil einer Dilogie, da möchte ich vorausschicken, dass ich den ersten Teil, in dem es um Sams Tod geht, nicht gelesen habe. Dennoch fand ich mich in der Story sofort zurecht, Blairs Gefühle sind hautnah und haben mich tief berührt. Sie kann den Tod des Bruders nicht verarbeiten und ist nach einem Jahr immer noch gelähmt vor Trauer. Den ersten Teil der Story habe ich regelrecht verschlungen und war gespannt, ob und wann Blair die Kurve kriegt. Connors Verhalten konnte ich jedoch großteils weder nachvollziehen noch verstehen. Er wird als der Gute, Nette und Perfekte dargestellt – für mich war vieles einfach nur dumm. Beispielsweise seine Beziehung zu Elle – weshalb etwas aufrechterhalten, dass es nicht gibt? Oder die familiären Verhältnisse – seine alkoholkranke Mutter, die ihn – wie er selbst empfindet – ein Leben lang nur enttäuscht hat – er springt sofort, wenn sie anruft, verlässt Blair, um nach London zu fliegen. Und er stimmt zu, sogar ein Wochenende mit Mutter und ihrem neuen Lover zu verbringen, bei dem er zusätzlich einverstanden ist, sein Handy abzugeben.
Zudem fand ich leider, dass die schwierigen Themen an der Oberfläche geblieben sind. An vielen Stellen fragte ich mich, weshalb Blair nicht professionelle Hilfe bekommt. Ihr Schmerz ist greifbar, die Abwärtsspirale furchtbar traurig – alle wissen und sehen es. Ob da ein Ultimatum wirklich die beste Lösung ist, wage ich zu bezweifeln. Und auch die Alkoholsucht von Connors Mutter wird nur aus seiner (verbitterten) Sicht dargestellt – sowie sein Nachgeben und Sich-Abfinden mit einer Situation, die er nicht möchte. Anstatt ein offenes (strenges) Gespräch mit der Mutter zu führen, ist er meines Erachtens auf der Ebene eines Jugendlichen stecken geblieben.
Der Schreibstil ist fesselnd, der erste Teil hat mich sofort in den Bann gezogen. Leider wurde ich im Zweiten enttäuscht, weil sich vor allem Blairs Gedanken über ihre Trauer und Sam wiederholen und ich mir rund um Connors Geschichte ein wenig mehr gewünscht hätte. Auch der Internetblog nebst Kommentaren nahm in meinen Augen ein wenig zu viel an Platz ein. Daher 3,5 Sterne, da ich keine halben Sterne geben kann, runde ich auf.

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Veröffentlicht am 27.11.2025

Fanasievolles Kinderbuch zum Vorlesen und Selbstlesen

Gespensterjäger auf eisiger Spur
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Der kleine Tom ist genervt von seiner älteren Schwester Lola, die ihn nicht ernst nimmt und im Gegenteil keine Gelegenheit auslässt, sich über ihn lustig zu machen. Als er Orangensaft aus dem Keller holen ...

Der kleine Tom ist genervt von seiner älteren Schwester Lola, die ihn nicht ernst nimmt und im Gegenteil keine Gelegenheit auslässt, sich über ihn lustig zu machen. Als er Orangensaft aus dem Keller holen soll, entdeckt er ein fürchterliches Gespenst, das eine glibberige Masse versprüht, auf der er kleben bleibt. In Panik rennt er zurück in die Wohnung, doch weder seine Mutter noch Lola glauben an die Existenz des Geistes. Zusammen mit Lola geht er noch mal in den Keller, doch das Gespenst hat sich versteckt und seine Schwester sieht es nicht. Nur seine Oma will Tom helfen und schickt ihn zu ihrer Freundin Frau Kümmelsaft. Die hat ein Buch über Gespenster und gibt Tom nun Tipps, wie er das Gespenst vertreiben kann. Doch als er ihre Anweisungen befolgt, erlebt er eine Überraschung ...

Eine tolle Kindergeschichte mit Gruseleffekt über einem kleinen Helden, der seine Angst überwindet, von einer meisterhaften Autorin geschrieben. Die Sprache ist kindlich angepasst und meine Enkelin, die ungefähr in Toms Alter ist, habe richtiggehend mitgefiebert. Dabei sind die Gruseleffekte dezent gesetzt und arten nicht zu sehr aus. Cornelia Funke ist es gelungen, zahlreiche Themen wie Mut, Angstbewältigung und Geschwisterrivalität in die Story einzubauen, ohne belehrend rüberzukommen. Die liebevolle gestalteten Illustrationen runden die Story ab. Absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 20.11.2025

Mütter, Töchter und Geheimnisse

Liebe kennt keine Vergangenheit
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Die mexikanisch stämmig Yesica hat es beruflich geschafft und Karriere bei einer Firma gemacht. Der plötzliche Unfalltod ihres Mannes wirft sie aus der Bahn. Sie unterdrückt sämtliche Gefühle, wird immer ...

Die mexikanisch stämmig Yesica hat es beruflich geschafft und Karriere bei einer Firma gemacht. Der plötzliche Unfalltod ihres Mannes wirft sie aus der Bahn. Sie unterdrückt sämtliche Gefühle, wird immer gereizter, bis sie in der Firma explodiert, ihr Team anschreit und das Handy durch die Gegend schmettert. Ihr Chef zwingt sie zu einer Auszeit und auch dazu, eine Trauergruppe zu besuchen. Zur gleichen Zeit ziehen ihre Mutter Ana und Großmutter bei ihr ein, weil deren Haus wegen eines Wasserschadens renoviert werden muss. Die Frauen verbindet, dass sie alle Witwen sind. Während Yesica sich widerwillig dazu entschließt, die Trauergruppe zu besuchen, brechen bei allen drei Frauen alte Krusten auf, Geheimgehaltenes wird endlich ausgesprochen und langsam heilen alte Wunden.

