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Veröffentlicht am 27.11.2022

Der eiserne Herzog

Der eiserne Herzog
6

Mit dem historischen Roman „Der eiserne Herzog“ hat der Autor Ulf Schiewe sich erneut in vergangene Zeiten vorgewagt und diesen Lebendigkeit eingehaucht. Dieses Werk spielt im 11. Jahrhundert. Das zentrale ...

Mit dem historischen Roman „Der eiserne Herzog“ hat der Autor Ulf Schiewe sich erneut in vergangene Zeiten vorgewagt und diesen Lebendigkeit eingehaucht. Dieses Werk spielt im 11. Jahrhundert. Das zentrale Thema ist hier die Schlacht bei Hastings und bisher ist dieses Werk ein Einzelband, welcher ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann.

Klappentext:
Nur dank der Hilfe einiger weniger Getreuer konnte Guilhem als Kind die Verfolgung durch seine Widersacher überleben. Doch er hat sich durchgekämpft und als Herzog der Normandie behauptet. Als es ihm gelingt, den letzten Widerstand zu brechen, und sein Werben um die schöne Matilda erfolgreich ist, scheint er am Ziel all seiner Träume zu sein. Erst recht, als sein Onkel, König Eadweard von England, ihn überraschend zum Thronerben erklärt. Englands Krone - wer würde das ablehnen? Matilda aber hat größte Bedenken, denn Guilhem hat einen mächtigen Gegner: Harold Godwinson, dessen Familie ebenfalls Anspruch auf den Thron erhebt...

Bisher habe ich schon einige Bücher aus der Feder von Ulf Schiewe gelesen, welche teilweise auch zu recht unterschiedlichen Zeiten mit ziemlich verschiedenen Themen gestaltet sind. Schiewe schafft es gekonnt, eine authentische Atmosphäre und eine dichte Handlung aufzubauen. Seine historischen Romane konnten mich bisher immer auf eine eigene Art und Weise überzeugen, Daher waren meine Anforderungen an diesen historischen Roman ziemlich hoch. Und dennoch wurden meine Erwartungen nicht enttäuscht.
„Der eiserne Herzog“ ist mit einem vielseitigen Bonusmaterial ausgestattet, welches bei Bedarf zu Rate gezogen wird. Hilfreich ist zum Beispiel das Personenregister, damit man einen besseren Überblick bewahrt. Auch die historische Karte ist hilfreich und ist für eine bessere Orientierung beigefügt wurden. Das Nachwort möchte ich hier auch noch einmal positiv erwähnen, da der Autor hier noch einmal auf ein paar Fakten eingeht.
Der Schreibstil ist, wie ich bereits aus anderen Büchern aus der Feder von Ulf Schiewe gewohnt bin, sehr bildhaft, lebendig und lässt sich flüssig lesen. Dabei schafft es der Autor, eine dichte und packende Atmosphäre zu erschaffen, sodass der Leser vollkommen in vergangene Zeiten reingezogen wird. Dabei hat man das Gefühl, dass man mitten im Geschehen ist und aktiv an der Handlung teilnimmt. Dies führt dazu, dass es dem Leser schwer fällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen, da es eine regelrechte Sogwirkung ausübt. Ein gutes Wiedererkennungsmerkmal ist auch die umfangreiche Recherche, welche auch dieses Mal auf jeder Seite erkennbar ist. In diesen historischen Roman sind viele umfangreiche Recherchearbeiten hineingeflossen und das merkt man dem Buch auch an. Schiewe hat die Handlung mit liebevollen Details versehen, welche das Werk sehr bereichern. Und dennoch ist es dem Autor gelungen, dass ein gelungener Mix zwischen Fakten und Fiktion entsteht. Er schafft es, die Schlachten vielseitig und detailreich zu erzählen und dennoch bleibt das persönliche Schicksal nicht auf der Strecke.
Auch wird über die gesamte Länge des Buches die Spannung auf vielseitige Weise hoch gehalten. Der Spannungsbogen ist zu keiner Zeit abgebrochen und dies führt dazu, dass der historische Roman zu keiner Zeit langweilig wird. Besonders die Schlacht am Ende wird detailreich erzählt, auch gibt es noch ein paar weitere blutige Szenen, welche stellenweise nicht für zartbesaitete Leser zu empfehlen ist. Aber dennoch sind hier nicht nur die Schlachten im Mittelpunkt, sondern Schiewe legt auch Wert auf die Charakterentwicklung. Im Zentrum steht hier der Protagonist Guilhem. Er ist der Herzog der Normandie und an seiner Seite ist die starke Frau Matilda. Guilhem wird als starker und vielseitiger Charakter dargestellt und ich finde seine Entwicklung und auch seine Darstellung allgemein sehr gelungen. Man lernt ihn mit jeder Seite besser kennen. Er macht einige Entwicklungen durch und muss viele Hürden meistern. Aber auch die Nebencharaktere werden authentisch gezeichnet, sodass sie dem Leser ans Herz wachsen. Teilweise bekommt man auch ein paar Einblicke in die Gedankengänge der Charaktere, sodass man ihre Handlungen besser nachvollziehen kann.
Auch das fulminante Ende ist gelungen und ich persönlich habe sehr mitgefiebert. Mit ein bisschen historischen Vorkenntnissen weiß man, wie die Schlacht bei Hastings enden wird. Dennoch liest man gebannt die Seiten und kann das Buch einfach nicht aus der Hand legen.

