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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2023

Feinfühlig und tiefgründig

Nachts erzähle ich dir alles
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In ihrem neuen Roman nimmt uns die Autorin Anika Landsteiner mit nach Frankreich. Ihre Protagonistin Léa flieht in die Familienvilla an die Côte d‘Azur, nachdem die Beziehung zu ihrer Freundin Antonia ...

In ihrem neuen Roman nimmt uns die Autorin Anika Landsteiner mit nach Frankreich. Ihre Protagonistin Léa flieht in die Familienvilla an die Côte d‘Azur, nachdem die Beziehung zu ihrer Freundin Antonia zerbrochen ist.

Hier hat sie viel Zeit ihrer Kindheit verbracht und hofft ihre innere Ruhe wiederzufinden. Am ersten Abend begegnet sie der 16jährigen Alice, die sich in ihren Garten geschlichen hat. Die beiden unterhalten sich intensiv und sind sich auf Anhieb sympathisch. Noch in der selben Nacht stirbt das junge Mädchen und da sie, Lèa, die letzte Person war, die Alice vor ihrem Tod gesehen hat, nimmt Alice‘s Bruder Èmile Kontakt zu ihr auf, um Antworten zu finden.

Der Roman transportiert nicht nur sehr gekonnt dieses Frankreich Flair, dass einen als Leser die Côte d‘Azur wirklich fühlen lässt, man verfolgt auch gebannt den vielen, sehr tiefgründigen Gespräche zwischen Léa und Èmile. Èmile ist in Paris ein sehr bekannter Podcaster, der sich nachdem herauskommt, dass seine kleine Schwester schwanger war, intensiv mit den Themen Schwangerschaftsabbruch und Selbstbestimmung auseinandersetzt. Darüberhinaus geht es in dem Buch aber auch um die Vielfältigkeit von Liebesbeziehungen, Ehrlichkeit und Mut. Auch Léa‘s Mutter Brigitte und ihre französische Freundin Claire, die beide für Léa, die ohne ihren Vater aufgewachsen ist, wichtige Bezugspersonen sind, spielen in dem Roman eine große Rolle. Auch ihre Lebensgeschichte wird miterzählt.

Der Einstieg in den Roman fiel mir ein bisschen schwer, aber dann wurde ich zunehmend in die Geschichte hineingezogen. Das Buch bietet viele Anregungen zum Nachdenken und diskutieren und ist wunderbar atmosphärisch geschrieben, so dass man große Lust auf einen Frankreichurlaub bekommt.

Besonders schön ist auch die mitgelieferte Playlist. Ich finde es immer ganz toll wenn man beim Lesen die passenden Songs hören kann, die sehr sorgfältig zur Geschichte ausgewählt wurden.

Auch das sehr geschmackvolle , farbenfrohe Cover gefällt mir sehr.

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Veröffentlicht am 19.07.2023

Unterhaltsamer 1.Teil

Anatomy
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Ich gestehe, das wunderschöne Cover des Buches hat mich verführt, so dass ich diesen Roman, unbedingt lesen wollte, obwohl er mich außerhalb meines gewohnten Lesespektrums geführt hat.

Warum geht es ...

Ich gestehe, das wunderschöne Cover des Buches hat mich verführt, so dass ich diesen Roman, unbedingt lesen wollte, obwohl er mich außerhalb meines gewohnten Lesespektrums geführt hat.

Warum geht es in dem Buch:

Der Roman spielt zu Beginn des 19.Jahrhunderts in Edinburgh. Lady Hazel Sinnett führt ein privilegiertes und sorgloses Leben an der Seite ihrer wohlhabenden Familie. Seit ihrer Geburt ist sie ihrem Cousin Bernard versprochen, und ihr Leben als verheiratete Frau an seiner Seite mit repräsentativen Pflichten und einer schnellen Mutterschaft scheint vorprogrammiert zu sein. Dennoch gibt sich Hazel ihrem Traum hin eine der ersten weiblichen Chirurginnen ihrer Zeit werden zu wollen. Cousin Bernard ist ihre Begeisterung für Naturwissenschaften schließlich bekannt. Nicht unerwartet werden ihr reichlich Steine in den Weg geworfen. Doch Hazel umschifft alle Schwierigkeiten mit List und cleveren Ideen. So macht sie auch Bekanntschaft mit einem sogenannten Auferstehungsmann. Jack Currer ist von niederem Stand und verdient sich seinen Lebensunterhalt damit, frisch begrabene Leichen nachts wieder auszubuddeln, um sie am anatomischen Institut zu verkaufen. Wer hätte gedacht, dass Hazel seine Dienste noch benötigen würde? Doch der renommierte Dozent Dr Beecham macht mit der begabten Studentin, die als Frau in seinem Institut nicht geduldet wird einen Deal. Sollte sie die Arztprüfung auch ohne Unterricht bestehen, darf sie hinterher bei ihm auch als Chirurgin praktizieren.

