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Veröffentlicht am 23.03.2019

Ein seltsames Bild schwedischer Frauen um 1913

Die Frauen vom Löwenhof - Agnetas Erbe (Die Löwenhof-Saga 1)
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Agneta lebt in Stockholm ein freies Leben als Malerin. Ihre Beziehung zu Michael ist gerade am Scheitern, als die Nachricht eintrifft, dass ihr Vater gestorben ist und sie nun den Löwenhof führen muss. ...

Agneta lebt in Stockholm ein freies Leben als Malerin. Ihre Beziehung zu Michael ist gerade am Scheitern, als die Nachricht eintrifft, dass ihr Vater gestorben ist und sie nun den Löwenhof führen muss. Dort erfährt sie nach und nach Wahrheiten, die ihr Bild von ihrer Familie völlig verändern. Doch Agneta trauert Michael nach und auch ihre neue Liebe steht unter keinem guten Stern …

Im Gegensatz zum allgemeinen Trend hat mich das Buch nicht vom Hocker gehauen. Mir war da zu wenig vom Zeitgeist eingefangen und vor allem fehlte mir etwas, das mein Interesse erregte. Frauen zu der Zeit hatten es nicht ganz so leicht, das stimmt. Aber Agneta lebte vor ihrem Erbe schon privilegiert und auch danach. Sie hatte es immer leicht im Leben und dennoch ist sie ständig unzufrieden. Was ihr wichtig ist und was sie will – das sind Dinge, die ich nicht relevant finde. Ich war begeistert von „Die Charité“ und „Die Ärztin“. Bei diesen Büchern wird das Leben viel realistischer geschildert. Hier haben Menschen echte Probleme und keinen goldenen Löffel im Mund ..! Es tut mir wirklich leid, aber für mich ist das ein schnöder Liebesroman um eine verwöhnte Frau, die stets gedankenlos durchs Leben geht und dabei sich selbst im Weg steht bei der Suche nach ihrem Glück. Ach, nee, echt, braucht man so nicht.

Geschrieben ist die Story recht gut, da kann ich nicht meckern. Nur eben die „Message“ ist so lasch. Mir fehlt sehr viel von der schwedischen Lebensart. Einige Passagen waren so detailliert geschrieben, dass sie langweilig wurden und man gedanklich leicht abschweifen konnte. Ich wusste bis kurz vor dem Ende nicht, was mir die Story überhaupt mitteilen oder sagen möchte oder soll. Zwar muss mich nicht jedes Buch schlauer machen, aber selbst ein blutiger Thriller hat mehr Aussagekraft, als dieser historische Roman. Das enttäuscht mich genug, um kein Interesse an den weiteren Teilen zu haben.

Am Ende gibt es ein paar erstaunliche Ereignisse, die insgesamt aber den Kreis sich schließen lassen. Das ist einerseits gelungen, andererseits aber auch so arg konstruiert, dass mir fast der Kiefer heruntergeklappt ist. Sobald ein ernstes Thema kommt, wird es weichgespült und total soft in Luft aufgelöst. Das geht besser!

Nora Jokhosha hat mir noch dazu die Frauen zu zickig sprechen lassen. Kaum eine weibliche Figur kann bei ihr normal sprechen, die sind alle schrill und von oben herab. Das hat mich sehr gestört.

Wenn man ein unaufgeregtes Buch sucht, das in Schweden spielt, nicht wesentlich das Frauenbild stärkt und von Anfang bis Ende um unglückliche Liebe geht, dann ist man hier richtig. Ich kann leider nur drei Sterne geben.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Für einen Krimi viel zu ruhig

Lago Mortale
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Es ist August, es ist brütend heiß, die Hornissen brummen und Simon Strasser, ehemaliger Polizeireporter, möchte sich nur abkühlen im Lago d’Orta. Dabei entdeckt er eine herrenlose Yacht, darauf eine Leiche. ...

