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Veröffentlicht am 21.09.2022

Zu viel gewollt

Tödliches Allerlei
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Die Leipzigerin Monique Scharmacher legt mit „Tödliches Allerlei“ ihr Krimi-Debüt vor.

Mit Susanne Mayer, ihres Zeichens Kriminalhauptkommissarin, bin ich schon frühmorgens in Leipzig unterwegs. Und ...

Die Leipzigerin Monique Scharmacher legt mit „Tödliches Allerlei“ ihr Krimi-Debüt vor.

Mit Susanne Mayer, ihres Zeichens Kriminalhauptkommissarin, bin ich schon frühmorgens in Leipzig unterwegs. Und das an drei Tagen hintereinander. Wenn das nicht schlaucht! Drei Opfer gilt es zu beklagen, jedes wird an einer anderen Sehenswürdigkeit der Stadt aufgefunden.

Susanne und ihr Team verbindet eine Art Hassliebe. Der schnoddrige Ton ist zuweilen drüber, gegen Mitte des Buches lassen die vielen Seitenhiebe etwas nach, die Ermittlungen scheinen dann eher im Vordergrund zu stehen. Auch der noch unbekannte Täter kommt zu Wort. Seine Gedanken lese ich gleich zu Anfang und zwischendurch, auch hat er schlussendlich gedanklich das letzte Wort.

So etliche Nebenstorys drängen sich dazwischen. Wenn es nur eine wäre, wäre dies noch akzeptabel. Leider sind es mehrere, jede wird angerissen, keine nicht mal ansatzweise zu Ende erzählt.

Das Buch war schnell ausgelesen, es war unterhaltsam und doch bleibe ich ratlos zurück. Es gibt so etliche schräge Typen, ihre Persönlichkeit wird kurz angedeutet. Gerade so viel, dass ich mir im Laufe der Geschichte mehr erwarte. Die eigentliche Tätersuche war schon da, aber durch die vielen Nebenschauplätze kamen sie gefühlt leider zu kurz. Weniger Drumherum und mehr Kriminalgeschichte hätten dem Ganzen gut getan. Ein in meinen Augen nicht ganz geglücktes Debüt. Ich wünsche mir von der Autorin in ihrem nächsten Fall, sollte es den geben, etwas mehr Augenmerk auf das Hauptsächliche zu legen.

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Veröffentlicht am 21.09.2022

Das etwas andere Erbe

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Alexandre Comte de Chacarasse weilt nicht mehr unter den Lebenden. Das Familienmotto „Verpflichtet den Lebenden und den Toten“ steht in Marmor gemeißelt auf seiner Grabplatte. Er ist gestern beigesetzt ...

Alexandre Comte de Chacarasse weilt nicht mehr unter den Lebenden. Das Familienmotto „Verpflichtet den Lebenden und den Toten“ steht in Marmor gemeißelt auf seiner Grabplatte. Er ist gestern beigesetzt worden und nun soll sein Sohn Lucien das Familienerbe antreten. Es ist ein etwas anderes Erbe, von dem das unterhaltsame Buch berichtet.

Der launige Schreibstil zieht mich durch die Seiten. Lucien ist der charmante Hauptdarsteller, mit ihm verbringe ich spannende Tage an der Côte d'Azur. Seine verschmitzte Art, mit der für ihn nicht ganz einfachen Situation umzugehen, lässt mich zuweilen schmunzeln…

…und es kommt, wie es kommen muss – der erste Auftrag steht an und den gilt es ohne Patzer abzuarbeiten. Denn seine Familie versteht sich seit Generationen auf die diskrete Kunst des Tötens, ohne irgendwelche Spuren eines Verbrechens zu hinterlassen. Unfall, auch Selbstmord wäre okay, nur nach Mord darf es nicht aussehen. Ansonsten wäre die Million futsch und nicht nur das. Eine dilettantische Arbeit würde dem guten Ruf der Familie schaden, Folgeaufträge wären anhand einer verheerenden Reverenz eher unwahrscheinlich.

