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Veröffentlicht am 15.09.2016

Dystopische Story um eine neue Virusmutation

Der Tote, der nicht sterben konnte
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Österreich in einer nicht allzu fernen, aber nicht genau datierten Zukunft. Ein neues Virus ist ausgebrochen. Es ist eine Mischung aus Vogelgrippevirus, Schweinegrippevirus und Kakerlakengrppevirus. Die ...

Österreich in einer nicht allzu fernen, aber nicht genau datierten Zukunft. Ein neues Virus ist ausgebrochen. Es ist eine Mischung aus Vogelgrippevirus, Schweinegrippevirus und Kakerlakengrppevirus. Die Folge: bei einem gewaltsamen Tod kann der Betroffene einfach nicht sterben! Schnell bricht Panik aus, es gibt massive Anfeindungen, Lager entstehen – das ganze Programm eben. Und Martin Heinz, der erste bekannte Fall, muss sich nun auf die Suche nach dem Tod persönlich machen und ihn dazu bewegen, seine Arbeit ordentlich zu machen. Dabei und während dessen dreht die Menschheit völlig durch …

Hermann Knapp hat hier eine glorreiche Idee anfangs sehr gut, dann aber immer weniger ausgearbeitet abgeliefert. Ein harter Zeitsprung wird erst im Laufe des Lesens bemerkbar, reißt mich persönlich dann auch völlig aus dem Lesefluss. Zudem habe ich ein großes Problem damit, dass in der direkten Anrede die Personalpronomen konstant klein geschrieben sind. Das verfremdet für mich die Sätze und ich muss sie zweimal lesen. Nicht gut.

Der Ansatz ist toll: eine witzige Kreation einer neuen Seuche, die das Leben völlig verändert. Doch so humorvoll das Buch startet, recht bald wird alles überdramatisiert und wandert ins Pathetische ab. Eine ganze Reihe aktueller Bezüge finden sich, die insgesamt dann einfach zu viel in ein einziges Buch hineinpacken. Die Grundidee war toll, nur leider ist dann alles ein wenig im Sande verlaufen und zu viel angeschnitten worden.

Mir gefiel am besten die Szene mit dem Tod. Das Gespräch ist sehr gut aufgebaut und dargestellt und die Argumente vom Tod kann ich absolut nachvollziehen. Dagegen kann ich mit den Charakterzügen einiger Protagonisten überhaupt nichts anfangen – besonders nicht das Verhalten von Martin Heinz‘ Familie.

Ein paar österreichische Begriffe brachten mich ins Stolpern – aber der Autor ist nun mal Österreicher, da muss man wohl mit solchen Wörtern rechnen.

Die „Lösung“ des „Problems“ fand ich dann schon sehr speziell und unwirklicher, als das Gespräch mit Gevatter Tod. Und das will ja schon was heißen.

Insgesamt war die Lektüre interessant, aber kein Highlight für mich. Deshalb bleiben insgesamt drei Sterne übrig.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Keine leichte Kost

Die Wahrheit sagen
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Der Autor erzählt in diesem Buch über seine Begegnung mit Bernhard Mares. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem Formánek selbst an der Klippe zum unbrauchbaren Alkoholiker steht. Er sieht Mares in ...

Der Autor erzählt in diesem Buch über seine Begegnung mit Bernhard Mares. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem Formánek selbst an der Klippe zum unbrauchbaren Alkoholiker steht. Er sieht Mares in eine Hütte auf der Müllkippe gehen und dort leben, die Müllkippe „aufräumen“ und wundert sich doch sehr. Formánek drängt sich Mares quasi schon fast auf. Die beiden spüren, dass sie einander auf gewisse Weise brauchen und so beginnt eine gemeinsame Zeit, die fast schon an Freundschaft grenzt. Mares fordert Formánek auf, seine Geschichte anzuhören und aufzuschreiben. Er will die Wahrheit sagen. Schonungslos.

Die Idee ist nicht schlecht – doch schnell merkt man, dass Wahrheit mal lustig, mal erschreckend, mal gut, mal schlecht sein kann. Die ganze Bandbreite von „Wahrheit“ prasselt auf den Leser nieder, ob der nun will oder nicht. Dabei wird Formánek (oder eigentlich Mares?) zwischendurch auch arg ordinär. Immer wieder geht es auch um Sex, der sicher nicht ganz so ausführlich hätte beschrieben werden müssen. Es geht um Krieg, um Hass, um Lieber – um das Leben in einer Zeit, die den Menschen nicht viele Chancen gelassen hat. Es geht auch darum, was solch ein Leben in solch einer Zeit für Folgen haben kann.

