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Maimouna19

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Veröffentlicht am 23.04.2025

Ein Hamburger und ein Wiener in Mombasa

Heinz Strunk in Afrika
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In „In Afrika“ erzählt Heinz Strunk, der Autor von einem Urlaub in Kenia mit seinem Freund C. (hierbei soll es sich wohl um Christoph Grissemann, einen österreichischen Kabarettist und Moderator handeln).

Seit ...

In „In Afrika“ erzählt Heinz Strunk, der Autor von einem Urlaub in Kenia mit seinem Freund C. (hierbei soll es sich wohl um Christoph Grissemann, einen österreichischen Kabarettist und Moderator handeln).

Seit Jahren verbringen die beiden zur Weihnachtszeit einen gemeinsamen Urlaub. Urlaubsziel ist egal, Hauptsache es gibt Meer, Sonne, eine gepflegte Hotelanlage und ein Casino in der Nähe. Die beiden sind weder an tollen Erlebnissen, Sehenswürdigkeiten oder Urlaubsbekanntschaften interessiert, wichtig ist vor allem, nicht krank zu werden, nicht zuzunehmen und viel Ruhe.

Also geht es dieses Mal, im Dezember 2007, nach Mombasa.

Über Kenia selbst erfährt man wenig – und bei dem Wenigen handelt es sich um allgemeine Plattitüden und Klischees.

Das Buch besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil spielt sich in der Hotelanlage ab mit der immer gleichen täglichen Routine: man trifft sich um Punkt 9 Uhr zum Frühstück, dann geht es an den Pool zum Lesen oder Schlafen, Mittagessen, wieder Pool, Abendessen, Unterhaltungsprogramm in der Anlage.

Im zweiten Teil geht es dann tatsächlich auch mal in die Stadt nach Mombasa, um ins Casino zu gehen und Frauen zu treffen, mit denen sie Zeit in Bars und Discos verbringen. Die Damen werden natürlich dafür bezahlt.

Heinz Strunk kann natürlich mit Sprache umgehen, aber mit seinem Humor kann ich leider überhaupt nichts anfangen. Für mich waren die 268 Seiten dieses Werkes nichts als eine Aneinanderreihung von Allgemeinplätzen, Plattheiten und Klischees. Da werden die anderen Gäste des Hotels durch den Kakao gezogen, Kenia und die Kenianer kommen auch nicht besser weg - nichts als Klischees und Vorurteile.

Dem Buch kann man höchstens etwas abgewinnen, wenn man es als Persiflage des deutschen „Normalo“ - Pauschalurlaubers sieht: irgendwo hinreisen ohne die geringste Ahnung bzw. das geringste Interesse an Land und Leuten, Hauptsache schönes Wetter, Schnitzel und Bier. Aber muss man darüber tatsächlich ein Buch schreiben?

Wie gesagt, ich konnte mit dem Buch überhaupt nichts anfangen, der Humor ist nicht meiner, ich konnte nicht mal schmunzeln, es hat mich nur genervt. Und wenn es nicht so schnell zu lesen gewesen wäre, hätte ich es sicher abgebrochen.

Gekauft hätte ich mir das Buch ohnehin nicht, habe es in einem öffentlichen Bücherschrank gefunden. Und nun überlege ich ernsthaft, ob es wieder dorthin zurückwandert oder ob ich es nicht doch lieber gleich in die Papiertonne entsorge. Naja, Strunk-Fans wird es wohl gefallen, also doch Bücherschrank, Hauptsache ich habe es nicht im Haus!

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Veröffentlicht am 21.04.2025

Frauenleben

Dream Count
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Chimamanda Ngozi Adichies „Dream Count“ ist ein Roman über vier Frauen, die um ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben kämpfen, sich danach sehnen „erkannt“ und geliebt zu werden:
Chiamaka stammt aus ...

