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Veröffentlicht am 22.06.2020

Singoalla

Das Antiquariat der Träume
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Johan Andersson trifft auf einer Fähre die Liebe seines Lebens. Ironie des Schicksals: Nach nur wenigen gemeinsamen, aber überaus glücklichen Tagen werden die beiden durch ein Schiffsunglück getrennt. ...

Johan Andersson trifft auf einer Fähre die Liebe seines Lebens. Ironie des Schicksals: Nach nur wenigen gemeinsamen, aber überaus glücklichen Tagen werden die beiden durch ein Schiffsunglück getrennt. Fortan ist nichts mehr, wie es war. Johan kündigt seinen Job in einem Verlag und eröffnet ein Antiquariat. Doch nicht nur das – ihm erscheinen auch Figuren aus Büchern, die er gelesen hat. Ganz klar, dass sein Umfeld seltsam darauf reagiert. Doch Johan kann Lina nicht vergessen und will sie mit Hilfe eben jener Figuren unbedingt wieder finden …

Das Buch besteht aus vier Abschnitten, die unterschiedlicher kaum sein könnten, aber wunderbar zusammenpassen. Selbst der Stil ändert sich jeweils, passend quasi zur Stimmung von Johan. Der Leser findet trotz aller märchenhafter Elemente unzählige Anspielungen auf das aktuelle Weltgeschehen und damit jede Menge Sozialkritik. Selbst wenn man sie nicht bewusst wahrnimmt, verändert sie den Leser, würde ich einfach mal behaupten. Denn diese Geschichte ist so völlig anders, so phantastisch und dennoch logisch, dass man sie im Herzen trägt und das allein schon verändert!

Es macht unheimlich viel Spaß, bei den Auftritten der Romanfiguren mitzuraten, wer bzw. aus welchem Buch die Figur nun ist. Besonders das Aufeinandertreffen zweier extrem unterschiedlicher Figuren liest sich enorm unterhaltsam und vermittelt fast schon das Gefühl, die beiden Autoren dieser „Originale“ hätten das so geplant, dass Lars Simon sie in einem Buch zusammenbringt. Das ist so witzig, wie auch philosophisch und bringt unseren Protagonisten ein ganzes Stück weiter.

Sehr schön finde ich auch, dass Johan, der Bücher liebt und belesen ist, immer mal wieder durchblicken lässt, dass hochgelobte Weltliteratur nicht unbedingt gut lesbar ist und es keine Schande ist, ein Buch abzubrechen oder gar nicht erst zu lesen. Ich finde, das musste wirklich unbedingt mal gesagt werden und dafür danke ich dem Autor auch aus tiefstem Herzen!

Ebenso kann sich jeder selbst überlegen, ob eine wenige Tage junge Beziehung es wert ist, über Jahre hinweg zu trauern und zu suchen. Für Johan ist es das. Und wer hat das Recht, über seine Entscheidung zu urteilen (aufgemerkt – noch eine Sozialkritik!)?

Wie die Geschichte sich dann entwickelt, was utopische Phantasie und was real aus denkbar ist, das lasse ich jeden selbst beurteilen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, besonders eben die stilistischen Elemente, die der Autor angewendet hat. Das Ende plus Epilog lassen die Story stimmig abschließen. Dennoch fehlt mir ein Fünkchen für die vollen fünf Sterne. Aber vier blitzblanke Sterne sind ja auch nicht zu verachten!

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Veröffentlicht am 22.06.2020

Macht auch als Paar oder Gruppe riesig Spaß!

Haus des Geldes - Das Escape-Buch zur Netflix Erfolgsserie
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Das große Format, das vermutlich vielen nicht gefallen wird, ist für mich geradezu perfekt. Da man bei einem Escape-Buch anders agiert, als bei einem herkömmlichen Buch, mag ich diese Größe sehr. Hier ...

Das große Format, das vermutlich vielen nicht gefallen wird, ist für mich geradezu perfekt. Da man bei einem Escape-Buch anders agiert, als bei einem herkömmlichen Buch, mag ich diese Größe sehr. Hier finde ich sie handlich!

