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Veröffentlicht am 04.10.2020

Eine Weihnachtshochzeit im Schnee

Eine Weihnachtshochzeit im Schnee
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Handlung:
Nach nur wenigen Monaten Beziehung überrascht Rosie ihre Familie damit, dass sie an Weihnachten in Aspen heiraten möchte. Innerhalb von knapp einem Monat wird die Hochzeit geplant und Rosies ...

Handlung:
Nach nur wenigen Monaten Beziehung überrascht Rosie ihre Familie damit, dass sie an Weihnachten in Aspen heiraten möchte. Innerhalb von knapp einem Monat wird die Hochzeit geplant und Rosies Eltern, sowie Katie, die Schwester der Braut, reisen von England nach Colorado, um nicht nur der festlichen Angelegenheit beizuwohnen, sondern auch, um den Bräutigam und dessen Familie kennenzulernen. Und dabei trägt jede der Personen ein Geheimnis mit sich: Rosies Eltern leben getrennt voneinander und stehen kurz vor der Scheidung. Dies haben sie bisher vor ihren Töchtern verschwiegen und möchten nun, kurz vor der Hochzeit nicht damit herausplatzen. Katie glaubt nicht an die wahre Liebe von Rosie und Dan und möchte die Trauung insgeheim verhindern. Und Rosie hat kalte Füße bekommen und ist sich unsicher, ob sie das Richtige tut. Die Familie White verstrickt sich immer mehr in ihren Geheimnissen und die Emotionen häufen sich. Es steht ein unvergessliches Weihnachtsfest bevor...

Meinung:
Das Cover ist wunderbar weihnachtlich und perfekt auf die Geschichte zugeschnitten. Ein Pärchen, schick gekleidet in einem Brautkleid und einem Anzug laufen Hand in Hand im Vordergrund durch die Schneelandschaft. Im Hintergrund sind Bäume, sowie ein gemütliches Häuschen zu sehen und bringen viel Atmosphäre in die Szene. Passend zur Weihnachtszeit wurde der Titel in einem festlichen Rot-Ton gehalten, was sehr gut passt und ihn auf dem weißen Hintergrund stark hervortreten lässt. Als besonderes Highlight wurde auf den Flächen, die Schnee darstellen sollen, Glitzer aufgebracht, was nicht nur schick wirkt und ein sehr schönes Detail ist, sondern das Buch auch direkt noch hochwertiger erscheinen lässt. Insgesamt also ein gut durchdachtes und ansprechendes Bild, welches mir direkt gefallen hat.

Letztes Jahr hatte ich erstmals einen Weihnachtsroman von Sarah Morgan gelesen. Und ich war davon absolut begeistert und fand die Geschichte ganz wunderbar. Sie ist nur leicht kitschig und konnte mit vielen tiefgehenden Gesprächen punkten. Als ich in der Verlagsvorschau gesehen hatte, dass es auch dieses Jahr wieder einen Weihnachtsroman aus Morgans Feder geben wird, stand für mich schnell fest, dass ich auch diesen wieder lesen möchte. Und das habe ich nun getan, vom Harpercollins Verlag hatte ich freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen, was mich sehr gefreut hat! Herzlichen Dank!

Ich hatte absolut keine Probleme damit, in den Roman zu starten und mich auf die Handlung einzulassen. Es gibt einen direkten Start in die Geschichte, was mir sehr gut gefallen hat. Es bietet sich definitiv an, so wird man genau wie die Familie White von den Neuigkeiten überrascht.
Ich fand es sehr angenehm, dass man aber trotzdem genügend Zeit hatte, um die Protagonisten und ihre Lebensweisen kennenzulernen und sie an Orten agieren zu sehen, die ihnen am Herzen liegen oder wo sie massig Zeit verbringen. Dabei fand ich es auch erstaunlich, wie gut ich mir diese Örtlichkeiten vorstellen konnte, auch wenn sie keine ewig langen Beschreibungen erhalten haben, sondern diese recht kurz und knapp gehalten wurden. Und vielleicht habe ich mich dabei in das Haus von Rosies Eltern ein wenig verliebt...
Die genutzte Sprache ist leicht und sehr flüssig lesbar. Es werden keine Fachbegriffe genutzt, daher ist der Roman perfekt dafür, sich beim Lesen fallen zu lassen und mir ist es leicht gefallen, alle anderen Gedanken auszublenden. Es gibt tolle Beschreibungen von Settings, sowohl die in England, als auch die in Aspen können auf jeden Fall überzeugen. Und ich mochte es sehr, wie lebendig die Situationen geschildert wurden und was für einen hohen bildhaften Charakter sie haben. Ohne Probleme konnte ich mir die Szenen hervorragend vorstellen und hatte sowohl von den Protagonisten, als auch vom Setting ganz bunte und authentische Bilder vor Augen!
Oft nutzen die Protagonisten ein wenig Alltagssprache, was die Handlung noch bodenständiger macht und es bietet sich auch perfekt für einen Roman an, der in der Gegenwart spielt. Und immer wieder wird die Handlung zusätzlich durch allerhand amüsante Szenen aufgelockert, die viel Witz haben und mich stets zum schmunzeln bringen konnten. Es herrscht also insgesamt eine sehr angenehme Sprache vor, die dazu animiert, immer weiterzulesen und mir ist es mit zunehmender Handlung immer schwerer gefallen, den Roman aus der Hand zu legen! Vielleicht habe ich dadurch die letzten knapp 200 Seiten fast an einem Stück, innerhalb weniger Stunden gelesen...

Ein allwissender Erzähler gibt auf eine humorvolle und unterhaltsame Weise die Geschehnisse wieder, wobei er immer ohne Wertung urteilt. Man kann als Leser frei entscheiden, wie man die Situationen und die Protagonisten einschätzt und wie man die Sympathien zuordnet. Dabei kommen auch diesmal wieder nur die Frauen der Familie White zu Wort, wieder gibt es kein Kapitel, in dem ein Herr seine Sicht auf die Ereignisse gibt. Das finde ich vollkommen in Ordnung, ich denke mal, ein Großteil der Leser wird weiblichen Geschlechts sein und so kann man sich möglicherweise mit den Protagonistinnen identifizieren und eine bessere Bindung zu ihnen aufbauen.
Anhand der Einteilung auf drei Erzählperspektiven gibt es viele Informationen für den Leser, man erhält zahlreiche Einblicke in das Privatleben, in Sorgen und Probleme der Damen und man kann sich ein Bild davon machen, wie sie denken und fühlen. Auf diese Weise entsteht ein angenehmes Bild und ich finde, dass die Frauen dadurch auf mich auch deutlich lebendiger wirkten als die Herren. Zudem konnte man gut Veränderungen und Entwicklungen miterleben.
Um nie durcheinanderzukommen wird am Anfang neuer Kapitel immer der Name der Dame genannt, aus deren Sicht die folgenden Ereignisse geschildert werden. Das hat mir sehr gut gefallen, vielleicht wäre es noch ganz schön gewesen, zusätzlich die Tage bis zur Hochzeit oder das Datum des Handlungstages anzugeben, damit man ein besseres zeitliches Gespür erhält. So fand ich es etwas schwierig zuzuordnen, an welchem Tag im Dezember wir in der Handlung mittlerweile angekommen sind.
Und noch ein kleiner Punkt, den ich schon beim letzten Weihnachtsroman angesprochen hatte und der mich auch diesmal wieder etwas gestört hat: Die Kapitel sind schon ziemlich lang und haben keine Absätze. Und für mich als einen Leser, der nicht gerne mitten in einem Abschnitt aufhört, ist das immer etwas schwierig, weil ich so nicht mal eben ein paar Seiten so lesen konnte. Aber dieser Punkt ist ja immer Ansichtssache und ich werde ihn in meiner Bewertung nicht negativ einbeziehen, weil es ja nichts an der Qualität der Geschichte ändert.

