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Veröffentlicht am 09.12.2023

Zeitloses Meisterwerk

Alles, was wir geben mussten
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Wieder mal ein Meisterwerk von Kazuo Ishiguro - einer meiner Lieblingsautoren. Das Drama „Alles, was wir geben mussten“ spielt in England. Obwohl bereits 2005 erschienen, ist es von zeitloser Aktualität ...

Wieder mal ein Meisterwerk von Kazuo Ishiguro - einer meiner Lieblingsautoren. Das Drama „Alles, was wir geben mussten“ spielt in England. Obwohl bereits 2005 erschienen, ist es von zeitloser Aktualität und thematisch vielleicht mehr näher an uns, als wir uns eingestehen.
Das schöne Cover einer großzügigen Parkanlage mit einem Internat erweckt den Eindruck, es handele es sich um ein herrschaftliches Anwesen, ein elitäres Internat. Man könnte meinen, die Insassen seien zu beneiden. Anspruchsvoller Unterricht, Gemeinschaft und großzügige Grünanlagen - auf den ersten Blick scheint Hailsham ein wunderbares Internat zu sein. Aber die Lehrer, so freundlich und engagiert sie auch sind, heißen hier "Wächter" und lassen die Kinder früh spüren, dass ihnen ein besonderes Schicksal auferlegt worden ist. Als Leser spürt man, dass etwas nicht stimmt, bis die Begriffe „Spende“ und „Spender“ immer öfter in den Seiten auftaucht, bis man versteht: Es ist ein Internat, in denen menschliche Klone zum Zweck der Organspende aufgezogen werden.
Das Drama wird aus Sicht der Insassin Kathy geschildert, die gemeinsam mit ihren Freunden Ruth und Tommy durch die Kindheit, die Pubertät und die Verwirrungen der Liebe geht. Sie und ihre Mitschüler sind elternlos, sind Klone, gezüchtet quasi als Organlager. Klar ist auch, dass sie niemals Kinder bekommen können. Das Drama ist: Sie haben dieselben Sehnsüchte und Lebenswünsche wie natürlich gezeugte Menschen. Sie rebellieren nicht gegen ihr Schicksal, doch einige wenige versuchen, einen Ausweg zu finden. Aber ob das gelingen kann?
Mit 16 Jahren müssen sie Hailsham verlassen, um ihrer wirklichen Aufgabe als Betreuer oder Spender zugeführt zu werden. Kathy übernimmt eine Rolle als Betreuerin, wobei sie immer wieder auf Ruth und Tommy trifft. Große Liebe, große Verbundenheit, tiefe Gefühle. Sehr berührend, Traurig und bewegend, und wie immer gefällt mir die besondere Sprache von Ishiguro. An manchen Stellen hätte dem Buch ggf. eine Straffung gut getan.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Zwischen Sturm und Drang und Klassik

Don Karlos
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Das Drama Don Karlos von Friedrich Schiller spielt 1568 in Spanien. Hauptpersonen sind der 23jährige Prinz und Thronfolger Don Karlos, seine Stiefmutter Elisabeth (Karlos leibliche Mutter ist bei seiner ...

Das Drama Don Karlos von Friedrich Schiller spielt 1568 in Spanien. Hauptpersonen sind der 23jährige Prinz und Thronfolger Don Karlos, seine Stiefmutter Elisabeth (Karlos leibliche Mutter ist bei seiner Geburt gestorben).
Bevor sein Vater Philipp II., der König, Elisabeth zu seiner Frau machte, war Don Karlos einmal selbst mit der „schönsten Frau auf dieser Welt“ verlobt. Eine Familientragödie wird sichtbar. Don Karlos kann seinem strengen Vater diese Ehe mit Elisabeth nicht verzeihen, denn er liebt Elisabeth noch immer - aussichtslos und gegen Sitte und Recht.
Don Karlos gesteht seine Liebe, spiegelt mit seiner Impulsivität und seinen Gefühlen die Epoche des Sturm und Drangs wider.
Elisabeth ruft ihn zur Vernunft und verlangt von ihm „Elisabeth / War Ihre erste Liebe. Ihre zweite / sein Spanien!“ Don Karlos unterwirft sich schließlich ihrer Forderung.
Königin Elisabeth spiegelt die Epoche der Weimarer Klassik wider mit ihrer Rationalität. Die Königin stellt sich gegen die Prinzipien des Sturm und Drangs, indem sie der Liebe ganz abschwört. Sie stellt ihr Pflichtbewusstsein zur Schau. Sie muss von ihrer Liebe zu Don Karlos Abstand nehmen, da diese unter dem Namen und Vorstellungen des königlichen Hofes verboten ist.
In Don Karlos geht es bis zum Schluss um eine unerfüllte Liebe, da diese aufgrund der gesellschaftlichen Normen des königlichen Hofes nicht vereinbart ist. Schiller gelingt es, das Schicksal des die Verflechtung des Einzelnen Karlos kehrt zurück von der Freiheitsidee, Egoismus bzw. individuellen Lebensglück zum Idealismus und ergibt sich seinem Schicksal. Die politische Thematik um Freiheit und einer veränderten Gesellschaft durchzieht sich von Anfang an durch das Werk.
Dieses Buch ist eine gute Unterstützung bei der Analyse und Interpretation von Don Karlos. Es liefert wichtige historische Grundlagen und Interpretationsansätze.