Insgesamt konnte mich der Autor Ulf Schiewe mit seinem historischen Roman „Der eiserne Herzog“ komplett überzeugen. Sowohl die Handlung als auch die Charaktere haben mich vollständig in ihren Bann gezogen. Mich persönlich hat dieses Buch total mitgenommen und ich habe wirklich nichts daran auszusetzen. Daher möchte ich 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 10.12.2021

Gold und Ehre

Gold und Ehre
4

Die Autorin Sabine Weiß hat mit ihrem historischen Roman „Gold und Ehre“ die Geschichte der fiktiven Architektenfamilie Aard weitergeführt. Dieses Buch spielt im 17. Jahrhundert und knüpft nur locker an ...

Die Autorin Sabine Weiß hat mit ihrem historischen Roman „Gold und Ehre“ die Geschichte der fiktiven Architektenfamilie Aard weitergeführt. Dieses Buch spielt im 17. Jahrhundert und knüpft nur locker an den Vorgängerroman „Krone der Welt“ an. Es ist also nicht zwingend erforderlich, dass man dieses Werk bereits gelesen hat - man kann „Gold und Ehre“ auch ohne Vorkenntnisse daraus durchaus genießen.

Klappentext:
Nach einem verunglückten Experiment wird Benjamin von seinem Vater nach Hamburg geschickt. Anfangs tut sich der junge Architekt schwer so fern der Heimat. Er wird belogen und betrogen, doch bald lernt er Menschen kennen, auf die er zählen kann - allen voran Lucia, die stehlen muss, um das Überleben ihrer Familie zu sichern. Sie fasziniert ihn, auch weil sie blitzgescheit ist. Als Benjamin von seinem Vater zurück nach Amsterdam gerufen wird, bleibt sie zurück. Kann dennoch mehr aus ihrer Verbindung werden?