Die Kapitel sind oft kurz, diverse Einschübe von Formánek sind zudem noch kursiv gehalten. Das Buch ist also auf allen Ebenen vielschichtig und anders. Man liest es auch nicht einfach so hintereinander weg, dazu geht es zu tief. Man benötigt immer wieder Pausen, um das Gelesene verarbeiten zu können und mit dem Schrecklichen, das (nicht nur) Marek geschehen ist, umgehen zu können.

Mich hat das Buch sehr gefordert. Anfangs war es urkomisch, aber das Lachen ist mir sehr schnell vergangen. Zwar finden sich immer wieder witzige Stellen, doch grenzen die eher an Galgenhumor. Dafür gibt es aber auch philosophische Stellen in Mares‘ Ausführungen. Auch wenn es um eine Zeit geht, die längst vergangen ist, wirft diese noch immer Schatten auf unsere jetzige Zeit und auch uns, die wir damals noch gar nicht lebten.

Das Buch ist absolut beeindruckend, dennoch kann ich ihm nur drei Sterne geben. Vielleicht liegt es an der anderen Mentalität, aber Formánek und Mares konnten mich nicht so nahe an sich heranziehen, wie es hätte sein sollen. Trotzdem war dies ganz sicher keine verlorene Lesezeit.

Veröffentlicht am 27.11.2023

So schlecht, dass es fast schon wieder gut ist

Die Einladung
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Marla Lindberg kämpft mit ihrer Vergangenheit. Sie denkt, sie sollte auf das Klassentreffen gehen, um endlich ein paar Antworten zu finden. Doch was sie auf der Nebelhütte erlebt ist schlimmer, als alle ...

Marla Lindberg kämpft mit ihrer Vergangenheit. Sie denkt, sie sollte auf das Klassentreffen gehen, um endlich ein paar Antworten zu finden. Doch was sie auf der Nebelhütte erlebt ist schlimmer, als alle ihre Angstvorstellungen zusammen.

Der Plot folgt den Abläufen nicht chronologisch, sondern in diversen Zeitebenen. Die liegen relativ nahe beieinander, sodass man schnell durcheinanderkommt, wenn man nicht gut aufpasst. Da schon sehr früh Dinge geschehen, die erschreckend sind, wird man stark von den Kleinigkeiten abgelenkt, die zur Lösung führen. Das ist einerseits klug angelegt, insgesamt aber etwas arg drüber, so wie viele der genutzten Effekte. So wird beispielsweise so gut wie jedes Kapitel mit einem Cliffhanger beendet. Und da die Kapitel extrem kurz sind, hat es extrem viele Cliffhanger. Immerhin hat Fitzek auf 376 Seiten satte 84 Kapitel untergebracht, wodurch ein Kapitel im Schnitt auf unter fünf Seiten kommt!

Sicher findet das seine Fans, allerdings nervt mich persönlich der überstrapazierte Gebrauch davon stark. Auch kann ich mit den Protagonisten kaum etwas anfangen. Es gibt einige, die mich extrem nerven, ganz vorneweg Amadeus. Der soll ein Abiturient fünf Jahre nach dem Abschluss sein? Er verhält sich eher wie ein Pubertierender, im Verhalten genauso, wie im Reden. Es ist entsetzlich. Selbst Marla wächst mir nicht sehr ans Herz. Die Figur, die ich am meisten mochte, von der aber sehr wenig zu lesen war, war Marlas Großmutter.

Die Wendungen häufen sich, besonders ganz am Ende. Bei einer Komödie wäre das vielleicht noch amüsant, bei einem Psychothriller jedoch wirkt das schlicht billig und effektheischend. Die einzelnen Ideen für sich genommen sind gar nicht mal so übel, aber die Masse erzielt das gleiche Ergebnis, wie bei den Cliffhangern – man wird es leid. Für meinen Geschmack hat Fitzek hier einfach zu viele einzelne Themen angeschnitten, um einen runden Thriller zu erhalten.