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Veröffentlicht am 06.12.2023

Eine etwas unglaubwürdige Geschichte

Der Markisenmann
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Die Menschen und der Pott (Stichworte: Ruhrgebiet mit harten, aber im Innersten herzlichen Menschen) werden in dem Buch etwas glorifiziert, so meine Wahrnehmung. Einfache Menschen, die auf Schrottplätzen ...

Die Menschen und der Pott (Stichworte: Ruhrgebiet mit harten, aber im Innersten herzlichen Menschen) werden in dem Buch etwas glorifiziert, so meine Wahrnehmung. Einfache Menschen, die auf Schrottplätzen abhängen, aber das Herz am richtigen Platz haben, so in etwa.
Die verwöhnte, schwierige Kim aus Hahnwald (reiches Wohnviertel) hat überraschenderweise damit so gar keine Annäherungsprobleme. Die Begegnung zwischen Vater und Tochter stellt deren Beziehung auf den Kopf und führt zu einer Reise der Selbstreflexion und des Verständnisses. Das Buch thematisiert die Kluft zwischen den sozialen Schichten und die Bedeutung von Familie und Zusammenhalt. Es bietet einen Einblick in das Leben im Ruhrpott und zeigt, wie Menschen unterschiedlicher Hintergründe miteinander interagieren. Auch das Rätsel, warum der Vater sich auf das mehr als bescheidene Leben auf dem Schrottplatz zurückgezogen hat, wird am Ende gelöst
Mir erschien es etwa unglaubwürdig und unrealistisch: Kim ist wie geläutert, fügt sich ein, hilft ihrem Vater, freundet sich mit einem Jungen vom Schrottplatz an. Also nein. Aus meiner Sicht sind die Figuren zu wenig komplex und vielschichtig, haben zu wenige Dimensionen.
Später kommt eine lose Aneinanderreihung von mehr oder weniger amüsanten Geschichten von den Vertreterbesuchen. So kann man auch ein Buch füllen. Ich fand eigentlich keine Szene lustig, sie zeigen Kim und ihren Vater auch nicht gerade von der besten Seite, sondern es gibt auch nicht nichtsoziales bzw. unsympathisches Verhalten und sie machen sich auf Kosten anderer lustig.
Persönlich gefällt mir das Buch nicht so gut, da es nicht meinen Geschmack trifft. Allerdings kann es für andere Leser, die sich für Geschichten über Familienzusammenfinden und das Ruhrgebiet interessieren, durchaus ansprechend sein. Es ist immer empfehlenswert, verschiedene Meinungen und Rezensionen zu lesen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.


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Veröffentlicht am 05.12.2023

Unterschätztes Gemüse: Staudensellerie

Selleriesaft
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In der Regel denkt bei Sellerie an Knollensellerie, aber bei diesem Buch „Selleriesaft“ geht es in erster Linie um die Staudensellerie, und insbesondere die Verarbeitung als Saft und Smoothie. In diesem ...

