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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2019

bestrickender Wohlfühlroman

Der kleine Strickladen in den Highlands
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* "Wo ist das?" fragte sie und spürte ein ahnungsvolles Zittern in ihrer Stimme. Eine merkwürdige Unruhe hatte sie erfasst. "Wer sind die beiden?" *

Bei Maighread läuft grade gar nichts rund. Ihr Freund ...

* "Wo ist das?" fragte sie und spürte ein ahnungsvolles Zittern in ihrer Stimme. Eine merkwürdige Unruhe hatte sie erfasst. "Wer sind die beiden?" *

Bei Maighread läuft grade gar nichts rund. Ihr Freund hat sich von ihr getrennt und ihren Job ist sie auch los. Da erfährt sie durch einen Zufall, dass die Großeltern gar nicht verstorben sind, sondern ihre Mutter den Kontakt vor Jahrzehnten vehement abgebrochen hat. Sie packt kurzerhand ihre Sachen und fährt nach Loch Lomand in die Highlands. Doch die Annäherung gestaltet sich schwieriger als erwartet. Ablenkung und Trost findet sie im Stricken und den neugefundenen Freunden, Chloe und Joshua.

Ein absoluter Wohlfühlroman um Neuanfänge, Familie, Wolle und Stricken, vor einer traumhaften schottischen Kulisse, in den man versinkt. Einfach herrlich. Allein die obligatorische Liebesgeschichte konnte nicht ganz so überzeugen.

Die Autorin hat mit Maighread eine weibliche Hauptprotagonistin geschaffen, die, obwohl sie es noch nicht weiss, mehr als bereit für einen kompletten Neuanfang ist. In einer neuen Umgebung und mit neuen Freunden, findet sie zu sich selbst und dabei auch heraus, was ihre Träume sind.

Die Geschichte besticht durch ihre wunderschöne und sehr lebendig beschriebene Umgebung und die spürbare Liebe zu Wolle und Stricken. Selbst als Nicht- oder Gelegenheitsstrickerin packt einen das Wollfieber. Im Anhang befinden sich dafür auch gleich ein paar Anleitungen.

Die Familiengeschichte ist spannend und emotional, dagegen fällt die Liebesgeschichte, wie gesagt, ein wenig ab - für mich hätte da auch erstmal eine tiefe Freundschaft gereicht.

Fazit: Ein toller Wohlfühlroman, perfekt zum einkuscheln und abschalten an trüben Wintertagen.

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Veröffentlicht am 05.12.2019

Familiengeheimnis mit Thrill

Der Fjord schweigt
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* Wie vor den Kopf geschlagen, starrte Annika das alte Foto an. Sie musste sich täuschen. Ihre Mutter und Iris hassten sich. *

Ein gelungene Mischung aus dramatischem Familiengeheimnis und emotionaler ...

* Wie vor den Kopf geschlagen, starrte Annika das alte Foto an. Sie musste sich täuschen. Ihre Mutter und Iris hassten sich. *

Ein gelungene Mischung aus dramatischem Familiengeheimnis und emotionaler Liebesgeschichte(n) vor einer traumhaften Kulisse.

Wieder einmal hat Annika eine Beziehung beendet. Obwohl Sven ein Traumtyp ist, kommt sie irgendwann immer an den Punkt, an dem ihr etwas fehlt. Als Annikas Vater stirbt, erfährt sie, dass sie einen Zwillingsbruder hatte, der im Alter von 2 Jahren auf einer Urlaubsreise in Norwegen ertrank. Sie bucht kurzentschlossen um und fliegt nicht mit ihrer Freundin nach Kroatien, sondern auf Spurensuche nach Norwegen. Wird sie herausfinden, was damals geschah....?

"Der Fjord schweigt" hat mich überrascht, kein seichtes Liebesdrama vor schöner Kulisse, sondern eine faszinierende Geschichte, ein Konstrukt aus Geheimnissen, geschickten Lügen und Psychospielchen.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Annika im hier und jetzt, die in Norwegen auf Spurensuche geht und dabei den charismatischen Erik kennenlernt und Rückblenden ihrer Mutter Kerstin, in denen Stück für Stück die Geschehnisse aus der Vergangenheit zutage kommen.

Das ist schon unheimlich spannend gemacht, denn immer wenn man meint, man hat den Plot durchschaut, kommt eine überraschende Info ans Licht und man selber wieder ins schwanken.

Dabei bleibt Gabriele Popma sehr authentisch in ihrer Geschichte und den Charakteren. Mit Annika kann man sich sofort identifizieren und fühlt mit ihr mit. Aber auch Kerstin wird einem immer sympathischer, je mehr man ihre Vergangenheit versteht.

Der Schreibstil ist sehr lebendig, angenehm und besticht mit einer bildhaften Beschreibung der wunderschönen Landschaft. Und der Spannungsbogen bleibt kontinuierlich hoch.