Wer – wie ich – sein Buch nicht zerschneiden mag, kann die Hilfsmittel am Ende des Buches auch kopieren (oder scannen/ausdrucken). So geht auch nichts verloren und man kann das Buch mehrmals spielen. Das Ausschneiden und richtig auflegen gibt den mir bekannten Arten von Escape-Buch noch eine neue, unterhaltsame Variante. Ein wahrhaft interaktives Buch!

Die Kombination aus Buch-Text und Rätseln, um herauszufinden, auf welcher Seite es weitergeht, mit der NETFLIX-Serie ist sehr gelungen. Ein wenig Geduld und Ruhe sollte man aber schon mitbringen. Dies ist nichts, das in einer halben Stunde erledigt wäre (und genau das ist das Gute daran). Die Rätsel sind unterschiedlich schwer, aber alle lösbar. Und wenn man dann doch mal auf der Leitung steht, gibt es ab Seite 137 Hinweise. Helfen auch diese nicht, gibt es auf der jeweils auf die Tipps folgende Seite auch noch die Lösung. Aber mein Rat ist, einfach länger zu rätseln und zu probieren, denn sonst nimmt man sich einen Großteil des Spaßes selbst.

Spannung, Spiel und Spaß – dieses Escape-Buch ist quasi das Äquivalent zum Überraschungsei. Sogar mit Partner oder in geselliger Runde macht es Spaß. Ich bin super begeistert und gebe die vollen fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 20.06.2020

Eine geniale Spielesammlung für die ganze Familie

Der Boden ist Lava
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Ein solches Buch gehört einfach in jeden Bücherschrank einer jeden Familie! Spielen macht Spaß, nicht nur Kindern. Aber gerade Kinder möchten in vielen Situationen einfach beschäftigt werden. Das ist nicht ...

Ein solches Buch gehört einfach in jeden Bücherschrank einer jeden Familie! Spielen macht Spaß, nicht nur Kindern. Aber gerade Kinder möchten in vielen Situationen einfach beschäftigt werden. Das ist nicht nur bei langen Autofahrten so. Auch beim Schlange-Stehen oder im Wartezimmer helfen diese Spiele super, genau wie an langweiligen Regentagen. Alles ist besser, als vor dem Fernseher oder dem Computer zu sitzen oder am Handy zu spielen. Und in dieser Sammlung alter und neuer Spiele findet sich erstaunlich vieles, das Groß und Klein Spaß macht. Nicht wenig davon ist noch dazu lehrreich und schult die unterschiedlichsten Fähigkeiten.

Die Spiele sind in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Zu jede gibt es die Angaben, für wie viele Spieler, welcher Schwierigkeitsgrad und wie lange eine Runde geht. In zehn unterschiedlichen Kategorien von „Im Stau“ über „Party!“ bis zu „Entspannt Euch!“ gibt es jeweils zehn Spielideen mit Anleitung und Beispiel (wo nötig). Bis diese einhundert Spiele durchgespielt sind, vergeht einige Zeit und so schnell wird da keines langweilig! Als Bonus gibt es im Anhang noch „Schnellstarter“, die helfen, das Spiel in Gang zu bekommen (oder zu halten), wenn einem die Ideen ausgehen. In einem unübersehbaren Kreissymbol sind Schlagwörter vermerkt, die anzeigen, was die Hauptmerkmale des jeweiligen Spieles sind.

Die Erklärungen sind gut verständlich. Man muss sich nicht stundenlang einlesen, um die Spiele zu verstehen. Hin und wieder gibt es kleine Illustrationen. Ein paar Fotos wären auch ganz nett gewesen, aber das wäre nun echt meckern auf hohem Niveau. Gibt es etwas, das mich am Buch stört? Nicht wirklich! Dass mir persönlich nicht alle Spiele gleich gut gefallen, ist keinen Sterneabzug wert. Niemand wird alle diese Spiele toll finden. Aber bei einhundert Spielen fällt das wirklich nicht ins Gewicht. Kleiner Tipp: mit unterschiedlich farbigen Pagemarkern kann man prima markieren, welche Spiele man schon gespielt hat, welche toll sind, welche bald mal gespielt werden sollten und welche man nicht noch mal spielen möchte.

