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Veröffentlicht am 22.12.2024

3 Frauen auf der Suche nach dem eigenen Glück

Die Halbwertszeit von Glück
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„Die Halbwertzeit von Glück“ ist eine Geschichte auf mehreren Zeitebenen.

Mylène lebt ein erfülltes Leben 2019 in Paris. Sie hat den Partner fürs Leben gefunden und auch in ihrer jungen Firma hat sie ...

„Die Halbwertzeit von Glück“ ist eine Geschichte auf mehreren Zeitebenen.

Mylène lebt ein erfülltes Leben 2019 in Paris. Sie hat den Partner fürs Leben gefunden und auch in ihrer jungen Firma hat sie Erfolg. Ein Anwaltsschreiben erschüttert ihr Leben und wirft Fragen zu ihrer Herkunft auf. Völlig aufgelöst läßt sie alles stehen und liegen und begibt sich mit ihrem Ex auf eine Reise in die Vergangenheit, um all die offenen Fragen, die sie plötzlich hat zu klären.

Mit Johanna geht es in das Jahr 1987 in eine karge Hütte mitten im Wald. Diese befindet sich im DDR Grenzgebiet. Johanna nimmt eines Tages eine verletzte junge Schwangere bei sich auf, die vor den Grenztruppen in den Wald geflüchtet ist und begibt sich damit selbst in Gefahr.

Der dritte Handlungsstrang führt in die USA zu Holly im Jahr 2003. Holly möchte in der Traumfabrik von Hollywood Karriere machen, doch ein tragischer Unfall, bei der eine Kollegin bei einer Gasexplosion verstirbt, wirft die junge Frau aus der Bahn. Sie hat Schuldgefühle, weil die Kollegin nur gestorben ist, weil sie ihr einen Gefallen getan hat. Holly hätte an ihrer Stelle sterben sollen.

Es dauert lange bis man den Zusammenhang zwischen den 3 Geschichten entdeckt, vielleicht ein klein wenig zu lang.

Johanna‘s Geschichte stach am meistens heraus und hat mich sehr berührt, wogegen ich Mylène‘s Perspektive ein bisschen klischeehaft fand. Holly‘s Erzählstrang mochte ich dann wieder ganz gerne.

Verbindend sind die Gedanken zum Thema Glück. Es kann so schnell wieder vergehen. Vielleicht hat man es gar nicht verdient glücklich zu sein. Aber ganz bestimmt ist das Glück kein „ Einzelgänger“.


Für mich war das Buch ein schönes Leseerlebnis für zwischendurch, mit kleinen Kritikpunkten, dass ich aber durchaus empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 11.12.2024

Sehr konstruiert

Nachtwald
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Fangen wir mal mit dem Cover an: Da hat sich der Verlag wirklich etwas einfallen lassen. Es wird ein Herrenhaus im Wald dargestellt. Das grünliche Zwielicht gibt eine Gewitterstimmung wieder. Die Regentropfen ...

Fangen wir mal mit dem Cover an: Da hat sich der Verlag wirklich etwas einfallen lassen. Es wird ein Herrenhaus im Wald dargestellt. Das grünliche Zwielicht gibt eine Gewitterstimmung wieder. Die Regentropfen sind haptisch fühlbar, toll! Dazu passend gibt es einen giftgrünen Buchschnitt.



Das Herrenhaus, Butler Hall, im Westen von Irland, ist auch der Schauplatz der Geschichte. Es liegt inmitten eines Waldes, weit entfernt von der Zivilisation und wenn man sich nicht auskennt, ist es nur schwer zu finden.

George Butler ist der Besitzer des etwas renovierungsbedürftigen Anwesens. Er ist Mitte 50 und Witwer und hat gerade die ebenfalls verwitwete Claire geheiratet. Bei einem Wochenende in dem Herrenhaus gemeinsam mit Claire‘s erwachsenen Kindern Lizzie und Liam und George‘s Tochter Freya soll die Hochzeit gefeiert werden. Außerdem können sich alle ein bisschen kennenlernen.

Lizzie hat eine schwere Zeit hinter sich. Der Tod ihres Vaters hat sie in eine schwere Krise gestürzt. Deshalb war sie auch längere Zeit in einer Klinik. Aus ihrer Sicht wird das Wochenende geschildert, dass nach dem Besuch eines unerwarteten Gastes zunehmend eskaliert. Schon im Prolog lässt sich erahnen, dass es um Leben und Tod gehen wird.