Inzwischen mag ich Fitzeks humorige Bücher super gern, denn da funktionieren seine Lieblingstechniken richtig gut. Aber bei den Thrillern macht er sich mich nicht zu seinem Fan, mal wieder bin ich enttäuscht. Ich wundere mich immer wieder darüber, wie viele Bücher in wie vielen unterschiedlichen Qualitätsstufen dieser Autor zustande bringt.

Für Die Einladung kann ich leider nur zwei Sterne vergeben, weil für mich zu viel zu billig ist, die Logik stellenweise doch arg auf der Strecke bleibt und ich das Gefühl nicht loswerde, dass Fitzek hier eine ganze Menge Elemente aus den Filmen der 1950er/1960er Jahre entnommen und in die heutige Zeit angepasst hat. Hitchcock lässt grüßen, konnte es aber sehr viel besser. Schade! Dennoch – bis zum nächsten Fitzek, den ich mir genau deshalb einfach ansehen muss. Auch das ist eine Kunst und ich denke ständig an seine Idee mit Max Rhode und dessen Buch Die Blutschule. Man muss auch schlechte Bücher gut schreiben können. Dafür zolle ich ihm Respekt.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Keine neuen Erkenntnisse, Rezepte oder auch nur Ideen

Deine Küche kann nachhaltig!
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Dass wir umweltbewusster und damit eben nachhaltiger leben sollten, das ist gar keine Frage. Für mich wird es nur immer dann schwierig, wenn dies automatisch mit veganer Ernährung gleichgesetzt wird und ...

Dass wir umweltbewusster und damit eben nachhaltiger leben sollten, das ist gar keine Frage. Für mich wird es nur immer dann schwierig, wenn dies automatisch mit veganer Ernährung gleichgesetzt wird und so impliziert wird, dass Flexitarier nicht nachhaltig leben. Für mich muss es nicht täglich Fleisch geben, aber ganz darauf zu verzichten, halte ich für nicht ganz durchdacht oder richtig. Die Ersatzprodukte und Nahrungsergänzungsmittel will ich mir, meinem Körper und auch der Umwelt nicht antun. Das aber nur am Rande. Verena Hirsch hat an einer Stelle angemerkt, dass eine nachhaltige Ernährung vegane Ernährung (und andere Punkte) nicht voraussetzt, doch zielt der Rest des Buches stark darauf ab.

Zu Anfang erzählt uns die Autorin von ihrer Kindheit, dem Leben auf dem Bauernhof und wie sie zu der Frau wurde, die sie heute ist. Das ist nachvollziehbar, dennoch störe ich mich an der Behauptung, sie habe deshalb eine große Wertschätzung Lebensmittel gegenüber. Da behaupte ich doch glatt einfach mal, dass das reine Erziehungssache ist. Ganz gleich, ob man als Bauernhofkind aufwächst oder als Stadtkind! Zumindest mir wurde von klein auf beigebracht, dass man mit Essen nicht spielt und Lebensmittel wertvoll sind. Auch halte ich es für schwierig, alle importierten Lebensmittel zu vermeiden. Klar kann man statt Reis Goldhirse essen – ist aber dann doch eine völlig andere Sache. Umwelt schützen heißt für mich nämlich auch, dass man Länder, die vom Export abhängig sind, nicht die Lebensgrundlage komplett entziehen darf. Nachhaltigkeit ist manchmal nicht so einfach, wie das, was vor der Nase ist.

Auf weiten Strecken des Buches habe ich einfach nur gestaunt. Diese Tipps braucht die Welt? Ganz im Ernst? Wo waren diejenigen, die sie nicht vollkommen logisch finden und schon immer danach leben, denn die letzten 20 oder 30 Jahre? Dass Kunststoff nicht per se schlecht ist, man aber möglichst darauf verzichten kann, ist wohl der erstaunlichste Tipp in diesem Buch. Ich gebe zu, das war der Punkt, an dem es für das Buch und die Autorin sehr schwierig wurde, mich noch irgendwie zu überzeugen. Auch dass man angefangene Packungen in dicht verschließbare Gefäße umfüllt und diese beschriftet, um z.B. unterschiedliche Mehlsorten unterscheiden zu können, dürfte jetzt nicht die Erkenntnis schlechthin sein. Das machte meine Mutter schon so!