Es ist August, es ist brütend heiß, die Hornissen brummen und Simon Strasser, ehemaliger Polizeireporter, möchte sich nur abkühlen im Lago d’Orta. Dabei entdeckt er eine herrenlose Yacht, darauf eine Leiche. Seine Neugier treibt ihn dazu, auf eigene Faust zu ermitteln …

Leider kommt mir persönlich zu sehr der Stil einer Journalistin und Reisebuchautorin durch. Man erkennt das tatsächlich deutlich an den überaus detailreichen und ausführlichen Beschreibungen. So wird die reizvolle Landschaft – aber auch viele Speisen und andere Details – sehr genau beschrieben, aber dadurch schaltet mein Kopfkino einfach ab und ich verliere die Konzentration. Das lullt mich ein und macht mich müde. Das ist schade, denn so läuft ein für mich zu großer Teil ins Leere und es kommt keine rechte Spannung auf.

Einige der Szenen sind für mich auch etwas sehr unlogisch. So ist es schon mal sehr bemerkenswert, dass Simon immer wieder die Grenze der Legalität überschreitet, dabei aber nie in die Bredouille gerät. Seine Schlüsse sind immer total cool. Da er selbst sehr ruhig und gelassen, fast wie ein Langweiler erscheint, beißt sich das für mich doch öfter mal.

Die Figuren sind wunderbar unterschiedlich, doch konnte ich zu keiner eine enge Bindung aufbauen. Alle sind sie bis zuletzt einfach Passanten für mich geblieben, die ich zufällig beobachte, während ich gemütlich im Café sitze, die Sonne Italiens genieße und den lieben Gott einen guten Mann sein lasse. Will sagen: Mir ist das alles zu unaufgeregt und relaxed gewesen für einen Krimi.

Das zentrale Thema (ich möchte nicht spoilern, deshalb benenne ich es nicht) ist zwar recht aktuell, aber mir kam es hier so gewollt und gestelzt, so extrem pauschalisiert und klischeehaft vor. Nun ist dieses Buch der Auftakt einer neuen Reihe und ich bin nicht wirklich davon überzeugt, dass ich die Abenteuer des Deutsch-Italieners Simon Strasser und seiner quasi-Tochter weiter verfolgen möchte. Geschah auf weite Strecken sehr wenig, wurde alles am Ende für meinen Geschmack zu fix aufgelöst und Nicolas Gesinnungswandel erstaunt mich ebenfalls.

Insgesamt war dieser Krimi für mich eine unaufgeregte Lektüre, von der nicht viel nachhallt. So kann ich leider nur drei Sterne geben.

Frank Stöckle hat es absolut gut eingelesen, konnte das Ruder dennoch nicht herumreißen. Ich habe ihm sehr gerne zugehört und empfand auch seine Art, die einzelnen Charaktere darzustellen, als sehr angenehm und absolut gelungen. An ihm liegt es also nicht!

Veröffentlicht am 11.03.2019

Viel staubige Aktenarbeit, aber nicht unspannend

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Die forensische Psychiaterin Holly Wakefield hält normalerweise Vorlesungen. Doch dann wird sie als Profilerin eingesetzt und soll helfen, einen Serienmörder zu fassen. Als Neuling hat sie es mit den Kollegen ...

Die forensische Psychiaterin Holly Wakefield hält normalerweise Vorlesungen. Doch dann wird sie als Profilerin eingesetzt und soll helfen, einen Serienmörder zu fassen. Als Neuling hat sie es mit den Kollegen manchmal nicht leicht und wird gern belächelt. Doch Holly ist der Wahrheit auf der Spur und ahnt nicht, dass der Fall mehr mit ihr zu tun hat, als ihr lieb ist.

Leider verrät meiner Meinung nach der Klappentext schon ein bisschen zu viel vom Inhalt. Schwerer wiegt jedoch, dass unendlich viele Serientäter erwähnt und beschrieben werden, sodass man quasi als Leser bergeweise staubtrockene Akten wälzt. Hin und wieder reißt dann eine Wendung die Kuscheldecke auf, unter der man inzwischen sitzt, nur um dann sofort wieder gemächlich weiter zu dösen. Die Höhepunkte sind geschickt eingestreut, aber dann wird nicht darauf aufgebaut. Mich persönlich stört und nervt das ein bisschen.