Wie es mir gefallen hat:

Der flüssige und fesselnde Schreibstil der Autorin hat mich von Beginn an in die Geschichte gezogen. Die Atmosphäre Edinburghs 1817 konnte ich mir sehr gut vorstellen. Insbesondere die ärmeren Viertel mit ihrem Dreck und Gestank werden dem Leser recht bildlich vor Augen geführt. Auch bei den Schilderungen von Verletzungen und Operationen nimmt die Autorin keine Rücksicht auf ihre Leser, sondern schildert sie in aller Ausführlichkeit und Grausamkeit. Mir lag das Buch als Hörbuch vor und ich bin aber gut mit den Beschreibungen zurechtgekommen.

Hazel sei mit ihren 17 Jahren eine gewisse Naivität verziehen. Sie war mir in ihrer offenen Art von Anfang an sympathisch. Ich mochte besonders, dass sie die Menschen, die ihr begegnet sind nicht sofort nach ihrem Stand beurteilt hat. Helfen war ihr ein wirkliches Anliegen. Außerdem grassierte zu ihrer Zeit eine furchtbare Krankheit, das „römische Fieber“, dass die Menschen, egal ob arm oder reich, gleichermaßen dahinraffte. Auch deshalb wollte sie so unbedingt Medizinerin werden. Ihre Zähigkeit und Zielstrebigkeit fand ich wirklich klasse.

Es gibt auch eine ganz zarte, nicht so im Vordergrund stehende Liebesgeschichte. Auch das gefiel mir gut, dass der Romanceanteil nicht so dominierend war.

Gegen Ende gab es einen krassen Twist, der die Gemüter teilt, und auch ich war mir nicht sicher, ob mir das gefiel. Hier driftet das Buch in den Fantasybereich. Das habe ich nicht kommen gesehen. Es wäre mir lieber gewesen, die Autorin hätte auf diese Wendung verzichtet, aber ich finde es jetzt auch nicht total furchtbar.

Mein Fazit:

Ich habe mir bei dem Buch leichte, lockere Unterhaltung gewünscht, und die habe ich definitiv auch bekommen. Es war ein schöner Regencyroman mit sympathischen (ok ein bisschen klischeehaften) Protagonisten.

Das Buch konnte mich überraschen, wenn auch anders als erwartet.Zart besaitete Leser sollten sich gut überlegen, ob das Buch etwas für sie ist.

Mir hat es im Großen und Ganzen gut gefallen und ich werde sicher auch Band 2 noch lesen.

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Veröffentlicht am 16.07.2023

Toller Mehrgenerationroman

Bergland
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Die Autorin Jarka Kubsova erzählt in ihrem Roman „Bergland“ eine wunderbare Familiengeschichte , die mehrere Generationen umfasst, beginnend in den 40er Jahren bis in die Jetztzeit. Wir begeben uns auf ...

Die Autorin Jarka Kubsova erzählt in ihrem Roman „Bergland“ eine wunderbare Familiengeschichte , die mehrere Generationen umfasst, beginnend in den 40er Jahren bis in die Jetztzeit. Wir begeben uns auf einen Bergbauernhof in Südtirol. Rosa Breitenberger hat den Hof 1944 nach dem Tod ihres Vaters übernommen. Das ganze Dorf staunt, wie die alleinstehende Frau es schafft der kargen Erde gute Erträge abzuringen und auch mit einem kleinen Kind dort oben überleben kann.