Wirklich neue Tipps sind in diese Buch leider nicht zu finden. Für manche mag es neu sein, Lebensmittel einzufrieren (und wie das geht), allerdings kenne ich niemanden, dem das nicht schon immer klar ist. Im günstigsten Falle könnte ich sagen, dass das Buch eine Zusammenstellung all der Dinge ist, die schon unsere Großmütter im Haushalt bzw. in der Küche beachtet haben. Doch wer bisher seine TK-Kräuter im Tütchen gekauft hat, wird auch jetzt keine frischen Kräuter haben, die er selbst tiefkühlt. Deshalb macht mich das Buch wirklich nicht glücklich, aber doch etwas ungehalten. Vor allem, weil ich mich frage, wie planlos hat man gekocht, wenn der Rest des Essens noch mal eine ganze neue Mahlzeit ergibt? Kann ich sie dann nicht einfach so, wie sie war, für zwei Tage nutzen? Wer hat so viele Spaghetti übrig, dass er am nächsten Tag genug Muffins daraus zaubern kann, dass sie für alle reichen? Wo war da dann die Nachhaltigkeit? Reste sind für mich Reste, kleine Mengen, nicht so viel, dass es eine ganze Mahlzeit ist.

Die Rezepte sind zum Teil richtig lecker, aber mit fairwerten hat das in meinen Augen wenig zu tun. Dazu benötigt man jedes Mal viel zu viele zusätzliche Zutaten. Es geht hier also nicht darum, aus echten Resten ein Essen zu machen, sondern Reste beim Kochen zusätzlich mit zu verwerten.

Schade. Ich bin wirklich entsetzt und enttäuscht. Mit viel gutem Willen kann ich gerade so eben zwei Sterne geben. Aber wenn man wirklich diese Tipps braucht, dann ist die Welt schon jetzt unrettbar verloren.

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Spannungslos

Nicht ein Wort zu viel
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Bücher gehören untrennbar zu Fajas Leben – beruflich und privat. Eine Nachricht über das Smartphone verändert ihr Leben: Ein Bekannter ist geknebelt und in Folie eingewickelt in einem seltsamen Raum, ein ...

Bücher gehören untrennbar zu Fajas Leben – beruflich und privat. Eine Nachricht über das Smartphone verändert ihr Leben: Ein Bekannter ist geknebelt und in Folie eingewickelt in einem seltsamen Raum, ein Schild um seinen Hals. Darauf wird Faja aufgefordert, eine Geschichte mit fünf Wörtern zu schreiben. Versagt sie, muss Claas sterben!

Die Story startet mit einem recht unsympathischen Autor in einer Lesung und da musste ich dann schon fast ein wenig grinsen, da ich – vermutlich ungerechtfertigt – einen bestimmten Autor vor Augen hatte. Sicher hat Winkelmann diesen nicht als Vorbild genommen (zumal der, den ich meine, von allen für ach so sympathisch gehalten wird und nur ich ihn nicht mag), dennoch hatte ich dieses Bild im Kopf.

Bei Simon und Jaro kam ich hin und wieder etwas durcheinander. Ich kann nur nicht sagen, ob es an der Beschreibung liegt, oder weil sich gern mal Längen auftaten und die Story auf der Stelle trat. Fest steht, dass ich anfangs zügig voran kam beim Lesen, das aber ab etwa der Mitte rückläufig wurde und ich immer länger für die einzelnen Kapitel benötigte.

Überhaupt sind die Figuren blass, allesamt irgendwie problembeladen und wirklich sympathisch wird mir bis zum Ende niemand. Apropos Ende – das war auch nicht so ganz mein Fall. Es war so überraschend, dass es schon sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt. Und so wirklich überzeugend ist das Motiv im Übrigen auch nicht. Mir gab es zu viele Zufälle, zu vieles, das nicht – oder zu spät – beachtet wurde, zu wenig Interesse der Zuständigen und zu viele Nebenschauplätze. Die Stimme, die Jaro immer wieder hört, ist insgesamt auch ein bisschen zu viel, zumal ihre Ursache dann doch zu vorhersehbar ist.

Der Plot bietet eigentlich alles, um den Leser vor Spannung ans Buch zu fesseln, aber leider gibt es zwar jede Menge Fragen und Rätsel, aber selbst ein Toter nach dem anderen lässt bei mir kein Gefühl der Spannung aufkommen.

Ach, Mensch, was soll man da schon sagen? Die Idee war echt super, aber irgendwo ist der Autor dann doch vom Weg abgekommen und hat mich mehr gelangweilt, denn unterhalten. Auch wenn ich damit gegen den Strom schwimme, kann ich leider nur zwei Sterne geben.

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