Ich hatte vor einiger Zeit (im Dezember 2020) schon „Krone der Welt“ aus der Feder von Sabine Weiß gelesen, welches mir damals gut gefallen hat und mich gut unterhalten hat. Daher war mein Interesse auf ihr neustes Werk natürlich geweckt und zu gerne wollte ich mich wieder mit Familie Aard nach Amsterdam begeben. Auch Hamburg als Handlungsort empfand ich reizvoll, sodass ich mich voller Vorfreude in dieses historische Abenteuer gewagt habe.
Ein erster Blick ins Buch zeigt mir, dass dieses mit hilfreichem Bonusmaterial ausgestattet ist. Ein umfangreiches Glossar ist beigefügt wurden und auch die historische Stadtkarte von Hamburg habe ich gerne zu Rate gezogen.
Der Schreibstil ist, wie ich es bereits aus vorangegangenen Büchern von Sabine Weiß gewohnt war, wieder sehr angenehm und bildgewaltig. Flüssig lassen sich die Seiten lesen und schnell ist man mitten im Geschehen. Weiß schafft es auch, dass Bilder vor dem geistigen Auge entstehen und man kann sich die damaligen Lebensumstände gut vorstellen und bekommt ein Bild von der damaligen Zeit, wie es gewesen sein könnte. Dennoch ist mir der Einstieg in den historischen Roman ein bisschen schwer gefallen. Durch die ersten Seiten musste ich mich ein bisschen durchkämpfen. Leider kann ich nicht genau festmachen, woran dies gelegen hatte – die ersten Seiten konnten mich nicht hundertprozentig packen. Das Setting in Amsterdam hat mir gefallen, auch die Charaktere waren vielversprechend. Dennoch musste ich mich durch die ersten 50 – 100 Seiten etwas durchkämpfen. Nachdem ein Ortswechsel nach Hamburg anstand, hat sich dieses Gefühl gelegt und ich hatte das Gefühl, dass das Buch jetzt erst so richtig in Fahrt kommt und hatte damit auch ein besseres Lesegefühl.
In „Gold und Ehre“ begleitet der Leser wieder die Familie Aard, welche mancher Leser schon aus „Krone der Welt“ geläufig sein könnte. Aber in der Fortsetzung wird quasi eine Generation übersprungen, sodass es nicht zwingend erforderlich ist, dass man den Vorgänger kennt. Die Charakterdarstellung ist umfangreich und realistisch, mir persönlich hat diese gefallen und konnte mich erneut vom Talent der Autorin überzeugen. Benjamin ist einer der Protagonisten und wir lernen ihn als junger Erwachsener kennen. Er war mir schon auf den ersten Seiten sympathisch. Er ist wissbegierig und hinterfragt auch gewisse Gegebenheiten, welche andere hinnehmen. Benjamin will die Umstände dahinter in Erfahrung bringen und macht daher so seine eigenen Experimente, welche nicht immer gelingen. Besonders zu Beginn des Buches ist er teilweise noch recht naiv, dies äußert sich vor allem, als er alleine nach Hamburg geschickt wird und dort ohne fremde Hilfe zurechtkommen muss. In Hamburg lernt er die junge Frau Lucia kennen, dessen Vater hat ein Steinhof betreiben. Nach seinem Tod führt ihn die Mutter übergangsweise weiter. Jedoch muss sich die Familie eine Lösung für die Zukunft einfallen lassen, denn um die Zukunft des Steinhofes steht es nicht zum Guten. Als roter Faden für die Hamburger Perspektive ist die Erbauung des Hamburger Wahrzeichens Michels. Immer wieder wird der Fortschritt des Bauobjektes mit eingebunden. Dem Leser sollte aber klar sein, dass dies nicht der Fokus der Handlung ist – es fließen lediglich kleine Abschnitte über dessen Fortschritt in die Story mit ein. Gut gefallen hat mir auch der Charakter Theo. Dieser will Medizin studieren. Als er jedoch bei einer unüberlegten Handlung von seinem Vater erwischt wird, schickt dieser ihn auf ein Schiff. Auf der Schiffsfahrt soll er dem Schiffsarzt zur Hand gehen und durch die Praxis einiges lernen. Durch seine Erzählperspektive erfährt man viel Interessante über die Schifffahrt zur damaligen Zeit, aber auch medizinisches Wissen wird vermittelt. Sein Strang hat mir überraschenderweise richtig gut gefallen, gebannt habe ich sein Schicksal verfolgt. Ein wesentlicher Charakter in diesem Buch ist auch Samuel. Er ist der Onkel von Benjamin und betreibt Handel, auch ist er in der gehobenen Gesellschaft Zugängen und möchte sich in dieser einen Namen machen. Sein gesellschaftlicher Stand ist ihm wichtig und nur zu gerne würde er sich in die obersten Reihen mit einreihen. Durch seinen Erzählstrang werden die politischen Ereignisse mit in die Handlung integriert und die historischen Gegebenheiten werden näher beleuchtet. Einige historisch relevante Persönlichkeiten lernt man durch Samuel kennen, teilweise werden auch nur die Namen genannt, welche eine wichtige Rolle in der Geschichte gespielt haben. Ich persönlich weiß eigentlich ziemlich wenig über die Geschichte der Niederlande. Daher hat es mir gut gefallen, dass man durch seinen Strang ein wenig was erfährt. Dennoch fand ich manchmal den Schwerpunkt ungünstig gewählt. Teilweise wird hier sehr intensiv über das Geschehen berichtet, man hat das Gefühl, dass man als Leser mitten drin ist. Dann jedoch werden viele Namen erwähnt, welche zuvor noch keine Rolle gespielt haben. Mir ist es manchmal schwer gefallen, die ganzen Namen zu sortieren oder auch einzuordnen. Viele Informationen bekommt man nur häppchenweise und muss sich den Rest als interessierter Leser selber erarbeiten. Auch merkt man in diesen Kapiteln die umfangreiche Recherche am intensivsten. Dennoch ist sie meiner Meinung nach nicht immer gelungen eingesetzt wurden. Hier hätte ich mir mehr Zusammenhänge oder auch Erklärungen gewünscht. Auch hätte ich einen beigefügten Zeitstrahl sinnvoll empfunden, dadurch wäre der Leser vielleicht ein bisschen mehr im Bilde über die historischen Ereignisse gewesen.
Etwas ungünstig empfand ich auch das letzte Drittel des Buches. Zuvor wurde das Tempo eher gemächlich gehalten, man hat einen fundierten Einblick in das Leben der Charaktere bekommen. Lediglich im letzten Drittel wird zeitlich enorm gestrafft. Vielen Zeitsprünge erfolgen – auch Szenenwechsel sind nicht unüblich. Dies hat dazu geführt, dass die letzten Seiten auf mich nicht ganz harmonisch gewirkt haben. Sie haben einen gehetzten Eindruck hinterlassen. Manche Szenen wurden nur kurz angerissen. Nur um daraufhin in der Zeit zu springen, sodass man sich aus den Zusammenhängen heraus das Resultat des vorangegangenen Ereignis zusammenbasteln muss. Hier hätten ein paar Seiten mehr dem Buch gut getan.