Es gibt einige stimmungsvolle Szenen und die Protagonisten durchleben auch viele Emotionen. Doch mir war es leider häufig nicht möglich, diese so wahrzunehmen, dass ich mit den Personen mitleide, mit ihnen hoffe und mich für sie freue. Irgendwie kam in dieser Hinsicht nie etwas herüber und ich habe die Handlung in diesem Punkt mit einer gewissen Distanz wahrgenommen. Einerseits ist es schon ein bisschen schade, andererseits hat dieser Aspekt meinem Lesefluss keinen Abbruch getan und ich hatte ja trotzdem viel Freude mit dem Roman!

Ich hatte ja eingangs bereits erwähnt, dass ich von der Darstellung der verschiedenen Settings absolut begeistert bin. Ein jedes, egal, ob es als Handlungsort häufig oder nur einmal vorkommt, hat gewisse Attribute bekommen, wodurch ich sie mir gut vorstellen konnte. Und ich muss sagen, dass ich von ganz vielen Orten absolut begeistert bin. Ich konnte sie mir unglaublich bildhaft und mit schillernden Farben vorstellen und habe mir so sehr gewünscht, sie mit eigenen Augen zu sehen. Eine jede Örtlichkeit hatte einen ganz wunderbar einladenden Charakter und hatte viel Charme. Ich kann mich am Ende gar nicht entscheiden, welches Setting mir am besten gefallen hat, weil sie alle unglaublich liebevoll beschrieben wurden!

Mir hat die bunte Mischung der Protagonisten gefallen. Es treten die verschiedensten Charaktere auf, die sich alle durch diverse Merkmale auszeichnen und die einen großen Wiedererkennungswert haben. Und ich mochte es auch, was für unterschiedliche Schicksale eingebunden wurden. Nicht in jedem Leben der Personen lief alles rund, viele zweifeln an manchen Dingen, manche haben große Schicksalsschläge hinnehmen müssen und manche sind sich anhand fehlender Kommunikation fremd geworden. Es gibt also ein breites Bild und ich mochte es, wie vielfältig sich dieses erweist und wie sehr die Autorin bei den Protagonisten in die Tiefe geht. Den genau dadurch erhält der Roman viel Tiefe und gerade zu den drei weiblichen Familienmitgliedern der Whites kann man eine richtig gute Bindung aufbauen.
Leider muss ich auch diesmal wieder erwähnen, dass ich finde, dass die Herren der Familie eine schwächere Zeichnung bekommen haben. Der Vater hatte noch einige Macken bekommen und war der stärkste männliche Charakter. Aber Dan und sein Trauzeuge Jordan bleiben ziemlich schwach und wirken zwar sympathisch, doch im Grunde kann man zu ihnen nichts weiter sagen. Finde ich etwas schade, mir würde es gefallen, wenn die Herren ebenbürtiger auftreten würden.

Fazit:
Ich bin gerade selbst davon überrascht, wie fix und einfach sich die Rezension hat schreiben lassen. Einmal begonnen war nach kurzer Zeit bereits die Hälfte geschrieben und es hat mir beim Schreiben richtig Spaß gemacht, die Handlung noch einmal Revue passieren zu lassen.
Lange musste ich dagegen überlegen, welche Bewertung ich dem Roman am Ende gebe. Im Grunde habe ich ja nur einen kleinen Kritikpunkt, die etwas schwächere Darstellung der Herren. Aber dem stelle ich jetzt einfach mal dagegen, dass ich mich nach der Lektüre riesig auf die Weihnachtszeit freue und schon ein wenig in Stimmung für diese magische Zeit bin. Und das macht für mich den Anreiz und Charme des Romans aus, weshalb ich trotzdem eine volle Fünf-Sterne-Bewertung gebe. Ich bin vollkommen begeistert und sehr froh, die Geschichte gelesen zu haben. Eine dicke Empfehlung meinerseits und ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten weihnachtlichen Roman aus der Feder der Autorin!

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Veröffentlicht am 01.10.2020

White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht

White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht
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Handlung
Hollywood, Heiligabend 1937
Für Irving Berlin ist Weihnachten stets ein besonderer Tag. Nicht nur verbindet er damit schöne Zeiten und sein größtes Glück, sondern er hat zu dem Fest auch einen ...

Handlung
Hollywood, Heiligabend 1937
Für Irving Berlin ist Weihnachten stets ein besonderer Tag. Nicht nur verbindet er damit schöne Zeiten und sein größtes Glück, sondern er hat zu dem Fest auch einen schweren Schicksalsschlag erleiden müssen. Nun ist er im Jahr 1937 erstmals ohne seine Familie am Heiligen Abend in Kalifornien. Ein Weihnachten, wie er es nicht wirklich kennt: mit Sonnenschein, Palmen und Wärme. Der Jazz-Komponist sehnt sich nicht nur nach seiner Familie, sondern auch nach den weißen Weihnachten seiner Kindheit. Um seiner Sehnsucht Ausdruck zu verleihen, hat Irving die fixe Idee, ein Weihnachtslied zu schreiben...

Meinung
Ich mag das Cover gerne, besonders der leicht verblasste und damit nostalgische Effekt spricht mich sehr an. In einem kräftigen Rot, einer Farbe, die leicht mit Weihnachten zu verbinden ist, wurde der Titel gehalten. Genau dieser Farbton findet sich ebenfalls im Mantel der Dame, sowie im Symbol des Verlags wieder. Das ist sehr passend und ich mag es, dass die Farbe wiederholt aufgegriffen wird. Der obere Buchrand wurde in einem dezenten Beige gehalten, dort sind lediglich einige Schneeflocken zu sehen. Dadurch wird die Aufmerksamkeit direkt auf den Titel, sowie den unteren Bildrand gelenkt. Dort ist ein Pärchen beim Schlittschuhlaufen zu sehen, beide wirken beschwingt und glücklich. Im Hintergrund sieht man einen Ausschnitt von Manhatten und es wirkt einfach idyllisch und wunderschön. Je länger ich das Cover betrachte, desto mehr mag ich es!

Mir ist der Roman direkt in der Verlagsvorschau aufgefallen. Nicht nur, weil ich Michelle Marly als Autorin sehr schätze und einige Bücher von ihr gelesen habe, sondern auch, weil mich die Geschichte sofort interessiert hat. Ich meine, der Song ist ein Klassiker und ich weiß nicht, wie oft ich ihn in der Weihnachtszeit jedes Jahr höre. Und nun zu erfahren, wie die Geschichte dahinter ist, hat durchaus seinen Reiz. Und wenn man sich den Klappentext durchliest, kann man sofort herauslesen, wie sonderbar die Entstehung eigentlich ist. Ein Stück weit habe ich auf den Erscheinungstermin hingefiebert und ich habe mich sehr darüber gefreut, vom Aufbau Verlag ein Rezensionsexemplar zu erhalten. Nochmals herzlichen Dank dafür!

Ich muss sagen, dass ich einen sehr angenehmen Start in die Handlung hatte. Es gibt einen Vorspann, der einen Einblick in die Vergangenheit gibt und bereits erste Motive nennt, die später eine Bedeutung in Irving Berlins leben haben. Danach startet die Haupthandlung und ich habe direkt gut 100 Seiten in einem Rutsch gelesen, weil mich das Buch ziemlich gefesselt hat und ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht und was der Jazz-Komponist noch erleben wird. Ich denke, dass sich der Roman gut an einem Tag lesen lässt. Es handelt sich um eine lockere Lektüre, die flott ist und einen sehr angenehmen Schreibstil hat. Ich habe für das Buch am Ende gute anderthalb Tage gebraucht, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre mir dies auch an einem Tag möglich gewesen.
Ich mochte die Schreibweise sehr. Besonders hat es mir gefallen, wie stimmungsvoll die Szenen waren und wie gut ich mir nicht nur die Orte, sondern auch die Charaktere vorstellen konnte. Ich hatte vorweg nicht nach Irving Berlin gegoogelt und hatte dementsprechend auch kein richtiges Bild des Mannes vor Augen. Ich habe mich beim Lesen vollkommen auf die Beschreibungen der Autorin, sowie auf meine Fantasie verlassen und am Ende entstand ein Bild, welches dem des Komponisten recht nahe kommt. In diesem Zusammenhang hat es also richtig Spaß gemacht, immer weiterzulesen.