Im Gegensatz zu seiner Mutter will Sepp modernisieren und nimmt einige Veränderungen auf dem Hof vor . Die nachfolgende Generation mit Sepp‘s Sohn Hannes und seiner Frau Franziska muß sich ebenfalls wieder den Gegebenheiten anpassen und stellt fest, dass sie ohne den Tourismus, also Gästezimmern auf dem Hof, wohl nicht überleben kann.

Immer wieder steht das Schicksal der Familie und der Erhalt des Bergbauernhofs auf der Kippe.



Mich hat das Buch total begeistert. Ich fand den Schreibstil sehr atmosphärisch. Man hat diese Landschaft, die Berge und den Bergbauernhof ganz intensiv gefühlt. Die harte Arbeit, aber auch die Glücksgefühle konnte ich sehr gut nachempfinden. Die Veränderungen, die die jeweilige Zeit mitgebracht hat, zuerst der Krieg, der den Höfen die männlichen Arbeitskräfte genommen hat, der Fortschritt, der nicht immer nur Gutes gebracht hat und viele Themen mehr hat die Autorin in ihrem Roman untergebracht. Es gibt starke Frauenfiguren und insgesamt sehr authentische Charaktere, denen man als Leser sehr gerne folgt.

Man bekommt keine klischeehafte Heidiwelt präsentiert und lernt ganz viel über den Alltag auf dem Hof. Jede Generation hat ihre ganz eigenen Herausforderungen, denen sie sich stellen muss, aber auch das althergebrachte Wissen der früheren Generationen kann in der Jetztzeit noch nützlich sein, wie sich herausstellt.


Das Buch war ein Highlight für mich. Ich habe es bis zum Schluss sehr genossen. Große Empfehlung, nicht nur für Bergliebhaber!

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Die Nanny im Hightec - Gruselhaus

Hinter diesen Türen
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Das Buch beginnt mit einem Brief an einen Rechtsanwalt, den Rowan Caine aus dem Gefängnis schreibt und in dem sie behauptet unschuldig des Mordes an einem Kind angeklagt worden zu sein.

Rückwirkend wird ...

Das Buch beginnt mit einem Brief an einen Rechtsanwalt, den Rowan Caine aus dem Gefängnis schreibt und in dem sie behauptet unschuldig des Mordes an einem Kind angeklagt worden zu sein.

Rückwirkend wird dann aus ihrer Sicht erzählt wie aus einem Traumjob als Nanny in einem Herrenhaus in Schottland ein Alptraum wurde.

Die Autorin lässt sich sehr viel Zeit, die Charaktere einzuführen, den Alltag als Nanny zu schildern und das Anwesen zu beschreiben. Das Haus ist auf der einen Seite ein altes, viktorianisches Herrenhaus, dass mit viel Stahl und Glas umgebaut wurde und fast wie amputiert wirkt. Besonders stolz ist das Architektenehepaar auf die ganze Technik, wie Kameras, Touchpannel zum Öffnen der Türen, Schließen der Vorhänge, Bedienen der Lichtschalter usw. , alles steuerbar durch eine App und das natürlich auch von außerhalb des Hauses.

So glücklich Rowan ist, als sie tatsächlich die Zusage für diesen gut bezahlten Job bekommt, umso größer ist ihr Schock als ihr Hausherrin Sandra eröffnet, dass sie und ihr Mann direkt auf Dienstreise gehen müssten, so dass sie sofort die volle Verantwortung für Baby Petra, die 5 jährige Ellie und ihre ältere Schwester Maddie übernehmen solle. Die 14 jährige Rhiannon würde sie in der Woche Abwesenheit gar nicht zu Gesicht bekommen, da diese sich in einem Internat befände. Für die beiden Hunde wäre Fahrer und Hausmeister Jack verantwortlich, der in einer separaten Dienstwohnung auf dem Grundstück wohne.

Die Gruseleffekte, die Ruth Ware sich für die vermeintliche Supernanny Rowan ausgedacht hat, nachdem man sie ins kalte Wasser geworfen hat und die Eltern abgereist sind, fand ich schon gut. Man kann auch wunderbar miträtseln, wer für den Spuk ( Schritte auf dem Dachboden in der Nacht und Ähnliches) wohl verantwortlich ist. Mysteriöse Vorbesitzer und ein verbotener Giftgarten setzten dem Kindermädchen ebenfalls zu. Warum will man sie unbedingt wieder loswerden?