Insgesamt konnte mich Sabine Weiß mit ihrem historischen Roman „Gold und Ehre“ gut unterhalten. Ich habe einiges über die damalige Zeit und die Geschichte der Niederlande im 17. Jahrhundert dazugelernt. Auch die Charaktergestaltung und die Handlung an sich konnte mich überzeugen. Auf Grund von ein paar Kritikpunkten möchte ich jedoch 4 Sterne vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Geschichte
Veröffentlicht am 10.09.2020

Jigsaw Man

Jigsaw Man - Im Zeichen des Killers
3

Die Autorin Nadine Matheson hat mit dem Thriller „Jigsaw Man – Im Zeichen des Killers“ ihren Debütroman geschrieben. Dieser spielt in London und die Ermittlerin Anjelica Henley ist darin die tragende Hauptrolle.

Klappentext:
Der ...

Die Autorin Nadine Matheson hat mit dem Thriller „Jigsaw Man – Im Zeichen des Killers“ ihren Debütroman geschrieben. Dieser spielt in London und die Ermittlerin Anjelica Henley ist darin die tragende Hauptrolle.

Klappentext:
Der menschliche Körper ist ein wunderbares Puzzle, einzigartig in seiner Präzision und seiner aufeinander abgestimmten Perfektion! Der Jigsaw Man liebt Puzzles über alles. Doch ein perfektes Puzzle ist nur eines, das in seine Einzelteile zerlegt ist. Nur so kann er die wahre Schönheit erkennen - indem er jedes Teil für sich betrachtet. Hände, Füße, Beine, Arme, Köpfe. Welche Freude! Und wahre Freude muss man teilen, nicht wahr? In der ganzen Stadt...