Die Handlung findet immer in unterschiedlichen Jahren statt. Einmal werden Szenen aus dem Jahr 1937 eingestreut, hier erlebt man das Weihnachtsfest mit Irving Berlin mit und begleitet ihn von der ersten Idee eines Weihnachtsliedes bis hin zur Umsetzung dessen. Und dann gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang, der 1924 beginnt und 1928 endet. Hier gibt es einige Details zu Berlins Schaffen, seiner täglich Arbeit und seinen Werken. Außerdem wird die Liebesgeschichte von Irving und Ellin Mackay erzählt und beschrieben. Dabei ist hier Ellin die einzige Erzählerin, sie gibt tiefe Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und man lernt ihren Charakter am Ende sogar ein bisschen besser kennen als den von Irving Berlin. Ich mochte diese Mischung an sich sehr gerne, es gibt immer wieder Abwechslung und es wird nie langweilig. Zudem war ich mir lange Zeit nicht sicher, wie die Liebe der Beiden weitergehen wird, ob sie Bestand haben wird und ob der Jazz-Komponist und Ellin am Ende heiraten. In diesem Zusammenhang mochte ich die zweigeteilte Erzählung sehr gerne.
Einzig einige Kapitel, die in Europa spielen und auf denen Ellin auf den Spuren des Judentums ist, finde ich etwas zu viel. Sie hat hier fast manische Züge bekommen und ich fand Ellin in diesen Kapiteln etwas befremdlich. Zudem haben sie irgendwie nicht ganz zu dem Rhythmus des restlichen Buches gepasst und ich finde, dass hier ein paar Kürzungen ganz angebracht gewesen wären.

Ich war richtig begeistert davon, wie viele Stimmungen beim Lesen übertragen wurden. Es hat einfach richtig Spaß gemacht, dadurch noch tiefer in die Geschichte einzutauchen und sich fast schon wie ein Teil dessen zu fühlen. Ich finde, je mehr sich die Handlung dem Ende zuneigt, desto stärker werden Stimmungen fühlbar und man kann gerade auf den letzten, ungefähr 50 Seiten eine tolle Bindung mit den Protagonisten aufbauen. Hier sind die Stimmungen am stärksten, man kann sich am besten mitfreuen, aber auch mittrauern.
Teilweise finde ich auch, dass bestimmte Settings eine Stimmung übertragen. In Ellins Elternhaus war diese etwas gedrückt und kühl, in Irving Berlins Wohnung hingegen wirkte sie freundlich und einladend. Und genauso zieht sich dies durch den Roman, was mir richtig gut gefallen hat!

Es gibt viele Handlungsorte, die alles eines gemeinsam haben: ich konnte sie mir recht gut und farbenfroh vorstellen. Und je nach der Stimmung, die ein jeder Ort ausstrahlt, desto farbenfroher oder düsterer war das Bild, welches meine Vorstellungskraft entwickelt hat. So habe ich das Haus von Ellins Vater stets in dunklen und gedeckten Farben wahrgenommen, während das Hotelzimmer von Irving in Kalifornien immer sehr freundlich und hell wirkte.
Und auch die Beschreibungen der Orte mochte ich gerne. Sie waren meist ziemlich kurz gehalten, trotzdem gut vorstellbar und häufig konnte man den Charme, der ein jedes Setting ausmachte gut wahrnehmen. Man kann verstehen, weshalb die Protagonisten manche Örtlichkeiten mochten oder ablehnten.

Ich würde sagen, dass es eine angenehme Anzahl an Personen gibt, es sind nicht zu viele, es wird aber auch nie zu eintönig, weil stets dieselben auftreten. Ein jeder hat einige Charakterzüge erhalten, die mit zunehmenden Auftritten mehr werden und dadurch lernt man sie immer besser kennen. Doch man merkt, dass eindeutig Irving Berlin und Ellin Mackay im Mittelpunkt stehen, um sie dreht sich der Großteil der Handlung und sie haben die am tiefsten gehenden Wesen erhalten, man lernt sie als Leser am besten kennen und kann sie daher ganz gut einschätzen. Ich mochte es sehr, dass sich so genau auf zwei Personen konzentriert wurde und man so viele Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle erhält. Das trägt auch dazu bei, dass man gut eine Bindung mit den Beiden aufbauen kann und sie fühlen sich am Ende wie gute Bekannte an.
Ich mochte immer Irving ein bisschen lieber. Ich fand seinen Charakter einfach interessanter und besonders gefallen hat mir die Ruhe und Gelassenheit, die er in den meisten Momenten ausgestrahlt hat. Das zeugt von viel Reife, aber auch davon, dass Irving mit sich im Reinen ist und genau das mag ich bei Protagonisten immer sehr gerne. Ich fand ihn von der ersten Seite an sympathisch und habe mich auch nach dem Beenden des Romans noch ein wenig im Internet über den Komponisten schlau gemacht.
Ellin ist an sich ebenfalls ein freundlicher und liebevoller Charakter, doch mit ihr konnte ich mich nicht ganz so gut anfreunden. Manchmal war sie mir zu impulsiv, über viele Aspekte hat sie sich zahlreiche Gedanken gemacht, ist am Ende aber häufig im Kreis gelaufen, weil sie es allen recht machen will. Oft hatte ich ein wenig das Gefühl, als würde Ellin in einer Blase leben, wo schlussendlich alles nach ihrer Pfeife tanzt. Und das fand ich mit der Zeit ein wenig anstrengend, wobei ich sagen muss, dass ich finde, dass Ellin am Ende reifer, erwachsener und ruhiger geworden ist. Lange Zeit hat mir ihr Wesen nicht ganz zugesagt, als der Roman sich immer mehr dem Ende zuneigt, konnte ich erkennen, was Irving an der jungen Frau mag.

Fazit:
Mein zweiter weihnachtlicher Roman für dieses Jahr ist ausgelesen und ich fand ihn äußerst informativ. Nicht nur die Entstehung des berühmten Liedes, sondern auch die Vorstellung eines Weihnachtens in warmen Gefilden war ein interessanter Einblick und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Ich mochte die Schreibweise sehr gern, ebenso wie Irving Berlin, das Setting und die stimmungsvollen Beschreibungen. Dadurch hat es mir viel Freude gemacht, in den Roman einzutauchen und mich darauf einzulassen. Und ich bin immer noch der Meinung, dass es eine perfekte Lektüre für einen Tag ist!
Ich hatte bereits einen kleinen Aspekt angedeutet, den ich nicht so perfekt fand: die Kapitel in Europa. Diese stören mich wirklich ein wenig und ich habe mich dazu entschlossen, dafür einen halben Stern in meiner Bewertung abzuziehen.
Ansonsten habe ich absolut nichts zu kritisieren, ich habe allerhand positive Punkte genannt, sodass ich denke, dass man herauslesen kann, dass ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehle. Es macht viel Freude auf die Vorweihnachtszeit und vor allem darauf, endlich wieder Weihnachtslieder zu hören!

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Das Savoy - Schicksal einer Familie

Das Savoy - Schicksal einer Familie
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Handlung
London 1936
Nachdem viele Jahre lang Larry an der Spitze des Savoy Hotels stand, hat nun seine Enkelin Violet die Führung übernommen. Und obwohl sie stets einen vollgepackten Terminkalender hat, ...