Chimamanda Ngozi Adichies „Dream Count“ ist ein Roman über vier Frauen, die um ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben kämpfen, sich danach sehnen „erkannt“ und geliebt zu werden:
Chiamaka stammt aus einer extrem wohlhabenden nigerianischen Familie und lebt als nicht sonderlich erfolgreiche Reiseschriftstellerin in den USA. Da sie wegen der Covid-Pandemie nicht reisen kann, sondern allein in ihrem Haus sitzt, lässt sie ihre vergangenen Beziehungen Revue passieren und sinniert über den „perfekten“ Mann, mit dem sie ihr Leben verbringen möchte.
Zikora, ihre beste Freundin, ebenfalls Nigerianerin, ist eine erfolgreiche Anwältin in den USA. Auch sie ist auf der Suche nach dem perfekten Mann und möchte unbedingt ein Kind haben. Doch als sie endlich schwanger ist, verlässt sie ihr vermeintlicher Traummann.
Kadiatou, Chias Haushälterin, kam aus Guinea als Geflüchtete in die USA und erhofft sich ein ruhiges, sicheres Leben für sich und ihre Tochter Binta. Doch dann wird sie bei ihrem Job als Zimmermädchen in einem Hotel Opfer eines sexuellen Übergriffs und ihr Leben nimmt eine dramatische Wendung.
Die Vierte im Bunde ist Omelogor, Chias Cousine, erfolgreiche Bankerin in Nigeria, die bei der Verschleierung mehr oder weniger illegaler Geschäfte hilft. Gleichzeitig zweigt sie selbst Geld ab und ermöglicht damit nigerianische Frauen den Aufbau eigener geschäftlicher Existenzen. Sie hat weder den Wunsch nach Heirat noch nach Kindern, sondern ist glücklich mit nie lange dauernden Affären.

Anhand der Geschichten dieser vier Frauen werden Themen wie Fehlgeburten, Abtreibungen, häusliche Gewalt, Genitalverstümmelung, Erwartungen an Frauen in einer patriarchalischen Gesellschaft, Mutter-Tochter-Beziehungen, soziale Ungleichheit usw. angesprochen. Und im Fall dieser vier Frauen spielt natürlich auch immer Rassismus, ob bewusst oder unbewusst, eine Rolle.

Der „Dream Count“ bezieht sich auf die verpassten Chancen im Leben, die in diesem Buch meistens mit Männern zu tun haben. Und das sind immer miese Kerle, die lügen, betrügen und vergewaltigen. Das war mir dann des Guten doch fast zu viel.
Insgesamt ist es ein gut lesbares Buch, unterhaltsam geschrieben, aber auch ein bisschen blass mit einigen Längen, so dass es mir wohl nicht allzu lange im Gedächtnis bleiben wird (bei „Americanah“ war das ganz anders).

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Veröffentlicht am 16.04.2025

Schon mal was von Selbstbestimmung gehört?

Nie, nie, nie
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„Nie, Nie, Nie“ – die namenlose Ich-Erzählerin in Linn Strømsborgs Roman hat sich entschieden – sie will keine Kinder („Ich will keine Kinder, nicht mit ihm, mit niemandem. Schon gar nicht mit mir selbst.“). ...

„Nie, Nie, Nie“ – die namenlose Ich-Erzählerin in Linn Strømsborgs Roman hat sich entschieden – sie will keine Kinder („Ich will keine Kinder, nicht mit ihm, mit niemandem. Schon gar nicht mit mir selbst.“). Die 35jährige Protagonistin hat diese Entscheidung für sich getroffen und bleibt dabei.
Linn Strømsborg erzählt auf humorvolle Weise von den Gedanken einer Frau, die sich gegen Kinder entschieden hat. Sie berichtet von ihrem Alltag mit Freunden, die Familien gründen und der Mutter, die gerne Oma werden würde. Auch von ihrer Beziehung erfahren wir, die daran zerbricht, dass ihr Partner irgendwann mit dieser Entscheidung doch nicht mehr klar kommt.

Nach wie vor ist der gesellschaftliche Druck auf Frauen, Kinder zu bekommen, sehr hoch und auch heute noch müssen sich Frauen ständig dafür rechtfertigen, wenn sie keinen Kinderwunsch verspüren und sich bewusst gegen Kinder entscheiden. Schon traurig, dass die Gesellschaft immer noch nicht in der Lage ist, zu akzeptieren, dass Frauen selbst bestimmen, was die für sie richtige Lebensweise ist!

Linn Strømsborg hat mit „Nie, Nie, Nie“ einen erfrischend ehrlichen und humorvollen Roman zum Thema Lebensfragen und –modellen geliefert. Das Buch regt zum Nach- und vielleicht auch Umdenken an!