Nachdem ich die Leseprobe gelesen habe, waren meine Erwartungen an dieses Buch doch relativ hoch. Ich habe mir einen blutigen und zugleich nervenaufreibenden Thriller erhofft, gespickt mit spannenden Details und vielseitigen Einblicken in den Täter. Doch leider wurden diese Hoffnungen nicht vollständig erfüllt, sodass ich doch ein bisschen enttäuscht wurde.
Der Einstieg hat mir auf der einen Seite recht gut gefallen. Man wird sofort mitten in das Geschehen hineingeworfen. Es werden an unterschiedlichen Orten innerhalb Londons Leichenteile gefunden und die Ermittlerin Anjelica Henley wird aus einer Sondereinheit für Serienmörder auf diesen Fall eingesetzt. Es beginnt eine Suche nach ersten Hinweisen, was es mit diesen Leichenteilen auf sich hat, wer hinter diesem Verbrechen steckt. Eine gewisse Vorfreude auf den weiteren Verlauf der Story stellte sich bei mir ein – ich freute mich auf Ermittlungsarbeiten und eine spannenden Jagd nach dem Mörder. Auf der anderen Seite hatte ich zu Beginn ein paar Schwierigkeiten in das Buch herein zu finden. Dies lag zum einen daran, dass die Personen in der Regel nur mit Nachnamen und vielleicht noch ihrem Rang innerhalb der englischen Polizei erwähnt werden. Daher hatte ich leider Probleme, die Charaktere zuzuordnen oder auch beim Wiedererkennen der Namen. Auf den ersten Seiten musste ich mich sehr konzentrieren, damit ich die jeweiligen Personen zuordnen konnte. Aber dann wurden mir zu Beginn des Thrillers zu viele Andeutungen auf die Vergangenheit gemacht. Oftmals wird angesprochen, was Henley bereits durchmachen musste oder auch, dass der damalige Chef dieser Sondereinheit ein tragisches Schicksal erleiden musste. Dies hat bei mir den Eindruck erweckt, dass ich einen Vorgängerband nicht gelesen habe. Doch „Jigsaw Man“ ist ein Debüt, sodass diese Andeutungen bei mir nur für Verwirrungen gesorgt haben. Dies hätte man meiner Meinung nach besser lesen können.
Der Schreibstil ist leicht gehalten. Die Sätze sind kurz und prägnant, auch die Kapitel sind eher knapp und bündig und sorgen dabei für ein höheres Tempo. Allgemein ist der Stil eher arm an Ausschmückungen – prägnant werden die Szenen geschildert, sodass man in das Geschehen hineingeworfen wird. Dafür hat für mich persönlich ein bisschen die Atmosphäre gelitten – ich hatte nicht zwingend das Gefühl, dass dieser Thriller in London spielt, er hätte auch an einem anderen Ort stattfinden können.
Die Charakterdarstellung konnte mich leider auch nicht hundertprozentig überzeugen. Mit der Protagonistin Henley hatte ich meine Probleme, mit ihr bin ich über die komplette Handlung nicht warm geworden, sie ist mir nicht ans Herz gewachsen. Sie hat ihre Ecken und Kanten und lebt diese meiner Meinung nach zu sehr aus. Sie wirkte auf mich einfach zu ruppig und unsympathisch, aber dennoch nicht wirklich realistisch, eher starr. Auch ihr Privatleben konnte mich nicht begeistern oder von ihrer Art überzeugen, dies hat sie nur noch unsympathischer gemacht. Dafür fand ich ihren Partner Ramouter umso gelungener. Er ist der Neuling in dieser Sondereinheit und muss sich erst noch behaupten. Auch er hat so seine privaten Probleme, ist dennoch konzentriert bei der Arbeit. Manchmal hat man den Eindruck, dass er der einzige ist, der logisch kombinieren oder auch Zusammenhänge erkennen kann.
Der Schwerpunkt in diesem Thriller lag mir zu sehr auf dem Privatleben der Ermittler, besonders das von Henley wird mir zu sehr in den Fokus gerückt. Und dies, obwohl es für den Fall nur selten relevant ist. Hier hätte man Kürzungen vornehmen können. Unnötige Passagen aus dem Privatleben werden detailliert erzählt, dabei gelangen die Ermittlungsarbeiten in den Hintergrund. Ich hätte mir mehr Einblicke in die Psyche oder auch in den Täter allgemein gewünscht. Stattdessen wurden Einsichten in die Problemwelt von Henley zelebriert. Auch hat der Spannungsbogen darunter gelitten. Da der Schwerpunkt für mich falsch gelegt wurde, empfand ich das Buch nicht permanent als spannend – es gab schleppende Passagen, durch die ich mich durchkämpfen musste.
Allgemein hatte ich andere Erwartungen an diesen Thriller – ich hätte mir mehr Thrill und weniger persönliches Drama gewünscht. Hier wurde meines Erachtens nach Potential verschenkt.
Der Showdown ist dann nochmal spannend, auch wenn die große Überraschung ausbleibt. Meine Vermutungen in Bezug auf den Täter werden bestätigt. Ein paar Fragen bleiben auch unbeantwortet, sodass man sich offen hält, ob ein weiterer Teil folgen wird.

Insgesamt konnte mich das Debüt „Jigsaw Man – Im Zeichen des Killers“ von Nadine Matheson nicht vollständig überzeugen. Ich hatte leider mit der Protagonistin Henley meine Probleme. Auch ist mir der Schwerpunkt zu sehr auf ihr Privatleben gelegt wurden, dabei hätte ich mir mehr Einblicke in die Ermittlungsarbeiten oder auch in die Psyche des Täters gewünscht. Es gibt interessante Ansätze, welche nicht konsequent durchgezogen wurden sind. Daher möchte ich 3 Sterne vergeben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Palast der Meere

Der Palast der Meere
3

Mit „Der Palast der Meere“ hat die Autorin Rebecca Gablé eine gelungene Fortsetzung der Waringham- Reihe geschrieben. Dieses Buch ist bereits der fünfte Teil, lässt sich jedoch auch gut ohne Vorkenntnisse ...

Mit „Der Palast der Meere“ hat die Autorin Rebecca Gablé eine gelungene Fortsetzung der Waringham- Reihe geschrieben. Dieses Buch ist bereits der fünfte Teil, lässt sich jedoch auch gut ohne Vorkenntnisse aus den vorherigen Büchern lesen. Jedoch ist es empfehlenswert, wenn man diese bereits kennt, da so manche Anspielungen auf die bisherigen Familienverhältnisse besser nachvollziehbar sind.