Handlung
London 1936
Nachdem viele Jahre lang Larry an der Spitze des Savoy Hotels stand, hat nun seine Enkelin Violet die Führung übernommen. Und obwohl sie stets einen vollgepackten Terminkalender hat, bereitet Violet ein Ereignis aus der Vergangenheit immer wieder Albträume. Und bislang war sie gerade deshalb auch noch nicht bereit für eine neue Beziehung. Bis plötzlich der französische Adlige Omar de la Durbollière vor ihr steht. Er lässt sie vieles vergessen und gibt ihr Hoffnung auf eine Zukunft. Daher fackelt Violet nicht lange, als er sie zu den Olympischen Sommerspielen in Deutschland einlädt. Violet sind die politischen Neuerungen im Austragungsland zwar bekannt, doch so recht kann sie viele Dinge nicht glauben. Frohen Mutes tritt Violet die Reise an, nicht ahnend, was sie in Berlin erleben und was während ihrer Abwesenheit im Savoy alles passieren wird...

Meinung
Auch bei diesem zweiten Band wurde das Cover recht schlicht und edel gehalten. Noch immer dominiert eine weiße Farbe das Bild, die durchbrochen wird von der blau-grüne Schrift des Titels, sowie einem Hotel, vor dem nicht nur ein Auto, sondern auch ein glamourös gekleidetes Pärchen zu sehen ist. Eindeutig handelt es sich bei dem Gebäude um das, welches auch auf dem Cover des ersten Bandes zu sehen ist und bei dem es sich um das berühmte Savoy handelt. Ich finde es immer noch unglaublich eindrucksvoll und schick, nur zu gerne würde ich das Hotel auch von innen sehen.
Ich mag das Bild sehr gerne, es gefällt mir gut, bereitet auf die Handlung vor und ich mag die Schlichtheit. Gerade dadurch fällt der Roman auf jeden Fall auf!

Im August letzten Jahres hatte ich den ersten Band um das mondäne Hotel gelesen und irgendwie habe ich vollkommen den Erscheinungstermin von Band zwei verpasst. Keine Ahnung, wie das passieren konnte... Auf jeden Fall wollte ich diesen unbedingt lesen, ich mag Romane rund um Hotel-Dynastien gerne und zudem hat der Auftaktband dieser Reihe noch viele offene Fragen gelassen, auf die ich gern eine Antwort möchte. Und natürlich hat es mich auch interessiert, wie Violet mit der Leitung des Hotels umgeht, was sie für Sorgen umtreiben und ob sie an den Erfolg ihres Großvaters anknüpfen kann. Ich war sehr glücklich, den zweiten Band noch als Rezensionsexemplar zu erhalten und möchte noch einmal meinen Dank an den Aufbau Verlag aussprechen!

Wie ich erwähnt hatte, ist es gut ein Jahr her, seit ich den ersten Band gelesen habe. Und in der Zeit sind mir doch mehr Details entfallen, als ich dachte. Und trotzdem hatte ich einen überraschend angenehmen und guten Start in die Handlung. Ich habe mich schnell wieder in der Geschichte zurechtgefunden und nach und nach wird auch ein wenig erwähnt, was im Auftaktband der Reihe geschehen ist und auch bei mir kamen die Erinnerungen wieder.
Ich mochte die Schreibweise direkt wieder sehr gerne. Sie war einfach gehalten, hat sich leicht lesen lassen und besonders die Settings hatten einen bildhaften Charme. Zudem gibt es eine starke Personenzeichnung, nicht nur äußerlich, sondern auch charakterlich. Besonders stark ausgeprägt war dies bei den bereits bekannten Protagonisten aus Band eins, sie haben auch die meisten Wiedererkennungsmerkmale.
Als Erzählinstanz dient ein allwissender Erzähler, der verschiedene Rollen einnimmt und so einen breiten Überblick gibt. Dadurch ist es möglich, Zusammenhänge zu erkennen und verstehen, sowie erfährt man Motivationen und Ziele der Protagonisten. Es kommt also nicht nur Violet zu Wort, sondern auch der besagte französische Adlige in der Inhaltsangabe oder andere Charaktere, die ich nicht weiter benennen werde um der Geschichte nicht zu viel vorweg zu nehmen. Manche davon nehmen eine wichtige Rolle ein, manche dienen nur als Handlanger und sind Nebenfiguren. Trotzdem fand ich es interessant, viele kleine Einblicke in die verschiedenen Leben zu erhalten, Lebensweisen und Ziele kennenzulernen und auch mehr über die politischen Ansichten zu erfahren.
Außerdem gestaltet sich die Handlung auf diese Weise sehr abwechslungsreich, immer wieder wird man als Leser überrascht und es werden so meistens Längen vermieden. Erst mit zunehmender Handlung merkt man, wie all die Kapitel anhand eines roten Fadens miteinander verbunden sind, sie immer mehr einen Sinn ergeben und am Ende entsteht so eine ziemlich runde Geschichte, auch wenn der Roman mit einem großen Cliffhanger endet. So wird das Interesse an einer Fortsetzung angeregt und bei mir hat das Ende sofort den Wunsch herbeigerufen, dass ich die Fortsetzung lesen möchte!

Als Hauptsetting dient das titelgebende Savoy-Hotel und ich finde die Darstellung dessen wieder sehr grandios. Ich konnte mir die unterschiedlichsten Räume hervorragend vorstellen, sowohl die Gästezimmer, als auch das Foyer oder die privaten Zimmer von Violet hatten einen ganz bestimmten Charme. Damit bin ich wirklich zufrieden und ich mochte es sehr, dass man den luxuriösen Charakter des Hotels wahrnehmen konnte. Das Savoy strahlt eindeutig etwas exquisites aus, was sehr verlockend ist und man kann als Leser gut nachvollziehen, weshalb die Gäste genau dort logieren wollen.
Ansonsten gibt es noch einige Kapitel in Deutschland, die mir vor allem stimmungstechnisch sehr gut gefallen haben. Hier empfand ich allerdings die vermittelten Bilder der Orte nicht so stark und ich konnte mich allgemein mit den Kapiteln nicht so sehr anfreunden. Sie hatten eine Unruhe bei sich, wirkten irgendwie fahrig niedergeschrieben und hatten ein paar Längen. Daher habe ich mich mit den Szenen in Deutschland etwas schwer getan und empfand dementsprechend das Setting auch nicht so lebhaft und bildreich.

Ich hätte mir gewünscht, dass das Savoy eine deutlich größere Rolle einnimmt, mehr Szenen dort stattfinden und man noch mehr Einblicke in die verschiedenen Arbeitswelten der Protagonisten erhält. Teils war dies vorhanden und man merkte, dass das Savoy eindeutig im Mittelpunkt steht. Teilweise hatte ich aber auch oft das Gefühl, als würde es in den Hintergrund rutschen und vor allem die Intrigen und Heimlichkeiten stehen im Vordergrund. Und genau das fand ich etwas schade. Ich habe den Roman gerne gelesen, doch meine Erwartungen werden nicht ganz erfüllt. Man kann den Arbeitsalltag von Violet nicht richtig nachvollziehen, oft wird lediglich erwähnt, dass sie den ganzen Tag auf den Beinen ist und ihren Pflichten nachgeht. Über das Personal erfährt man recht wenig und im Grunde spielt das Savoy meist nur eine Nebenrolle. Und genau das finde ich irgendwie irreführend, immerhin ist das Hotel titelgebend und ich finde, dass der Klappentext andere Erwartungen hervorruft, weil erwähnt wird, dass Violet nun die Hotelleitung antritt. Daher hatte ich mir Gedanken gemacht, überlegt, was für Hindernisse und Probleme Violet mit ihrer neuen Aufgabe haben könnte und inwiefern sie sich mit der Arbeit anfreunden kann. Vieles davon ist dann leider nicht so eingetreten.
Auf ihre Art hat mir die Geschichte, die am Ende herausgekommen ist gefallen und ich habe sie mit viel Interesse gelesen. Und sie konnte mich auch zu weiten Teilen überzeugen, nur die Handlung in Deutschland fand ich nicht so perfekt und diese hätte gerne gekürzt werden können. Aber, wie schon beim ersten Band, waren meine Erwartungen ein wenig anders und ich hatte mit einer anderen Geschichte gerechnet.