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Veröffentlicht am 16.04.2025

Leben im Krieg

Keiner wird um etwas bitten
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Seit mehr als drei Jahren tobt nun schon dieser unmenschliche Krieg in der Ukraine, die Welt ist aus den Fugen geraten, der Tod gehört zum Alltag. In „Keiner wird um etwas bitten“ erzählt Sherhij Zhadan ...

Seit mehr als drei Jahren tobt nun schon dieser unmenschliche Krieg in der Ukraine, die Welt ist aus den Fugen geraten, der Tod gehört zum Alltag. In „Keiner wird um etwas bitten“ erzählt Sherhij Zhadan in zwölf kurzen, unaufgeregten Geschichten vom veränderten Leben in seiner Heimatstadt Charkiw, von Schmerz, Trauer, Verlust und Tod. Menschen begegnen sich an noch nicht zerstörten Orten – im Hotel, auf dem Fußballplatz, in der Kirche, etc. , finden sich in völlig anderen Situationen, die ohne Krieg nicht vorstellbar gewesen wären, z.B. die Evakuierung einer alten Frau nach der Bombardierung ihres Wohnblocks, die missglückte Liebesnacht eines Soldaten und einer Soldatin, etc. Es sind Geschichten von Liebe, Trauer und Solidarität im Krieg, Geschichten von der Wirkung des Krieges auf die Menschen, nicht vom Krieg selbst.
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk in der Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört heute zu den bekanntesten ukrainischen Schriftstellern. Für seine Werke hat er viele Auszeichnungen erhalten, z.B. den Friedenspreis des deutschen Buchhandels (2022). Er lebt in Charkiw und ist seit 2024 Soldat im ukrainischen Militär.
Die klare, kraft- aber auch poesievolle Sprache von „Keiner wird um etwas bitten“ hat mich sehr beeindruckt. Die Menschen in den Geschichten waren mir sehr nahe, bewundernswert ihre selbstbewusste und mutige Haltung in solch schweren Zeiten! Auch wenn man sich an die Nachrichten gewöhnt hat, die täglichen Schreckensmeldungen inzwischen fast verdrängt und kaum noch wahrnimmt, erinnert dieses Buch daran, dass es um Menschlichkeit, Würde und, ja, auch um Hoffnung geht. Wir dürfen die betroffenen Menschen nicht einfach vergessen, die Ukraine braucht nach wie vor unsere Solidarität und Unterstützung.
Ein wichtiges Buch und eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.04.2025

zu viele Klischees

Achtzehnter Stock
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Wanda, eine alleinerziehende Mutter, lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im 18. Stock eines Berliner Plattenbaus. Sie schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben, träumt von der ...

Wanda, eine alleinerziehende Mutter, lebt mit ihrer fünfjährigen Tochter Karlie im 18. Stock eines Berliner Plattenbaus. Sie schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben, träumt von der Karriere als Schauspielerin, aber für mehr als einen Werbespot hat es bisher nicht gereicht.
Doch dann scheint der Sprung in die glamouröse Filmwelt zu gelingen, Wanda ergattert eine Rolle und beginnt eine Affäre mit dem Hauptdarsteller. Läuft doch, oder? Leider nur so lange bis ihre Tochter Karlie krank wird und sie den Spagat zwischen beruflichen Verpflichtungen und Verantwortung für ihre Tochter nicht mehr hinbekommt.
Das Buch thematisiert durchaus relevante und aktuelle gesellschaftskritische Themen wie z.B. die Situation alleinerziehender Mütter, soziale Ungerechtigkeit, die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich, Zwei-Klassen-Gesellschaft in der medizinischen Versorgung, etc., aber die Darstellung war mir dann doch zu plakativ und klischeehaft. In der Platte wohnen die Abgehängten, Alleinerziehende, Arbeitslose, ungebildet, nach Möglichkeit mit Migrationshintergrund, der Aufzug ist ständig kaputt und der Müll stinkt. Die „Reichen und Schönen“ der Filmindustrie dagegen werfen mit Geld nur so um sich, es geht von Champagnerparty zu Champagnerparty, nur die besten Restaurants sind gut genug. Und falls man wirklich mal ein Zipperlein hat, steht natürlich der Arzt mit Privatklinik zur Verfügung.
Das Buch lässt sich flüssig lesen, die Umsetzung des Themas ist für mich aus vorgenannten Gründen nicht perfekt. So bleibt leider wenig in Erinnerung und ich werde das Buch schnell wieder vergessen haben. Schade eigentlich...

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