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
London 1560: Als Spionin der Krone fällt Eleanor of Waringham im Konflikt zwischen der protestantischen Königin Elizabeth I. und der katholischen Schottin Mary Stewart eine gefährliche Aufgabe zu. Ihre Nähe zur Königin schafft Neider, und als Eleanor sich in den geheimnisvollen König der Diebe verliebt, macht sie sich angreifbar. Unterdessen schleicht sich ihr fünfzehnjähriger Bruder Isaac in Plymouth als blinder Passagier auf ein Schiff. Nach seiner Entdeckung wird er als Sklave an spanische Pflanzer auf der Insel Teneriffa verkauft. Erst nach zwei Jahren kommt Isaac wieder frei? unter der Bedingung, dass er in den Dienst des Freibeuters John Hawkins tritt. Zu spät merkt Isaac, dass Hawkins sich als Sklavenhändler betätigt? und dass sein Weg noch lange nicht zurück nach England führt...

An erster Stelle möchte ich die Gestaltung des Buches loben. Das Cover hat mich sowohl vom Motiv als auch von der Farbgestaltung sofort angesprochen. Außerdem passt es sehr gut zu der jeweiligen Neugestaltung der vorherigen Bücher – ich mag es, wenn anhand der Covergestaltung ein Zusammenhang einer Reihe erkennbar ist. Auch ein hilfreiches Personenregister ist beigefügt, das ich gerne mal zu Rate gezogen habe. Am jeweiligen Kapitelanfang ist eine dazugehörige Szene grafisch dargestellt. Das finde ich ebenfalls sehr ansprechend und man erhält einen kleinen Einblick in die Personen.
Der Schreibstil von Rebecca Gablé hat mich auch diesmal wieder begeistern können. Als Leser hat man sofort ein Bild vor seinem geistigen Auge und fühlt sich einfach wohl. Ich hatte das Gefühl, alte liebgewonnene Freunde wieder zu besuchen und habe mich daher schon sehr auf Waringham gefreut. Dies hat zur Folge, dass ich sofort mitten in der Geschichte war und keine Probleme hatte, in die Story rein zu finden. Auch die umfangreiche Recherche, welche Gablé geleistet hat, ist sofort erkennbar. So werden liebevolle Anekdoten in die Geschichte eingeflochten und mit den fiktiven Handlungen verwebt. Auch lernt man als Leser noch das ein oder andere Wissenswerte über die damalige Zeit und die historischen Persönlichkeiten, welche diese bevölkert haben. Ein hilfreiches und aufschlussreiches Nachwort ist ebenfalls beigefügt. In diesem wird nochmal darauf eingegangen, was den Fakten und was der Fiktion der Autorin entspringt – oder auch, welche Fakten von ihr in die entsprechende Richtung interpretiert wurden sind. Mir hat dieses Nachwort gut gefallen, es hat das Buch noch zusätzlich abgerundet und noch die ein oder andere Frage geklärt. So habe ich z.B. noch einiges über Mary Stuart oder die damals herrschenden Religionskriege zwischen den Papisten und den Reformierten gelernt.
Wie bereits erwähnt, ist dies der langersehnte fünfte Teil der historischen Waringham- Reihe. „Der Palast der Meere“ lässt sich jedoch auch ohne Vorkenntnisse aus den bereits erschienenen Büchern lesen. Er ist auch für Quereinsteiger geeignet, da in diesem Band erneut eine folgende Generation thematisiert wird, welche neue Abenteuer erlebt. In diesem historischen Buch wird das 16. Jahrhundert thematisiert, welches auch als das elisabethanische Zeitalter in die Geschichte eingegangen ist. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch in „Der Palast der Meere“ ein Blick über den Tellerrand gewährt wird. Als Leser hat man dass Gefühl, dass diese herrschende Aufbruchsstimmung quasi greifbar ist. Plötzlich ist die bisher bekannte Welt zu klein, man will in fremde Welten segeln und diese erkunden. Der Fortschritt ist bemerkbar. Auch der königliche Hof wirkt viel moderner, wenn man die vorherigen Teile miteinander vergleicht ist ein deutlicher Unterschied erkennbar. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Gablé diesmal die Geschichte aus der Sicht von zwei Protagonisten der Familie Waringham erzählt. In den beiden Erzählsträngen schafft es die Autorin gekonnt, die historischen Persönlichkeiten mit den fiktiven Charakteren zu vermengen, eine gemeinsame Perspektive zu verflechten und eine interessante und fesselnde Story zu erzählen. Aber auch die Nebencharaktere konnten mich überzeugen. Auch sie hatten ihre Ecken und Kanten, ihre eigene Persönlichkeit und hatten oftmals entscheidende Rollen. Besonders ist mir Gabriel, der König der Diebe mit seiner Art ans Herz gewachsen. Er ist einfach viel zu charmant, als dass man sich ihm entziehen könnte. Die beiden Protagonisten Eleanor und Isaac erhalten in etwa gleich viel Raum. Zusammen mit Eleanor erlebt man das Leben am königlichen Hof. Sie kennt Elizabeth I schon seit ihrer Kindheit und ist eine ihrer engsten Vertrauten. Eleanor fungiert als das Auge der Königin und in ihrer Position als Spionin erlebt sie so einiges. In ihrer Perspektive erfahren wir einiges über die politischen Gegebenheiten – auch Mary Stuart besuchen wir zusammen mit Eleanor. Auch erleben wir an ihrer Seite Elizabeth hautnah. Auf mich hat sie durchaus real gewirkt und auch schlüssig in sich. Ich hatte ein sehr konkretes Bild vor meinem geistigen Auge und konnte mich gut in ihre Position hineinversetzen. Später liest man auch einiges über die Unterwelt von London, über die Gilde der Diebe. Zusammen mit Isaac bereist man die fremden Welten. Als Heranwachsender hat er sich auf ein Schiff geschlichen, um seinem Schicksal zu entkommen. Er wächst an seinen Aufgaben und wird ein wirklich stattlicher Mann, der immer einen Spruch auf den Lippen hat. Nicht selten hat ihn seine ehrliche Art in gefährliche Situationen gebracht. Auch setzt er sich für die Betrogenen auf See ein, ist strikt gegen den Sklavenhandel und nimmt eine Art „Robin Hood“- Position ein. Durch Isaac lernen wir recht früh den jungen Francis Drake kennen – auch sein späteres Lebenswerk wird mit verfolgt. Nicht selten ist das Schicksal von Drake mit dem von Isaac verbunden. Die Erkundung der fremden Welten hat mir gut gefallen – man erhält u.a. Einblicke von Teneriffa oder Panama, über den Anbau und die Ernte des Zuckerrohrs und bekommt einen kleinen Grundkurs in das Leben als Seemann der damaligen Zeit. Die kurzen Gastspiele, welche in Waringham waren, waren für mich daher ein Ruhepol. Man konnte zwischen den zahlreichen Abenteuern durchatmen und durch den Rosengarten wandern. Diese Auftritte in Waringham waren rar gesät, umso mehr habe ich mich über diese gefreut.
Mein einziger Kritikpunkt ist eigentlich, dass mir manchmal der direkte Einbezug des Lesers in die geschichtlichen politischen Vorgänge gefehlt hat. In den vorherigen Büchern hatte ich das Gefühl, aktiv am Entscheidungsprozess des politischen Ränkespiels teilzunehmen. Anders war es bei „Der Palast der Meere“ – hier wurden eigentlich nur die herbeigeführten Etappensiege berichtet und über mögliche Folgen diskutiert. Nicht selten wurde über mögliche Hochzeitskandidaten für Elizabeth I debattiert. Dennoch hat mir einfach etwas Hintergrundgeschehen gefehlt.
Auch waren meine Erwartungen an das Buch andere – aber das möchte ich der Autorin nicht negativ ankreiden. Ich finde es rückblickend doch recht positiv, dass sie sich für diesen Weg der Geschichte entschieden hat. schließlich wollte man in diesem Jahrhundert über den Tellerrand schauen und neue Welten entdecken – schade fand ich es nur, dass Waringham doch recht kurze Gastaftritte hatte.