Ich mochte es sehr, wie diesmal einige historische Fakten eingebunden wurden, die sich vor allem um den anbahnenden Zweiten Weltkrieg und die Wahrnehmung Deutschlands vonseiten des Auslands drehen. Das zeigte gut, wie die Menschen damals durch falsche Nachrichten gelenkt wurden und wie die Bevölkerung Englands die Nazis und deren Ziele wahrgenommen haben. Ich fand es interessant, dass dieser Fakt mit vorkam und hier zeigte sich stark, dass eine solide Recherche hinter dem Werk steckt.

Mir hat es ein wenig gefehlt, dass es keine zeitlichen Angaben gibt. Gefühlt vergehen in dem Handlungszeitraum nur wenige Tage, genau lässt sich dies leider nicht sagen. Und gerade weil ab und an einige Zeit übersprungen wird, hätte ich es für sinnvoll gefunden, wenn es klare Abgrenzungen gegeben hätte und es über jedem Kapitel oder wenigstens bei der Eingliederung des Buches in drei Teile eine Monats- und Jahresangabe gegeben hätte. Einfach, dass man sich als Leser besser auf die Geschichte einlassen kann und man in dieser Hinsicht nicht im Dunklen tappt. So kann ich sagen, dass mehrere Wochen vergehen, aber genauer kann ich die Handlungsdauer nicht einschätzen.

Ich fand die Darstellung der Protagonisten gut. Sie hatten eigene Merkmale und Charaktere erhalten, haben sich voneinander abgehoben und man konnte sich von einem jeden, egal ob er häufig oder selten aufgetreten ist, ein gutes Bild machen. Man lernt im Laufe der Handlung vollkommen unterschiedliche Menschen, mit verschiedenen Lebensstilen und politischen Ansichten kennen und so ergibt sich ein angenehm breites Bild der Gesellschaft. Besonders interessant empfand ich es diesmal, wie man auch als Leser teils von einigen Protagonisten in die Irre geführt wurde und wie sie erst nach und nach ihr wahres Gesicht zeigen. Das war wirklich großes Kino und hier konnte mich besonders eine Person sehr überraschen!
Violet empfand ich meist als in Ordnung. Sie hapert verständlicherweise noch mit ihrem Schicksal und denkt an ein Leben ohne das Hotel. Man merkt, dass sie noch nicht vollkommen für das Savoy brennt, was sich mit zunehmender Handlung stetig verstärkt. In einigen Punkten habe ich noch immer nicht alle Aktionen von Violet als gut und passend empfunden, doch meistens hat sie mir gut gefallen und ich fand sie deutlich angenehmer als im ersten Band.

Fazit
Eine spannende Geschichte, die auf ein fulminantes Ende zusteuert. Irgendwie habe ich das im Gefühl und ich bin sehr gespannt auf den finalen dritten Band, zumal dieser zweite mit einem großen Cliffhanger geendet hat und ich am liebsten sofort wissen würde, wie es mit Violet und ihrem Savoy weitergeht!
Meine Erwartungen waren ein wenig anders, aber die Geschichte konnte mich am Ende doch auf ihre Art überzeugen. Es gibt Kleinigkeiten, für die ich einen Stern abziehe, ansonsten habe ich nichts zu meckern.

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Veröffentlicht am 25.09.2020

Madame Curie und die Kraft zu träumen

Madame Curie und die Kraft zu träumen (Ikonen ihrer Zeit 1)
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Handlung
Paris 1891
Schon als Kind sind die Naturwissenschaften Maries große Leidenschaft. Und sie träumt davon, in Paris zu studieren, etwas, was sie in ihrer von Russland besetzten polnischen Heimat ...

Handlung
Paris 1891
Schon als Kind sind die Naturwissenschaften Maries große Leidenschaft. Und sie träumt davon, in Paris zu studieren, etwas, was sie in ihrer von Russland besetzten polnischen Heimat leider nicht kann. Mit viel Durchhaltevermögen, Kraft und Fleiß gelingt es der jungen Frau schließlich, an der Sorbonne zu studieren. Doch nicht immer erweist sich die Studienzeit als einfach. Zahlreiche Männer sehen es nicht gerne, dass eine Frau sich wissenschaftlich so stark hervorhebt und Marie muss mit allerlei Anfeindungen kämpfen.
In dem Physiker Pierre Curie hat Marie direkt einen Verbündeten, dieser ist nicht nur von dem Ehrgeiz der jungen Frau, sondern auch von ihrem Charakter begeistert. Marie weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass der Mann ihre große Liebe sein wird und sie mit ihm unglaubliche Erfolge erleben wird. Doch trotz vielem Glück wird das Leben der Wissenschaftlerin immer wieder von tragischen Schicksalsschlägen begleitet sein...

Meinung
Mir gefällt das recht schlichte und nicht zu überladene Cover gut. Es gibt einige Details in einem schönen Beeren-Ton, der wunderbar auffallend ist und sich auch in der Jacke der Dame wiederfindet. Zudem strahlt der Titel so umso auffälliger und der Blick wird erst einmal direkt darauf gelenkt, bevor man das restliche Cover wahrnimmt.
Am unteren Bildrand steht eine Frau neben einem Fluss und betrachtet einige Gebäude oder schaut nachdenklich in die Ferne. Hier stelle ich mir vor, dass es sich bei der Stadt um Paris handelt und Marie Curie die Dame darstellt. Es würde auf jeden Fall anhand der Kleidung passen, ein ähnliches Kleid mit passender Jacke wird auch im Roman beschrieben. Ich finde es sehr passend, dass dieses für Marie Curie wichtige Kleidungsstück auch auf dem Cover zu sehen ist, welches sie bei einigen wichtigen Ereignissen begleitet hat.
Insgesamt finde ich das Bild schön, es hat eine ganz eigene Dynamik, ist stimmig und bereitet ein wenig auf den Roman vor. Es würde mir in einer Buchhandlung definitiv auffallen!

Auf dieses Buch bin ich bei Vorablesen erstmals aufmerksam geworden, zuvor hatte ich es tatsächlich nicht auf dem Schirm. Und als ich dort die Inhaltsangabe durchgelesen habe, hat mich die Geschichte irgendwie nicht losgelassen. Madame Curie ist mir selbstverständlich bekannt und ich kenne ihre größten Erfolge, doch über das Leben der berühmten Wissenschaftlerin, ihren Werdegang, ihre Herkunft und ihr Privatleben habe ich absolut keine Kenntnisse. Und da ich unglaublich gerne Geschichten von starken Frauen lesen, stand für mich schnell der Entschluss, dass ich auf jeden Fall mein Glück versuchen werde und habe kurzerhand einen Leseeindruck verfasst, der tatsächlich dazu geführt hat, dass ich mich über ein Exemplar des Buches freuen konnte! Auch hier nochmals herzlichen Dank an Vorablesen, sowie den Ullstein Verlag!