.Fazit: Eine fesselnde Familien- und Liebesgeschichte, mit einer Portion Thrill. Mein erster Roman der Autorin, der mich sofort begeistert hat und sicher nicht mein letzter bleiben wird.

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Veröffentlicht am 01.12.2019

Krimi mit zu viel privatem Drama

Das Ritual des Wassers
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* Im Jahr 1998 hatte Golden in Amsterdam, dem Europasitz von Cisco gelebt, zufällig genau in der Zeit, als dort jemand erste Fingerübungen mit dem keltischen Dreifachen Tod gemacht hatte. *

Inspector ...

* Im Jahr 1998 hatte Golden in Amsterdam, dem Europasitz von Cisco gelebt, zufällig genau in der Zeit, als dort jemand erste Fingerübungen mit dem keltischen Dreifachen Tod gemacht hatte. *

Inspector Unai Lopez de Ayala, besser bekannt als Kraken, erholt sich nur mühsam von seinen Verletzungen. Als seine Chefin und Geliebte ihm erzählt, dass sie schwanger ist, freut er sich solange, bis ihm bewusst wird, dass sowohl er als auch der (tote) Ex, der Vater des Kindes sein könnte. Beinahe zeitgleich erfährt er, dass in den Felstunneln eine weibliche Leiche gefunden wurde, kopfüber aufgehängt und in einem keltischen Kessel ertränkt. Die Tote war nicht nur schwanger, sondern eine Jugendliebe von ihm und seinen Freunden.....

"Das Ritual des Wassers" ist der zweite Fall für Kraken. Muss man den Vorgänger kennen? Nein - falls man ihn allerdings lesen möchte, sollte man dies zuerst tun, da der Fall und seine Auflösung hier immer wieder Thema sind. Anfangs für Quereinsteiger ganz informativ, aber irgendwann wurd es dann fast schon zuviel.

Eva Garcia Saenz lässt ihren Krimi auf zwei Zeitebenen spielen. Im Jahr 1992 als Kraken mit seinen Freunden in einem archäologischen Jugendcamp Ana Belen kennenlernt und in der Echtzeit (2016) in der er den Mord an seiner ersten Liebe aufzuklären versucht. Normalerweise gefällt mir das gut und der Part aus der Vergangenheit meist noch besser. Doch hier bleibt der irgendwie fad und zäh. Da fehlt die Leichtigkeit und das Temperament der Jugend. Es dauert ewig, bis es spannend wird, so ewig, dass man sich vieles schon selber zusammenreimen konnte.

Vieles, aber doch nicht alles. Mit manchen Einblicken und Wendungen hat mich der Plot dann doch überrascht. Der Krimi an sich gefällt mir gut und das Geschichtliche finde ich sehr interessant. Was das Ganze so langwierig macht, ist das wirklich überhand nehmende private Drama von Kraken und Alba. Das war mir too much. Sowohl das ewige Thema, von wem ist das Kind als auch die von der Verletzung noch herrührende Sprachstörung, die unheimlich viel Raum einnimmt. Für mich sind sowas eher Nebenschauplätze. Die Autorin setzt sie aber mit dem Krimipart auf gleiche Höhe, wenn nicht noch darüber und das ist leider nicht so ganz mein Ding.

Auch die Freundschaft der Jungs, die bis heute anhält, konnte ich nicht ganz nachvollziehen, die Charaktere noch viel weniger. Da fehlt mir vielleicht tatsächlich etwas aus dem ersten Teil, das weiss ich nicht. Ich fand die Charakterzeichnungen insgesamt eher flacher.

Dadurch, dass der Schreibstil sehr angenehm und flüssig ist, liest sich der Krimi recht flott weg und es kommt keine richtige Langeweile auf, dennoch fehlt es an Tempo und spanischem Temperament.

Fazit: Vielleicht beurteilt man es anders, wenn man die Protagonisten bereits aus dem ersten Band kennt. Aber wenn das Privatleben der Ermittler fast schon den Fall übertüncht, trifft das -trotz guter Geschichte- nicht so ganz meinen Geschmack.

Veröffentlicht am 25.11.2019

Ein dunkles Geheimnis

Die vergessenen Stimmen von Chastle House
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* Die Wände waren nicht tapeziert, die Farbe blätterte an vielen Stellen ab. Es war dämmrig und roch nach Feuchtigkeit. Gemälde hingen überall, die uralte Porträts zeigten. Frauen mit Schuten und Spitzenkragen ...