Seine ehemals erlernten Künste hat Lucien nicht verlernt, so viel steht fest. Die Tatsache, dass er aus fast drei Metern Entfernung einer Ratte, die sich in die Küche verirrt hatte, mit einem gezielten Messerwurf den Todesstoß versetzt, hat ihn selber gehörig erschreckt. Er ist noch immer aufs Töten geeicht – mit der Präzision eines absoluten Könners. Nur genau das will er nicht, sein Herzblut hängt an seinem Bistro in Villefranche-sur-Mer.

Mit allen Sinnen genießen – schon das Cover stimmt mich ein, einem Abstecher nach Südfrankreich steht nichts mehr im Wege. So wie Lucien bin auch ich der Meinung, dass die Kunst, das Leben zu genießen, so viel besser ist als seine Familientradition aufrecht zu erhalten. Ein kleiner Tipp am Rande: Das Buch sollte man tunlichst nicht mit knurrendem Magen lesen. Rosas Köstlichkeiten, vermengt mit all den Gerichten, die in Luciens Bistro von seinem Küchenchef Roland stets frisch zubereitet werden, sind äußerst verführerisch.

Der Auftakt der Monsieur-le-Comte-Reihe ist gelungen, Lucien in seiner trotz der Familientradition liebenswürdigen Art hat mich bestens unterhalten, in sein Bistro werde ich bestimmt bald wieder einkehren sobald es heißt: Monsieur le Comte, der zweite Streich.

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Veröffentlicht am 20.09.2022

Was geschah damals?

Der Sturm
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Es war einmal… ein Ehepaar, das hatte zwei Söhne. Finn und Kieran. Sie lebten glücklich bis zu dem Tag, als der Sturm alles veränderte. Zwölf Jahre sind seither vergangen, Kieran ist weggegangen, kehrt ...

Es war einmal… ein Ehepaar, das hatte zwei Söhne. Finn und Kieran. Sie lebten glücklich bis zu dem Tag, als der Sturm alles veränderte. Zwölf Jahre sind seither vergangen, Kieran ist weggegangen, kehrt mit Mia und Audrey, ihrer gemeinsamen Tochter, zurück.

Bronte, eine junge Künstlerin, wird am Strand gefunden – sie ist tot. Vor zwölf Jahren verschwand nicht weit von dieser Stelle, an der nun Bronte liegt, ein Mädchen. Bis heute ist unklar, was damals geschah. Der Sturm hat nicht nur das Mädchen verschluckt, auch sind Finn und sein Kompagnon damals ums Leben gekommen.

Dieser schicksalhafte Tag, an dem der Sturm aufzog, hat alles verändert. Was wäre gewesen, wenn er weiter draußen geblieben wäre, die Küste nicht erreicht hätte?

Und nun, zwölf Jahre später, rollt eine Welle heran, die sie alle zu verschlucken droht. Was ist damals wirklich geschehen? Waren auch andere als die hinlänglich bekannten Personen am Unglücksort? Und warum musste ausgerechnet Bronte sterben, die damals gar nicht anwesend war, die mit diesen Geschehnissen nicht das Geringste zu tun hat? Die Vergangenheit spielt eine Rolle, dies wird zunehmend sichtbar.

Kieran weiß, dass er unterschwellig für Finns Tod verantwortlich gemacht wird, er selbst hat seine Zweifel, hat Erinnerungslücken. Das Labyrinth der Höhlen, die der Ozean regelmäßig mit aller Gewalt überspült, war damals ihr Refugium. Immer neue Pfade hatten sie erforscht, die Gezeiten kannten sie gut und doch waren sie zu sorglos. Und nun zieht es ihn wieder hierher, denn nur hier kann er seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.

