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Veröffentlicht am 04.10.2022

Eine beeindruckende Geschichte

Emmanuels Traum: Die wahre Geschichte von Emmanuel Ofosu Yeboah
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Zwei strahlende Augen, zwei gesunde Lungen, zwei kleine Fäuste – alles ist dran an dem kleinen Jungen, der in Ghana geboren wurde. Aber er hat nur ein starkes Bein. Sein Vater konnte damit nicht umgehen, ...

Zwei strahlende Augen, zwei gesunde Lungen, zwei kleine Fäuste – alles ist dran an dem kleinen Jungen, der in Ghana geboren wurde. Aber er hat nur ein starkes Bein. Sein Vater konnte damit nicht umgehen, er ging. Doch seine Mutter gab ihm Selbstvertrauen, sie stärkte ihn, stand immer hinter ihm. Emmanuel, so heißt der Junge, ging - oder eher - er hüpfte zur Schule. Jeden Tag nahm er den weiten Weg auf sich, es hat sich gelohnt. Als seine Mutter krank wurde, musste er für seine kleineren Geschwister da sein. Er fuhr mit dem Nachtzug in die Hauptstadt, auch hier musste er sich tagtäglich neu beweisen.

Es ist die wahre Geschichte von Emmanuel Ofosu Yeboah. Von klein auf musste er sich durchkämpfen, unterstützt von seiner Mutter. Alles, was er hat, was er ist, hat er sich selbst erarbeitet. Heute ist der ghanische Sportler Aktivist für Behindertenrechte, er fuhr 2001 durch Ghana, um auf die Notlage behinderten Menschen aufmerksam zu machen. Und seitdem ist er unermüdlich für seine Sache unterwegs.

Seine Geschichte ist in diesem zauberhaft gestalteten Buch kindgerecht erzählt. Gleich mal nahmen uns die Illustrationen gefangen. Das Buch hat 40 Seiten, jede davon erzählt eine ganze Menge. Die Bilder sprechen für sich, da müssen die Kinder nicht lesen können, sie nehmen Emmanuels Leben visuell wahr. Wir haben durch die Seiten geblättert und zunächst nichts vorgelesen, das kam dann erst danach. Und mittlerweile haben wir es schon ganz oft zur Hand genommen, um immer wieder darin zu lesen.

Emmanuel lässt einen so schnell nicht wieder los, er regt Klein und Groß zum Nachdenken an. Eine Behinderung sollte nicht ausgrenzend sein, die Kinder wissen das sofort und sie fangen immer wieder an, von einem wie Emmanuel zu erzählen. Man merkt, dass sie seine Geschichte verinnerlicht, ja verstanden haben.
Emmanuels Traum sollte kein Traum bleiben.

Verständnis füreinander, ein unbedingtes Miteinander, Vorurteile abbauen, Anderssein tolerieren – all das wäre wünschenswert. Das großformatige (Bilder)Buch möchte ich jedem ans Herz legen, es ist wunderschön erzählt und sehr liebevoll gestaltet.

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Veröffentlicht am 02.10.2022

Maries Suche

Die Frau auf Sylt: Roman
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Hanna, Maries beste Freundin seit Kindertagen, ist spurlos verschwunden. Zehn Monate sind vergangen, seit Hanna ein riesiges Vermögen geerbt und kurz darauf nie mehr gesehen wurde. Kein noch so winziges ...

Hanna, Maries beste Freundin seit Kindertagen, ist spurlos verschwunden. Zehn Monate sind vergangen, seit Hanna ein riesiges Vermögen geerbt und kurz darauf nie mehr gesehen wurde. Kein noch so winziges Lebenszeichen gibt es seither vor ihr. Marie glaubt, dass ihr etwas zugestoßen sein muss. Einfach alle Brücken hinter sich abzubrechen und gut zu leben, wie die anderen dies behaupten, war nie Hannas Art.

Eine spannende Ausgangssituation und schon der Prolog gibt Rätsel auf. Wer sind diese knallharten Typen, was haben die mit der Story zu tun? Denen möchte ich nicht mal am helllichten Tag begegnen.

Als Marie Hannas Bild in der Zeitung sieht, weiß sie ganz gewiss, dass diese noch lebt. In einem Sylter Lokal sitzt ihre Freundin putzmunter, ein attraktiver Mann an ihrer Seite. Wäre doch gelacht, wenn diese Lokalität nicht ausfindig zu machen wäre! Und so zieht Marie los, mit nichts als diesem Bild im Gepäck und dem unbedingten Willen, Hanna zu finden. Nur gestaltet sich die Suche sehr viel schwieriger als zunächst gedacht.