Als erstes positiv ins Auge gefallen ist mir das Personenverzeichnis. Dort werden die wichtigsten handelnden aufgelistet, man kann sich einen Eindruck von der Personenfülle machen und es ist auch möglich, sich über Verwandtschaftsverhältnisse zu informieren. Anhand der Fülle an Protagonisten fand ich diese Auflistung sehr hilfreich und förderlich und mir hat es direkt gefallen, wie viele Personen aus Maries Verwandtenkreis auftreten. So entsteht nämlich ein ganz besonderes Bild der Person, man kann Familiendynamiken betrachten und ich empfand die Handlung dadurch als nochmals lebendiger und natürlicher.
Zudem fand ich es sehr interessant, dass bis auf zwei Ausnahmen alle anderen Charaktere tatsächlich gelebt haben. Allein durch dieses Detail am Anfang erhascht man als Leser einen Einblick auf die tiefgehende und ausführliche Recherchearbeit!

Von der ersten bis zur letzten Seite hat mir der Schreibstil ganz hervorragend gefallen. Die Geschichte lässt sich unglaublich locker und flott lesen, es gibt zahlreiche bildhafte Beschreibungen und mein ganz besonderes Highlight war zu sehen, wie Marie älter und reifer wird und sich weiterentwickelt. Das wurde nicht nur stark beschrieben, sondern man konnte es auch spüren, da man die Persönlichkeit nicht nur als Erwachsene Frau, sondern auch als Kind und Jugendliche kennenlernt und sie somit auf einem großen Teil ihres Lebens begleiten kann.

Mir gefällt die Ausgangssituation, die vorliegt, sehr gut. Die ältere Marie Curie, die sich im Rentenalter befindet, schaut in Rückblicken auf bestimmte Zeiten ihres Lebens zurück. Dabei reist man zusammen mit ihr in ihre Kindheit und Jugend, erfährt von Schicksalsschlägen und lernt ihre Familie kennen, später begleitet man die junge Frau während ihres Studiums und schließlich bei ihrem großen wissenschaftlichen Durchbruch. Dabei nehmen diese Szenen deutlich mehr Platz ein als die im Jahre 1926, wo Marie Curie nach und nach ihre Lebensgeschichte lüftet.
Ich mochte diese Art der Erzählung sehr gerne, ich finde, dass die Handlung dadurch lebendiger wirkt und man als Leser leicht davon mitgerissen wird. Zudem kann man, wie ich schon erwähnt hatte, eine Entwicklung ihrer Person sehen und es gibt Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der Curie. Auf diese Weise ist es häufig leicht, eine Bindung zu ihr aufzubauen und die Geschichte erhält noch mehr Tiefe.

Es wurde eine einfache Sprache verwendet, die immer dann viel Anspruch erhält, wenn chemische und physikalische Begriffe und Zusammenhänge erklärt wurden. Und obwohl die Autorin dafür auch nicht unglaublich viele Fachbegriffe genutzt und versucht hat, diese so leicht verständlich wie möglich zu schildern, hatte ich doch häufig ein paar kleine Verständnisprobleme. Vielleicht, sogar sehr wahrscheinlich, liegt dies auch an der Tatsache, dass ich nie sehr gut in den naturwissenschaftlichen Fächern war und mich häufig auch nicht sonderlich dafür interessiert haben. Meine Stärken und Interessen lagen eindeutig auf anderen Gebieten und ich kann mir daher gut vorstellen, dass ich vor allem deshalb ein paar Probleme damit hatte, das Gelesene zu verstehen und in einen vernünftigen Zusammenhang zu bringen.

Immer wieder werden historische Fakten in die Handlung eingebunden, die sich vor allem auf die Wissenschaft und das Land Polen mit seiner Unabhängigkeit und der Dominanz vonseiten Russland beziehen. Hierbei handelt es sich um die beiden Hauptaugenmerke, natürlich neben der Lebensgeschichte von Marie Curie. Beide Themen tauchen immer mal wieder auf, nehmen aber nicht zu viel Platz ein. In eindringlichen Worten werden Situationen geschildert, man erfährt Informationen über heimliche Universitäten und über Unterricht, der sich gegen die Anordnungen von der Regierung richtet. Man lernt über die Stellung der Frau in der Wissenschaft, über die Entwicklung dessen und wissenschaftliche Zusammenhänge. Es wird in dieser Hinsicht ein angenehm großes Bild vermittelt und man erhält ein gutes Gefühl dessen, wie die Stimmung zur Handlungszeit war und welche Themen die Bevölkerung beschäftigt hat.
Und natürlich sieht man auch die hervorragende Recherchearbeit der Autorin anhand der unglaublich vielen Details über Marie Curies Leben. Über Begegnungen und Forschungen, über familiäre Hintergründe und Gemütszustände. Hier liegt eindeutig das Hauptaugenmerk und ich finde, dass es Susanna Leonard hervorragend gelungen ist, die Wissenschaftlerin in einem glaubwürdigen Licht darzustellen und sie dem Leser näherzubringen.

Die Handlung teilt sich auf zwei Länder auf, einmal gibt es viele Szenen in Polen und später hat die Geschichte dann ihren Schwerpunkt in Frankreich. In Polen erlebt der Leser Marie an verschiedensten Orten, sowohl in ihrer Heimatstadt Warschau, als auch auf den Gehöften von Verwandten oder bei ihrem Arbeitgeber. In Frankreich hat die Geschichte ihren Mittelpunkt in Paris, nur wenige Szenen finden an einem anderen Ort statt. Eines hat jedes Setting gemein: obwohl sie nicht mit vielen und bildhaften Worten ausgeschmückt wurden, konnte ich sie mir hervorragend vorstellen! Egal ob Wohnungen, Universitätsgebäude oder Landschaften. Jeder Handlungsort hat irgendwie meine Fantasie angeregt und mir dazu verholfen, dass ich mir das Beschriebene gut vorstellen konnte.

Bei den Protagonisten hat mir besonders gut gefallen, wie die Autorin zahlreiche Familienmitglieder von Marie Curie hat auftreten lassen. So entsteht ein sehr lebendiges und authentisches Bild, welches einzigartig ist und überzeugen kann. Auch wenn ich es etwas schade finde, dass man später oft nicht erfährt, was mit manchen Tanten und Onkels, Cousinen und Cousins passiert. Irgendwann werden sie einfach nicht mehr erwähnt und der Fokus legt sich mit zunehmender Handlung mehr auf die wissenschaftlichen Arbeiten der Curie. Ein paar kurze Worte über das weitere Leben der Personen wäre ganz schön gewesen, dies hätte man durchaus auch im Nachwort erwähnen können. Vielleicht sollte ich aber auch beachten, dass eventuell nicht immer genau überliefert ist, was aus den Verwandten geworden ist...
Irgendwie hat es mir gefallen, dass ich Marie nicht durchweg sympathisch fand. Oft hatte ich auch meine Momente, in denen ich ihre Art nicht recht verstanden habe und manche Entscheidungen und Handlungen habe ich kritisch betrachtet. Aber irgendwie hat dies auch zu dem eigensinnigen Charakter der Curie gepasst, sie wirkt auf mich nicht wie ein Mensch, der anderen gefallen will, sondern sie will einfach nur ihren Interessen, vor allem der Wissenschaft nachgehen. Ich mochte ihre Darstellung irgendwie, sie war besonders und ich denke, Marie Curie war ein wirklich einzigartiger Mensch!

Fazit
Ich bin so, so froh, mich für das Buch beworben zu haben. Es hat mir viel Freude bereitet, es zu lesen und in die Welt von Marie Curie einzutauchen. Ich finde es mittlerweile richtig schade, dass die Frau nicht mehr in der Schule behandelt wird, sondern immer nur ihre wissenschaftlichen Entdeckungen und Erfolge genannt werden. Den es hat mich unglaublich begeistert und sprachlos gemacht, wie selbstlos sie auftritt und mit welchem Ehrgeiz sie bei der Sache ist. Das hat mich oft sprachlos gemacht, über so viele Jahre einer Forschung nachzugehen, ohne aufzugeben! Susanna Leonard hat es auf jeden Fall geschafft, dass ich größten Respekt vor der Wissenschaftlerin habe!
Einen kleinen Makel habe ich angesprochen, für den ich einen halben Stern abziehen werde. Ansonsten bin ich sehr begeistert und bin schon jetzt auf die folgenden Teile der „Ikonen ihre Zeit“-Reihe gespannt!