Da sich Griffin mehr auf das psychologische Spielchen begibt, trieft das Buch nicht vor Blut. Es gibt auch grausige Momente, doch sind sie nicht inflationär gestreut. Das mag ich. Alles andere wirkt immer sehr billig.

Ein besonderer Punkt eröffnet sich dem Leser erst am Ende des Buches. Doch hier ist dann der Effekt riesig, dass man das hätte wissen müssen. Solche Momente liebe ich!

Der Stil ist sehr gemächlich, nicht reißerisch, schon fast ein Cosy Crime. Erst am Ende fährt Mark Griffin so richtig auf und der Show-Down ist wirklich großartig. Für mich allerdings reicht das leider nur für drei Sterne. Aber abwarten, was die weiteren Bände bringen werden. Es ist ja der Reihen-Auftakt.

Veröffentlicht am 14.10.2018

Konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen

Rachgier
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DCI Carol Jordan und Profiler Tony Hill arbeiten in der neuen Einheit ReMIT. Ihr erster Fall ist gleich ein besonders grausamer: Kathryn McCormick verbrennt in ihrem eigenen Auto bis zur Unkenntlichkeit. ...

DCI Carol Jordan und Profiler Tony Hill arbeiten in der neuen Einheit ReMIT. Ihr erster Fall ist gleich ein besonders grausamer: Kathryn McCormick verbrennt in ihrem eigenen Auto bis zur Unkenntlichkeit. Es stellt sich heraus, dass sie schon tot war, ehe sie verbrannte. Die einzige Spur ist ein geheimnisvoller Mann, den Kathryn erst kürzlich auf einer Hochzeit kennengelernt hatte. Doch diesen Mann kennt von den übrigen Gästen niemand. Carol und Tony ahnen Schreckliches. Dieser Verdacht bestätigt sich auch schon bald – eine weitere Frau verbrennt in ihrem Auto. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt …

Für mich ist das der erste Fall aus der Reihe. Ich fand dennoch recht schnell in die Geschichte rein. Es sind anfangs recht viele Personen, an die man sich gewöhnen muss, doch das klappte recht bald. Die vielfach angedeutete dramatische Vorgeschichte wird nirgendwo so recht erklärt, aber nun denn, das konnte ich auch noch verbuchen und damit leben. Die Wechsel zwischen den Perspektiven sind gut gemacht. Es ist reizvoll, wenn man den Part des Mörders aus dessen Sicht lesen kann. Hier war ich doch glatt öfter mal – so unpassend das sein mag – von den Ideen und Schachzügen des Täters beeindruckt. Die privaten Einblicke summierten sich insgesamt vielleicht etwas arg auf, doch der Strang um Torin und sein Problem war gut und spannend eingeflochten. Dass seine Pflegeeltern beide Frauen sind, ist wohl ein Punkt, der aktuell überall behandelt wird. Kaum ein Film oder Buch ohne ein homosexuelles Paar oder ähnliches. Stört mich nicht, wenn es – wie hier – gut gemacht ist. Es nutzt sich nur so langsam ein wenig ab. Da die Autorin selbst in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt, kann sie diese ohne Klischees darstellen. Der eigentliche Fall erhielt mit all den anderen Erzählsträngen allerdings teilweise zu wenig Raum, sodass ein wenig Spannung verloren ging.

Wirklich krass waren allerdings die letzten knapp 100 Seiten. Hier prasselt es dann nur so von Zufällen, glücklichen Einfällen, extremer Selbstüberschätzung und Dreistigkeit einiger Figuren und zum Schluss der Oberhammer einer Art Wendung, die ich weder gelungen, noch sinnvoll finde. Für den einen oder anderen mag das ein Knaller sein, für mich war es leider ein Schuss in den Ofen. Von Figuren, die über fast 500 Seiten auf gewisse Weise rational und recht kühl handeln erwartet man das nicht – das heißt aber noch lange nicht, dass diese Überraschung eine gute ist. Im Gegenteil – hier wirkt das absolut lächerlich.