Das hört sich spannender an als es war. Auch wenn die Autorin atmosphärisch schreiben kann, gibt es in diesem „ Thriller“ einige Längen, so dass ich teilweise quergelesen habe, bis die Geschichte zum Ende hin endlich Fahrt aufnimmt. Leider fallen die Figuren oft durch ihr unlogisches Verhalten auf. Da werden z.b unnötigerweise Risiken eingegangen und man fragt sich wirklich warum.

Alles in allem wirkt die Geschichte sehr konstruiert, der Showdown am Ende ist rasant, irgendwie irre und total unglaubwürdig.

Schade, ich hatte mich sehr auf die Lektüre gefreut. Die Grundidee hörte sich nämlich wirklich gut an. Leider war das Buch kein Highlight für mich. Es enthält ziemliche Räuberpistolen, und es war einfach zu unrealistisch.

Trotzdem wird das Buch sicher sein Publikum finden.

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Veröffentlicht am 05.12.2024

Ein feiner und kluger Roman

Drei Tage im Juni
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Die 83jährige amerikanische Bestsellerautorin Anne Tyler hat gerade ein neues Buch auf den Markt gebracht. „3 Tage im Juni“ ist der Titel des schmalen Bändchens. Die Autorin nimmt uns mit zu der etwas ...


Die 83jährige amerikanische Bestsellerautorin Anne Tyler hat gerade ein neues Buch auf den Markt gebracht. „3 Tage im Juni“ ist der Titel des schmalen Bändchens. Die Autorin nimmt uns mit zu der etwas spröden Gail nach Baltimore, die zu Beginn der Geschichte einen äußerst schlechten Tag hat. An der Schule, in der sie als stellvertretende Direktorin arbeitet, wird ihr aufgrund von mangelnder Sozialkompetenz nahegelegt sich ein anderes Betätigungsfeld zu suchen und dass, einen Tag bevor ihre einzige Tochter Debbie heiratet, ein wirklicher unglücklicher Zeitpunkt. Dann steht ihr Exmann Max vor ihrer Türe und bittet darum für die Dauer der Feierlichkeiten bei ihr übernachten zu dürfen, und so ganz glücklich scheint die Tochter Debbie trotz anstehender Hochzeit auch nicht zu sein.

Anne Tyler hat einen guten Beobachtungssinn und schreibt empathisch und klug, immer mit einer Spur Humor über zwei Menschen an der Schwelle zum Alter, die ihr Leben nochmal überdenken müssen. Mit der Hochzeit der Tochter kommen die Erinnerungen an schöne und weniger schöne Episoden im bisherigen Leben hoch. Wie geht es weiter? Rauft man sich nochmal zusammen ? Was mag das Leben noch an Überraschungen für einen bereithalten? Oder ist man zu festgefahren und verwurzelt, als das Veränderungen überhaupt noch möglich oder wünschenswert wären? Anne Tyler schreibt eine Art Kammerspiel über ganz normale Menschen, deren Leben und Denken sehr realistisch geschildert werden.

Mir hat die Lektüre und die Unaufgeregtheit im Erzählstil der Autorin sehr gefallen.

Auch wenn es im Juni spielt, passt es übrigens ganz wunderbar in die Weihnachtszeit und hat mir viel Freude bereitet.

Von der Autorin werde ich gerne noch mehr lesen.

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Veröffentlicht am 01.12.2024

Marker

Oracle
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Wie eigentlich immer hat Ursula Poznanski ein gutes Händchen für spannende Themen, so auch in Oracle.

Hier geht es um den Fluch oder Segen von Zukunftsvisionen.



Mal abgesehen davon, ob man daran glauben ...

Wie eigentlich immer hat Ursula Poznanski ein gutes Händchen für spannende Themen, so auch in Oracle.

Hier geht es um den Fluch oder Segen von Zukunftsvisionen.



Mal abgesehen davon, ob man daran glauben möchte, dass es Menschen geben könnte, die die Zukunft vorhersehen können, hat die Autorin sich wieder eine fesselnde Geschichte einfallen lassen. Diese ist für Jugendliche und junge Erwachsene geschrieben, genrelos, denn für einen Thriller fehlte es etwas an Spannung.



Unser Protagonist Julian ist 19 Jahre alt und zieht zu Beginn des Buches ins Studentenwohnheim, wo er Geschichte studieren will. Er hofft auf einen Neuanfang, neue Leute, ein freundliches Umfeld und darauf, dass er hier, wo keiner seine Vergangenheit kennt, vielleicht endlich Freunde finden kann.