Alles in allem ist „Der Palast der Meere“ von Rebecca Gablé ein gut recherchierter historischer Roman, der einen wirklich guten Einblick in das 16. Jahrhundert bietet. Dieses Buch hat es geschafft, mich zu fesseln – ich habe mit den Charakteren mitgefiebert und um diese gebangt. Auf Grund meines einen Kritikpunktes möchte ich 4,5 Sterne geben. Und von mir gibt es noch eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.03.2022

Das Portal der dreizehn Reiche

Fabula - Das Portal der dreizehn Reiche
2

Mit dem fantastischen Jugendbuch „Fabula – Das Portal der dreizehn Reiche“ hat der Autor Akram El- Bahay sein neustes Werk geschrieben, welches die Geschichte von den Zwillingen Will und Charlotte erzählt.

Klappentext:
Bei ...

Mit dem fantastischen Jugendbuch „Fabula – Das Portal der dreizehn Reiche“ hat der Autor Akram El- Bahay sein neustes Werk geschrieben, welches die Geschichte von den Zwillingen Will und Charlotte erzählt.

Klappentext:
Bei einem Schulausflug in den Central Park machen die Zwillinge Will und Charlotte eine unglaubliche Entdeckung: Um einen Baum mit silbernen Blättern schwirrt ein kleines Wesen mit fast durchsichtigen Flügeln - eine Elfe, wie sich bald herausstellt. Als dann auch noch eine Furie bei ihnen zu Hause auftaucht und sich der Baum als Portal entpuppt, folgen die Geschwister der Elfe in die fantastische Welt von Fabula. Doch die Heimat der Fabelwesen ist in Gefahr. Und Charlotte und Will sind die Einzigen, die sie retten können. Denn auch in ihnen schlummern ungeahnte magische Kräfte...

