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Morlin

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2023

Unglaublich und doch möglich

Institut für gute Mütter
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Frida, Mutter einer kleinen Tochter und geschieden, teilt sich das Sorgerecht mit ihrem Ex-Mann. Die letzten Tage hat Frida extremst schlecht und nur wenig geschlafen. Auf Grund dieser Übermüdung und dem ...

Frida, Mutter einer kleinen Tochter und geschieden, teilt sich das Sorgerecht mit ihrem Ex-Mann. Die letzten Tage hat Frida extremst schlecht und nur wenig geschlafen. Auf Grund dieser Übermüdung und dem Druck der Arbeit, begeht sie einen schwerwiegenden Fehler. Sie lässt ihre Tochter allein zu Hause, um Unterlagen von ihrer Arbeitsstelle abzuholen. Und sie dehnt die „Pause“ zusätzlich noch aus, denn Frida ist mit der Gesamtsituation sichtlich überfordert.

Doch anstatt Frida wirklich zu helfen, wird sie in das gerade neu geschaffene Institut für gute Mütter gesteckt. Innerhalb eines Jahres soll sie dort lernen, eine gute Mutter zu werden. Denn nur dann darf sie wieder Kontakt zu ihrer Tochter haben.

Die Gründe, warum Frauen in diesem Institut landen, sind vielfältig. Neben tatsächlicher Vernachlässigung können es auch Kleinigkeiten sein, wie z.B. dass die Wohnung nicht ausreichend kindersicher war.

Was diesen Frauen in dem Institut widerfährt und wie sie dort quasi umerzogen werden, ist unglaublich. Und leider doch möglich. Das hat mich am meisten erschreckt.

Ein Institut für gute Väter gibt es im Übrigen auch. In diesem Sinne gibt es sogar „Gleichberechtigung“.

Es war auf jeden Fall eine lehrreiche Lektüre, da man selber überlegt und reflektiert, was denn eine „gute“ Mutter ausmacht.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Stilistisch und erzählerisch großartig

Die spürst du nicht
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Schon nach ein paar Seiten hatte ich das Gefühl, in einem Kino zu sitzen. Ich konnte mir es so gut vorstellen – man sieht die Figuren auf der sonnenbeschienenen Terrasse in der Toskana sitzen und aus dem ...

Schon nach ein paar Seiten hatte ich das Gefühl, in einem Kino zu sitzen. Ich konnte mir es so gut vorstellen – man sieht die Figuren auf der sonnenbeschienenen Terrasse in der Toskana sitzen und aus dem Off kommt eine sonore Erzählstimme, die die Erwachsenen und Kinder der Urlaubsgemeinschaft vorstellt. Und das meine ich nicht negativ. Mir hat das extrem gut gefallen. Insgesamt fand ich den Roman stilistisch ungewöhnlich und großartig.

Und auch inhaltlich hat mich der Autor mit seiner Geschichte gepackt und überzeugt. Den Umgang der Medien, der Gesellschaft und der einzelnen Beteiligten mit der Situation fand ich absolut nachvollziehbar.

Der Roman führt einem vor Augen, dass in unserer Gesellschaft Menschen leben, die „man nicht spürt“. Menschen „unter unserer Wahrnehmung, unter unserem Interesse“. Und doch ist es wichtig, dass diese Menschen ihre Geschichte erzählen können und wir Ihnen zuhören und sie wahrnehmen. Und dieses Buch ist ein kleiner Beitrag dazu. Daher einen großen Dank an den Autor, der mich wieder wachgerüttelt hat.

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Veröffentlicht am 03.03.2023

Ich habe mich hier wiedergefunden

Anti-Girlboss
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Vorweg möchte ich sagen, dass ich mich in diesem Buch sehr wiedergefunden habe. Und es hat mir so was von gut getan, dass ich mit meiner Einstellung und Lebenssicht anscheinend nicht alleine bin.

Zudem ...

Vorweg möchte ich sagen, dass ich mich in diesem Buch sehr wiedergefunden habe. Und es hat mir so was von gut getan, dass ich mit meiner Einstellung und Lebenssicht anscheinend nicht alleine bin.

Zudem war es für mich sehr ungewöhnlich, dass ich mich an ein Sachbuch herangewagt habe. Wobei ich denke, dass es kein typisches Sachbuch an sich ist, sondern eher ein Lebens-/Erfahrungsbericht, welcher mit entsprechendem Fachwissen zur Materie untermauert wurde. Und damit handelt es sich (zum Glück) nicht um eine hochwissenschaftliche Arbeit. Entsprechend gut lesbar war das Buch.

Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass Menschen mit anderen Sichtweisen und anderer Lebenseinstellung mit diesem Buch so gar nichts anfangen können. Meiner Meinung nach ist die Autorin mit diesem Buch auch nicht angetreten, um aus Workaholics Menschen mit einer ausgeglichenen Work-Life-Balance zu machen.

Hier wird einfach dargestellt, dass man auch ohne völlige Selbstaufgabe und mit einem gesunden Maß an Leistungsbereitschaft ein gutes und auch gesellschaftlich wertvolles Leben führt.

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Veröffentlicht am 31.12.2022

Ein überraschendes Highlight

Ginsterhöhe
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Die Rückkehr von Albert Lintermann in sein kleines Heimatdorf in der Eifel ist für ihn wahrlich nicht einfach. Zwar hat er den ersten Weltkrieg überlebt, aber mit extremensten Gesichtsverletzungen. Nicht ...

Die Rückkehr von Albert Lintermann in sein kleines Heimatdorf in der Eifel ist für ihn wahrlich nicht einfach. Zwar hat er den ersten Weltkrieg überlebt, aber mit extremensten Gesichtsverletzungen. Nicht jeder kommt damit zurecht, so dass Albert viele Zurückweisungen ertragen muss.

Wir begleiten Albert von 1919 bis in die späten 40er Jahre und die Autorin hat mir ihn und alle anderen Menschen des Dorfes richtig nahe gebracht. Ich habe mitgelitten und mich mitgefreut. Es war eine emotionale Reise.

Auch die historischen Beschreibungen fand ich sehr gut in die Geschichte eingeflochten und ich habe wieder einiges Neues erfahren.

Besonders macht die Geschichte auch, dass es den Ort Wollseifen wirklich gibt und dieses eine ganz besondere Schicksal ereilt hat. Darauf geht die Autorin auch im Nachwort gesondert ein.

Zwischen den Kapiteln gibt es immer wieder Tagebucheinträge des ortsansässigen Lehrers, der darin auch oft auf das Weltgeschehen eingeht. Das fand ich ganz besonders interessant.

Für mich war das Buch ein überraschendes Highlight zum Jahresende. Und der im Sommer 2023 erscheinende neue Roman von Anna-Maria Caspari steht schon auf meiner Wunschliste.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Ein großartiges Buch, in dem Geschichte lebendig wird

Die Sehnsucht nach Licht
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Kati Naumann hat mich bereits mit ihren beiden letzten Büchern begeistert, so dass ich sehr gespannt war, welches Thema sie dieses Mal wählen wird. Beim Lesen des Klappentextes war ich dann etwas ernüchtert, ...

Kati Naumann hat mich bereits mit ihren beiden letzten Büchern begeistert, so dass ich sehr gespannt war, welches Thema sie dieses Mal wählen wird. Beim Lesen des Klappentextes war ich dann etwas ernüchtert, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass mich Bergbau interessieren wird.

Aber die Autorin kann einfach grandios schreiben. Schon nach den ersten Seiten hatte sie mich. Von wegen, dass der Bergbau ein langweiliges Thema sein würde. Die geschichtlichen Aspekte waren so spannend und lebendig beschrieben, dass ich mit mitten drin wähnte. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich mir mein Ipad geschnappt habe, um mich noch weiter in das Thema einzulesen, Dokumentationen zu suchen oder mir einfach Bilder dazu anzusehen.

Mir war z.B. überhaupt nicht klar, dass in der ehemaligen DDR Uran abgebaut wurde. Und was für Auswirkungen das auf die Menschen und das Land hatte.

Darüber hinaus fand ich den Aufbau des Romans wieder klasse. Das hin und her springen zwischen der heutigen Zeit und der Vergangenheit lässt einen nur so durch die Seiten fliegen.

Zwischenzeitlich musste ich mich regelrecht bremsen, denn ein so tolles Buch soll einen doch möglichst lange begleiten. Und am Ende konnte ich mich nur schweren Herzens von der Familie Steiner trennen.

Der nächste Roman von Kati Naumann wird auf jeden Fall wieder bei mir einziehen. Und „Die Sehnsucht nach Licht“ war ein absolutes Highlight, volle fünf Sterne.

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