Der Knackpunkt bei diesem Thriller war das Ende. Nur ein paar Seiten vor der endgültigen Auflösung gibt es noch einen Doppeltwist, überraschend ja, gut nein. Es wird viel erklärt und wenig gezeigt. Die Auflösung fand ich nach dem gemächlichen Erzähltempo vorher nahezu hektisch.

Schade! Trotzdem habe ich das Buch, dass eher ein Spannungsroman als ein Thriller war gerne und recht schnell gelesen und fühlte mich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 07.07.2023

Alternative Wahrheiten

Melody
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Tom Elder ist mit seinen fast 31 Jahren im Besitz von nicht nur einem, sondern sogar zwei Master Abschlüssen in Jura. Sein Vater hatte großzügig das Studium finanziert, so dass er sich nie so recht veranlasst ...

Tom Elder ist mit seinen fast 31 Jahren im Besitz von nicht nur einem, sondern sogar zwei Master Abschlüssen in Jura. Sein Vater hatte großzügig das Studium finanziert, so dass er sich nie so recht veranlasst sah ins Berufsleben zu starten. Wäre sein wohlhabender Vater nicht ums Leben gekommen, hätte sich sicher noch ein weiterer Ergänzungsstudiengang für ihn gefunden. Jetzt befindet er sich plötzlich in der Situation arbeitslos zu sein und muß sich wohl oder übel darum kümmern, sein erstes eigenes Geld zu verdienen.

Er bewirbt sich auf eine altmodische Anzeige in einer Tageszeitung, in der ein vertrauenswürdiger ,gebildeter Mann mit juristischen Kenntnissen zur Nachlassordnung gesucht wird.

Tatsächlich bekommt er die gut bezahlte Stelle mit Kost und Logis und darf fortan die Gästewohnung in der Villa des Herrn Dr. Peter Stotz bewohnen. Dieser ist nicht irgendwer, sondern eine hochangesehene Persönlichkeit, einst erfolgreicher Geschäftsmann, ehemaliger Nationalrat und Milizoffizier mit Geld, Einfluss und Macht.

Tom erfährt, dass der alte Herr nicht mehr lange leben wird und sich wünscht, dass sein Nachlass so geordnet werden soll, dass das Bild , dass sich die Öffentlichkeit von ihm gemacht hat über seinen Tod hinaus bewahrt wird.

Nach mehreren intensiven Gesprächen mit Dr. Stotz erfährt Tom, dass das zentrale Thema im Leben seines Arbeitgebers seine verlorene Liebe Melody ist. Bilder von der marokkanischen Schönheit hängen überall im Haus, und Tom‘s Chef hat offensichtlich nie aufgehört nach seiner Geliebten zu suchen, nachdem sie von einem Tag auf den anderen verschwunden ist.



Über Dr.Stotz Tod hinaus bleiben bei Tom viele Fragen ungeklärt und bei gemeinsamen Nachforschungen mit Laura, der Nichte seines Arbeitgebers treten neue „Wahrheiten“ ans Licht und die Geschichte nimmt eine ganz neue unerwartete Wendung.





Fiktion oder Wahrheit, darum geht es in diesem Roman.

„Nicht die ganz Wahrheit sagen, ist nicht gelogen“.



„Will man sich das Leben nach dem einrichten, was man glaubt, oder will man das, was man glaubt, nach dem einrichten , wie man lebt?“.



Der Roman wird sehr, sehr (schweizerisch) gemächlich erzählt, enthält aber auch viele tolle Sätze, die einen innehalten lassen. Spannung gibt es so gut wie keine und der überraschende Plot Twist findet sich erst im letzten Drittel des Buches. Trotzdem wurde es mir nicht langweilig und ich konnte mich wunderbar in die Atmosphäre dieses High Society Lebens fallen lassen.

Das köstliche Essen, dass die Haushälterin Mariella zubereitet, wird ausführlich und appetitanregend beschrieben. Kellner Roberto kredenzt zu jedem Gang das passende Getränk und auch Bruno zählt nach eigenen Angaben zu einem Vertrauten des Dr. Stotz, da dieser immer gerne mit einem Schriftsteller befreundet sein wollte.



Mir hat mein 1. Suter gut gefallen, kein Highlight aber intelligent und unterhaltsam. Ich werde sicher gerne wieder zu seinen Büchern greifen.

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