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Villa Conrad

Villa Conrad
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Handlung:
Frankfurt in den Goldenen Zwanzigern
Günther Conrad, ein Großindustrieller, ist beruflich vollkommen zufrieden mit dem Stand der Dinge. Doch privat sieht es etwas anders aus. Die älteste Tochter ...

Handlung:
Frankfurt in den Goldenen Zwanzigern
Günther Conrad, ein Großindustrieller, ist beruflich vollkommen zufrieden mit dem Stand der Dinge. Doch privat sieht es etwas anders aus. Die älteste Tochter Clara hat die Erwartungen erfüllt, die an sie gestellt wurden, und den Unternehmer Eduard Jungbluth geheiratet. Der Sohn Raiko, Nachfolger von Günther, ist ebenfalls verheiratet, wartet noch auf den ersehnten Sohn und zieht mit dem Vater an einem Strang. Um seine jüngsten Kinder, die Zwillinge Sophia und Ludwig, macht sich Günther dagegen große Sorgen. Beide verbringen gerne ihre Zeit mit Schauspielern und legen nur wenig Wert auf die bessere Gesellschaft und das Ansehen der Familie. Und schließlich lernt Sophia den Sinto Vincent kennen, verliebt sich in ihn und kann ihre Liebe doch nicht offen zeigen. Denn eine Machtergreifung der Nationalsozialisten wird immer deutlicher und eine Beziehung mit Vincent birgt viele Risiken. Trotzdem will Sophia nicht auf ihr Glück verzichten und könnte damit auch ihre Familie mit in den Abgrund ziehen...

Meinung:
Ich mag das Cover unglaublich gern. Ich finde es elegant und stillvoll, es bereitet ein Stück weit auf den Roman vor und kann mich auch von den Farben komplett überzeugen. Der Buchrücken wurde in einem tollen Goldton gehalten, was sich auch auf dem Cover anhand des Namens der Autorin, als auch bei den grafischen Mustern an den Rändern wiederfindet. Der Titel selbst hat einen dunklen Beerenton erhalten und sticht dadurch stark heraus. Im Hintergrund gibt es eine Dame, die schick gekleidet und zurechtgemacht ist und dem Betrachter ihr Profil zeigt. Sie bringe ich ein Stück weit mit Sophia in Verbindung, der Person im Roman, die im Mittelpunkt steht.
Insgesamt finde ich das Cover wirklich edel und perfekt gestaltet. Es ist auffallend und strahlt viel Klasse aus!

Ich habe bereits einige Romane von Nora Elias gelesen, die mir ausnahmslos alle gefallen haben. Und als ich diesen in der Verlagsvorschau gesehen habe, musste es einfach auf die Wunschliste wandern. Mich hat die Inhaltsangabe direkt begeistert und ich war sehr gespannt darauf.
Nachdem es nun einige Zeit auf der Wunschliste stand, habe ich den Roman zum Geburtstag von meinen Eltern geschenkt bekommen, was mich sehr glücklich gemacht hat. Und jetzt endlich habe ich mit dem Lesen begonnen und war gespannt darauf, ob die Autorin mich auch diesmal wieder überzeugen kann.

Mir hat direkt gefallen, dass es vor dem Beginn des Romans eine Personenübersicht gibt. Man kann sich bereits einen ersten Eindruck von der Anzahl der Protagonisten machen, lernt Familien kennen und erkennt erste Zusammenhänge. Ich mag dieses Detail ja eh immer sehr gerne und auch diesmal fand ich die Übersicht der handelnden Personen wieder sehr hilfreich. Ich muss ehrlich sagen, dass ich irgendwie immer die Namen von Vincents Familie durcheinandergebracht habe und da war ein Blick in das Verzeichnis immer wieder angebracht. Zudem gibt es einige, wenige Personen, die seltener auftauchen und daher nicht ganz so stark im Gedächtnis bleiben wie andere Protagonisten. Auch da kann die Personenübersicht durchaus helfen.

Der Roman wurde insgesamt in fünf Teil gegliedert, wobei ein jeder Teil bestimmte Jahre umfasst. Dabei wird nicht jedes Jahr und jeder Monat detailliert beschrieben, es werden auch immer wieder ein paar Monate übersprungen und so wird die Handlung kürzer gehalten. Ich fand es wirklich wichtig, dass manche Zeiten nicht beschrieben werden, sonst wäre die Geschichte unendlich lang geworden und es hätten noch leichter Längen entstehen können.
Auch so vergehen auf den 576 Seiten bereits siebzehn Jahre, was eine Menge ist, gerade auch in Anbetracht der Handlungszeit. Zwischen den Jahren 1928 und 1945 vergehen nicht nur einige Lebensjahre, auf denen man die Protagonisten begleitet, sondern auch politisch und weltgeschichtlich gibt es große Änderungen, Wandlungen und ein ganzer Krieg wird durchlebt. All das überhaupt auf so vielen Seiten unterzubringen, ist bemerkenswert. Wobei ich aber auch ehrlich sagen muss, dass es mir manchmal ein wenig zu viel war. Entweder sind die Informationen nur so auf den Leser eingeprasselt und man konnte sie innerhalb kurzer Zeit fast nicht verarbeiten. Oder es gab einige Abschnitte, in denen fast nichts interessantes geschehen ist und die Handlung ein wenig langweilig wurde. Da entstanden für mich auch immer mal wieder Längen, die mit zunehmender Handlung häufiger wurden. Anfangs hatte ich diesen Eindruck nämlich absolut nicht. Im Gegenteil. Ich mochte die kurzweilige Erzählung und fand die Geschichte wurde immer nur aufs Wichtigste konzentriert. Leider hat sich dies im letzten Drittel des Romans ein wenig gewandelt und oft habe ich mir gedacht, dass die Handlung durchaus noch kürzer hätte stattfinden können. Oder mir hätte es auch gefallen, wenn die Geschichte gesplittet worden wäre und vielleicht zwei Romane daraus gemacht worden wären. Da hätte man durchaus noch mehr in die Tiefe gehen können.
Am Anfang neuer Kapitel ist stets vermerkt wurden, in welchem Monat und Jahr die folgende Handlung stattfindet. Empfand ich als sehr hilfreich und nützlich, sonst wäre man schnell in der Geschichte verloren gewesen, weil viele Jahre auf den knapp 580 Seiten vergehen.

Ich muss sagen, dass mir der Schreibstil von der ersten Seite an richtig gut gefallen hat. Ich bin fix mit dem Lesen vorangekommen, es gibt kurze, knackige und trotzdem bildhafte Beschreibungen von Szenen und Handlungsorten, was meine Vorstellungskraft angeregt hat. Zudem wurden ganz viele Abschnitte sehr lebendig beschrieben, es hat richtig Spaß gemacht, das Buch in die Hand zu nehmen und immer weiter in der Geschichte zu versinken. Ich empfand die Sprache als recht einfach und leicht gehalten, sie war locker flockig lesbar und hat den Leser immer auf dem neuesten Stand gehalten.
Es gibt einen Erzähler, der unterschiedliche Positionen einnimmt. Mal beschreibt er folgende Ereignisse aus Sophias Blickwinkel, mal aus dem von Ludwig oder Clara, Sophias Geschwistern, oder aus dem von Emilias Schwägerin. So entstehen vielfältige Erzählungen, man erhält Einblicke in verschiedene Gedankenwelten und Haltungen gegenüber dem Nationalsozialismus. Es werden unterschiedliche Lebensweisen dargestellt, manche gehen vollkommen in der Mutterrolle auf, manche rebellieren gegen die Eltern und andere würden sich gerne politisch engagieren, was sie aufgrund der Tatsache, dass sie dem weiblichen Geschlecht angehören, nicht dürfen. Ich mochte die unterschiedlichen Blickwinkel sehr gerne, die Handlung wirkte dadurch lebendiger und es gab immer Abwechslung, was die Längen in der Geschichte ein wenig abkürzen konnte, wenn auch leider nicht vollkommen.