In der Regel denkt bei Sellerie an Knollensellerie, aber bei diesem Buch „Selleriesaft“ geht es in erster Linie um die Staudensellerie, und insbesondere die Verarbeitung als Saft und Smoothie. In diesem Buch erfährt man alles rund um die Staudensellerie, auch Stangen- oder Bleichsellerie genannt.
Sellerie ist reich an Kalzium, Eisen und den Vitaminen A, B, C und E. Die ätherischen Öle regen den Stoffwechsel an. Sellerie enthält als einziges Gemüse alle Vitamine aus der B-Gruppe. Das macht ihn zu einem wertvollen Mittel für den Stoffwechsel.
Schon in Homers „Odyssee“ von Homer benutzte eine Nymphe die Sellerie als Grundlage für ihren Zaubertrank. Das Gemüse gilt bis heute als Potenzmittel und Aphrodisiakum. Bewiesen ist hingegen die Wirkung als basischer Entschlackungs- und Entgiftungssaft.
Selleriesaft gilt als sehr gesund, schmeckt pur allerdings ziemlich intensiv. Er harmoniert mit Gurke, Apfel, Ananas und Orangen sowie Ingwer.
Im Buch werden viele Kombinationsmöglichkeiten mit Gemüse und Früchten vorgestellt. Interessant finde ich auch die Informationen zu der Selleriesaftkur und das jährliche Fasten mit Selleriesaft. Außerdem gibt es das Reste-Rezept „Kräcker mit Sellerietrester“, um den übrig bleibenden Trester sinnvoll zu nutzen
Dieses Rezept gefällt mir, weil es leicht herzustellen ist und gut schmeckt: 2 Stangen Staudensellerie, 2 Äpfel, ½ Gurke, daumengroßes Stück Ingwer. Die Stangensellerie waschen und in kleinere Stücke schneiden, um die langen Fasern zu durchtrennen. Auch die übrigen Zutaten waschen, in Stücke schneiden und in den Entsafter geben. Nach Belieben einen Schuss Zitronensaft dazugeben. Das habe ich einige Tage getrunken, aber so wie von dem Autor empfohlen, als tägliches Fitnessgetränk, dazu kann ich mich dann doch nicht durchringen. Es bleibt beim gelegentlichen Selleriesaft. Insgesamt finde ich das Buch recht nützlich.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Gute Krimi-Unterhaltung

Im Wald
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Das Buch spielt im Taunus. Seine Ermittler heißen Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein Kriminalkommissare vom K11 in Hofheim. Dieser achte Fall, der Originalplätze beschreibt, reicht weit in die Dorfgeschichte ...

Das Buch spielt im Taunus. Seine Ermittler heißen Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein Kriminalkommissare vom K11 in Hofheim. Dieser achte Fall, der Originalplätze beschreibt, reicht weit in die Dorfgeschichte des Ortes hinein, bis in den Sommer 1972, wie sich erst später herausstellt.
Eines Nachts geht in einem Wald bei Ruppertshain im Taunus ein alter Wohnwagen in Flammen auf. Die Ermittler finden eine verkohlte Leiche in den Trümmern. Zunächst ermitteln die Beamten wegen Brandstiftung, später dann wegen Mordes. Kurze Zeit später wird eine alte Frau in einem Hospiz ermordet. Bodenstein nimmt das emotional sehr mit, da er die Frau seit seiner Kindheit kannte. Während die Ermittler fieberhaft nach einem Zeugen sucht, der in der Nacht im Wald den Täter gesehen haben könnte, passiert ein weiterer Mord. Es dauert naturgemäß, bis die beiden Kommissare einen Zusammenhang zwischen den Morden und eine Serie erkennen. Die Dorfbewohner schweigen. Es scheint eine Art Fluch über dem Dorf zu liegen. Nach und nach entdeckt das Ermittlerduo einen Zusammenhang mit dem spurlosen Verschwinden von Bodensteins Kinderfreund Artur vor 40 Jahren.
Die Autorin Nele Neuhaus, die im Taunus lebt, schafft eine besondere Nähe zu den Figuren, insbesondere zu dem Ermittlerduo. Die Figuren wirken menschlich und normal, es könnten unsere Nachbarn sein. Man erfährt nebenbei, wie Kirchhoff mit ihrem geschiedenen Mann klar und welche Schwierigkeiten Bodenstein mit seiner Familie hat. Es ist bemerkenswert, wie die Autorin die Spannung über beinahe 600 Seiten hält, ohne dass es langweilig wird und gedehnt wirkt. Vermutlich ist es der Kontrast zwischen der trügerischen Idylle des Dorflebens, freundlichen, scheinbar spießigen Nachbarn und den unheimlichen, unerklärlichen Morden, der einem packt. Bisher sind neun Taunuskrimis erschienen, darunter sind einige Titel erfolgreich fürs Fernsehen verfilmt worden. Ein leise dahingehender Krimi zum Schmökern, den ich gerne empfehle.

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