Für mich ein Buch, das Eltern und Kindern nicht nur Spiele zeigt, sondern auch hilft, selbst Spiele zu erfinden. Ich find’s klasse: Fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 20.06.2020

Wer andern eine Grube gräbt ...

Kilometer 123
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Ester verzweifelt fast, weil sie keine Antwort von Giulio auf ihre SMS bekommt. Sie ist seine Geliebte und muss sich etwas einfallen lassen, wenn sie mit seiner Frau spricht. Sie findet heraus, dass der ...

Ester verzweifelt fast, weil sie keine Antwort von Giulio auf ihre SMS bekommt. Sie ist seine Geliebte und muss sich etwas einfallen lassen, wenn sie mit seiner Frau spricht. Sie findet heraus, dass der reiche Bauunternehmer einen schweren Unfall hatte und in einem Krankenhaus liegt. Über einen hilfreichen Pfleger kann sie mit Giulio Nachrichten austauschen. Als dann herauskommt, dass der Unfall wohl absichtlich herbeigeführt wurde, wird das Kommissariat eingeschaltet. Ein schwindelerregendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt …!

Herrlich! Wunderbar! Spannend! Aber auch super witzig! Ich habe noch nie eine Story in dieser Art gehört oder gelesen und ja, anfangs hat man so seine Schwierigkeiten damit, weil es keine Beschreibungen gibt, die dem Leser helfen, das Kopfkino anzuwerfen. Alles ist in der direkten Rede gehalten und das hatte ich so vorher noch nie erlebt! Grandios schafft es Andrea Camilleri, ein Szenario aufzuzeichnen, quasi komplett ohne Kulisse, rein von den Tatsachen her, die sich aus Gesprächen ergeben. Umwerfend!

Anfangs dachte ich ja noch, dass einige der Figuren einfach nur zu naiv sind und es fast schon verdient haben, einen Streich gespielt zu bekommen. Rache wird eben am besten kalt serviert. Doch dann stellte sich nach und nach heraus, dass alles noch viel besser und verzwickter läuft. Der Punkt, an dem man sehr gut ahnt, was gespielt wird, kommt relativ schnell, dennoch wird man nicht gelangweilt, denn Camilleri hat die eine oder andere Extra-Überraschung in der Tasche! Er nimmt wunderbar Beziehungen und „Fremdgänger“ aufs Korn, rechnet kaltblütig, aber humorvoll mit allen ab, die meinen, schlauer als der Rest der Welt zu sein, und setzt dem Ganzen dann noch eine Kirsche auf die Sahnehaube, indem er auch das Polizeiwesen abwatscht.

Was ist „Kilometer 123“ nun also? Eine Liebeskomödie? Ein Krimi? Eine Satire? Keine Ahnung! Alles und nichts! Auf alle Fälle ist es gelungen, unterhaltsam und unsagbar erfrischend! Von mir bekommt die Story die vollen fünf Sterne! Wenn man bedenkt, dass dies das letzte Werk des Autors ist und weiß, er starb am 17. Juli 2019 im Alter von 93 Jahren, zollt man der Story noch mehr Respekt. Ich habe den Autor leider erst jetzt entdeckt, werde aber mit Sicherheit noch mehr von ihm lesen. Er hat immerhin mehr als 100 Bücher verfasst.

Es brauchte ganze 28 Sprecher für die Umsetzung als Hörbuch. Ich gestehe, ich habe nicht alle 28 heraushören können und auch nicht alle unterscheiden können. Eine Sprecherin hat ihren Job auch leider absolut stümperhaft gemacht. Es klingt sehr nach Schul-Lesen. Hölzern und künstlich. Doch alle anderen Sprecher und Sprecherinnen fand ich mindestens gut, die meisten sogar sehr gut! Keine der 150 Hörminuten war langweilig oder uninteressant. Ich bin begeistert!