Die Spannung ist sofort da und lässt auch nicht nach. Ich bin – natürlich – auf Maries Seite, fiebere mit ihr, möchte ihr zurufen, doch vorsichtig zu sein. Sie beißt nicht nur einmal auf Granit, ihre Suche gestaltet sich wie die berühmte Stecknadel im Heuhaufen. So manch zwielichtige Gesellen tauchen auf – ob diese Hanna überhaupt gekannt, mit ihrem Verschwinden zu tun haben? Ja, so mag ich es – ich blicke nur bedingt durch, stelle meine eigenen Theorien an. Und bange mit Marie, glaube und hoffe bis zuletzt, dass sie bei ihrer Suche Erfolg haben möge. Ihre Unrast überträgt sich auf mich als Leser. Es ist mir unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen. Unvorhergesehenes passiert, die Dramatik spitzt sich immer mehr zu.

Rasant, mit viel Action und Herzklopfen meinerseits geht Maries verzweifelte Suche dem Ende entgegen – ein unterhaltsamer Roman mit sowohl liebenswerten als auch sehr dubiosen Charakteren, allesamt glaubhaft und authentisch dargestellt. Es waren spannende Lesestunden.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Ganz besondere Hör-Momente

Café Leben
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Was bleibt von uns? Am Ende des Lebens sind es viele Momente, die ganz tief verschlossen in uns drin sind – sollten all die guten, auch die weniger guten Erlebnisse, die Schicksalsschläge und die glücklichen ...

Was bleibt von uns? Am Ende des Lebens sind es viele Momente, die ganz tief verschlossen in uns drin sind – sollten all die guten, auch die weniger guten Erlebnisse, die Schicksalsschläge und die glücklichen Zeiten für immer verborgen bleiben? Wollen wir sie mit ins Jenseits nehmen? Vieles verschiebt man auf irgendwann, gerade passt es nicht. Und so bleibt vieles ungesagt, das Leben ist endlich.

Im „Café Leben“ begegnen mir zwei ganz besonderen Menschen – aber ist nicht jeder Mensch besonders? Ja, ganz gewiss sogar. Henriette lebt zurückgezogen, hat sich ihre kleine Welt mit Dave, ihrem treuen Hund, eingerichtet. Dringend braucht sie einen neuen Job und dabei stößt sie auf diejenigen, die sich auf das Aufschreiben fremder Leben spezialisiert haben. Annie ist Henriettes erste Klientin. Es gilt, Fragebögen abzuarbeiten, schließlich braucht ein Buch Struktur. Diese Antworten, aufgelockert mit persönlichen Bildern, sollen dann als Lebensbuch der Nachwelt erhalten bleiben. Soweit die Theorie, in der Praxis sieht dies allerdings ganz anders aus.

Das ungekürzte Hörbuch (9 Stunden, 47 Minuten) vom Argon-Verlag haben mir drei erfahrene Sprecherinnen - Tanja Fornaro, Nora Jokhosha und Heike Warmuth - vorgetragen. Von hell und jugendlich über warm und dynamisch zu alt und sehr feinfühlig decken die Stimmlagen alles ab, was das „Café Leben“ in seiner Gesamtheit ausmacht. Was ist wichtig, was waren die Momente, die einen geprägt haben? Für Henriette sind die Gespräche mit Annie mehr als nur einer Klientin dabei zu helfen, ihr Leben aufzuschreiben. Sie spürt, dass Annie sich nicht öffnen kann, sie Entscheidendes tief in ihrem Herzen vergraben hat. Gleichzeitig wird die junge Frau an ihr Schicksal erinnert, sie kann die Gedanken an ihre eigene Vergangenheit nicht länger abwehren.

Die Geschichte um das Projekt Lebensbuch berührt. Zwei Frauen nähern sich an, sie lernen sich und das Leben der jeweils anderen Tag für Tag besser kennen. Annie trägt schwer an der Vergangenheit – Henriette wird dies mehr und mehr klar und so begibt sie sich auf die Spuren von Annies Schwester. Denn erzählen, was damals war, das kann Annie nicht wirklich. Und auch Henriettes Vergangenheit lässt sich nicht länger zurückdrängen, sie beginnt zu reden…

Einfühlsam und berührend erzählt Jo Leevers vom Leben und dem Tod, ohne rührselig zu werden. Und das Hörbuch ist geradezu prädestiniert, die Stimmung in all ihren Nuancen einzufangen. Das Erinnern an schlimme Zeiten, Momente, die man ein Leben lang verdrängt hat, ohne sie jedoch vergessen zu können, drängt kraftvoll an die Oberfläche. All dies sollte man zulassen, denn nur so kann man damit abschließen.