Sehr geschickt und gut nachvollziehbar erzählt Jane Harper vom Gestern und dem Heute im Wechsel, es sind Kierans Gedanken, denen ich folge. Von seinem dementen Vater genauso wie von der damaligen Clique. Beängstigende Momente wechseln sich ab mit Alltäglichem – alles fließt. Ich bekomme immer mehr Einblicke, die Zusammenhänge werden zunehmend sichtbar. Die Fassaden bröckeln und doch bleiben viele Fragen offen.

„Der Sturm“ beginnt gemächlich, anfangs liest er sich eher ohne besondere Vorkommnisse, sieht man von Brontes Tod mal ab, der aber gefühlt eher nebenher erwähnt wird. Und doch hat mich die Geschichte nicht losgelassen. Die Charaktere sind allesamt gut beschrieben, Jane Harpers Schreibstil ist eher nüchtern und ruhig, ein wenig distanziert und doch sehr emotional und einnehmend. Ein Thriller ohne Effekthascherei. Auch bedrückende Stille kann atemraubend sein.

Ein Thriller mit Tiefgang über Schuld und Schuldgefühle, über Sprachlosigkeit, Distanz trotz Nähe. Gut zu lesen und trotz des ernsten Hintergrundes unterhaltend. Gerne empfehle ich dieses Buch weiter.

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Veröffentlicht am 17.09.2022

Netter Italien-Krimi

Schatten der Vergangenheit
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Wie eine Komposition, einer Inszenierung gleich und doch mit einem gewissen Ernst beginnt das Spiel. Auf der einen Seite Casabona - der Gejagte, der Beschuldigte. Wer ist sein Gegner? Die Florenzer Kollegen ...

Wie eine Komposition, einer Inszenierung gleich und doch mit einem gewissen Ernst beginnt das Spiel. Auf der einen Seite Casabona - der Gejagte, der Beschuldigte. Wer ist sein Gegner? Die Florenzer Kollegen von der Kripo? Gar seine eigenen Leute? Zumindest mitmischen dürfen sie, so viel steht fest. Dazwischen die Camorra – wer ist hier Gegner, wer Feind und wer doch eher sein Mitspieler?

Der so wahre wie poetisch anmutende Prolog nimmt mich gleich gefangen, diese wenigen Zeilen sind die richtige Einstimmung auf Commissario Casabonas vielleicht persönlichsten Fall. Denn er selbst wird beschuldigt, Marco Romoli ermordet zu haben. Mehrere Indizien sprechen für diese These.

Commissario Mauro Crisanti aus Florenz kennt keine Gnade, er ist von Casabons Schuld überzeugt. Und nicht nur das, er selber sieht sich als genialen Ermittler. Er wird Casabona schon dingfest machen, alles hört auf sein Kommando.

Als den etwas anderen Krimi würde ich diese Jagd nach der Wahrheit bezeichnen. Die gut 230 Seiten sind flott gelesen, die Story ist unterhaltsam, die Kapitel kurz. Mit Casabona mache ich mich auf, den oder die wahre(n) Täter zu finden, natürlich bin ich auf seiner Seite. Und dann lese ich zwischendurch (in kursiver Schrift) von den anderen, von der Ermittlungsarbeit aus Polizeisicht, die sich nicht nur einmal ganz schön an der Nase herumführen lassen, was durchaus auch mal Anlass zum Schmunzeln gibt.

Das Buch ist allen Justizopfern gewidmet. Dies erzählt Antonio Fusco in seiner Nachbemerkung. Er wurde inspiriert durch den „Tortora-Fall“ - ein krasser Fall von Justizirrtum, dem der damals bekannte Moderator zum Opfer fiel. Der Autor kennt Italiens Justizsystem gut, es ist sein täglich Brot.

Schon das Cover hat mich für das Buch eingenommen, ich bin Italien-Fan durch und durch und mag das lebhafte Treiben in all den so authentisch anmutenden Gässchen und den Commissario Tommaso Casabona in seiner schon auch schlitzohrigen, aber doch ehrlichen und geradlinigen Art mag ich auch. Ja, auch dieser Krimi kommt nicht ohne die typischen Italien-Klischees aus. Sei es Mafia, die korrupte Justiz, der Macho-Mann – so manche Passagen habe ich mit einem Augenzwinkern gelesen.