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Veröffentlicht am 17.06.2020

Raabs Ideen hauen um

Helga räumt auf
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Jetzt, da Walter weg ist, versucht Hanni Huber, einfach nur ihre Ruhe zu genießen. Und was ist? Der Grubmüller versaut ihr die schöne Aussicht mit einem Maisfeld. So nicht mit Hanni! Doch bevor sie richtig ...

Jetzt, da Walter weg ist, versucht Hanni Huber, einfach nur ihre Ruhe zu genießen. Und was ist? Der Grubmüller versaut ihr die schöne Aussicht mit einem Maisfeld. So nicht mit Hanni! Doch bevor sie richtig loslegen kann, überschlagen sich die Ereignisse. Der alte Grubmüller ertrinkt in seiner eigenen Jauchegrube. Das scheint für manche gar ein Glücksfall zu sein, doch als dann immer mehr seltsame Todesfälle eintreten, muss Hanni doch in ihrer unnachahmlichen Art nachforschen …

Den Stil des Buches muss man mögen – und da ich „Walter muss weg“ schon gelesen habe, bin ich wohl leichter in das Geschehen gekommen. Stellenweise ist es sehr amüsant, aber diese Art zu schreiben strengt den Leser auch sehr an. So ein klein bisschen „königlich bayerisches Amtsgericht“ kommt da durch, und dafür bin ja selbst ich schon ein wenig zu jung.

Man hat das Gefühl, alles läuft in Spiralen ab. Jeder und jede aus dem Dorf hat ein Geheimnis, hat eine Art von Wut, Zorn, Hass oder ähnlich negativen Gefühlen und Gedanken. Die kleine Amelie ist das einzig Sonnige im ganzen Buch! Und so war das auch im ersten Band. Sie ist schlau, gewitzt, wickelt alles und jeden um den Finger – und ich denke, sie ist die heimliche Hauptfigur, sowohl im Buch, als auch in Glaubenthal!

Das Buch steckt bis obenhin voller Anspielungen. Auf alles und jedes. Auch auf die Eigenheiten und Eigenarten eines jeden Nachbarn um uns im realen Leben herum. Auch auf Politik und Macht jeder Art. Auf die Liebe und das Leben. Es steckt den Finger in so ziemlich jede erreichbare Wunde. Weil das aber so extrem viel ist, kann man es nicht greifen und Raab sich die Hände in Unschuld waschen. Genial, oder? Sozialkritik ohne jede Konsequenz!

Skurril, schwarzhumorig, ironisch, sarkastisch, gallig, böse, gemein, hinterhältig – das Buch lässt sich eindeutig in die weniger netten Ecken stecken. Sämtliche Dorfhonoratioren, ob selbsternannt oder dazu gemacht, bekommen ihr Fett weg. Auf was oder wen man das nun als Leser überträgt, ist natürlich nicht die Schuld des Autors! Ich bitt‘ Sie!

Raab führt seinen Stil konsequent weiter. Das ist in sich stimmig und richtig. Vielleicht habe ich das Buch deshalb auch schneller und leichter lesen können – ich wusste ja, was auf mich wartet. Dass sich die Leute aus dem Dorf nicht urplötzlich in lauter Sonnenscheinchens verwandelt haben, ist ja auch logisch.
Ich hätte mir hier mehr von Amelie gewünscht. Die ging in der zweiten Hälfte recht unter. Der Titel ist vielleicht auch ein bisschen unglücklich gewählt. Aber die „Pirouette“ am Ende ist genial gelungen! Das ist schon keine Wendung mehr, sondern ein Großereignis!

So ganz gewonnen hat mich Raab noch immer nicht, aber vier Sterne gebe ich ihm gerne. Man muss, wie gesagt, eben diesen Stil mögen und bereit sein, den Autor die Richtung und das Tempo bestimmen zu lassen.

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