Viel Anspruch erhält der Schreibstil durch die zahlreichen historischen Ereignisse und Details, die in die Handlung eingebunden wurden. Man erhält einen guten Überblick über die Geschichte vor und während des Zweiten Weltkrieges und erlebt anhand der Protagonisten viele schöne, aber auch traurige Momente mit. Mit zunehmender Handlung werden auch die politischen Abschnitte mehr und man merkt einfach, wie auch das Leben der Personen immer mehr von dem Kriegsverlauf bestimmt wurde. Wobei ich es persönlich etwas schade fand, dass man nichts davon erfährt, dass Sophia und ihre Familie irgendwelche Abstriche von ihrem bisherigen Lebensstil machen müssen. Scheinbar leiden sie weder unter fehlenden und wenigen Nahrungsmitteln (bis auf den Bohnenkaffee), von Lebensmittelmarken ist auch nie wirklich die Rede und ihre Häuser und Wohnungen können die Personen auch alle für sich allein behalten, ohne das andere, ausgebombte Bürger aufgenommen werden müssen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass auch anhand der Familie Conrad gezeigt wird, was der Krieg mit einer reichen und angesehenen Familie anstellt, wie sie sich an die Kriegsbedingungen gewöhnen und ihren Lebensstil ein wenig wandeln.
Ganz hervorragend fand ich stattdessen die zahlreichen Details zu den Sintos. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich beim Lesen erstmals diesen Begriff gehört habe und mich daraufhin erst einmal informiert habe, was genau gemeint ist und was einen Sinto ausmacht. Und auch im Zusammenhang mit dem Krieg habe ich noch nie etwas davon gehört, hier konnte ich beim Lesen allerhand Neues lernen und meinen Horizont erweitern. In diesem Zusammenhang bin ich sehr froh, dass die Autorin so stark in die Tiefe gegangen ist und mir eine, bis dato, unbekannte Personengruppe nähergebracht hat!

Sonderlich stimmungsvoll empfand ich die Handlung nicht. Nur im Zusammenhang mit Kriegsschrecken, nächtlichen Fliegerangriffen und den Erlebnissen eines Soldaten, wo man erkennt, wie sehr ihn der Krieg verändert hat, bemerkt man, wie die Stimmung düsterer wird und die Leichtigkeit verloren hat. So werden noch einmal die grausamen Zeiten des Krieges unterstrichen und hervorgehoben und wirken wie eine Mahnung.

Ich mochte das Setting gerne! Ich fand es interessant, wie sowohl die feinen Gegenden Frankfurts, wie auch die ärmlicheren und einfacheren Ecken Erwähnung finden und anhand von den dort wohnhaften Personen lebendig werden. So entsteht eine große Vielfalt, die sehr natürlich wirkte und ein passendes Bild der Stadt gibt.
Zudem mochte ich es auch sehr, wie die einzelnen Gebäude, Häuser und Wohnungen beschrieben wurden, sodass sie häufig einen bildhaften Charakter hatten. Ich konnte mir, obwohl nicht jeder Ort detailliert und genaustens beschrieben wurde, viele Spielstätten sehr gut vorstellen und hatte immer wieder Bilder vor Augen. Und je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr haben sich meine Vorstellungen verstärkt und die Orte erschienen mir teilweise farbenfroher und einladender, teilweise auch kälter und in grau-weiß Tönen.

Bei den Protagonisten hat es mir sehr gefallen, wie einzigartig alle wirkten. Ein jeder hat besondere Merkmale erhalten, die ihn von der Masse abgehoben haben und zu einem besonderen Individuum gemacht haben. Dabei tritt nicht jeder nur positiv auf, sondern manche zeigen erst nach und nach ihre wahre Fassade und man merkt, dass man sich in ihnen ein ganzes bisschen getäuscht hat. Dasselbe gibt es natürlich auch andersherum und ich war besonders bei einer Figur davon überrascht, wie sie sich wandelt und wie sie einerseits eine kalte Fassade zeigt, bei der aber auch immer wieder Herzlichkeit und Menschlichkeit durchkommt. Sehr gelungen!
Lange empfand ich Sophia als sehr sympathischen und freundlichen Charakter. Mit der Zeit hatte ich ab und an das Bedürfnis, sie zu schütteln und habe mir gewünscht, dass sie ihre Wünsche klarer formuliert. Zudem hatte ich bei ihr nur wenig das Gefühl, dass sie sich weiterentwickelt und reifer wird. Auch am Ende kommen noch Handlungen vor, die aus dem Affekt heraus entstehen und hier hätte ich mir eine Wandlung gewünscht. Zudem fand ich, dass sie ein wenig im Leben stecken geblieben ist und ihr ein Lebenssinn fehlt, was vielleicht auch dazu beigetragen hat, dass ich Sophie am Ende nicht mehr nur als sympathisch einschätze.
Ludwig war mir immer deutlich lieber, man merkt bei ihm eine starke Entwicklung, die sich auch gut verfolgen lässt. Zudem finde ich es toll, wie er sich für andere Menschen einsetzt und das System, die Politik und den Krieg kritisch betrachtet und aktiv etwas daran ändern möchte. Er ist für mich schnell deutlich reifer und nachdenklicher geworden als Sophia und ich mochte das Gegensätzliche, was die Zwillinge ausgestrahlt haben. Und außerdem war es immer schön zu sehen, was für eine Einheit sie bilden und wie sie füreinander einstehen!

Fazit:
Ich habe mich unglaublich auf den Roman gefreut, gerade weil ich viel positives darüber gehört habe. Und wie ich erwähnt hatte, haben mir bisher die Bücher von Nora Elias immer sehr gut gefallen. Daher konnte ich es kaum abwarten, mir selbst ein Bild zu machen und in die Welt der Familie Conrad einzutauchen.
Und ich muss sagen, dass mir der Ausflug gefallen hat. Es ist eine spannende Geschichte, die viel Abwechslung bietet, einen famosen und sehr angenehmen Schreibstil beherbergt, tolle Settings lebendig werden lässt und einen für mich neuen Einblick auf den Zweiten Weltkrieg und die Sintos bietet. In all diesen Aspekten wurde ich überzeugt und hatte viel Freude an dem Roman.
Leider haben sich, gerade im letzten Drittel, ein paar Längen gebildet, wo nicht immer so viel spannendes oder aufregendes passiert ist. Und außerdem hätte ich mir gewünscht, dass auch die Familie Conrad etwas mehr vom Krieg betroffen ist und nicht einfach ihren Lebensstil so weiterlebt, als würde vor ihren Türen kein Krieg herrschen und Menschen müssten keinen Hunger leiden.
Für diese zwei Punkte werde ich gesamt einen Stern in meiner Bewertung abziehen, ansonsten kann ich das Buch nur weiterempfehlen, wenn ihr mehr über Sintos erfahren wollt oder über das Leben einer angesehenen und wohlhabenden Familie zu Zeiten vor und während des Zweiten Weltkrieges. Auf dem Klappentext des Buches wurde vermerkt, dass es sich hierbei um einen „grossen Gesellschaftsroman aus einer gefährlichen Epoche“ handelt, was ich genauso unterschreiben kann und was die Handlung kurz und präzise zusammenfasst!

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