Es ist ein Roman der leisen Töne – der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar. Die Story wird abwechselnd aus der Sicht von Yesica und ihrer Mutter Ana erzählt, sodass ich mich sehr gut in die Gefühle und Ängste der beiden hineinversetzen konnte. Nach und nach können sich Mutter und Tochter einander anvertrauen, Großmutter Melda ist die vermittelnde Person, jedoch hat auch sie ihr ganz eigenes erschütterndes Erlebnis, das sie bis in Alter verfolgt. Ganz zart kommt auch die Liebe zu Wort.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, ich konnte zahlreiche Gefühle nachvollziehen und habe mit den Frauen gelitten. Ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle, an alle Leserinnen, die sich gern mit tiefgehenden Familiengeschichten mit historischem Hintergrund befassen. Die Geschichte rund um die Vertriebenen aus Chavez Ravine, die dem riesigen Dodgers-Stadion in Los Angeles weichen mussten, hat mich tief erschüttert.
Ein Buch, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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Veröffentlicht am 20.11.2025

Herzschmerz im Ambiente des Gardasees

Das kleine Café am Gardasee: Stracciatellaküsse
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Gina findet sich nach Trennung von ihrer langjährigen Freundin Trixi in einer WG am Gardasee wieder, zusammen mit Luna und Diego. Durch ihn lernt sie Lorenzo kennen, der Koch ist und ein eigenes Restaurant ...

Gina findet sich nach Trennung von ihrer langjährigen Freundin Trixi in einer WG am Gardasee wieder, zusammen mit Luna und Diego. Durch ihn lernt sie Lorenzo kennen, der Koch ist und ein eigenes Restaurant führt. Bereits bei der ersten Begegnung verstehen sich die beiden auf Anhieb, leider macht Gina eine Beobachtung und verdächtigt ihn, dass er Drogen nimmt. Aus diesem Grund hält sie Abstand. Nur weil sie das Geld braucht, hilft sie ihm bei dem Catering einer Hochzeit aus. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse.

Der Roman besticht besonders durch das Ambiente am Gardasee. Es ist mein erstes Buch der jungen Autorin, der freche Schreibstil liest sich locker und mit der fröhlichen Gina, die in der Liebe keinen Unterschied zwischen Mann und Frau macht, hat sie eine eigenwillig moderne Figur geschaffen. Selbst das ernste Thema Drogenmissbrauch, dass auch vor der Gastronomie keinen Halt macht, wird gut in die Story eingewoben. An manchen Stellen hätte ich mir einen Tick mehr Tempo gewünscht. Unter dem Strich ist es ein leichter Wohlfühlroman, der durch das italienische Flair die Sehnsucht nach Sommer und Süden weckt.

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Veröffentlicht am 13.11.2025

Braves Mädchen trifft Bad Boy

All the Things I Desire about You
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Eloise stammt aus wohlhabendem Haus, ist Geigerin in einem Orchester und möchte auf eigenen Beinen stehen. Aus diesem Grund lebt sie in einer armseligen Wohnung in einer nicht gerade angesagten Gegend, ...

Eloise stammt aus wohlhabendem Haus, ist Geigerin in einem Orchester und möchte auf eigenen Beinen stehen. Aus diesem Grund lebt sie in einer armseligen Wohnung in einer nicht gerade angesagten Gegend, weil sie sich mehr von ihrem Gehalt nicht leisten kann. Als sie überfallen wird, rettet sie Cam, der Mitglied einer Straßengang ist.
Cam hat eine Arbeit bei dem ehemaligen Kickboxer Landen gefunden, der sich für Ex-Sträflinge einsetzt und möchte gern aus der Gang austreten. Dafür spart er eisern – doch ist Seven, der Chef der Gang wirklich bereit, ihn ziehen zu lassen? Cam ist sofort fasziniert von Eloise, doch er weiß: Sollte er ihr näher kommen, hat Seven ein Druckmittel gegen ihn.

Da ich bereits den ersten Band kenne, war ich hier sofort in der Story drin. Mit Cam hat die Autorin hier einen wirklichen Bad Boy geschaffen, der sich prügelt und (früher) Drogen verkauft hat. Eloise ist einfach süß, gutgläubig, freundlich und ein wenig naiv – irgendwie ein toller Gegenpart. Genau das Mädchen, für das sich Cam ändern möchte.
Die Kapitel sind in Ich-Form abwechselnd aus der Sicht von Eloise und Cam geschrieben, der Sprachstil teilweise etwas derb (dem Bad Boy angepasst). Das Buch lässt sich flüssig lesen, da sieht man über ein paar unlogische Details – beispielsweise wird Cam mit einem Baseballschläger und Fußtritten verprügelt und ist zwei Tage später wieder komplett fit – hinweg. Das Ende ist herzerwärmend kitschig, doch es passt gut.
Es tauchen Personen aus dem ersten Band auf, jedoch kann man dieses Buch auch ohne Vorkenntnisse lesen.
Ein spannender Roman mit ausgeprägten Charakteren, der mich wunderbar unterhalten hat.

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