Insgesamt habe ich das Gefühl, es wurden zu viele Themen angeschnitten, übertragen, mitgenommen und in dieses Buch gepackt. Zwangsläufig geht dabei einiges unter und das Buch verliert an Klasse.

Irgendwie bin ich erstaunt, wie dieses Buch das zehnte in einer Serie sein kann und so viele Fans der Serie existieren. Einzige Erklärung für mich ist, dass die Autorin bei diesem Buch stark schwächelt und alle anderen Bände um Welten besser sind. Für mich war das jedenfalls leider nur ein Krimi, kein Thriller. Und dieser kann von mir auch nur drei Sterne bekommen. Schade!

Veröffentlicht am 10.09.2018

Die kleinen und großen Tücken des Erwachsenendaseins

Immer schön die Ballons halten
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Henriette Liebling ist mit allem nicht so ganz zufrieden – Job, Beziehung, Wohnung, Freunde, dem ganzen Leben. Immer wieder grübelt sie so vor sich hin und kommt nie in die Puschen. Das Leben geht weiter ...

Henriette Liebling ist mit allem nicht so ganz zufrieden – Job, Beziehung, Wohnung, Freunde, dem ganzen Leben. Immer wieder grübelt sie so vor sich hin und kommt nie in die Puschen. Das Leben geht weiter und sie steht herum. Doch eines Tages geraten die Dinge ganz langsam in Bewegung …

Es ist immer nett, wenn ein Autor sein Werk selbst liest. Aber hier stört mich das enorm, denn Tobi Katze spricht eine Frau, eben Henriette Liebling. Das jedoch so typisch männlich, dass ich immer wieder darüber gestolpert bin. Außerdem kommt mir „Henriette“ eine Spur zu depressiv vor. Nicht, dass ich das Problem Depression nicht nachvollziehen könnte und auch weiß ich, dass Tobi Katze unter Depressionen leidet. Nur kommt mir hier zu viel davon rüber und zu wenig „Galgenhumor“ oder Ironie, zu wenig Motivation, zu wenig Selbsthilfe. Der Auftrieb kommt mir persönlich einfach deutlich zu spät – nämlich eigentlich erst ganz am Ende. Möglicherweise wäre das bei einer weiblichen Sprecherin anders transportiert worden. Aber ganz extrem stört mich, dass Tobi Katze die männlichen Parts gern so vorliest, als seien das Frauen und Henriette besonders tief und männlich. Das bringt mich total aus der Spur.

„Frag doch mal Dich, statt irgendwen.“ Eine wunderbare Aussage. Wie so vieles, das der Autor gekonnt anspricht. Ob es nun ist, unsinnigerweise Gegenstände mit Gefühlen zu belegen (an der roten, röchelnden Kaffeemaschine hängen) oder das Telefonat mit dem Verlag oder die Erlebnisse auf dem Arbeitsamt – ja, da wird deutlich gezeigt, wie unschön das Leben sein kann, wie gewisse Positionen ausgenutzt werden und wie auch mal Machtspielchen gespielt werden. Dass aber auch diese Momente irgendwann vorbei sind und/oder witzige Momente oder Aspekte haben, klingt nur ganz ganz leise an. Aber dass man aus Zitronen, die einem das Leben schenkt, nicht zwangsläufig Limonade machen muss, sondern sie auch verschenken und sich Orangen besorgen kann, das ist eine wunderbare Aussage.

Obwohl die verschwurbelten Satzkonstrukte wirklich klasse sind und ihren ganz eigenen Witz haben, steckt ganz viel Depression in diesem Hörbuch. Das zieht runter, das beschwert – dabei würden viele der wunderbaren Wortspiele sich genial dazu eignen, lauthals rauszulachen. Doch die Stimmung ist arg düster. Das ist schade.

Ein Hörbuch, das zwar nicht schlecht ist, aber einfach nicht in meine Bestenliste gehört. Mehr als „gut“ kann ich nicht geben, deshalb drei Sterne.