Zwei Frauen, die sich gegenseitig stützen, die schmerzhafte Erinnerungen annehmen, sich ihrer Lebensgeschichte stellen. Eine ganz besondere, eine versöhnliche Geschichte, die nachdenklich stimmt. Ich habe sie gerne gehört, war tief drin in deren Leben. Sie hat mir unterhaltsame Hörstunden beschert.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Der Weg zu sich selbst

Finde den Tempel in dir
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Ich denke schon, dass ich meine innere Ruhe längst gefunden habe und doch ist dieses Werk eine Bereicherung. Es ist richtig und für die Ausgeglichenheit enorm wichtig, nicht im Außen zu suchen. In sich ...

Ich denke schon, dass ich meine innere Ruhe längst gefunden habe und doch ist dieses Werk eine Bereicherung. Es ist richtig und für die Ausgeglichenheit enorm wichtig, nicht im Außen zu suchen. In sich selbst findet man Kraft und Ruhe.

„Kein Weg fällt dem Menschen schwerer zu gehen als den, der ihn zu sich selbst führt.“ Hermann Hesse, einer meiner Lieblingsschriftsteller, wird hier zitiert – wie recht er hatte. Wir alle leben den Alltag, können oder wollen nicht unbedingt in einem Tempel unser „Oooohmmm“ summen. Auf dem Weg zu unserem inneren Tempel sollte die Reise gut vorbereitet sein, um dann umso mehr zur täglichen Selbstverständlichkeit zu werden.

Achtsamkeitstechniken wie Meditation, Yoga und Bodyscan bilden die Schwerpunkte bei den neun Pfaden im Gehirn, es sind formelle Achtsamkeitstechniken. Um erfolgreich zu sein, sollte man schon dran bleiben. Ist es nicht so wie in jeglicher Lebenssituation? Halbherzigkeit führt nie zum Erfolg.

Das Buch ist in fünf große Kapitel gegliedert, jedes ist nochmal unterteilt. Man kann das Buch immer wieder zur Hand nehmen und sich das für den Moment richtige herauspicken.

Auf 190 Seiten findet man eine Fülle von Tipps und Übungen, Kurzinfos für zwischendurch und inspirierende Fotos und Illustrationen komplettieren diese Suche nach der inneren Freiheit. Nicht alles, was ich hier gelesen habe, ist mein Ding. Muss es aber auch nicht, jeder hat und findet seine eigenen Wege zu sich selbst. „Finde den Tempel in dir“ ist dabei ein Begleiter durch den Alltag.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Zu viel gewollt

Tödliches Allerlei
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Die Leipzigerin Monique Scharmacher legt mit „Tödliches Allerlei“ ihr Krimi-Debüt vor.

Mit Susanne Mayer, ihres Zeichens Kriminalhauptkommissarin, bin ich schon frühmorgens in Leipzig unterwegs. Und ...

Die Leipzigerin Monique Scharmacher legt mit „Tödliches Allerlei“ ihr Krimi-Debüt vor.

Mit Susanne Mayer, ihres Zeichens Kriminalhauptkommissarin, bin ich schon frühmorgens in Leipzig unterwegs. Und das an drei Tagen hintereinander. Wenn das nicht schlaucht! Drei Opfer gilt es zu beklagen, jedes wird an einer anderen Sehenswürdigkeit der Stadt aufgefunden.

Susanne und ihr Team verbindet eine Art Hassliebe. Der schnoddrige Ton ist zuweilen drüber, gegen Mitte des Buches lassen die vielen Seitenhiebe etwas nach, die Ermittlungen scheinen dann eher im Vordergrund zu stehen. Auch der noch unbekannte Täter kommt zu Wort. Seine Gedanken lese ich gleich zu Anfang und zwischendurch, auch hat er schlussendlich gedanklich das letzte Wort.

So etliche Nebenstorys drängen sich dazwischen. Wenn es nur eine wäre, wäre dies noch akzeptabel. Leider sind es mehrere, jede wird angerissen, keine nicht mal ansatzweise zu Ende erzählt.

Das Buch war schnell ausgelesen, es war unterhaltsam und doch bleibe ich ratlos zurück. Es gibt so etliche schräge Typen, ihre Persönlichkeit wird kurz angedeutet. Gerade so viel, dass ich mir im Laufe der Geschichte mehr erwarte. Die eigentliche Tätersuche war schon da, aber durch die vielen Nebenschauplätze kamen sie gefühlt leider zu kurz. Weniger Drumherum und mehr Kriminalgeschichte hätten dem Ganzen gut getan. Ein in meinen Augen nicht ganz geglücktes Debüt. Ich wünsche mir von der Autorin in ihrem nächsten Fall, sollte es den geben, etwas mehr Augenmerk auf das Hauptsächliche zu legen.

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