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Veröffentlicht am 15.09.2022

Das Grauen steigert sich

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
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Der 12. Band um Robert Hunter „Blutige Stufen“ ist zugeklappt, ist ausgelesen. „Sind deine Nerven stark genug für Chris Carter?“ Oh ja, mittlerweile schon! Mehr noch – ich bin begeistert, kann so gar ...

Der 12. Band um Robert Hunter „Blutige Stufen“ ist zugeklappt, ist ausgelesen. „Sind deine Nerven stark genug für Chris Carter?“ Oh ja, mittlerweile schon! Mehr noch – ich bin begeistert, kann so gar nicht verstehen, dass ich so lange abstinent war. Mit seinem ersten Fall habe ich angefangen, es sind etliche Jahre vergangen und damals hatte ich genug. Wahrscheinlich waren meine Nerven zu der Zeit noch nicht so stark, ich kann es mir so gar nicht mehr erklären, warum ich Hunter die kalte Schulter gezeigt habe. Damit ist nun endgültig Schluss, ich will mehr von ihm.

Ziemlich beschwipst steigt sie aus dem Taxi, schafft es grad noch so ins Haus und schon piept ihr Handy – eine Textnachricht, die es in sich hat, erscheint. Sie schreibt zurück, denkt an den gelungenen Abend an der Bar… Ein Mentor will er sein. Derjenige, der diese Botschaften schreibt. „Bei der ersten Lektion geht es um Angst. Und dann lehre ich dich, was Schmerz bedeutet…“ Er steigert sich, es wird zunehmend beängstigend und furchteinflößend.

Derweilen genießt Hunter Carlos Garcias Grillkünste, auch hier bahnt sich ein geselliger Abend mit netten Gästen an - bis ein Anruf dem ein abruptes Ende bereitet. Hunter und Garcia treffen auf eine grauenvoll inszenierte Leiche, bald darauf finden sie eine rätselhafte Botschaft. Und nicht genug damit, wird die nächste brutal zugerichtete Tote gefunden, auch hier lesen sie Zeilen, mit denen sie nichts anfangen können. Man meint, schon alles gesehen, in jeden Abgrund geblickt zu haben und doch übertrifft das hier nochmal alles.

Chris Carter studierte forensische Psychologie, er hat sich schon früh mit den Ursachen der Verbrechensentstehung und –durchführung beschäftigt. Und genau das merkt man seinen Meisterwerken an. Seine Leser erfahren nie genug. Immer dann, wenn es auf ein Mehr an Wissen zusteuert, kommt das nächste Kapitel.

So etliche zwielichtige Gestalten lerne ich kennen, jedem einzelnen traue ich einen Mord zu. Um dann doch wieder zu zweifeln. Genau so, wie dieser ominöse Unbekannte Wege findet, sich einem Zugriff zu entziehen, versteht es Carter, mich zu täuschen. Der Killer ist schlau, hinterlässt keinerlei Spur. Was bedeuten die Botschaften, die sich ähneln – ein Gedicht, ein Brief? Sind diese Zeilen der Schlüssel zu allem? Hunter und Garcia kommen nicht voran, jeder Lösungsansatz führt ins Nichts.

Jeder Mord, jede Inszenierung der Leiche, wird detailliert beschrieben. Nichts für ängstliche Gemüter! Umso mehr für jeden Thriller-Fan. Und wenn man meint, das wars schon, sie kurz davor sind, den wahren Täter dingfest zu machen, hat man sich gründlich getäuscht. Furcht, Angst, Tod. Mordsmäßige Spannung ist hier garantiert – und das bis zum Schluss. Ein Leckerbissen für jeden Thriller-Fan.

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