Von dem Autor Akram El- Bahay habe ich bereits schon einige Fantasy- und auch Jugendbücher gelesen. Diese konnten mich immer auf ihre eigene Weise in ihren Bann ziehen und daher war ich auch sehr auf sein neustes Buch „Fabula – Das Portal der dreizehn Reiche“ gespannt. Schon die ersten Seiten der Leseprobe konnten mich überzeugen und ich wollte nur noch wissen, wie die Geschichte weiter geht.
Schon die Gestaltung von diesem Jugendbuch konnte mich überzeugen. Diese ist liebevoll gemacht und die Zeichnungen sind sehr gelungen. Auch der Charaktertest am Ende hat mir gut gefallen – man kann anhand von Fragen feststellen, welcher Charakter aus dem Buch einem am ehesten entsprechend würde.
Positiv möchte ich auch den Schreibstil des Autors hervorheben. Bildgewaltig wird die Handlung hervorgebracht, dabei wird eine dichte Atmosphäre aufgebaut und es entsteht ein vielschichtiges Bild vor dem geistigen Auge. Durch den sehr lebhaften und leichten Schreibstil lässt sich das Buch flüssig und zügig lesen und dabei möchte man es nur ungern zur Seite legen. In einem rasanten Tempo wird die Geschichte erzählt und immer tiefer wird man in einen Sog hineingezogen. Immer tiefer wird man in die Story hineinversetzt und gespannt fiebert man mit den Charakteren mit und bangt um diese. Dabei wird auf vielseitige Weise Spannung erzeugt und der Spannungsbogen bricht dabei nicht ab. Temporeich und voller Wendungen erzählt El- Bahay eine fantastische und abenteuerreiche Geschichte, welche auf vielseitige Art erzählt wird. Neben den spannenden Szenen überzeugen auch die humoristischen Passagen – dieser unterschwellige Humor hat sehr gut zu der Handlung gepasst und hat es dabei an vielen Stellen aufgelockert und dem Leser zusätzlich noch ein Lächeln ins Gesicht getrieben.
Gefallen haben mir auch die fantastischen Wesen. Diese sind nicht immer nach der altbekannten Art gezeichnet. Hierbei wird das Altbewährte mit neuwertigen kleinen Details ausgestattet, dass hierbei wieder etwas Neues und Einzigartiges entsteht. Der Autor kann seine Talente dabei voll ausleben, das Gestalten und Ausbauen von fantastischen Ideen ist seine Stärke und diese wird hier auf vielseitige Weise ausgelebt. Die Grundidee von der Welt Fabula ist ebenfalls sehr ansprechend und auch hiermit kann der Autor überzeugen. Auch diese Idee ist nicht neuartig, aber die kleinen hinzugefügten Details machen es auf seine eigene Art innovativ.
Positiv möchte ich auch die Charaktere und dessen Entwicklung hervorheben. Im Zentrum stehen hier die Zwillinge Will und Charlotte, welche mit ihrer Mutter in New York wohnen. Schon bald müssen die beiden erkennen, dass die Welt mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Sie stolpern eher zufällig in diese magische Welt voll fantastischer Wesen und müssen lernen, sich in dieser zu behaupten und zu Recht zu finden. Sie müssen dabei ein Abenteuer und eine Hürde nach der nächsten meistern. Zusammen mit den Zwillingen lernt der Leser die Welt Fabula und die fantastischen Wesen, welcher in jener leben, stückchenweise besser kennen. Und es macht Spaß, diese immer mehr zu erkunden und neue Facetten kennen zu lernen. Die Charaktere sind hierbei gut und dreidimensional gezeichnet. Besonders die Charakterentwicklung von Will hat mir hier gut gefallen – er wächst an den Aufgaben, welche er meistern muss. Aber auch die Nebencharaktere konnten mich überzeugen, wirkten sie doch auch detailreich, interessant und lebendig auf mich.

Insgesamt konnte mich der Autor Akram El- Bahay mit seinem fantastischen Jugendbuch „Fabula – Das Portal der dreizehn Reiche“ überzeugen. Besonders die fantastischen Ideen und dessen Umsetzung sind sehr gelungen. Aber auch die Charaktere und die magische Welt waren überzeugend und insgesamt konnte mich El- Bahay gut unterhalten. Hierfür möchte ich 4 Sterne und eine Leseempfehlung für Leser von fantastischen Jugendbüchern vergeben.

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