Die Schulzeit war vor allem deshalb eine Qual für ihn, da er manche Menschen mit beängstigenden Schatten oder Markern gesehen hat.

Ein Schüler, der sich gerne über ihn lustig gemacht hat, hatte Nebelaugen, bei anderen waren Körperteile dunkel überdeckt. Nur er konnte diese „Trugbilder“ wie sie von seiner Psychologin genannt wurden sehen, und diese Bilder im Kopf verschwanden erst mit der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten.



Im Studentenwohnheim klappt zunächst alles prima. Mit seinem Mitbewohner, einem schrägen aber durchaus liebenswerten Kerl kommt er bestens aus, und auch die anderen Studenten und Studentinnen sind ihm gegenüber freundlich und zugewandt. Seine Psychologin Sonja trifft er noch regelmäßig, und sie gibt ihm die Aufgabe zu einem Klassentreffen zu gehen, um mit seiner Schulzeit abschließen zu können.

Leider hat der Abend keine heilende Wirkung auf ihn, ganz im Gegenteil. Julian ist schockiert zu erfahren, dass eine Mitschülerin, bei der er in seiner Schulzeit eine dicke schwarze Markierung gesehen hatte, schwer verunglückt ist. Offensichtlich hatten seine Visionen etwas mit der Zukunft zu tun. Das bestätigt sich auch bei anderen Menschen, die in seiner Kindheit mit Markern versehen waren.

Ohne das Wissen seiner Psychologin setzt Julian seine Medikamente ab und wie erwartet, sieht er bei manchen Menschen wieder Schatten und Marker. Doch wie geht man damit um?

Ursula Poznanski schneidet viele moralische und philosophische Fragen an. Das hätte ich mir aber noch viel ausführlicher gewünscht.

Ich mochte Julian als Protagonisten und auch besonders Robin seinen

exzentrischen Mitbewohner. Die Liebesgeschichte zwischen Julian und einer Kommilitonin hätte es für mich nicht mehr gebraucht. Besser wäre es gewesen, wenn die Nebencharaktere noch etwas mehr Profil bekommen hätten. Sie blieben leider etwas blass.



Insgesamt habe ich mich aber gut unterhalten gefühlt und auch das Ende fand ich recht schlüssig.

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Veröffentlicht am 27.11.2024

Ein Buch für die Seele

Mitternachtsschwimmer
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Die Geschichte führt uns nach Nordirland in den kleinen Küstenort Ballybrady.

Evan nimmt sich nach einem schweren Schicksalsschlag hier eine Auszeit von seinem Leben in Belfast. Er mietet ein kleines ...

Die Geschichte führt uns nach Nordirland in den kleinen Küstenort Ballybrady.

Evan nimmt sich nach einem schweren Schicksalsschlag hier eine Auszeit von seinem Leben in Belfast. Er mietet ein kleines Cottage über Airbnb und möchte seinen Kummer am liebsten ertränken. Der Lockdown verlängert Evan‘s Aufenthalt unfreiwillig auf unbestimmte Zeit, so dass er sich irgendwie mit dem Leben in der Natur und der kleinen Dorfgemeinschaft arrangieren muß.

Ein zweiter Handlungsstrang erzählt von Grace, einer etwas grummeligen, recht eigenwilligen Person mit einer starken Persönlichkeit, die gut für sich alleine sorgt und den Stadtmenschen Evan , der ihr Cottage bewohnt, mit Skepsis betrachtet. Mehr als einmal bringt sich dieser Mann dann auch selbst in Gefahr und sie muss ihm jedes Mal den Hintern retten. Er nervt, aber irgendwas gefällt ihr auch an diesem unbeholfenen Kerl.

Luca, Evan‘s 8jährigen stummen Sohn, der irgendwann von der überforderten Mutter bei Evan geparkt wird, habe ich besonders ins Herz geschlossen. Es gibt wunderbare Vater -Sohn Momente und Evan findet nach langer Zeit endlich wieder einen Zugang zu dem klugen Jungen.

Diese ruhige, berührende aber auch tiefsinnige Geschichte war wie eine wärmende Decke, einfach wohltuend. Roisin Maguire ist eine sehr einfühlsame Erzählerin, die die Stimmungen und Gefühle ihrer Figuren genau auslotet. Das Setting , die raue nordirische Küste, konnte ich mir dank der bildhaften Beschreibungen der Autorin bestens vorstellen.

Ich habe dieses Buch einfach geliebt. Es ist besonders als Hörbuch sehr zu empfehlen.

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