* Die Wände waren nicht tapeziert, die Farbe blätterte an vielen Stellen ab. Es war dämmrig und roch nach Feuchtigkeit. Gemälde hingen überall, die uralte Porträts zeigten. Frauen mit Schuten und Spitzenkragen blicken Dione von den Bildern entgegen. Ob das ihre Vorfahren gewesen waren? *
2018: Die weltberühmte Sängerin Dione kann keinen Schritt ohne Beobachtung machen. Aber nicht nur das außen ist das Problem, auch ihr innerer Kreis, vor allem ihre Mutter, halten sie klein und bestimmen über sie. Bis eines Tages ein Anwalt bei ihr auftaucht, ein Schreiben von ihrem Vater und eine Einladung ins Chastle House, dem Familiensitz, im Gepäck.
1866: Henry ist frisch verheiratet. Doch seine junge Frau ist ihm nicht grade zugetan und ihn beschleicht immer mehr der Verdacht, dass sie etwas vor ihm verbirgt. Zusammen mit seinem Freund beschließt er ihr eines Tages nachzugehen.
Ein gelungener Zeitebenen-Roman mit einem sehr dunklen Familiengeheimnis.
Ich liebe diese Art Geschichten und alte Häuser; Chastle House ist meine erste von Felicity Whitmore und sie gehört mit zu den Besten.
Sie schafft mit Woodland und Chastle House eine interessante, aber auch beklemmende Atmosphäre und erzählt über 3 Generationen hinweg.
Normalerweise sagt einem ja eine Zeitebene zumeist mehr zu, das ist hier nicht der Fall, denn egal in welchem Jahr man sich befindet, die Geschichte der Cleveland-Frauen ist durch die Jahrhunderte hinweg spannend. Ob 1866 mit Katherine, 1909 mit Hatty oder 2018 mit Dione, alle Charaktere sind sehr unterschiedlich, eigen und toll ausgearbeitet. Es geht um Selbstbestimmung, starke Frauen und solche, die ihren Weg erst noch finden müssen. Grade Dione macht eine sicht- und nachvollziehbare Entwicklung durch, aber bleibt sich trotzdem treu. Die Figuren, ob Frauen oder Männer, wirken sehr authentisch. Das gefällt mir.
Der Schreibstil zieht einen sofort in seinen Bann. Er ist atmosphärisch dicht, die Häuser und Umgebung, sowie die Frauen und ihr Temperament sind großartig beschrieben und der Zeitenwechsel verursacht keine Probleme.
Und obwohl ich viele Bücher dieser Art lese, hat mich das Ende dann doch überrascht. Hut ab. Allein Diones Liebesgeschichte konnte mich nicht ganz so überzeugen, aber das ist Geschmacksache.
Fazit: Eine nicht alltägliche Geschichte, die ihren ganz eigenen Sog entwickelt. Tolle Charaktere, faszinierende Häuser und ein dunkles Geheimnis, das wie ein Fluch wirkt. Gerne mehr davon. Ich hab für mich eine neue Lieblingsautorin gefunden und freue mich schon auf weitere Geschichten.

Veröffentlicht am 16.11.2019

Aus dem Leben eines (Ex) Tennisprofis

Das Haifischhaus
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* Als er sich später fragte, warum er im Folgenden tat, was er tat, konnte er es nur als Reflex erklären. Als Instinkthandlung, gegen jede Logik, gegen jede Vernunft, gegen jede Wahrscheinlichkeit. *

Toto ...

* Als er sich später fragte, warum er im Folgenden tat, was er tat, konnte er es nur als Reflex erklären. Als Instinkthandlung, gegen jede Logik, gegen jede Vernunft, gegen jede Wahrscheinlichkeit. *

Toto "Mountain" Berger, 38, Ex-Tennisprofi, gescheiterte Ehe, kaputter Körper und hochverschuldet. Da fordert ihn die derzeitige Nr. 1 zu einem letzten Match heraus. Einsatz: Alles oder Nichts.... Für Toto Zeit sein Gefolge - die Sherpas - wieder zusammenzutrommeln und die alten Knochen ein letztes Mal auf Vordermann zu bringen. Aber zu welchem Preis?

Es sind teilweise schon tiefe und interessante Einblicke in den Profisport und das Wesen eines (vielleicht nicht jedens) Profisportlers - gewisse charakterliche Wesenszüge gehören wohl einfach dazu, sonst wäre man nicht dort wo man ist.

Muss man Tennisspieler sein, um Rüdiger Barths Debut zu verstehen? Ganz klar, nein - aber man sollte den Sport mögen, um Spaß an dem Roman zu haben.

Es geht um Freundschaft, Liebe und Verrat - Egoismus und Tunnelblick - Missgunst, Unterstützung und Vertrauen - Erkenntnis und Selbstfindung. Und immer wieder die Frage: Welchen Preis bist du bereit zu zahlen?

Das ist nicht nur spannend und interessant, der Schreibstil mit seinen sehr kurzen, rasanten Kapiteln gibt dem Ganzen auch ein gewisses Tempo.

Fazit: Ja, "Das Haifischhaus" ist ein spezieller Roman und die Welt in der er spielt, bestimmt nicht jedermanns Sache. Aber für alle, die sich ein wenig für Profisport interessieren - es muss gar nicht Tennis sein - oder sich fragen, wie man nach einer großen Karriere in so eine Schieflage geraten kann, absolut lesenswert!